Schwarzes Hamburg

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Autor Thema: Jens Söring 21 Jahre inhaftiert - unschuldig (?)  (Gelesen 155361 mal)

messie

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Re: Jens Söring 21 Jahre inhaftiert - unschuldig (?)
« Antwort #180 am: 26 Februar 2011, 19:30:20 »

Ok, dann bin ich mal so freundlich und antworte auf deine Frage ...

Zitat
Warum findest du das interessant? Was schließt du daraus? Gleich vorweg: Nein, ich würde mich nicht als "intellektuell" bezeichnen.

Ich finde es interessant, dass du hauptsächlich Intellektuelle toll und dann konsequenterweise auch bemitleidenswert findest. Und eigentlich noch viel interessanter, nachdem du noch zugabst, dass du dich nicht für eine Intellekutelle hälst: Was ist es dann, dass du Intellektuelle für so wichtig hältst?
Verehrung? Neid? Der Wunsch, selbst als intellektuell zu gelten?
Mir erschließt sich die Antwort jedenfalls nicht. Für mich gibt es in erster Linie Menschen, und ich bewerte deren Leid nicht daran wer sie sind, sondern daran, wie sehr mich ihr Leid berührt, basierend darauf, inwiefern sie keine Chance hatten, diesem zu entgehen, kombiniert mit irgendetwas, das mit mir selbst in irgend einer Weise zu tun hat.

Wenn ich ein Intellektueller wäre, würde mich Leid anderer Intellektueller sicher auch ein wenig mehr mitnehmen, schließlich wären sie ja gewissermaßen "von meinem Schlag". Aber wenn ich keiner von ihnen bin, warum berührt mich das dann, zudem dann noch, wenn sie einen Großteil dessen, was ihnen widerfahren ist, selbst zu verschulden hatten?
Nein, das erschließt sich mir beim besten Willen nicht.

Mich berühren jedenfalls Schicksale jener Menschen am ehesten, die ich für absolut warmherzige, gute Menschen halte und denen Übles widerfahren ist und/oder die wirklich absolut gar nichts für das Schlimme, was ihnen widerfährt, können.
Bei dir scheint im Gegensatz dazu das Kriterium "ist Intellektuell" deutlich schwerer zu wiegen.
Etwas, das sich mir rein gar nicht erschließt.
Aber muss es ja auch nicht. Weil, ich bin ich und du bist du, also werden wir unterschiedliche Menschen unterstützen.
Solange du andere wie mich nicht damit anpampst (was du leider tust), dass wir durch die Blume unsensibel wären, ist dann auch alles in Ordnung.
Ich wiederhole mich da gerne: Jeder hilft dort, wo er es für sich persönlich am wichtigsten findet.
Was genau er/sie für wichtig oder am wichtigsten erachtet, das überlasse bitte diesen und urteile (bzw. richte) nicht über sie, nur weil sie nicht dieselbe Person für hilfsbedürftig erachten wie du es tust.
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Re: Jens Söring 21 Jahre inhaftiert - unschuldig (?)
« Antwort #181 am: 26 Februar 2011, 20:00:26 »

Zitat
also mich interessiert das kaum, und was die amerikanische Justiz(irrtümer) betrifft: Es gibt viel schlimmere Fälle, welche mir tatsächlich unter den Haut gehen, wie z. B der Fall von Debbie Mike, einer Deutsche, die in Todeszelle sitzt.

http://www.morgenpost.de/berlin/article878856/Berlinerin_wartet_seit_20_Jahren_auf_ihre_Hinrichtung.html
(BlackRussian)


... Ach so - und in ihrem Fall ist das dann also kein "amerikanischer Justiz(irrtum)" - der dich interessiert bzw. gerade ja nicht interessiert? - Welch Paradoxon.

Also wenn ich die beide Fälle vergleiche, denke ich dass Debbie Milke eher unschuldig verurteilt  ist als Jens Söring und wie gesagt, es erscheint mir das Vorstellung dass ein Mädel ganz alleine ihre beide Eltern umbringen könnte, rein physisch gesehen eher unwahrscheinlich.


Btw. Stammtisch"niveau" meint: gar kein Niveau, niveaulos. Zumindest auf niederem Niveau.

Hmmm. niedere Niveau..naja nicht schlimm: bin schliesslich keine Intellektuelle. ;)
Und Ironie war nie dein Fall?

« Letzte Änderung: 26 Februar 2011, 20:26:44 von Black Russian »
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Kallisti

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Re: Jens Söring 21 Jahre inhaftiert - unschuldig (?)
« Antwort #182 am: 27 Februar 2011, 10:32:07 »

Zitat
Zitat von: Kallisti am Februar 26, 2011, 06:38:00
Btw. Stammtisch"niveau" meint: gar kein Niveau, niveaulos. Zumindest auf niederem Niveau.

Hmmm. niedere Niveau..naja nicht schlimm: bin schliesslich keine Intellektuelle. Zwinkernd
Und Ironie war nie dein Fall?

BlackRussian - Ja, die "Ironie" oder der Witz oder "Humor" in dem (deinem) Satz:

"Besser Stammtischniveau als gar keins."

ist mir tatsächlich zu flach (um als Ironie oder Humor gelten zu können). Das ist so wenig mein Fall wie Stammtisch.



@messie


Zitat
Ich finde es interessant, dass du hauptsächlich Intellektuelle toll und dann konsequenterweise auch bemitleidenswert findest. Und eigentlich noch viel interessanter, nachdem du noch zugabst, dass du dich nicht für eine Intellekutelle hälst: Was ist es dann, dass du Intellektuelle für so wichtig hältst?
Verehrung? Neid? Der Wunsch, selbst als intellektuell zu gelten?

Was mich stört, sind deine kleinbürgerlichen Unterstellungen und Gedanken. Gut, da kannst du vlt. auch nix für - aber ich auch nichts dafür, dass ich mich daran störe.
Was soll das? Kannst du wirklich nicht anders? Das fände ich dann in der Tat bemitleidenswert.

Zur Erläuterung dessen, was mich stört:
Du unterstellst, ich fände Intellektuelle "toll" und "dann konsequenterweise auch bemitleidenswert". - Mir erschließt sich da der Zusammenhang bzw. die seltsame Schlussfolgerung nicht.
Inwiefern bemitleide ich "Intellektuelle"?? Ich bin an Jens Sörings Fall, Leben, Person interessiert und es beschäftigt mich emotional. Außerdem bin ich der Meinung, dass ihm durch die lange Haft Unrecht widerfährt (ihm - wie vielen anderen, das hatten wir ja schon).
WAS hat das mit "Mitleid" zu tun??? Mitleid ist - wie ich oben schon schrieb - etwas, das niemandem hilft, das niemand braucht. Mitgefühl, ja - das habe ich in der Tat für ihn - nicht nur für ihn (wie gesagt: das habe ich auch schon mehrmals geäußert, scheint aber permanent unter den Teppich zu fallen, überlesen zu werden, daher muss ich es ebenso permanent wiederholen - nervig, finde ich).

Dass er meiner Ansicht nach "intellektuell" ist (wenn man das so plakativ formulieren will/muss), ist ein Umstand, den ich interessant finde, sein Intellekt alleine ist es aber nicht, der ihn für mich sympathisch macht.

Zitat
Was ist es dann, dass du Intellektuelle für so wichtig hältst?
(messie)

Ich fühle mich "hingezogen", angesprochen, angezogen. Ich die Gegenwart "solcher" Menschen angenehm, finde ihren "Intellekt" bzw. dessen Inhalt anregend, bereichernd - einfach auf verschiedene Weise: positiv.


Zitat
Verehrung? Neid? Der Wunsch, selbst als intellektuell zu gelten?
(messie)

Genau diese Art Unterstellung, diese Denke, Haltung finde ich: kleinbürgerlich, spießbürgerlich, prollig. Genau an dieser Art zu Denken (zu Sein?!?) störe ich mich - und eben diese Art (zu denken, eingestellt zu sein...) findet sich bei vielen Intellektuellen eher nicht. Von Ausnahmen wie immer absehend.


Auch das verrät deine Kleingeistigkeit:

Zitat
Mich berühren jedenfalls Schicksale jener Menschen am ehesten, die ich für absolut warmherzige, gute Menschen halte und denen Übles widerfahren ist und/oder die wirklich absolut gar nichts für das Schlimme, was ihnen widerfährt, können.
(messie)


Um Missverständnissen vorzubeugen:

Nein, es ist nichts falsch oder kleingeistig daran, am Leid, Unglück, der Not ... von Menschen Anteil zu nehmen ..., die ihr Leid (...) nicht selbst verschuldet haben. Es ist auch nichts falsch daran, diesen Menschen zu helfen.
Das Kleingeistige besteht darin, sich ausschließlich oder eben "am ehesten" davon berührt zu fühlen und Menschen wie Jens Söring oder Fälle wie seinen als "der ist doch doof und selber schuld" abzutun.

DENN, messie: Wir sind alle Menschen und damit ALLE FEHLBAR! Wir alle machen immer wieder in unserem Leben Fehler - größere, kleinere, auffälligere, harmlosere, gewichtigere, folgenschwere usw.

Und wir können alle in Umstände geraten, in denen wir ganz anders handeln, uns verhalten als wir eigentlich beabsichtig(t)en, als es uns eigentlich gemäß ist oder auch: als wir je (von uns selbst) gedacht, erwartet hätten! SO ist der Mensch. Ja, eigentlich jeder. Es kommt wie gesagt erheblich darauf an, wie die äußeren Umstände, Einflüsse, Bedingungen sind - die können unsere ursprüngliche ("gute") Gesinnung unter Umständen (!!!) ganz schnell ändern oder auch sogar zunichte machen. Nicht prinzipiell, aber: möglicherweise - und öfter und eher als man denkt!

Und das blendest du aus, das zeigt deine Denke, deine Einstellung. Auch wenn du mir jetzt natürlich widersprechen wirst, klar, das ist zu erwarten. ;)


Eine andere Sache wäre es, wenn Jens tatsächlich die beiden Menschen getötet hätte. Aber auch und selbst dann müsste man - würde ich - die Hintergründe, die Umstände, die Motive ... zunächst wissen und bedenken (wollen), bevor ich ein (moralisches) Urteil fälle -> wie es hier so oft hieß: "ist selbst schuld" und "hat es nicht anders verdient".

Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass Jens diese Menschen nicht getötet hat - weder alleine noch mit Hilfe eines Komplizen. Und dass er mit 18 ein falsches Geständnis abgab, um seine Freundin vor der Todesstrafe zu schützen, ja, das kann ich gut nachvollziehen. Er hat seinen "Fehler" längst (!!!) eingesehen und ich bin der Ansicht, er hat auch längst genug dafür "bezahlen" müssen - mehr als genug!

Übrigens: Während Jens, der die Morde nicht verübt hat, seit 25 Jahren - unschuldig - inhaftiert ist - nur aufgrund seines damaligen falschen Geständnissen (unter Druck, Angst, achtzehnjährig!) und es sonst an absolut jeglichen Beweisen und Zeugen fehlt (!), befindet sich der Mörder (der Komplize seiner Freundin, mit welchem sie die Morde sehr wahrscheinlich gemeinsam ausgeführt hat) die ganze Zeit über völlig unbehelligt in Freiheit!


Ja, ich finde es traurig, bewegend, erschütternd, dass ein Mensch wie Jens - der etwas tat, um einem anderen Menschen zu helfen, ihn vor der Hinrichtung zu schützen (also aus guten Absichten) - 25 Jahre seiner Freiheit, seiner Jugend, seiner Entwicklung, Entfaltung, seines Lebens beraubt wird - wegen eines menschlichen (!) "Fehlers", weil er ein Menschenleben "retten" wollte (nicht vor Strafe bewahren, sondern vor der Todesstrafe) und dafür sogar bereit war, seine Freiheit zu opfern (für ca. 10 Jahre, wie er damals annahm - immerhin: 10 Jahre! für etwas, das er nicht getan hatte).

Dass dieser Mensch, weil er einfach ein gutes Feindbild, einen trefflichen Sündenbock abgibt (für kleingeistige Menschen in Virginia/USA), seiner Chancen und Möglichkeiten beraubt wird - ja, ich finde es schade um diese Verschwendung von Potential, um dieses "verschenkte" Leben mit allem, das es vielleicht, wahrscheinlich hervorgebracht hätte (an "Gutem", Bereichernden - für andere, für die Gesellschaft ...)!

Aber er hat ja eben selbst in seiner langen Gefangenschaft nicht ausschließlich für sich gekämpft, sondern für Reformen im amerikanischen Strafvollzug bzw. Gefängniswesen - siehe seine Bücher! Er bemitleidet sich nicht selbst, sondern er kämpft unaufhörlich - trotz aller Rückschläge, trotz aller üblen Haftbedingungen, trotz aller täglicher Hoffnungslosigkeit, Verzweiflung, runtergeschluckte Wut und Trauer (die man im Gefängnis nicht zeigen darf: siehe seine Bücher und Artikel/Blogs ...)!

Was ich an diesem Mensch tatsächlich bewundere, ist nicht (nur) sein beeindruckender Intellekt, sondern insbesondere seine unglaubliche SELBSTDISZIPLIN - über einen so immens langen Zeitraum! Dass er trotz inneren mehrfachen Gebrochenseins (seine Mutter ist vor Jahren gestorben, er konnte sich nicht verabschieden..., sein Vater hat sich von ihm abgewandt, er hat seit seiner Inhaftierung kaum Kontakt zur Natur, er lebte zwei Jahre in Angst vor der Todesstrafe usw. usf.) dennoch nicht aufgibt. Dennoch weiter kämpft - nicht sinnlos, nicht unüberlegt, sondern durchdacht: er versucht, sein Leben in Gefangenschaft, trotz aller widrigen Umstände, dennoch mit Sinn zu füllen, sich für andere einzusetzen, Missstände zu verändern ... ! Und DAS schaffen unter solchen Bedingungen sicher nur wenige Menschen!!!


Das alles zusammen macht Jens für mich "sympathisch".

So ist das.  :)

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Re: Jens Söring 21 Jahre inhaftiert - unschuldig (?)
« Antwort #183 am: 27 Februar 2011, 11:05:50 »


Ich fühle mich "hingezogen", angesprochen, angezogen. Ich die Gegenwart "solcher" Menschen angenehm, finde ihren "Intellekt" bzw. dessen Inhalt anregend, bereichernd - einfach auf verschiedene Weise: positiv.


Dann hättest du dich auch in Gesellschaft von Ted Bundy wohl gefühlt, erwar ja ein intellektueller Serienmörder? :o

Tatsächlich sagt ein Begriff "Intellektuell" nichts, aber gar nichts über die menschlische Qualitäten einer Person, man kann auch ein intellektueller Soziopath sein (eine ganz unangenehme Mischung, weilche an ihren Gefährlichkeit sogar einen agressiven Proll weit hinter sich lässt).
« Letzte Änderung: 27 Februar 2011, 11:08:22 von Black Russian »
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Kallisti

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Re: Jens Söring 21 Jahre inhaftiert - unschuldig (?)
« Antwort #184 am: 27 Februar 2011, 11:13:47 »


Ich fühle mich "hingezogen", angesprochen, angezogen. Ich die Gegenwart "solcher" Menschen angenehm, finde ihren "Intellekt" bzw. dessen Inhalt anregend, bereichernd - einfach auf verschiedene Weise: positiv.


Dann hättest du dich auch in Gesellschaft von Ted Byndy wohl gefühlt, erwar ja ein intellektueller Serienmörder? :o

Tatsächlich sagt ein Begriff "Intellektuell" nichts, aber gar nichts über die menschlische Qualitäten einer Person, man kann auch ein intellektueller Soziopath sein (eine ganz unangenehme Mischung, weilche an ihren Gefährlichkeit sogar einen agressiven Proll weit hinter sich lässt).


BlackRussian

... ich weiß nicht, wer Ted Byndy war oder ist. Was ich aber weiß, ist:

dass man anderen die Worte im Munde herumdrehen kann - aus purer Lust am Stänkern, aus pubertärer  Anti-Haltung oder weil man sich unterlegen fühlt und Angriff dann als die beste Verteidigung erachtet.

Und dann sucht man auch akribisch nach dem berühmt berüchtigten Haar in der Suppe - das man garantiert auch finden wird, besonders dann, wenn man Gesagtes bzw. Geschriebenes (von anderen) partout nicht so verstehen will, wie es gemeint ist, sondern nach Angriffsfläche sucht.

Aber nochmal ganz langsam für dich:
Wieviele "intellektuelle Serienmörder und Soziopathen" gibt es im Vergleich zu "gesunden" Intellektuellen deiner Ansicht nach, BlackRussian?
Und was glaubst du -  habe ich oben mit "Intellektuellen", von denen ich mich positiv angezogen, angeregt ... fühle, gemeint: die "gesunden Intellektuellen" oder die "Soziopathen" (wie du sie nennst)?

Da du dir diese Frage sicher und hoffentlich selbst richtig beantworten kannst - können wir das überflüssige Gestänkere nun sein lassen? - Danke.
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Re: Jens Söring 21 Jahre inhaftiert - unschuldig (?)
« Antwort #185 am: 27 Februar 2011, 11:25:56 »

Ohne jetzt jemand ganz direkt ansprechen zu wollen, ich finde, daß sich hier an manchen Stellen ziemlich weit aus dem Fenster gelehnt wird, was die Beurteilung und Verurteilung von anderen Menschen betrifft. Seien es nun Söring, messie, BlackRussian oder Kallisti.

Ich kann von hier aus nicht sagen, ob Söring nun defititiv unschuldig ist oder nicht. Ich kann mir nur eine Meinung bilden, begründet auf den Dingen, die ich lese. Selbiges gilt für Forumsmitglieder, die ich nicht persönlich kenne, sondern nur das lese, was sie hier schreiben.
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messie

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Re: Jens Söring 21 Jahre inhaftiert - unschuldig (?)
« Antwort #186 am: 27 Februar 2011, 11:41:27 »

Zitat
Auch wenn du mir jetzt natürlich widersprechen wirst, klar, das ist zu erwarten.

Nö, wieso sollte ich? Wenn du mich für kleingeistig hältst, dann ist das eben so. Werde ich ebenso wenig dran ändern können wie offensichtlich jenes, dass du nicht nachvollziehen kannst, warum mir jene, die unverschuldet in Not geraten, näher am Herzen liegen als jene, die eine Mitschuld an ihrer Situation tragen.

Wo wir schlicht unterschiedlich denken ist der Umstand, dass Intellektualität für dich etwas positiv zu erwähnendes ist, während es für mich nichts ist, das ich überhaupt erst erwähnen würde oder für mich wichtig wäre, wenn es um Hilfe geht. Und just das fand ich sehr interessant. Nicht abwertend, sondern eben einfach nur interessant, im Sinne "oha, so unterschiedlich können die Gemüter sein". Nicht mehr und nicht weniger.

Viel mehr Worte brauche ich dazu auch nicht mehr zu verlieren, ab jetzt würden wir uns wohl eh im Kreis drehen *schulterzuck*
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Re: Jens Söring 21 Jahre inhaftiert - unschuldig (?)
« Antwort #187 am: 27 Februar 2011, 11:49:14 »


Ich fühle mich "hingezogen", angesprochen, angezogen. Ich die Gegenwart "solcher" Menschen angenehm, finde ihren "Intellekt" bzw. dessen Inhalt anregend, bereichernd - einfach auf verschiedene Weise: positiv.


Dann hättest du dich auch in Gesellschaft von Ted Byndy wohl gefühlt, erwar ja ein intellektueller Serienmörder? :o

Tatsächlich sagt ein Begriff "Intellektuell" nichts, aber gar nichts über die menschlische Qualitäten einer Person, man kann auch ein intellektueller Soziopath sein (eine ganz unangenehme Mischung, weilche an ihren Gefährlichkeit sogar einen agressiven Proll weit hinter sich lässt).


BlackRussian

... ich weiß nicht, wer Ted Byndy war oder ist.

ein charmanter Jura-Student mit besondere Vorliebe für dunkelhaarige junge Frauen, die Einzelheiten kannst du nachgoogeln.
Habe leider bei schnell tippen die NAme falsch geschrieben udn danach korrigiert "Ted Bundy" natürlich, nicht vertauschen mit "Al Bundy" ;)



Aber nochmal ganz langsam für dich:

natürlich: ich bin blond und das ist auch gut so


Wieviele "intellektuelle Serienmörder und Soziopathen" gibt es im Vergleich zu "gesunden" Intellektuellen deiner Ansicht nach, BlackRussian?

Ich vermute,dass die prozentuelle Anteil von "normalen" und "soziopathisch Gestörten" Personen bei allen Bildungsgruppen ungefähr gleich ist

Und was glaubst du -  habe ich oben mit "Intellektuellen", von denen ich mich positiv angezogen, angeregt ... fühle, gemeint: die "gesunden Intellektuellen" oder die "Soziopathen" (wie du sie nennst)?

Was für eine Ehre, aber in Unterschied zu Herr zu Guttenberg schmücke ich mich nicht mit fremden Federn, der Begriff "Soziophatie" stammt nicht von mir, lies doch am besten das:
http://www.heise.de/tr/artikel/Wo-andere-ein-Gewissen-haben-ist-da-nichts-279417.html

Zitat:
"Gleichzeitig sind Soziopathen oft oberflächlich sehr charmant. Unter dieser Oberfläche sind sie aber eigentlich eiskalt und kennen keinerlei echte gefühlsmäßige Bindung zu anderen Menschen. Das Problem ist, dass viele Menschen leicht auf Soziopathen hereinfallen."

Demensprechend weiss ich nicht (und hochwahrscheinlich weiss du selbst auch nicht) wieviel von Menschen, die dich intellektuell anregen, soziopatische Züge haben. Das sieht man nicht.
Ein Genie kann ein auch füchterliche  Mensch sein, Dostoewski war ein Haustyrann und über Erziehung wunderbar schreibende Jean-Jacques Rousseau hat sein eigene Kinder in ein Heim für Findelkinder bringen lassen.

Intellekt und Bildung wie gesagt sagen gar nicht über die menschliche Qualitäten aus, ein Trisomie-Mensch ist oft viel liebenswürdiger als wir.
Aber unsere Psyche ist so gebaut, dass wir am ehesten den Mitgefühl mit jemanden haben, der uns ähnlich ist (dewegen berührten uns Morde in Rwanda viel weniger als Krieg in Jugoslavien)
« Letzte Änderung: 27 Februar 2011, 12:41:29 von Black Russian »
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Kallisti

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Re: Jens Söring 21 Jahre inhaftiert - unschuldig (?)
« Antwort #188 am: 28 Februar 2011, 00:28:10 »

Zitat
Zitat von: Kallisti am Februar 27, 2011, 11:13:47
Wieviele "intellektuelle Serienmörder und Soziopathen" gibt es im Vergleich zu "gesunden" Intellektuellen deiner Ansicht nach, BlackRussian?

Ich vermute,dass die prozentuelle Anteil von "normalen" und "soziopathisch Gestörten" Personen bei allen Bildungsgruppen ungefähr gleich ist

BlackRussian - das war aber doch nicht die (meine) Frage (siehe eben diese oberhalb).

Zitat
Intellekt und Bildung wie gesagt sagen gar nicht über die menschliche Qualitäten aus, ein Trisomie-Mensch ist oft viel liebenswürdiger als wir.
Aber unsere Psyche ist so gebaut, dass wir am ehesten den Mitgefühl mit jemanden haben, der uns ähnlich ist (dewegen berührten uns Morde in Rwanda viel weniger als Krieg in Jugoslavien)
(BlackRussian)

Naja - bei mir war es genau umgekehrt. Grundsätzlich fühle ich mich (insbesondere Subsahara-)"Afrika" einfach "näher" (innerlich, emotional) als bspw. dem Balkan oder Osteuropa oder auch Asien. Nein, ich weiß nicht, woran das liegt.

Und was Intellektualität angeht - naja, ich würde sagen, dass man doch unterscheiden muss (wie ich es weiter oben/vorne bereits versuchte) zwischen Intelligenz, Bildung und Intellekt.
Nach wie vor bin ich überzeugt, dass intellektuelle Menschen mehrheitlich nicht "Soziopathen", Serienmörder, Tyrannen oder sonst was/wer Unangenehmes sind.

Um auf Jens Söring zurückzukommen:
Um eine Situation wie seine über so lange Zeit psychisch doch eher unbeschadet aushalten zu können (also 25 Jahre unschuldig inhaftiert zu sein - mit all den Konsequenzen, die das hat und unter all den Bedingungen sowie in Anbetracht seines Alters, in dem er inhaftiert wurde), um derartige Selbstdisziplin und Selbstbeherrschung, außerdem auch noch Altruismus und Sinnfindung (so lange bzw. immer wieder) aufbringen zu können, ist Intellekt sicher nützlich, wenn nicht: vonnöten, bedingend.

Es ist nicht ausschließlich sein Intellekt, den ich so beeindruckend finde (siehe meine Ausführungen messie gegenüber weiter oben) - es ist vor allem auch seine unglaubliche Charakterstärke - und eben auch für diese ist Intellekt sicher hilfreich.
Er ist authentisch (geblieben) - trotz aller Repressalien. Er ist sich treu geblieben.

Er hätte auch einen anderen Weg gehen können: "Reue" zeigen, sich schuldig bekennen (später erneut ...) und hätte damit vielleicht eher Chancen auf "Bewährung" gehabt - das wusste er - dennoch verhielt er sich so nicht. Wohl wissend, dass und welche negative Konsequenzen dies für ihn mit sich bringt.

Ja, ich bin durchaus der Meinung, dass das außergewöhnlich ist - nicht einmalig, natürlich nicht. Aber: selten.

Und ich bin mir auch ziemlich sicher, dass ich an seiner Stelle nicht mehr so "aufrecht" wäre, dass ich das alles nicht so durchgehalten, ausgehalten hätte wie er - schon gar nicht über einen so immens langen Zeitraum (mit nur gelegentlicher und minimaler Hoffnung bzw. realistisch begründeter Zuversicht - die regelmäßig zerschlagen wurde ...).


Intellekt ist nicht alles - das habe ich auch nie behauptet. Aber Intellekt ist dennoch sehr viel ... ! Denn für gewöhnlich geht er u.a. einher mit Selbstkritik, Reflexion, Skepsis. Und das schadet niemandem.


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Kallisti

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Re: Jens Söring 21 Jahre inhaftiert - unschuldig (?)
« Antwort #189 am: 10 März 2011, 10:30:44 »

http://www.wdbj7.com/videobeta/watch/?watch=70b8468a-379d-4f7f-9ce7-5a2046ee21ab&cat=empty&src=front


Hier ist ein aktuelles Interview mit Jens zu sehen (nach kurzer Werbeeinlage), anhand dessen man sich selbst vlt. ein besseres Bild von ihm und seiner Lage machen kann (zusätzlich zu seiner website).
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Kallisti

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Re: Jens Söring 21 Jahre inhaftiert - unschuldig (?)
« Antwort #190 am: 11 März 2011, 10:12:03 »

Hier ist die Geschichte in Kurzfassung auch nochmal zu sehen und in Deutsch zu hören. Allerdings ist das etwas veraltet - damals gab es die DNS-Untersuchung noch nicht (erst 2009), die besagt/belegt, dass Jens` DNS am Tatort 42 mal nicht gefunden wurde. Auch das am Tatort gefundene (Fremd-) Haar stammt nicht von ihm, auch sämtliche am Tatort gefundene Fingerabdrücke nicht. Und die Sache mit dem Sockenabdruck ist unter forensichen Aspekten sowieso ein schlechter, miserabler Scherz. Der gefundene Turnschuhabdruck passt auch nicht auf Jens (er hat eine größere Schuhgröße) ...

Nun ja - wollte nicht viele Worte machen, sondern Jens selbst sprechen lassen:


http://www.youtube.com/watch?v=30uOSvi0HZo

http://www.youtube.com/watch?v=YSKB50LaI6I&feature=related

http://www.youtube.com/watch?v=YSKB50LaI6I&feature=related
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Re: Jens Söring 21 Jahre inhaftiert - unschuldig (?)
« Antwort #191 am: 11 März 2011, 14:47:22 »

Hier ist die Geschichte in Kurzfassung auch nochmal zu sehen und in Deutsch zu hören. Allerdings ist das etwas veraltet - damals gab es die DNS-Untersuchung noch nicht (erst 2009), die besagt/belegt, dass Jens` DNS am Tatort 42 mal nicht gefunden wurde. Auch das am Tatort gefundene (Fremd-) Haar stammt nicht von ihm, auch sämtliche am Tatort gefundene Fingerabdrücke nicht. Und die Sache mit dem Sockenabdruck ist unter forensichen Aspekten sowieso ein schlechter, miserabler Scherz. Der gefundene Turnschuhabdruck passt auch nicht auf Jens (er hat eine größere Schuhgröße) ...
Geschworene finden Geständnisse bei Mord nach wie vor total toll. Versuchte Strafvereitelung dagegen zumeist eher weniger.
« Letzte Änderung: 11 März 2011, 14:53:14 von l3xi »
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Kallisti

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Re: Jens Söring 21 Jahre inhaftiert - unschuldig (?)
« Antwort #192 am: 11 März 2011, 14:59:17 »

@lx3i

was meinst du (im Zusammenhang) mit "versuchter Strafvereitelung" - kannst du das bitte präzisieren?
Wer hat da "Strafe zu vereiteln" versucht? Und was willst du damit sagen - was die Folgen bzw. Jens`aktuelle Situation angeht?

Dass der ganze damalige Prozess eine Farce war, ist ja hinlänglich bekannt, dass er heute (mit all den Beweisen, vorliegenden Untersuchungen und angemessenen Bedingungen - also: einem Anwalt, der auch in der Lage ist, den Angeklagten adäquat zu verteidigen und nicht kurz danach seine Zulassung verliert  - oder auch mit einem nicht befangenen Richter usw.) mit an Sicherheit grenzende Wahrscheinlichkeit ganz anders verlaufen und ausgehen würde!

Vor diesem Hintergrund verstehe ich deinen Einwurf nicht. ?
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Re: Jens Söring 21 Jahre inhaftiert - unschuldig (?)
« Antwort #193 am: 11 März 2011, 16:33:50 »

Naja, er hat nun einmal gestanden, und das völlig ohne Folter oder sonstigen äußeren Druck. Er war weder betrunken noch stand er unter Drogen, als er das Geständnis unterschrieb, und er wusste genau, was er da tat. Dem widersprichst du ja nicht einmal selbst, Kallisti, du schreibst ja, dass er es aus Liebe tat. Ein Geständnis im vollen Bewusstsein abgeben bedeutet, aufgrunddessen dann auch verurteilt zu werden. Schließlich ist das ja auch der Sinn eines Geständnisses, dass man eine Schuld, die einem vorgeworfen wird, eingesteht.
Was hat er sich denn bitte dann damals gedacht, hmm? "Ach, so n Geständnis ist eh nicht so wichtig, hauptsache meine Freundin aus der Schusslinie, und wenn später rauskommt dass ich's nicht gewesen sein kann, ist es eh hinfällig"? Dazu steht ihm nun aber dann doch die von dir so gepriesene Intellektualität im Weg: Das ist kein Dorftrottel vom Land, der alles glaubt was ihm irgendwer erzählt, sondern einer mit Hirn. Und genau deswegen war ihm sehr wohl klar, musste ihm klar sein, dass dieses Geständnis auch zur Verurteilung führen kann.
Was ja dann auch geschehen ist.
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