Ist der Umgang der Politiker, der Ämter und der Medien mit den "Hartz IV"-Empfängern eigentlich noch mit der Menschenwürde und den Menschenrechten vereinbar, die doch jedem Menschen ohne Rücksicht auf soziale Herkunft etc. zustehen?ALG II-Empfänger werden in der Öffentlichkeit direkt und indirekt dargestellt als schwarzarbeitende Sozialschmarotzer, die gerne und mit voller Absicht arbeitslos sind, die ihre Kinder, die sie nur wegen des Kindergeldes produzieren, vernachlässigen, um sich lieber Alkohol und Zigaretten zu kaufen, die unmäßig und verantwortungslos Mietnebenkosten verursachen, den ganzen Tag dumm, fett und faul vor dem Fernseher hocken und auf Staatskosten in Saus und Braus (in sogen. "spätrömischer Dekadenz") leben. Sie gelten als verachtenswerte, lebensunfähige Loser, die quasi ganz allein die Schuld am desolaten Staatshaushalt tragen. [...]
Es gibt Vorschläge, ihnen die Heizkosten zu streichen, sie in 25-qm-Wohnungen zu sperren, sie mit Gutscheinen zu entmündigen, ihnen das Sorgerecht zu entziehen, sie zu Kochkurse zu zwingen (!), wenn ihre Kinder zu dick sind. Es wird darüber gestritten, ob einem Arbeitslosen ein neuer PC gehören darf oder ob sein Kind von 2,50 Euro am Tag satt werden kann, und ob diesem Kind Sportverein und Musikunterricht überhaupt zustehen, da es ja sowieso als bildungsfern gilt. Oder ob ein Sozialhilfeempfänger auch mal mit Freunden ausgehen darf. Oder wieviel Zähne er im Mund haben muss und ob er bei Krankheit wirklich jedes Medikament braucht.
Ich finde ja immer noch, dass Politiker erstmal ihre Diäten wieder senken dürfen, und wenn sie schon dabei sind, ihre Rentenbezüge gleich mit. Damit würde auch einiges an Geld wieder in die Kassen kommen.
Zitat von: Philomel am 03 August 2010, 18:51:26Ich finde ja immer noch, dass Politiker erstmal ihre Diäten wieder senken dürfen, und wenn sie schon dabei sind, ihre Rentenbezüge gleich mit. Damit würde auch einiges an Geld wieder in die Kassen kommen. Ja, aber wieso sollten sie? Der Deutsche meckert zwar nur- nimmt es dann aber hin.Warum die Regierung sich gegen gesetzlich festgelegte Mindestlöhne sträubt? Weil die Macht das Geld hat- und dieses hat nunmal die Wirtschaft . Nur ne Vermutung...
Strigoi: falls es dir aufgefallen ist, galt ein Großteil der geäußerten Systemkritik der Tatsache, dass selbst Vollzeit arbeitende Menschen unter dem staatlich errechneten Existenzminimum leben. Keiner sagte: mehr Geld für Hartz IV-Empfänger, sondern: nicht noch weniger. Denn es ist wirklich ein Minimum.
Der Geringverdiener, aber auch der Durchschnittsverdiener, der sich trotz dieser Tatsache selbständig auch seine Grundansprüche wie Bett, Kleiderschrank, Klamotten, Strom finanzieren muss hat eben Pech- was arbeitet er auch für die paar Kröten.
Dazu passt doch diese wunderbare, neue Studie (http://www.freie-publizistin.de/studie.pdf) laut der ein junger Mann hierzulande problemlos von 160€ im Monat leben kann. Wenn ich mir deren Berechnungen ansehe, wird mir schwindelig.
Wenn ich schon im Videotext lese: "Mit diesen Tricks 50% mehr Arbeitslosen/ Wohngeld!" Das Ausbeuten/ Austricken des Staates- Oh, das sind ja wir alle- ist noch immer schick.
Zitat von: Strigoi_69 am 03 August 2010, 19:28:36Wenn ich schon im Videotext lese: "Mit diesen Tricks 50% mehr Arbeitslosen/ Wohngeld!" Das Ausbeuten/ Austricken des Staates- Oh, das sind ja wir alle- ist noch immer schick.Da bist du aber reingefallen: diese Tricks dienen mit 5,99-Euro-pro-Minute-Faxabrufen etc. nur dem Abzocken der Arbeitslosen selbst...
Alle Leute, die sich über die "spätrömische Dekadenz" der Hartz IV-Empfänger aufregen, dürfen gern mal ein-zwei Monate mit diesen angeblich so hohen Sätzen leben. Darüber sollten sie mal eine Doku drehen.
Warum sich die Regierung weiterhin gegen gesetzlich festgelegte Mindestlöhne sträubt, ist mir ein Rätsel.
Wenn ich schon im Videotext lese: "Mit diesen Tricks 50% mehr Arbeitslosen/ Wohngeld!" Das Ausbeuten/ Austricken des Staates- Oh, das sind ja wir alle- ist noch immer schick. Und ja, es gibt auch sehr viele Schwarzarbeiter- diese verdienen insgesamt besser als so manche Vollzeitkraft.
Ich bin nicht für die Abschaffung des Sozialstaates, aber für gemeinnützige Arbeit der Leute, die fit und gesund sind. Schließlich leben sie vom Geld der Allgemeinheit, da erwarte ich eine Gegenleistung. Ich finde die strengeren Regeln gut- man bedenke, in anderen Ländern bekommt man NIX.
Wenn unser Schuldenberg noch weiter wächst- und das tut er-
können wir uns soviel soziales Gutmenschentum sowieso nicht mehr leisten.