Schwarzes Hamburg

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Autor Thema: Wozu Geisteswissenschaften?  (Gelesen 33997 mal)

colourize

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Wozu Geisteswissenschaften?
« Antwort #120 am: 27 April 2005, 00:20:19 »

Zitat von: "Trakl"
Phaylon, ich sag Dir, wozu wir Geisteswissenschaften brauchen, wenn Du mir sagen kannst, warum wir Dich brauchen und Du unbedingt auf der Welt sein musst.
Das GEHT nicht. So wie Du argumentierst, ist es nicht MÖGLICH die Notwendigkeit der Geisteswissenschaften zu begründen. Kapierst Du das endlich? Du bist der Geist der stets verneint! Wenn Du der Teufel wärst, würd ich Dir das nachsehen.

Vor allem eines bist Du nicht: konstruktiv.

Trakl, völlig falscher Ansatz. Das fasst phylon als Kompliment auf.
Ich erinnere mich noch gut an letzte Walpurgisnacht, wo phylon und ich beim Hexensabbath nackt um das Feuer getanzt sind und er dann dem Hahn den Kopf abgebissen hat... ach ne, ich erzähl das besser nicht, sonst plaudert er nachher auch noch ausm Nähkästchen... 8)
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Trakl

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Wozu Geisteswissenschaften?
« Antwort #121 am: 27 April 2005, 00:46:08 »

Danke für die Warnung colourize.

Sag mal, geht das überhaupt, phaylon von irgendwas zu überzeugen?
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Kenaz

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Wozu Geisteswissenschaften?
« Antwort #122 am: 27 April 2005, 08:12:46 »

Kleine Randbemerkung: Sonderlich spektakulär neu finde ich diese "Rankism" -Kiste, die in o. g. "Telepolis"-Artikel dargelegt wird, im Grunde aber nicht: hier wird m. E. alter Philosophenwein in neue Soziologenschläuche abgefüllt, denn mir wengstens kommt "Rankism" vor wie ein guter, alter Bekannter, den Nietzsche bereits vor gut 120 Jahren am Grunde allen menschlichen Treibens, ja: am Grunde allen Weltgeschehens ausmachte; er nannte ihn:
"Wille zur Macht".

Aber das nur ganz nebenbei ...  8)
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phaylon

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Wozu Geisteswissenschaften?
« Antwort #123 am: 27 April 2005, 11:57:46 »

Zitat von: "Trakl"
Phaylon, ich sag Dir, wozu wir Geisteswissenschaften brauchen, wenn Du mir sagen kannst, warum wir Dich brauchen und Du unbedingt auf der Welt sein musst.

Das muss ich nicht. Die Einzigen, die es kümmern würde, wären die Menschen, die mir nahestehen. Und selbst die würden's problemlos überstehen. Darum geht's ja.

Zitat
Das GEHT nicht. So wie Du argumentierst, ist es nicht MÖGLICH die Notwendigkeit der Geisteswissenschaften zu begründen.

Du redest immer von Kultur. Kallisti redet immer vom "Sinn in sich selbst". Ich will nicht wissen, was *du* so toll an Geisteswissenschaften findest. Ich will wissen *was* das kulturelle denn genau ist, das so wertvoll ist, dass *jeder* dazu verpflichtet sein soll, es zu zahlen?

Zitat
Kapierst Du das endlich? Du bist der Geist der stets verneint!

Warum? Wie schon gesagt, *ich* weiss warum ich denke, die Geisteswissenschaften sollten nicht abgeschafft werden. Das ist allerdings keine konkrete Meinung. So wie du dich allerdings ins Zeug legst, sieht es aus, als hättest du dir Gedanken gemacht. Nach denen frage ich die ganze Zeit, aber es stört dich wohl, dass ich es nicht einfach akzeptiere, wie es ist. Wenn du nicht drüber reden willst, dann sag das. Wenn dir nichts einfällt, dann sag das. Aber zu sagen, dass es einfach so ist, bringt nichts.

Zitat
Wenn Du der Teufel wärst, würd ich Dir das nachsehen.

Lass das nicht den Teufel hören.

Zitat
Vor allem eines bist Du nicht: konstruktiv.

Vielleicht nicht für dich, vielleicht nicht für Kenaz. Allgemein ist die Aussage falsch.

So, nun kommt bestimmt wieder ein Beitrag, der mir distanziert sagt, was ich nicht für ein Idiot bin, anstatt einfach mal zu antworten, oder nachzufragen. Von mir aus auch polemisch, damit hab ich -wie man sieht- ja kein Problem.

Zitat von: "colourize"
Ich erinnere mich noch gut an letzte Walpurgisnacht, wo phylon und ich beim Hexensabbath nackt um das Feuer getanzt sind und er dann dem Hahn den Kopf abgebissen hat... ach ne, ich erzähl das besser nicht, sonst plaudert er nachher auch noch ausm Nähkästchen

Der Förster ist heute noch in der Psychatrie!

Zitat von: "Trakl"
Sag mal, geht das überhaupt, phaylon von irgendwas zu überzeugen?

Haufenweise. Ja, ich weiss, ich kann nicht lesen, das ging nicht an mich.

Was ist nun eigentlich mit der Channel-Geschichte? Ich bin grad drin, insofern bin ich jetzt kein Idiot mehr, weil ich nicht gebannt bin?

Zitat von: "Kenaz"
Kleine Randbemerkung: Sonderlich spektakulär neu finde ich diese "Rankism" -Kiste, die in o. g. "Telepolis"-Artikel dargelegt wird, im Grunde aber nicht

Was ist heutzutage schon noch sonderlich neu? *eg*
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Thomas

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Wozu Geisteswissenschaften?
« Antwort #124 am: 27 April 2005, 16:46:03 »

Nebenbei habe auch ich mir mal diesen Telepolis-Artikel durchgelesen, und bin der Meinung, das die dort beschriebenen Rankism-Verhaltensweisen zwar da sind, aber erstens lange nicht in so bedrohlichem Ausmaß wie es der Autor hinstellt und zweitens ist dieses Prinzip nicht neu, das hat es vor Jahrzehnten auch schon gegeben.

Zum lachen brachte mich übrigens folgende Formulierung :
Zitat
Der Soziologentag macht Schwarze Löcher aus, in denen durch Hartz IV Legionen von Mitbürgern einfach verschwinden.

Ich finde diesen Satz so originell, das ich mir überlege, mir davon ein T-Shirt drucken zu lassen =)

Wer mich jetzt übrigens im auf diesen Artikel bezogenen Vergleich als einen von diesen Statussymbolhinterherhechelnden, von Existenzängsten geplagten Mittelständler sieht, der, fürchte ich, täuscht sich. :wink:
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BetterOf2Evils

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Wozu Geisteswissenschaften?
« Antwort #125 am: 27 April 2005, 17:06:05 »

Thomas, sieh es ein. Wir sind Durchschnitt!  :mrgreen:
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Thomas

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Wozu Geisteswissenschaften?
« Antwort #126 am: 27 April 2005, 17:07:08 »

Zitat
Thomas, sieh es ein. Wir sind Durchschnitt!

Na gut  8)
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Beavis

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Wozu Geisteswissenschaften?
« Antwort #127 am: 27 April 2005, 21:02:21 »

Zitat von: "Beavis"
Zitat von: "kb"
Zitat von: "Beavis"
Was muss man tun um hier in den erlauchten Kreis der Mitdiskuierer aufgenommen zu werden?


Kleiner Tip: Das Zauberwort heißt "ontopic" ;)


Haha! ich habe nur auf folgenden Beitrag:

Zitat von: "Eisbär"
Ok...

Ich versuch's mal ganz simpel:

Ohne Quantenphysiker hätten wir keine CD-Spieler.
Ohne Astro-Physiker kein GPS.
Ohne Chemiker keine Medikamente.
Ohne Biologen keine vernünftigen Mediziner.

Was hätten wir nicht, ohne Philospohen?
Soziologen?
Historiker?
Philologen?
Theologen?
usw.?

Vereinzelt macht es durchaus Sinn.
Historiker sind schon nett. Der Mensch lernt zwar nichts aus der Vergangenheit (wie zahlreiche Beispiele zeigen) aber immerhin läßt sich das heute nicht so richtig verstehen, wenn man nicht weiß, wie es dazu kam.

@Trakl und Kallisti:
Wofür ganz konkret braucht man (jeder von uns) Soziologen, Philosophen usw.?

Ich bestreite ja nicht, daß man sie braucht, aber Ihr solltet Euren Standpunkt sachlicher erläutern. Anhand von simplen Beispielen (vgl. oben).

Also los: Das ist Euer Part.
Oder sollen nachher noch die Techniker und Naturwissenschaftler erzähloen, wozu man Euch braucht?


mit

Zitat von: "Beavis"
@Eisbär

dass es durchaus positive Auswüchse und Ergebnisse der Wissenschaft an sich gibt, bedeutet noch lange keine Rechtfertigung für das Elend, das zigmillionen Menschen durch deren Schattenseiten (Jobwegfall, Umweltverschmutzung, Konsumterror, Ressourcenverknappung, erhöhte Zahl der Umweltkatastrophen durch Atombombenversuche u.dgl., Vereinzelung usf.) zugefügt wird.
Auch die moderne Medizin hat ihre Schattenseiten (Contergan, unfreiwillige menschliche Versuchstiere in Psychoanstalten, ...), davon abgesehen dass heutzutage auch viele Ärzte zurecht darauf hinweisen, dass Gesundheit im Denken anfängt, und die Chemie nicht immer helfen kann!

Wir könnten endlos so weiter machen: Du zählst die Segnungen der Technik auf, ich kritisiere sie wie Charlie Chaplin, Patrick McGoohan und andere. Wir werden auch in zehn Jahren zu keinem Ergebnis kommen, da jeder auf seinem Standpunkt beharrt

;)


geantwortet!

und noch einmal: das ist sehr wohl on topic

meine zentrale Aussage war: WIR BRAUCHEN KEINE GEISTESWISSENSCHAFTEN, DA SIE UNS INS UNGLÜCK FÜHREN

WEG DAMIT! RÜCKVERDUMMUNG DER MENSCHHEIT SOLANGE ES NOCH GEHT!!!

www.appd.de/website/files_uploaded/ad98.pdf

Wir wollen sein ein einig Volk von Brüdern, in keiner Not uns waschen und Gefahr!
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phaylon

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Wozu Geisteswissenschaften?
« Antwort #128 am: 27 April 2005, 21:09:16 »

Zitat von: "Beavis"
Wir wollen sein ein einig Volk von Brüdern, in keiner Not uns waschen und Gefahr!

Naja, Kain und Abel waren auch Brüder. *eg*
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Kallisti

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Wozu Geisteswissenschaften?
« Antwort #129 am: 28 April 2005, 14:11:11 »

Und noch mal ein "fremdes" statement - vielleicht wird es dadurch ja eher akzeptiert ...  :?   :lol:


Zitat
Essay: Philosophen zu Pflugscharen?
Eine Liebeserklärung

19.07.2002 - von Timo

Ein Gespenst geht um in der Welt - das Gespenst der Wirtschaftlichkeit.
In dieser vor Schreck gelähmten Welt wird schon gar nicht mehr gefragt, ob die Geisteswissenschaften noch sinnvoll sind. Die Antwort scheint für die, die an den Hebeln aus Rotstiften sitzen, schon längst festzustehen. Es gibt Protest gegen diese Lage - aber keiner hört ihn oder weist ihm irgendeine Bedeutung zu.
Das ist so, weil angebliche Forderungen "der Wirtschaft" ins Rückenmark der Gesellschaft gesickert sind: Das hastige Kosten-Nutzen-Rechnen steckt so tief und allgegenwärtig in den Köpfen wie das Ursache-Wirkung-Prinzip. Wer keine Zeit oder Not hat, genauer darüber nachzudenken, der akzeptiert das Bild von den Geisteswissenschaften: Ein Hobby von großen Kindern, die sich nicht den "Marktanforderungen" anpassen wollen. Ein Hobby, das viel zu viel kostet, obwohl ja keiner Geld hat, und das sich - noch viel, viel schlimmer - nicht gut verkaufen (angeblich), sondern gerade noch wegrationalisieren lässt.

Doch die wahre Unwirtschaftlichkeit liegt auf lange Sicht gerade in diesem Primat des rein profitorientierten Marktes, der die Geisteswissenschaften als unrentable Kostenstelle lieber früher als später einschrumpfen will. Warum ist das so?
Die Mutter aller Wissenschaften, die älteste überhaupt, die Philosophie, wird geradezu ausgehungert.
Ihre Projekte sind offenbar niemals vollendet, ihre ältesten Fragen offenbar noch immer ungelöst. Aber gerade das macht diesen Motor des Erkenntnisfortschritts aus! Daß sie keine Antworten liefert, macht sie nicht überflüssig, nicht nur weil sich die Menschen nunmal ihre Fragen stellen. Indem sie immer wieder neue Fragen aufwirft und sich mit keiner Lösung zufrieden gibt, erweitert sie das Fundament allen Fortschritts. Rückt die Antwort auf eine Frage der Philosophie in greifbare Nähe, so wird das Problem an eine andere Wissenschaft abgegeben oder die Philosophie gebiehrt eine neue Disziplin. Niemand glaubt, Physik, Psychologie oder Linguistik wären einfach vom Himmel gefallen!
Die Philosophie - an vorderster Front - mit allen bürokratischen Mitteln zu verkrüppeln und das auch noch mit wirtschaftlichen Gegebenheiten begründen zu wollen ist aus einer Perspektive, die jenseits einer Legislaturperiode liegt, widersprüchlich, was in der Politik leider oft genug ein Grund, aber kein Hindernis ist.

Die Menschheit hat einen Bedarf nach den Geisteswissenschaften. Gibt es auch Dinge, für die kein Bedarf besteht? Kann es sowas geben in einer so wirtschaftlichen Gesellschaft?
Solche Sachen wie "Career Centers". Sie erzeugen den Bedarf nach ihren Leistungen selbst, nämlich durch und innerhalb der allgegenwärtigen Wirtschaftlichkeits-Paralyse. Für sie und ihre Leistungen, nämlich das Bereitstellen von "Karriere-Sprungbrettern in die Wirtschaft", wird Werbung gemacht. Werbung hat ja gerade den Sinn, daß sie die Leute davon überzeugen soll, sie müssten etwas haben wollen, was sie gar nicht brauchen. Zum Beispiel hohe Einstiegsgehälter, Dienstwagen, Aktienoptions-Programme und eine Menge wirtschaftlicher Verantwortung. Das Primat der Wirtschaftlichkeit ist das Rückgrat dieser unsichtbaren, allgegenwärtigen Werbung.
Sollen die Geisteswissenschaften, um sich zu retten, nun auch Werbung machen? Konkurrenz belebt das Geschäft? Nein, es wäre ja das Eingeständnis, daß nach ihnen auch kein Bedarf besteht.
Ferner kann es eine Konkurrenz nur zwischen Anbietern geben, deren Produkte sich ähnlich sind.

Die verbreiteten Vorurteile gegenüber den Geisteswissenschaften gilt es zu beseitigen und dafür brauchen wir eine Lobby. Wir brauchen Aufmerksamkeit. Für mehr Ingenieure und Computerspezialisten sind ja alle, die etwas zu sagen haben. Umso erstaunlicher ist es, wenn Bundeskanzler Schröder zu Ostern ein Buch von Gadamer bekommt und das auch noch erzählt. Eine zukünftige Gesellschaft ohne Geisteswissenschaften will ja keiner haben!
Wir müssen Bewegung in diese Sache kriegen: Es sind sich alle einig darüber, daß etwas schiefläuft, nur es unternimmt niemand etwas dagegen. Sind wir so eingeschüchtert von dem Gespenst?

Die Not der Geisteswissenschaften, aber auch unsere Hingabe und Begeisterung von ihnen müssen öffentlich gemacht werden. Wir müssen unseren Platz im Bewusstsein der Gesellschaft zurückerobern. Dies ist nur möglich, wenn wir die herrschenden Vorurteile zerstreuen, indem wir der Werbung der reinen Wirtschaftlichkeit etwas entgegenzusetzen haben. Darum raus aus der Reserve, raus mit den Gedanken, die das angeblich unrentable "Produkt" unserer Geisteswissenschaften sind!
Was und wie wir schreiben müssen: Nicht für Geisteswissenschaftler, sondern für die Menschen. Damit müssen wir die bunten Plakate mit jungen, dynamischen Wirtschafts-Wunderkindern übertönen.
Das soll unsere Antwort auf den Bildungs-Notstand sein. Sie wird effektiver als jede halbherzige Maßnahme sein, weil sie aus ganzen und aufrichtigen Herzen entspringt.

Denn was macht man nicht alles aus Liebe?
Menschen machen sich lächerlich, bringen sich in Lebensgefahr, vollbringen die kühnsten Dinge und opfern sich auf! Zugegeben, manche können auch vor Liebe blind werden.
Die Philosophie ist die Wissenschaft, die am meisten Zuneigung verdient hat und geben kann. Eine Wissenschaft, deren wichtigste Beschäftigung es ist, sich selbst in Frage zu stellen - diesen Mut hat keine andere.
Emotionen sind in allen Geisteswissenschaften wesentlich. Die Sprachwissenschaften werden aus dem Bedürfnis nach kulturellem Austausch und Verständigung betrieben, die Literaturwissenschaften berichten auf einzigartige Weise von der Freude und dem Leid, die Geschichte von großen Fehlern und großen Taten.
Alle Geisteswissenschaften können nur aus Zuneigung betrieben werden, nicht aus Pragmatismus oder wirtschaftlichen Interessen. Geisteswissenschaftler kann man nicht fragen "Wozu?". Es gibt bei uns keinen Zweck, sondern in erster Linie einen Grund, und dies ist ein persönlicher und zutiefst menschlicher. Denn ausnahmslos alles in den Geisteswissenschaften läuft auf den Menschen hinaus.
Überdies sind die Geisteswissenschaften der Zweck. Die Menschen erforschen diese Welt nicht, um Geld zu scheffeln, sondern um nach Aufrichtigkeit zu suchen. Man erhält durch die Geisteswissenschaften nicht automatisch einen Beruf: Man ist zu ihnen berufen.

Deshalb aber dürfen wir uns auch nicht im Kreis um uns selbst drehen. Unsere Zuneigung gebietet doch auch, daß wir die Geisteswissenschaften wachsen und sich entwickeln sehen wollen. Die Gesellschaft ist schon immer von den neuen Ideen der Geisteswissenschaften geprägt worden. Wir dürfen uns dieses Heft nicht aus der Hand nehmen lassen, wenn wir die Menschheit und ihre ideellen Werte nicht verschachern lassen wollen. Wir müssen den Schreck überwinden und vor allem den Fatalismus, der uns glauben macht, das System, die Gesellschaft, der Kapitalismus oder was auch immer seien unantastbar. Das Primat der Wirtschaftlichkeit stößt uns nicht einfach zu wie eine Naturkatastrophe!
Wir müssen unsere Zuneigung, unsere Liebe anerkennen lassen - und zwar als eben so gerechtfertigte Begründung für ein Studium wie bloßen Pragmatismus.
Die Auffassung, Arbeit solle keinen Spaß machen, sondern dürfe nur mit Überwindung verbunden sein, entspringt gerade der Frustration, die sich angesichts der Entwicklung breitmacht. Die bloße Orientierung an der Wirtschaftlichkeit verschafft uns "Powertypen" mit "Burnout-Syndrom" und "Downshifting"-Sehnsüchten. Performanz statt Aufklärung, Ausbildung statt Bildung führt zu einer Massenversklavung, die geschickterweise auch noch freiwillige Züge hat! "Anpassung an den globalisierten Arbeitsmarkt".
Sicherlich: Erst das Fressen, dann die Moral, was auch für hoffnungslos verschuldete Gesellschaften wie die unsere gilt.
Doch schon Heidegger wusste zu orakeln, wohin diese Entwicklung am Ende führt. Nämlich nicht in die Überwindung einer wirtschaftlichen Talsohle, sondern in eine endgültige Langeweile, in der die Geistes- zu den Zeitungswissenschaften geworden sind.

Was, wenn wir nicht alleine sind mit unserer Ablehnung nicht nur dieser Entwicklung, die offenbar alle zumindest beunruhigend finden, sondern mit unserer Ablehnung dieses Systems? Was, wenn wir nicht die einzigen sind, die das Primat der Wirtschaftlichkeit bedingungslos ablehnen?
Wir als Geisteswissenschaftler sollten aufhören, über Kürzungen zu jammern, sondern den Menschen zeigen, wofür wir da sind. Wir müssen der Welt klarmachen, warum wir unverzichtbar sind und warum wir wenigstens am Leben erhalten werden müssen. Wir müssen begreiflich machen, daß dreitausend Jahre Geistesgeschichte noch immer nicht genug sind - daß es eine Fortsetzung im Heute und Morgen geben muß. Es geht nicht darum, daß wir Leistungen nachweisen, die sich in Diagrammen mit denen von beispielsweise Ingenieurswissenschaften vergleichen lässt. Das geht schon vom Wesen dieser Wissenschaften gar nicht und wer sich auf solche "Evaluationen" beruft, macht sich den Ausverkauf der Menschlichkeit zu leicht.
Es geht für uns darum, zu der Liebe zu stehen, die uns in die Geisteswissenschaften geführt hat. Es gilt, dieses Feuer in allen Menschen wieder zu entfachen.
Mehr Geld und Professuren zu fordern ist unrealistisch, solange die aussichtsreichere Forderung nach Anerkennung unserer Liebe unerfüllt bleibt.

Mag sein, daß es nicht alle Menschen interessiert. Aber es geht alle an.
Darum geht hinaus und zeigt der Welt, was die Geisteswissenschaften sind! Lasst sie eure Arbeit und eure Hingabe spüren, auf daß niemals mehr irgendjemand ökonomische Meßlatten an uns zu legen wagt! Sagt solchen armen Teufeln ins Gesicht: "Beurteilt uns nicht nach unserem Verkaufswert!"
Wir haben eben nicht unser bequemes Hobby zu verteidigen, sondern einen Humanismus, der den Wert eines Menschen nicht an seiner Leistung festmacht! Wirtschaftlichkeit kennt weder Güte noch Anmut.
Treiben wir dieses Gespenst aus, es muß möglich sein!

Wir haben nun gesagt, wofür und wogegen wir kämpfen, aber noch nicht ausdrücklich, warum wir das tun. Dieser Grund ist vielleicht nicht der älteste, aber der edelste: Wir kämpfen aus Liebe.
Geisteswissenschaftler aller Länder vereinigt euch!

_____________
Quelle: http://www.philo-freiburg.de/lesestoff.php?essay=1


(Hervorhebungen von mir.)
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phaylon

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« Antwort #130 am: 28 April 2005, 14:44:24 »

Zitat von: "Kallisti"
Und noch mal ein "fremdes" statement - vielleicht wird es dadurch ja eher akzeptiert ...  :?   :lol:

Netter Versuch, aber darum geht's nicht *eg*

Zitat
Quelle: http://www.philo-freiburg.de/lesestoff.php?essay=1

Hm. Sehr .. unparteiisch sicherlich ;)

Aber wahrscheinlich versteh ich davon einfach wieder nichts und bin ein Idiot, nicht wahr? *vg*
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Thomas

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« Antwort #131 am: 28 April 2005, 14:51:36 »

Zitat
Und noch mal ein "fremdes" statement - vielleicht wird es dadurch ja eher akzeptiert ... :? :lol:

Na klar ! =)

Och Mensch Kallisti, wir haben doch nun hier schon mehr als ein Mal erwähnt, das ich gerne eine KURZE&KNAPPE Begründung hätte.Und was machst du : Du postet wieder einen fremden Beitrag mit ca. 3 Bildschirmseiten Länge.

(Allerdings ist der Text originell-Klassenkämpferisch verfaßt, das hat was  :wink: )

Im übrigen stimme ich dir mittlerweile zu :

Ja, die Gesellschaft braucht die Geisteswissenschaften.

Und jetzt laßt mich endlich mit ewig währenden Diskussionen in Ruhe, ich bin Faul und möchte wieder meine Ruhe haben.Da kann ich dann vermutlich auch damit Leben, das einige Dauergammler vom Staat finanziert werden.Ist vermutlich auf Dauer das kleinere Übel, als sich bis in alle Ewigkeit die Ohren von euch vollblubber lassen zu müssen. :wink:
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« Antwort #132 am: 28 April 2005, 14:52:20 »

Meine Lieblingsstelle:

Zitat
Wir als Geisteswissenschaftler sollten aufhören, über Kürzungen zu jammern, sondern den Menschen zeigen, wofür wir da sind. Wir müssen der Welt klarmachen, warum wir unverzichtbar sind und warum wir wenigstens am Leben erhalten werden müssen. Wir müssen begreiflich machen, daß dreitausend Jahre Geistesgeschichte noch immer nicht genug sind - daß es eine Fortsetzung im Heute und Morgen geben muß.


Ich würd einfach mal sagen:

DANN FANGT DOCH MAL AN :)
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Eisbär

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« Antwort #133 am: 28 April 2005, 14:57:20 »

Zitat von: "Kallisti"
Und noch mal ein "fremdes" statement - vielleicht wird es dadurch ja eher akzeptiert ...  :?   :lol:


Kallisti, wie da schon wer schrieb: Viel zu lang. Da mag ich gar nicht anfangen zu lesen.

Sag doch bitte einfach in maximal 3 (!!!) kurzen (!!!) Sätzen, wofür man den einen oder den anderen Geisteswissenschaftler braucht. Am besten verknüpft mit dem einen oder anderen handfesten (!!!) Beispiel...

Das kann doch wirklich nicht so schwer sein!?
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Thomas

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« Antwort #134 am: 28 April 2005, 15:00:14 »

Zitat

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Also unser Philosophielehrer damals hat uns mal folgendes gesagt:
"Philosophie ist dazu da, die Dinge zu hinterfragen. Ob man dabei zu Antworten kommt ist egal. Darum geht es nicht. Wichtig ist alleine das Hinterfragen und Diskutieren."

Kurz zusammen fassen würde ich das mit "Labern ohne Sinn und Verstand"

Und ob man das wirklich braucht?

Aha.Und warum eilst du erst jetzt zu meiner Verteidigung herbei ? =)
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