messie
... eben weil das alles so kompliziert ist (Rechtslage) und aufwändig ..., läuft es letztlich doch meistens darauf hinaus, dass diese Menschen eben nicht sterben dürfen, wenn/obwohl sie es wollen!
Ja, es ist doch beides schrecklich - ob man es noch "kommunizieren", mitteilen kann und dem Wunsch dennoch nicht nachgegeben wird oder ob man es nicht mehr mitteilen kann und dem Wunsch dann auch nicht nachgegeben wird.
Mir sind die ganzen eingebauten Hürden da einfach viel zu hoch ... !
Im Übrigen kann ich dem nicht zustimmen:
Dass ein Mensch dann Mensch ist, wenn er Glück empfindet (dauerhaft immer wieder, nicht nur kurzzeitig). Dann lohnt es sich Mensch zu sein und eben nicht das eigene Leben zu beenden.
(messie)
Also das ist deine Maxime, ok, aber das kann man nicht für alle Menschen als "allgemein geltende Richtschnur" proklamieren.
(Alles am "Glücklichsein" aufhängen/messen, das als Grundwert setzen.)
Davon abgesehen
ist ja eben gerade die Frage, wie "glücklich" bzw. lebenszufrieden und lebensfroh Menschen mit bspw. locked in syndrom (noch) sein können bzw. sind - das hatten wir vorne schon.
Und ich bin eben der Meinung, dass da so einzelne kleine "Glücksmomente" nicht ausreichen - wie bspw. wenn man "noch Schach spielen kann" oder "ein Buch schreiben/veröffentlichen" ... (siehe: die von dir genannten Beispiele)
Ich bin mir ziemlich sicher, dass das
den meisten Menschen auf Dauer nicht ausreicht. - Weil eben so vieles andere, das
Menschen ausmacht, das die jeweilige
Person ausmachte, nicht mehr (nie wieder) möglich ist. (Siehe, was ich oben/vorne dazu schrieb).
Es ist ja so, dass man das (Selbst-) Bewusstsein, den Verstand, die Fähigkeit hierzu als "typisch für den Menschen" sonst heranziet, dass kognitive Fähigkeiten (u.v.a.m.) bedingend bzw. ausschlaggebend sind für das "Person-Sein".
Dass Menschen sich ja daher auch verändern, d.h. sich ihre Persönlichkeit, Person verändert, wenn sie bspw. eine Hirnverletzung haben bzw. die Folgen davon - wenn sie sich dadurch in ihrem Denken, Fühlen und Handeln erheblich verändern ...
Oder auch, wenn Menschen stark dement sind, da ja Erininerungen (autobiographisches Gedächtnis) auch entscheidend für "Person-Sein", für Identität ... sind.
Beim locked in syndrom ist es nun umgekehrt: Der Verstand ist noch voll da, aber er kann sich nicht mehr "ausdrücken"/"manifestieren", weil ihm der dazu notwendige Körper (das "Handwerkszeug") fehlt - also: was "nützt"/hilft einem das dann??
Und hinzu kommt eben, dass der Mensch beides ist: ein "geistiges, kognitives", denkendes, kultur-, moralfähiges, über komplexe Sprache und Selbstbewusstheit verfügendes Lebewesen, als auch ein sinnliches, körperliches.
Dass beides also "zu seinem Recht kommen muss" - zumindest in gewissem Rahmen/Maß/Ausprägung.
Und wenn dies nicht mehr gegeben, nicht mehr möglich bzw. massiv eingeschränkt ist (dauerhaft!, beständig, unveränderlich), denke ich, fällt es den meisten (wenn nicht allen!) Menschen (auf Dauer!!!) sehr schwer, ihr Dasein, ihre Existenz noch als "lebenswert" und wirkliche Lebensfreude noch zu empfinden.
Ich denke nicht, dass das individuell so unterschiedlich ist/wäre/sein würde - ich glaube viel mehr, dass man das tatsächlich so sagen kann: dass die meisten Menschen auf Dauer so nicht weiter leben/existieren wollen - eben weil ihnen so vieles, das für das Menschsein und viel mehr noch für das Person-Sein so wichtig ist, nicht mehr möglich ist.
Wenn man darum nicht weiß, dann existiert man einfach weiter - letztlich ähnlich wie Tiere, die auch nicht um ihre Vergangenheit und Zukunft bewusst wissen, darüber nicht reflektieren (was ich jetzt einfach mal unterstelle).
Wenn man aber weiß, was alles man war, machen, erleben ... konnte und was alles nicht mehr, nie mehr möglich, machbar, erlebbar ... sein wird - also im Grunde ja wirklich (fast) alles (!), dann ist das eine derart immense "Freiheitsberaubung", Beraubung/Verlust von Selbstbestimmtheit, Körperlichkeit/Sinnlichkeit, Eigentätigkeit, Selbstwirksamkeit usw., dass das Menschen schlicht überfordert - in solchem Zustand "lebensfroh" zu sein, zu bleiben (dauerhaft!).
Und ich finde, wenn jemand sein Leben also ohne Hilfe selbst nicht beenden kann, hat er meistens schlechte Karten (es zu beenden).
Der Punkt, der daran anschließt ist, dass man sein Leben (bisher) nur auf würdelose, zumeist riskante und/oder schmerzhafte bzw. gewaltsame Art beenden "kann" - womit ich lange schon "nicht einverstanden" bin.