Schwarzes Hamburg > Politik und Gesellschaft

Leben, Tod und das, was dazwischenliegt

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Julya:

--- Zitat von: Strigoi_69 am 06 November 2012, 18:49:26 ---Doch ich vertraue auch nicht der Ärzteschaft, sowie der Pharmaindustrie. Wer am meisten von Organspenden profitiert ist ja wohl klar..

--- Ende Zitat ---
Ja, die Transplantierten!
Ich bin fest davon überzeugt, daß das deutsche System der Organvergabe eines der besten der Welt ist. Schwarze Schafe gibt es überall und in allen Branchen, aber ich glaube, wir können uns nicht im Entferntesten vorstellen, wie es ist, sieben Jahre auf einer Warteliste für eine Niere zu stehen, wenn man das nicht selber mal erlebt hat.

Es gibt ein Punktesystem, das die Dringlichkeit regelt. Da kann man selbst nach Jahren an der Dialyse immer noch im Bereich von 13, 14, oder 15 sein und erst ab 30 hat man überhaupt die Chance auf der Liste weiter nach vorne zu rutschen. Ab 32 besteht allerdings schon akute Lebensgefahr. (Ich weiß jetzt nicht mehr die exakten Zahlen, aber so in etwa liegen die Entfernungen zwischen jahrelangem Leiden und der annähernden Chance auf ein Organ.)
Und es gibt durchaus viele Menschen, die schon bei Organentnahmen dabei waren: Nämlich die Transplantationsärzte. Und man kann ja wohl kaum einem kompletten Berufsstand Bestechlichkeit und Unmenschlichkeit vorwerfen.


Und merkwürdige Befindlichkeiten, gepaart mit Halbwissen und Aberglauben verbauen den Menschen, die dringend auf ein Organ angewiesen sind, den Weg, um weiter LEBEN zu können.
Ich finde es außerdem ziemlich herablassend von Dir, daß Du denkst, beurteilen zu können, welcher Aufwand einen Monat, ein Jahr, oder zehn Jahre Leben wert ist.
Ich denke, es ist ein unglaublich befreites Leben, wenn man nicht mehr vier Mal die Woche stundenlang zur Dialyse, sondern nur noch drei Mal am Tag Tabletten schlucken muss.

nightnurse:
Danke  ;D

Eisbär:

--- Zitat von: Strigoi_69 am 06 November 2012, 18:49:26 ---Da wohl kaum jemand von uns bei einer Organentnahme dabei war, wissen wir nicht wirklich, was genau geschieht.
--- Ende Zitat ---
Ich war bei einer Beinamputation dabei. Zählt das auch?

Kaffeebohne:

--- Zitat von: Strigoi_69 am 06 November 2012, 18:18:30 ---Es ist jedem selbst überlassen- Gott sei Dank- ob er seine Organe zur Verfügung stellt. Verurteilen sollte man keine Seite- nur man selbst kann über seinen Körper bestimmen.

Ich empfinde es auf jeden Fall als einen würdelosen Tod, wenn mein Körper am sterben ist und die Ärzte darauf gieren, mir möglichst viele Organe zu entnehmen. Die Verwandten dürfen dann um eine "leere Hülle" trauern? Ich wünsche mir jedenfalls an meinem Todestag einen möglicht pietätvollen Umgang mit meiner Leiche- dies ist auf dem OP Tisch nicht gegeben. Und wer weiß, ob wir es nicht doch mitbekommen  ;). 

--- Ende Zitat ---
Ich denke, man sollte anderen Menschen auch eine andere Meinung als die eigene zugestehen. Wenn jemand es als würdelos empfindet, dann möchte ich nicht darüber urteilen.


Meine Meinung ist: wenn ich tot bin, bin ich tot. Dann nützen mir auch gesunde Organe nichts mehr. Wenn einem Menschen damit aber das Leben gerettet oder zumindest deutlich erleichtert wird, dann wäre ich nicht "umsonst gestorben".

Ich denke, man trauert immer irgendwie um eine leere Hülle, auch wenn dem toten Körper keine Organe entnommen wurden. Der Mensch ist nicht mehr da. Und ich möchte gern in der Erinnerung derer, die um mich trauern, weiterleben. Der Körper verwest sowieso...

Kenaz:
Ohne mich jetzt allzu tief in diese Diskussion hier reinknien zu wollen, da wahrscheinlich eh' nur wieder der ewige "Wissenschafts"-Sermon 'rauf- & 'runtergenudelt wird: hierzu allerdings kann ich mir einen klitzekleinen Kommentar beim besten Willen nicht verkneifen:


--- Zitat von: Kaffeebohne am 06 November 2012, 20:05:14 ---Wenn einem Menschen damit aber das Leben gerettet oder zumindest deutlich erleichtert wird, dann wäre ich nicht "umsonst gestorben".
--- Ende Zitat ---

WARUM eigentlich, wenn ich mal so ketzerisch fragen darf? Es wird immer so gerne als eine völlig selbstverständliche Evidenz hingestellt, als ob "das Leben" ein Wert an sich sei, der nicht weiter hinterfragt werden könne/dürfe und uuuunbedingt & auf Teufelkommraus erhaltenswert sei? Desgleichen "der Mensch"? Bitteschön wieso und weshalb eigentlich? Ich für meinen Teil kann mir jedenfalls ohne nennenswerte Mühe eine unfassbar riesengroße Horde Honks vorstellen, bei der mich der Gedanke im Grabe rotieren lassen würde, einer dieser Idioten könne mit Hilfe meiner unschuldigen, rechtschaffenen Organe noch ein paar Jahre länger auf diesem Planeten seinen Dünnsinn verzapfen und Schwachfug anstellen, als ihm das nach Gottes weisem Ratschluss eigentlich möglich gewesen wäre.

Es will mir kein bisschen einleuchten, warum mein Tod quasi objektiv sinnvoller sein soll, bloß weil meine Niere irgendeinem dahergelaufenen Trottel eingepflanzt wird, der anschließend aus dem Krankenhaus spaziert und erst mal mit neuer Verve und frischem Mute seine Frau verdrischt, seine Kinder misshandelt und anschließend in der nächsten Wahlkabine sein Kreuzchen bei der "Linken" macht. (Ich bitte mein Beispiel übrigens je nach weltanschaulichen & persönlichen Präferenzen zu modifizieren, bspw. durch "Lebensgefährten verdreschen", "Oma ertränken", "Beichtvater foltern", "Katze ficken", "Hamster fisten", "Grüne wählen", "NPD beitreten", "Obertongesang erlernen", whatsoever ...)

Und jaaaaa, geschenkt: das Beispiel ist mal wieder ein bisschen provokant formuliert, doch ich denke, jeder geneigte Leser, der willens & fähig ist, bis drei zu zählen, weiß, was ich damit sagen will und wo der Hase m. E. im Pfeffer liegt. Und wer nicht bis drei zählen will/kann, der kriegt den Hasen nicht und meine Niere schon gleich gar nicht. Vielleicht meine Leber oder meine Lunge - damit wünsch' ich ihm dann allerdings viel Spaß!  ;D

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