Schwarzes Hamburg

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Autor Thema: Wieder Anschläge in London  (Gelesen 20158 mal)

colourize

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Wieder Anschläge in London
« Antwort #60 am: 25 Juli 2005, 17:10:15 »

Angenommen die bisherige Praxis, Verdächtige nach Gutdünken hinzurichten, wird beibehalten (sieht ja derzeit danach aus): Ich mein, nix gegen das Engagement des dienstbeflissenen Wachpersonals - aber die Londoner U-Bahn hat ca. 3.000.000 Fahrgäste pro Tag. Ich weiss nicht, wieviele von denen Selbstmordattentäter mit Sprengstoff im Gepäck sind, aber rechnen wir mal den worst case hoch: Angenommen, es kommt alle drei Wochen zu einem Anschlag mit je vier Selbstmördern (nicht sehr wahrscheinlich... aber mal worst case). Rein statistisch betrachtet - wieviele Unschuldige muss man abknallen, bevor man einen Selbstmordattentäter mit Sprengstoffgürtel erwischt?

Bei der Liquidierung eines beliebigen Fahrgasts an einem beliebigen Tag liegt die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um einen Selbstmordattentäter handelt - immer unter der Prämisse, dass sich alle 21 Tage(!) VIER Selbstmörder in die Luft jagen! - bei 1 zu 15.750.000. Zum Vergleich: die Wahrscheinlichkeit, einen Sechser im Lotto zu haben, ist mit 1 zu 13.986.816 höher als die Wahrscheinlichkeit, einen Selbstmordattentäter zu erlegen - selbst wenn es alle drei Wochen vier Selbstmordattentate geben sollte.

Nehmen wir mal an, wir machen prinzipiell nur auf die rennende Bevölkerung Jagd, und nehmen wir mal an, dass im distinguierten Großbritannien nur jeder Zwanzigste (5%) in Eile ist: Auch wenn wir nur diejenigen die rennen abknallen, ist die Chance, dass es sich um einen Selbstmordattentäter handelt mit 1 zu 787.500 nicht sonderlich gut.

Als Randannahme können wir ja noch mitdenken, dass die rennende Bevölkerung ausnahmslos eine Vollbremsung hinlegt, sobald ein  verfolgender Zivilist mit gezogener Waffe dies einfordert. Ich halte das nicht für wahrscheinlich, geschweige denn praktikabel... - aber gehen wir mal davon aus. Ferner nehmen wir ferner an, dass derartig verfolgte potentielle Selbstmordattentäter ausnahmslos auf diese Art gewarnt werden (sollen)... Die Rate der Taubstummen in hochentwickelten Ländern beträgt etwa 0,1%, also jeder Tausendste kann diese Warnung nicht hören und folglich nicht stehenbleiben: Schiessen wir in diesem Falle, kommen auf einen erlegten Selbstmordattentäter immer noch knapp 800 Taubstumme, die in Eile waren.

Es ist doch offensichtlich, dass Terrorbekämpfung so nicht funktionieren kann, oder?
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phaylon

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Wieder Anschläge in London
« Antwort #61 am: 25 Juli 2005, 17:28:07 »

Zitat von: "Thomas"
Aber als Polizist, etc. der so einen Typen bei sehr "verdächtigen" Szenen beobachtet würde ich mir schon Gedanken machen.

Ja, ungefähr so verdächtig, wie jemand, der im Supermarkt seine Tasche nicht vorzeigen will, schonmal *sehr* als Dieb verdächtigt wird.

Nicht alles, was man glaubt, muss auch "stimmen." Und nicht immer sind andere Schuld, wenn man selbst was Falsches glaubt ;)
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messie

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Wieder Anschläge in London
« Antwort #62 am: 25 Juli 2005, 17:29:52 »

Mal davon ab - die Wahrscheinlichkeitsrechnung passt gut hier rein, gute Idee, colourize - wozu sollte eigentlich ein Selbstmordattentäter vor irgendwem wegrennen? Der braucht sich doch nur 5 Meter weiter in die Menge stellen und die Bombe dann zünden. Er hat überhaupt keinen Grund, vor irgendwem wegzurennen! Sterben wird er doch sowieso.
Und im Rennen eine Bombe zu zünden dürfte schwieriger sein als im Stehen. -> Insofern sinkt die Wahrscheinlichkeit auch so schon, dass eine vor der Polizei wegrennende Person ein Sebstmordattentäter ist. Ein Verbrecher, vielleicht - aber nicht gerade ein Selbstmordattentäter.

Gut, der "Unfall" ist nun passiert. Die Verantwortlichen sollten ihre Lehre draus ziehen und zukünftig genauer hinsehen. Hoffentlich tun sie das auch, bevor sie noch einmal einen Unschuldigen hinrichten.
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colourize

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Wieder Anschläge in London
« Antwort #63 am: 25 Juli 2005, 17:41:01 »

Stimmt, messie. Die Quote von einem gekillten Selbstmordattentäter auf 800 erlegte Taubstumme in Eile stimmt natürlich nur, wenn es alle drei Wochen zu vier Selbstmordanschlägen kommt UND alle Selbstmordattentäter grundsätzlich rennen, bevor sie einen Anschlag verüben. Andernfalls ist die Quote deutlich schlechter.
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Bombe

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Wieder Anschläge in London
« Antwort #64 am: 25 Juli 2005, 17:44:32 »

Schon lustig... da kann man mal sehen, welch hoher Prozentsatz der ach so toleranten, weiter denkenden und alles hinterfragenden Grufties perfekte Nazis geworden wären.
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Manchmal fragt man sich, ob sich die Rettungsversuche überhaupt lohnen. Lohnt es sich, die Menschheit zu retten? So wie ich die Sache sehe, ist die Intelligenz bereits ausgerottet, und es leben nur noch die Idioten.

phaylon

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Wieder Anschläge in London
« Antwort #65 am: 25 Juli 2005, 18:01:22 »

Btw, er lief wahrscheinlich weg, weil er kein Visum mehr hatte:
Zitat von: "http://news.orf.at/050725-89491/89492txt_story.html"
Am Montag wurde bekannt, dass das britische Visum von Menezes abgelaufen war. Das erklärt möglicherweise, warum er vor der Polizei davongelaufen war.
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colourize

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Wieder Anschläge in London
« Antwort #66 am: 25 Juli 2005, 18:04:15 »

Hah! Hatte der doch was auf dem Kerbholz! Dann waren die Kugeln ja nicht verschwendet.  8)
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phaylon

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Wieder Anschläge in London
« Antwort #67 am: 25 Juli 2005, 18:06:35 »

Zitat von: "colourize"
Hah! Hatte der doch was auf dem Kerbholz! Dann waren die Kugeln ja nicht verschwendet.  8)


Wieso kam mir gerade der Satz "Und wer noch nie über eine rote Ampel gegangen ist, feure den ersten Schuß!" in den Sinn? :) Es könnte insgesamt alles ein bißchen willkürlich werden. Oder sehr, sehr hart für die Mantel und Rucksack-Branche.
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messie

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Wieder Anschläge in London
« Antwort #68 am: 25 Juli 2005, 18:08:44 »

So lässt sich das Asylanten-Problem natürlich auch lösen - einfach alle, deren Visum gestern abgelaufen ist und rennen, abknallen  :twisted: :mrgreen:
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« Antwort #69 am: 25 Juli 2005, 18:12:07 »

Zitat von: "messie"
So lässt sich das Asylanten-Problem natürlich auch lösen - einfach alle, deren Visum gestern abgelaufen ist und rennen, abknallen  :twisted: :mrgreen:


Machen wir das doch abstrakter: Jeder der rennt, hat einen Grund, sich erschießen zu lassen :D
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« Antwort #70 am: 25 Juli 2005, 18:20:25 »

Zitat
Machen wir das doch abstrakter: Jeder der rennt, hat einen Grund, sich erschießen zu lassen :D

Phaylon: Equilibrium mal gesehen?  :wink:

Bevor es noch untergeht: colourize`Wahrscheinlichkeitsrechnung trifft eine Aussage, die ich zu 100% unterstreichen kann: Der Aufwand der Sicherheitsbestimmungen -und damit die Einschränkung der persönlichen Grundrechte - steht angesichts der Erfolgschancen in keinerlei Verhältnismässigkeit zum Ertrag.

Effektiv ist sicher eine bessere Schulung des Polizeiapparates auf die Terrorgefahr hin. Dieser Fall hier zeigt ja recht deutlich, dass die Polizisten mangels Erfahrung jemanden umgelegt haben, sie wussten nicht genau ob das da ein Selbstmordattentäter sein könnte und gingen dann vorsichtshalber einfach mal auf Nummer Sicher.
Das muss jetzt nicht heissen, dass sie anders gehandelt hätten, wenn sie besser daraufhin ausgebildet gewesen wären - aber möglich wäre es, finde ich, schon.
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« Antwort #71 am: 25 Juli 2005, 18:28:57 »

Zitat von: "messie"
Phaylon: Equilibrium mal gesehen?  :wink:

Klar, so ein humorloser, gefühlskalter Pseudo-Satanist wie ich, muss den doch gesehen haben, oder? ;)

Zitat
Bevor es noch untergeht: colourize`Wahrscheinlichkeitsrechnung trifft eine Aussage, die ich zu 100% unterstreichen kann: Der Aufwand der Sicherheitsbestimmungen -und damit die Einschränkung der persönlichen Grundrechte - steht angesichts der Erfolgschancen in keinerlei Verhältnismässigkeit zum Ertrag.


Jep. Mich wundert, dass sich niemand darüber beschwert, dass hier die Überwachungswirtschaft richtig schön -aber unnütz- gestopft wird.

Merkenswert finde ich natürlich auch die Gesamtsituation:
Die britische Polizei knallt ihre "Bürger" (Anführungszeichen weil kein Visum) ab, und das zu beenden scheint immer noch unwichtiger, als was man auch immer in Afghanistan und Irak zu tun hat.
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colourize

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« Antwort #72 am: 25 Juli 2005, 19:03:43 »

Zitat von: "phaylon"
Jep. Mich wundert, dass sich niemand darüber beschwert, dass hier die Überwachungswirtschaft richtig schön -aber unnütz- gestopft wird.

... wenn es denn wenigstens "unnütz" im Sinne von "egal" wäre.
Fakt ist aber, dass das größte Sicherheitsrisiko derzeit von den sog. "Sicherheitskräften" ausgeht, die das Recht haben, auf Verdacht hin beliebig Menschen zu exekutieren.

Wenn man das zu Ende denkt, läuft das auf ein Terrorregime heraus; jedenfalls nicht auf ein System, in dem man gerne leben möchte - geschweige denn, dass man sich "sicher" fühlt.

Mir graut vor dem Tag, an dem in Deutschland das nächste irgendwie geartete Attentat stattfindet (gleich mit welchem terroristischen Hintergrund) und das voraussichtlich kommende Regime Merkel dann seine Drohung wahrmacht und die Bundeswehr im Inneren einsetzt. Dann machen paranoide Bundis vor deutschen Bushaltestellen Tontaubenschiessen auf verdächtige schwarze Männer in langen Mänteln.
"Killed by friendly fire", genau wie in Afghanistan.

Naja, Iggy wirds schon richten.  :roll:
(... oder sollte es besser lauten "uns richten"?)
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Jinx

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Wieder Anschläge in London
« Antwort #73 am: 25 Juli 2005, 19:39:37 »

Zitat von: "Thomas"
Zitat
Ich erinnere mich jedoch an ungute Szenen mit diversen Polizisten in der BRD, denen ich als Passantin ausgesetzt war (damals ohne knallrote Haare), wo die Herren völlig grundlos ein derartiges Blockwart-Allmächtigkeitsgehabe an den Tag gelegt haben, dass ängstlichere Naturen durchaus abgeschreckt werden können.


Fehlverhalten und menschliche A-Löcher gibt's leider überall.Menschen, die einen schlechten Tag haben auch.

Aber sollte man das deswegen verallgemeinern und hast du deswegen jetzt vor jeder polizeilichen Ausweiskontrolle Angst ?


Ich habe keine Angst, das habe ich nie behauptet, aber ich habe Verständnis für die, die Angst haben. Ich gehe ihnen aus dem Wege, wo ich kann, da es oft mit den Bürgern in Uniform nicht so weit her ist, vor allem, wenn es sich um Importe aus Bayern, Baden-Württemberg oder Thüringen handelt.
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Das Leben sollte keine Reise mit dem Ziel sein, attraktiv und mit einem guterhaltenen Körper unter die Erde zu kommen. Wir sollten lieber seitlich hineinrutschen, Schokolade in einer Hand, Absinth in der anderen, unser Körper total verbraucht und dabei schreiend "Wow, was für eine Fahrt!"
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Der Bullshit ist's, dem ich aus dem Wege gehe.

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Wieder Anschläge in London
« Antwort #74 am: 25 Juli 2005, 19:42:32 »

Zitat
Die Rate der Taubstummen in hochentwickelten Ländern beträgt etwa 0,1%, also jeder Tausendste kann diese Warnung nicht hören und folglich nicht stehenbleiben: Schiessen wir in diesem Falle, kommen auf einen erlegten Selbstmordattentäter immer noch knapp 800 Taubstumme, die in Eile waren.


Man muss nicht taubstumm sein: ich höre z. B. auf den Zuruf "he, Du da vorne" prinizpiell nicht, vielleicht, weil ich kein Hund bin und außerdem gehe ich, wenn ich mich in einer Menge bewege (schon mal in London U-Bahn gefahren?). prinzipiell davon aus, dass ich nicht gemeint bin.

Zitat
Mir graut vor dem Tag, an dem in Deutschland das nächste irgendwie geartete Attentat stattfindet (gleich mit welchem terroristischen Hintergrund) und das voraussichtlich kommende Regime Merkel dann seine Drohung wahrmacht und die Bundeswehr im Inneren einsetzt. Dann machen paranoide Bundis vor deutschen Bushaltestellen Tontaubenschiessen auf verdächtige schwarze Männer in langen Mänteln.
"Killed by friendly fire", genau wie in Afghanistan.


Nicht nur Dir. Ich finde es ebenfalls einen Skandal, wie ein völlig nutzloses Sicherheitsdenken, dass überhaupt keine Sicherheit bringt, dazu benutzt wird, ein Klima der Angst zu erzeugen und außerdem noch - ganz nebenbei - die Grundrechte einzuschränken.

Zitat
Naja, Iggy wirds schon richten.
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*grusel*
Ich glaube, ich habe immer noch Anrecht auf die lettische Staatsbürgerschaft...
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