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[danny]

Ich würd ja gerne mal wissen, welche "Klassiker der Weltliteratur" ihr so wirklich gerne gelesen habt

"the picture of dorian gray" von oscar wilde finde ich immer wieder faszinierend. wahrscheinlich weil die grundidee des buches einfach ungewöhlich und skurril ist.
genauso mag ich aus den gleichen gründen so ziemlich alles von franz kafka (den liest ja eigentlich kaum einer freiwillig...).
früher fand ich "der untertan" von heinrich mann ganz furchtbar, weil ich das buch in einer unglaublich kurzen zeit bei einer unglaublich doofen lehrerin für eine unglaublich schwere klausur in der unglaublich sinnlosen oberstufe lesen musste.
10 jahre später habe ich mich nochmal dran gewagt und fand es einfach großartig und empfehle es jedem!

(Trau mich jez nich, dafür n eigenen thread zu eröffnen.    )

ich sagte schon einmal: wir brauchen MEHR bücherthreads!

[nightnurse]

"Der Untertan" erzählt einem unheimlich viel über Deutschland vor 100 Jahren, das find ich auch toll.

"Vanity Fair" von W.M. Thackeray, verschiedenes von Charles Dickens (Oliver Twist und Bleak House, z.B.) und Emile Zola (da arbeite ich mich noch durch), "Moll Flanders" von Daniel Defoe, die Canterbury-Tales von Chaucer, und den Simplicissimus und die Courage von Grimmelshausen.
Haben gemeinsam, dass man einen Eindruck bekommt, wie früher gelebt wurde - in den unteren Etagen der Gesellschaft, und zwar von Leuten, die wenigstens zeitlich "dabei waren" und wussten, wovon sie reden (historisierende Romane find ich ganz furchtbar).

[Kaffeebohne]

Ich würd ja gerne mal wissen, welche "Klassiker der Weltliteratur" ihr so wirklich gerne gelesen habt (oder lest) und unbedingt empfehlen würdet - und (ihr ahnt es schon): was euch daran so gefällt, beeindruckt ... ?

Das meiste, wozu man mich in der Schule verdonnert hatte, hat keinen Eindruck hinterlassen. Das hab ich gelesen, weil ich mußte. Wirklich gern mochte ich Faust. Das Thema gefiel mir, und ich hab es gern gelesen. Im Französischunterricht haben wir "Germinal" von Zola gelesen. Das hat mir auch gefallen. Das ist irgendwie das einzige, was mir im Gedächtnis hängen blieb.

Und eine Kurzgeschichte von Wolfgang Borchert namens "Nachts schlafen die Ratten doch". Sie erzählt von einer Begegnung eines Mannes und eines kleinen Jungen während des Zweiten Weltkriegs. Das hat mir gefallen, weil mich das Thema schon während der Schulzeit interessiert hat, und weil die Geschichte in meinen Augen gut geschrieben ist.

[voll pöse]

(Trau mich jez nich, dafür n eigenen thread zu eröffnen.    )

ich sagte schon einmal: wir brauchen MEHR bücherthreads!

Dem schließe ich mich an, fände so einen Thread auch gut!

[Kallisti]

(Trau mich jez nich, dafür n eigenen thread zu eröffnen.    )

ich sagte schon einmal: wir brauchen MEHR bücherthreads!

Dem schließe ich mich an, fände so einen Thread auch gut!

Macht ihr den bitte mal auf - ich lass das lieber (krieg sonst doch wieder bestimmt Schelte  ). 

[CubistVowel]

Klassiker (und so), die mir gut gefallen haben:

- natürlich Steinbeck, besonders "Früchte des Zorns" und "Von Mäusen und Menschen"
- James Baldwin: "Giovannis Zimmer"
- vieles von Hans Fallada, besonders "Wer einmal aus dem Blechnapf frisst" und "Kleiner Mann, was nun?"
- Thomas Mann: "Buddenbrooks"
- Wolfgang Borchert: alles
- Lessing: "Nathan der Weise"
- Victor Hugo: "Die Elenden"
- Vicki Baum: "Cahuchu" (Die Geschichte des Kautschuks über mehrere Jahrhunderte anhand einzelner Personen/Familien)
- die Kurzgeschichten von Mark Twain, H. P. Lovecraft, Algernon Blackwood, S. Lem
- die "Ein Mensch..."-Gedichte von Eugen Roth (zeitlos wahr)
- vieles von Doris Lessing, insbesondere "Das Tagebuch der Jane Somers", "Memoiren einer Überlebenden" und "Das fünfte Kind"
- Ehm Welk: "Die Heiden von Kummerow"
- George Orwell: "Farm der Tiere" und "1984"
- E. T. A. Hoffmann: "Die Lebensansichten des Katers Murr"
- Strugatzki: "Picknick am Wegesrand"
- L.-G. Buchheim: "Das Boot"
...

[Multivac]

- Strugatzki: "Picknick am Wegesrand"

da hab ich mich beim lesen immer fast zu tode gegruselt 

[Simia]

Ernst Jüngers Drogenerfahrungen müssen doch noch warten, auch Feldenkrais' eigentlich sehr interessante Sicht auf das Leben im allgemeinen und die Definition von Zielen und ihre Erreichung (mit der richtigen (Körper-)Haltung und Bewegung, wie sollte es auch anders sein) hab ich zugunsten eines anderen Werks erstmal zur Seite gelegt.

Ich hab jetzt nämlich Umberto Eco am Wickel. "Der Friedhof in Prag" liest sich die ersten Seiten über schon sehr gut, ich habe auf alle Fälle Lust weiterzulesen. Die Geschichte spielt im ausgehenden 19. Jhd. und berührt wohl die Freimaurer-Verschwörer-Geheimdienst-Thematik, in der Dan Brown auch gerne fischt, aber nicht ganz so reißerisch und mit deutlich mehr Tiefe. Der Roman wurde bei einer Buchvorstellung als stellenweise schwer lesbar bezeichnet, was vermutlich daran liegt, dass Eco sich in langen Beschreibungen ergeht, aktuell z.B. schmeißt der Protagonist mit Vorurteilen gegenüber Franzosen, Juden und Deutschen (und wen er noch so alles hasst) um sich. Aber ich hab "Gegen den Strich" von Huysmans auch gerne gelesen, ich kann das ab. 

Mehr zu gegebener Zeit ...

[Multivac]

au ja, wurde mir mehrfach wärmstens empfohlen, war schwer vom namen der rose und dem focaultschen pendel begeistert... hast du eigentlich mal die insel des vorigne tages von ihm gelesen ? da kam ich über seite 40/50 irgendwie nicht hinweg...   

[Kenaz]

Ich hab jetzt nämlich Umberto Eco am Wickel. [...] Die Geschichte spielt im ausgehenden 19. Jhd. und berührt wohl die Freimaurer-Verschwörer-Geheimdienst-Thematik, in der Dan Brown auch gerne fischt, aber nicht ganz so reißerisch und mit deutlich mehr Tiefe. Der Roman wurde bei einer Buchvorstellung als stellenweise schwer lesbar bezeichnet, was vermutlich daran liegt, dass Eco sich in langen Beschreibungen ergeht, aktuell z.B. schmeißt der Protagonist mit Vorurteilen gegenüber Franzosen, Juden und Deutschen (und wen er noch so alles hasst) um sich. Aber ich hab "Gegen den Strich" von Huysmans auch gerne gelesen, ich kann das ab. 

- Klingt klasse und "Gegen den Strich" hab' ich geliebt! Dass Eco mit der ganzen Verschörungsnummer recht gut kann, hat er ja schon mit dem Foucault'schen Pendel unter Beweis gestellt - Dan Brown da in einem Atemzug zu nennen, finde ich allerdings ein wenig unpassend, will heißen wenig schmeichelhaft für Eco: das kommt mir ein bisschen so vor, als würde man Poe oder Lovecraft mit Anne Rice vergleichen ... - Ich meine, klar: Das Sujet ist das Gleiche, aber was die handwerkliche Klasse betrifft, trennen die beiden doch Welten. 

[Simia]

Ich muss gestehen, dass ich die anderen Ecos schon ewig ungelesen hier liegen habe, aber es gibt einfach zuviel gute Literatur für ein Gehirn und Menschenleben.

Nochmal zu Jünger. Hat Herr Waldgänger eigentlich zufällig "Annäherungen. Drogen und Rausch" gelesen und könnte mir seine Meinung unterbreiten? Lohnt sich das wirklich? Die Marmorklippen haben mir sehr zugesagt.

[messie]

Hmmm, ich würde eher sagen der Vergleich Poe/Lovecraft zu Rice ist noch n bisschen zu dicht im Vergleich zu Eco / Brown - ich würde da eher Poe zu Stephen King sagen wollen.

Das focaultsche Pendel interessiert mich sehr, es ist aber doch sehr komplex, und auch die Art seiner Sprache ließ mich erstmal an Grenzen stoßen. So einen Gelehrtenduktus habe ich nun einmal nicht jeden Tag vor der Nase ...
Darum habe ich das FP erstmal wieder nach ca. 30 Seiten zur Seite gelegt und die Lektüre auf einen Zeitpunkt verschoben, an dem ich mal wieder irgendwas so anspruchsloses hinter mir habe, dass es mir dann doch wieder mal nach etwas mehr Sprachgewalt dürstet. Die Chancen hierfür stehen gut, nach "Illuminati" war es plötzlich sehr angenehm, gleich "Die Blechtrommel" hinterherzuschieben, welches hiermit ebenfalls mein Buchtipp wäre: Die Stimmung ist zwar eeecht finster in der Blechtrommel, aber es lohnt sich! So eine gute, vielschichtige Figur wie Oskar Matzerat wurde nur sehr, sehr selten von jemandem geschaffen.

[danny]

Die Stimmung ist zwar eeecht finster in der Blechtrommel, aber es lohnt sich! So eine gute, vielschichtige Figur wie Oskar Matzerat wurde nur sehr, sehr selten von jemandem geschaffen.

das erinnert mich an "extremely loud & incredibly close" von jonathan safran foer.
dieses buch ist voll mit anspielungen und parallenen zur blechtrommel und absolut empfehlenswert!
es handelt ebenfalls von einem jungen namens oskar, der seinen vater bei den 9/11-anschlägen verloren hat und der im laufe des buches versucht, das letzte rätsel seines vaters zu lüften, dabei die skurillsten menschen in new york trifft und schlussendlich ein familiengeheimnis lüftet.
JSF gehört zu den autoren, von denen ich bedingungslos ALLES lesen würde. er wird sicherlich mal ein ganz großer, was literatur angeht.

[messie]

Ja, JSF lese ich auch sehr gerne. Allerdings ist das auch jene Sorte Literatur für die ich gaaanz viel Geduld aufbringen muss, weil man seine Bücher schlicht nicht schnell lesen kann. Er arbeitet mit verschiedenen Zeitebenen, aus unterschiedlichen Perspektiven, und nicht immer ist klar, wer gerade was da erzählt. Das erfordert schon sehr viel Konzentration.
Seine typographischen und sprachlichen Stilmittel allerdings sind für mich gaaanz weit vorne. Es sieht ein wenig so aus als würde er in eine kleine Spielkiste greifen und alles ausprobieren, was es da so an Möglichkeiten gibt, ohne Rücksicht auf Verstehensverluste - aber es funktioniert!

Für mich wird er nicht, er ist bereits ein ganz Großer der Gegenwartsliteratur.

[Kenaz]

Nochmal zu Jünger. Hat Herr Waldgänger eigentlich zufällig "Annäherungen. Drogen und Rausch" gelesen und könnte mir seine Meinung unterbreiten? Lohnt sich das wirklich? Die Marmorklippen haben mir sehr zugesagt.

- Auf jeden Fall lohnt sich das: Zum einen ohnehin ein interessantes Thema, zumal es ja primär um psychedelische/entheogene Substanzen geht. Zum anderen noch interessanter, wenn ein derart illustrer Charakter wie Jünger seine Erfahrungen damit zum Besten gibt. Allein die Schilderung der gemeinsamen Tripperei mit Seiner Heiligkeit Albert Hofmann himself sind Gold wert.