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Es ist wahrscheinlich auch ein Mechanismus à la "wenn ich erst schlank bin, wird alles besser, und mein Leben ändert sich in positiver Hinsicht". Dass sie längst schlank/dünn/dürr/unterernährt sind, darf in diesem Zusammenhang gar nicht wahrgenommen werden, da sich das Leben eben nicht geändert hat, oder zumindest nicht in der gewünschten Hinsicht.
Nach meiner schmalen Erfahrung mit Ess-Gestörten steckt dahinter das Problem, mit dem Erwachsenwerden, der Sexualität und der Vergänglichkeit bzw. Zerstörbarkeit des Körpers umzugehen. Man möchte den Körper "rein" machen, nicht nur "gesund", sondern makellos.
Im Übergang vom kindlichen Körper zum Erwachsenen bemerkt man immer mehr, dass Bereiche des eigenen Körpers auf verschiedene Weise "eklig" werden; ein eher harmloses Beispiel ist das Sprießen von Haaren auf den Beinen. Sexualität zerbricht ebenfalls die "Reinheit" des kindlichen Daseins. Schon allein das Schwitzen bei körperlicher Betätigung kann man als sehr unangenehm und peinlich erleben. Jede Form von Zügellosigkeit oder körperlicher Aggression wirkt irgendwie bedrohlich und so, als ob es nicht sein sollte. Essen und die gesamte Verdauung passen da auch ins negative Bild vom "plumpen" echten Leben. Der Körper als ein Sack von Fett und Dung, der immer mehr verfällt... wer sich selbst so sieht, muss sich dafür hassen, und wer stark ist, will sich dagegen wehren... mit seinem Geist, also der Disziplin, sich selbst durch Zurechtmachen und Nahrungskontrolle vor dem endgültigen "Abstieg" zu bewahren...
Deshalb denke ich nicht, dass es genügen würde, realistischere Abbildungen von Körpern, z.B. in der "Dove"-Werbung, zu bringen. Es gehört zum Erwachsenenwerden dazu, sich damit abzufinden, nicht mehr so "rein" wie ein Kind zu sein.
Männer und Frauen neigen bei psychischen Problemen (und sei es "nur" Streß) eben zu destruktiven Verhalten.Frauen neigen aber eben eher dazu, dieses gegen sich selbst zu richten, während Männer es nach außen tragen.
Es ist ein Politisches, weil ich mit der Forderung "keine Medienikonen mehr unter Kleidergröße 38" eine politische Forderung aufstelle.
Sicherlich ist das zu kurz gegeriffen und stellt nicht das Hauptproblem dar. Denn die Ursache ist mangelndes Selbstbewußtsein und eine gewisse Körperfeindlichkeit, die auch der christlichen Kultur inhärent ist.
Der Körper, das fremde unreine unheimliche Wesen, das diszipliniert werden muss, am Besten ganz verschwindet, als Herd des Bösen, Triebhaften, Unreinen.
Unser durch die Medien gespiegeltes Schönheitsideal ist ein zutiefst Frauen- und Körperfeindliches. Frau ist nur dann erfolgreich, wenn sie Kleidergröße 34 (höchstens) trägt, immer "gut" aussieht und viel Geld hat. Dieses Bild kommt auch in der Werbung häufig zum tragen - die schönen erfolgreichen reichen Dünnen. Die Realität sieht aber anders aus, mal abgesehen davon, das Frauen im Schnitt immer weniger verdienen als Männer, kann Kleidergröße 34 jedoch in den meisten Fällen nur durch asketische Disziplin (hungern, sehr viel Sport treiben) erreicht werden, das ist nicht "natürlich".Natürlich muss AUCH auf der individuellen Ebene etwas passieren, denn einer/m bereits Süchtigen ist kaum mit einem politischen Beschluss geholfen, wenn sich die Spirale schon eingestellt hat.
Frau ist nur dann erfolgreich, wenn sie Kleidergröße 34 (höchstens) trägt, immer "gut" aussieht und viel Geld hat.
[...]. Woher dieser rührt, kann allerdings unterschiedlichster Art sein und ist eher selten christlichen Ursprungs. Er kann beispielsweise völlig banal auf einem "Erziehungsfehler" basieren, der nicht rechtzeitig erkannt und ausgeräumt wurde.
Aber mal ehrlich:Ist das überhaupt ein durch die Gesellschaft verursachtes Problem? Warst Du bulemisch, weil die Schiffer in Größe 36 vom Plakat lächelte für ihre Shampoo-Spülung?
Weil Männer wie Frauen immer noch an diesem bescheuerten Bild festhalten, dass insbesondere Frauen nicht bloß gemeinhin hübsch aussehen sollen, sondern irgendwie anders, als es normal wäre
Zitat von: Eisbär am 18 Juni 2007, 14:49:25Und Frauen sind den Männern doch psychisch nicht unterlegen. Warum solltet Ihr also anfälliger dafür sein?Weil unsere Sexualpartner vor Bildern mit Frauen onanieren, die komplett anders aussehen als wir? Und weil Männer nunmal die ungenügende sexuelle Attraktion an erster Stelle als Argument benutzen, um dauerhafte Beziehungen zu beenden?
Und Frauen sind den Männern doch psychisch nicht unterlegen. Warum solltet Ihr also anfälliger dafür sein?
Ich kann insofern die "Emanzipation" der Frauen in der Werbung nicht gutheißen, die da plötzlich auch nur noch unnatürlich gestylte und retuschierte Männer zeigen soll, "damit die Frauen auch auf ihre Kosten kommen". Dadurch wird das Leid fair auf alle verteilt...
Natürlich muss AUCH auf der individuellen Ebene etwas passieren, denn einer/m bereits Süchtigen ist kaum mit einem politischen Beschluss geholfen, wenn sich die Spirale schon eingestellt hat. Dennoch ödet mich das Psychogelaber an: die Individualisierung das Problems.