Schwarzes Hamburg > Politik und Gesellschaft

Leben, Tod und das, was dazwischenliegt

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colourize:

--- Zitat von: Kenaz am 06 November 2012, 22:35:40 ---Es will mir kein bisschen einleuchten, warum mein Tod quasi objektiv sinnvoller sein soll, bloß weil meine Niere irgendeinem dahergelaufenen Trottel eingepflanzt wird, der anschließend aus dem Krankenhaus spaziert und erst mal mit neuer Verve und frischem Mute seine Frau verdrischt, seine Kinder misshandelt und anschließend in der nächsten Wahlkabine sein Kreuzchen bei der "Linken" macht. (Ich bitte mein Beispiel übrigens je nach weltanschaulichen & persönlichen Präferenzen zu modifizieren, bspw. durch "Lebensgefährten verdreschen", "Oma ertränken", "Beichtvater foltern", "Katze ficken", "Hamster fisten", "Grüne wählen", "NPD beitreten", "Obertongesang erlernen", whatsoever ...)

--- Ende Zitat ---
Ob ein Mensch die Chance hat weiterzuleben sollte m.E. unabhängig von seinen Taten sein.

Andernfalls müsste ich ja im Umkehrschluss auch Menschen, die Frauen verdreschen, Kinder misshandeln oder Omas ertränken ein geringeres Recht auf Leben beimessen als Menschen, die das nicht tun. Die logische Konsequenz einer solchen Geisteshaltung wäre, dass es weniger verwerflich ist, einen Frauenverdrescher/Kinderschänder/Omaertränker hinterrücks niederzumeucheln als einen Nicht-Frauenverdrescher/Nicht-Kinderschänder/Nicht-Omaertränker. Was gleichsam auf eine moralische Wertordnung hinausliefe, wie sie im Wilden Westen Usus war, wo es völlig okay war den Pferdedieb zu lynchen oder den Bankräuber mal eben am nächsten Baum aufzuknüpfen.

messie:

--- Zitat von: Kenaz ---Es will mir kein bisschen einleuchten, warum mein Tod quasi objektiv sinnvoller sein soll, bloß weil meine Niere irgendeinem dahergelaufenen Trottel eingepflanzt wird, der anschließend aus dem Krankenhaus spaziert und erst mal mit neuer Verve und frischem Mute seine Frau verdrischt, seine Kinder misshandelt und anschließend in der nächsten Wahlkabine sein Kreuzchen bei der "Linken" macht.
--- Ende Zitat ---

Hmm, und wie sieht es für dich aus, wenn deine Niere zufälligerweise jemandem eingepflanzt wird, der Obdachlose davor rettet im Winter zu erfrieren, oder jemandem der als Rechtsanwalt einen großen Pharmaskandal aufdeckt (Stichwort Contergan ...) und damit tausenden von Menschen hilft, oder einem aufopferungsvollen Tafelmitarbeiter ...? Und überhaupt, wer weiß, vielleicht hat ja irgendwann mal jemand einem nicht seine Niere gespendet, dem im Anschluss daran sein Vorhaben, Hitler umzulegen kurz vorm zweiten Weltkrieg, gelungen wäre?

Genug um klarzustellen, dass diese "hätte, wäre, könnte"-Argumentation null komma gar nix bringt? ;)

Kenaz:

--- Zitat von: colourize am 07 November 2012, 00:03:17 ---Ob ein Mensch die Chance hat weiterzuleben sollte m.E. unabhängig von seinen Taten sein.
--- Ende Zitat ---

- Prinzipiell bin ich geneigt, Dir recht zu geben, die Frage ist nur, inwieweit dem einzelnen eine moralische Pflicht daraus gebastelt werden kann, sein Allereigenstes - und viel "eigener" als sein Körper ist nur noch seine Seele, was auch immer das genau bezeichnet - dafür herzugeben, diese Chance jedem unter völliger Ausblendung seiner Person einzuräumen. Ich würde den Satz lieber so formulieren: Jeder Mensch hat unabhängig von seinen Taten das Recht weiterzuleben, aber es besteht keine Pflicht für jeden Menschen, jedem unter allen Umständen und mit allen Mitteln dieses Weiterleben zu ermöglichen.


--- Zitat von: colourize am 07 November 2012, 00:03:17 ---Andernfalls müsste ich ja im Umkehrschluss auch Menschen, die Frauen verdreschen, Kinder misshandeln oder Omas ertränken ein geringeres Recht auf Leben beimessen als Menschen, die das nicht tun.
--- Ende Zitat ---

- Durchaus richtig ja. Um die Frage jedoch ein bisschen unappetitlich zuzuspitzen: Nehmen wir an, Du hast zwei Menschen vor Dir, einen Frauenverdrescher und Omaertränker und einen Frauenstreichler und Omaüberdiestraßebegleiter - Du kannst nur einen mit Deiner Niere retten: bei wem würdest Du sagen, ist sie besser aufgehoben? Was ich damit sagen will: Es gibt Grenzen des "objektiven", ganz und gar neutralen Urteils und wir sollten im Interesse einer gewissen Redlichkeit aufhören so zu tun, als gäbe es die nicht.


--- Zitat von: colourize am 07 November 2012, 00:03:17 ---Die logische Konsequenz einer solchen Geisteshaltung wäre, dass es weniger verwerflich ist, einen Frauenverdrescher/Kinderschänder/Omaertränker hinterrücks niederzumeucheln als einen Nicht-Frauenverdrescher/Nicht-Kinderschänder/Nicht-Omaertränker. Was gleichsam auf eine moralische Wertordnung hinausliefe, wie sie im Wilden Westen Usus war, wo es völlig okay war den Pferdedieb zu lynchen oder den Bankräuber mal eben am nächsten Baum aufzuknüpfen.
--- Ende Zitat ---

- Lynchjustiz ist keineswegs die "logische Konsequenz", wenigstens nicht im Sinne von "logisch"="zwingend" ... - aber es kommt am End' schon irgendwas zwischen "lex talionis" und Nietzsches "Herrenmoral" dabei raus ... - Aus Zeitgründen muss ich an dieser Stelle leider abbrechen, später gerne mehr.

Schönes Thema übrigens, vielleicht knie ich mich doch ein bisschen tiefer rein. ;)

Graf Edward Zahl:
Ich sehe keinen Grund für Organspende...
Warum sollten Leute durch mein Ableben profitieren?
Also ganz ehrlich, zum einen hab ich nie wirklich aktiv gesund gelebt...
Zum ander'n ist mir diese Organspendedebatte viel zu emotional aufgeladen, als das man rational entscheiden könnte, ob das wirklich sinnvoll ist.
Zum Dritten ist mir das Leiden irgendwelcher Menschen ebenfalls egal.

Ausserdem öffnet man Missbrauch Tür und Tor. Wenn irgendein Reicher sterbenskrank ist, und ein Organ braucht, dass dann nicht vielleicht auch mal einen bisschen nachgeholfen wird.
Warum auch nicht?

http://www.youtube.com/watch?v=gQnejLliS9g

CubistVowel:
Ich für meinen Teil bin froh, dass Organverpflanzungen ohne Ansehen der Person erfolgen. Mir wäre es natürlich auch lieber, ein mir "genehmer" Mensch bekäme meine Organe, aber soweit ich weiß, gibt es kein allgemeingültiges Bewertungssystem für den Wert eines Menschenlebens, und damit kann ich sehr gut leben. (Zum Glück, denn in der heutigen Gesellschaft entschiede höchstwahrscheinlich der finanzielle Nutzwert dieses Menschen.)

Und wer aus dem Grunde nicht spenden will, weil es "Schindluder" gibt, handelt genau kontraproduktiv. Wie ich oben schon schrieb, würde eine größere Menge an Organspendern diese miesen Geschäfte unrentabel machen.

Ich hoffe für all diejenigen, die gegen Organspenden sind, dass sie niemals in so eine schlimme, schmerzhafte und ausweglose Lage geraten, dass ein neues Organ das letzte Mittel ist. Dann ist es übrigens meistens auch schnell vorbei mit dem großen Maul.

Vielleicht sollte man aber tatsächlich die Konsequenzen ziehen und daraus ein geschlossenes System machen? Das hieße, nur wer vor Ausbruch seiner Erkrankung bereits eine bestimmte Zeit als Spender registriert ist, hätte selbst ein Anrecht auf eine Transplantation. Nur mal als Anregung...^^

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