Zitat von: "Sapor Vitae"Und was diese Einstellung anbelangt "wer will der findet auch"; mich ärgert das total. Mein Vater ist mit 62 arbeitslos geworden, weil seine Firma pleite gegangen ist. Das ist natürlich ein Spezialfall.[/color]
Und was diese Einstellung anbelangt "wer will der findet auch"; mich ärgert das total. Mein Vater ist mit 62 arbeitslos geworden, weil seine Firma pleite gegangen ist.
Die Frage ging eher dahin, was colourize dann macht.
also sind die 35-55jährigen die faulen Säcke?
Ich würde da zwischen kollektiver und individueller Strategie unterscheiden. Zum einen meine ich, dass ich meine Lohnforderungen nicht an Drittweltländern orientieren muss. Auch wenn mir die Arbeitgeber dies immer und immer wieder einreden. Dann sollen sie halt nach Kongo gehen und dort glücklich werden.
(Btw. ein schönes Beispiel von Dir, da Kongo derzeit eine der unsichersten Regionen dieser Welt ist, in die ich - wäre ich Kapitalist - keinen einzigen Cent investieren würde. Was da in den nächsten sechs Monaten passieren wird ist nämlich extrem unsicher).
Zum anderen ist natürlich eine Internationalisierung der Gewerkschaften notwendig, um mit der Globalisierung Schritt zu halten. Auf Dauer wird es nur mit internationalen Strategien möglich sein, von den Kapitalisten einen gerechten Lohn für Arbeit einzutreiben. Solange sich alle Arbeitnehmer gegeneinander ausspielen lassen muss man sich nicht wundern, dass die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer werden.
Aus diesem Grund kann ich auch Arbeitnehmer, die nicht gewerkschaftlich organisiert sind, nicht verstehen.
Unsere Gesellschaft ist im Umbruch, dies ist nicht mehr das Industriezeitalter.
Warum man aber (wie in diesem Thread hier von KMFDM und Killerqueen zu lesen) deswegen gleich den Kapitalisten nach dem Maul reden muss und gerechte und vor allem berechtigte Lohnforderungen von Arbeitnehmern hierzulande pauschal als überzogen zurückweisen muss, ist mir aber nicht so ganz klar.
Ich bin das Geld wert, und ich will das Geld auch für die von mir erbrachte Leistung haben. Und ich werde niemals einen Ein-Euro-Job annehmen oder für 4 Euro Fuffzich die Stunde bei MäcDreck Burger zusammenschrauben wenn ich eines Tages mal keinen Job finden sollte. Tut mir leid, nennt es elitär: Ich bin mir dafür zu schade.
Zitat von: "colourize"Warum man aber (wie in diesem Thread hier von KMFDM und Killerqueen zu lesen) deswegen gleich den Kapitalisten nach dem Maul reden muss und gerechte und vor allem berechtigte Lohnforderungen von Arbeitnehmern hierzulande pauschal als überzogen zurückweisen muss, ist mir aber nicht so ganz klar. Soso, ich rede also den Kapitalisten nach dem Maul?Schon mal die Idee gehabt, dass sich meine Aussagen auf ganz andere Erfahrungen als dem Geplapper irgendwelcher geldgeilen A******* gründen?
Ach so, um es mal klar zu stellen: Ich rede den Kapitalisten nicht nach dem Mund. Ich bin einer!
Die wirkliche Schuld an der Arbeitslosigkeit haben also die Kapitalisten, und nicht die Arbeitnehmer, auch wenn die Kapitalisten und deren politische Lobbyisten nicht müde werden, das eigentlich kollektive Problem der Arbeitslosigkeit rhetorisch als ein Problem der "arbeitsunwilligen Individuen" darzustellen.
Mag aber auch daran liegen, dass die politische Propaganda von der riesengroßen Menge an Hartz-IV-missbrauchenden faulen Arbeitslosen nämlich Kapitalistenrhetorik in Reinkultur ist. Arbeitslosigkeit entsteht nicht dadurch, dass Menschen faul sind. Sie ist strukturell bedingt und gehört zum kapitalistischen System dazu. Nur wenn es Arbeitslose gibt, können die Kapitalisten den Marktpreis für Arbeit niedrig halten, da das Arbeitskräfteangebot die Nachfrage nach Arbeit übersteigt.
Dass süddeutsche Ingenieure nicht in den Norden ziehen wollen, weil deren gesamtes soziales Umfeld nunmal in Bayern oder BW liegt, kann ich zwar verstehen, aber nicht tolerieren!
Schuld haben auch nicht nur die Kapitalisten, sondern auch die Entwicklungssituation im Allgemeinen. Und trotz dem immer mehr Stellen abgebaut werden, und immer mehr automatisiert wird, gibt es dennoch Arbeit, die auch gemacht werden kann/muss/sollte, aber keiner tut sie. Warum? Das prangere ich an!
Wenn Du einen gerechten Weltarbeitsmarkt schaffen möchtest, wird es Dir nicht viel bringen, auf Deinen erhöhten Geldbedarf zu pochen. Der Weltarbeitsmarkt wird sich tariflich nämlich wohl kaum am Hochlohn-Land Deutschland orientieren. Dann werden wir alle nämlich ordentlich zurückschrauben müssen; was ja letztendlich auch in Ordung ist, denn früher oder später werden dann auch die Preise fallen. Ich bin gerne bereit, mich zum Wohle der gesamten Welt einzuschränken. Und Du? [/color]