Schwarzes Hamburg

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Autor Thema: Hartz IV-Missbrauch gerechtfertigt ?  (Gelesen 7955 mal)

Thomas

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Hartz IV-Missbrauch gerechtfertigt ?
« Antwort #30 am: 08 Juni 2006, 15:45:04 »

Zitat von: "Killerqueen"
Zitat von: "Sapor Vitae"
Und was diese Einstellung anbelangt  "wer will der findet auch"; mich ärgert das total. Mein Vater ist mit 62 arbeitslos geworden, weil seine Firma pleite gegangen ist.

Das ist natürlich ein Spezialfall.[/color]

Sehe ich auch so, es gibt natürlich immer ausnahmen.Allerdings ist man im Durchschnitt mit 62 schon längst in Rente, da wird man doch die letzten Monate oder Jahre irgendwie überbrücken können, oder ?

Was mich zu einer anderen Frage bringt (die jetzt nicht aautomatisch auf Sapors Vater bezogen sein soll) :

Wie kann es sein, das jemand Jahrzehnte lang gearbeitet und gut verdient hat, und trotzdem nach ein oder zwei Monaten ohne Job komplett ohne Geld da steht ? Die Tugend des Sparens scheint auch bei immer mehr Leuten in Vergessenheit zu geraten.Und die machen dann meistens als erstes dicke Backen, wenn's mal knallt.
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colourize

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Hartz IV-Missbrauch gerechtfertigt ?
« Antwort #31 am: 08 Juni 2006, 16:11:32 »

Nur um mal ein paar Zahlen für Hamburg zu nennen und die Diskussion um die faulen jungen Arbeitslosen einerseits und die armen alten Arbeitslosen, die keinen Job mehr finden, mal zu versachlichen:

Die Arbeitslosenquote in Hamburg beträgt 6,9% (selbstverständlich gemessen an den Personen im erwerbsfähigen Alter, also an allen 15- bis unter 65-Jährigen).

Die Arbeitslosenquote in der Altersgruppe der 15 bis 25 Jährigen beträgt in Hamburg 3,7%, ist also stark unterdurchschnittlich. (Natürlich liegt das z.T. an der recht hohen Quote von Menschen, die sich in diesem Alter noch in der Ausbildung befinden, aber überdurchschnittlich hoch ist die Arbeitslosenquote in dieser Gruppe beileibe immer noch nicht.)

Die Arbeitslosenquote in der Altersgruppe der 55 bis 65 Jährigen beträgt in Hamburg 4,8% - auch hier also eine unterdurchschnittliche Arbeitslosenquote im Vergleich zu den 6,9% über alle Altersgruppen.
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colourize

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Hartz IV-Missbrauch gerechtfertigt ?
« Antwort #32 am: 08 Juni 2006, 16:18:16 »

Zitat von: "Thomas"
Die Frage ging eher dahin, was colourize dann macht.

Ich würde da zwischen kollektiver und individueller Strategie unterscheiden. Zum einen meine ich, dass ich meine Lohnforderungen nicht an Drittweltländern orientieren muss. Auch wenn mir die Arbeitgeber dies immer und immer wieder einreden. Dann sollen sie halt nach Kongo gehen und dort glücklich werden. (Btw. ein schönes Beispiel von Dir, da Kongo derzeit eine der unsichersten Regionen dieser Welt ist, in die ich - wäre ich Kapitalist - keinen einzigen Cent investieren würde. Was da in den nächsten sechs Monaten passieren wird ist nämlich extrem unsicher).

Zum anderen ist natürlich eine Internationalisierung der Gewerkschaften notwendig, um mit der Globalisierung Schritt zu halten. Auf Dauer wird es nur mit internationalen Strategien möglich sein, von den Kapitalisten einen gerechten Lohn für Arbeit einzutreiben. Solange sich alle Arbeitnehmer gegeneinander ausspielen lassen muss man sich nicht wundern, dass die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer werden. Aus diesem Grund kann ich auch Arbeitnehmer, die nicht gewerkschaftlich organisiert sind, nicht verstehen. Wir brauchen starke Gewerkschaften, die endlich eine wirksame internationale Vernetzung hinbekommen.

Wer Kollege werden will: Mitgliedsanträge gibt es bei mir.
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Eisbär

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Hartz IV-Missbrauch gerechtfertigt ?
« Antwort #33 am: 08 Juni 2006, 16:18:17 »

also sind die 35-55jährigen die faulen Säcke?
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colourize

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Hartz IV-Missbrauch gerechtfertigt ?
« Antwort #34 am: 08 Juni 2006, 16:22:30 »

Zitat von: "Eisbär"
also sind die 35-55jährigen die faulen Säcke?

Statistisch gesehen ja.
Allerdings bleiben bei derart quantitativen Betrachtungen die Ursachen der Arbeitslosigkeit unberücksichtigt. So sind es v.a. arbeitslose Frauen, die oftmals aufgrund von Existenzverflechtungen und Reproduktionsarbeit räumlich und zeitlich weniger flexibel sind und nicht jeden Job irgendwo in der Stadt mal eben so annehmen können. Man denke mal an Alleinerziehende, die in dieser Altersklasse überrepräsentiert sind.
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Thomas

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Hartz IV-Missbrauch gerechtfertigt ?
« Antwort #35 am: 08 Juni 2006, 16:41:18 »

Zitat von: "colourize"

Ich würde da zwischen kollektiver und individueller Strategie unterscheiden. Zum einen meine ich, dass ich meine Lohnforderungen nicht an Drittweltländern orientieren muss. Auch wenn mir die Arbeitgeber dies immer und immer wieder einreden. Dann sollen sie halt nach Kongo gehen und dort glücklich werden.

Dummerweise tun das auch viele Arbeitgeber.Nur ist damit die Geschichte ja noch nicht zuende, denn du mußt ja immernoch von irgendetwas leben. (Wobei "du" jetzt natürlich nur stellvertretend für alle anderen Arbeitnehmer in ähnlichen Situationen gemeint bist)

Zitat von: "colourize"
(Btw. ein schönes Beispiel von Dir, da Kongo derzeit eine der unsichersten Regionen dieser Welt ist, in die ich - wäre ich Kapitalist - keinen einzigen Cent investieren würde. Was da in den nächsten sechs Monaten passieren wird ist nämlich extrem unsicher).

Ich gebe zu, mein Phantasieland war nur ein Pseudonym für "irgendwo weit weg"  :wink:

Zitat von: "colorize"
Zum anderen ist natürlich eine Internationalisierung der Gewerkschaften notwendig, um mit der Globalisierung Schritt zu halten. Auf Dauer wird es nur mit internationalen Strategien möglich sein, von den Kapitalisten einen gerechten Lohn für Arbeit einzutreiben. Solange sich alle Arbeitnehmer gegeneinander ausspielen lassen muss man sich nicht wundern, dass die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer werden.
Mittelfristig hast du da sicherlich Recht.Nur wissen die ärmeren Länder ja auch, das gerade ihre Billiglöhne auch ein Grund (bzw. der Grund) sind, warum Investoren in ihr Land kommen.Und die werden solche Länder, in denen es mit der Demokratie meist auch nicht so weit her ist, sicherlich nicht ohne Behinderung mit Gewerkschaften verscheuchen.

Außerdem dürfte das nach einem der folgenden Muster laufen :

1.Möglichkeit : Die ganzen indischen Teppichknüpfer&Co. schließen sich in Gewerkschaften zusammen und fordern eine Lohnerhöhung um 100%, die sie auch durchgesetzt kriegen.Schön für die, nun verdienen sie statt 5 Cent in der Stunde zehn Cent.Bringt uns nur nichts, da deswegen keine einzige Firma ihre Indischen Produktionsstätten dichtmachen und zurück nach Westeuropa kommen wird.

2.Möglichkeit : Unsere indischen Freunde schließen sich gewerkschaftlich zusammen und fordern Löhne, die tatsächlich unserem Standard entsprechen.Gut für uns, denn dies würde dazu führen, das keine Firma mehr einen Grund hätte, ihre Produktionsstätten nach Indien zu verlegen.So doof werden aber die Inder niemals sein, würden sie sich doch den eigenen Ast absegen.

Sprich, auch wenn es in oben beschriebenem gewisse Trägheitsmomente gibt, werden die Arbeitnehmer sich immer gegeneinander ausspielen lassen.Insbesondere die armen Länder haben gar keine andere Wahl.

Zitat von: "colourize"
Aus diesem Grund kann ich auch Arbeitnehmer, die nicht gewerkschaftlich organisiert sind, nicht verstehen.

Ich schon, es gibt für die bisher keinen Grund, eine Gewerkschaft zu unterstützen.Aber wenn die Lage sich merklich verschlechtern sollte, könnten möglicherweise auch die Gewerkschaften mehr zulauf bekommen.
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« Antwort #36 am: 08 Juni 2006, 17:06:57 »

Zitat von: "Jinx"


Unsere Gesellschaft ist im Umbruch, dies ist nicht mehr das Industriezeitalter.


stimmt, und auch immer mehr relativ qualifizierte Menschen müssen sich von einen Voratellung verabscheiden, einen festen Arbeitsplatz zu haben. Im besten Fall hat man befriestete Vertrag oder man schlägt sich mit mehren Jobs durch. Wir kommen immer näher an amerikanische Verhältnisse, ob wir das wollen oder nicht.

Bin z. Z. auch ohne feste Beschäftigung, da mein Vertrag nicht verlängert wurde und halte mich mit zwei Jobs über das Wasser. Es geht, echt. Um jeden Fall besser, als 1-Euro-Job+HARTZ IV. Aber leider nur bis Mitte Juni, dann ist ein Job auch futsch..mal schauen, ob man mich dann noch auf die Partys sieht, dann wird es eng kohlenmäßig
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« Antwort #37 am: 08 Juni 2006, 17:08:43 »

Thomas, natürlich hast Du Recht: Die Arbeitgeber sitzen letzlich am längeren Hebel. Nun kann man daraus natürlich ableiten, dass eh alles nichts bringt und wir hier in Deutschland alle für einen Euro in der Stunde arbeiten sollten, nur um überhaupt arbeiten zu dürfen und um mit den Kinderarbeitern in Bangladesh konkurrieren zu können. Auf diesem Standpunkt kann man sich natürlich stellen.

Warum man aber (wie in diesem Thread hier von KMFDM und Killerqueen zu lesen) deswegen gleich den Kapitalisten nach dem Maul reden muss und gerechte und vor allem berechtigte Lohnforderungen von Arbeitnehmern hierzulande pauschal als überzogen zurückweisen muss, ist mir aber nicht so ganz klar. Ich werde mir nicht von unseren Politikern einreden lassen, dass meine Lohnvorstellungen ohnehin zu hoch seien. Weil sie es nämlich meiner Meinung nach nicht sind. Ich bin das Geld wert, und ich will das Geld auch für die von mir erbrachte Leistung haben. Und ich werde niemals einen Ein-Euro-Job annehmen oder für 4 Euro Fuffzich die Stunde bei MäcDreck Burger zusammenschrauben wenn ich eines Tages mal keinen Job finden sollte. Tut mir leid, nennt es elitär: Ich bin mir dafür zu schade.

Ich bin alles andere als unflexibel, sowohl räumlich als auch von meinem Einsatzspektrum her. Ich bin mit Sicherheit auch nicht unwillig, räumliche oder tätigkeitsbezogene Veränderungen mitzumachen. Aber ich werde mich nicht unter Wert verkaufen.
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« Antwort #38 am: 08 Juni 2006, 19:02:20 »

Zitat von: "colourize"
Warum man aber (wie in diesem Thread hier von KMFDM und Killerqueen zu lesen) deswegen gleich den Kapitalisten nach dem Maul reden muss und gerechte und vor allem berechtigte Lohnforderungen von Arbeitnehmern hierzulande pauschal als überzogen zurückweisen muss, ist mir aber nicht so ganz klar.

Soso, ich rede also den Kapitalisten nach dem Maul?

Schon mal die Idee gehabt, dass sich meine Aussagen auf ganz andere Erfahrungen als dem Geplapper irgendwelcher geldgeilen A******* gründen?;)

Nun ja, Du musst es ja wissen.

Vielleicht habe ich aber auch einfach nur zuviel im Ausland mit Osteuropäern zusammengearbeitet und gesehen, wie dankbar Menschen auch für einen weniger gut bezahlten Job sein können, ohne ständig nach mehr Zaster zu brüllen. :)[/color]
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« Antwort #39 am: 08 Juni 2006, 19:14:11 »

Zitat von: "colourize"
Ich bin das Geld wert, und ich will das Geld auch für die von mir erbrachte Leistung haben. Und ich werde niemals einen Ein-Euro-Job annehmen oder für 4 Euro Fuffzich die Stunde bei MäcDreck Burger zusammenschrauben wenn ich eines Tages mal keinen Job finden sollte. Tut mir leid, nennt es elitär: Ich bin mir dafür zu schade.


Und Du wirfst mir und KQ vor, den Kapitalisten nach dem Mund zu reden? Du bist ja wirklich äußerst unterhaltsam... :P

Ach so, um es mal klar zu stellen: Ich rede den Kapitalisten nicht nach dem Mund. Ich bin einer! :)
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« Antwort #40 am: 08 Juni 2006, 19:23:38 »

Zitat von: "Killerqueen"
Zitat von: "colourize"
Warum man aber (wie in diesem Thread hier von KMFDM und Killerqueen zu lesen) deswegen gleich den Kapitalisten nach dem Maul reden muss und gerechte und vor allem berechtigte Lohnforderungen von Arbeitnehmern hierzulande pauschal als überzogen zurückweisen muss, ist mir aber nicht so ganz klar.

Soso, ich rede also den Kapitalisten nach dem Maul?

Schon mal die Idee gehabt, dass sich meine Aussagen auf ganz andere Erfahrungen als dem Geplapper irgendwelcher geldgeilen A******* gründen?;)

Nein, darauf bin ich ehrlich gesagt noch nicht gekommen.

Mag aber auch daran liegen, dass die politische Propaganda von der riesengroßen Menge an Hartz-IV-missbrauchenden faulen Arbeitslosen  nämlich Kapitalistenrhetorik in Reinkultur ist. Arbeitslosigkeit entsteht nicht dadurch, dass Menschen faul sind. Sie ist strukturell bedingt und gehört zum kapitalistischen System dazu. Nur wenn es Arbeitslose gibt, können die Kapitalisten den Marktpreis für Arbeit niedrig halten, da das Arbeitskräfteangebot die Nachfrage nach Arbeit übersteigt. Die wirkliche Schuld an der Arbeitslosigkeit haben also die Kapitalisten, und nicht die Arbeitnehmer, auch wenn die Kapitalisten und deren politische Lobbyisten nicht müde werden, das eigentlich kollektive Problem der Arbeitslosigkeit rhetorisch als ein Problem der "arbeitsunwilligen Individuen" darzustellen.
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colourize

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« Antwort #41 am: 08 Juni 2006, 19:24:17 »

Zitat von: "KeinMitleidFürDieMehrheit"

Ach so, um es mal klar zu stellen: Ich rede den Kapitalisten nicht nach dem Mund. Ich bin einer! :)

Muhaha.
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« Antwort #42 am: 08 Juni 2006, 19:38:06 »

Zitat von: "colourize"
Die wirkliche Schuld an der Arbeitslosigkeit haben also die Kapitalisten, und nicht die Arbeitnehmer, auch wenn die Kapitalisten und deren politische Lobbyisten nicht müde werden, das eigentlich kollektive Problem der Arbeitslosigkeit rhetorisch als ein Problem der "arbeitsunwilligen Individuen" darzustellen.

Mag  ja sein, dass Kapitalisten das behaupten - aber ich tue das nicht! Ich gebe nicht den Arbeitnehmern die Schuld an der Arbeitslosigkeit - ist ja auch albern.
Schuld haben auch nicht nur die Kapitalisten, sondern auch die Entwicklungssituation im Allgemeinen. Und trotz dem immer mehr Stellen abgebaut werden, und immer mehr automatisiert wird, gibt es dennoch Arbeit, die auch gemacht werden kann/muss/sollte, aber keiner tut sie. Warum? Das prangere ich an!

Zitat von: "colourize"
Mag aber auch daran liegen, dass die politische Propaganda von der riesengroßen Menge an Hartz-IV-missbrauchenden faulen Arbeitslosen  nämlich Kapitalistenrhetorik in Reinkultur ist. Arbeitslosigkeit entsteht nicht dadurch, dass Menschen faul sind. Sie ist strukturell bedingt und gehört zum kapitalistischen System dazu. Nur wenn es Arbeitslose gibt, können die Kapitalisten den Marktpreis für Arbeit niedrig halten, da das Arbeitskräfteangebot die Nachfrage nach Arbeit übersteigt.

Das, was Du hier vorrechnest, mag für die Geldinflation gelten, aber doch nicht für den Arbeitsmarkt. s. o.

Und im Übrigen:
Wenn Du einen gerechten Weltarbeitsmarkt schaffen möchtest, wird es Dir nicht viel bringen, auf Deinen erhöhten Geldbedarf zu pochen.
Der Weltarbeitsmarkt wird sich tariflich nämlich wohl kaum am Hochlohn-Land Deutschland orientieren. Dann werden wir alle nämlich ordentlich zurückschrauben müssen; was ja letztendlich auch in Ordung ist, denn früher oder später werden dann auch die Preise fallen. Ich bin gerne bereit, mich zum Wohle der gesamten Welt einzuschränken. Und Du? :D[/color]
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« Antwort #43 am: 08 Juni 2006, 22:22:04 »

Zitat von: "Killerqueen"
Dass süddeutsche Ingenieure nicht in den Norden ziehen wollen, weil deren gesamtes soziales Umfeld nunmal in Bayern oder BW liegt, kann ich zwar verstehen, aber nicht tolerieren!


Auch wenn du inzwischen mit späteren Posts deine "Position" relativiert hast und ich durchaus deinen "Standpunkt" nachvollziehen/verstehen kann...

muss ich doch bei der Aussage mal die polemische Keule auspacken:

Was soll man denn jetzt bitte schön tun, um diese Leute doch zu ihrem "glück" zu zwingen?

Deportation und Zwangsarbeit wieder einführen!?
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colourize

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« Antwort #44 am: 08 Juni 2006, 22:33:29 »

Zitat von: "Killerqueen"
Schuld haben auch nicht nur die Kapitalisten, sondern auch die Entwicklungssituation im Allgemeinen. Und trotz dem immer mehr Stellen abgebaut werden, und immer mehr automatisiert wird, gibt es dennoch Arbeit, die auch gemacht werden kann/muss/sollte, aber keiner tut sie. Warum? Das prangere ich an!

Die Antwort auf diese Frage gibt das kapitalistische System selbst. Wenn keiner die Arbeit zu dem dafür gebotenen Lohn erledigen will, dann entsprich der Lohn für diese Tätigkeit nicht dem Marktwert. Der Arbeitgeber muss folglich also mehr zahlen, dann findet sich auch Jemand der den Job macht. Stattdessen werden unsere Politiker nicht müde, auf den Menschen herumzubashen, die einen gerechten Lohn für ihre Arbeit haben wollen und keine Lust auf Selbstausbeutung ("Hauptsache Arbeit") haben, kurzum: die nicht bereit sind, sich unter ihrem Marktwert zu verkaufen.

Zitat von: "Killerqueen"
Wenn Du einen gerechten Weltarbeitsmarkt schaffen möchtest, wird es Dir nicht viel bringen, auf Deinen erhöhten Geldbedarf zu pochen.
Der Weltarbeitsmarkt wird sich tariflich nämlich wohl kaum am Hochlohn-Land Deutschland orientieren. Dann werden wir alle nämlich ordentlich zurückschrauben müssen; was ja letztendlich auch in Ordung ist, denn früher oder später werden dann auch die Preise fallen. Ich bin gerne bereit, mich zum Wohle der gesamten Welt einzuschränken. Und Du? :D[/color]

Tja, das mit den fallenden Preisen wäre ja o.k., allerdings ist das nicht zu erwarten (Stichwort: Deflation). Die kapitalistische Geldpolitik wird niemals zulassen, dass ein Warenkorb in einem Jahr günstiger ist als heute. Das würde nämlich die Nachfrage dämpfen und Investitionen aufschieben oder sogar verhindern.
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