ich glaube nicht, dass die arabische Welt in absehbarer Zeit bei unserer Vorstellung der Gegenwart ankommen wird. Denn diesen Ländern fehlt dazu einige wichtige Epochen, die bei uns auch schon ein paar hundert Jährchen zurückliegen: Renaissance, Humanismus und Aufklärung. Wenn man überlegt, wie lange die damals formulierten Ideale vom theoretischen Konstrukt über die Forderung bis zur Durchsetzung brauchten, um wirklich verinnerlicht zu werden, d.h. damit die Leute auch überzeugt dahinter stehen, wird deutlich, dass es für die arabische Welt nicht mit einem Schnellkurs getan ist, dessen Inhalte beim Volk nicht ankommen. Abgesehen von der Undurchführbarkeit wäre auch mit erheblichem Widerstand zu rechnen, von wegen ideologischer Kolonialismus und so. Es ist auch eine Tatsache, dass gesellschaftliche Umwälzungen nur funktionieren, wenn sie von den eigenen Leuten, d.h. dem Volk getragen werden. Dazu gehört ein gewisses fortschrittlisches Potential. Atatürk fand dies im frühen 20. Jahrhundert vor und bot dem Volk durch seine Reformen einen sichtbaren Mehrwert gegenüber den früheren Verhältnissen, weswegen die Türkei trotz allem ein moderner europäischer Staat ist (mal ehrlich, die Landbevölkerung in Griechenland oder Süditalien ist nicht fortschrittlicher als in der Türkei), der Schah von Persien setzte seine Vorstellungen gegen die Masse der Bevölkerung durch, und das musste scheitern, auch wenn es erst in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts geschah (wobei das Volk den Mehrwert zum großen Teil nicht wirklich zu spüren bekam).
Zur Bedrohung durch Terroristen: ich denke, man kann dieser NICHT durch eine Beschneidung der Bürgerrechte begegnen. Es ist auch das Dilemma, wie man mit dikatatorischen Regimen umgeht: die Invasion in den Irak wurde ja von vielen Irakern begrüßt, die anschließenden Besatzung schon von wesentlich weniger, wobei es aufschlussreich ist, dass in der britischen Zone wesentlich weniger Terroranschläge passieren als in der amerikanischen, was wahrscheinlich daran liegt, dass die Briten für ihre Soldaten Mindeststandards eingeführt haben und nicht jeden Trottel in die Armee und damit als Soldat ins Ausland lassen und die Leute sich einfach zu benehmen wissen.
Die neue atomare Bedrohung durch den Iran wird den Westen auch zum Handeln aufrufen, wobei sich hier mal wieder die Frage stellt, wo denn das waffenfähige Plutonium herkommt; laß mich raten: da war der Dialog in der Vergangenheit mal wieder nicht kritisch genug. Solange kurzfristige wirtschaftliche Interessen über der langfristigen Förderung der Entwicklung einer stabilen demokratischen Gesellschaft stehen, wird es immer so weitergehen.
Das mit den Briten stimmt so übrigens nicht, ich habe mir vonverschiedenen Unteroffizieren bei der BW und einem englischenBekannten sagen lassen, das die Briten genau die gleichen Trottelin die Armee lassen wie die Amis, das nimmt sich also nichts.
Ich vermute eher, das Amerika der große Feind Nummer eins ist, der ja auch die Führung der ganzen Irak-Aktion zu verantwortet hat, daher hat man sich auch auf diese mit Anschlägen konzentriert.Die Briten spielten da nur zweite Geige innerhalb der Angriffs-Allianz.BTW haben die Briten im Irak aber auch einen anderen Sektor unter sich, und die regionalen Gegebenheiten unterscheiden sich doch sehr stark, Stichwort sunnitisches Dreieck&Co.
Auch wenn der britische Sektor im Irak im Süden liegt und der Dankbarkeitsfaktor dort wegen der Schiiten höher sein dürfte, hört man doch solche Nachrichten wie "Koranentweihung" etc. nicht aus dem Süden. Auch haben die Briten kein Guantanamo Bay.
Das stimmt schon, trotzdem denke ich, das für die Aufständischen dortdie USA immernoch der böse Feind Nr.1 sind, und sie ihre Aktionendemensprechend auch in erster Linie auf die Amerikanerkonzentrieren.Man hat sich wohl auch schon zu Zeiten Saddamsgründlich auf den Feind USA eingestellt, was die Propagandaangeht.