Schwarzes Hamburg > Gedankenaustausch
Welchen Rat würdet Ihr Euch selbst vor 10 Jahren geben?
sYntiq:
--- Zitat von: CubistVowel am 04 Februar 2014, 10:33:56 ---Ich bin unheimlich misstrauisch, viel zu vorsichtig und unsicher, traue mir nichts zu...
--- Ende Zitat ---
Das war übrigens einer der Hintergedanken bei meinem Postings. In den Punkten geht es mir genau so. ABER: eben weil ich misstrauisch, unsicher, schüchtern etc wurde, habe ich mich eher zurückgezogen und mich viel allein im Stillen mit dem Computer beschäftigt. Dadurch meine Liebe zur Grafik entdeckt, durch das Hobby "Computer" Viele Freunde gefunden, dadurch wieder viele (prägende) Erlebnisse gehabt, und auch an meinen damaligen Job in der Spielebranche gekommen und arbeite auch jetzt als Grafiker.
Das Misstrauen, die Usicherheit etc. stören mich pers. sehr und es hat auch schon lange gedauert und viel Arbeit gekostet bis ich diesbezüglich an dem Punkt bin an dem ich jetzt bin, aber wer weiss wie ich mich entwickelt hätte wenn das nicht gewesen wäre, ich statt die Wochenenden vor dem Computer zu verbringen, mit Klassenkameraden Fussball gespielt hätte, oder (später) mir mit ihnen jede Woche mit Litern an Alk die Birne weggeballert hätte. (Natürlich nur einer der möglichen Wege.)
Zum "fühle mich minderwertig": Kommt mir auch irgendwie bekannt vor. Aber: Hätten mich selbst meien damaligen Lehrer nicht gemobbt und mir ausdauernd klargemacht dass ich zu nichts tauge, wäre ich zwar vieleicht nicht auf die Hauptschule abgerutscht, aber gleichzeitig hätte ich dann vieleicht heute auch nicht mein Abi. Denn irgendwann kam der Gedanke: "Ich taug doch zu etwas, und dass werde ich mir und euch beweisen."
Klar, wie man mit den Dingen aus seiner Vergangenheit umgeht ist bei jedem anders. Ob und was man für Lehren draus zieht ebenso. Ich maße mir auch nicht an hier allgemeingültig zu urteilen. Es ist halt nur von meinem Standpunkt aus geschrieben und in sofern vor allem für mich gültig. Eine Diskussion diesbezüglich finde ich trotzdme interessant. :)
--- Zitat von: CubistVowel am 04 Februar 2014, 11:01:24 ---Nachtrag:
Ohne jemandem jetzt zu nahe treten zu wollen: Ehrlich gesagt, ich weiß nicht, ob ich den Leuten überhaupt glauben kann, die behaupten, sie würden alles noch mal genauso machen. Oder nichts ändern, auch wenn sie könnten. Nicht doch das Leben, auch das vergangene, wenigstens ein bisschen einfacher gestalten. Ist man da wirklich ganz GANZ ehrlich zu sich selbst? Oder schließe ich da auf unerlaubte oder naive Art einfach nur von mir auf Andere... :-\
Egal, meine Zweifel sind ja mein eigenes Problem.
--- Ende Zitat ---
Ich glaube das ist so eine Sache mit dem "Wenn, dann, könnte, würde" :)
Sprich: Solange es rein theoretische Gedankenkonstrukte sind, kann man viel behaupten, bzw. von viel überzeugt sein. Anders sieht es dann aus wenn aus dem Gedankenkonstrukt Realität werden würde.
Klar, die Verlockung wäre da hier und da in der Vergangenheit einzugreifen um mir mein Leben im Jetzt und Hier einfacher zu machen. Allerdings bin ich davon überzeugt dass diese ganzen Abhängigkeiten und Verbindungen der Entwicklung einer Person ein so fragiles Konstrukt ist, dass man mit geringsten Änderungen auch viel kaputt machen könnte.
Gut, wenn ich meinem vergangenen Ich jetzt einen Rat gebe, mich daraufhin völlig anders entwickle, dann weiss ich von diesem jetzigen Ich ja gar nix und kann daher auhc gar nicht sagen was dann bei der anderen Entwicklung besser/anders ist.... Allerdings wäre ich evtl. auch gar nicht in der Situation meinem Vergangenen Ich einen Ratschlag zu..AAAAHH..Zeitreiseparadoxon /o\
Zieh-Gothe:
--- Zitat von: CubistVowel am 04 Februar 2014, 11:01:24 ---Nachtrag:
Ohne jemandem jetzt zu nahe treten zu wollen: Ehrlich gesagt, ich weiß nicht, ob ich den Leuten überhaupt glauben kann, die behaupten, sie würden alles noch mal genauso machen. Oder nichts ändern, auch wenn sie könnten. Nicht doch das Leben, auch das vergangene, wenigstens ein bisschen einfacher gestalten. Ist man da wirklich ganz GANZ ehrlich zu sich selbst? Oder schließe ich da auf unerlaubte oder naive Art einfach nur von mir auf Andere... :-\
Egal, meine Zweifel sind ja mein eigenes Problem.
--- Ende Zitat ---
in gewisserweise hast du recht. Auch ich wüsste hunderte von Dingen, die ich mit Leichtigkeit ändern könnte und auch wollte, um mein Leben einfacher zugestalten. Auf der anderen Seite denke ich, das all die Probleme mich erst zudem gemacht haben, der ich bin. Wer weiß wo ich dann je nach Hamburg gekommen wäre oder überhaupt studieren könnte.Eigentlich kann ich mit meinem jetztigen Leben ganz zufrieden sein, es hätte auch schon viel schlimmer Enden können. Ich finde der Film "Butterfly-Effeckt" zeigt eigentlich sehr schön was für Auswirkungen das hat, wenn man was ändern könnte.
CubistVowel:
@ Syntiq
Ich wurde in der Schule auch oft gemobbt oder ausgeschlossen, aber für mich ist das nichts, was ich mit einem Rat aus der Zukunft an mich wirklich hätte verhindern können. Ich bin ja aufgrund meines Andersseins und meiner Introvertiertheit gemobbt worden; und dieses mein innerstes Selbst und mein darauf basierendes Verhalten hätte auch der beste Ratschlag nicht ändern können.
Ich rede oben doch von ganz konkreten Situationen, die ich ändern würde, wenn ich könnte, weil sie einen Riesenhaufen Scheiße überflüssigerweise noch höher machen: Kümmere dich JETZT um deine Oma. Gehe JETZT zum Zahnarzt, nicht erst, wenn die Angst dich schon völlig zerfressen hat. Passe dich ganz bestimmten Leuten zu einem ganz bestimmten Zeitpunkt nicht an. Erlöse deine Katze JETZT und nicht erst, wenn sie sich schon vor Schmerzen krümmt. Usf.
Ich glaube nach wie vor, solange diese Möglichkeit nur ein theoretisches Gedankenspiel ist, kann (und muss!) man die Fehler der Vergangenheit nur irgendwie akzeptieren, verarbeiten oder sich gar schönreden. Aber gäbe es die reale Chance, die eine oder andere Fehlentscheidung/-entwicklung rückwirkend positiv zu beeinflussen - ich bin überzeugt, jeder Mensch käme ganz ernsthaft in Versuchung. ;)
Edit: Oh, da kam ja noch was hinterher...^^
nightnurse:
Es geht ja nicht nur um Dinge, die mir das Leben hätten erleichtern oder gar verschönern können. Mein Rat Nr. 4 an mich selbst z.B. hätte auch meiner Umwelt das Leben leichter gemacht (ok, dadurch vielleicht wieder auch mir), ohne mich etwas extra zu kosten. Und ob die Reaktionen, die das Nichtbefolgen dieses Rates mir so eingebracht hat, zu meiner Persönlichkeitsbildung in wünschenswerter* Weise beigetragen haben...das sei dahingestellt, das weiss ich einfach nicht.
*auch für mich wünschenswerter
Ist halt schwierig und vielleicht auch beängstigend, sich vorzustellen, man sei womöglich anders, als man ist?
Huch, schon ein neuer Beitrag. Vielleicht lass ich einfach Cubist Vowel reden ^^
CubistVowel:
--- Zitat von: nightnurse am 04 Februar 2014, 11:58:36 ---Ist halt schwierig und vielleicht auch beängstigend, sich vorzustellen, man sei womöglich anders, als man ist?
--- Ende Zitat ---
Das klingt wahrscheinlich furchtbar hochnäsig, aber kann das nicht auch etwas mit dem Älterwerden zu tun haben? Im Laufe der Jahre verändert man sich ja oft genug (im besten Fall "reift" man) und das Bild, das man von sich selbst hat, verschiebt sich mehrere Male komplett. Die wiederholte Änderung der Eigenwahrnehmung und der Persönlichkeit ist letztlich eine positive Erfahrung gewesen. Bei mir war das jedenfalls so, deswegen hätte ich wahrscheinlich auch keine Angst davor, nach einem wie auch immer gearteten Trip in die Vergangenheit "anders" zu sein.
--- Zitat von: nightnurse am 04 Februar 2014, 11:58:36 ---Und ob die Reaktionen, die das Nichtbefolgen dieses Rates mir so eingebracht hat, zu meiner Persönlichkeitsbildung in wünschenswerter* Weise beigetragen haben...das sei dahingestellt
--- Ende Zitat ---
Trotz des vagen Endes: wieder mal auf den Punkt gebracht.
--- Zitat von: Zieh-Gothe am 04 Februar 2014, 11:45:34 ---Ich finde der Film "Butterfly-Effeckt" zeigt eigentlich sehr schön was für Auswirkungen das hat, wenn man was ändern könnte.
--- Ende Zitat ---
Das ist nur ein (nicht mal besonders guter) Film. (Man nennt laut Wiki diesen dort gezeigten Effekt übrigens in Wirklichkeit "Domino-Effekt".) Da zumindest mir noch kein zeitreisender Mensch bekannt ist und ich also nicht weiß, was nach einer solchen kleinen Veränderung tatsächlich passieren könnte, kann ich genauso gut behaupten: Wenn ich die Vergangenheit ändere, schlüpfe ich bei der Rückkehr in meine zu dieser (veränderten) Welt passende Rolle, da diese andere Vergangenheit ja jetzt auch meine eigene sein müsste.
Im Übrigen wäre ich sehr gerne bereit auszutesten, was bestimmte Veränderungen mit meinem Leben machten. Mich um meine Oma gekümmert zu haben, meine Katze ein paar Wochen früher eingeschläfert oder rechtzeitig einen anderen Zahnarzt konsultiert zu haben - für mich, meine Oma und meine Katze hätte das sehr wahrscheinlich einen positiveren Weg bedeutet.
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