Evtl kommt der bunte "Manga-Kram" und die Plastikwunden auch nur daher, weil sich gerade in Deutschland die Visual Kei und die Cosplay Szene sehr stark vermischen.
Das ist auch der Grund, warum ich diese Visual Kei Kiste gar nicht so schlecht finde. Vielleicht kommen für unsere Szene daraus Impulse und es kommt zu einer kulturellen Vermischung. Halte ich für nicht so ungewöhnlich, da der "cultural core" beider Bewegungen recht ähnlich ist: Körperästhetik, Ich-Identitätssuche, Wunsch nach gesellschaftlicher Toleranz bei eigenem zur Schau gestelltem Elitismus, Akzeptanz von psychotischen Verhaltensauffälligkeiten in der Gruppe, Akzeptanz sexueller Paraphilien.
den viele andere Subkulturen ohne neue Impulse auch gegangen sind... Surfer-Szene Keine Entwicklung = keine Zukunft.
2. Was Fernsehberichte über den fernen Osten betrifft - ich bin dort geboren und habe viel von der Denkweise erlebt. Aufgewachsen bin ich aber hier in Deutschland (und behaupte über mich selbst, daß ich ein recht sauberes Deutsch spreche, nur so nebenbei). Aufgefallen ist mir immer mal wieder, daß die überaus beliebten und verbreiteten Szene-Reportagen über Japan wie auch die Gothic Szene stets nur die Seite der Medaille zeigen, die für die allgemein-stumpfsinn-fördernden Bevölkerungsverdummungsmedien interessant sind. Man mag jetzt die Spiegelreportage über das Sexualleben eines Tokyo-Bewohners vor einigen Monaten gegenhalten, aber das ist so, als behauptete man über jeden Hamburger, daß sie mindestens dreimal die Woche den Kiez besuchen um sich bedienen zu lassen, und sich ihr Leben aus HSV, FastFood und billigen Sex dreht.
Mag sein, daß es auf einige, vielleicht sogar einige mehr zutrifft, ich für meinen Teil als lokal-patriotische Hamburgerin wäre allerdings doch pikiert über eine derartige Behauptung.
Ich sah vor Jahren einmal eine Reportage auf irgendeinem Musikkanal über Japan, in der behauptet wurde, Japan wäre eine Inselgruppe in Indonesien. Wer das glaubt, der soll es tun. Seine Sache, nicht mein Problem und an sich auch nicht das Problem der Japaner im allgemeinen.
Aber es gibt doch auch diese lästige Behauptung, Gothics seien alles Satanisten und (Kinder)Mörder, nur weil irgendso'n durchgeknalles Pärchen Leute absticht - fühlt ihr euch da angesprochen? :shock:
3. Was meinen Kleidungsstil betrifft, folgendes. Ich habe einmal gelesen, daß Gothic eine Bewegung gewesen wäre, die urpsrünglich auf dem Gedanken der "Toleranz und Akzeptanz" basierte - ich sagte schonmal ich liebe und lebe diesen Gedanken. Da ich zwischen den Kulturen lebe, fällt es mir sicherlich leichter, sehe in der allgemeinen schwarzen Szene allerdings nur noch klägliche Reste davon. Einige durfte ich persönlich kennenlernen *wink*, und daher hat es sich schon gelohnt, "aufgefallen" zu sein.
ALLERDINGS trage ich meine Klamotten, WEIL SIE MIR GEFALLEN und mache sie selber, WEIL ICH SIE NIRGENDS KAUFEN KANN. Na, und als Gedankenanstoß: Wenn man sich in einer "ProtestBewegung" befindet, die u.A. durch Kleidung ihren Protest zeigt, wo bleibt da der Sinn, Mit-Protestanten wegen ihrer Kleinung zu verurteilen?? o_O° Das entzieht sich meinem Verständnis...
4. Keiner plant irgendeine Invasion. Selbst wenn es so wäre: Wenn man sich seiner Selbst sicher wäre, müßte man nicht fürchten, übernommen zu werden, oder? Und geht diese ganze Sache nicht weniger... aggressiv/konfrontativ? Ich mag asiatische Züge haben, bin aber offiziell deutsche Staatsbürgerin. (In Japan erkennt man mich auch sofort als Ausländerin) Nichts liegt mir mehr am Herzen, als ein wenig von der ursprünglichen Kultur im Lande aufleben zu lassen, besonders hinsichtlich Literatur und sonstiger Lyrik. Und es sind zunehmend Einheimische, die die schöne, empfindsame deutsche Sprache verunstalten und vergewaltigen, Tag um Tag *schluchz*
5. Es wurde ja auch schon gesagt, daß neue Bewegung gar nicht schlecht wäre - finde ich auch. Man KANN Neues zulassen und TROTZDEM das Eigene beibehalten - es ergibt eine harmonische Mischung, wenn man es vorsichtig angeht. Ich empfinde die kommentarlose und etwas...ungeschickte Übernahme der japanischen VisualKei-Bewegung auch als eher barbarisch bis stumpfsinnig, da selbst eine Modebewegung, die oberflächlich jedweder Grundlage entbehrt, einen Standbein in der Kultur hat, so ist in Asien z.B. die Androgynität männlicher Schauspieler, die länger als hierzulande auch alle weiblichen Rollen übernommen haben, einfach im Gedanken mehr verwurzelt. Außerdem ist es dort eine Protestbewegung gegen alles Mögliche, was es hier in dieser Form selbstverständlich nicht gibt, folglich KANN man es nicht einfach übernehmen. Sympathisieren, jederzeit - aber ist das verwerflich?
6. An alle diejenigen, die mir/uns krampfhaftes Aufmerksamkeitsbedürfnis anlasten: Man kann immer nur von sich auf andere schließen. Mir gefällt es, mir steht es, und es gibt genug Menschen, die mich akzeptieren - das, was viele von euch wohl auch behaupten dürften. Leiden jetzt alle an kümmerlichem Selbstbewußtsein?
7. Ach ja, die Musik. Das ist so eine Sache von Rhythmus- und Melodieempfinden, das nunmal kulturell veranlagt ist, es ist für viele Europäer schwer, sich in asiatische Melodieführungen hineinzufühlen und andersherum. Da Visual wie auch JRock eine Art japanische Interpretation europäischer Musik ist, ist diese natürlich besonders skurril - aber eben für asiatische Ohren gemacht. Genauso dürften Japaner die hiesige Szene als unverständlich und langweilig empfinden, inklusive der Musik; es gibt einfach noch keine Zusammenhänge. Entweder nimmt man sich Zeit und fühlt sich hinein, oder man läßt es *achselzuck* In wieweit man sich auf multikulturelle Kommunikation einläßt, ist jedem selbst überlassen. Aber sie rückhaltlos zu kritisieren spricht nicht von einem großen Geist. (nicht persönlich gemeint)
So viel zu meinen Gedanken, die mir so kamen ^.^ Ich hab die Posts vergnügt gelesen und hoffe inständig auf weitere zukünftige Diskussionen.
Eigentlich ist es nicht das Problem der Japaner, sondern unseres. Genauso wie es zu meiner Studienzeit nicht mein Problem war, dass die meisten japanischen Touristen glaubten, wir würden in einer Art Märchenland-Puppenstuben-Szenario agieren. Das war nämlich auch ihres. Mr. Green
Abgesehen davon ist es kein Zeichen von Intoleranz, wenn man einen bestimmten Kleidungsstil nicht mag, sei es eine oder alle Variante(n) von Visual Kei, das Mittelaltergebimmel oder Punk. Es ist auch nicht intolerant, keinen Kaffee zu mögen oder kein Fleisch zu essen.
Allerdings haltte ich Gothic nur sehr am Rande für eine Protestbewegung, "Rückzugs-" oder "Abgrenzungsbewegung" trifft es eher.
Begrüßenswert war übrigens, dass man zu der Zeit weitgehend vom Depressionsgesabbel verschont blieb.
Krampfhaftes Aufmerksamkeitsbedürfnis nervt mich einfach, ob es jetzt von HipHop-Spechten, Angehörigen der Gothic-Szene oder von meiner Mutter zelebriert wird.
Aber ich glaube, Du verwechselst da etwas: wenn ich sage, dass die Musik mir nicht gefällt, so stellt das eine persönliche Meinungsäußerung dar, die auf einer Ebene mit meiner Aussage, dass ich Labskaus ganz gruselig finde und es mich optisch an Erbrochenes erinnert. Sie soll die Anhänger von Visual-Kei ebensowenig abwerten wie die Konsumenten dieser wunderbaren Hamburger Spezialität.
Dass ich mich für Leute nicht erwärmen kann, die ihre Szene als Therapiegruppe ansehen, da sie ja depressiv sind, dazu stehe ich, das nervt mich an meiner eigenen Szene noch viel mehr, da ich dort damit konfrontiert bin und im Übrigen der Meinung, dass anhaltende Depressionen eine psychische Erkrankung ist, die in Behandlung gehört und nicht in öffentlichem Rahmen zelebriert werden sollte (ich meine natürlich nicht die Leute, die so etwas gegenüber ihrem Freundesrkeis äußern, sondern die, die es der Welt in Bild, Wort und Ton kundtun müssen. Das hat jedoch nichts mit Visual-Kei an sich zu tun, sondern das gibt es überall und bei den Goten eben etwas öfter.