Schwarzes Hamburg

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Umfrage

Soll Hamburg die Olympischen Spiele 2024 ausrichten?

Ja bitte! \o/
- 3 (20%)
Nein danke! /o\
- 11 (73.3%)
Ist mir doch egal
- 1 (6.7%)

Stimmen insgesamt: 14

Umfrage geschlossen: 02 Oktober 2015, 23:26:41


Autor Thema: Olympische Spiele 2024  (Gelesen 48517 mal)

nightnurse

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Antw:Olympische Spiele 2024
« Antwort #60 am: 14 November 2015, 21:12:13 »

Ja, genau. Die Firmen verdienen und die Stadt verbrennt dafür das Geld ^^.

P.S., wenn sie beim Referendum durchfallen, werden sie sich hoffentlich an ihren Slogan "das gibt´s nur einmal" halten.
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Eisbär

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Antw:Olympische Spiele 2024
« Antwort #61 am: 16 November 2015, 15:38:00 »

Vor der WM 2006 wurde hier im Forum (bzw. in dem Vorläufer) stark dagegen gewettert. Als die WM dann aber da war, fanden die meisten es dann doch toll.

Davon mal abgesehen folgen den Olympischen Spielen immer die Paralympics. Und für die werden dann viele Dinge (ÖPNV, Zugang zu Sportstätten uvm.) behindertengerechter gestaltet.
Die Olympischen (und paralympischen) Spiele erzeugen eine Menge Aufmerksamkeit, die einfache Maßnahmen zur Sport- oder Behindertenförderung nicht haben, weswegen dafür niemals einfach so derartig viel Geld investiert wird. Und für viele Sportvereine bedeuten Olympische Spiele im eigenen Land auch immer einen enormen Zuwachs an Mitgliedern.

Das hier im Forum vorwiegend kapitalistisch argumentiert wird, hätte ich nie erwartet.
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banquo

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Antw:Olympische Spiele 2024
« Antwort #62 am: 16 November 2015, 16:46:03 »

Mit anderer Leute Geld kann man ja auch immer großzügig sein, und wenn es sich nicht rechnet, dann muss man halt idealistisch denken? Sorry, aber mein Sinn für Sport und Gemeinschaft setzt bei Mehrmillardenkosten irgendwie immer aus.

Ich wiederhol es noch mal, auch, weil ich die Zahlen selbst immer noch nicht so ganz glauben kann: wir reden über das komplette Steueraufkommen der Stadt für ein ganzes Jahr. Die ganze Stadt muss ein Jahr lang dafür arbeiten, damit das olympische Komitee zwei Wochen lang ihre Party in Hamburg feiern kann, und das ist schon die klein gerechnete Minimalzahl, an die vermutlich selbst der Bürgermeister nur so halb glaubt.

Zumal das ja auch komplett verlogen ist: wenn wir den Sport in Hamburg fördern wollten, müssten wir nicht so einen riesigen Zirkus drumherum machen, das könnte die Stadt für einen Bruchteil des Geldes sehr viel besser direkt machen.

In einer Stadt, in der an allen Ecken und Enden gespart werden muss, damit zu argumentieren, dass ja für die Sportler und die Behinderten nachher auch ein paar Brotkrumen abfallen ... meinst du das ernst?

Inwiefern ist es eigentlich eine "kapitalistische Argumentation", wenn man _nicht_ will, dass der Staat für Dinge Geld an private Firmen gibt?
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nightnurse

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Antw:Olympische Spiele 2024
« Antwort #63 am: 16 November 2015, 18:50:44 »

 ;D

Ich wollte grade in die Tasten hauen, schließe mich aber einfach mal der letzten Frage von banquo an.

Kapitalistisch argumentiert wäre doch eher sowas wie "das bringt Geld in die Stadt weil [DeHoGa-Bläblä]* und weil kein Investor auf der Welt Hamburg und ohne Olympia kennen würde" (letzteres in Anlehnung an real existierende Plakate).

Du (Eisbär) sagst selber:

Zitat
Die Olympischen (und paralympischen) Spiele erzeugen eine Menge Aufmerksamkeit, die einfache Maßnahmen zur Sport- oder Behindertenförderung nicht haben, weswegen dafür niemals einfach so derartig viel Geld investiert wird.

- ja, genau. Und das war meine Frage weiter oben: WARUM eigentlich nicht?

Ich bin durchaus imstande, zu verstehen, wie das politisch funktioniert: Weil man sich nichts davon verspricht. Bisschen Förderung von Jugend und Behinderten, das birgt kein Prestige und spült eben niemandem offensichtliches Geld in die Kassen. Lockt auch keine Investoren ::)

Dabei spräche meiner Ansicht nach absolut nichts dagegen, dieses irre Geld einfach so in Sport- und Behindertenförderung zu stecken.
Ohne einer semimafiösen Organisation wie dem IOC in den Allerwertesten zu kriechen und sich für fragliche Vorteile unabsehbare Folgekosten ans Bein zu binden (das Olympiastadion soll nachher ja "rückgebaut" werden, dann sollen da Wohnungen reingeschnitzt werden und was immer von den Anlagen erhalten bleiben soll, wird gepflegt werden müssen).

Wenn ich also dagegen bin, daß die Stadt Hamburg hunderte Mio €€€ in eine Kommerzveranstaltung steckt (und wie schon gesagt, auch, wenn ich den ursprünglichen olympischen Gedanken toll finde - mehr sind die Olympischen Spiele doch schon lange nicht mehr) und finde, das Geld könnten sie gerne in wirklich gemeinnützige Projekte stecken...DAS ist kapitalistisch?

O.o


Huch, jetzt hab ich doch in die Tasten gehauen.



* außer den Hotels und Gaststätten fällt mir einfach niemand ein, der sicher sein kann, von olympischen Spielen zu profitieren ^^
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SchwarzMetallerHH

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Antw:Olympische Spiele 2024
« Antwort #64 am: 17 November 2015, 08:48:35 »

Noch zwöhlv Tage. :D
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Antw:Olympische Spiele 2024
« Antwort #65 am: 17 November 2015, 11:01:52 »

Gibt es eigentlich irgendwo auf der Welt eine Stadt die irgendwie aufgeblüht ist, nachdem dort Olympische Spiele waren? Wo es den Einwohnern besser ging oder so?
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Antw:Olympische Spiele 2024
« Antwort #66 am: 17 November 2015, 11:37:17 »

Jede Stadt zieht aus Olympia ihre Vorteile.
München hat z.B. seinerzeit eine tolle Regattastrecke bekommen, die auch heut immernoch genutzt wird.

Die Frage ist nur zu welchem Preis und ob man das nicht auch anders, günstiger hinbekommt (= ob die Vorteile die Nachteile aufwiegen).
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Antw:Olympische Spiele 2024
« Antwort #67 am: 17 November 2015, 13:33:35 »

Das Olympiastadion in München wurde tatsächlich auch ziemlich lange genutzt. Angesichts der seither entstandenen Bauruinen in aller Welt frage ich mich halt, ob man sowas damals™ einfach realitätsnaher zu planen wusste.
(Wobei ich nicht weiss, ob das Stadion in München ein ähnlicher Fall war wie das von London, daß man also noch viel Steuergelder reinpfeffern musste, um es nach den Spielen nutzbar zu machen.)

...und ohne Olympia wäre München heute noch ein unbekanntes Städtchen kurz vor den Alpen.
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Antw:Olympische Spiele 2024
« Antwort #68 am: 17 November 2015, 13:37:26 »

Wer ist München? :o
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Antw:Olympische Spiele 2024
« Antwort #69 am: 17 November 2015, 15:38:40 »

Ich finde es zutiefst kapitalistisch, wenn man nur über die Kosten argumentiert.
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Antw:Olympische Spiele 2024
« Antwort #70 am: 17 November 2015, 17:14:57 »

Ich finde es zutiefst kapitalistisch, wenn man nur über die Kosten argumentiert.

und ich bin immer wieder fasziniert, wie sehr anscheinend die Leute schon eingelullt sind. Das Narrativ, demzufolge wir erst mal einem Haufen furchtbarer Leute einen riesigen Batzen Geld zur freien Verfügung geben müssen, damit die dann im Nachgang eventuell vielleicht ein bisschen davon zu Zwecken verwenden, die der Allgemeinheit zugute kommen, das wird ja wohl schon von zu vielen Leuten gar nicht mehr hinterfragt.

WTF? Wie kann denn das sein? Das ist doch schon _unser_ Geld, da ist nicht ein Pfennig von durch das IOC selbst aufgebracht? Und die Projektierung, die Beauftragung und die Überwachung der Ausführung dieser Arbeiten zum behindertengerechten Ausbau von Dingen ist doch auch von Anfang bis Ende Sache der Stadt? Inwieweit hat denn da der zweiwöchige Ausnahmezustand was mit zu tun, den braucht man doch gar nicht dafür?

Abgesehen davon: wir argumentieren ja nicht nur mit dem Geld, das hast du entweder überlesen oder nicht aufgepasst. Es gibt definitiv auch noch genug anderes, was dagegen spricht.
Das tritt nur eben zurück, weil das so grotesk unverhältnismäßig ist, was es kostet, und was Hamburg dafür bekommt.
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Antw:Olympische Spiele 2024
« Antwort #71 am: 17 November 2015, 17:38:47 »

Weil es gerade diese Wendung annimmt:

Ich habe mich schon vor ein paar Tagen gefragt, warum wir uns eigentlich darum bewerben müssen, viel viel viel Geld für jemand anderen auszugeben?
Müsste sich das IOC nicht eigentlich bei uns darum bewerben diese Spiele machen zu dürfen und das Geld gleich mitbringen?
Denn die Prestige die Olympia mitbringt ist ja die Selbe, also können die Investoren™ das doch auch so rum machen. Über einen Zuschuss oder eine Beteiligung aufgrund von positiven Synergien kann man ja reden.

Aber solange das IOC/DOSB hier während -und sicher auch vor- diesem ganzen Zirkus König spielen darf, ist das doch irgendwie verkehrte Welt.

Der Punkt 34 der Charta
Zitat
Jede Bewerberstadt hat die Pflicht, die Olympische Charta und jede andere Regelung und Vorgabe, die von der IOC-Exekutivkommission erlassen wird, sowie alle technischen Vorschriften (…) zu befolgen.
wurde zwar in Punkt 33 (2014)
Zitat
Die Zentralregierung des Landes jeder Bewerberstadt muß dem IOC ein rechtlich verbindliches Dokument unterbereiten, durch das sich die Regierung verpflichtet und garantiert, daß das Land und dessen staatliche Stellen die Olympische Charta befolgen und respektieren werden.
geändert, aber so richtig toll ist das irgendwie immernoch nicht.
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Antw:Olympische Spiele 2024
« Antwort #72 am: 18 November 2015, 13:17:06 »

Ich habe mich schon vor ein paar Tagen gefragt, warum wir uns eigentlich darum bewerben müssen, viel viel viel Geld für jemand anderen auszugeben?

DAS habe ich mich auch neulich gefragt, als ich zum wiederholten Male Plakate mit dieser grenzdebil fröhlichen Pro-Olympia-Familie gesehen habe. >:(
Mich nervt es total, dass die ganze Stadt mit Plakaten und Veranstaltungen zugeschissen ist, die FÜR das Spektakel werben. Es wäre in Ordnung, wenn es reine Informationen wären, dass sich Hamburg für die Spiele bewerben will und dass man bitte dafür oder dagegen abstimmen solle.
Schon alleine diese Pro-Bewerbungs-Kampagne kostet 1,6 Mio €. Zur Verfügung gestellt von der Hamburger Wirtschaft. Schon alleine das zeigt ja, wer sich davon in erster Linie was verspricht.
Wenn es denn dazu kommen sollte, dass sich Hamburg bewirbt, soll alleine die Bewerbung zwischen 40 und 70 Mio € kosten (die Zahlen schwanken da je nach Quelle). Das ist doch Wahnsinn.

Der IOC sollte sich bei infrage kommenden Städten bewerben und die Städte sollten dann schauen, ob sie das ihren Bürgern zumuten wollen und können.
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Antw:Olympische Spiele 2024
« Antwort #73 am: 19 November 2015, 01:25:30 »

und ich bin immer wieder fasziniert, wie sehr anscheinend die Leute schon eingelullt sind.
Ach so... jemand der andere Sichtweisen aufzeigt ist gleich eingelullt. Wirklich sehr sachlich, Deine Diskussionsebene.


Ich habe keine Ahnung, ob die WM 2006 finanziell die Kosten wieder eingespielt hat. Aber das was sie für die Menschen, die hier zu Gast waren und die, die mit diesen Gästen Zeit verbrachten, versuchten gute Gastgeber zu sein, das was das international für unser Image bedeutet hat, für die Völkerverständigung auf der untersten Ebene, das war unbezahlbar.

Ich sage nicht, dass die Olympischen Spiele den gleichen Effekt haben werden, aber sie haben die Chance dazu.
Sie kosten dann vielleicht 10 Mrd, spielen mit allem drum und dran 6-7 Mrd ein, der Rest ist ein Konjunkturprogramm für die Bauwirtschaft, aus dem Olympischen Dorf werden hunderte Sozialwohnungen und im besten Fall hat der FC St. Pauli hinterher mal ein ernstzunehmendes Stadion, von vieleren kleineren Randsportarten, deren Vereine Zulauf erhalten und bessere Bedingungen vorfinden mal abgesehen.

Mir ist es jedenfalls lieber, wenn wir hier die Spiele veranstalten als wenn es ein Diktator irgendwo tut oder - wenn es denn finanziell wirklich ein sicheres Minusgeschäft ist - irgendein Staat dafür Geld abzweigt, in der es der Bevölkerung so dreckig geht, dass deren Geld dort wirklich sinnvoller investiert werden könnte.
Wir aber haben einen der höchsten Lebensstandards der Welt. Ob wir eine Olympiade finanzieren oder nicht, ist in Anbetracht der Ausgaben, die der Staat sonst auf den Kopf haut, eher ein Luxusproblem.


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Antw:Olympische Spiele 2024
« Antwort #74 am: 19 November 2015, 06:49:14 »

ja, eingelullt. ich finde, das ist noch eine äußerst höfliche Umschreibung - wenn man aggressiv sein wollte, könnte man wohl auch "unkritisch den Werbequatsch von den Plakaten nachplappern" dazu sagen. Du bist ja nicht der einzige, der so argumentiert, das ist vielmehr die offizielle Linie der Hamburger Wirtschaft, des Bürgermeisters, und der Bild-Zeitung.

Die gehen ebenfalls mit keinem Wort darauf ein, dass es ziemlich absurd ist, Steuergelder erst einmal durch eine Großveranstaltung zu schleusen, um danach eventuell einen Teil davon für öffentliche Aufgaben ausgeben zu können.

In gleichem Zusammenhang hat die süddeutsche Zeitung vor ein paar Tagen diesen Kommentar veröffentlicht: www.sueddeutsche.de/politik/aussenansicht-die-heimlichen-kosten-olympias-1.2741006

"Anders als bei Flughafen und Bahnhof sind bei den Olympischen Spielen Land und Bund nicht die Herren im Haus. Zwar dürfen sie den Großteil der Zeche zahlen, müssen jedoch die weitreichenden Forderungen im Gastgebervertrag des IOK erfüllen. Die Ziele des IOK stimmen hingegen kaum mit denen einer nachhaltigen Stadtentwicklung überein."

und:

"Ökonomen sind sich weitgehend einig, dass Olympische Spiele schlechten Gegenwert fürs Geld bieten. Trotzdem hält sich unter potenziellen Gastgebern hartnäckig der Eindruck, sie seien ein Segen für jede Region."

Rein statistisch zahlt übrigens schon jeder Hamburger mit seinen Steuern jedes Jahr Zinsen auf pro Nase mehrere 10. 000 Euro Schulden, die die Stadt mal für die Aufrechterhaltung des Betriebs aufgenommen hat. Das ist alles Geld, das direkt an die Banken geht und im laufenden Tagesgeschäft fehlt. Aus der Tatsache, dass das ganze noch nicht _komplett_ zum erliegen gekommen ist, würde ich nun ja eher nicht ableiten "jetzt haben wir auch für unüberschaubare Großprojekte ein paar Milliarden über. "
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