Schwarzes Hamburg

Schwarzes Hamburg => Archiv => Gedankenaustausch -Archiv- => Thema gestartet von: DarkestMatter am 10 Dezember 2008, 17:32:58

Titel: Zunahme genetischer Defekte und krankheiten in unserer Gesellschaft?
Beitrag von: DarkestMatter am 10 Dezember 2008, 17:32:58
da ich das gerne aus dem anderen Thread zu "wann ist ein mensch ein mensch" herauslösen will, eröffne ich einfach mal das thema mit 2 Zitaten, die in besagtem Thread auftauchten:

parallelthema: die medizin ermöglicht immer mehr menschen mit evolutionären schwächen (genfehlern etc.), zu überleben und sich fortzupflanzen. die "schwachen" sterben nicht mehr, und der genpool wird immer "verunreinigter". das könnt z.B. auch dazu führen dass wir ohne medizin nicht mehr leben können, auf dauer. natürlich würde ich nie fordern, kranke einfach sterben zu lassen. aber möglicherweise wäre es besser für unsere zukunft als "tierart". denn mal ehrlich, wer hat nicht irgendeinen genfehler? allergien? diabetes? neurodermitis, schuppenflechte, haarausfall, ... auch das macht uns immer abhängiger von der technik. je mehr die medizin kranken ermöglicht, zu überleben und sich fortzupflanzen, desto weniger kann die menschheit als ganzes auf moderne medizin verzichten. das führt schon in ne böse sackgasse.. es gibt tierarten, die kranke artgenossen aus der herde/schwarm ausstoßen, weil sie instinktiv wissen dass diese tiere sich nicht fortpflanzen dürfen. aber weil wir ja intelligent sind haben wir moral und mitleid und so weiter... das könnte für unsere art den untergang bedeuten, wenn wir es nicht schaffen, eines tages die medizin so weit zu entwickeln dass alle vererbbaren krankheiten aus dem erbgut selbst entfernt werden können. und deshalb befürworte ich auch genforschung. weil der andere weg moralisch nicht akzeptabel ist.

Das was uns evolutionär degenerieren lassen könnte ist die Tatsache, daß Exemplare, die in freier Natur eben selektiven Faktoren zum Opfer gefallen wären, es trotzdem schaffen, sich zu vermehren, es findet also keine Selektion des Genpools mehr statt.
Ethisch betrachtet ist das auch völlig in Ordnung, daß z.B. Behinderte eben nicht "zurückgelassen" werden, sondern von der Gemeinschaft mitgetragen werden. Evolutionsbiologisch betrachtet ist das eine Katastrophe. Zumindest solange, bis die Gentechnik so weit ist, daß sie geschädigte Erbanlagen korrigieren kann.
Und das würde uns von der natürlichen Evolution entgültig emanzipieren.

es wird also der eindruck erweckt, dass krankheiten zunehmen, weil ein selktionsdruck fehlen würde.
und CmdChaos befürwortet aus dem Grunde die Forschung auf ebene der DNA, um diese dann irgendwann gezielt auch beim menschen zu verändern.
sehe ich das richtig?

und wie seht ihr das?
Titel: Re: Zunahme genetischer Defekte und krankheiten in unserer Gesellschaft?
Beitrag von: CommanderChaos am 10 Dezember 2008, 17:47:25
richtig verstanden. aufgrund der dortigen nachfrage noch mal: ich befürworte NICHT das willkürliche ändern von körpermerkmalen wie augenfarbe, haarfarbe, größe... am ungeborenen kind. nur die forschung auf dem gebiet der krankheitsbekämpfung.
Titel: Re: Zunahme genetischer Defekte und krankheiten in unserer Gesellschaft?
Beitrag von: DarkestMatter am 10 Dezember 2008, 18:02:26
richtig verstanden. aufgrund der dortigen nachfrage noch mal: ich befürworte NICHT das willkürliche ändern von körpermerkmalen wie augenfarbe, haarfarbe, größe... am ungeborenen kind. nur die forschung auf dem gebiet der krankheitsbekämpfung.
jaja. mit der schiene kam man beim Reis damals auch an. sollte widerstandsfähiger gemacht werden. mittlerweile soll er sogar BetaCarotin produzieren können...  ::)
Titel: Re: Zunahme genetischer Defekte und krankheiten in unserer Gesellschaft?
Beitrag von: Thomas am 10 Dezember 2008, 20:09:19
Das sehe ich ähnlich wie CommanderChaos.Unabhängig davon, ob nun Gendefekte tatsächlich zunehmen oder nicht sollte man die Gentechnik schon dafür nutzen, um Defekte zu beheben und somit Krankheiten zu verhindern.Das es da ein Missbrauchspotential gibt ist richtig, aber die Vorteile überwiegen meiner Meinung nach bei weitem.Man kann ja gerne entsprechende Etikregelungen gesetzlich verankern.
Und ich möchte nicht einem an einer schweren, genbedingten Krankheit leidendem erklären, das man ihm zwar theoretisch hätte helfen können, das aber aus moralischen Gründen bzw. wegen Missbrauchsbefürchtungen nicht getan hat.Wir verweigern bei starken Schmerzen ja auch keine Gabe von Morphium, welches auch als Droge missbraucht werden kann.
Titel: Re: Zunahme genetischer Defekte und krankheiten in unserer Gesellschaft?
Beitrag von: pesco am 10 Dezember 2008, 20:23:00
Ich finde ja das Fehlen evolutionaeren Druckes zu gesteigerter Intelligenz viel bedauerlicher als die befuerchtete Zunahme von Schuppenflechte.  :-X
Titel: Re: Zunahme genetischer Defekte und krankheiten in unserer Gesellschaft?
Beitrag von: CommanderChaos am 10 Dezember 2008, 20:45:46
Ach, ja. Pesco trifft auf den Punkt:
Ist Intelligenz wirklich ein evolutionärer Vorteil? In der heutigen Gesellschaft (in der westlichen Welt jedenfalls) beschließen die Intelligenten mehrheitlich, dass sie keine Kinder haben wollen. Die Dummen (Schwarzweißdarstellung zur leichteren Argumentation) haben teilweise keine Ahnung von Verhütung (e.g. schlechte Aufklärung, Leichtsinn unter Jugendlichen etc.), oder machen sich weniger Gedanken darüber, ob sie mit oder ohne Kinder eine bessere Karriere haben können. Ergo: Die Dummen vermehren sich, haben also im Moment rein evolutionär einen Vorteil.

Hm!
Titel: Re: Zunahme genetischer Defekte und krankheiten in unserer Gesellschaft?
Beitrag von: schwarze Katze am 10 Dezember 2008, 20:50:57
Ach, ja. Pesco trifft auf den Punkt:
Ist Intelligenz wirklich ein evolutionärer Vorteil? In der heutigen Gesellschaft (in der westlichen Welt jedenfalls) beschließen die Intelligenten mehrheitlich, dass sie keine Kinder haben wollen. Die Dummen (Schwarzweißdarstellung zur leichteren Argumentation) haben teilweise keine Ahnung von Verhütung (e.g. schlechte Aufklärung, Leichtsinn unter Jugendlichen etc.), oder machen sich weniger Gedanken darüber, ob sie mit oder ohne Kinder eine bessere Karriere haben können. Ergo: Die Dummen vermehren sich, haben also im Moment rein evolutionär einen Vorteil.



Richtige Förderung kann auch aus Kinder von "dummen" (also ungebildeten)  Eltern intelligente Leute machen.
Titel: Re: Zunahme genetischer Defekte und krankheiten in unserer Gesellschaft?
Beitrag von: Thomas am 10 Dezember 2008, 21:27:09
Zitat von: CommanderChaos
Ist Intelligenz wirklich ein evolutionärer Vorteil? In der heutigen Gesellschaft (in der westlichen Welt jedenfalls) beschließen die Intelligenten mehrheitlich, dass sie keine Kinder haben wollen. Die Dummen (Schwarzweißdarstellung zur leichteren Argumentation) haben teilweise keine Ahnung von Verhütung (e.g. schlechte Aufklärung, Leichtsinn unter Jugendlichen etc.), oder machen sich weniger Gedanken darüber, ob sie mit oder ohne Kinder eine bessere Karriere haben können. Ergo: Die Dummen vermehren sich, haben also im Moment rein evolutionär einen Vorteil.
Naja, der Beschluß (wenn man es so nennen kann) der "Intelligenten" keine Kinder in die Welt zu setzen ist ja kein Handlung, die direkt mit höherer Intelligenz zu tun hat, sondern vielmehr eine, die von den Umständen herrührt.Und wenn man die Umstände ein wenig verbessert, werden sicherlich auch die schlauen Leute mehr Nachwuchs bekommen.

"Schlau gleich keine Kinder, dumm gleich Kinder" trifft also nicht wirklich zu, auch wenn die Auswirkungen momentan so sind (wobei, wie auch BlackRussian schon anmerkte, die Kinder von den  "dummen" nicht zwingend auch dumm sein bzw. bleiben müssen).

BTW:
Das ursprüngliche Thema hatten wir schon mal :

http://www.schwarzes-hamburg.com/index.php/topic,5344.0.html
Titel: Re: Zunahme genetischer Defekte und krankheiten in unserer Gesellschaft?
Beitrag von: tyrannus am 11 Dezember 2008, 10:34:31
Ich glaube, die Krankheiten und Defekte gab es schon immer, nur wurden sie nicht festgestellt. Viele äussern sich evtl. garnicht in Symptomen und wenn dann wurden sie einer anderen Krankheit zugeschrieben etc.
Eine Alzheimer-Forschung ist z.B. erst möglich, seitdem die Leute auch im Schnitt alt genug werden, als dass man eine studierbare Masse an Patienten zusammenbekommt. Früher starb man an Altersschwäche, heute gibt es meist eine genaue Todesursache, bzw. neue Erkenntnisse machen es möglich genau solche Todesursachen zu verhindern oder hinauszuzögern.


btw.
Was wäre verkehrt an einer Armee von 10000 Männern, alle 1,85m, blond und blauäugig mit optimierten Körperfunktionen und besonders lernfähigem Gehirn?  ;) *Drehbuchschreib* ...achne gab es ja alles schon.
Titel: Re: Zunahme genetischer Defekte und krankheiten in unserer Gesellschaft?
Beitrag von: geeksarebettergoths am 11 Dezember 2008, 11:06:21
Na denn sieh zu, dass du immer schön ein Kondom benutzt CC
Titel: Re: Zunahme genetischer Defekte und krankheiten in unserer Gesellschaft?
Beitrag von: tyrannus am 11 Dezember 2008, 11:07:37
Na denn sieh zu, dass du immer schön ein Kondom benutzt CC

 ;D ;D ;D :o ;D ;D ;D
Titel: Re: Zunahme genetischer Defekte und krankheiten in unserer Gesellschaft?
Beitrag von: Sapor Vitae am 11 Dezember 2008, 11:48:18
Na denn sieh zu, dass du immer schön ein Kondom benutzt CC

 ;D ;D ;D :o ;D ;D ;D
Tolle Leistung, gabg.  ::)
Titel: Re: Zunahme genetischer Defekte und krankheiten in unserer Gesellschaft?
Beitrag von: sYntiq am 11 Dezember 2008, 11:49:42
Tolle Leistung, gabg.  ::)
also ich hab gelacht!
Titel: Re: Zunahme genetischer Defekte und krankheiten in unserer Gesellschaft?
Beitrag von: DarkestMatter am 11 Dezember 2008, 11:55:45
BTW:
Das ursprüngliche Thema hatten wir schon mal :

http://www.schwarzes-hamburg.com/index.php/topic,5344.0.html
jein.
CmdChaos und auch Eisbär behaupteten doch, dass krankheiten und genetische defekte zunehmen.
unter anderem auch deshalb, weil menschen mit solchen gendefekten in unserer gesellschaft überleben und die möglichkeit zur Fortpflanzung haben.

das klingt für mich sehr stark nach Stammtisch!
und da ists wohl auch nicht mehr weit, bis man einen genpass bekommt und kinder nur noch auf antrag empfangen darf, wenn die genpässe gut kombinierbar sind...

ich behaupte, dass es keine zunahme von gendefekten in den letzten 2.000 Jahren gibt, die auf dem sozialethischen standard des "wir füttern auch unsere kranken durch" beruht.
Titel: Re: Zunahme genetischer Defekte und krankheiten in unserer Gesellschaft?
Beitrag von: CommanderChaos am 11 Dezember 2008, 14:22:40
Na denn sieh zu, dass du immer schön ein Kondom benutzt CC

hast du dich hier eigentlich nur zum rumpöbeln angemeldet?
Titel: Re: Zunahme genetischer Defekte und krankheiten in unserer Gesellschaft?
Beitrag von: Thomas am 11 Dezember 2008, 14:36:30
Zitat von: DarkestMatter
CmdChaos und auch Eisbär behaupteten doch, dass krankheiten und genetische defekte zunehmen.
unter anderem auch deshalb, weil menschen mit solchen gendefekten in unserer gesellschaft überleben und die möglichkeit zur Fortpflanzung haben.

das klingt für mich sehr stark nach Stammtisch!
Jein.Im Kern ist natürlich richtig, das auch Leute, die früher einfach nicht überlebt hätten (oder die man vieleicht sogar nicht am leben gelassen hätte) heute selbstverständlich (über)leben und in gewissem Maße auch den Genpool beeinflußen.Wie groß dieser Einfluss ist und ob er insgesamt überhaupt eine Rolle spielt, ist eine andere Frage.Zum einen dürften sich viele, wenn nicht sogar die meisten Gendefekte nur weitervererben, wenn sowohl Vater als auch Mutter darunter leiden.Dann gibt es viele Gendefekte, deren Auswirkungen eher unerheblich sind (um mal bei dem Beispiel Schuppenflechte zu bleiben, ohne zu wissen, ob das genetisch bedingt ist  ;) ) Darüber hinaus können die Träger weiterer, schwerer Gendefekte oftmals in der Praxis kaum Gelegenheit haben, ihre Defekte weiterzugeben, denn wie viele schwer Behinderte finden einen Partner zum fortpflanzen ?

Sprich, die "verunreinigung" des Genpools dürfte sich insgesamt vermutlich in engen Grezen halten.

Zitat von: DarkestMatter
und da ists wohl auch nicht mehr weit, bis man einen genpass bekommt und kinder nur noch auf antrag empfangen darf, wenn die genpässe gut kombinierbar sind...
Naja, die Idee des Kinderkriegens nur nach Erlaubnis wurde ja schon oftmals angesprochen, damit die alleinerziehende Cindy aus Mahrzahn nicht noch fünf weitere Kinder von sechs Vätern in die Welt setzt  ;)

Zitat von: DarkestMatter
ich behaupte, dass es keine zunahme von gendefekten in den letzten 2.000 Jahren gibt, die auf dem sozialethischen standard des "wir füttern auch unsere kranken durch" beruht.
Da vermute ich ähnlich, bzw. wenn es eine Zunahme gegeben hat dann wohl nur im Promille-Bereich, aus Gründe, die ich weiter oben schon erwähnte.
Titel: Re: Zunahme genetischer Defekte und krankheiten in unserer Gesellschaft?
Beitrag von: Eisbär am 11 Dezember 2008, 18:57:56
Also vom Genpaß und ähnlichen Dingen möchte ich mich eindeutig distanzieren. Ich habe eindeutig klar gestellt, daß es ethische Beweggründe sind, die dazu führen, daß Bluter, Menschen mit Sichelzellenanämie et.pp. älter als 15 Jahre werden... Und ich befürworte diese ethischen Gründe absolut.

Allerdings weiß ich auch, daß inzwischen einige Genkrankheiten bereits im Vorfeld ausgeschlossen werden könnten, es ist bekannt, auf welchem Chromosom sie liegen etc. Man könnte bei einer künstlichen Befruchtung tatsächlich inzwischen dafür sorgen, daß von beiden Elternteilen die gesunden Gene verwendet werden. Und wenn Ihr Kleinwüchsige Eltern oder Bluter oder oder oder fragt, wären die heilfroh, wenn man ihnen solche Möglichkeiten nicht verweigern würde mit der Behauptung, das sei Euthanasie.
Titel: Re: Zunahme genetischer Defekte und krankheiten in unserer Gesellschaft?
Beitrag von: CommanderChaos am 11 Dezember 2008, 19:35:42
Euthanasie.

WTF. welcher religiöse extremist hat denn das wort dafür benutzt?! kondome sind mord, die pille ist mord, genmanipulation ist mord? ja. klar. dass sie was gegen genmanipulation haben weil das "gott spielen" ist, kann ich ja noch verstehen, aber das...
Titel: Re: Zunahme genetischer Defekte und krankheiten in unserer Gesellschaft?
Beitrag von: Eisbär am 11 Dezember 2008, 19:58:23
Euthanasie.

WTF. welcher religiöse extremist hat denn das wort dafür benutzt?! kondome sind mord, die pille ist mord, genmanipulation ist mord? ja. klar. dass sie was gegen genmanipulation haben weil das "gott spielen" ist, kann ich ja noch verstehen, aber das...
Na, das macht schon mehr Sinn als Deine anderen Beispiele, weil eben bestimmte Gensequenzen - und damit Teile der Persönlichkeit - aussortiert, also eleminiert werden.

Nichtsdestotrotz würde ich eine solche Entscheidung immer den Eltern überlassen.
Wenn Kleinwüchsige die Chance hätten, daß ihre Kinder "normal" groß werden, würden sie es nutzen?
Titel: Re: Zunahme genetischer Defekte und krankheiten in unserer Gesellschaft?
Beitrag von: Thomas am 22 Dezember 2008, 19:00:41
Noch mal zu dem Thema mit der Selektion :

"In Deutschland dürfen Embryonen nicht auf krank machende Gene untersucht werden - in Großbritannien schon. Eine Frau aus London erwartet in den nächsten Tagen das erste Baby, das nach einer genetischen Auswahl ohne Brustkrebs-Gen zur Welt kommt. Kritiker befürchten, dies sei der erste Schritt zum „Designer-Baby“."

http://www.stern.de/wissenschaft/medizin/:Embryonen-Selektion-Baby-Brustkrebs-Gen/649856.html

Ich schließe mich da den Ansichten des einen beteiligten und im Artikel zitierten Mediziners an :

"Es gebe Familien, die seit Generationen unter dem "genetischen Fluch" litten. Die Kritik bezeichnet er als "Unsinn". Ein potenzieller Missbrauch der Tests dürfe den Fortschritt der Wissenschaft nicht behindern."
Titel: Re: Zunahme genetischer Defekte und krankheiten in unserer Gesellschaft?
Beitrag von: Jinx am 22 Dezember 2008, 19:36:12
Ich finde ja das Fehlen evolutionaeren Druckes zu gesteigerter Intelligenz viel bedauerlicher als die befuerchtete Zunahme von Schuppenflechte.  :-X

Dem schließe ich mich vorbehaltlos an.
Titel: Re: Zunahme genetischer Defekte und krankheiten in unserer Gesellschaft?
Beitrag von: messie am 22 Dezember 2008, 20:06:47
Genforschung wäre in Ordnung, wenn es dazu überhaupt erst einmal eine Instanz gäbe die unabhängig ist und die hehren Ziele der Forscher regelmäßig überprüfen könnte und wenn gesetzlich härteste Strafen bei Missbrauch gesetzlich verankert wären und wenn diese dann auch rein vom Personal her auch umgesetzt werden könnten.

Solange das alles aber nicht der Fall ist, bin ich gegen eine Genforschung, die manipulierend eingreift.

Der Grund hierfür ist simpel: Die Industrie verdient Geld mit den Forschungsergebnissen der Genetik, hat zumindest ein hohes Interesse daran, dies zu tun.
Geld ist ein schlechte Gradmesser dafür, dass nichts passiert. Jemandem, der nur Euronoten in den Augen hat, ist oft genug egal, was für Folgen sein Tun hat, erst recht wenn es langfristige Folgen sein könnte, solange er sein Geld damit vorher macht.

Im übrigen, was hier so vollmundig versprochen wird, "man tauscht ein Chromosom durch ein anderes aus und schon ist das Kind statt ein Krüppel gesund" ist, denke ich, auch seehr kurzfristig gedacht.
Ich behaupte, da wird seitens der Forschung vieles schöngefärbt.

Vergleichbares habe ich schon bei dem Phänomen Cochlear Implantat erlebt: Es ist ein Gerät das man ins Ohr einsetzt, bereits im Kleinkindalter, um akustische Signale bei einem Kind das taub ist verstärkt und so das Kind wieder hören kann.
Zumindest behaupten das die Hersteller (die daran verdienen), die Ärzte (die daran mitverdienen) und Ärzteverbände (die die Ärzte im Nacken haben, die daran verdienen).
Die Wahrheit ist: Ja, das Kind hört etwas. - Etwas. Aber hören, wirklich ganz normales Hören, kann man das nicht nennen! Es sind Bruchstücke die im Ohr und Gehirn ankommen. Man stelle sich vor, man höre aus einem Satz immer nur die Hälfte der Buchstaben.
Demzufolge ist das Kind stark schwerhörig. Nicht mehr. Von normal Hören kann da keine Rede sein.
Da dies aber natürlich weder die Hersteller noch die Ärzte im Vorwege gerne sagen -die Einnahmequelle könnte ja versiegen- werden tausende von Implantaten eingesetzt ohne adäquate Aufklärung. Die böse Überraschung seitens der Eltern folgt auf dem Fuße. Die gestorbene Hoffnung, die ihnen gemacht wurden, ein hörendes, gesundes Kind zu erhalten, natürlich auch.
Nicht gesagt wird auch, dass jemand, der zuvor noch ein bisschen Resthörfähigkeit besaß, das Implantat ausprobiert und für nicht gut befunden haben sollte, nach Ausoperierung desselben definitiv keine Resthörfähigkeit mehr hat.

Solche Dinge sollte man immer im Hinterkopf behalten: Sowohl die Forschung als auch die Industrie hat ein Interesse daran, und zwar ein ganz klar monetäres, die Erfolge deutlich zu übertreiben und die Gefahren ebenso herunterzuspielen. Selbst wenn sie wissen sollten dass die Gefahren nicht ohne sind.

Genau deswegen sollte man, bevor Eingreifendes in die Gentechnik geschieht, den gesetzlichen Rahmen geschaffen haben. Und den so rigoros wie nur irgend möglich.
Denn ich behaupte, dass es mit dem "wir tauschen ein Chromosom und alles ist gut" ganz und gar nicht getan ist.
Das hieße ja, dass man das Y durch das X-Chromosom austauschen könnte und statt einem Jungen ein Mädchen bekäme. Aha. Und dem Rest des Stranges ist das egal?
Nein, nein. Besser zu viel Kontrolle in diesem Bereich denn zu wenig.
Denn wenn da die Leute schlampen, dann wäre der Contergan-Skandal ein Kindergeburtstag gegen.
Titel: Re: Zunahme genetischer Defekte und krankheiten in unserer Gesellschaft?
Beitrag von: Thomas am 22 Dezember 2008, 20:25:28
Genforschung wäre in Ordnung, wenn es dazu überhaupt erst einmal eine Instanz gäbe die unabhängig ist und die hehren Ziele der Forscher regelmäßig überprüfen könnte und wenn gesetzlich härteste Strafen bei Missbrauch gesetzlich verankert wären und wenn diese dann auch rein vom Personal her auch umgesetzt werden könnten.
Von mir aus.Dann sollte man sich aber beeilen, die nötigen Instanzen zu schaffen, anstatt Genmanipulation rundum abzulehnen und so Kinder mit vermeidbaren Defekten auf die Welt kommen zu lassen.

Zitat von: messie
Im übrigen, was hier so vollmundig versprochen wird, "man tauscht ein Chromosom durch ein anderes aus und schon ist das Kind statt ein Krüppel gesund" ist, denke ich, auch seehr kurzfristig gedacht.
Ich behaupte, da wird seitens der Forschung vieles schöngefärbt.
Natürlich wird es nicht so pauschal gehen.Aber manche Gendefekte sind eben schon soweit bekannt, das man tatsächlich sehr gezielt Defekte auschalten kann, und es wird mit fortschreitender Forschung immer mehr Möglichkeiten geben.Diese nicht zu nutzen wäre in meinen Augen fatal.

Zitat von: messie
Vergleichbares habe ich schon bei dem Phänomen Cochlear Implantat erlebt: Es ist ein Gerät das man ins Ohr einsetzt, bereits im Kleinkindalter, um akustische Signale bei einem Kind das taub ist verstärkt und so das Kind wieder hören kann.
Zumindest behaupten das die Hersteller (die daran verdienen), die Ärzte (die daran mitverdienen) und Ärzteverbände (die die Ärzte im Nacken haben, die daran verdienen).
Die Wahrheit ist: Ja, das Kind hört etwas. - Etwas. Aber hören, wirklich ganz normales Hören, kann man das nicht nennen! Es sind Bruchstücke die im Ohr und Gehirn ankommen. Man stelle sich vor, man höre aus einem Satz immer nur die Hälfte der Buchstaben.
Demzufolge ist das Kind stark schwerhörig. Nicht mehr. Von normal Hören kann da keine Rede sein.
Da dies aber natürlich weder die Hersteller noch die Ärzte im Vorwege gerne sagen -die Einnahmequelle könnte ja versiegen- werden tausende von Implantaten eingesetzt ohne adäquate Aufklärung. Die böse Überraschung seitens der Eltern folgt auf dem Fuße. Die gestorbene Hoffnung, die ihnen gemacht wurden, ein hörendes, gesundes Kind zu erhalten, natürlich auch.
Nicht gesagt wird auch, dass jemand, der zuvor noch ein bisschen Resthörfähigkeit besaß, das Implantat ausprobiert und für nicht gut befunden haben sollte, nach Ausoperierung desselben definitiv keine Resthörfähigkeit mehr hat.
Da ziehst du jetzt aber irgendeinen medizinischen Fehlschlag heran, um ganz andere andere Dinge damit zu kritisieren.Ich kann auch sagen : "Meinem Opa haben sie durch Schlamperei aus versehen das falsche Bein amputiert, deswegen halte ich nichts von Herzschritmachern, da kann so viel schief gehen".Da hat das eine mit dem anderen auch nicht viel zu tun.

Sicherlich besteht wie immer ein Risiko, auch durch Gewinn beeinflusste Gier irgendwelcher Konzerne, und natürlich müssen neue Therapien, egal welcher Art, erst mal rundum erforscht&getestet werden, aber da muß man eben, wie du schon sagtes, die nötigen gesetzlichen Rahmen schaffen&kontrollieren, und dann aber auch mal die neuen Möglichkeiten nutzen anstatt immer in panischer Lethargie vor irgendwelchen Zwischenfällen zu verharren und zu sagen "Alles verbieten, sicher ist sicher".

In Deutschland ist man scheinbar oftmals viel zu sehr darauf aus, alles, was auch nur das geringste Risiko birgt und/oder gegen irgendwelche moralischen/ethischen Vorstellungen verstößt erst mal komplett zu unterbinden, ungeachtet der möglichen Chancen und Vorteile, die sich daraus ergeben.Sterbehilfe, Dope zur Schmerzbehandlung, Genmanipulation, etc.
Titel: Re: Zunahme genetischer Defekte und krankheiten in unserer Gesellschaft?
Beitrag von: Jinx am 22 Dezember 2008, 20:27:19
Vergleichbares habe ich schon bei dem Phänomen Cochlear Implantat erlebt: Es ist ein Gerät das man ins Ohr einsetzt, bereits im Kleinkindalter, um akustische Signale bei einem Kind das taub ist verstärkt und so das Kind wieder hören kann.
Zumindest behaupten das die Hersteller (die daran verdienen), die Ärzte (die daran mitverdienen) und Ärzteverbände (die die Ärzte im Nacken haben, die daran verdienen).
Die Wahrheit ist: Ja, das Kind hört etwas. - Etwas. Aber hören, wirklich ganz normales Hören, kann man das nicht nennen! Es sind Bruchstücke die im Ohr und Gehirn ankommen. Man stelle sich vor, man höre aus einem Satz immer nur die Hälfte der Buchstaben.
Demzufolge ist das Kind stark schwerhörig. Nicht mehr. Von normal Hören kann da keine Rede sein.
Da dies aber natürlich weder die Hersteller noch die Ärzte im Vorwege gerne sagen -die Einnahmequelle könnte ja versiegen- werden tausende von Implantaten eingesetzt ohne adäquate Aufklärung. Die böse Überraschung seitens der Eltern folgt auf dem Fuße. Die gestorbene Hoffnung, die ihnen gemacht wurden, ein hörendes, gesundes Kind zu erhalten, natürlich auch.
Nicht gesagt wird auch, dass jemand, der zuvor noch ein bisschen Resthörfähigkeit besaß, das Implantat ausprobiert und für nicht gut befunden haben sollte, nach Ausoperierung desselben definitiv keine Resthörfähigkeit mehr hat.

Solche Dinge sollte man immer im Hinterkopf behalten: Sowohl die Forschung als auch die Industrie hat ein Interesse daran, und zwar ein ganz klar monetäres, die Erfolge deutlich zu übertreiben und die Gefahren ebenso herunterzuspielen. Selbst wenn sie wissen sollten dass die Gefahren nicht ohne sind.



Ähnlich ist es mit diesen Augenlaser-Zentren, die wie Pilze aus dem Boden schießen. Es ist bei manchen Krankheitsbildern sicherlich sinnvoll, die Augen mittels Lasertechnik zu operieren (Grauer Star), aber das wäre mit Sicherheit für die vielen Zentren kaum wirtschaftlich. Daher werden in erster Linie normal Fehlsichtige angesprochen, denen man Hoffnung macht, dass sie nach einer OP ihre Brille nicht mehr bräuchten. Das ist wohl auch richtig, aber die Frage ist: für wie lange? Inzwischen wird die Nachhaltigkeit dieser Eingriffe ernsthaft bezweifelt, und beliebig wiederholen kann man sie nicht, denn irgendwann ist keine Hornhaut mehr da, an der man herumhobeln kann. Außerdem gibt es gravierende Risiken bzw. kann es zu Begleiterscheinungen, die jemand mit einer starken Erkrankung sicherlich als tolerabel annimmt, jemand, der normal weit- oder kurzsichtig ist, jedoch nicht.

Es ist immer Vorsicht geboten, wenn medizinische mit wirtschaftlichen Interessen vermengt werden, vor allem, wenn es um riesige Märkte geht. Ich schließe mich der Forderung an, dass es gerade auf dem Bereich der Gentechnik eine Instanz geben muss, die kontrolliert, wer was wie treibt, denn der medizinische Fortschritt war noch nie groß darin, sich selbst Grenzen zu setzen (ich verweise auf die Erlaubnis in GB, Mischwesen mit menschlichen Anteilen in der Petrischale zu züchten. Was kommt als nächstes? Zentauren und Minotauren als genetische Minderheit?)
Titel: Re: Zunahme genetischer Defekte und krankheiten in unserer Gesellschaft?
Beitrag von: messie am 22 Dezember 2008, 21:45:32
Zitat
Da ziehst du jetzt aber irgendeinen medizinischen Fehlschlag heran, um ganz andere andere Dinge damit zu kritisieren.

Wieso Fehlschlag? - Ich ziehe eine Begleiterscheinung herbei, die für die Genforschung einfach mit einkalkuliert werden muss. Inklusive des Risikos, dass Mutationen entstehen können, weil man eben nicht wirklich den genetischen Kode versteht und das bei der Vielzahl der Möglichkeiten auch in 200 Jahren noch nicht hinreichend hinkriegen wird.

Diejenigen, die davon profitieren, kümmern sich da nicht so sehr darum, wie groß die Risiken sind.
Siehe Atomenergie: Ich rede da jetzt gar nicht mal von Tchernobyl, sondern von dem ganz alltäglichen Wahnsinn Radioaktivität: Da hieß es auch "aaach, das kriegen wir sicher hin."
Und, was ist? - Egal, welche Stelle man sich ansieht, keine taugt bislang als Endlager. Und das Jahrzehnte, nachdem es hieß, dass man schon eines finden würde das taugt.

Die Gentechnik ist da noch weitaus brisanter.
Weil es ein biologischer Vorgang ist.
Und wenn da etwas bei schiefgeht, dann haben wir nicht mal "nur" Tschernobyl.
Verhindern lassen sich in der Forschung Fehlschläge aber nicht. Egal wie gut die Analysereihen geplant werden - ein wenig "try&error" bleibt dennoch übrig.
Und Contergan ist da gar nicht so weit hergeholt: Das wurde auch getestet wie nochwas. Und dennoch geschah der Super-GAU für ein Medikament.
Und dort gab es bereits eine Instanz, die der Pharmaindustrie auf die Finger sah.
Von der hier nicht mal ansatzweise bisher die Rede sein kann.

Das Cochlear Implantat ist -btw. - auch kein Fehlschlag. Wer vorher nix hörte, hört anschließend ein bisschen was. Aber es ist eben gelogen, von "kann hören" zu reden. ;)
Titel: Re: Zunahme genetischer Defekte und krankheiten in unserer Gesellschaft?
Beitrag von: Thomas am 22 Dezember 2008, 23:25:45
Zitat
Da ziehst du jetzt aber irgendeinen medizinischen Fehlschlag heran, um ganz andere andere Dinge damit zu kritisieren.

Wieso Fehlschlag? - Ich ziehe eine Begleiterscheinung herbei, die für die Genforschung einfach mit einkalkuliert werden muss. Inklusive des Risikos, dass Mutationen entstehen können, weil man eben nicht wirklich den genetischen Kode versteht und das bei der Vielzahl der Möglichkeiten auch in 200 Jahren noch nicht hinreichend hinkriegen wird.
Na da schwinkt doch auch schon wieder so ein "Nee, lass mal, alles viel zu riskant" mit.Wie genau man den genetischen Code oder zumindest Teile davon kennt, weiß ich nicht genau, aber wohl genau genug, um zumindest Teilmanipulationen erfolgreich vornehmen zu können.Und wer weiß wie weit man da in zehn oder zwanzig Jahren ist.

Zitat von: messie
Diejenigen, die davon profitieren, kümmern sich da nicht so sehr darum, wie groß die Risiken sind.
Diejenigen, die davon profitieren sind vor allem zahllose Menschen, die von genetisch bedingten Defekten verschont bleiben.Auch in der herkömmlichen Medizin gab und gibt es kommerziell motivierte Pharamaunternehmen, gesetzliche Prüfeinrichtungen und selten leider auch mal Fehlschläge, aber insgesamt scheint das alles eher zum Vorteil der Menschen zu laufen, wenn ich mir die letzten fünfzig Jahre in medizinischer Hinsicht so ansehe.

Zitat von: messie
Siehe Atomenergie: Ich rede da jetzt gar nicht mal von Tchernobyl, sondern von dem ganz alltäglichen Wahnsinn Radioaktivität: Da hieß es auch "aaach, das kriegen wir sicher hin."
Und, was ist? - Egal, welche Stelle man sich ansieht, keine taugt bislang als Endlager. Und das Jahrzehnte, nachdem es hieß, dass man schon eines finden würde das taugt.
Naja, die Atomenergie läuft ja auch schon seit Jahrzehnten recht Störungsfrei.Tschernobyl war übrigens kein Unfall im alltäglich Betrieb, sondern das Ergebniss zahlreicher Fehlentscheidungen während einer Testphase am Limit (die russische Schrottreaktorentechnik gar nicht mal dazu gerechnte).Und für den Müll hat man noch kein ausreichendes Lager, stimmt, aber dann hat man halt erstmal Zwischenlager.

Hier auch wieder die Frage : was wäre denn ohne Atomkraft ? Wo käme unsere Energie her, und das nicht nur jetzt sonder auch vor zwanzig oder dreizig jahren ? Alles aus Braunkohlekraftwerken ? Wäre das besser ? Man muß immer Vor- und Nachteile abwägen, so auch bei der Gentechnik.

Zitat von: messie
Die Gentechnik ist da noch weitaus brisanter.
Weil es ein biologischer Vorgang ist.
Und wenn da etwas bei schiefgeht, dann haben wir nicht mal "nur" Tschernobyl.
Verhindern lassen sich in der Forschung Fehlschläge aber nicht. Egal wie gut die Analysereihen geplant werden - ein wenig "try&error" bleibt dennoch übrig.
Ja nu, nichts ist ohne Risiko, Leben ist lebensgefährlich.Wenn wir alles sein lassen würden, bei dem wir das Risiko nicht auf Null minimiert bekommen, würden wir vermutlich immernoch in Höhlen oder auf Bäumen hausen.

Zitat von: messie
Und Contergan ist da gar nicht so weit hergeholt: Das wurde auch getestet wie nochwas. Und dennoch geschah der Super-GAU für ein Medikament.
Und dort gab es bereits eine Instanz, die der Pharmaindustrie auf die Finger sah.
Von der hier nicht mal ansatzweise bisher die Rede sein kann.
Contergan wurde soweit damals möglich getestet, außerdem wurden Warnungen ignoriert, vermutlich aus Profitgier.Heute testet man mehr.Contergan war aber nur ein Beruhigungsmittel, das kann man schlecht zum Anlass nehmen, eine ganze Technologie zu verteufeln.Man kann ja nicht immer alles sein lassen mit dem Verweis, das man nicht wüßte, was man da noch alles an Nebenwirkungen entdecken könnte.

Zitat von: messie
Das Cochlear Implantat ist -btw. - auch kein Fehlschlag. Wer vorher nix hörte, hört anschließend ein bisschen was. Aber es ist eben gelogen, von "kann hören" zu reden. ;)
Nee, da hab' ich mich etwas unklar ausgedrück, mit Fehlschlag meinte ich z.B. mangelnde Aufklärung der Patienten und so.
Titel: Re: Zunahme genetischer Defekte und krankheiten in unserer Gesellschaft?
Beitrag von: messie am 23 Dezember 2008, 00:40:28
Hey, ich sage nicht, dass Gentechnik persönlich verteufelt gehört.
Aber.
Solange es weder eine unabhängige Kontrollinstanz noch einen gesetzlichen Strafenkatalog für Vergehen noch eine wirksame regelmäßige Überprüfung des Forschungsablaufes gibt, macht es überhaupt keinen Sinn, über das Erlauben der Gentechnik überhaupt nachzudenken.

Zitat
Contergan wurde soweit damals möglich getestet, außerdem wurden Warnungen ignoriert, vermutlich aus Profitgier.

Vor allem Letzteres ist der Grund, weswegen ich Obiges vorher fordere.
Hätten andere Unternehmen daraus gelernt, Gefahren nicht herunterzuspielen, wäre es etwas anderes.
Aber wie man haufenweise sieht, haben sie nichts daraus gelernt. Und werden sie wohl auch nie.
Siehe Finanzkrise: Da gab es auch viele warnende Hände. Sie wurden zahlreich ignoriert. Und jetzt ist das Geschrei der Banken, die zu riskant spekuliert hatten, groß.
Siehe Atomenergie: In den 70ern hieß es noch "Endlager, kein Problem". Und was ist? Das ursprünglich geplante "Endlager" das nur ein Zwischenlager ist nun, ist eine Zeitbombe geworden.
Siehe Pharmaskandal von 2005 (http://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/;art271,1915698). Das ist mal schlappe 45 Jahre später als der Contergan-Skandal. Von wegen 'was draus gelernt ...

Derer Beispiele gibt es unzählige.

Das alles ergibt ein klares Muster: Sobald wirtschaftliche Interessen dahinterstecken, bedarf es einer unabhängigen Instanz, die der Forschung auf die Finger schaut. Und eines empfindlichen Strafenkataloges, das Missbrauch so gut minimiert wie nur irgend möglich.
Beides ist im Moment nicht einmal ansatzweise gegeben.
Titel: Re: Zunahme genetischer Defekte und krankheiten in unserer Gesellschaft?
Beitrag von: Thomas am 23 Dezember 2008, 09:52:33
Hey, ich sage nicht, dass Gentechnik persönlich verteufelt gehört.
Aber.
Solange es weder eine unabhängige Kontrollinstanz noch einen gesetzlichen Strafenkatalog für Vergehen noch eine wirksame regelmäßige Überprüfung des Forschungsablaufes gibt, macht es überhaupt keinen Sinn, über das Erlauben der Gentechnik überhaupt nachzudenken.
Unabhängig vom bisher gesagten denke ich aber, das so eine Instanz ohnehin geschaffen würde, wenn man einen Fahrplan zur legalisierung der Gentechnik aufstellen würde.Denn der Staat würde natürlich niemals einfach nur "ab heute erlaubt !" in ein Gesetz gießen und sich dann anderen Dingen zuwenden, die werden sich auch um das drumherum kümmern, und dazu gehören natürlich auch die nötigen Prüf- und Kontrollverfahren.
Titel: Re: Zunahme genetischer Defekte und krankheiten in unserer Gesellschaft?
Beitrag von: Aaron am 27 Dezember 2008, 15:35:00

Was wäre verkehrt an einer Armee von 10000 Männern, alle 1,85m, blond und blauäugig mit optimierten Körperfunktionen und besonders lernfähigem Gehirn? 

Sie passen in keinen Panzer oder Cockpit, neigen zu Sonnenbrand in den interessanteren Kampfgebieten dieser Welt und sind für Undercovermissionen eher gar nicht geeignet?
Titel: Re: Zunahme genetischer Defekte und krankheiten in unserer Gesellschaft?
Beitrag von: Kampfgeflügel am 08 Januar 2009, 12:58:33

Was wäre verkehrt an einer Armee von 10000 Männern, alle 1,85m, blond und blauäugig mit optimierten Körperfunktionen und besonders lernfähigem Gehirn? 

Sie passen in keinen Panzer oder Cockpit, neigen zu Sonnenbrand in den interessanteren Kampfgebieten dieser Welt und sind für Undercovermissionen eher gar nicht geeignet?
Super-Arier aus dem Reagenzglas ftw!  o/

@Aaron und Tyrannus: You made my Day

---
Zum gesamten Thread: Ehrlich Leute. Selten so köstlich gekotzt! ^^
Weiter so!

Insgesamt unterstreiche ich Messys Aussage: Forschung gerne, Aber wegen Profitgier bitte heftigere Kontrollen.

Mein Senf-Glas: Patente auf Gen-Sequenzen gehen ja echt mal gar nicht!!
Die Spinner an die Wand o.ä
Titel: Re: Zunahme genetischer Defekte und krankheiten in unserer Gesellschaft?
Beitrag von: amon am 15 Januar 2009, 22:50:42
ein sehr interessantes thema.
viele beiträge haben ihr für und wider.
ich persönlich finde es sehr schwierig.

jede forschung birgt ein risiko. und jedes allheilmittel, was wir bislang kennen. niemand weiß warum es immer und immer wieder zu mutationen kommt. das liegt wohl in der natur der dinge. hat vorteile, wie auch nachteile.

wie sollte man sich denn verhalten, wenn man weiß, dass man einen genetischen defekt hat und dieser sich möglicherweise weitervererbt?
natürlich hängt dieses vom schweregrad der erkrankung ab und von der prozentualen wahrscheinlichkeit der vererbung.

ich denke, man kann den fortschritt nicht aufhalten, auch wenn er unzählige opfer kostet. möglicherweise sind es genau diese, die zur lösung führen.

klar, bin ich für richtlinien und kontrollen.
aber ist es nicht manchmal so, dass man grenzen überschreiten muss, um an neue ufer zu gelangen?


Titel: Re: Zunahme genetischer Defekte und krankheiten in unserer Gesellschaft?
Beitrag von: Bombe am 16 Januar 2009, 13:05:54
Vielen Dank für dieses äußerst aussagelose (oh, Verzeihnung, ich meine natürlich „ambivalente“) Posting.
Titel: Re: Zunahme genetischer Defekte und krankheiten in unserer Gesellschaft?
Beitrag von: gefrierfachwaise am 16 Januar 2009, 20:51:45
Huiuiui, da sind ja gleich mehrere zusammenklabüsterte, interessante Themen auf einmal!

Biotechnik, also auch pränatale Tests dienen heute in erster Linie zur Feststellung schwerer Behinderungen, wobei schon über tausend Gendefekte diagnostizierbar sind. Auf Wunsch der Eltern wird, nur wenn vererbbare Erkrankungen in der Verwandschaft bekannt sind, gezielt nach diesen Genen gesucht. Bei so gut wie allen Defekten gibt es jedoch keine Therapie. Um also nicht immer  mit eventuellen Schwangerschaftsabbrüchen in Konflikt zu geraten gibbets die Präimplantationsdiagnostik (PID).
 In Deutschland ist die PID verboten, weswegen sie, wie z.B. auch Tierversuche von Pharma- und Kosmetikfirmen, in anderen Ländern durchgeführt werden !  Bei dieser möglichst frühzeitigen Diagnose erfolgt die Befruchtung allerdings im Reagenzglas (In-vitro-Fertilisation, IVF). Hierbei werden „Embryonen“ im Achtzellstadium genetisch untersucht, bevor sie  in die Gebärmutter eingepflanzt werden.  Englische Forscher haben eine Methode entwickelt, um mit PID alle Chromosomen auf Fehler zu überprüfen und stellten fest, dass rund ¾  der Embryonen Chromosomfehler aufweisen, was aber eigentlich normal ist.
Ungefähr 99% unseres Chromosomensatzes sind reiner evolutionärer Müll und ständigen  maßgeblichen Mutationen ausgeliefert. Andernfalls hätten wir es noch nicht mal erst auf den Baum geschafft und dieses Forum würde „schwarzes Zooplankton“ heißen.
Ansonsten gebe ich Thomas, soweit ich alles Gelesene auch behalten, habe recht: Sich die Möglichkeiten der Biotechnik durch die Lappen gehen zu lassen (der Missbrauch einzelner Vollfosten, also die Risiken, sind ein anderes Thema) wäre dumm oder sogar Unterschlagung hilfreichen Wissens. Abgesehen davon, wäre es  auch mir als Wissenschaftler ,bei hier in Deutschland rund 300.000 Abtreibungen gesunder Embryonen pro Jahr, doch echt Wurst, ob sich der Zellhaufen humaner, embryonaler Stammzellen (Forschung auch verboten) nun teilt oder nicht. Man wird ja nicht fürs Kittel tragen bezahlt.
 A propos: Forschungsprojekte müssen ausführlich mit  Ziel und Methoden (ähnlich wie beim Patentamt) beschrieben, angemeldet und natürlich genehmigt werden! (Wo das? trage ich noch nach....)

Ansonsten: Biotechnik bringt Spaß, einfache Sachen kann man teils auch mit Spüli, Waschmittel und Alk zu hause machen (Ein Labor ist nur eine mit überteuerten, extra-designten  Küchengeräten ausgestattete -gut..sterile- Butze)!
So, genug klug-geschissen (sorry)  und nun mal ab ins unverdiente Wochenende!  Prost!  Vorstellung folgt.
Titel: Re: Zunahme genetischer Defekte und krankheiten in unserer Gesellschaft?
Beitrag von: messie am 17 Januar 2009, 00:04:27
Ich glaube, ich hätte mir doch besser als nächsten Lesestoff Crichtons "Next" vorknöpfen sollen wenn ich das hier so lese ...
Titel: Re: Zunahme genetischer Defekte und krankheiten in unserer Gesellschaft?
Beitrag von: gefrierfachwaise am 17 Januar 2009, 18:24:55
Crichtons "Next" ? Was ist denn das für ein Buch?
Titel: Re: Zunahme genetischer Defekte und krankheiten in unserer Gesellschaft?
Beitrag von: messie am 19 Januar 2009, 08:17:01
Michael Crichton - Next (http://www.hr-online.de/website/rubriken/kultur/index.jsp?rubrik=8918&key=standard_document_29294662)
Titel: Re: Zunahme genetischer Defekte und krankheiten in unserer Gesellschaft?
Beitrag von: Das Leben... am 22 Januar 2009, 00:17:56
Wie schon geschrieben, ist mit fortschreitenden diagnostischen Fähigkeiten auch die Erkenntnis über Ursachen gewachsen. Früher starben die Menschen an "Altersschwäche", heute werden Krebsarten diagnostiziert.
Ähnliches sehe ich auch bei der Genforschung. Natürlich ist es ein Fortschritt zu erkennen, auf welchem Chromosom die Ursache für eine genetisch bedingte Erkrankung liegt. Natürlich ist es toll, wenn diese zu verhindern ist. Doch wo ist die Grenze? Und diese Frage ist ja schon oft aufgetaucht/diskutiert, ich erzähle nichts neues.

Ehrlich, ich weiß es nicht. Was ich weiß, ist, wie ich darüber denke. Für mich gibt es die Grenze dort, wo ohne Expression einer Erkrankung schon manipuliert wird (Manipulation ist hier nicht negativ zu verstehen). Viele "Gendefekte" erhöhen Risiken, oder Wahrscheinlichkeiten, bestimmte Erkrankungen zu bekommen. Das heißt für den Einzelnen aber nicht, dass er sie bekommt. Warum also schon vorab "herumpfuschen"? Wäre es nicht ein Weg, dann einzugreifen, wenn die Expression einer Erkrankung sich manifestiert, also vorhanden ist. Statt im Mutterleib den Diabetes mellitus Typ I auszumerzen (oder per PID), wird dem Menschen sehr ans Herz gelegt, sich regelmäßig untersuchen zu lassen. Stellt sich die Erkrankung ein, wird die Therapie angewandt, die zum Heilungserfolg führt (unter der Annahme, das es eine funktionierende Gentherapie gibt, auch diese) und der Diabetes wird behandelt.

In meinen Augen hat dies zwei Vorteile: Es wird der "Versuchung" widerstanden, dabei noch ide Haarfarbe, den IQ, ... zu optimieren und das Augenmerk auf Prävention gelegt. Denn der Mensch, der sein Leben leben will, achtet auf seine Gesundheit (und bevor er es kann seine Eltern oder Erziehungsberechtigten) und verhält sich dementsprechend. Und er hat die Gewissheit, dass wenn die Wahrscheinlichkeit ihn trifft, ihm geholfen werden kann.

Natürlich gibt es Schädigungen, bei denen deutlich früher eingegriffen werden müsste, z.B. bei Trisomie 21 (Down-Syndrom). Doch mit welchem Recht? Ich habe Zivildienst gemacht und Menschen mit Trisomie 21 kennen- und schätzen gelernt und möchte die Erfahrungen mit ihnen nicht missen. Ich kenne Menschen, denen haben andere "Gendefekte" sehr schwer zugesetzt und auch die Erfahrungen mit diesen Menschen möchte ich nicht missen.
Mit welchem Recht spiele ich mich auf und sage, dass mein Leben mehr Wert ist als das andere? Nur weil ich besser "funktioniere"? Dies wird für mich impliziert, wenn es um "korrektive Eingriffe" in der Entwicklung eines Menschen geht.

Ich habe manchmal das Gefühl, Gen-korrektive-Eingriffe sollen uns Zeit und Ressourcen sparen. Wenn es dieses und jenes nicht gäbe, dann bräuchten wir auch nicht. Und ich sage: Wir müssen!
Wir müssen uns um andere kümmern, wenn sie Hilfe benötigen. Wir müssen uns um andere kümmern, wenn sie nach Hilfe fragen. Manche sind in der glücklichen Lage nach Hilfe Fragen zu können, andere nicht mehr, da müssen wir selber denken.
Meine Meinung ist, dass vieles an Mitleid echt ist, es ist aber nicht immer produktiv, auch nicht für die Betroffenden. Statt Mitleid sollte Unterstützung und Gleichbehandlung innerhalb der Möglichkeiten gelebt werden. Wenn Verständnis für die Bedürfnisse des Betroffenen anstelle von Mitleid treten, ist ein großer Schritt getan, jedenfalls in meinen Augen. Damit gebe ich auch etwas gleiches zurück, denn bei Mitleid stelle ich mich im Prinzip über den anderen, da ich ja "mit leiden" kann, überspitzt gesagt, ich kann mir den Luxus ja erlauben mal mitzumachen.

Wem diese Ausführungen zu religiös sind, ich kann beruhigen. Nichts liegt mir ferner, als eine religiöse Debatte zu führen, sondern es geht um grundlegende Prinzipien einer Gemeinschaft und wie sie sich versteht.

Nach diesem Exkurs wieder zur "Wissenschaft". Ich bin gegen Veränderungen am Fötus. Ich bin der festen Überzeugung, dass bei vielen "guten" Eingriffen, es "kolaterale Nebenwirkungen" geben wird, wie z.B. verbesserte ....; füllt selber was ein.
Ich verschließe aber auch nicht die Augen vor den Möglichkeiten und ich bin ebenso der festen Überzeugung, Menschen zu helfen, mit (fast) allen Mitteln. Fragen wir die Menschen, die es betrifft und sorgen wir dafür, allen Menschen ein lebenswertes Leben zu ermöglichen. Ob mit oder ohne Behinderung und oder Erkrankungen.

Gentherapie bei Expression der Störung und spezifisch JA, vorbeugend/präventiv, NEIN.
Titel: Re: Zunahme genetischer Defekte und krankheiten in unserer Gesellschaft?
Beitrag von: Eisbär am 22 Januar 2009, 11:58:21
Es ist zu spät, etwas tun zu wollen, wenn die Gene bereits zusammengesetzt sind. Wenn man das etwas ändern möchte, wenn man einen genetischen Defekt erkannt hat und der Mensch bereits am Entstehen ist, ist es zu spät.


Und ehrlich, es ist für die ganze Sache scheißegal, was Du für Erfahrungen mit Trisomie21Erkrankten gemacht hast. Wichtig ist, welche Erfahrungen sie selber machen und oder ihre Eltern mit ihnen. Und wenn ein Erkrankter sagt, er möchte nicht, daß seine Kinder diese Einschränkung an Lebensqualität haben, die er hat, dann sollte man das respektieren.
Da shat nichts, aber auch rein gar nichts damit zu tun, ob ein Mensch mehr wert sei als der andere. Es geht darum, Möglichkeiten zu schaffen, Menschen unnötige, weil vermeidbare Einschränkungen, unter denen sie evt. leiden, aus dem Weg zu schaffen, bevor sie entstehen.

Und Haarfarbe zu ändern, hat nun nichts, aber auch rein gar nichts damit zu tun, eine Haarfarbe ist keine Erkrankung.

Und selbst wenn die Eltern wissen, daß sie Träger einer Erkrankung sind, diese aber nur unter ungünstigen Umständen auch im Phenotypen erkennbar wird, kann man dieses Risiko vermeiden. Damit ist es auch für kommende Generationen erledigt.



Du sagst, Du möchtest die Erfahrung mit den trisomie 21 -PAtienten nicht missen. Hast Du sie denn mal gefragt, ob sie nicht lieber "normal" wären? Oder ob sie, wenn sie es verhindern könnten, daß ihre Kinder erkranken, das tun würden.
Titel: Re: Zunahme genetischer Defekte und krankheiten in unserer Gesellschaft?
Beitrag von: gefrierfachwaise am 22 Januar 2009, 15:26:33
Kleiner Nachtrag: Die Forschung unterliegt dem Tierschutz und Embryonenschutzgesetz.
Dabei gibt es Unterschiede zwischen Eizelle, Mehrzellstadium,  Embryo, Fötus, Baby und Person.
 
Aber wie auch immer, Hierzulande jedenfalls verboten, weil sie als Methode der Auslese -und damit auch wieder der Diskriminierung- betrachtet wird und deswegen moralisch nicht vertretbar wäre.. Es gibt auch den schönen Begriff "Bio-Apartheid"
Ja, das Ganze hat hier in Deutschland den üblichen historischen Hintergrund, aber da fragt man sich doch trotzdem, warum andere Länder keine moralischen Bedenken haben?
Wahrscheinlich gibt’s in 20 Jahren so was wie „Gen-Tourismus“, weil wir uns von unserer Vergangenheit so blockieren lassen. Und ob DAS geiler ist???
 
Aber zur Moral: Das Genom scheint ja zum allerheiligsten, intimsten und unmittelbaren Wirkungsort Gottes geworden zu sein, vor dem nun alle Ehrfurcht bekommen haben. Dabei ist  das  Primelgenom weniger heilig als das des Quastenflossers, und das Heiligste ist natürlich das des Menschen, das Allerheiligste das des unschuldigen Kindes. Ich finde davon muß man erstmal loskommen und das Leben an sich respektieren. Biotechnik/-ologie (uvm.) sind seehr weitgefächerte Bereiche, die sich im Grunde mit Stoffwechselwegen befassen. Man will das Leben halt verstehen lernen und niemand will „Gott spielen“!  Es kann nicht richtig sein, dass Menschen ein Leben lang unter schweren Erbkrankheiten leiden, nur weil ihr Genom für unantastbar gilt. Wer einen frühen Embryo mit einem Menschen gleichstellt, bringt damit zum Ausdruck, dass er das Wesen des Menschen in den Genen sieht. Das halte ich für unmenschlich und „Das Leben...“ hat ja nun auch die Menschen und nicht die Chromosomen kennen gelernt.
Aus wissenschaftlicher Sicht, lässt sich die Menschheit auch nicht in Rassen unterteilen und es wird auch stark vor einer Diskriminierung von Behinderten gewarnt!! Aber mal ehrlich, woher kommt diese seltsame Wertschätzung von Krankheit und Behinderung? Wird bald eine Kampagne zur Rettung der vom Aussterben bedrohten Kinderlähmung gestartet?

Ich glaube eine Gen- oder sonstige Therapie ist wesentlich kostspieliger und vor allem zeitaufwendiger als z.B. die ( PID) oder Keimbahntherapie. Aber da könnten wir ja mal die Krankenschwestern und Krankenpfleger unter uns  fragen!

Also:
Gentherapie bei Expression der Störung und spezifisch: NEIN, weil ist zu spät und teuer, vorbeugend/präventiv: JA, weil Gentherapie bei Expression der Störung und spezifisch: NEIN



Titel: Re: Zunahme genetischer Defekte und krankheiten in unserer Gesellschaft?
Beitrag von: Das Leben... am 22 Januar 2009, 16:32:46
Es ist zu spät, etwas tun zu wollen, wenn die Gene bereits zusammengesetzt sind. Wenn man das etwas ändern möchte, wenn man einen genetischen Defekt erkannt hat und der Mensch bereits am Entstehen ist, ist es zu spät.


Und ehrlich, es ist für die ganze Sache scheißegal, was Du für Erfahrungen mit Trisomie21Erkrankten gemacht hast. Wichtig ist, welche Erfahrungen sie selber machen und oder ihre Eltern mit ihnen. Und wenn ein Erkrankter sagt, er möchte nicht, daß seine Kinder diese Einschränkung an Lebensqualität haben, die er hat, dann sollte man das respektieren.
Da shat nichts, aber auch rein gar nichts damit zu tun, ob ein Mensch mehr wert sei als der andere. Es geht darum, Möglichkeiten zu schaffen, Menschen unnötige, weil vermeidbare Einschränkungen, unter denen sie evt. leiden, aus dem Weg zu schaffen, bevor sie entstehen.

Und Haarfarbe zu ändern, hat nun nichts, aber auch rein gar nichts damit zu tun, eine Haarfarbe ist keine Erkrankung.

Und selbst wenn die Eltern wissen, daß sie Träger einer Erkrankung sind, diese aber nur unter ungünstigen Umständen auch im Phenotypen erkennbar wird, kann man dieses Risiko vermeiden. Damit ist es auch für kommende Generationen erledigt.



Du sagst, Du möchtest die Erfahrung mit den trisomie 21 -PAtienten nicht missen. Hast Du sie denn mal gefragt, ob sie nicht lieber "normal" wären? Oder ob sie, wenn sie es verhindern könnten, daß ihre Kinder erkranken, das tun würden.

Zu Deinem letzten Punkt: Natürlich muss diese Person gefragt werden, ob er nicht normal (was heisst das) sein möchte, ich spreche ihm in keinster Weise dieses Recht ab.
Ich plädiere auch nicht dafür, alles hinzunehmen.

Meine These oder auch Gedanke ist, dass es zum jetzigen Zeitpunkt als unmöglich gilt, ausgebildete Sequenzen zu ändern. Doch ist dies wirklich so? Mittlerweile ist bekannt, das Nervenzellen sich auch noch im Alter regenerieren und sich neubilden, Stammzellen finden sich auch bei Adulten, ... .

Bei der Haarfarbe gebe ich Dir recht, doch warum sollte diese auch verändert werden, kann man ja auch färben, wenn man will.

Bleibt es bei der Behebung des genetischen Defektes? Oder wenn man dabei ist, kann man doch auch gleich noch... Hier sehe ich die Gefahren.

Und zum Punkt der Prävention, wo beginnt sie und wo ist es Auslese. Ich weiss es nicht. Und ich schätze das Missbrauchspotenzial höher ein, als einen Nutzen, auch wenn der persönlich Betroffene es anders sehen wird, und das ist sein gutes Recht.
Titel: Re: Zunahme genetischer Defekte und krankheiten in unserer Gesellschaft?
Beitrag von: Das Leben... am 22 Januar 2009, 16:55:41

Aber wie auch immer, Hierzulande jedenfalls verboten, weil sie als Methode der Auslese -und damit auch wieder der Diskriminierung- betrachtet wird und deswegen moralisch nicht vertretbar wäre.. Es gibt auch den schönen Begriff "Bio-Apartheid"
Ja, das Ganze hat hier in Deutschland den üblichen historischen Hintergrund, aber da fragt man sich doch trotzdem, warum andere Länder keine moralischen Bedenken haben?
Wahrscheinlich gibt’s in 20 Jahren so was wie „Gen-Tourismus“, weil wir uns von unserer Vergangenheit so blockieren lassen. Und ob DAS geiler ist???
 
Aber zur Moral: Das Genom scheint ja zum allerheiligsten, intimsten und unmittelbaren Wirkungsort Gottes geworden zu sein, vor dem nun alle Ehrfurcht bekommen haben. Dabei ist  das  Primelgenom weniger heilig als das des Quastenflossers, und das Heiligste ist natürlich das des Menschen, das Allerheiligste das des unschuldigen Kindes. Ich finde davon muß man erstmal loskommen und das Leben an sich respektieren. Biotechnik/-ologie (uvm.) sind seehr weitgefächerte Bereiche, die sich im Grunde mit Stoffwechselwegen befassen. Man will das Leben halt verstehen lernen und niemand will „Gott spielen“!  Es kann nicht richtig sein, dass Menschen ein Leben lang unter schweren Erbkrankheiten leiden, nur weil ihr Genom für unantastbar gilt. Wer einen frühen Embryo mit einem Menschen gleichstellt, bringt damit zum Ausdruck, dass er das Wesen des Menschen in den Genen sieht. Das halte ich für unmenschlich und „Das Leben...“ hat ja nun auch die Menschen und nicht die Chromosomen kennen gelernt.
Aus wissenschaftlicher Sicht, lässt sich die Menschheit auch nicht in Rassen unterteilen und es wird auch stark vor einer Diskriminierung von Behinderten gewarnt!! Aber mal ehrlich, woher kommt diese seltsame Wertschätzung von Krankheit und Behinderung? Wird bald eine Kampagne zur Rettung der vom Aussterben bedrohten Kinderlähmung gestartet?

Ich glaube eine Gen- oder sonstige Therapie ist wesentlich kostspieliger und vor allem zeitaufwendiger als z.B. die ( PID) oder Keimbahntherapie. Aber da könnten wir ja mal die Krankenschwestern und Krankenpfleger unter uns  fragen!

Also:
Gentherapie bei Expression der Störung und spezifisch: NEIN, weil ist zu spät und teuer, vorbeugend/präventiv: JA, weil Gentherapie bei Expression der Störung und spezifisch: NEIN


ps. nicht das durch meinen verkackten Konjunktiv im ersten post der Eindruck entstanden ist, ich sei Wissenschaftler! Nene,  ich bin interessierter Biolaborassi und kann für alle Noch-Interessierten „Das populäre Lexikon der Gentechnik“ / Eichborn (z.T. Quelle) empfehlen. !Kein Fachlexikon für Studierende!
(und -zu quoten- lern ich auch noch)



Zur Moral: Wenn es nicht deutlich geworden ist, ein religiöser Hintergrund liegt mir mehr als fern. Dies hat nichtts mit "Gottes Wille" und dem ganzen spirituellen Überbau zu tun.

Zur Kinderlähmung: Meines Wissens eine Infektionskrankheit...

Ich habe mit keinen Wort Kosten erwähnt, und wenn eine Nachbehandlung um einen erheblichen Faktor teurer ist, na und! Die Frage ist, ist es uns das Wert? Und ich sage, es muss uns dieses Wert sein.

Und ich sehe den Wert eines Menschen (wenn ich es mal so ausdrücken darf) nicht in der Ansammlung seiner Gene, sondern als das, was er ist. Wenn ich den Zellhaufen meinen würde, dann lasst uns sofort mit der PID anfangen. Denn der Umkehrschluss ist ja, nur ein guter Zellhaufen wird ein guter Mensch.

Und auch hier nochmal: Ich möchte nicht, das Menschen eine Leben lang leiden. Ich möchte/ meine Idee ist, dass sich die Forschung darauf konzentriert, Therapien, auch Gentherapien, zu entwickeln, die schon bei bestehenden Defekten greift.
Titel: Re: Zunahme genetischer Defekte und krankheiten in unserer Gesellschaft?
Beitrag von: Eisbär am 22 Januar 2009, 18:23:32
Das Leben... lies mal gründlicher, was hier schon lange vor Dir geschrieben wurde! Dann stellen sich vielleicht Fragen, die Du aufzuwerfen versuchst, gar nicht ;)
Titel: Re: Zunahme genetischer Defekte und krankheiten in unserer Gesellschaft?
Beitrag von: gefrierfachwaise am 22 Januar 2009, 19:00:49
Wer will denn schon, das Menschen ein Leben lang leiden? Hier geht’s ja genau darum, Gendefekte so früh wie möglich zu erkennen, um sie dann mittels diverser Methoden eventuell ausschließen zu können. (Und das „eventuell ausschließen“ würde mir bei einigen Krankheiten schon absolut reichen!)  
Das du den Wert eines Menschen nicht in der Ansammlung seiner Gene, sondern als das siehst was er ist (-ohne eine religiöse Debatte führen zu wollen) ist mir schon klar geworden. Ich dachte eigentlich, mit dem vorangegangenen Text mit Dir darüber übereingestimmt zu haben....?  NUUR kann man ja nicht im Wasser baden, ohne dabei naß zu werden.  Wenn es um ethische und moralische Wertvorstellungen des Einzelnen geht.............

Ausserdem war mein post ja nicht nur auf dich bezogen! Aber mach weiter so!  :)
Titel: Re: Zunahme genetischer Defekte und krankheiten in unserer Gesellschaft?
Beitrag von: CommanderChaos am 23 Januar 2009, 10:12:04
Hum. Ein Problem ist natürlich die Formulierung "verhindern, dass die Kinder unter der gleichen Krankheit leiden", weil man ja mit PID nicht ein krankes Kind heilt, sondern die kranken potentiellen Kinder aussortiert. Man heilt also niemanden, sondern man erlaubt den Kranken nicht, zu leben. Da sehe ich schon eher ein moralisches Problem.
Titel: Re: Zunahme genetischer Defekte und krankheiten in unserer Gesellschaft?
Beitrag von: Eisbär am 23 Januar 2009, 10:21:27
Hum. Ein Problem ist natürlich die Formulierung "verhindern, dass die Kinder unter der gleichen Krankheit leiden", weil man ja mit PID nicht ein krankes Kind heilt, sondern die kranken potentiellen Kinder aussortiert. Man heilt also niemanden, sondern man erlaubt den Kranken nicht, zu leben. Da sehe ich schon eher ein moralisches Problem.
Aber genau das Problem taucht doch durch meinen Vorschlag gar nicht mehr auf.

Die Zeugung ist dann eben künstlich, es werden gesunde Chromosomensätze zusammengesetzt und gut ist. Kein nachträgliches Aussortieren, die Krankheit wird verhindert, bevor der Mensch entsteht.
Titel: Re: Zunahme genetischer Defekte und krankheiten in unserer Gesellschaft?
Beitrag von: CommanderChaos am 23 Januar 2009, 11:53:13
Hum. Ein Problem ist natürlich die Formulierung "verhindern, dass die Kinder unter der gleichen Krankheit leiden", weil man ja mit PID nicht ein krankes Kind heilt, sondern die kranken potentiellen Kinder aussortiert. Man heilt also niemanden, sondern man erlaubt den Kranken nicht, zu leben. Da sehe ich schon eher ein moralisches Problem.
Aber genau das Problem taucht doch durch meinen Vorschlag gar nicht mehr auf.

Die Zeugung ist dann eben künstlich, es werden gesunde Chromosomensätze zusammengesetzt und gut ist. Kein nachträgliches Aussortieren, die Krankheit wird verhindert, bevor der Mensch entsteht.
Hm.. trotzdem sucht man ja quasi ein Leben aus, indem man die DNA zusammenpuzzelt. Wenns dann ne Lösung gäbe a la "alles kranke aussortieren, dann den Rest in einen großen Eimer, umrühren und dem Zufall überlassen was zusammenfindet", wär mir das lieber... sonst wirds doch arg in Richtung "ich bau mir mein Kind selber" gehen.
Titel: Re: Zunahme genetischer Defekte und krankheiten in unserer Gesellschaft?
Beitrag von: Das Leben... am 23 Januar 2009, 13:41:55
@ Eisbär

Das Leben... lies mal gründlicher, was hier schon lange vor Dir geschrieben wurde! Dann stellen sich vielleicht Fragen, die Du aufzuwerfen versuchst, gar nicht ;)

OK, ich gelobe Besserung (ich werde Deine Posts jetzt intensiver lesen ;) ) Mein Post hatte auch nicht den Anspruch, das Rad neu zu erfinden.

"Fasse Dich kurz!" ist ein Motto, dass ich versuche einzuhalten, immer gelingt dies nicht. Gerade bei heiklen Themen muss ein gewisser Kontext aufgezogen werden, sonst kommts zu Missverständnissen... und die wirds eh geben.



@ gefrierfachwaise

Wer will denn schon, das Menschen ein Leben lang leiden? Hier geht’s ja genau darum, Gendefekte so früh wie möglich zu erkennen, um sie dann mittels diverser Methoden eventuell ausschließen zu können. (Und das „eventuell ausschließen“ würde mir bei einigen Krankheiten schon absolut reichen!) 
Das du den Wert eines Menschen nicht in der Ansammlung seiner Gene, sondern als das siehst was er ist (-ohne eine religiöse Debatte führen zu wollen) ist mir schon klar geworden. Ich dachte eigentlich, mit dem vorangegangenen Text mit Dir darüber übereingestimmt zu haben....?  NUUR kann man ja nicht im Wasser baden, ohne dabei naß zu werden.  Wenn es um ethische und moralische Wertvorstellungen des Einzelnen geht.............
So a propos spirituell, ich fahr jetzt ins Subotnik und baller mir GOA in die Ohren.

Ausserdem war mein post ja nicht nur auf dich bezogen! Aber mach weiter so!  :)


Erstmal Danke!

Ich hatte Dein Antwortpost anders verstanden. Und um eine Sache nochmal aufzugreifen, ich habe mit meinen Aussagen zum "Leiden" nicht gemeint, dass es hier Posts gab, die dies implizieren.
Ich will damit nur deutlich machen, das ich nicht ein Anhänger des "Schicksals" bin, frei nach dem Motto: "Du hast es, also lebe damit!" NeNe, ich bin da schon für Veränderungen der Situation.

In meinen Augen ist eine postnatale Behandlung aber weniger missbrauchsbehaftet als eine pränatale, kann damit aber auch völlig daneben liegen. Dies will ich nicht ausschließen...

So, ich hoffe das GOA geballere hat Deinen spirituellen Bedarf gedeckt ;)
Titel: Re: Zunahme genetischer Defekte und krankheiten in unserer Gesellschaft?
Beitrag von: Jinx am 25 Januar 2009, 11:29:13

Aber zur Moral: Das Genom scheint ja zum allerheiligsten, intimsten und unmittelbaren Wirkungsort Gottes geworden zu sein, vor dem nun alle Ehrfurcht bekommen haben. Dabei ist  das  Primelgenom weniger heilig als das des Quastenflossers, und das Heiligste ist natürlich das des Menschen, das Allerheiligste das des unschuldigen Kindes. Ich finde davon muß man erstmal loskommen und das Leben an sich respektieren.

Hier kann ich Dir vorbehaltlos zustimmen. Leben ist Leben. Und wenn die Medien von der ultimativen Naturkatastrophe sprechen, bei der "alles Leben" vernichtet wird, meinen sie vor allem das menschliche Leben. Das Leben an sich wird es schon irgendwie packen, nur das menschliche eben nicht. So viel zur Wertigkeitsskala von Leben.
Ich stehe der Genforschung sehr distanziert gegenüber, wenn auch nicht total ablehnend (bin nicht so der Typ für einfache Lösungen und Gut/Böse-Schemata). Was mich da zögern lässt ist kein religiöses Geschwiemel, sondern eher die Tatsache, dass m. E. dort zu schnell vorgegangen wird, d. h. in Bereiche geforscht wird, bei denen man die Konsequenzen überhaupt noch nicht  absehen kann. Dazu gehört auch das Aussäen genmanipulierten Saatgutes (um mal bei einem ideologisch weniger befrachteten Beispiel zu bleiben). Ich habe nämlich langsam genug davon, dass die Forschung bzw. die Wirtschaft die Welt mit Zeug überschwemmt, dessen die Welt nicht Herr wird. Siehe Plastikmüll oder auch Atommüll. Der strahlt zehntausende von Jahren munter vor sich hin, und für die Sicherheit solcher Zwischen- oder Endlager kann bei dieser Zeitspanne niemand mehr garantieren. Insofern fände ich ein verantwortungsvolleres Vorgehen in allen Bereichen wünschenswert; eben auch bei der Gentechnik.

Zitat


Aber mal ehrlich, woher kommt diese seltsame Wertschätzung von Krankheit und Behinderung? Wird bald eine Kampagne zur Rettung der vom Aussterben bedrohten Kinderlähmung gestartet?

Ich finde das eigentlich nicht seltsam, wenn man bedenkt, dass - Gentherapie nach dem heutigen Stand der Möglichkeiten hin oder her - viele Krankheiten oder Behinerungen eben (noch?) nicht heilbar sind. Dass man Menschen mit Behinderung oder Krankheiten wertschätzt, ist für mich - und meine ethische Überzeugung - ein Zeichen, dass man ein Leben nicht wertvoller erachtet als das andere - denn, mal ehrlich: Wer kann sich anmaßen, eine Werteskala menschlichen Lebens zu erstellen? Woher will man wissen, welches Leben wertvoll ist oder in der Zukunft wertvoll werden kann?
Was mir sauer aufstößt, ist jedoch die Überhöhung des Leidens, die von manchen Menschen oder auch den Medien vor sich hergetragen wird wie das Verdienstkreuz am Bande. Leiden ist keine Leistung und macht das Leben nicht besser. Das ist eben der Fluch des christlichen Glaubens, das ein bedauernswertes Folteropfer zum Gott erhoben hat. So etwas finde ich verwerflich, denn wenn Leiden positiv konnotiert ist, spricht wenig dafür und viel dagegen, es zu beenden - zumindest ganz hinten im Kopf.

Ich bin jedoch generell dagegen, Kranken oder Behinderten von außen aufzudrücken, wie sie sich, ihren Zustand und ihr Leben zu empfinden haben. Wir können schlicht nicht beurteilen, ob ein Mensch mit Down-Syndrom sein Leben als lebenswert empfindet oder das Bewusstsein hat, es anders zu wollen. Die meisten Kranken/Behinderten, die sich ihres Zustands bewusst sind, würden ihn sicherlich ändern, wenn sie die Möglichkeit dazu hätten, aber man sollte nie den Fehler machen, solche Leute auf ihre Gebrechen zu reduzieren, was leider - auch in dieser Diskussion - allzu oft geschieht. Ein Gelähmter ist nunmal mehr als seine Beine oder Arme.
Titel: Re: Zunahme genetischer Defekte und krankheiten in unserer Gesellschaft?
Beitrag von: gefrierfachwaise am 29 Januar 2009, 13:58:51
In der Geschichte gab es ja schon regelmäßig technologische Durchbrüche, die neuartige Risiken mit sich brachten. Z.B  Elektrizität oder die gesamte Industrie mit ihren Autos und Maschinen, wodurch viele Menschen schon umgekommen sind. Gentechnik birgt ebenfalls gesundheitliche und ökologische Risiken. Nur: Wie groß sind diese Risiken? Und welche Risiken sind mit dem Verzicht   
verbunden? Momentan hat die Gentechnik das Gefahrenpotential einer Mikrowelle oder das eines Handys. Wenn wir nun aber bei Unterlassung von Therapien gegen Krebs, Aids, Malaria, Tuberkulose etc. sprechen, kommen wir schnell auf Millionen Menschenleben pro Jahr. Ebenso verhält es sich doch auch bei den Nutzpflanzen deren Erträge in Zukunft gesteigert werden müssen!
Hierbei spricht man von „Grüner Gentechnik“, welche eine Weiterentwicklung der herkömmlichen Züchtungsmethoden ist. Der Gestaltungsspielraum nimmt hierbei natürlich (Ich finde zum Glück) enorm zu, und die Risikoforschung nimmt daher einen beträchtlichen und wichtigen Teil in diesem Bereich ein. Viele Probleme sind schon durch die herkömmliche Pflanzenzucht und Lebensmittelproduktion bekannt, wobei die Risiken bei gentechnischen Versuchen gar nicht authentisch im Labor erforscht werden können. Realitätsnahe Versuche in der Natur sind unabdingbar, wenn man die Technik optimieren und Risiken eingrenzen will. Wie Jinx auch zurecht ihre Folgen anzweifelt, sind über diese schlichtweg keine Aussagen für Mensch und Natur zu machen. Das ist auch der Grund, warum viele Gentech-Gegner sämtliche Studien sabotieren.
Alle bisherigen Testverfahren lehnen sich an über Jahrzehnte gesammelte Erfahrungen aus der Arzneimittelforschung an. Für den Menschen zumindest kann man alle schädlichen Stoffe zuverlässig analysieren und ausschließen. Ökologisch versucht man ja gerade durch die Ertragssteigerung (u.a Resistenz) zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Nämlich mehr Futter und weniger Bedarf an Ackerland. Also/oder  weniger Pestizide und keine Verdrängung wilder Arten. Ich finde man sollte sich nicht dazu hinreißen lassen, diese Lösungsversuche des steigenden Bedarfs an ja doch noch natürlichen Nahrungsmitteln mit z.B. Massenkäfighaltung bei Hühnern gleichzusetzen. Denn wenn jetzt jeder nur „Bio“ essen will, hätten wir schon vor ein paar Jahren den Mond beackern müssen.
Aber zum Thema: Ob das speziell nun auch Gendefekte mit sich bringen könnte, wer weiß! Ich bin mir jedenfalls sicher, dass Pflanzen auch in Hundert Jahren nichts weiter tun als photosynthetisieren und für uns „unbewußt“ Samen und Früchte abwerfen werden. Eine seehr gewagte Frage wäre mal.
Lieber hungrig oder krank? (womit Ich jetzt niemandem irgendeinen Zusammenhang andichten will!)

Titel: Re: Zunahme genetischer Defekte und krankheiten in unserer Gesellschaft?
Beitrag von: Eisbär am 29 Januar 2009, 18:10:02
Ach, das Gejammer über Genfood ist medial viel zu aufgeblasen.

Wenn man denn mal all die Menschen fragt, warum sie dagegen sind, kommt sowas wie "weil's schlecht ist", "weil's ungesund ist" oder ähnlicher Blödsinn, der keinerlei Überprüfung standhalten würde.

Besonders bizarr dabei ist, daß fast 70% der deutschen Bevölkrung glauben, Gene seien nur in Genfood ::)
Titel: Re: Zunahme genetischer Defekte und krankheiten in unserer Gesellschaft?
Beitrag von: K-Ninchen am 29 Januar 2009, 18:20:02
Ach, das Gejammer über Genfood ist medial viel zu aufgeblasen.

Wenn man denn mal all die Menschen fragt, warum sie dagegen sind, kommt sowas wie "weil's schlecht ist", "weil's ungesund ist" oder ähnlicher Blödsinn, der keinerlei Überprüfung standhalten würde.

Besonders bizarr dabei ist, daß fast 70% der deutschen Bevölkrung glauben, Gene seien nur in Genfood ::)

Ich persönlich finde dabei eher das Vorgehen der Produzenten von genmanipulierten Saatgut anprangernswert und einen Grund, den kram zu boykottieren.
Die machen das nämlich nicht, um, wie vorgeschoben, "den Welthunger zu bekämpfen", sondern um die Nahrungskette zu kontrollieren und damit so viel Geld wie möglich herauszuholen, mit einer Armada von Anwälten, die schon so einige Bauern weltweit in den Ruin oder Selbstmord (vor allem in Indien) getrieben haben.
Titel: Re: Zunahme genetischer Defekte und krankheiten in unserer Gesellschaft?
Beitrag von: gefrierfachwaise am 29 Januar 2009, 20:23:41
@Eisbär
 :D Ich weiß ja nicht, wer sich da mit der Kennzeichnungspflicht auseinandersetzen muss, aber "Achtung, enthält Gene!" wäre wohl fatal.  Nachher rennt noch jemand zum Arzt und will sich dagegen impfen lassen.

Aber da knippst man einmal die Glotze an und hört von jemandem, der sich für 100.000 Eus seinen Hund hat klonen lassen!
Also DER Typ hat meinen bislang sch**ß Tag echt gerettet.  :o ;D :D
Titel: Re: Zunahme genetischer Defekte und krankheiten in unserer Gesellschaft?
Beitrag von: messie am 29 Januar 2009, 23:09:40
Zitat
In der Geschichte gab es ja schon regelmäßig technologische Durchbrüche, die neuartige Risiken mit sich brachten. Z.B  Elektrizität oder die gesamte Industrie mit ihren Autos und Maschinen, wodurch viele Menschen schon umgekommen sind.

Na, die Beispiele sind ja wunderbar ausgewählt... fast schon wie "mein Haus, mein Auto, meine Technik" ...
Ich setze dagegen: Röntgenstrahlen, Contergan, Radioaktivität.
Wurde alles, als es neu war, als "fast bis ganz harmlos" betitelt. Die Folgen sind bekannt ...

Womit ich vor allem ein Problem habe ist, dass jenen die Gentechnik anwenden bzw. erforschen, nicht genügend auf die Finger geguckt wird bzw. werden kann.
Denn jene, die daran verdienen, werden im Zweifel immer die Gefahren herunterspielen.
Kein Atomreaktorbetreiber etwa wird jemals realistische Einschätzungen treffen, was die Gefahren durch die Radioaktivität betrifft! Er wäre ja schön blöd, würde er seine eigene Einnahmequelle damit gefährden und seinen Arbeitsplatz dazu.
Ein Forschungslabor das für Gentechnische Forschungen Geld bekommt, würde sich doch ebenso das eigene Wasser abgraben, würde es mit allen Risiken die dort verborgen sind hausieren gehen.
Was für die Firmen, die Profit aus neuen Medikamenten schlagen wollen die durch Gentechnik möglich würden erst recht gilt.

Da gehört eine unabhängige Instanz her! Die sowohl die Möglichkeiten, als auch das Geld wie auch die Macht dazu hat, jene vernünftig zu kontrollieren, die eine Forschung an der Gentechnik betreiben.
Eben auch mit der Macht, so einen Laden dichtzumachen, wenn sie bemerken dass die Gefahren in keinem Verhältnis mehr zum Ertrag stehen.
Da von solch einer Institution aber weit und breit nix zu sehen ist, ist das Schild "Dagegen" für mich für den Moment absolut klar und alternativlos.
Man lässt ja auch keine Open-Air-Veranstaltungen einfach so beginnen, mit der Aussage "och, das Sicherheitspersonal und die Kartenkontrolleure kommen heute halt mal etwas später, wird schon nix passieren".
Titel: Re: Zunahme genetischer Defekte und krankheiten in unserer Gesellschaft?
Beitrag von: Killerqueen am 06 Februar 2009, 20:34:40
Kein Atomreaktorbetreiber etwa wird jemals realistische Einschätzungen treffen, was die Gefahren durch die Radioaktivität betrifft! Er wäre ja schön blöd, würde er seine eigene Einnahmequelle damit gefährden und seinen Arbeitsplatz dazu.
(...)
Da gehört eine unabhängige Instanz her!
Im Falle von Atomkraftwerken (http://de.wikipedia.org/wiki/T%C3%9CV_S%C3%9CD#Arbeitsfelder) gibt es die doch längst, was wohl viele nicht wissen. Vermutlich sieht es mit Genlaboren da ähnlich aus. Nur weil eine Sache nicht in der Presse breitgetreten wird (weil sie den Journalisten zu uninteressant ist) und wir keine Kenntnis davon haben, heißt das nicht, dass es diese Sache nicht gibt. Vor der Entdeckung Australiens dachte man auch, dass es keine schwarzen Schwäne gibt. Ich kann mir gut vorstellen, dass ein Genlabor zig staatliche Akkreditierungen durchlaufen muss, um überhaupt auf dem Gebiet arbeiten zu dürfen.
Titel: Re: Zunahme genetischer Defekte und krankheiten in unserer Gesellschaft?
Beitrag von: gefrierfachwaise am 11 Februar 2009, 16:39:33
Sup, hier nebenbei einmal das Embryonenschutzgesetz:
 http://bundesrecht.juris.de/bundesrecht/eschg/gesamt.pdf
und wie gesagt müssen alle Forschungsprojekte erstmal angemeldet werden, um staatliche Mittel zur Verfühgung gestellt zu bekommen. Das Ganze ist immerhin eine zu unvorstellbar teure Angelegenheit, als dass man ungesetzlichen Blödsinn machen würde.