Mag daran liegen, das wir unterschiedliche Leute in der Szene kennen - wie in jeder Szene ist das wohl Cliquenabhängig. Wo Du die Bar Rossi als Beispiel erwähnst: ich habe da drüber, in der Langnese Lounge, aufgelegt, und da ist mir nie auch nur eine volltrunkene Person aufgefallen, und auch keine auffälligen Geräusche auf der Toilette - und das war nun wirklich purer "High Society"-Publikum...
Ich glaube eher, Du kennst die verschiedenen Stile nicht - [musiiiiiiiiiiiiiiiiiik] ... also wohl wieder eher eine Frage dessen, wie sehr man in der Szene steckt, aber die Vielfalt haben die Grufties sicher nicht gepachtet. Ich gehe davon aus, das es diese Vielfalt, die man als aussenstehender ob des Mainstreams nicht wahrnimmt, auch bei allen anderen Szenen gibt.
Und das gilt analog für alle anderen Szenen, die ausverkauft werden - oder denkst Du, das die "Hip-Hop-Sachen" bei New Yorker für die echten Szenekenner "das Ding" sind? Der Kommerz ist wie die Borg - eine Szene wird assimiliert, ihre Eigenschaften der Gesamtkultur hinzugefügt, gleichberechtigt neben anderen ehemals subversiven Szenen - und der Kern ihrer Protesthaltung damit ad absurdum geführt.
Zitat von: "kb"...dass Du auch ohne dieses Detail durchaus unangenehm aufgefallen bist *g*Die Tatsache, das Du das betonen mußt, gibt meiner ursprünglichen Aussage recht. :mrgreen:
...dass Du auch ohne dieses Detail durchaus unangenehm aufgefallen bist *g*
Jein -der Widerspruch fängt genau dann an, wenn man sich auf eine bestimmte Weise kleidet, weil jemand anderes es von einem erwartet, auch unbewußt. Ein Grufti, der einen pinken Anzuig mit gelben Blumen drauf voll cool findet, aber nicht kauft, weil er (was er nie zugeben würde) Angst hat, was seine gruftigen Freunde dazu sagen, hat schon verloren.
Peinlich wird es nur, wenn Kerle mit 40 immernoch meinen, sie müßten mich auf der Return volltrunken zuschwallern, das es mittlerweile nur noch Pseudos gibt, das man doch am besten nur noch Horrorpunk hören sollte, und das Grufties ja eigentlich "Ghettokrieger" wären - während ich mit nem braunen Kordanzug vor ihnen stehe und mich totlache. Das ist wohl das, was Du mit "absprung nicht schaffen" meinst. Ich nenne das gescheiterte Existenz, diese Arroganz gönne ich mich.
Wnd warum ist es immer noch so, dass mitten in der Öffentlichkeit von Goth A zu Goth B immer noch dieses zuzwinkern/-nicken/-grinsen-obwohl-man-sich-nicht-kennt-Ritual existiert (wie ne Internetbekanntschaft von mir unlängst sagte: "wie Schokostücke in einem Vanillepudding")?
ich zieh da mal Bombe als Beispiel ran, der sich trotz knallorangem Outfit wunderbar in Kreisen der HHer Szene bewegen kann, die von einigen als elitär gesehen werden, ohne dass ihn dafür hier irgendjemand schief ansieht.
Ich bleibe dabei: Ich bin weit davon entfernt, anderen Szenen musikalische Diversität abzusprechen, aber die Bandbreite der "schwarzen Musik" bzw dessen, was in entsprechenden Clubs läuft, ist eine gute Ecke größer als in anderen sich auch durch ihre Musik identifizierenden Subkulturen - inklusiver aller sich dadurch ergebenden Widersprüche.
Demnächst krieg ich übrigens ein Living Dead Spezial T-Shirt. Mit dem üblichen Motiv, allerdings in schwarz auf orange! \o/
Aber mal ernsthaft: Du sprichst da einen wichtigen Punkt an: Evtl hatten wir nur andere Cliquen und dadurch komplett andere Erfahrungen. Das wiederum läuft zwar wunderbar auf Dein Ausgangsargument mit den Untertribes und den Nischen hinaus, will aber eigentlich nicht viel heißen, mehr dazu weiter unten...
und (ja, Hypothese) ich bezweifel sehr stark, dass es innerhalb der House/Electro-Szene diese Art Rivalitäten zwischen den Anhängern der einzelnen Lager gibt. Ich kann irgendwie nicht glauben, dass, um bei Deinen Beispielen zu bleiben, ein De-Phazz-Hörer die komplette Musik von Elektrochemie LK inklusive deren Hörer pauschal nur scheiße findet und das auch überall proklamiert - dann aber doch Stammgast auf Parties ist, auf denen hauptsächlich das läuft.
Wenn also eh alle Szenen ihren Existenzzweck verloren haben und nur noch Teile des Mainstreams sind - warum zur Hölle lasse ich mich immer noch von irgendwelchen dahergelaufenen Zwölfjährigen als Satanist beschimpfen, wieso muss ich immer noch in Cluibs mit Scheißanlagen gehen, nur um "meine" Musik zu hören... und warum ist es immer noch so, dass mitten in der Öffentlichkeit von Goth A zu Goth B immer noch dieses zuzwinkern/-nicken/-grinsen-obwohl-man-sich-nicht-kennt-Ritual existiert
Zitat von: "Bombe"Demnächst krieg ich übrigens ein Living Dead Spezial T-Shirt. Mit dem üblichen Motiv, allerdings in schwarz auf orange! \o/Zeigen! (wenn du's hast)
und ich beharre darauf, das Du leider bestimmte Seiten der Szene nicht kennen kannst, weil Du sie von innen betrachtest. Solche Jungs wie Du, oder die ganze Clique, die sich in diesen Threads äußert, repräsentieren keinen Querschnitt der Szene. Wie hoch ist der Prozentsatz der Grufties, deren Welt sich auf Kaiserkeller, Subway To Sally und Schule beschränkt?
Guck mal auf die Website und schau Dir das Line-Up an - glaubst Du echt, der Heulsusenlesbenpop von 2raumwohnung spricht die gleichen Leute an wie der ultra-dreckige Techno-Punk von Alter Ego? (ok, ich finde beide geil, aber ich zähl net.)
ZitatWenn also eh alle Szenen ihren Existenzzweck verloren haben und nur noch Teile des Mainstreams sind - warum zur Hölle lasse ich mich immer noch von irgendwelchen dahergelaufenen Zwölfjährigen als Satanist beschimpfen, wieso muss ich immer noch in Cluibs mit Scheißanlagen gehen, nur um "meine" Musik zu hören... und warum ist es immer noch so, dass mitten in der Öffentlichkeit von Goth A zu Goth B immer noch dieses zuzwinkern/-nicken/-grinsen-obwohl-man-sich-nicht-kennt-Ritual existiert Das Du beschimpft wirst, ist Dir doch schnuppe, und wenn Du statt in Schwarz als Hippie rumrennen würdest, würden die 12jährigen genauso glotzen. Und das zugrinsen... Tja, man erkennt sich an der schwarzen Oberfläche. Ich bin mir sicher, 2 Leute, die das gleiche Band Shirt tragen, würden sich auch zugrinsen - das die Schwarzen sich also zunicken liegt eher daran, das sich ihre vermeintliche Gleichgesinntheit sofort erkennen, während andere, die evtl. sogar viel mehr gemeinsame Interessen haben, ein solches Erkennungskriterium nicht haben.
Nochmal allgemein zum von mir proklamierten "Tod der Subkulturen" - das ist nicht etwas, das ich fordere, das ist etwas, das ich beobachte. Die Szenegrenzev werden verwaschener, die Zahl der "Szenehopper", die sich in mehreren Szenen aufhalten oder das Szenen-/Cliquenkonzept ganz ablehnen, wird grösser. Du sprichst oben die Diversität in der Musik an - tja, wenn man das Szenenkonzept ablehnt, maximiert man nicht nur dieses, sondern weitet sie auch auf Äußerlichkeiten, Orte, whatever aus. Das dürftest Du dann doch eigentlich gut finden? Ich find's klasse, geb ich zu. :mrgreen:
Inwiefern ist dir denn die Repräsentation des Querschnittes der Szene bekannt? Scherst du grade sämtlichen Hamburg-Return/Kir/Kaiserkeller - Gruftis über einen Kamm?
Ein Konter mit einer Playlist einer Party wäre da etwas gelungener gewesen - oder bist du etwa der Auffassung, jeder, der beim M'era war wollte unbedingt Lacrimosa, Samsas Traum und Blutengel sehen?
Desweiteren: Die Hauptfarben der Gruftis bestehen aus Schwarz, gemischt mit weiß, gelb, rot, blau und violett. Wie kann es sein, dass sie es dennoch schaffen alle anders auszusehen, wenn es einige 'Nicht-Goths', denen eine horrende Auswahl an Farben, Formen und Mustern zur Verfügung steht, hinbekommen, ohne Absprache völlig identisch gekleidet zu sein?
Bombe hat einiges auf dem Kasten. Bombe ist privat ein äußerst angenehmer Zeitgenosse. Bombe setzt sich für seine Freunde ein. Auf Bombe kann man sich verlassen. Bombe passt in die Szene.
der Heulsusenlesbenpop von 2raumwohnung
Bombe ist hier im Forum ne absolute Nervensäge. Bombe hat nen Kleidungsstil der für mein Verständiss unter aller Sau liegt. Bombe widerspricht gekonnt jedem Schönheitsideal. Bombe passt nicht in die Szene. Bombe hat einiges auf dem Kasten. Bombe ist privat ein äußerst angenehmer Zeitgenosse. Bombe setzt sich für seine Freunde ein. Auf Bombe kann man sich verlassen. Bombe passt in die Szene.
ZitatEin Konter mit einer Playlist einer Party wäre da etwas gelungener gewesen - oder bist du etwa der Auffassung, jeder, der beim M'era war wollte unbedingt Lacrimosa, Samsas Traum und Blutengel sehen? Siehe oben - mir gings es nicht darum, der sog. "schwarzen Szene" Diversität ab-, sondern eben diese anderen Szenen zu-zusprechen. Generell habe ich den Eindruck, du willst hier auf eine "welche Szene ist besser"-Diskussion hinaus, was aber nicht ansatzweise Punkt dieses Threads ist.
ZitatBombe hat einiges auf dem Kasten. Bombe ist privat ein äußerst angenehmer Zeitgenosse. Bombe setzt sich für seine Freunde ein. Auf Bombe kann man sich verlassen. Bombe passt in die Szene. Das ist genau das, worauf ich hinauswill, und wogegen Du blind gegenanargumentierst: es gibt keinen gemeinsamen Szenekern, und nach Deinem Posting gilt nicht mal die Farbe Schwarz als solcher - es gibt keine klaren Szenegrenzen, keine klar umrissenen Subkulturen mehr, nur das grosse miteinander verschmolzene Etwas, das vor allem der Vermarktung von klischeeerfüllenden Devotionalien dient. Warum paßt "Bombe" denn nun "in die Szene" (was ich ihm gar nicht absprechen will)? Wenn das dort die Gründe sind, dann ist die halbe Welt "die Szene", denn ich kann mich auf viele Leute verlassen, viele sind angenehm, ... - wo ist das "Einmalige", das ihn gerade in "diese Szene" passen läßt?
These: Das ich die Szene in Frage stelle, ist offenbar für manchen Sklaven der Szene (das drücke ich bewußt so aus) eine Beleidigung, weil sie ausser der Szene nichts zu bieten haben, über das sie sich als Individueen indentifizieren. Das Motto "Ich bin Grufti und damit automatisch nicht-Mainstream und cool" ist albern.
. Die Einheit macht ihn zu einem akzeptablen Szene - Typen.
Interessanter Punkt. Schade, dass es allgemein nicht zutrifft. Für mich ist die Szene nichts weiter als eine Verpackung, die all die Personen einschließt, welche mir lieb sind und eine Art Schutzfunktion gegenüber den Personen darstellt, die mir weniger lieb sind.
Zitat. Die Einheit macht ihn zu einem akzeptablen Szene - Typen. Diesen Satz lass ich mir in Gold rahmen. Wenn ich einem Freund diese Attribute zuschreiben, sag ich "die Einheit dieser Eigenschaften macht, ads ich ihn gern hab" - da ist mir irgendein "Du bist jetzt Szene!"-Orden sowas von schnuppe... aber ich selbst möchte auch gar nicht zur Partei gehören.
ZitatInteressanter Punkt. Schade, dass es allgemein nicht zutrifft. Für mich ist die Szene nichts weiter als eine Verpackung, die all die Personen einschließt, welche mir lieb sind und eine Art Schutzfunktion gegenüber den Personen darstellt, die mir weniger lieb sind.Daran ist nichts verkehrtes - es ist nur die Frage, ob man dafür das Label "Subkultur" in Anspruch nehmen muss, oder ob "Freundeskreis" evtl. weniger beschränkend ist.Im wesentlichen richtet sich meine Kritik gegen die Art von Denken, die unterstellt, jemand wäre auf Grund seines Musikgeschmacks oder Kleidungsstiles "Mainstream" und daher nicht zur Individualität fähig. Das läuft auf popkulturelle Euthanasie hinaus - und nichts weiter ist die "Gothic" Szene, ein (naja, mehrere) Freundeskreis, der sich einer bestimmten Art der Popmusik verschrieben hat. Jeden Anspruch der Szene, in irgendeiner Form "die böse Gesellschaft" zu verändern, zu wirken oder zu bewegen, verneine ich.(p.s.: mein disclaimer gilt immer noch)
Das kannst du genauso auf jedwede andere 'Subkultur' anwenden. Im Grunde genommen besteht die Punk/Oi/Skin/Fascho/Hiphop/Trance/House/Rock/Metal/sonstwas-Szene nur aus einer Masse von Freundeskreisen, die sich einer bestimmten Art der Popmusik (Abkürzung für Populär, Synonym für modern) verschrieben haben - jeden Anspruch der 'Szenen', in irgendeiner Form 'die Gesellschaft' zu verändern, zu wirken oder zu bewegen, ist nicht gegeben.
Das wende ich auch auf jede "Szene" an - nicht "Subkultur", das war (!)etwas anderes.
Ich wiederhole mich nochmal, ganz langsam: mir geht es nicht darum, die schwarze Szene "schlechter" darzustellen, als andere Szenen, sondern andere - alle - Szenen als Equivalent gerade in ihrer Bedeutungslosigkeit aufzuzeigen.
Zur Differenzierung zwischen Szene und Subkultur habe ich genug im Thread geäußert, auch dazu, warum heutige Szene (post-Kohl und post-New Economy) eben nicht mehr den subkulturellen Anspruch haben, den z.B. die Hippies in den 60ern oder die Punks Ende der Siebziger hatten.
Gothic ist Unterhaltung - und Unterhaltung ist nichts negatives.