Schwarzes Hamburg

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Autor Thema: Vertrag zwischen der Stadt Hamburg und muslimischen Vertretern  (Gelesen 36808 mal)

Mishima

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Re: Vertrag zwischen der Stadt Hamburg und muslimischen Vertretern
« Antwort #30 am: 27 Dezember 2012, 23:07:50 »

Schön gesprochen, messie! :)
Ich glaube ein Türkischunterricht hätte mich meiner Zeit noch mehr gereizt als ein Islamunterricht, den man immer und überall in Anspruch nehmen kann.
Frage mich jetzt ernsthaft, warum Türkisch noch nicht als Zweitsprache an deutschen Schulen angeboten wird?!
Ich kenne viele Freunde, die das begrüßen würden, selbst Deutschnationale.
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colourize

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Re: Vertrag zwischen der Stadt Hamburg und muslimischen Vertretern
« Antwort #31 am: 27 Dezember 2012, 23:22:51 »

Schön gesprochen, messie! :)
Ich glaube ein Türkischunterricht hätte mich meiner Zeit noch mehr gereizt als ein Islamunterricht, den man immer und überall in Anspruch nehmen kann.
Frage mich jetzt ernsthaft, warum Türkisch noch nicht als Zweitsprache an deutschen Schulen angeboten wird?!
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Weil türkisch bei uns die Sprache der Benachteiligten ist. Es ist die Sprache derer, die wir hier nicht teilhaben lassen, die wir ausgrenzen.
Es bringt nichts, diese Sprache zu schulen, weil man sie nicht für eine Karriere braucht.
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Mishima

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Re: Vertrag zwischen der Stadt Hamburg und muslimischen Vertretern
« Antwort #32 am: 27 Dezember 2012, 23:29:10 »

Da hast du leider Recht!
Da sieht man mal wir stark unser Schulsystem von wirtschaftlichen Interessen beeinflusst ist.
Sozial- und gesellschaftspolitisch wäre es aber sehr wohl von Interesse.
Und dieser Faktor wirkt sich auch auf die Wirtschaft aus, auch wenn das noch keiner erkennt.
Aber im Endeffekt zählen nur die konkreten Umsetze, so traurig es ist.
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messie

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Re: Vertrag zwischen der Stadt Hamburg und muslimischen Vertretern
« Antwort #33 am: 27 Dezember 2012, 23:37:54 »

Schön gesprochen, messie! :)
Ich glaube ein Türkischunterricht hätte mich meiner Zeit noch mehr gereizt als ein Islamunterricht, den man immer und überall in Anspruch nehmen kann.
Frage mich jetzt ernsthaft, warum Türkisch noch nicht als Zweitsprache an deutschen Schulen angeboten wird?!
Ich kenne viele Freunde, die das begrüßen würden, selbst Deutschnationale.
Weil türkisch bei uns die Sprache der Benachteiligten ist. Es ist die Sprache derer, die wir hier nicht teilhaben lassen, die wir ausgrenzen.
Es bringt nichts, diese Sprache zu schulen, weil man sie nicht für eine Karriere braucht.

Das ist die Denke der aktuellen Kultusminister, ich hoffe dann aber doch, dass es nicht wirklich deine ist ... ;)

Der _eigentliche_ Sinn einer Schule ist, die Welt verstehen zu lernen, beruflich wie privat. Dazu gehört auch zwangsläufig ein Verständnis für Inhalte fremder Kulturen, weil unsere Welt nun einmal multikulturell ist. In Großstädten jedenfalls kommst du an anderen Kulturen kaum bis gar nicht vorbei, also ist es m.E. Pflicht einer hiesigen Schule, die Kinder/Jugendlichen auf jene vorzubereiten, um im Ernstfall angemessen damit umgehen zu können.

Dass die Politiker von heute die Schule respektive Universität nur noch als "Ort, der auf eine Karriere vorbereiten soll, möglichst ohne sozialen Bezug"  begreifen, das ist leider eine Realität, die ich persönlich sehr traurig finde und überdies auch ziemlich unverschämt. Denn Menschen führen kann nur angemessen wer die Menschen kennt, und das klappt nun einmal nicht ohne Unterricht, der über den Tellerrand guckt. Es sei denn natürlich, man möchte damit weitermachen, Nullempathen wie Herrn Rösler hochzuzüchten und lieber sozialen Unfrieden schüren, anstatt Toleranz wachsen zu lassen.
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Re: Vertrag zwischen der Stadt Hamburg und muslimischen Vertretern
« Antwort #34 am: 28 Dezember 2012, 11:31:38 »

Schön gesprochen, messie! :)
Ich glaube ein Türkischunterricht hätte mich meiner Zeit noch mehr gereizt als ein Islamunterricht, den man immer und überall in Anspruch nehmen kann.
Frage mich jetzt ernsthaft, warum Türkisch noch nicht als Zweitsprache an deutschen Schulen angeboten wird?!
Ich kenne viele Freunde, die das begrüßen würden, selbst Deutschnationale.
Weil türkisch bei uns die Sprache der Benachteiligten ist. Es ist die Sprache derer, die wir hier nicht teilhaben lassen, die wir ausgrenzen.
Es bringt nichts, diese Sprache zu schulen, weil man sie nicht für eine Karriere braucht.

Das ist die Denke der aktuellen Kultusminister, ich hoffe dann aber doch, dass es nicht wirklich deine ist ... ;)
Doch, das ist meine Diagnose unserer Gesellschaft in Deutschland (in anderen Ländern ist das allerdings auch nicht anders, z.B. ist Arabisch in Frankreich auch nicht Gegenstand der Sprachausbildung in Schulen). Die KMK würde hingegen obige Feststellung niemals unterstützen.

Btw. sage ich nicht, dass es so sein *sollte*, sondern dass es so *ist*.

Der _eigentliche_ Sinn einer Schule ist, die Welt verstehen zu lernen, beruflich wie privat. Dazu gehört auch zwangsläufig ein Verständnis für Inhalte fremder Kulturen, weil unsere Welt nun einmal multikulturell ist. In Großstädten jedenfalls kommst du an anderen Kulturen kaum bis gar nicht vorbei, also ist es m.E. Pflicht einer hiesigen Schule, die Kinder/Jugendlichen auf jene vorzubereiten, um im Ernstfall angemessen damit umgehen zu können.
Die Lehrpläne sind schon jetzt rappelvoll, Schüler wie Lehrer klagen darüber dass sie nicht genügend Zeit haben den Stoff wirklich eingehend zu behandeln. Wenn man also zusätzlich zum christlichen Religionsunterricht die Berücksichtigung von Islamischer Religionskunde, Türkisch, Hiphopkunde, Heavy-Metalwissenschaften, Smartphonekompetenz und meinetwegen Bierdeckelkunde im Curriculum fordert, muss man auch sagen was dafür denn wegfallen soll.
« Letzte Änderung: 28 Dezember 2012, 11:33:48 von colourize »
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messie

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Re: Vertrag zwischen der Stadt Hamburg und muslimischen Vertretern
« Antwort #35 am: 28 Dezember 2012, 11:50:38 »

Zitat
Btw. sage ich nicht, dass es so sein *sollte*, sondern dass es so *ist*.

Exakt.
Ich hingegen rede vom "sein sollte". Wer Fremdenhass abschaffen will, der sorgt dafür, dass sich die einander so Fremden auf einmal nicht mehr so fremd sind. Am besten funktioniert dies, indem man schon früh damit beginnt, das angeblich so Fremde bekannt zu machen.
Gerade im Bezug auf die Religionen hilft es auch, Gläubige von Fanatikern zu unterscheiden. Dann kanalisiert sich die Ablehnung rein auf die Fanatiker - genau dort gehört sie auch hin.

Zitat
Die Lehrpläne sind schon jetzt rappelvoll, Schüler wie Lehrer klagen darüber dass sie nicht genügend Zeit haben den Stoff wirklich eingehend zu behandeln.

Ich wüsste nicht dass die Beschwerden bezüglich der Fächer Religion und Musik kommen ;)
Im Gegenteil, in Religion wird vieles haufenweise wiederholt. Vermutlich gewollt, um den Kleinen das Ganze einzuimpfen damit sie da verdammnichnochmal endlich selbst mal an den Kram glauben  8)
Da ist definitiv noch viel, sehr viel Platz für neue Inhalte.
Was den Musikunterricht angeht, habe ich ja oben schon genug zu gesagt. Man kann. Wenn man denn will.
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Re: Vertrag zwischen der Stadt Hamburg und muslimischen Vertretern
« Antwort #36 am: 28 Dezember 2012, 12:00:06 »

Ich hingegen halte den Musikunterricht für wichtig. Ich stimme zwar zu, dass er seine Relevanz nicht deutlich macht. Aber durch einen sich anbiedernden Hiphop-Culture-Musikunterricht (btw. ein Gegenstand, bei dem die Schüler vermutlich ohnehin immer mehr wissen als die Lehrperson) wird die Relevanz nicht deutlicher. Der Musikunterricht wird einfach nur noch lächerlicher.

Aber das müssen wir nun nicht ausführen... denn all die Inhalte die Du vorgeschlagen hast, wirst Du nicht in die paar Stunden Religions- und Musikunterricht mit reinquetschen können, die an den Schulen gelehrt werden. Jedenfalls keinen türkischen Sprachunterricht, der wirkliche Sprachkompetenz vermittelt.
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Mishima

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Re: Vertrag zwischen der Stadt Hamburg und muslimischen Vertretern
« Antwort #37 am: 28 Dezember 2012, 12:18:34 »

Ich will keine Paranoia schüren, aber ich habe manchmal den Eindruck, dass fachliche Kompetenzen in dem Bereich gar nicht überall erwünscht sind. Komischer Weise sind es grade türkischstämmige Kollegen von mir, die immer wieder versucht haben, mir die Idee der zweisprachigen Verständigung auszureden.
Das lässt in mir das ungute Gefühl zurück, dass die Abgrenzung und Ausgrenzung der Kulturen keine einseitige Sache ist, sondern von verschiedenen Gruppen "erwünscht" ist. Es herrscht immer noch eine Atmosphäre gegenseitigen Misstrauens. Und ich dachte das Thema sei langsam mal gegessen.
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Re: Vertrag zwischen der Stadt Hamburg und muslimischen Vertretern
« Antwort #38 am: 28 Dezember 2012, 12:34:17 »

Ich will keine Paranoia schüren, aber ich habe manchmal den Eindruck, dass fachliche Kompetenzen in dem Bereich gar nicht überall erwünscht sind. Komischer Weise sind es grade türkischstämmige Kollegen von mir, die immer wieder versucht haben, mir die Idee der zweisprachigen Verständigung auszureden.
Das lässt in mir das ungute Gefühl zurück, dass die Abgrenzung und Ausgrenzung der Kulturen keine einseitige Sache ist, sondern von verschiedenen Gruppen "erwünscht" ist. Es herrscht immer noch eine Atmosphäre gegenseitigen Misstrauens. Und ich dachte das Thema sei langsam mal gegessen.
Ich finde das kein Stück erstaunlich. Die meisten in Deutschland lebenden Menschen labeln aufgrund eines ganz normalen und akzeptierten Alltagsrassismus Menschen als "türkisch" (== "nicht zum Volksblut dazugehörig") obwohl diese Menschen nie in der Türkei gelebt haben, ihre Eltern nie in der Türkei gelebt haben und ihre Großeltern die Türkei zuletzt als junge Erwachsene für länger als einen Ferienaufenthalt gesehen haben. Da sich das ganze faktisch hart an der Realität reibt (es sind eben keine Türken, wenn sie keinen türkischen Pass haben!) erfinden wir so etwas wie "Migrationshintergrund" - eine weitere Mumpitzkategorie, denn die letzten Vorfahren, die selbst migriert sind, waren die Großeltern... Und die Alltagserfahrung der Betroffenen in dieser völlig absurden Situation: man kann sich anstrengen wie man will - aufgrund des Nachnamens und der Herkunft wird man benachteiligt, bekommt viel schwerer eine Wohnung, gilt schon vor der Einschulung als Schulversager, wird im Kaufhaus kritisch von den Verkäufern beäugt und gilt immer und nahezu überall gleich als Assiproll oder Islamist, wahlweise als islamistischer Assi, in jedem Fall aber als Typ der seine Frau schlägt (oder bei Frauen: als unterdrücktes Heimchen).

Dass es dann zu einer auch inneren Abschottung nach dem Muster "Wir, die Ausgegrenzten die hier nicht richtig dazugehören" kommt - das ist doch kein Wunder. Das letzte was man dann will ist, dass man sich der allgegenwärtigen Überwachung durch Verkäufer im Kaufhaus, Polizeistreife auf dem Kiez, Omas in der U-Bahn gar nicht mehr entziehen kann weil die alle auch türkisch verstehen.
« Letzte Änderung: 28 Dezember 2012, 12:36:16 von colourize »
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Mishima

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Re: Vertrag zwischen der Stadt Hamburg und muslimischen Vertretern
« Antwort #39 am: 28 Dezember 2012, 12:56:53 »

Besser hätte ich es nicht formulieren können.
Dies ist auch meine Auffassung. Rassismus und Ausgrenzung hat weitere Formen des Rassismus und der Ausgrenzung auf allen Seiten geschaffen.
Der Ausdruck "Migrationshintergrund" ist der reinste Euphemismus und im Grunde viel Rassistischer als der Ausdruck Ausländer. Migrationshintergrund ging mir schon immer auf den Sack.
Meine Freundin hat schon einige zynische Witze über ihren "Migrationshintergund" rausgehauen, die müsste ich mal niederschreiben.
Was soll das eigentlich heissen "Migrationshintergrund"? Das bedeutet doch nichts anderes als: "Du bist Deutscher, aber eigentlich nicht wirklich."
Das ist fast schon unverschämt.
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Re: Vertrag zwischen der Stadt Hamburg und muslimischen Vertretern
« Antwort #40 am: 28 Dezember 2012, 13:00:45 »

Zitat
Aber das müssen wir nun nicht ausführen... denn all die Inhalte die Du vorgeschlagen hast, wirst Du nicht in die paar Stunden Religions- und Musikunterricht mit reinquetschen können, die an den Schulen gelehrt werden. Jedenfalls keinen türkischen Sprachunterricht, der wirkliche Sprachkompetenz vermittelt.

Stimmt, müssen wir nicht.
Was Musik und Religion angeht, bin ich da schlicht anderer Meinung. Ich bin davon überzeugt, dass eine Anpassung der Lehrpläne möglich ist - so man es denn auch wirklich will.
Eine andere Sprache ist immer schwierig zu integrieren. Dennoch, warum nicht spezialisierte Schulen für neuzeitliche Sprachen eröffnen, bzw. dorthin umgestalten? Bei altsprachlichen Gymnasien klappt das doch schließlich auch. Wenn man Latein, Griechisch und Hebräisch lehren kann, ist doch stattdessen auch Platz für Türkisch, Spanisch und Russisch: Sprachen, die hierzulande nicht eben selten gesprochen werden. Und da Sprachunterricht auch immer gleichzeitig ein kultureller Unterricht ist, fördert es kulturelle Toleranz und Akzeptanz.

Dasselbe gilt für, damit sind wir wieder ontopic, fremde Religionen. Ein Religionsunterricht ohne den kulturellen Hintergrund dieser Religion zu lehren machte keinen Sinn.
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Eisbär

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Re: Vertrag zwischen der Stadt Hamburg und muslimischen Vertretern
« Antwort #41 am: 28 Dezember 2012, 14:19:17 »

Wenn jemand in bereits dritter Generation in einem Land lebt, geh ich eigentlich davon aus, dass er sich dem Land zugehörig fühlt.
Die USA sind durch die Masse an Einwohnern mit den verschiedensten Herkünften ihrer Familien ein gutes Beispiel. Die sind dort eben nicht Polen, Italiener, Iren, Briten oder Deutsche (letztere sind übrigens die größte Gruppe in den USA!), sondern sie sind Amerikaner.

Und auch in Deutschland gibt es Menschen mit Herkunft aus allen möglichen Ecken der Welt. Man bedenke die Mengen von Menschen aus Polen, die hier mal einwanderten Jahrhunderte früher die Hugenotten oder auch relativ aktuell Vietnamesen, die mit den neuen Bundesländern übernommen wurden. Die sprechen von sich selbst ganz selbstverständlich als Deutsche, ebenso die Nachfahren italienischer Gastarbeiter aus den 50er und 60er Jahren.

Die sind nicht nur integriert, die sind inzwischen assimiliert und das ist wirklich nichts schlechtes.
Die Probleme der Parallelgesellschaften liegt nun darin, dass auf der einen Seite die Gastarbeiter kamen, und auch selbst vorhatten, nach relativ kurzer Zeit wieder zu gehen. Warum also sollte sie sich um Integration bemühen? Das war ja auch von der Bevölkerung nicht wirklich erwartet. Sie wurden hier zwar willkommen geheißen, waren sie doch dringend benötigte Arbeitskräfte, es war aber auch jedem klar, die gehen wieder. Sie gingen aber eben nicht alle wieder. Ein großer Teil blieb.

Dass die Nachkommen dieses großen Teils aber immer noch türkische Namen tragen, nur untereinander heiraten etc., liegt daran, dass man sich in seiner Parallelgesellschaft bereits eingerichtet hat. Man kann hier inzwischen in einer solchen leben.

Überlegt mal, wie das in den USA zur Zeit der großen Einwanderungswellen ablief. Die Menschen kamen an, bekamen als erstes ihren Namen auf einen amerikanischen geändert und mussten englisch lernen.

Das Aufbrechen dieser Parallelgesellschaften in Deutschland erfordert die Bereitschaft der Bevölkerung, die Menschen in ihrer Mitte aufzunehmen. Der größte Teil der Bevölkerung ist durchaus bereit dazu. Die Bereitschaft auf der anderen Seite, eben in dieser Mitte der Bevölkerung aufzugehen, ist hingegen kaum vorhanden. Sie ist von dieser Seite unerwünscht; sie wurde sogar bei seinem letzten Staatsbesuch vom türkischen Ministerpräsidenten Erdoğan verteufelt.
Es funktioniert eben nicht, seine eigene Kultur zu 100% zu bewahren und gleichzeitig Teil einer neuen Kultur zu werden. Dieser Spagat ist nicht machbar, nicht wenn große Teile der Kulturen so unterschiedlich sind. Es müssen auf der einen oder anderen Seite Abstriche gemacht werden. Und wenn Integration funktionieren soll, müssen die Abstriche bei der eingewanderten Kultur gemacht werden.

Mit dem Sprachunterricht ist das ganz einfach: natürlich könnte man Türkisch zum Pflichtfach in Schulen machen. Aber warum sollte man? Wir haben auch nicht Polnisch, Italienisch, Vietnamesich, Russisch oder Griechisch zum Pflichtfach gemacht. Ein Land kann Integration vieler verschiedener Bevölkerungsgruppen nur leisten, wenn diese Bevölkerungsgruppen sich dem Land anpassen, nicht umgekehrt.
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Infos: www.nofuba.de

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Re: Vertrag zwischen der Stadt Hamburg und muslimischen Vertretern
« Antwort #42 am: 28 Dezember 2012, 14:54:26 »

@Eisbär
Im Grunde hast du Recht,
aber seien wir realistisch, diese Anpassung wird nicht passieren, schon gar nicht auf Initiative derer, die in diese Parallelgesellschaften eingebunden sind.
"Wir" müssen von Aussen diese Strukturen und Barrieren aufbrechen,
in dem wir in diese eindringen, ob nun mit oder ohne Einladung.
Wenn man alles über die jeweils andere Kultur weiss, ist es nicht mehr möglich irgendwelche Gründe zur Abgrenzung vorzuschieben. Dann wird der blanke gegenseitige völkische Rassismus bloßgelegt und dann muss Klartext geredet werden, um noch zu einem Dialog zu finden, was ich befürworte.
Falsche Toleranz auf der Basis von Unwissenheit und romantischer Verklärung bringt gar nichts.
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Re: Vertrag zwischen der Stadt Hamburg und muslimischen Vertretern
« Antwort #43 am: 28 Dezember 2012, 16:25:02 »

Zitat
Mit dem Sprachunterricht ist das ganz einfach: natürlich könnte man Türkisch zum Pflichtfach in Schulen machen. Aber warum sollte man?

Ganz einfach - um in Kontakt mit jenen zu treten, um die es Richtung Integration geht.
Jugendliche sind noch sehr gut zu erreichen, erwischt man sie doch schließlich in einem Alter, in dem sie sich selbst von den eigenen Eltern abgrenzen möchten (nennt sich Pubertät, sowas ;) ). Wenn die Eltern also die Parallelgesellschaft predigen und vielleicht die Deutschen als Feindbild installieren möchten, dann gelingt es ihnen umso schwerer, umso besser die Migrationshintergründler mit den Nichtmigrationierten - sprich die "Ausländer" mit den "Deutschen" - klarkommen.
Und wenn dann die "Deutschen" selbst ihre Vorurteile gegenüber den "Ausländern" abbauen, dann läuft auch die Predigt der Eltern etc. ins Leere, dass sie ja voll unerwünscht wären und es sich deswegen erst gar nicht lohne, sich zu integrieren.

Bei Fanatikern gelingt das natürlich nicht, aber da ist eh Hopfen und Malz verloren. Ich glaube aber, dass der Anteil der Fanatiker sehr klein ist, viel kleiner als es uns die Massenmedien immer weis machen wollen.

Momentan jedenfalls wird dank der Medien ein echtes Feindbild aufgebaut, Muslime sind sicher schon in vielen Köpfen durch die Bank potenzielle Terroristen und der Koran ein wahres Teufelswerk.
Und das, obwohl der Gott des Koran sehr viel gütiger ist als der Gott der Bibel und auch lange nicht so widersprüchlich. Nur, weiß halt kaum jemand. Warum wohl - es gab ja niemals Unterricht darüber.
Schon komisch, dass wir über die Kultur der Römer mehr wissen, die sind immerhin fast schon über 1500 Jahre lang tot, als über die Kultur unserer Nachbarn.
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Re: Vertrag zwischen der Stadt Hamburg und muslimischen Vertretern
« Antwort #44 am: 28 Dezember 2012, 16:41:08 »

Und das, obwohl der Gott des Koran sehr viel gütiger ist als der Gott der Bibel und auch lange nicht so widersprüchlich.
Mich fasziniert deine Schwärmerei, aber wenn ich mal in deine Welt eindringen dürfte, genau das meinte ich mit romantischer Verklärung.
Der Gott des Qur´an ist gütiger als der Gott der Bibel?
Welchen Qur´an und welche Bibel hast du gelesen? (rhetorische Frage, es gibt nur eine Schrift)
Widerspruchsfreier stimmt, Allah subhanahu wa ta'ala ist mit Sicherheit konsequenter, das muss ich zugeben,
aber gütiger?
Soll ich dir ein paar Verse aus dem heiligen Qur´an zitieren?
Gerne auch auf Deutsch. ;)
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