Schwarzes Hamburg > Politik und Gesellschaft
FDP aus dem Bundestag gefegt - was nun?
colourize:
--- Zitat von: käx am 23 September 2013, 11:28:42 ---ich bin froh, dass die fdp raus ist und insbesondere brüderle leichtfuss gönn' ich es, dass er so kolossal
abgeschmiert ist (ich finde diesen mann einfach unerträglich)
was die zukunft der fdp betrifft, werden wir wohl bald wieder auf einen alten bekannten treffen:
dr. guido weterwelle.
und ich befürchte, dass es ihm gelingen wird, die fdp wieder in den bundestag zurückzuführen. :(
--- Ende Zitat ---
Glaub ich nicht. Westerwelle hatte genau *ein* Thema: Steuersenkungen.
Das Verkürzen des Liberalismus auf den Wirtschaftsliberalismus á la FDP ist aber die Ursache für das Verschwinden der Partei aus den Parlamenten. Windbeutel wie Westerwelle können aber einen ideologischen liberalen Überbau von der Marke eines Ralf Dahrendorf nicht verkörpern.
Die Idee von einer "liberalen Einheitspartei FDP" ist eben über viele Jahre zu wenig substanziell in Politik überführt worden. Mit Schnarre als letzter Bastion gegen ansonsten flach-utilitaristischen Karrierefuzzis (Westerwelle, Niebel, Rösler, Bahr, Christian Lindner etc.) ist nunmal auf Dauer kein Blumentopf zu gewinnen. Und so ist es kein Wunder, dass die ohnehin überschaubare Klientel des Liberalismus bereits seit längerem gespalten ist in ein wirtschaftsliberales Lager (das von der FDP ganz treffend bedient wurde, wenn man mal von Subventionspolitik für die eigene Klientel absieht) und ein sozialliberales Lager (Grüne). Seit jüngerer Zeit ist noch eine (gleichfalls kleine) linkslibertäre Bürgerrechtspartei hinzugekommen (Piraten), was eben auch der Ignoranz (oder dem Umfallen) der FDP gegenüber auf dem ureigens liberalen Themenfeld "Freiheit statt Verunsicherheitlichung" geschuldet ist. Zu allem Überfluss ist mit der AfD nun noch eine nationalliberale Partei auf den Plan getreten, die zwar noch kein Programm hat, aber mit dafür sorgt dass sich das "liberale Lager" (so es dies denn in der Bundesrepublik überhaupt jemals richtig gab) auseinanderdividiert.
So lange also Leute wie Schnarre und Scheffler in die Parteiraison gezwungen werden, solange ein liberaler ideologischer Überbau fehlt, solange "wir wollen aber Steuern sparen"-Flachköppe am Ruder der FDP sind, so lange wird das nichts mit einer "Dachpartei des Liberalismus" in Deutschland. Letztlich müsste man AfD, Piraten, Grüne und Rest-FDP unter einem Dach versammeln und neu gründen. Vielleicht als "Die Liberale" oder so, haha. Dazu bräuchte es aber einen mutigen Vordenker - und eine ideologische Leitidee, die über "Steuern senken" hinausweist.
nightnurse:
--- Zitat von: colourize am 23 September 2013, 12:29:53 ---Das Verkürzen des Liberalismus auf den Wirtschaftsliberalismus á la FDP ist aber die Ursache für das Verschwinden der Partei aus den Parlamenten.
--- Ende Zitat ---
This.
(Ich finde es ziemlich bedauerlich, daß "Liberalismus" und "was die FDP will" heutzutage viel zu oft als Synonyme angesehen werden.)
- OT, die letzten Wahlergebnisse der FDP waren m.E. Unfälle; der Stern nannte es mal "die geliehene Größe der FDP" - mit Steuersenkungsversprechen, Karotten für die Klientel und von der Nichtklientel falsch verstandenen Äußerungen zustandegekommen. Ich bin nicht so optimistisch, anzunehmen, die Wähler seien jetzt zur Besinnung gekommen. Aber es mangelte wohl an Karotten und markigen Sprüchen - und es gibt die AfD als scheinbare Alternative.
schwarze Katze:
--- Zitat von: käx am 23 September 2013, 11:28:42 ---ich bin froh, dass die fdp raus ist und insbesondere brüderle leichtfuss gönn' ich es, dass er so kolossal
abgeschmiert ist (ich finde diesen mann einfach unerträglich)
--- Ende Zitat ---
Freut mich auch, ich göhne FDP diese Blamage.
Eisbär:
Ich hoffe, die FDP lernt etwas aus dieser Niederlage. Ich hoffe, sie lernt das Richtige. Das was ich bisher in Interviews las und hörte, klingt für mich nicht danach, als hätten sie verstanden, warum sie vom Wähler diese Klatsche bekamen. Da ging es mehr darum, dass sie meinten, sie hätten ihre Inhalte nicht transportieren können und dass sie in der Koalition zu wenig ihres Programmes durchsetzen konnten.
Nein, liebe FDP, es lag an den Dingen, die ihr umgesetzt habt. Warum soll die Masse der Bevölkerung eine Partei wählen, die nicht verstanden hat, dass die Wirtschaft für die Menschen da ist und nicht umgekehrt? Liberalität heißt für mich in erster Linie Freiheit für das Individuum. Diese Freiheit muss gegen den Staat und die Wirtschaft verteidigt werden, nicht die Wirtschaft vor dem Volk geschützt werden.
colourize:
--- Zitat von: Eisbär am 23 September 2013, 23:50:37 ---Ich hoffe, die FDP lernt etwas aus dieser Niederlage. Ich hoffe, sie lernt das Richtige. Das was ich bisher in Interviews las und hörte, klingt für mich nicht danach, als hätten sie verstanden, warum sie vom Wähler diese Klatsche bekamen. Da ging es mehr darum, dass sie meinten, sie hätten ihre Inhalte nicht transportieren können und dass sie in der Koalition zu wenig ihres Programmes durchsetzen konnten.
Nein, liebe FDP, es lag an den Dingen, die ihr umgesetzt habt. Warum soll die Masse der Bevölkerung eine Partei wählen, die nicht verstanden hat, dass die Wirtschaft für die Menschen da ist und nicht umgekehrt? Liberalität heißt für mich in erster Linie Freiheit für das Individuum. Diese Freiheit muss gegen den Staat und die Wirtschaft verteidigt werden, nicht die Wirtschaft vor dem Volk geschützt werden.
--- Ende Zitat ---
M.E. sehr zutreffende Analyse der Ursache des Debakels. Indes: Rudi Rentschler von der FDP wusste dies schon bei seiner Rede auf dem FDP-Parteitag im Jahr 2011. Aber auf *ihn* hört ja niemand!
Navigation
[0] Themen-Index
[#] Nächste Seite
[*] Vorherige Sete
Zur normalen Ansicht wechseln