Zitat von: Thomas am 29 August 2008, 20:00:04Denn gerade in schwarzen Kreisen kann man meiner Erfahrung nach ganz gut mit solchen und ähnlichen Themen umgehen.Klischee! Wenn ich jemandem im Kir das erste Mal vom Krebs erzählt habe, kam als Reaktion fast immer die Aussage, dass sie gar nicht wissen, wie sie damit jetzt umgehen sollen. Tod und Krebs sind in der schwarzen Szene genau so tabuisiert wie überall sonst.
Denn gerade in schwarzen Kreisen kann man meiner Erfahrung nach ganz gut mit solchen und ähnlichen Themen umgehen.
Zitat von: Ih-Dschieh am 29 August 2008, 21:50:45Zitat von: Thomas am 29 August 2008, 20:00:04Denn gerade in schwarzen Kreisen kann man meiner Erfahrung nach ganz gut mit solchen und ähnlichen Themen umgehen.Klischee! Wenn ich jemandem im Kir das erste Mal vom Krebs erzählt habe, kam als Reaktion fast immer die Aussage, dass sie gar nicht wissen, wie sie damit jetzt umgehen sollen. Tod und Krebs sind in der schwarzen Szene genau so tabuisiert wie überall sonst.Abgesehen davon dass du diesbezüglich recht hast, glaube ich aber auch, dass gerade das KIR - eben einer Disco - ein Ort ist, an dem Probleme -welcher Art auch immer- noch viel mehr tabuisiert werden als an den meisten anderen Orten.Dort wollen die Leute eben Spaß haben und gehen i.d.R. ja doch deswegen hin, um ein wenig diverse Alltagsprobleme hinter sich zu lassen.Und so wird auf die Frage "wie gehts dir?" fast wie selbstverständlich ein "gut" erwartet - und wenn dann mal doch die gegenteilige Aussage als Antwort kommt, dann gibt es erstmal ein verwundertes Gesicht. Es ist dann sicher typabhängig, wie auch dort auf schlechte Nachrichten reagiert wird. Insgesamt gesehen werden aber, davon bin ich überzeugt, häufiger irgendwelche Probleme ausgeblendet als anderswo.Was auch völlig in Ordnung so ist. Nicht immer und überall will man sich mit solchen Dingen konfrontieren, sondern eben einfach mal abschalten und die Welt Welt sein lassen.Dann kommt die Meldung von dir, Ih-Dschieh, dass du Krebs hast und die Chemo eingestellt hast und damit ja indirekt dein eigenes Todesurteil geschrieben hast (so hatte ich es seinerzeit im Kir verstanden), gerade dort eben noch unvorbereiteter als ohnehin schon über die anderen. Und auch da ist es dann ja typabhängig, wie jeder drauf reagiert ....Und, ja, auch in schwarzen Kreisen kann man eben nicht besser damit umgehen. Es ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich - und das völlig unabhängig davon, welcher "Szene" da jemand angehört.
Und so wird auf die Frage "wie gehts dir?" fast wie selbstverständlich ein "gut" erwartet
Wer auf diese Frage automatisch ein "gut" erwartet ist ein verdammter Heuchler. Wenn es einen nicht interessiert, wie es seinem Gegenüber wirklich geht, dann sollte man soetwas nicht "aus Höflichkeit" fragen. Ich hasse das!Wer diese Frage stellt, sollte sie meiner Meinung nach auch so meinen und dementsprechend auch mit jeder Art von Antwort rechnen, oder er soll erst gar nicht fragen. Diese unehrliche "How are you"-Mentalität, wie sie in den USA unheimlich gerne betrieben wird, geht mir ziemlich auf den Sack.Wen ich diese Frage stelle, bedeutet das: Ich interessiere mich für Dein Wohlergehen, bin da und höre zu, wenn Du willst. Nur mal so als Gesellschaftskritik am Rande.
Ehrlich gesagt - ich weiß auch nicht, welche Art der Reaktion die richtige ist; Ehrlichkeit macht sich aber immer gut, und ein "Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll" finde ich in dem Sinne auch nicht schlecht, nur für mich ist es halt ein Indiz dafür, dass das Thema (wie auch das Thema "Behinderung") tabuisiert ist. Auf die Nachricht "Ich war gerade beim Zahnarzt" kommt so eine Reaktion jedenfalls nicht. Und die Angst, sich evtl falsch zu verhalten kommt halt daher, dass man nicht gelernt hat, damit umzugehen - eben weil es tabuisiert ist.
Um mal auf das Bein zurückzukommen: Ich habe heute sozusagen die "Anhängerkupplung" für die Prothese bekommen. Fühlt sich ziemlich merkwürdig an... Zumal ich mir noch nicht so recht vorstellen kann, wie das alles funktioniert.Na, wird sich zeigen - hoffe ich.
Ich glaube, wir haben jeweils eine etwas andere Definition von Tabu. Um mal auf das Bein zurückzukommen: Ich habe heute sozusagen die "Anhängerkupplung" für die Prothese bekommen. Fühlt sich ziemlich merkwürdig an... Zumal ich mir noch nicht so recht vorstellen kann, wie das alles funktioniert.Na, wird sich zeigen - hoffe ich.
Zitat von: Ih-Dschieh am 01 September 2008, 13:36:54Ehrlich gesagt - ich weiß auch nicht, welche Art der Reaktion die richtige ist; Ehrlichkeit macht sich aber immer gut, und ein "Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll" finde ich in dem Sinne auch nicht schlecht, nur für mich ist es halt ein Indiz dafür, dass das Thema (wie auch das Thema "Behinderung") tabuisiert ist. Auf die Nachricht "Ich war gerade beim Zahnarzt" kommt so eine Reaktion jedenfalls nicht. Und die Angst, sich evtl falsch zu verhalten kommt halt daher, dass man nicht gelernt hat, damit umzugehen - eben weil es tabuisiert ist.Ich glaube trotzdem, das das weniger an einem Tabu liegt, als vielmehr an der mangelnden Routine in dem Umgang mit solch einer Situation.Das ist ja nun nichts, mit dem man jeden zweiten Tag konfrontiert wird.
Tabu ist für mich ein Thema, über das "man nicht redet".
Jetzt muss der Ingenieur mal nachfragen: Implantiert oder drangeschnallt?
Zitat von: PaleEmpress Tabu ist für mich ein Thema, über das "man nicht redet".Das ist auch meine Definition von Tabu...
Zitat von: ThomasZitat von: PaleEmpress Tabu ist für mich ein Thema, über das "man nicht redet".Das ist auch meine Definition von Tabu...Das ist glaube ich sogar allgemein die Bedeutung des Wortes Tabu. In meiner Definition ist es aber egal, weshalb man nicht darüber redet - ob aus Höflichkeit, aus Rücksicht, aus Angst, der andere könnte etwas falsch verstehen oder sich "auf den Schlips getreten fühlen", weil man "mit der Situation halt nicht ständig konfrontiert wird"...