Schwarzes Hamburg

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Autor Thema: Neofolk - Rekrutierungsfeld für rechte Kulturstrategen?  (Gelesen 61880 mal)

colourize

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Aus aktuellem Anlass will ich mal wieder ein an sich altes Fass aufmachen: "Neofolk als kultureller Hort für rechtsradikales Gedankengut"

Immer wieder gelangt die Schwarze Szene (vor allem die "Subsubkultur" Neofolk) in die Schlagzeilen, weil offenbar eine Verquickung zu rechtsradikalen Kräften besteht. Jüngster Auslöser war das Mitternachtsberg-Fest auf der Burg Vondern.

Öffnet die Schwarze Szene durch die Umarmung der Neofolk-Szene rechten Kulturstrategien Tür und Tor?
Ist eine Distanzierung der Neofolk-Szene von Rechtem Gedankengut notwendig?
Und, falls dies aufgrund einer schon zu weit fortgeschrittenen "rechten Unterwanderung" der Neofolk-Szene nicht möglich sein sollte: Ist vielleicht eine Distanzierung der Schwarzen Szene von dem ohnehin randlichen Subgenre "Neofolk" angebracht?
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Jinx

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Neofolk - Rekrutierungsfeld für rechte Kulturstrategen?
« Antwort #1 am: 02 August 2004, 10:40:58 »

Scheint ein nicht so beliebtes Thema zu sein. :D

Zitat
Öffnet die Schwarze Szene durch die Umarmung der Neofolk-Szene rechten Kulturstrategien Tür und Tor?


So pauschal läßt sich das sicher nicht bejahen, denn ein guter Teil der Schwarzen Szene hat auch politisches Bewußtsein und  möchte mit solchen Leuten nichts zu tun haben. Das beweisen die zahlreichen Proteste im Gästebuch der WGT-Seiten 2002 (da hatte der Irgendwas-Kreis Yggdrasil die Orga des Heidnischen Dorfes inne und beschickte dies mit Ordnern, die eine unvergleichliche Kombi aus Nazi-Uniformen, SChwarze-Sonne-Aufnähern und Seitenscheiteln aufwiesen). Oder auch den anhaltenden Beifall, den Mila Mar nach ihrem Konzert erhielt, als die Gruppe auf der Bühne ein TRansparent entrollte, dass sich gegen die Anwesenheit rechten Gesindels aussprach.

Andererseits ist - wie wir ja festgestellt haben *g* - die Schwarze Szene letztendlich auch nur ein Abbild der Gesellschaft, wenn auch auf ihre Weise. Und ein ebenfalls großer Teil ist zwar nicht in der rechten Ecke angesiedelt (und möchte sich dort auch nicht wiederfinden), steht rechten Tendenzen aber weitgehend kritiklos gegenüber, solange diese nicht offen zutage treten. Da heißt es dann "ach, die stören doch keinen, sie sind ja friedlich", "wir sind nicht politisch, uns interessiert das nicht" oder auch "ich habe mit denen geredet, die sind gar nicht so schlimm". Letzteres erklärt sich dadurch, dass die Ideologen der rechten Neofolk-Szene (Neofolk bedeutet ja nicht automatisch "rechts") eine Menge dazugelernt haben und bewußt neutral (um nicht zu sagen: schwammig) daherreden. Man gibt gerne zu, dass die Nazis Fehler gemacht haben (die man natürlich nicht machen würde) und schwafelt stattdessen mehr von "unserer Kultur", "deutschen Sinnzeichen", "dem heiligen Erbe der Vorfahren" uvm. Nachfragen weicht man gerne aus, indem man eine nicht näher definierte Vergangenheit bemüht, z.B. wenn man die mal nach ihren Schwarze-Sonne-Aufnähern befragt. Da kommen die Namen Wewelsburg und Himmler gar nicht vor, sondern man verweist lieber auf "archäologische Funde der Germanenzeit aus dem Schwäbischen" oder die "Sonnensymbolik der Sumerer". Bemüht man im Gegenzug Beispiele der neueren Geschichte, in der diese Symbolik gezielt instrumentalisiert wurde, um menschenverachtende Inhalte zu transportieren, kennen sich die Herren "da leider nicht so aus" (ja, sehr bedauerlich), da "man sich ja mehr mit der germanischen Vorzeit bis zum frühen Mittelalter" beschäftigt. So was kommt bei denen gut an, die es ebenfalls so genau nicht wissen wollen. Eindeutig rechte Inhalte und Aussagen werden selbstverständlich vermieden, denn sonst droht ja der Verfassungsschutz.
Da wird auch die vielbeschworene Toleranz der Schwarzen Szene zur Falle für ihre Vertreter. Denn Toleranz heißt nicht automatisch, dass man alles mit allen machen muss (und es damit gleich sanktioniert), wird aber leider so verstanden.


Zitat
Ist eine Distanzierung der Neofolk-Szene von Rechtem Gedankengut notwendig?


Tja, die wollen aber nicht. :D
Notwendig wäre eine Abgrenzung schon, jedoch ist dies Sache der Neofolk-Leute. Da gibt es ja auch die Gruppe, die sich von rechten Inhalten distanziert und die Musik selektiv hört (also Bands, die bei Insidern nicht als rechts gelten). Letztendlich stellt sich für mich nicht die Frage, ob die sich distanzieren sollen (das müssen sie selbst wissen), sondern wie die SChwarze Szene mit ihrem momentanen rechten Rand umgeht.



Zitat
Und, falls dies aufgrund einer schon zu weit fortgeschrittenen "rechten Unterwanderung" der Neofolk-Szene nicht möglich sein sollte: Ist vielleicht eine Distanzierung der Schwarzen Szene von dem ohnehin randlichen Subgenre "Neofolk" angebracht?


Das denke ich schon. Es ist sicher kein Zufall, dass die Neofolk-Leute in der Schwarzen Szene eine Heimat suchten und auch fanden: die Toleranz macht es möglich. Dabei geht es nicht darum, dass es ungünstig wirkt, mit solchen Leuten in einen Topf geworfen zu werden, sondern dass es - wenn man das ganze Gesülze von heimischer Scholle, heimischen Sinnzeichen und altem Erbe mal beiseite läßt, eine menschenverachtende Ideologie ist, die transportiert werden soll. Die wird nicht besser dadurch, dass man diese Inhalte nur in privaterem Rahmen zur Sprache bringt. Es ist ungünstig, wenn eine Szene Leute toleriert, die rechtes Gedankengut unter ihren Anhängern verbreitet. Da hat meine Toleranz ihre Grenze. Und die Leute, die weiterhin Neofolk hören wollen, würden es sicher überleben, wenn diese Richtung nicht mehr in der Schwarzen Szene beheimatet ist.
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Thomas

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« Antwort #2 am: 02 August 2004, 11:14:26 »

Zitat
Ist vielleicht eine Distanzierung der Schwarzen Szene von dem ohnehin randlichen Subgenre "Neofolk" angebracht?


Nein.In Punkkreisen gibt es bestimmt auch militante, intollerante, Steinewerfende Demokratiefeinde aber trotzdem würde man ja wohl nicht auf die Idee kommen das die Schwarze Szene sich von dem Subgenere Punk distanzieren solle , oder ?

Neofolk ist zuallererst mal eine Musikrichtung, die schon seit anbeginn zur schwarze Szene gehört, von " in der Szene eine Heimat gefunden" kann man da also schlecht sprechen.

Ich für meinen Teil höre u.a. gerne Neofolk, mag das angesprochene Outfit einiger Fans (allerdings nicht an mir selbst) ebenso wie die optische Ästhetik (Architektur, Uniformen, Fackelmärsche, etc.) die im 3.Reich zu sehen war.Trotzdem wähle ich weder die NPD noch leide ich an Faschistoiden wahnvorstellungen.Wer mir deswegen trotzdem kritiklosigkeit oder verherrlichung der damaligen Politik vorwerfen möchte, der möge das gerne tun, kratzt mich nämlich herzlich wenig.

Gerade letzten Samstag habe ich im Marx wieder einige Leute mit NVA-Gürtelschnallen bzw. Armbinden gesehen, und trotzdem gehe ich erst mal davon aus, das sie deswegen nicht die westliche Demokratie unterwandern und den Stasi-Staat DDR wieder errichten wollen, sondern diese Kleidungsstücke einfach nur nett finden (wie ich übrigens auch).

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Jinx

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« Antwort #3 am: 02 August 2004, 11:39:11 »

Zitat


Nein.In Punkkreisen gibt es bestimmt auch militante, intollerante, Steinewerfende Demokratiefeinde aber trotzdem würde man ja wohl nicht auf die Idee kommen das die Schwarze Szene sich von dem Subgenere Punk distanzieren solle , oder ?

 


Ich würde Punk erstens nicht als Subgenre der Schwarzen Szene bezeichnen: er war vorher da. :) Zweitens hält sich der Anteil der Krawallschachteln da sehr in Grenzen, während die Tendenzen im Neofolk nicht mehr zu übersehen sind.



Zitat
Ich für meinen Teil höre u.a. gerne Neofolk, mag das angesprochene Outfit einiger Fans (allerdings nicht an mir selbst) ebenso wie die optische Ästhetik (Architektur, Uniformen, Fackelmärsche, etc.) die im 3.Reich zu sehen war.Trotzdem wähle ich weder die NPD noch leide ich an Faschistoiden wahnvorstellungen.Wer mir deswegen trotzdem kritiklosigkeit oder verherrlichung der damaligen Politik vorwerfen möchte, der möge das gerne tun, kratzt mich nämlich herzlich wenig.


Mir geht es hier nicht um den persönlichen Geschmack. Ob ich die Musik und die Ästhetik mag oder nicht mag, spielt doch gar keine Rolle.




Zitat
Gerade letzten Samstag habe ich im Marx wieder einige Leute mit NVA-Gürtelschnallen bzw. Armbinden gesehen, und trotzdem gehe ich erst mal davon aus, das sie deswegen nicht die westliche Demokratie unterwandern und den Stasi-Staat DDR wieder errichten wollen, sondern diese Kleidungsstücke einfach nur nett finden (wie ich übrigens auch).


Wie gesagt, es geht nicht um "gefallen". Die Leute habe ich auch gesehen. Und da fällt auf, dass sie diese Teile wirklich als Accessoires betrachten, die mit anderen Stilen kombiniert werden, so dass das Endergebnis nicht aussieht, als wären die direkt von der NVA. Das ist bei den o. g. Leuten fundamental anders: man versucht, dem Eindruck einer Uniform einschlägiger Regime möglichst nahezukommen, unter Weglassung verfassungsfeindlicher Symbole, versteht sich.
Abgesehen davon: wir sind uns sicher alle einig, dass das DDR-Regime eine Diktatur war. Aber es gab große Unterschiede zum nationalsozialistischen System, das eine völlig andere Qualität hatte (das muss nicht nicht wirklich näher ausführen, denke ich).



Zitat
Trotzdem wähle ich weder die NPD noch leide ich an Faschistoiden wahnvorstellungen.Wer mir deswegen trotzdem kritiklosigkeit oder verherrlichung der damaligen Politik vorwerfen möchte, der möge das gerne tun, kratzt mich nämlich herzlich wenig.



Also woran Du leidest oder nicht leidest, kann ich nicht beurteilen. ;)
Ich habe auch in meinem ersten Beitrag extra betont, dass nicht jeder Fan von Neo-Folk (dazu gehört letztendlich auch die Ästhetik) in die rechte Ecke zu stellen ist. Hätte ich das gemeint, hätte ich es auch so gesagt.  :mrgreen:

Es liegt auch nicht an mir, die Leute dieser Szene in Nazis und Nicht-Nazis einzuteilen, ich meine einfach, wem der Schuh passt, der soll ihn sich anziehen.
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Re: Neofolk - Rekrutierungsfeld für rechte Kulturstrategen?
« Antwort #4 am: 02 August 2004, 13:26:23 »

Zitat von: "colourize"
Ist vielleicht eine Distanzierung der Schwarzen Szene von dem ohnehin randlichen Subgenre "Neofolk" angebracht?

würde im leben nicht funktionieren. ich kenne keine szene, die so bunt ist wie die schwarze. alle gemeinsam für bzw. gegen etwas? no way.

nimm die hiphopper, die sind alle breitgekifft und haben eh nix in der birne. da kriegst du schnell eine massenbewegung auf die beine, drei künstler schreien "links!" (oben, unten, ...) und alle rennen mit.
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« Antwort #5 am: 02 August 2004, 20:55:07 »

Moin,

Zitat
würde im leben nicht funktionieren. ich kenne keine szene, die so bunt ist wie die schwarze. alle gemeinsam für bzw. gegen etwas? no way.


Als "idealistische Realistin" sehe ich das genauso. Zu einer Abgrenzung würde es sicher kommen, wenn Neofolk-Konzerte z. B. auf Festivals nicht mehr friedlich verlaufen würden. Denn wenn marodierende Horden auftauchen, wäre es sicherlich mit der Toleranz schnell vorbei. So etwas ist jedoch nicht wünschenswert.  
Da sind wir halt bei den persönlichen Grenzen, die bei jedem anders verlaufen: bei mir sind es halt Rassisten und Faschisten. Daher würde ich mir eine Ausgrenzung der rechten Elemente wünschen. Das ist natürlich problematisch, da die Gleichung Neofolk = rechts so nicht funktioniert.

Ich gebe zu, ich habe auf Rechte, Neofaschisten, Blut-und-Boden-Tümler etc. keine Lust. Ich habe in einer Neonazi-Hochburg gewohnt, bin mit den Typen zur Schule gegangen und völlig bedient.
Insofern gehe ich den Leuten aus dem Weg, lasse mich nicht zuschwallern (die Jungs sowie das, was sie zu sagen haben, wenn sie denn mal was sagen, ist für moderner denkende Frauen ohnehin eher unattraktiv), obwohl es sehr interessant ist, denen z.B. beim WGT im Heidendorf zuzuhören, wenn sie schon ein paar Flaschen Met intus haben und sich die Vorsicht zusammen mit dem Hirn im Nebel verliert. Nee, laßt mal stecken, das ist nicht meins. Ich respektiere jedoch, wenn bei anderen die Grenzen anders verlaufen.
 :mrgreen:
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« Antwort #6 am: 02 August 2004, 20:59:24 »

schön formuliert *thumbsup*
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« Antwort #7 am: 03 August 2004, 02:18:06 »

Zitat von: "Jinx"
Ich respektiere jedoch, wenn bei anderen die Grenzen anders verlaufen.
 :mrgreen:

hmm. also, zecken und linkes gesocks hasse ich wie die pest, aber die kann ich tolerieren. zugeschüssene dixis auf festivals hasse ich auch, kann ich trotzdem tolerieren. aber bei rechtem* volk hört das auf. die sind so abartig scheiße, dass ich da a) reinschlage oder b) mich verkrümel, aber tolerieren kann und darf man die nicht.

*terminologie: mit "rechts" meine ich dem volksmund entsprechend neonazis und sympathisanten. ich selbst sehe mich politisch eher rechts, das hat aber mit kopf- und hirnrasierten arschlöchern nix zu tun.
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« Antwort #8 am: 03 August 2004, 03:04:23 »

@ Olli:
versteh' mich nicht falsch, ich toleriere keine Neonazis. Ich sitze nicht mit ihnen an einem Tisch, rede nicht mit ihnen und gebe ihnen nicht die Hand. *G*
Ich gehe ihnen also aus dem Weg, wenn sich ein Aufenthalt am selben Platz nicht vermeiden läßt, z. B. auf dem WGT.  :mrgreen: Tolerieren tue ich die Neofolk-Anhänger, die nicht rechts sind, da das nun wirklich jeder selbst wissen muss. Ich diskutiere nicht den Sinn oder Unsinn dieser Vorliebe. Das meinte ich "mit anders verlaufenden Grenzen". Ich dachte doch eigentlich, ich hätte meinen Standpunkt gegenüber rechten Tendenzen (d.h. neofaschistischer bzw. rassistischer Art) in der Szene hinreichend deutlich gemacht, aber anscheinend habe ich mich da getäuscht.  :mrgreen:
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« Antwort #9 am: 03 August 2004, 17:19:06 »

Zitat von: "Jinx"

Zu einer Abgrenzung würde es sicher kommen, wenn Neofolk-Konzerte z. B. auf Festivals nicht mehr friedlich verlaufen würden. Denn wenn marodierende Horden auftauchen, wäre es sicherlich mit der Toleranz schnell vorbei.

Leider ist das Bild der meisten Menschen von "Rechtsradikalen" durch Fascho-Skin-Stereotype geprägt - eben jene "marodierende Horden", die Du auch genannt hast.
Diese laufen - zum Glück - nicht auf schwarzen Festivals herum (zumindest noch nicht).

Viel probelmatischer finde ich allerdings, dass die Schwarze Szene durch Neofolk den rechten Ideologen eine Heimat und damit einen Agitationsraum bietet. Von eben jenen kriegt man zwar keinen aufs Maul - aber vermutlich ist diese Umarmungstaktik der "rechten Denker" auch viel effizienter als es die Einschüchterungstaktik der "rechten Stänker" jemals sein könnte.

Durch die Etablierung der "Neofolk"-Subkultur, deren Anschlussfähigkeit an Neuheidentum und Heimatschollenideologie schon längst gelungen ist, lassen sich Protest- oder Gegenkulturen wie die "Schwarze Szene" politisch instrumentalisieren und propagandistisch kanalisieren.

Innerhalb der "Schwarzen Szene" ist inzwischen ein Raum entstanden, in dem es eben auch erlaubt ist mal so ganz unreflektiert und unideologisch mit der Armanenreihe rumzuwürfeln. Genau das wird in der Terminologie der rechten Kulturstrategen als "National befreite Zone" bezeichnet - die Rechten haben mit ihrer Logik die kulturelle Hegemonie erreicht. Die Rechten werden nicht sanktioniert, sondern akzeptiert:
Zitat von: "Thomas"

Ich für meinen Teil höre u.a. gerne Neofolk, mag das angesprochene Outfit einiger Fans (allerdings nicht an mir selbst) ebenso wie die optische Ästhetik (Architektur, Uniformen, Fackelmärsche, etc.) die im 3.Reich zu sehen war.Trotzdem wähle ich weder die NPD noch leide ich an Faschistoiden wahnvorstellungen.

Nach der ideologischen Hoheit, die die Rechten in weiten Teilen der Szene bereits erreicht haben (ich erinnere in diesem Zusammenhang gerne an im alten Forum geäußerte 'Übermenschen'-Phantasien), der religiös-spirituellen Hoheit (Animismus, Schamanismus und Neuheidentum bieten ausgezeichnete Anschlussmöglichkeiten für rechte Ideologien) gesellt sich schon seit längerem auch die ästhetische Hoheit hinzu: Nazi-Architektur, Uniformen und Fackelmärsche kann man so ganz ideologiefrei gutfinden.

Wo bitteschön hat die Schwarze Szene rechtsradikalen Tendenzen noch etwas entgegenzusetzen?
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« Antwort #10 am: 03 August 2004, 17:32:38 »

Zitat
Animismus, Schamanismus und Neuheidentum bieten ausgezeichnete Anschlussmöglichkeiten für rechte Ideologien


Lassen wir das Neuheidentum mal beiseite, da dies ein Sonderfall (eben "Neu") ist und wenig mit dem "alten" Heidentum zu tun hat.

Inwieweit, bitte, sollen Schamanismus und Animismus ausgezeichnete Anschlußmöglichkeiten für rechtes Denken bieten? Also mehr als andere Systeme, Denkmodelle etc.?
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« Antwort #11 am: 04 August 2004, 10:25:51 »

Zitat von: "Jinx"
Inwieweit, bitte, sollen Schamanismus und Animismus ausgezeichnete Anschlußmöglichkeiten für rechtes Denken bieten? Also mehr als andere Systeme, Denkmodelle etc.?

Jinx, siehe PN.
Dieses Detail meines Postings hier zu diskutieren würde vom generellen Thema Neofolk wegführen.
Und dann müssten wir doch noch Mods ernennen die dann "Off Topic" schreien. 8)
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SuperTorus

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« Antwort #12 am: 04 August 2004, 16:33:18 »

och. mich würd das aber interessieren. von mir aus diskutiert hier weiter...

  Nils
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« Antwort #13 am: 04 August 2004, 16:40:54 »

find ich auch =)
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« Antwort #14 am: 04 August 2004, 16:50:25 »

Und ich würde lieber über Neofolk als Teil der Schwarzen Szene reden als über die Anschlussfähigkeit von Animismus zur Blut & Boden Ideologie.
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