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Welchen Rat würdet Ihr Euch selbst vor 10 Jahren geben?

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CubistVowel:

--- Zitat von: Julya am 03 Februar 2014, 23:44:24 ---Klar habe ich auch Eigenschaften und Defizite, die ich selber nicht mag und die mich teilweise massiv in meinem Leben einschränken, aber wenn man immer nur damit hadert, wäre man permanent in einer Opferrolle.
--- Ende Zitat ---

Es geht doch nicht ums Hadern (oder Jammern oder Schuldzuschieben,) sondern darum, diese Opferrolle hinter sich zu lassen, und zwar möglichst weit. Um dann die Verantwortung über die eigene Zukunft wieder an sich zu nehmen. Auch ich fand die Konfrontation mit vielen früheren Ereignissen unglaublich belastend und kräftezehrend. Aber aus heutiger Sicht hat sich für mich der Aufwand wirklich gelohnt.

Wie bei dir gibt es natürlich auch in meiner Vergangenheit Dinge, denen ich nicht entkommen kann, und von denen ich mich auch in 9 Jahren nicht frei quasseln konnte. Aber womöglich hilft es doch; wenn der Verstand etwas kapiert hat, kommt es vielleicht irgendwann auch im Bauch an. Ich sehe jedenfalls keinen Grund aufzugeben, weil es Kampf und Überwindung bedeutet. Das passiert mir - zugegeben - im täglichen Leben noch öfter, als mir lieb ist, aber in meiner inneren Welt kann ich viel härter mit mir selbst sein. Da drinnen will ich nie wieder Stillstand. Aber das wäre es, wenn ich mich mit meinem heutigen Ich zufrieden gäbe.



--- Zitat von: RaoulDuke am 03 Februar 2014, 22:36:49 ---Der Mann aus dem Spiegel hätte viel früher einen ganz anderen Blick auf die Welt haben können.

--- Ende Zitat ---

Da stellt sich mir natürlich die Frage: Hätte dein früheres Ich auf deine Ratschläge gehört? Für mein eigenes früheres Ich kann ich das nämlich nicht garantieren. (Ehrlich gesagt, nicht mal für mein heutiges...^^) Es heißt ja nicht umsonst: "Gute Ratschläge sind nicht dazu da, sie zu befolgen, sondern um sie weiterzugeben." ;)

sYntiq:
Ich hab den ganzen morgen herumüberlegt, aber trotz (oder auf Grund?) des Postings von Cubist Vowel muss ich eher Julya und Jack zustimmen. "Letztendlich ist alles gut wie es war"
Das heisst natürlich nicht dass man die Vergangenheit ruhen lassen bzw. ignorieren sollte. Man solte halt aus ihr lernen und sie sinnvoll reflektieren.

Aber: Ich bin mit mir auch nicht komplett zufrieden. Es gibt Charaktereigenschaften an mir die ich selbst so gar nicht mag, bzw. Dinge an denen ich heute noch zu knabbern habe. Diese hätte ich durch andere Entscheidungen in der Vergangenheit auch so nie erworben/erlebt, würde mir aber dennoch keinen Ratschlag diesbezüglich in die Vergangenheit schicken. Denn: diese negativen Eigenschaften/Erlebnisse sind schon wieder die Basis für viele Begegnungen, Chancen, Erlebnisse etc. die mich gefestigt haben, bzw. in einer für mich positiven Art geprägt haben. U.A. dank der negativen Dinge aus meiner Vergangenheit  bin ich zu diesem Ich geworden mit dem ich grösstenteils zufrieden bin. Wer weiss wie mein Leben verlaufen wäre wenn ich damals anderes entschieden, anders reagiert hätte. Dann hätte ich vieleicht die Eigenschaften nicht die mich an mir stören, aber wer weiss was stattdessen wäre? Vieleicht hätte ich ein viel glücklicheres und besseres Leben als jetzt, vieleicht würde ich als obdachloser Alkoholiker irgendwo auf der Straße sitzen oder wäre auch schon tot.

In sofern: Ich arbeite lieber jetzt daran die negativen Dinge abzuarbeiten (notfalls mit Therapie), als sie nie gemacht/erfahren zu haben. In diesem Zusammenhang eine weitere Binsenweisheit: Wo Licht ist, da ist auch Schatten! :)

CubistVowel:
Es kommt wohl auch auf Menge und Art der negativen Erlebnisse an. Die schlimmsten, prägendsten Dinge, die mir widerfahren sind, stehen gar nicht auf meiner Liste (Seite 1), da man sie mit einem gut gemeinten Ratschlag sowieso nicht hätte ändern können, zumindest nicht mit einem Rat an mich. Auf vieles, besonders aus der Kindheit und frühen Jugend, hatte ich nämlich gar keinen Einfluss. Auch hatten sie eben keine positiven Begegnungen oder Ereignisse zur Folge, im Gegenteil. Auf die daraus sich entwickelnden Charaktereigenschaften könnte ich gut verzichten. Mal konkret: Ich bin unheimlich misstrauisch, viel zu vorsichtig und unsicher, traue mir nichts zu, fühle mich minderwertig, habe große Verlustängste (und noch einiges, das ich hier garantiert nie öffentlich aufzählen werde.^^)

Wenn ich also wenigstens einige Dinge aus der Welt schaffen könnte, die vermeidbar gewesen wären und die aus meiner Sicht keinerlei positive Ereignisse nach sich zogen, blieben immer noch genügend übrig, um meinen Charakter zu prägen und nicht verflachen zu lassen. ;) Ich brauche auf den ganzen Scheiß obendrauf nicht auch noch (beispielsweise) die Schuldgefühle, die mich seit dem Tod meiner Großmutter plagen, weil ich über mehrere Jahre ihre subtilen Hilferufe nicht wahrgenommen habe. Oder meine Zahnarztphobie und andere Ängste, die mich über viele Jahre hinweg wachsend erst in die Isolation und dann fast in den Suizid getrieben haben. Vieles davon hätte man ziemlich einfach vermeiden bzw. rechtzeitig behandeln können - wenn man nur nicht immer erst hinterher schlauer wäre...

Ich will hier jetzt bestimmt nicht nach Mitleid heischen, diese Sachen sind größtenteils durchgestanden, aber sie haben meiner Person Facetten hinzugefügt, die einfach überflüssig sind, weil sie mich unheimlich viel Lebenszeit und Kraft gekostet haben sowie meinen Umgang mit Menschen negativ beeinflussen und viele - für Andere normale - Dinge einfach unmöglich machen. Also, noch. :)

(Es geht mir hierbei auch nicht um jemandes Zustimmung; es sollte jeder selbst wissen, was er für seine Entwicklung als zu- oder abträglich betrachtet. Oder besser betrachten würde. Es ist ja nur ein fiktives Gedankenspiel; und trotzdem spannend, was dabei zutage kommt. Wäre-Hätte-Fahrradkette... :D)

Black Ronin:
  @ Cubi: Zahnarztphobie >.< . . .  *seufz*  :-\

CubistVowel:
Nachtrag:

Ohne jemandem jetzt zu nahe treten zu wollen: Ehrlich gesagt, ich weiß nicht, ob ich den Leuten überhaupt glauben kann, die behaupten, sie würden alles noch mal genauso machen. Oder nichts ändern, auch wenn sie könnten. Nicht doch das Leben, auch das vergangene, wenigstens ein bisschen einfacher gestalten. Ist man da wirklich ganz GANZ ehrlich zu sich selbst? Oder schließe ich da auf unerlaubte oder naive Art einfach nur von mir auf Andere... :-\

Egal, meine Zweifel sind ja mein eigenes Problem.

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