Schwarzes Hamburg

  • 27 Dezember 2024, 12:03:42
  • Willkommen Gast
Bitte logg dich ein oder registriere dich.

Einloggen mit Benutzername, Passwort und Sitzungslänge
Erweiterte Suche  

Autor Thema: Wozu Geisteswissenschaften?  (Gelesen 34436 mal)

toxic_garden

  • Gast
Wozu Geisteswissenschaften?
« Antwort #105 am: 26 April 2005, 17:05:23 »

Zitat von: "Trakl"
Ich denke, hieraus wird der Tenor der Diskussion ersichtlich. Dass wir überhaupt darauf eingegangen sind, ist uns sicherlich anzukreiden.


in der Tat...

Zitat
(Trakl zitiert nen elend langen Text und merkt dabei garnicht wie er das Verhalten, welches er bei phaylon und Thomas gefunden zu haben glaubt und immer wieder aufs heftigste anprangert selbst an den Tag legt)
[...]
Gespeichert

phaylon

  • > 1000 Posts
  • ***
  • Beiträge: 1533
    • http://www.dunkelheit.at/
Wozu Geisteswissenschaften?
« Antwort #106 am: 26 April 2005, 17:17:46 »

Meine Güte, bist du aber billig. Egal, ich spiel mit.

Zitat von: "Trakl"
"Leute, die anderen empfehlen doch erst mal zu lesen was sie gelesen haben, bevor diskutiert wird, sind mir immer subjekt."

(Phaylon. Zu faul, die genannten Quellen zu lesen (in der Wissenschaft allgemein unabdingbar, nur für phaylon nicht... übrigens heißt es suspekt und nicht subjekt)

Das hat Eisbär vorhin schon schön kommentiert: "Wer's nicht einfach und klar sagen kann, der soll schweigen und weiterarbeiten, bis er's kann." Karl Popper (aus "Wissenschaftliche Arbeiten - Ein Leitfaden für... von Prof. Rossig)

Zitat
"Es geht nicht darum Geisteswissenschaften abzuschaffen, hier geht es um eine Diskussion über die Legitimation."

(phaylon bringt den Brüller. "Niemand hat die Absicht eine Mauer zu bauen" "Eine Vernichtung der Juden findet nicht statt!")

Wow, das ist die verpeilteste Aussage die ich jemals gehört habe. Gratulation. Warst du schon vorher so daneben, oder ist das erst passiert nachdem du in die Geisteswissenschaften gegangen bist? Zum Thema: Ich differenziere einfach zwischen den Fragen ob etwas eine Legitimation hat, oder ob etwas abgeschafft gehört. Wenn etwas keine Legitimation hat, muss man es nicht zwangsweise abschaffen. Wenn man etwas abschaffen will, muss das nicht zwangsweise nicht legitimiert sein. Ich hoffe es ist dir jetzt klarer.

Zitat
"aber: Über die Existenzberechtigung von etwas zu diskutieren und über die Abschaffung von etwas zu diskutieren, sind zwei unterschiedliche Dinge, für mich jedenfalls. "

(phaylon - hat nicht verstanden, dass Juden im Dritten Reich auch die Existenzberechtigung abgesprochen wurde. Die Abschaffung folgte auf dem Fuße.)

Allright. Diskutieren wir nie wieder darüber, ob etwas schlecht ist, die Juden könnten böse sein. Was fährst du hier bitte für nen Film? Hast du echt nichts anderes zu tun als Geisteswissenschaftler zu sein? Ersetzt das irgendetwas für dich? Ansonsten kann ich diesen Vergleich nicht verstehen. Du meinst, dass die Leute, die die alte Rechtschreibung abgeschafft haben Nazis sind? Dass die, die Star Trek - Enterprise abgesetzt haben Nazis sind? Sind etwa sogar die Typen Nazis, die bei McDonalds den French Chicken Deluxe eingestampft haben? Letzteres könnte ich mir noch am ehesten vorstellen. Abseits davon solltest du mal meditieren. Viel.

Zitat
"Braucht - keine - Sau. Klar, find ich auch toll. Braucht aber trotzdem keine Sau. Und darum gehts."

(phaylons Antwort - zeigt, dass ihm das alles scheißegal ist, was Geisteswissenschaftler so für die Gesellschaft tun.)

Ja, das "find ich auch toll" spricht für deine Einschätzung ;) Hast du mir nicht vorgeworfen, ich würde nicht lesen? *sfg*

Zitat
Ich empfehle das Einwählen ins Internet. Das Lesen von mindestens 50_000 Meinungen, die nicht deiner entsprechen.

(phaylon verweist auf die Masse. Ein guter Mitläufer! Obwohl... sind 50.000 Meinungen genug? Es gibt ja noch mehr Menschen.)

Hier hast du ins Klo gegriffen. Es ging mir nicht um Massen mit meiner Meinung, sondern um Massen mit einer anderen als deinen. Das muss nicht meine sein, es geht nur darum, mal den Horizont zu öffnen. Sonst bist du nämlich wirklich ein geisteswissenschaftlicher Griff ins Klo, so seh ich das jedenfalls.

Und dein Gezanke zu zerlegen spar ich mir jetzt. Das kann der geneigte Leser auf den vorhergehenden Seiten nachlesen.
Gespeichert
Improvisation ist ein wichtiger Faktor in jeder funktionalen Ideologie.

Trakl

  • > 1000 Posts
  • ***
  • Beiträge: 1824
    • http://www.1000jahremusik.de
Wozu Geisteswissenschaften?
« Antwort #107 am: 26 April 2005, 17:50:01 »

Gespeichert
Come on Baby, fight my lyre!" (Orpheus) ----- www.1000jahremusik.de

phaylon

  • > 1000 Posts
  • ***
  • Beiträge: 1533
    • http://www.dunkelheit.at/
Wozu Geisteswissenschaften?
« Antwort #108 am: 26 April 2005, 17:51:11 »

Hab ich heute schon gelesen. Worauf willst du hinaus?

edit: Witzig fand ich beispielsweise jene Stelle:
Zitat
Unsere heutige Wirtschaftsordnung ist vollkommen auf die Schaffung von Bedürfnissen angewiesen. Die dazu notwendigen Instrumente, Marketing und Werbung, werden kontinuierlich und sehr erfolgreich optimiert. Die stetig wachsende Kluft, die sich zwischen dem auftut, was wir vermeintlich wollen und brauchen, und dem, was wir uns leisten können, erhält die Märkte weitaus erfolgreicher, als es für manche den Anschein hat.

Doch die wachsende Diskrepanz bei unserer Bedürfnisbefriedigung greift unsere fragile Sinnesempfindung auch gravierend an. Unsere Fragen darüber, wer wir sind und was tatsächlich von Bedeutung im Leben ist, laufen nicht selten ins Leere und verursachen immense psychische und emotionelle Schäden. Und die Reaktion darauf – verstärkter Konsum, statt dessen Hinterfragung – katalysiert zwar prächtig unsere ökonomisches System, ver- und zerstört den Menschen darin aber umso gründlicher.


Was ja auch zum Thema passt. Vielleicht wär's gesünder für die "Welt", die Geisteswissenschaften mal eine Zeit lang nicht zu "brauchen" sondern zu "wollen"?

edit2: Hab' ich schon erwähnt wie niedlich es ist, wie sehr du meinen Beiträgen immer ausweichst, und versuchst die Welt davon zu überzeugen, warum du Recht hast, und ich nicht? *sfg*
Gespeichert
Improvisation ist ein wichtiger Faktor in jeder funktionalen Ideologie.

Trakl

  • > 1000 Posts
  • ***
  • Beiträge: 1824
    • http://www.1000jahremusik.de
Wozu Geisteswissenschaften?
« Antwort #109 am: 26 April 2005, 18:07:23 »

ach phaylon

Diese Advocatus-Diaboli-Masche ist in so einer Diskussion nicht hilfreich, weil Du Dich der Gefahr aussetzt, als Ignorant dazustehen.

Du hast genau den Absatz ausgewählt, den ich auch gepostet hätte. Sind wir nun einer Meinung oder nicht?

Ja, wenn Du gesagt hättest "Es steht nicht zur Diskussion ob wir GW brauchen, sondern ob wir sie wollen sollten" dann wäre die Diskussion schnell beendet gewesen.
Wir brauchen, das hab ich vorhin schon mal geschrieben, eigentlich garnichts. Nicht mal uns selbst. Nicht mal das Universum.

P.S.: Das hat mit auch nicht wütend gemacht, sondern was anderes: dass hier ständig behauptet wurde, man könne geisteswissenschaftliche Arbeit "nebenbei" machen.
Gespeichert
Come on Baby, fight my lyre!" (Orpheus) ----- www.1000jahremusik.de

Eisbär

  • > 10.000 Posts
  • ******
  • Beiträge: 11836
  • Moin!
    • Schwarzes-Stade
Wozu Geisteswissenschaften?
« Antwort #110 am: 26 April 2005, 18:15:42 »

Zitat von: "Trakl"
Wir brauchen, das hab ich vorhin schon mal geschrieben, eigentlich garnichts. Nicht mal uns selbst. Nicht mal das Universum.
Bitte!
Ich brauche mich.

Und ich brauche Sauerstoff, Wasser und Nahrung.
Des weiteren brauche ich soziale Kontakte.

Eine Wohnung, medizinische Versorgung und Transportmöglichkeiten brauche ich auch.

Ich brauche Informationen und Informationsquellen.

Ich brauche von Zeit zu Zeit Ruhe und Muße.
Und ich brauche ab und zu Zerstreuung und Unterhaltung.
Ich brauche Ziele, ich brauche Sex, ich brauche Liebe.

Ich brauche Zeit, ich brauche Geld.
Ich brauche Natur- und Geisteswissenschaften.
Und ich erwarte von beiden, daß sie ordentlich gemacht werden.


Ach ja...
Und ich WILL das alles im Überfluß.


Danke!
Gespeichert
2024- No F*cking Bands Festival XIII

Donnerstag, 15. bis Sonntag 18. August 2024

Infos: www.nofuba.de

phaylon

  • > 1000 Posts
  • ***
  • Beiträge: 1533
    • http://www.dunkelheit.at/
Wozu Geisteswissenschaften?
« Antwort #111 am: 26 April 2005, 18:38:42 »

Zitat von: "Trakl"
ach phaylon

Ach Trakl.

Zitat
Du hast genau den Absatz ausgewählt, den ich auch gepostet hätte. Sind wir nun einer Meinung oder nicht?

Deswegen die Frage, worauf du hinaus willst. Wenn du *endlich* mal eine Frage einfach beantworten könntest, anstatt dich als -miserables- Orakel zu versuchen, wäre das auch mal *produktiv*.

Zitat
Ja, wenn Du gesagt hättest "Es steht nicht zur Diskussion ob wir GW brauchen, sondern ob wir sie wollen sollten" dann wäre die Diskussion schnell beendet gewesen.

Warum? Du hattest dir deine Meinung gebildet, warum soll *ich* dir sagen, wie du mich wahrzunehmen hast? Wenn dir was nicht klar ist, dann frag.

Zitat
Wir brauchen, das hab ich vorhin schon mal geschrieben, eigentlich garnichts. Nicht mal uns selbst. Nicht mal das Universum.

Das wird mir zu abstrakt. Ich gehe schon noch davon aus, dass wir dabei Menschen sind. Aber wir können auch ins Transzendente wandern, da kriegen wir aber Proteste hier, das kann ich dir versichern.

Zitat
P.S.: Das hat mit auch nicht wütend gemacht, sondern was anderes: dass hier ständig behauptet wurde, man könne geisteswissenschaftliche Arbeit "nebenbei" machen.

Nein, nicht *nebenbei*. Aber es muss nicht staatlich gefördert werden. Das habt ihr (Du und Kallisti) ja per USA-Aussage unterstützt. Oder hab ich das wieder falsch verstanden? Dann könntest du es einfach mal schlicht erklären, anstatt mich ständig auf meine Dummheit hinzuweisen. Danke.
Gespeichert
Improvisation ist ein wichtiger Faktor in jeder funktionalen Ideologie.

Trakl

  • > 1000 Posts
  • ***
  • Beiträge: 1824
    • http://www.1000jahremusik.de
Wozu Geisteswissenschaften?
« Antwort #112 am: 26 April 2005, 19:08:23 »

Ok, Phaylon. Hier mein Vorschlag:

Da Du also die Notwendigkeit durchaus siehst, dass sich Leute, die das interessiert auch ganztags geisteswissenschaftlichen Tätigkeiten widmen sollen können, hier ein paar Fakten, was Geisteswissenschaft eigentlich so kostet bzw. wieviel Steuergelder in die Geisteswissenschaften fließen.

Hier mal die Drittmittel der Ruhr-Uni Bochum

http://64.233.183.104/search?q=cache:lcJjK4z8P-0J:www.ruhr-uni-bochum.de/rektorat/Rechenschaftsbericht/version02/anlagen_pdf/Anlage11.pdf+Anteil+der+Geisteswissenschaften+an+Drittmitteln&hl=de

(Staatliche Ausgaben konnte ich so schnell nicht recherchieren, bin dabei)

Man sieht: für die Geisteswissenschaften kommt im Vergleich zu den Naturwissenschaften eher wenig rein.

An anderen Unis ist das auch so.

Allerdings sind in dieser Aufstellung auch die Rechtswissenschaften in den Geisteswissenschaften enthalten, sowei die Wirtschaftswissenschaften.

Nimmt man "Orchideenfächer" wie Archäologie, Musikwissenschaft, Sinologie etc. kommt nur ein Bruchteil rum. Diese Institute sind viel mehr Permanent bedroht.

Geisteswissenschaften sind was technische Ausstattung betrifft, sehr genügsam.

Da Geisteswissenschaften nur indirekt materiell verwertbar sind, wie wir festgestellt haben, ist eine "Investition" aus rein wirtschaftlichen Geesichtspunkten natürlich nicht sinnvoll.

Woher also sollen die Mittel zum Betrieb eines Instituts kommen?

Es ist nur möglich, wenn Geisteswissenschaften als Notwendigkeit für eine Universitätslandschaft angesehen werden. Dem ist nicht so.
In Hamburg sind bereits viele Studiengänge quasi abgeschafft worden.
Private Finanziers finden sich nicht.
Eine staatliche Förderung (die nicht hoch ausfallen muss im Vergleich zu den anderen Fakultäten) ist daher für den Erhalt notwendig.

In den USA herrscht ein anderes Klima. Hier stellt sich unsere Diskussion nicht, Elite-Unis pflegen die Geisteswissenschaften und mächtige Mäzene unterstützen sie.

Eine Diskussion über die Notwendigkeit der Geisteswissenschaften ist schlicht und einfach in unserem Land sehr gefährlich, da der Verweis auf private Drittmittel eben nur theoretisch sinnvoll ist.
In der Praxis bedeutet das den Verfall der Geisteswissenschaftlichen  Kultur.

Darum und nur darum rege ich mich leicht auf. Genauso gut könnte man fordern, die Informatik abzuschaffen, genügt es doch, die Leute 3 Jahre lang zum Fachinformatiker auszubilden und das kann ja nun wirklich jedes liquide Unternehmen leisten. Dazu braucht man ERST RECHT keine staatliche Förderung.

Darum geht es aber nicht. Der Staat steht für den Erhalt der Kultur und die kann sich eben nicht nach dem Wind der Wirtschaft richten. Die geschlossenen Institute werden  wohl nie wieder eröffnet werden.

Also nochmal: die Frage ist nicht, ob es möglich ist, sondern ob es in unserem Klima realistisch ist.

Wer natürlich die Notwendigkeit von Geisteswissenschaften abstreitet, dem kann ich nicht widersprechen.

Wie eingangs zitiert liegt der Sinn der Geisteswissenschaften in einer Reflexionskultur, die die Gesellschaft von außen betrachtet. Wer sich weigert, den Blick von außen zu riskieren, erkennt nun einmal nicht, was die Geisteswissenschaften ausmacht.
Gespeichert
Come on Baby, fight my lyre!" (Orpheus) ----- www.1000jahremusik.de

phaylon

  • > 1000 Posts
  • ***
  • Beiträge: 1533
    • http://www.dunkelheit.at/
Wozu Geisteswissenschaften?
« Antwort #113 am: 26 April 2005, 19:57:07 »

Zitat
Da Du also die Notwendigkeit durchaus siehst, dass sich Leute, die das
interessiert auch ganztags geisteswissenschaftlichen Tätigkeiten widmen sollen
können

Bevor ich mal weitermache, sag ich noch einmal: Es ist nicht meine Meinung. Es ist nicht meine Meinung, dass Geisteswissenschaften nicht staatlich gefördert werden sollen. Meine *persönliche* Meinung würde in diesem Kontext (Steuergelder, Legitimation der Finanzierung..) würde eher in Richtung von Veränderungen gehen. Die würden dir zwar auch nicht gefallen, das ist aber nicht Thema.

Ich diskutiere -auch wenn du anderer Meinung bist- hier weil mich das Thema der grundsätzlichen Legitimation dieser Dinge einfach interessiert. Man kann ja auch mal Überlegungen anstellen, die nicht mit der eigenen grundsätzlichen Einstellung konform gehen. Tu ich eigentlich ziemlich oft.

Zitat
Da Geisteswissenschaften nur indirekt materiell verwertbar sind, wie wir
festgestellt haben, ist eine "Investition" aus rein wirtschaftlichen
Geesichtspunkten natürlich nicht sinnvoll.

Wieso? Vorhin kamen lauter Rufe, wie wichtig nicht die Geisteswissenschaftler in der heutigen Wirtschaft sind. Die sich überlegen, wie die Welt um uns herum geformt wird und dergleichen. Sind sich diese Unternehmen, bzw. deren Entscheider, dem einfach nicht bewusst oder ist es vielleicht doch anders?

Zitat
Woher also sollen die Mittel zum Betrieb eines Instituts kommen?

Du gehst hier schon fix davon aus, dass ein Institut da ist. Warum brauchen diese Leute eins? Man könnte auch die Frage stellen: Warum braucht die Welt so einen Haufen spezialisierter Geisteswissenschaftler?  Das ist doch die eigentliche Frage. Warum kann die Geisteswissenschaft sich selbst nicht am laufen halten? Diese Frage stellt sich im Bezug zum derzeitigen System, aber auch Allgemein.

Zitat
Es ist nur möglich, wenn Geisteswissenschaften als Notwendigkeit für eine
Universitätslandschaft angesehen werden. Dem ist nicht so.
In Hamburg sind bereits viele Studiengänge quasi abgeschafft worden.
Private Finanziers finden sich nicht.

Dann sind wohl eine Menge Leute der Meinung sie wären nicht ntowendig. Mit welchem Recht möchtest du diese jetzt zwingen das zu finanzieren? Dem Recht des Intelligenteren? Hier passt auch eventuell der Telepolis Artikel gut.

Zitat
Eine staatliche Förderung (die nicht hoch ausfallen muss im Vergleich zu den
anderen Fakultäten) ist daher für den Erhalt notwendig.

Ja. Damit bekräftigst du die Abhängigkeit der Geisteswissenschaft. Aber nicht die Abhängigkeit *von* ihr.

Zitat
Eine Diskussion über die Notwendigkeit der Geisteswissenschaften ist schlicht
und einfach in unserem Land sehr gefährlich, da der Verweis auf private
Drittmittel eben nur theoretisch sinnvoll ist.

Ich bin Softwareentwickler. Ich werd' sicherlich keinen Fackelzug anführen, um alle Geisteswissenschaftler aus den Unis zu vertreiben und auf Scheiterhaufen zu verbrennen. Es mag gefährlich sein, das ist aber dann die Sicht der Geisteswissenschaft, und keine "objektive Wertung". Und eine solche Wissenschaft sollte sich meiner Meinung der Gefahr stellen und, wenn sie dieser nicht wiederstehen kann, untergehen. Allerdings bin ich recht überzeugt, dass die Geisteswissenschaften überleben. Wenn vielleicht auch nicht in ihrer jetzigen Form.

Zitat
In der Praxis bedeutet das den Verfall der Geisteswissenschaftlichen Kultur.

Ich empfinde gerade den jetzigen Weg als Verfall. Ich beobachte einen zunehmenden Anstieg von "Realitätstunneln". Dass die Leute aus ihren speziellen Bahnen eben einfach nicht herauskommen. Da zähle ich zB Kallisti hinzu, von der ich einen extrem naiv-rationalistischen Eindruck habe.

Zitat
Darum und nur darum rege ich mich leicht auf. Genauso gut könnte man fordern,
die Informatik abzuschaffen, genügt es doch, die Leute 3 Jahre lang zum
Fachinformatiker auszubilden und das kann ja nun wirklich jedes liquide
Unternehmen leisten. Dazu braucht man ERST RECHT keine staatliche Förderung.

Tut mir leid. Bin ich dafür.

Zitat
Der Staat steht für den Erhalt der Kultur und die
kann sich eben nicht nach dem Wind der Wirtschaft richten. Die geschlossenen
Institute werden wohl nie wieder eröffnet werden.

Da trennen wir uns wohl. Ich denke der Staat ist für's Volk da und die Kultur sollte vom Volk ausgehen.

Zitat
Also nochmal: die Frage ist nicht, ob es möglich ist, sondern ob es in unserem
Klima realistisch ist.

Nein, die Frage ist, ob Geisteswissenschaften berechtigt sind, Geld vom Staat, also von Allen, zu fordern.

Zitat
Wer natürlich die Notwendigkeit von Geisteswissenschaften abstreitet, dem kann
ich nicht widersprechen.

Stimmt. Ist eben einfach eine persönliche Meinung, die man aber trotzdem differenziert vom Thema betrachten können sollte.

Zitat
Wie eingangs zitiert liegt der Sinn der Geisteswissenschaften in einer
Reflexionskultur, die die Gesellschaft von außen betrachtet. Wer sich weigert,
den Blick von außen zu riskieren, erkennt nun einmal nicht, was die
Geisteswissenschaften ausmacht.

Du meinst, der erkennt deren Wert nicht? Das ist schade, aber nicht de facto schlecht. Wertungen sind subjektiv, but, what isn't?
Gespeichert
Improvisation ist ein wichtiger Faktor in jeder funktionalen Ideologie.

Trakl

  • > 1000 Posts
  • ***
  • Beiträge: 1824
    • http://www.1000jahremusik.de
Wozu Geisteswissenschaften?
« Antwort #114 am: 26 April 2005, 21:23:57 »

Zum Thema Realitätstunnel:

Wieso bin ich eigentlich als Musikwissenschaftler in der Lage, den Wert der Naturwissenschaften, der Rechtswissenchaften, der Soziologie, der Psychologie, der Wirtschaftswissenschaften, der Ingenieurswissenschaften etc. zu erkennen, ganz zu schweigen den des Handwerks, des Handels, der Schiffbauer etc., während viele Leute aus den genannten Bereichen umgekehrt nicht in der Lage sind, den immanenten Wert  der Geisteswissenschaften zu erkennen?

Das liegt doch sicher nicht daran, dass die Geisteswissenschaften keinen Wert hätten. Aber woran dann?

Zum Thema "Volkes Wille als Maßstab".

Wie der Geisteswissenschaftler Le Bon in seinem Hauptwerk "Die Psychologie der Massen" treffend bemerkt (dieses Buch ist schon zum Allgemeingut geworden), verhalten sich Massen anders als Individuen, große Gruppen anders als kleine.

Da wir nicht davon ausgehen können, dass jeder einzelne Kant nicht nur gelesen hat, sondern auch im Leben anwendet, ist es meiner Ansicht nach desto unsinniger, einen Bereich dem "Volk" zu überlassen, je spezieller dieser Bereich ist. Das hätte nämlich zur Folge, dass wahrscheinlich sogar viel wichtigere Bereiche als z. B. die Orientalistik oder die Sinologie dem Rotstift zu Opfer fallen würden.
In Berlin würden wahrscheinlich nicht nur zwei sondern alle drei Opernhäuser geschlossen werden. Von den Sinfonieorchestern ganz zu schweigen.
Mancher würde jetzt sagen: hätten die eben noch was anderes gelernt und würden in ihrer Freizeit Konzerte gegeben. Mit Verlaub:
1. Würde ich solche Laienorchester nicht hören wollen.
2. Wo sollen die ganzen Arbeitsplätze herkommen, um diese Leute zu ernähren? Es gibt schon jetzt zu wenige. Und ich bezweifle zudem, dass ein Spargelernter mit seinen Händen nach einem 10-Stunden-Tag noch einen Bogen in die Hand nehmen, geschweige denn einen Ton greifen kann.

Aus diesen Gründen bin ich eben auch für ein bedingungsloses Grundeinkommen.
Dann könnte man für alles Geld verlangen, und wer Geld verlangt muss Qualität bieten.
Arbeit würde verteilt werden und Kultur wäre außerhalb des Wirtschaftsrahmens von jedem selbst zu leisten.

Dafür braucht man aber genanntes Grundeinkommen, das der "Staat", also WIR ALLE uns gegenseitig ermöglichen müssten, wie von mir beschrieben, durch Konsumsteuern, statt Einkommensteuern.
Die Unternehmen rieben sich schon längst die Hände, siehe der Thread an anderer Stelle.
Gespeichert
Come on Baby, fight my lyre!" (Orpheus) ----- www.1000jahremusik.de

phaylon

  • > 1000 Posts
  • ***
  • Beiträge: 1533
    • http://www.dunkelheit.at/
Wozu Geisteswissenschaften?
« Antwort #115 am: 26 April 2005, 21:38:19 »

Zitat von: "Trakl"
Zum Thema Realitätstunnel:

Passend, denn hier

Zitat
Wieso bin ich eigentlich als Musikwissenschaftler in der Lage, den Wert der Naturwissenschaften, der Rechtswissenchaften, der Soziologie, der Psychologie, der Wirtschaftswissenschaften, der Ingenieurswissenschaften etc. zu erkennen, ganz zu schweigen den des Handwerks, des Handels, der Schiffbauer etc., während viele Leute aus den genannten Bereichen umgekehrt nicht in der Lage sind, den immanenten Wert  der Geisteswissenschaften zu erkennen?

Demonstrierst du einen solchen. Du meinst es wäre so, und wer's nicht einsieht, ist ein Idiot.

Zitat
Da wir nicht davon ausgehen können, dass jeder einzelne Kant nicht nur gelesen hat, sondern auch im Leben anwendet, ist es meiner Ansicht nach desto unsinniger, einen Bereich dem "Volk" zu überlassen, je spezieller dieser Bereich ist. Das hätte nämlich zur Folge, dass wahrscheinlich sogar viel wichtigere Bereiche als z. B. die Orientalistik oder die Sinologie dem Rotstift zu Opfer fallen würden.

Und das bewertest du als schlecht. Muss aber eben nicht jeder.

Zitat
In Berlin würden wahrscheinlich nicht nur zwei sondern alle drei Opernhäuser geschlossen werden. Von den Sinfonieorchestern ganz zu schweigen.

Dann würd's wohl kleinere, oder garkeine geben.

Zitat
Mancher würde jetzt sagen: hätten die eben noch was anderes gelernt und würden in ihrer Freizeit Konzerte gegeben.

Nö, wenn sie Konzerte spielen wollen, können sie das tun. Aber mit welchem Recht verlangen sie, dass ich es zahle? Es wäre übrigens nett, wenn du auf Fragen antwortest, anstatt ihnen auszuweichen und ein Plädoyer zu halten.

Zitat
1. Würde ich solche Laienorchester nicht hören wollen.

Das ist aber dann eine Frage deines Geschmacks.

Zitat
2. Wo sollen die ganzen Arbeitsplätze herkommen, um diese Leute zu ernähren? Es gibt schon jetzt zu wenige.

Oder zuviele Menschen.

Zitat
Und ich bezweifle zudem, dass ein Spargelernter mit seinen Händen nach einem 10-Stunden-Tag noch einen Bogen in die Hand nehmen, geschweige denn einen Ton greifen kann.

Du behauptest also, dass Musiker, die das nicht professionell gelernt haben, sondern es sich selbst beibringen beschissen sind? Da ist aber wohl ein grosser Teil der Welt anderer Ansicht.

Zitat
Aus diesen Gründen bin ich eben auch für ein bedingungsloses Grundeinkommen.
Dann könnte man für alles Geld verlangen, und wer Geld verlangt muss Qualität bieten.
Arbeit würde verteilt werden und Kultur wäre außerhalb des Wirtschaftsrahmens von jedem selbst zu leisten.

Das hat nix mit dem Thema zu tun. Nochmal: Was berechtigt die Geisteswissenschaften zu fordern, dass man sie finanziert?
Gespeichert
Improvisation ist ein wichtiger Faktor in jeder funktionalen Ideologie.

Kenaz

  • Gast
Wozu Geisteswissenschaften?
« Antwort #116 am: 26 April 2005, 23:15:36 »

phaylon, mit Verlaub, aber ich finde, so langsam überspannst Du den Bogen etwas: Dein letztes Posting jedenfalls wirkt - wenigstens auf mich - denn doch ein bißchen wie aus der Rubrik "Widersprechen um jeden Preis als Extremsportart betrieben" ...

- Aber wenn's Dir Freude macht ... 8)
Gespeichert

Trakl

  • > 1000 Posts
  • ***
  • Beiträge: 1824
    • http://www.1000jahremusik.de
Wozu Geisteswissenschaften?
« Antwort #117 am: 26 April 2005, 23:26:07 »

Phaylon,

die Tatsache, dass Du im #schwarzes-hamburg gebannt bist/warst, spricht dafür dass Du ein Idiot bist.

Dem schließe ich mich an.

Ich habs im Guten probiert, noch einmal, immer wieder. Aber Du bist und bleibst ein Idiot.
Gespeichert
Come on Baby, fight my lyre!" (Orpheus) ----- www.1000jahremusik.de

phaylon

  • > 1000 Posts
  • ***
  • Beiträge: 1533
    • http://www.dunkelheit.at/
Wozu Geisteswissenschaften?
« Antwort #118 am: 26 April 2005, 23:42:17 »

Zitat von: "Kenaz"
phaylon, mit Verlaub, aber ich finde, so langsam überspannst Du den Bogen etwas: Dein letztes Posting jedenfalls wirkt - wenigstens auf mich - denn doch ein bißchen wie aus der Rubrik "Widersprechen um jeden Preis als Extremsportart betrieben" ...

Nö, das war so gemeint. Ich hatte nur grad keine Lust mehr das Ruder mit vielen Worten rüberzulenken. Daher hab ich das gefragt, was ich sonst auch schon gefragt hab.

Zitat von: "Trakl"
die Tatsache, dass Du im #schwarzes-hamburg gebannt bist/warst, spricht dafür dass Du ein Idiot bist.

Nein, das spricht dafür, dass entweder
a) Dir jemand Bullshit erzählt hat.
b) Man mich gebannt hat, während ich nicht da war. Was ich dann doch eher lustig finde.

Zitat
Ich habs im Guten probiert

Was? Mir deinen Standpunkt wieder und wieder reinzudrücken? Ja, das hast du. Das woltle ich aber nicht. Ich wollte Antworten, keinen Vortrag. Und auf jeden Vortrag kann ich nur wieder Fragen stellen. Wenn du nicht darauf eingehst, wirf es nicht mir vor.
Gespeichert
Improvisation ist ein wichtiger Faktor in jeder funktionalen Ideologie.

Trakl

  • > 1000 Posts
  • ***
  • Beiträge: 1824
    • http://www.1000jahremusik.de
Wozu Geisteswissenschaften?
« Antwort #119 am: 27 April 2005, 00:04:16 »

Phaylon, ich sag Dir, wozu wir Geisteswissenschaften brauchen, wenn Du mir sagen kannst, warum wir Dich brauchen und Du unbedingt auf der Welt sein musst.
Das GEHT nicht. So wie Du argumentierst, ist es nicht MÖGLICH die Notwendigkeit der Geisteswissenschaften zu begründen. Kapierst Du das endlich? Du bist der Geist der stets verneint! Wenn Du der Teufel wärst, würd ich Dir das nachsehen.

Vor allem eines bist Du nicht: konstruktiv.
Gespeichert
Come on Baby, fight my lyre!" (Orpheus) ----- www.1000jahremusik.de