Schwarzes Hamburg

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- 7 (35%)
Nein, aber in anderen Fällen kann eine einseitige Abspaltung richtig sein
- 1 (5%)
Nein, ein einseitiges Sezessionsrecht ist gegen das Völkerrecht
- 6 (30%)

Stimmen insgesamt: 17


Autor Thema: Deutschland erkennt das Kosovo an  (Gelesen 11674 mal)

voll pöse

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Re: Deutschland erkennt das Kosovo an
« Antwort #30 am: 21 Februar 2008, 17:59:01 »

Das Völkerrecht sollte man auf jeden Fall den Gegebenheiten anpassen.

Was die Unabhängigkeit des Kosovo angeht würde ich diese damit begründen das die Kosovo-Albaner von den Serben diskriminiert werden, außerdem wurde ihnen damals von Tito ein eigener Staat zugesprochen, zwar nur im Staatsverbund der Republik Jugoslawien, aber immerhin.

Das sich daran nicht gehalten wurde lag daran das Tito einen akuten Anfall von Tod hatte.
« Letzte Änderung: 21 Februar 2008, 18:00:47 von voll pöse »
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colourize

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Re: Deutschland erkennt das Kosovo an
« Antwort #31 am: 21 Februar 2008, 18:03:52 »

@voll pöse: Vielen Dank für die Belehrung über die Geschichte Europas, die mir nicht ganz unbekannt ist. Es bleibt bei der Tatsache, dass Vereinsmitgliedschaften im Regelfall vom Individuum selbst gewählt sind, während Nationalitäten dies nicht sind. Der Vergleich passt also nicht, daran ändert auch keine Ethnisierungsstrategie etwas. Es gibt nämlich keinen "Volkswillen" oder Völker die in einen Verein eingetreten sind und nun wieder austreten.

Genau deswegen halte ich mich bei dieser Diskussion auch so zurück: Es ist extremst schwierig, die einzelnen Völker vergleichbar zu machen.
Ich glaube schon, dass diese "Volkslogik" in die Irre führt. "Völker" oder "Ethnien" sind zunächst mal Konstrukte. Sie existieren nicht a priori, sondern werden durch Zuschreibungen konstruiert.
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voll pöse

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Re: Deutschland erkennt das Kosovo an
« Antwort #32 am: 21 Februar 2008, 18:25:34 »

@colourize: Wollte Dir damit nicht auf die Fuße treten, sorry falls es so rübergekommen ist.

Aber auch wenn der Vergleich hinkt, er verdeutlicht was ich meine.

Wenn Völker bzw. Ethnien Konstrukte sind (was ja nicht falsch ist), dann sollten die Angehörigen dieser Konstrukte selbst entscheiden dürfen wo sie, mit ihrem Territorium, dazugehören wollen -oder auch nicht.

Ich bin nun mal der Meinung das wenn z.B. Bayern aus der Bundesrepublik Deutschland austreten möchte, dann sollten sie auch dürfen.
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colourize

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Re: Deutschland erkennt das Kosovo an
« Antwort #33 am: 21 Februar 2008, 18:36:40 »

@colourize: Wollte Dir damit nicht auf die Fuße treten, sorry falls es so rübergekommen ist.
Nichts für ungut. ;)

Wenn Völker bzw. Ethnien Konstrukte sind (was ja nicht falsch ist), dann sollten die Angehörigen dieser Konstrukte selbst entscheiden dürfen wo sie, mit ihrem Territorium, dazugehören wollen -oder auch nicht.
Nur wenn sie sich die Konstruktion "Volk" zu Eigen machen wollen. Meiner Meinung ist das (s.o.) eben nicht mehr zur heutigen Zeit passend. Vielmehr sollte man fragen, in wie weit die räumliche Abgrenzung (Territorien) von in sich pseudo-homogenen "Völkern" noch in irgendeiner Weise etwas damit zu tun hat, was da draußen so passiert. Stichworte: Globalisierung, Virtualisierung sozialer Kommunikation (Internet!), Ausweitung von Aktionsräumen, Internationalisierung des Arbeitsmarktes, weltweite Vernetzung von Produktionssystemen, internationale Normbildung.

Meine Antwort ist: Das Konstrukt "Volk" hat nichts mehr mit der Wirklichkeit zu tun. Menschen sind nicht völkisch-national verankert, sondern a) regional oder lokal (Wohnort, Freizeitorte, Freunde zum Bier treffen, Arbeiten gehen etc.) und b) international (Warenströme, Reisen, Migration, Internetkommunikation etc.). Nationalstaaten braucht keiner mehr für seine Identität. Sie sind ein Relikt einer völkisch-nationalen Idee und sollten DEkonstruiert werden. Alles andere hilft nicht weiter. Es gibt keine Möglichkeit, die Welt heute noch völkisch zu organisieren. Wir können ja auch nicht auf die Bäume zurück. Die gesellschaftlichen Trends, v.a. die Virtualisierung der Kommunikation und die Globalisierung widersprechen dem einfach.

Der richtige Weg auf diese gesellschaftlichen Megatrends zu antworten ist, die alten nationalstaatlich organisierten Territorien zu suprastaatlichen Zusammenschlüssen zu *vergrößern* - und zwar ungeachtet der heute nicht mehr zur Abgrenzung von Wirtschaftsräumen geeigneten Konstrukte wie "Volk". Dieses Volksdings-Konstrukt mag im 19. und 20. Jahrhundert noch funktioniert haben. Heute aber eben nicht mehr. Es hilft nicht weiter zur Lösung der Probleme der Menschen, weder im Kosovo noch sonstwo.
« Letzte Änderung: 21 Februar 2008, 18:39:27 von colourize »
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Thomas

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Re: Deutschland erkennt das Kosovo an
« Antwort #34 am: 21 Februar 2008, 18:57:18 »

Was hab ich Fischkopp mit den bayrischen Weißwürsten zu schaffen?  ;D
Nun ja, Du als Hamburger nichts, aber als anderweitig norddeutscher Fischkopp hättest Du zumindest soviel mit den Bajuwaren zu schaffen, als dass der Fischkopp fleißig seine Hand aufhält, wenn es um den Länderfinanzausgleich geht... http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:Laenderfinanzausgleich.png

Eben.Wir wollen nur euer bestes, und im Gegenzug dürft ihr dafür in der BRD bleiben und weiterhin euer "Schaffe, schaffe, Häusle baue" praktizieren ;D

Zitat von: messie
Dr.Seltsams Beispiel mit Hamburg: Wenn nun 90% Türken hier leben würden, sie sich über Jahrzehnte (!) hier halten würden, eine von der Türkei unterschiedliche Kultur bilden, Jahrzehnte (!) um ihre Unabhängigkeit kämpfen würden und (!!) die Zustimmung der Länder der Welt erhalten würden, was spräche dann dagegen? Dann schließlich hat es Deutschland ja nicht geschafft, den Rest der Welt davon zu überzeugen warum sie unrecht haben.
Sehe ich ähnlich.Wenn wir da sowieso fast alle weggezogen sind, weil's woanders viel besser ist, uns demnach eh' nicht mehr sonderlich für Hamburg interessieren, kann es auch ruhig denen gehören, die da die deutliche Mehrheit ausmachen.Die können ja mit Wilhelmsburg anfangen, da wohnt eh' kaum noch ein deutscher  ;D
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Re: Deutschland erkennt das Kosovo an
« Antwort #35 am: 21 Februar 2008, 19:07:26 »

@colourize: Was die Aufhebung von solchen "Konstrukten" angeht stimme ich Dir voll zu.
Ich würde auch Volkszugehörigkeiten und Landesgrenzen Stück für Stück demontieren.

Aber wenn man die Auswüchse des Nationalsozialismus beobachtet sind (leider) nicht alle dieser Meinung.

Speziell beim Beispiel ehemaliges Jugoslawien finde ich das ganze auch wesentlich komplizierter.
Die Abspaltungen und Unabhängigkeitsforderungen hatten ja auch die Funktion sich von den Missständen die dort herrschten zu befreien.
Es wahr ja schon extrem auffällig das sämtliche Schlüsselpositonen, egal ob politisch, wirtschaftlich oder sogar Militärisch, von Serben besetzt waren.
Es gab unglaublich viel Vetternwirtschaft und auch Ausbeutung des normalen Arbeiters.

Um in solchen Situationen wieder etwas gerechtere Verhältnisse reinzubringen kann ein Schritt zurück auch Sinnvoll sein.
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Re: Deutschland erkennt das Kosovo an
« Antwort #36 am: 21 Februar 2008, 20:10:56 »

Sehe ich ähnlich.Wenn wir da sowieso fast alle weggezogen sind, weil's woanders viel besser ist, uns demnach eh' nicht mehr sonderlich für Hamburg interessieren, kann es auch ruhig denen gehören, die da die deutliche Mehrheit ausmachen.Die können ja mit Wilhelmsburg anfangen, da wohnt eh' kaum noch ein deutscher  ;D

Stimmt, bin von einer Woche nach Wilhemsburg gelandet, um einen Päckchen abzuholen und suchte eine Strasse. Leider könnte mir es keiner erklären, da alle, aber wirklich alle, die mir über den Weg liefen, kaum Deutsch sprachen :o
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Re: Deutschland erkennt das Kosovo an
« Antwort #37 am: 22 Februar 2008, 00:03:47 »

Mal einen Godwin, weil mir historisch keine bessere Analogie einfällt:

Die Serben haben im Kosvo einen Völkermord betrieben, deswegen ist eine Schutztruppe dort, die diese Unabhängigkeitserklärung militärisch erst ermöglicht.
Den Kosovaren nach diesem Völkermord international zu sagen: Nö, ihr müßt dabei bleiben, ist ungefähr so, als wenn man Tschechien nach dem WW2 gezwungen hätte, ein Teil Deutschlands zu bleiben.
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Re: Deutschland erkennt das Kosovo an
« Antwort #38 am: 22 Februar 2008, 01:36:04 »

Mal einen Godwin, weil mir historisch keine bessere Analogie einfällt:

Die Serben haben im Kosvo einen Völkermord betrieben, deswegen ist eine Schutztruppe dort, die diese Unabhängigkeitserklärung militärisch erst ermöglicht.
Den Kosovaren nach diesem Völkermord international zu sagen: Nö, ihr müßt dabei bleiben, ist ungefähr so, als wenn man Tschechien nach dem WW2 gezwungen hätte, ein Teil Deutschlands zu bleiben.
Mit dem kleinen Unterschied, dass es vor WWII eine unabhängige Tschechoslowakische Republik gab. Ein unabhängiges Kosovo hat es aber vor dem "Vielvölkerstaat" Jugoslawien nie gegeben.
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Re: Deutschland erkennt das Kosovo an
« Antwort #39 am: 22 Februar 2008, 07:30:48 »

Ein Aspekt kam hier noch gar nicht vor: Dass die Albaner 90% der Bevölkerung im Kosovo stellen, liegt auch daran, dass sie die Serben erfolgreich vertrieben haben - mit tatkräftiger Unterstützung der NATO übrigens. Klar, die Serben haben sich vorher nicht besser verhalten, aber darf man ein Unrecht mit Unrecht vergelten? Nur weil Milosevic "der Böse" war, ist die UCK noch lange nicht "die Gute"...

Naja, und wer sich an einem völkerrechtswidrigen Krieg beteiligt, darf das Völkerrecht auch gern mal bei anderen Anlässen umgehen - ist ja nur konsequent...
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Re: Deutschland erkennt das Kosovo an
« Antwort #40 am: 22 Februar 2008, 08:52:48 »

Ein Aspekt kam hier noch gar nicht vor: Dass die Albaner 90% der Bevölkerung im Kosovo stellen, liegt auch daran, dass sie die Serben erfolgreich vertrieben haben - mit tatkräftiger Unterstützung der NATO übrigens. Klar, die Serben haben sich vorher nicht besser verhalten, aber darf man ein Unrecht mit Unrecht vergelten? Nur weil Milosevic "der Böse" war, ist die UCK noch lange nicht "die Gute"...

Naja, und wer sich an einem völkerrechtswidrigen Krieg beteiligt, darf das Völkerrecht auch gern mal bei anderen Anlässen umgehen - ist ja nur konsequent...
Stimme dir zu das man unrecht nicht mit unrecht(hier ja toleriert) vergelten darf wenn man sich selber als rechtsstaat bezeichnen. Dein letzer satz ist komplett falsch. Serbien ist mitgleid der UNO und hat auch das völkerrecht unterschrieben, dazu noch verträge in dem sie sich verpflichten niemals massenmord zu begehen noch zu unterstützen. Daher waren die Mitlgeider der UNO das zu verpflichtet diesem treiben ein ende zu bereiten. Es handelt also nicht um ein illegales einmischen sondern eines das gerechtfertigt war.
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Re: Deutschland erkennt das Kosovo an
« Antwort #41 am: 22 Februar 2008, 12:54:09 »

Moment - nicht die UNO hat sich eingemischt, sondern die NATO! Kleiner, aber feiner Unterschied. Die UNO konnte sich nicht einigen, also haben die NATO-Staaten sich einfach das Recht genommen, ohne Mandat da rumzuballern. Selbst aus NATO-Sicht war es eigentlich nicht rechtens, weil kein NATO-Staat angegriffen wurde und sie damals noch ein reines Verteidigungsbündnis war - was dann zwei Monate später ganz schnell geändert wurde, damit der Krieg rückwirkend legitimiert werden konnte...
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Re: Deutschland erkennt das Kosovo an
« Antwort #42 am: 22 Februar 2008, 13:57:53 »

Moment - nicht die UNO hat sich eingemischt, sondern die NATO! Kleiner, aber feiner Unterschied. Die UNO konnte sich nicht einigen, also haben die NATO-Staaten sich einfach das Recht genommen, ohne Mandat da rumzuballern. Selbst aus NATO-Sicht war es eigentlich nicht rechtens, weil kein NATO-Staat angegriffen wurde und sie damals noch ein reines Verteidigungsbündnis war - was dann zwei Monate später ganz schnell geändert wurde, damit der Krieg rückwirkend legitimiert werden konnte...

Da hat er völlig Recht! Die UNMIK wurde erst später eingesetzt, nachdem die NATO Milošević völkerrechtswidrig "weichgebombt" hatte. Im Übrigen ist das Kosovo wie wir wissen ja durch Blindgänger und Uranmunition erheblich kontaminiert.
Vor dem IGH hatte die NATO Glück, denn Jugoslawien war zum Zeitpunkt der Klage nicht mehr UN-Mitglied und Serbien musste eine eigene Mitgliedschaft erst neu beantragen, weshalb die Klage als unzulässig abgewiesen wurde. Die ganze Geschichte ist hier kurz und prägnant dargestellt, ohne Wichtiges auszulassen.
Gerade die NATO ist was völkerrechtliche Argumentation und Handlung angeht ja nun mit Abstand das heuchlerischste Konstrukt überhaupt. Ist aber auch kein Wunder, denn die USA geben ja den Ton an. Eigentlich ist es beschämend, dass unser Land bei sowas Mitglied ist.
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