Schwarzes Hamburg

  • 22 Dezember 2024, 23:10:00
  • Willkommen Gast
Bitte logg dich ein oder registriere dich.

Einloggen mit Benutzername, Passwort und Sitzungslänge
Erweiterte Suche  

Autor Thema: ALG II: Menschenwürde und Gerechtigkeit  (Gelesen 91115 mal)

l3xi

  • Regelmäßiger Poster
  • **
  • Beiträge: 791
Re: ALG II: Menschenwürde und Gerechtigkeit
« Antwort #15 am: 04 August 2010, 09:40:56 »

doppelpost
Gespeichert

l3xi

  • Regelmäßiger Poster
  • **
  • Beiträge: 791
Re: ALG II: Menschenwürde und Gerechtigkeit
« Antwort #16 am: 04 August 2010, 09:45:25 »

eindeutig zu früh heute -.-"
« Letzte Änderung: 04 August 2010, 09:50:57 von l3xi »
Gespeichert

CubistVowel

  • > 2500 Posts
  • ****
  • Beiträge: 3175
  • The thing on the doorstep
Re: ALG II: Menschenwürde und Gerechtigkeit
« Antwort #17 am: 04 August 2010, 09:45:53 »

Das sind alles Ablenkungsmanöver, um andere Dinge, die sich im Lande bewegen, zu verheimlichen und das Volk gegeneinander auszuspielen.  ;)

Also unrecht hast du nicht...Hier ist z. B. ein Interview mit dem Soziologen Michael Hartmann, in dem er genau das behauptet:

"Das heißt, dass dieser sehr kleine Teil der Bevölkerung, der nahezu ein Viertel des gesamten Vermögens in Händen hält, fast 150 Milliarden dazugewonnen hat. Darüber wird nicht geredet; dabei wäre es doch nahe liegend zu fragen, ob nicht sie ihren Anteil leisten müssten. Schließlich hat die staatliche Rettung der Banken vor allem ihr Geld gesichert.

Frage: Danach müsste die Masse der Steuerzahler fragen.

Hartmann: Das zu verhindern ist der Sinn all dieser Äußerungen. Die Mittelschichten sollen glauben, mit denen oben in einem Boot zu sitzen. Sloterdijk weitete seinen Begriff der Leistungsträger von Interview zu Interview mehr aus, selbst Westerwelle spricht inzwischen von der Krankenschwester, die man in Schutz nehmen müsse gegen die Hartz-IV-Empfänger, die von ihren Steuern lebten. Es gibt einen massiven Versuch, die Fronten so zu ziehen. Und er scheint zu funktionieren. "



Ich finde es durchaus plausibel, dass gewisse Teile der Gesellschaft (die "Oberschicht" oder deren Sprecher) von ihren eigenen Privilegien ablenken wollen, indem sie ganz bewusst suggerieren, die unterste Schicht würde viel mehr bevorzugt als die oberste, würde also viel mehr vom Staat profitieren als die Reichen. Also im Sinne von: Die eigentlichen Abzocker des Staates sitzen nicht in den glitzernden Türmen über Frankfurt und in Chateaus in den Schweizer Bergen, sondern in den Sozialwohnungen von Kirchdorf-Süd und Mümmelmannsberg.

Genauso leuchtet es mir ein, dass angestrebt wird, dass sich möglichst viele Menschen der Mittel- und Unterschicht mit den Reichen solidarisieren sollen. Deswegen wird den arbeitenden Menschen weis gemacht, der ALG-II-Empfänger bekäme ohne Arbeit genau so viel Geld wie sie. Das schürt Angst, Hass und Neid auf Menschen, die sich ohne Lobby und Einfluss nicht wehren können.

Ich gebe Messie (und sogar Herrn Westerwelle!!) recht, dass es nicht sein dürfte, dass in Vollzeit arbeitende Menschen von ihrem Lohn nicht leben können. Aber die Tatsache, dass sie das oft nicht können, ist nicht die Schuld der Arbeitslosen, sondern die der Politiker, die sich vehement gegen den Mindestlohn wehren, und der Arbeitgeber, die freudig die Löhne senken und dem neuen Arbeitsvertrag gleich den Antrag auf Aufstockung beilegen.


@ Strigoi: Nein, du bist mir nicht zu nahe getreten. :) Ich wollte auch nicht jammern, aber momentan sieht es eben nicht so besonders toll aus. Mir geht es vor allem um den Umgang mit Menschen, die es sowieso schon schwer haben. Ich ärgere mich auch, wenn irgend so ein Asi gepflegt den Mittelfinger hebt. Leider ist sowas sehr öffentlichkeitswirksam, und dieser Asi bringt dafür 20 "anständige" Arbeitslose in Verruf.

Für mich sitzen allerdings die echten Asozialen immer noch ganz oben in den Bankentürmen und den Mercedes-Limousinen Richtung Schweiz.

Edit: Rechtschreibung *g*
« Letzte Änderung: 04 August 2010, 09:51:09 von CubistVowel »
Gespeichert
"Maybe this world is another planet's hell." (Aldous Huxley)

Strigoi_69

  • Regelmäßiger Poster
  • **
  • Beiträge: 419
  • ..
Re: ALG II: Menschenwürde und Gerechtigkeit
« Antwort #18 am: 04 August 2010, 10:06:07 »

Der Grundgedanke hinter Diäten ist jener, dass die Abgeordneten nicht darauf angewiesen sein sollen, neben ihrer Tätigkeit noch auf anderem Weg Geld verdienen müssen. Diäten senken wäre also der falsche Weg.
Sicherlich sollen sie mit diesem Geld auskommen und nebenbei nicht noch kellnern müssen- aber reichen da nicht auch 2000 Euro netto? Wieso sollen sie so viel mehr verdienen? Wofür? Volksnah sollen sie sein- da ist es doch nur nützlich, wenn sie auch so leben? Nur so könnten sie einschätzen, wie lange bei diesen Lebenshaltungskosten die Kohle reicht. Wieso zahlen die nix in die Rentenkasse und leben auch nach ihrer Tätigkeit noch sehr, sehr gut? Selbst wenn sie Mist bauen..

Schwarzarbeit ist unmoralisch und schadet der Allgemeinheit. Habe auch nicht geschrieben, dass der Schwarzarbeiter schuld an den derzeitigen Löhnen ist. Aber, Moment, spart der Arbeitgeber dadurch nicht eine Menge und nimmt daher hohe Strafen in Kauf? Hmm...

Deutschland ist schon komisch, wieso ist es selbstverständlich, fürs Nichtstun ausgehalten zu werden? Die meisten Amis haben 2 oder 3 Jobs (die können sich keine Arbeitslosigkeit leisten) und auch bei uns zeichnet dies sich leider langsam ab. Ich rede nicht von kranken oder alten Menschen. Mal überlegt, dass noch so gute Ideen auch bezahlt werden müssen?  Abgesehen davon, für Überlegungen sind unsere hochbezahlten Politiker da- ich gab lediglich meinen Senf dazu und habe nicht wirklich vor, noch mehr Zeit zu investieren. ;)    


Menschenwürde, da gucke ich lieber zu den Nationen, die von den reichen Ländern ausgebeutet werden und den Müll, Elektroschrott dafür von der Wegwerfgesellschaft zurückbekommen.  Aber- dies ist ein anderes Thema,

Viel Vergnügen noch  ;D  
Gespeichert
Manchmal frage ich mich schon, warum ich nicht merke, dass ich hauptsächlich von Idioten umgeben bin...

Achtung: Zuviele Ausrufungszeichen können unter Umständen aggressiv wirken!!!!!!!!!!!!!!!

l3xi

  • Regelmäßiger Poster
  • **
  • Beiträge: 791
Re: ALG II: Menschenwürde und Gerechtigkeit
« Antwort #19 am: 04 August 2010, 10:26:32 »

Der Grundgedanke hinter Diäten ist jener, dass die Abgeordneten nicht darauf angewiesen sein sollen, neben ihrer Tätigkeit noch auf anderem Weg Geld verdienen müssen. Diäten senken wäre also der falsche Weg.
Sicherlich sollen sie mit diesem Geld auskommen und nebenbei nicht noch kellnern müssen- aber reichen da nicht auch 2000 Euro netto? Wieso sollen sie so viel mehr verdienen? Wofür? Volksnah sollen sie sein- da ist es doch nur nützlich, wenn sie auch so leben? Nur so könnten sie einschätzen, wie lange bei diesen Lebenshaltungskosten die Kohle reicht. Wieso zahlen die nix in die Rentenkasse und leben auch nach ihrer Tätigkeit noch sehr, sehr gut? Selbst wenn sie Mist bauen..
Das es bei der Diätenverteilung Handlungsbedarf besteht, will ich ja gar nicht bestreiten. Wichtig ist aber, sich von dem Gedanken zu verabschieden, "nur" eine Senkung der Diäten würde Besserung versprechen.
Schwarzarbeit ist unmoralisch und schadet der Allgemeinheit. Habe auch nicht geschrieben, dass der Schwarzarbeiter schuld an den derzeitigen Löhnen ist. Aber, Moment, spart der Arbeitgeber dadurch nicht eine Menge und nimmt daher hohe Strafen in Kauf? Hmm...
Anstatt Arbeitslose zu kontrollieren, die vllt. keinen Anspruch auf Leistungen haben - aus welchen Gründen auch immer - wäre es wesentlich sinnvoller, Unternehmen gescheit zu prüfen. Aber ist halt einfacher, bei den Schwachen anzusetzen. :(
Deutschland ist schon komisch, wieso ist es selbstverständlich, fürs Nichtstun ausgehalten zu werden? Die meisten Amis haben 2 oder 3 Jobs (die können sich keine Arbeitslosigkeit leisten) und auch bei uns zeichnet dies sich leider langsam ab. Ich rede nicht von kranken oder alten Menschen.
Nur weil es die Amis machen müssen, weil deren soziale Absicherung für den Allerwertesten ist, heißt es noch lange nicht, dass es ein erstrebenswertes Ziel ist oder unser System auch gegen die Wand gefahren werden darf.
Mal überlegt, dass noch so gute Ideen auch bezahlt werden müssen?
+
Irgendwann ist auch dafür nix mehr da, da ja unser Land überaltert und die Arbeitskraft abnimmt, wir uns noch mehr verschulden... Bin kein Wirtschaftsexperte- aber die Zukunft macht mir Angst.
Jajaja...lustig, dass immer wieder die Demographie-Keule rausgeholt wird. Weil Hochrechnungen auf 20-50 Jahre ja sooo viel Aussagekraft haben. ::) Soll ja auch geburtenschwache Jahrgänge geben, oder Kriege, oder Epidemien...lässt sich ja alles so wunderbar vorhersagen, nicht wahr?
 Abgesehen davon, für Überlegungen sind unsere hochbezahlten Politiker da- ich gab lediglich meinen Senf dazu und habe nicht wirklich vor, noch mehr Zeit zu investieren. ;)    
Dumm nur, dass die zunehmend nicht mehr selbst denken, sondern riesige Firmen das übernehmen und so sich bestimmte Lobbygruppen ihre Gesetze teilweise selbst schreiben können. Das ist viel schlimmer, als ne Hand voll alte Leute, die wir im Jahr mehr haben.
Menschenwürde, da gucke ich lieber zu den Nationen, die von den reichen Ländern ausgebeutet werden und den Müll, Elektroschrott dafür von der Wegwerfgesellschaft zurückbekommen.  Aber- dies ist ein anderes Thema,
Nur weil es da beschissen läuft, muss ich nicht die eigenen Probleme runterspielen. Deutschland hat ein massives Problem der Kinderarmut. Die Tafeln werden auch immer stärker frequentiert. Das beste dabei ist ja sogar noch, dass das gefeiert wird. Der Staat wird kaputt geschrumpft, kann seine Führsorgepflicht nicht mehr gescheit erfüllen, die Tafeln müssen einspringen und das ganze wird auch noch gelobt, weil sich ja die Bevölkerung engagiert.
Gespeichert

CubistVowel

  • > 2500 Posts
  • ****
  • Beiträge: 3175
  • The thing on the doorstep
Re: ALG II: Menschenwürde und Gerechtigkeit
« Antwort #20 am: 04 August 2010, 11:03:50 »

Was diese Gutscheinidee angeht: so schlecht finde ich das nicht. [...]

Ich finde Gutscheine für Sport und Musik bei Kindern etc. unangebracht. Erstens, weil vorausgesetzt wird, dass die Eltern das Geld nicht in irgendeiner Form den Kindern zukommen lassen, zweitens wegen des zu erwartenden bürokratischen Mehraufwands. Für mich ist das eine Art der Bevormundung und Herabwürdigung. Auch wenn Armut im Prinzip kein Grund für Stigmatisierung und Diskriminierung sein sollte - sie ist es in Wirklichkeit eben leider doch. Den Kindern, die Gutscheine abgeben müssen, ist es bestimmt nicht angenehm, wenn alle gleich wissen, dass sie arm sind.

Dazu kommt, wie erwähnt, die Bürokratie. Möglicherweise wollen nicht alle Musiklehrer, Schulen und Vereine Gutscheine annehmen. Dann muss man wieder neue Gesetze schaffen, oder den Kindern bleiben dann bestimmte Bildungsangebote vorbehalten. Also alles wie gehabt. Und womöglich wollen die Ämter dann noch mitreden, welche Sportart/welches Instrument für H4-Empfänger angebracht ist, vorstellbar ist das auf jeden Fall. Also hieße es dann wahrscheinlich: Fußball und Gitarre ja, Kendo und Harfe nein...

Aber am schlimmsten finde ich Gutscheine für Lebensmittel, das habe ich vor mir an der Kasse be L!dl schon miterleben müssen (ich nehme an, es waren Asylanten.) Da hat die Kassiererin tatsächlich angefangen, einen oder zwei Gegenstände auszusortieren, es war beschämend...

Dazu auch der Sprecher des Erwerbslosen-Forums Deutschland.



Zitat
Dumm nur, dass die [Politiker] zunehmend nicht mehr selbst denken, sondern riesige Firmen das übernehmen und so sich bestimmte Lobbygruppen ihre Gesetze teilweise selbst schreiben können.

Fast alle großen Branchen sogar, würde ich sagen. Banken, Kfz-Industrie, Anwälte, Steuerberater, Pharmaindustrie, Energiekonzerne, Nahrungsmittelindustrie... Zudem gehören viele der Abgeordneten etc. sowieso haupt- und/oder nebenberuflich in eine dieser Sparten, also ist die Gesetzgebung natürlich auch entsprechend. Die sägen doch nicht am eigenen Ast...Ärgerlich finde ich die bevölkerungsverarschende Rechtfertigung: Wenn es der Industrie gut geht, geht es auch der Bevölkerung gut. Das war früher vielleicht mal so. Heutzutage ist diese Behauptung angesichts weltumspannender Konzerne und Minilöhnen ein schlechter Witz.

Gespeichert
"Maybe this world is another planet's hell." (Aldous Huxley)

l3xi

  • Regelmäßiger Poster
  • **
  • Beiträge: 791
Re: ALG II: Menschenwürde und Gerechtigkeit
« Antwort #21 am: 04 August 2010, 12:04:48 »

[...]Ich bin nicht für die Abschaffung des Sozialstaates, aber für gemeinnützige Arbeit der Leute, die fit und gesund sind. Schließlich leben sie vom Geld der Allgemeinheit, da erwarte ich eine Gegenleistung.[...]
Dazu ist mir noch folgendes eingefallen:

(http://www.spiegelfechter.com/img/kraft_q_2.jpg)
Quelle: Spiegelfechter.com
Gespeichert

Astuzia infernale

  • > 10.000 Posts
  • ******
  • Beiträge: 10918
  • Frau Fauna
Re: ALG II: Menschenwürde und Gerechtigkeit
« Antwort #22 am: 04 August 2010, 12:41:12 »

Ich hab den unteren Teil gar nicht wahrgenommen (kein Scherz) und dachte es sei ein Bild aus der NS-Zeit...  :o :o
Gespeichert
Ich benutze tendenziell beinahe etwas zu viele Füllwörter.

"Ihre postmortale Befriedigung ist einfach noch nicht erreicht." (Mein ehemaliger Deutsch LK-Lehrer)

Svendra

  • > 1000 Posts
  • ***
  • Beiträge: 1196
  • Viva la dolce vita
Re: ALG II: Menschenwürde und Gerechtigkeit
« Antwort #23 am: 04 August 2010, 12:46:33 »

Nein, wirklich?  ::) 

Und wenn du uns einen ganz großen Gefallen tun willst, dann google mal nach Stichworten wie "Fotomontage", "Mash-up" oder "Plakat-Remix". Wahlweise auch "Satire". Danke.
Gespeichert

tyrannus

  • > 5000 Posts
  • *****
  • Beiträge: 7234
  • tiefenentspannt
Re: ALG II: Menschenwürde und Gerechtigkeit
« Antwort #24 am: 04 August 2010, 13:34:14 »

Das sind alles Ablenkungsmanöver, um andere Dinge, die sich im Lande bewegen, zu verheimlichen und das Volk gegeneinander auszuspielen.  ;)

Also unrecht hast du nicht...Hier ist z. B. ein Interview mit dem Soziologen Michael Hartmann, in dem er genau das behauptet:

"Das heißt, dass dieser sehr kleine Teil der Bevölkerung, der nahezu ein Viertel des gesamten Vermögens in Händen hält, fast 150 Milliarden dazugewonnen hat. Darüber wird nicht geredet; dabei wäre es doch nahe liegend zu fragen, ob nicht sie ihren Anteil leisten müssten. Schließlich hat die staatliche Rettung der Banken vor allem ihr Geld gesichert.

Frage: Danach müsste die Masse der Steuerzahler fragen.

Hartmann: Das zu verhindern ist der Sinn all dieser Äußerungen. Die Mittelschichten sollen glauben, mit denen oben in einem Boot zu sitzen. Sloterdijk weitete seinen Begriff der Leistungsträger von Interview zu Interview mehr aus, selbst Westerwelle spricht inzwischen von der Krankenschwester, die man in Schutz nehmen müsse gegen die Hartz-IV-Empfänger, die von ihren Steuern lebten. Es gibt einen massiven Versuch, die Fronten so zu ziehen. Und er scheint zu funktionieren. "



Ich finde es durchaus plausibel, dass gewisse Teile der Gesellschaft (die "Oberschicht" oder deren Sprecher) von ihren eigenen Privilegien ablenken wollen, indem sie ganz bewusst suggerieren, die unterste Schicht würde viel mehr bevorzugt als die oberste, würde also viel mehr vom Staat profitieren als die Reichen. Also im Sinne von: Die eigentlichen Abzocker des Staates sitzen nicht in den glitzernden Türmen über Frankfurt und in Chateaus in den Schweizer Bergen, sondern in den Sozialwohnungen von Kirchdorf-Süd und Mümmelmannsberg.
Nicht nur, dass gewisse Medien gerne Personen zu Wort kommen lassen, welche diese Art von Ablenkung verbreiten, bzw. selbst der Meinung anhängen und daher gerne auf die entsprechenden PR-Abteilungen zurückgreifen (s. fast aktuell: http://www.nachdenkseiten.de/?p=5907), nein, hinzu kommen die ganzen tollen Lebenserzählungen über die Entkernung und Sanierung von "Messiewohnungen", 14 jährige Chantals mit 2 Kindern und Langzeitarbeitslosen, die besoffen preisgeben, dass sie keine Lust haben zu arbeiten. Manch eine Talkshow schafft es sogar einen dieser Arbeitsverweigerer in die Sendung zu bekommen, man müssen da viele von rumlaufen. Der elitäre Zuschauer erkennt natürlich sofort, dass alle Hartz IV Empfänger so sind und steigt entspechend in die Diskussion ein.  ;)  ;)  ;)

Diese Diskussion lohnt insgesamt überhaupt nicht. Man wird die Gutgläubigen nicht überzeugen, die Idee irgendeines unwichten Sommerlochüberbrückungsbeauftrageten aus der Politik dafür aber bekannt machen, auch wenn man dagegen argumentiert. Außerdem sind die Gutscheine eh alte Kamellen: http://www.tagesspiegel.de/politik/deutschland/merkel-gegen-gutscheine-fuer-hartz-iv-empfaenger/1637078.html  ::)
Gespeichert
Ich bin nur von Trockennasenaffen umgeben.

colourize

  • Gallery Admin
  • > 5000 Posts
  • *
  • Beiträge: 6921
  • Rock this Town!
Re: ALG II: Menschenwürde und Gerechtigkeit
« Antwort #25 am: 04 August 2010, 13:52:18 »

Interessant finde ich vor allem, dass gegen die Erhöhung der SGB II-Regelsätze seitens konservativer Politiker keineswegs ins Feld geführt wird, dass die bisherigen Sätze okay seien und ein menschenwürdiges Leben ermöglichten, sondern vielmehr, dass eine Anpassung der sozialen Transferleistungen den Einkommensunterschied zwischen durch Arbeit erwirtschaftetem Einkommen und den SGB II Sätzen marginal werden ließe.

Das Argument finde ich ja geradezu großartig. Man muss sich mal klarmachen, was das eigentlich heißt:

a) Die Erkenntnis, dass mit Hartz IV kein menschenwürdiges Leben in Deutschland fristen kann, ist auch in Kreisen konservativer Politiker angekommen
b) Viele Menschen erwirtschaften, obwohl sie Vollzeit arbeiten, einen regelrechten Hungerlohn, der kaum oberhalb der Armutsgrenze liegt
c) Um zu verhindern, dass Menschen, die von ihrem Arbeitslohn kaum überleben können, ihre beschissen entlohnte Arbeit aufgeben und lieber SGB II beziehen, müssen die SGB II Sätze unterhalb der Armutsgrenze gehalten werden.

Was ist dies bitte für ein asoziales Menschenbild, das hinter dieser Argumentation steckt?! Anstatt sich für eine Lohnerhöhung der Geringverdiener einzusetzen und einen gesetzlichen Mindestlohn in allen Branchen politisch durchzusetzen, schlagen dieser bierwänstigen Tantiemenkassierer tatsächlich vor, dass es doch lieber mehr Armut in Deutschland geben sollte!

Wenn man sich dazu noch vor Augen hält, wie lax viele Finanzämter mit Steuerhinterziehung durch Millionäre umgehen, wodurch den Sozialkassen jedes Jahr einige Milliarden durch die Lappen gehen, kann man wirklich nur kotzen.
Gespeichert

snakepit

  • > 1000 Posts
  • ***
  • Beiträge: 1786
Re: ALG II: Menschenwürde und Gerechtigkeit
« Antwort #26 am: 04 August 2010, 15:45:42 »

Mir fällt zu diesem Thema einfach nichts Positives ein, da ich selbst von der "Krankheit" Hartz4 einige Zeit betroffen und damit wirklich mal ganz unten war....Zum Schluss musste ich mir das Essen von der Tafel holen und private Insolvenz beantragen!

Jetzt hab ich zwar seit gut 3 Jahren nen festen Vollzeit-Job, also irgendwie nochmal die Kurve gekriegt (allerdings musste ich dafür meine Heimat, Freunde und Verwandte verlassen und hause nun in nem Dreckloch auf der tollen Veddel)  -  auf nen "grünen Zweig" komme ich dank Hungerlohn + Insolvenz  trotzdem nicht...
Zudem hat mich die Arbeitslosigkeit dermaßen geschröpft und auch mental kleingemacht, dass ich daran heut noch zu knabbern habe...und dies wird wohl auch noch ne gewisse Zeit so bleiben....

Eigentlich fast ein kleines Wunder, dass ich es überhaupt noch da rausgeschafft habe.....Ich hatte die Hoffnung nach 2 Ausbildungen, diversen ABMs, Zeitverträgen, Nebenjobs und unzähligen Bewerbungen eigentlich schon aufgegeben....
Geholfen hat mir die Arge dabei jedenfalls nicht. Den Job hab ich mir selbst beschafft und dafür viel auf mich genommen.....Immerhin wurde mir der Umzug (knapp 1000€) gezahlt....Rücklagen hatte bzw. habe ich selbstverfreilich keine!

Jetzt habe ich wenns hoch kommt nur 100€ mehr als jemand der Hartz4 bezieht, aber es fühlt sich einfach besser an, sein Geld selbst zu verdienen!!!! Ich bin wirklich froh, nicht mehr dieser Willkür ausgeliefert und vom A-Amt abhängig zu sein!!!


p.s.: das ist jetzt doch persönlicher geworden, als ich es eigentlich wollte. Aber zwangsläufig, wenn ich darüber nachdenke, kommen Erinnerungen hoch!
« Letzte Änderung: 04 August 2010, 16:04:44 von snakepit »
Gespeichert

CubistVowel

  • > 2500 Posts
  • ****
  • Beiträge: 3175
  • The thing on the doorstep
Re: ALG II: Menschenwürde und Gerechtigkeit
« Antwort #27 am: 04 August 2010, 18:10:00 »

p.s.: das ist jetzt doch persönlicher geworden, als ich es eigentlich wollte. Aber zwangsläufig, wenn ich darüber nachdenke, kommen Erinnerungen hoch!
Bei mir ist es auch viel persönlicher geworden als geplant, aber das Thema Gerechtigkeit in Deutschland ist für mich einfach ein Dauerärgernis. Und ich habe es sogar noch relativ gut, da ich - wie gesagt - den Druck vom Amt nicht habe. Und zum Glück auch (noch) keine Schulden. Und ich kann z. B. auch froh sein, dass ich bisher keinen Handwerker gebraucht habe; da sind ein, zwei Monatsbudgets schnell weg.


Zitat
c) Um zu verhindern, dass Menschen, die von ihrem Arbeitslohn kaum überleben können, ihre beschissen entlohnte Arbeit aufgeben und lieber SGB II beziehen, müssen die SGB II Sätze unterhalb der Armutsgrenze gehalten werden.
Das nennen sie dann heuchlerisch "Anreize schaffen" - wenn ich das schon immer höre :P


Mag ja sein, dass im Moment Sommerloch ist, aber dieses "asoziale Menschenbild" (colourize) zieht sich schon viel länger durch die Gesellschaft... Ich habe neulich jemanden sagen hören, "ALG-II-Empfänger sind die neuen Juden". Bitte nicht gleich Godwin schreien, er meinte nur, jetzt sind sie der neue Sündenbock und Prügelknabe der Nation. Wir reden hier von ca. einem Zehntel der Bevölkerung, und da sind die Aufstocker (glaube ich) noch gar nicht mitgezählt. Man müsste sich nur mal klar darüber werden, was für eine politische Macht das eigentlich wäre...


Gespeichert
"Maybe this world is another planet's hell." (Aldous Huxley)

messie

  • > 10.000 Posts
  • ******
  • Beiträge: 15377
  • hrhrhr
Re: ALG II: Menschenwürde und Gerechtigkeit
« Antwort #28 am: 05 August 2010, 11:18:58 »

Zitat
Wir reden hier von ca. einem Zehntel der Bevölkerung, und da sind die Aufstocker (glaube ich) noch gar nicht mitgezählt. Man müsste sich nur mal klar darüber werden, was für eine politische Macht das eigentlich wäre...

... wäre sie, würde sie mit einer Stimme sprechen, und wäre diese Gruppe nicht doch sehr heterogen.

Ich kenne das Phänomen von Studierenden her: Mal gesetzt den Fall, Studenten würden allesamt für ein ganzes Semester streiken und ein halbes Jahr lang auf die Barrikaden gehen, dann würden sie mit Sicherheit mehr erreichen, als sie es momentan tun.
Das aber scheitert daran, dass es zu viele unterschiedliche Interessen gibt: Es gibt genug Studierende, die dieses halbe Jahr niemals nie "verlieren" möchten und deswegen eher auf die Barrikaden gehen, wenn die Unis dichtgemacht werden würden seitens der Streikenden!
Das habe ich selbst erlebt. Und da ging es grade mal um einen Streik für zwei Tage ...

HartzIV ist auch nicht gleich HartzIV: Da gibt es jene wie dich, die durch chronische Krankheiten arbeitsunfähig werden und damit zum ALGII-Fall werden, da gibt es aber auch ehemalige Immigranten, die kein Wort Deutsch können, für ihr sechstes Kind aber dennoch diesen Kinderzuschuss neben HartzIV haben wollen, oder tatsächlich den arbeitslosen Schmarotzer, der sagt "wieso? Geld kassieren und schwarz was dazuverdienen hin und wieder ist doch geil, für mich muss hier nichts geändert werden!"
Es gibt die ehemaligen Studierenden, die sofort HartzIV-Empfänger sind und das eh als vorübergehenden Zustand ansehen und sich deswegen genauso wie obige genannten Studierenden verhalten würden, es gibt den 58jährigen entlassenen Arbeiter, der keinen Ärger mehr haben möchte und die Zeit bis zur Rente einfach nur aussitzen will.
Dann gibt es wiederum die Hochmotivierten, denen die derzeitige Situation mächtig stinkt, weil sie kein Praktikum länger als 2 Wochen genehmigungslos machen dürfen und auf die Barrikaden gehen, oder jene, die sich ehrenamtlich engagieren und es untragbar finden, dass dies nicht in irgend einer Form seitens des Staates honoriert wird.
Und, und, und ...

Da mit einer Stimme zu sprechen und damit sich die Lobby heranzuziehen, die notwendig wäre, um wirklich aufzubegehren, gleicht der Quadratur des Kreises.


Ansonsten brachte es colourize sehr schön auf den Punkt: Es ist schon perfide, dass man das Problem "zu kleiner Abstand zwischen Niedriglöhnen von Arbeitenden zu Geldern für die Arbeitslosen" momentan so gelöst werden soll, dass man nicht die Ausbeutungslöhne anhebt, sondern dafür sorgen möchte, dass man die Gelder für die Arbeitslosen gerne unters Existenzminimum drücken möchte, und das rein nur deswegen, damit sich die Ausgebeuteten nicht mehr ganz so ausgebeutet fühlen, bzw. Arbeitslose dazu motiviert werden, Jobs anzunehmen, in denen ihre Arbeitskraft hoffnungslos ausgebeutet wird.

Wie sonst soll man sich erklären, dass es überhaupt Aufstocker gibt. Vom Arbeitgeber nicht mal das Existenzminimum zu erhalten, obwohl man sich 40 Stunden die Woche für ihn krumm macht, ist nun wirklich pervers.
Gespeichert
Nichts ist kostenlos im Leben - außer der Tod, und nicht mal der, denn der kostet dich das Leben.

Eisbär

  • > 10.000 Posts
  • ******
  • Beiträge: 11836
  • Moin!
    • Schwarzes-Stade
Re: ALG II: Menschenwürde und Gerechtigkeit
« Antwort #29 am: 05 August 2010, 13:09:44 »

Wie sonst soll man sich erklären, dass es überhaupt Aufstocker gibt. Vom Arbeitgeber nicht mal das Existenzminimum zu erhalten, obwohl man sich 40 Stunden die Woche für ihn krumm macht, ist nun wirklich pervers.
Ich bin ja kein Jurist, aber ich behaupte mal, daß Arbeitsverträge zu Vollzeitjobs, die eine Entlohnung vorsehen, die das Existenzminimum des Arbeitnehmers nicht gewährleisten, sittenwidrig sind.
Gespeichert
2024- No F*cking Bands Festival XIII

Donnerstag, 15. bis Sonntag 18. August 2024

Infos: www.nofuba.de