Schwarzes Hamburg

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Autor Thema: Privatisierung, Entdemokratisierung, Lobbyismus...  (Gelesen 23122 mal)

CubistVowel

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Privatisierung, Entdemokratisierung, Lobbyismus...
« am: 07 Mai 2012, 20:49:47 »

...Monopolisierung und Werteverfall -

- zunächst am Beispiel des deutschen Gesundheitssystems. Ein langer Artikel von Hausarzt und CSU-Politiker Jan Erik Döllein. Der erste Teil entstand 2008 und befasst sich hauptsächlich mit den Folgen bzw. den zu erwartenden Auswirkungen der laufendenden Privatisierung des Gesundheitssystems und der Macht des Bertelsmann-Konzerns.

Im zweiten Teil befasst sich der Autor allgemeiner mit dem Ausverkauf der Demokratie und der Reduzierung des Menschen auf seinen Marktwert und fragt sich, ob man die essentielle Daseinsvorsorge (z. B. Elektrizitäts-, Wasser-, Gasversorgung, Bildung und Kultur, Kommunikation, Wohnen, Beförderung und Verkehrswesen, Gesundheitssystem, Rentenversicherung und Pflege) großen Konzernen und (Quasi-)Monopolisten überlassen darf:

http://www.arztwiki.de/wiki/Jan_Erik_D%C3%B6llein#Texte_von_D.C3.B6llein

Zitate daraus: "Für die Querleser trotzdem eine kurze Zusammenfassung:
1. Die Grundstruktur unseres Landes wurde und wird komplett verändert. An die Stelle einer sozialen Marktwirtschaft tritt die Politik des Sozialdarwinismus, der die Schwachen noch schwächer und die Starken noch stärker machen soll. 2. Die im Grundgesetz verankerte parlamentarische Demokratie bleibt wie eine Fassade davor stehen und dient allein dazu, den Strukturwandel unseres Landes zu überwachen und Verstöße zu verfolgen. Dem einzelnen Bürger dient sie immer weniger. 3. Die selbsternannten Eliten unseres Landes bestimmen diese Veränderung über mächtigen Lobbyismus, der in allen Bundesministerien zuhause ist, der die wenigen politischen Entscheidungsträger konsequent führt oder bei Zuwiderhandlung zerstört. Viele Lobbyisten arbeiten direkt als „Leihbeamte“ in allen Ministerien und stellen die Weichen für ihre Arbeitgeber. 4. Das Ziel ist die komplette Vermarktung des Bürgers sowie dessen Kontrolle in allen Lebensphasen und die Umwandlung zu einem gefügigen Angestellten der Firma Deutschland. 5. Soziale Wärme, Solidarität und Gerechtigkeit werden als Hemmnis dieser Entwicklung verstanden und sollen zerstört werden. 6. Diese Politik betrifft nicht nur Deutschland, auch wenn wir es wieder am perfektesten veranstalten, sondern die ganze Welt und sie drückt aus, was wirklich unter dem Begriff der „Globalisierung“ zu verstehen ist.

[...]

Das ist das Problem unserer Zeit, immer mehr Bestandteile unseres täglichen Lebens gehören immer weniger Besitzern. Ich kann das gerne in verschiedensten Bereichen tolerieren, bei Gütern, die mir, wie bei den oben genannten Getränken freie Entscheidung lassen, aber in keinem Fall dürfen Grenzen überschritten werden, die die Individualität des Einzelnen verletzen, die das Leben und Überleben des einzelnen Bürgers als Wert in die Hände von Kapitalgesellschaften überantworten."

--------

Ein langer, aber lesenswerter Artikel. Hin und wieder etwas mit überflüssiger Polemik behaftet, was den Wahrheitsgehalt (leider) nicht vermindert.

Mir wird selbst ganz flau, wenn ich daran denke, dass in Großbritannien, einem der Vorreiter des Privatisierungswahns, in einigen Counties sogar die Polizei bzw. große Teile der Polizeiarbeit verstaatlicht wurden/werden sollen. Auch in Deutschland ist bereits eine Privatisierung einiger bisher staatshoheitlicher Aufgaben im Gespräch, z. B. die der Gerichtsvollzieher.

(Außerdem habe ich für mich persönlich festgestellt, dass es sich bestimmt lohnt, sich eingehender mit der Macht und Struktur des unfassbar mächtigen und einflussreichen Bertelsmann-Konzerns zu befassen - da habe ich unter Anderem schon mal diese Webseite auf der Liste:
http://www.bertelsmannkritik.de/index.htm)
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CubistVowel

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Re: Privatisierung, Entdemokratisierung, Lobbyismus...
« Antwort #1 am: 07 Mai 2012, 21:07:34 »

Einen großen Schritt in Richtung Entdemokratisierung könnte auch der Abschluss des "Fiskalpaktes" bedeuten - offensichtlich würden den Parlamenten, den gewählten Voksvertretern, unwiderruflich große Teile des Haushaltsrechts entzogen und bei "Fehlverhalten" durch Automatismen und/oder Entscheidungen der EU-Kommision ersetzt. Zur Kritik am "Fiskalpakt" siehe dieses Interview mit einem Attac-Sprecher: Selbstentmachtung der Parlamente: Der Fiskalpakt und die autoritäre Tranformation der EU
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Kenaz

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Re: Privatisierung, Entdemokratisierung, Lobbyismus...
« Antwort #2 am: 07 Mai 2012, 21:22:13 »

Da ich gerade von der Arbeit komme und nicht mehr der Allerfitteste bin, hab' ich jetzt nur eben kurz die geposteten Zusammenfassungen gelesen. Die dort skizzierten Analysen kann ich jedenfalls vollumfänglich unterschreiben - und frage mich gleichzeitig: Wundert das hier allen Ernstes irgendjemanden?! Dass dieser Prozess in vollem, galoppierenden Gange ist, sieht doch schon seit geraumer Zeit ein Blinder mit Krückstock!

Nicht zuletzt deshalb sage ich übrigens auch mit voller Inbrunst "Nein!" zur EU und dem ganzen Europagehubere - da geht es ausschließlich um die Auflösung nationaler und kultureller Verbundstrukturen, und zwar zu einem einzigen Zweck: Einer möglichst allumfassenden Ökonomisierung von allen & allem. Der Mensch soll ausgebeutet werden in allen Bereichen seines Seins. Und das funktioniert nun mal am besten mit entwurzelten und bezugslosen Individuen. ... Und die Forcierung dieses Entwurzelungsprozesses, die haben "sie" schon ganz gut hinbekommen: Hut ab, Hut auf! Und gleichzeitig blasen sie Euch die Ohren mit ihrem "einigen Europa" zu, dem Land ohne Grenzen, in dem bald Milch & Honig fließen soll, wenn auch alle hübsch brav mitmachen. - Dass ich nicht grimmig gackere!  ;D

Man wird noch ziemlich dicke Backen machen in diesem unserem Lande ...  ::)
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Re: Privatisierung, Entdemokratisierung, Lobbyismus...
« Antwort #3 am: 07 Mai 2012, 22:48:31 »

... Wundert das hier allen Ernstes irgendjemanden?! ...
Also mich wundert es nicht. Da ich die Entwicklung aber für unumkehrbar halte, versuche ich möglichst nicht an all diese Dinge zu denken, obwohl es sehr schwer ist dem zu entkommen. Es springt einem überall ins Auge...
Und wenn ich dann daran denke, wie die "mündigen Bürger" hier alle paar Jahre treu und brav zur Wahl gehen und diesen Irrsinn "legetimieren", das ist zum haareraufen.

Zitat
Man wird noch ziemlich dicke Backen machen in diesem unserem Lande ...  ::)
Nicht genügend, die Masse wird "zufrieden" sein, wenn ihr Zuckerbrot und Spiele geboten werden. Mal sehen, was in den Wochen während die Fußball EM läuft an Schweinereien auf den Weg gebracht werden...
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CubistVowel

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Re: Privatisierung, Entdemokratisierung, Lobbyismus...
« Antwort #4 am: 08 Mai 2012, 09:17:50 »

Dass dieser Prozess in vollem, galoppierenden Gange ist, sieht doch schon seit geraumer Zeit ein Blinder mit Krückstock!

Ich fürchte allerdings, die meisten Leute bemerken das gar nicht. Schließlich ist die Medienlandschaft zu großen Teilen in den Händen einiger Weniger - die, wie Friede Springer und Liz Mohn (Bertelsmann), großen Einfluss auf unsere Politiker nehmen; einerseits durch Händchenhalten beim Kaffeekränzchen, andererseits durch die Macht dieser Medien Karrieren sowohl aufbauen als auch zerstören zu können. Diese und andere extrem (einfluss)reichen "gemeinnützigen" Stiftungen steuern seit vielen Jahren oder Jahrzehnten die Richtung, in die die Politik geht. Und bringen durch ihre Medien, "Studien"ergebnisse und Bürger-Politiker-Plattformen (z. B. Bertelsmanns arvato) die Wähler auf die gewünschte Linie.

Wundert das hier allen Ernstes irgendjemanden?!

Mich jedenfalls nicht. Nicht bei einer Kanzlerin, die ungestraft von einer "marktkonformen Demokratie" spricht, und die bereits im Jahre 2005 diesen Satz in einer Rede loslies:

"Politik ohne Angst, Politik mit Mut - das ist heute erneut gefragt. Denn wir haben wahrlich keinen Rechtsanspruch auf Demokratie und soziale Marktwirtschaft auf alle Ewigkeit. Unsere Werte müssen sich im Zeitalter von Globalisierung und Wissensgesellschaft behaupten. Und wenn sie sich behaupten sollen, dann müssen wir bereit sein, die Weichen richtig zu stellen. Auch da sind wieder Widerstände zu überwinden." (Quelle mit Link zum Redeskript)

Dass die Dame bereit und schon dabei ist, "Widerstände zu überwinden" (der Bürger, des Parlaments, des Grundgesetzes), ist nicht zu übersehen. Hoffentlich hat sie inzwischen mal das Grundgesetz gelesen (Ewigkeitsklausel) - aber auch das wird sie garantiert nicht von ihrem eingeschlagenen Kurs abbringen. Unfassbar (aber angesichts der Meinungsmanipulation in den Medien erklärbar), dass die Masse der Deutschen diese Frau förmlich anzubeten scheint. >:(


Da ich die Entwicklung aber für unumkehrbar halte, versuche ich möglichst nicht an all diese Dinge zu denken, obwohl es sehr schwer ist dem zu entkommen.

Ich befürchte auch, dass Merkels "Weichen" bereits unwiderruflich gestellt sind. Ich hoffe nur, dass dieser unsägliche "Fiskalpakt" noch zu verhindern ist, der erstens (grob formuliert) die Staaten dazu zwingen soll, zunächst alles Geld in die Schuldentilgung zu stecken und erst in zweiter Linie für das eigene Volk zu verwenden, und der zweitens auf ewig unkündbar sein soll.

Übrigens kann ich verstehen, wenn jemand die Augen davor verschließen will - schließlich klingt das alles auch für mich selbst wie eine wahr gewordene Dystopie...

Glücklicherweise gibt es in den Medien auch immer wieder lichte Momente^^ - so wie hier in der Süddeutschen:
"Kapitalismus braucht keine Demokratie"
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Kenaz

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Re: Privatisierung, Entdemokratisierung, Lobbyismus...
« Antwort #5 am: 08 Mai 2012, 09:46:35 »

[...] Diese und andere extrem (einfluss)reichen "gemeinnützigen" Stiftungen steuern seit vielen Jahren oder Jahrzehnten die Richtung, in die die Politik geht. Und bringen durch ihre Medien, "Studien"ergebnisse und Bürger-Politiker-Plattformen (z. B. Bertelsmanns arvato) die Wähler auf die gewünschte Linie.

- Schön gesagt. Genau dieser Umstand ist es übrigens, der mich den sakrosankten Begriff "Demokratie" in den letzten Jahren zunehmend kritischer beäugen lässt. Denn was bitteschön ist eine "Demokratie" wert, in der die Herrschenden ihre Untertanen nach Gutdünken manipulieren? Und dass und wie heute so ziemlich alles mit missionarischem Demokratisierungseifer gerechtfertigt wird, erinnert mich durchaus ein wenig an die Zeit der Kreuzzüge: damals war es "Gott", heute ist es die "Demokratie" - ein "Wert", der scheinbar selbsterklärend ist und deshalb tunlichst nicht in Frage gestellt werden sollte, so man sich nicht verdächtig machen will -, die die Legitimation für alle möglichen Willkürakte abgibt.

Unfassbar (aber angesichts der Meinungsmanipulation in den Medien erklärbar), dass die Masse der Deutschen diese Frau förmlich anzubeten scheint. >:(

- Man merkt, dass Du den Glauben an "das Gute" im Menschen noch nicht ganz verloren hast.  ;)  Doch ich bitt' Dich: Du glaubst doch nicht allen Ernstes, dass das Gros der Masse sein Kreuzchen nach Maßgabe inhaltlicher Kriterien setzt?! - Ich kann Dir verraten, was die Grundlage der Merkel-Anbetung in der Bevölkerung ist: Sie hat so was Mütterliches ... irgendwie ... nicht umsonst hat sie ja den Spitznamen "Mutti" wech ...  ;D
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CubistVowel

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Re: Privatisierung, Entdemokratisierung, Lobbyismus...
« Antwort #6 am: 08 Mai 2012, 10:50:01 »

- Man merkt, dass Du den Glauben an "das Gute" im Menschen noch nicht ganz verloren hast.  ;)

:D Außer natürlich, besagter Mensch ist in der hohen Politik tätig...

Zitat
Denn was bitteschön ist eine "Demokratie" wert, in der die Herrschenden ihre Untertanen nach Gutdünken manipulieren?

So eine Demokratie ist nur noch eine leere Staatshülle, eine Fassade, eine Rechtfertigung für angebliche Alternativlosigkeit und taugt nur noch zur Beruhigung der Bevölkerung... Letzteres allerdings in Perfektion.

Zitat
Doch ich bitt' Dich: Du glaubst doch nicht allen Ernstes, dass das Gros der Masse sein Kreuzchen nach Maßgabe inhaltlicher Kriterien setzt?! - Ich kann Dir verraten, was die Grundlage der Merkel-Anbetung in der Bevölkerung ist: Sie hat so was Mütterliches .

Für mich hat sie allerdings immer mehr Ähnlichkeit mit der Hexe des Westens...^^

Es wundert mich auch immer wieder, wonach die Leute eigentlich wählen. Besonders die aus den mittleren Einkommensschichten, die sich zunehmend in unrealistischer Weise mit den oberen Zehntausend (der "Elite") solidarisch fühlen und so der Politik, die diese begünstigt, die nötigen Stimmen geben. Gegen die wachsende Unterschicht von trotz Arbeit Armen und Arbeitslosen wird sich dadurch - politisch gewollt - in ängstlicher (aber wirkungsloser) Weise abgegrenzt - Divide et impera, teile und herrsche...

(Im Zusammenhang mit diesem Sprichwort fällt mir ein, dass ich als doch eher Linke vielleicht statt noch einer linken Partei mal eine oder zwei weitere rechte bis konservative Parteien gründen sollte - um diesen festen, fetten CDU-Block mal zu sprengen... ;D ;) )
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Kallisti

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Re: Privatisierung, Entdemokratisierung, Lobbyismus...
« Antwort #7 am: 08 Mai 2012, 10:51:57 »

Was hat die Angie denn "Mütterliches"?? - Großmütterlich - allerbestenfalls mit doppelt Augen zudrücken und schwarzer Sonnenbrille oder besser überdimensionierten Fleischtomaten auf den Augen und: Weggucken.  ;D

Also wenn die "was Mütterliches" hat, dann will ich aber nix "Mütterliches" "an mir haben" - dabei dacht ich das bisher immer.

 ;)
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schwarze Katze

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Re: Privatisierung, Entdemokratisierung, Lobbyismus...
« Antwort #8 am: 08 Mai 2012, 11:32:34 »

Abre bitte, warum soll eine Frau in Politik mütterlich wirken?
Sie ist doch keine Hebamme, sondern eine ausgekochte knallharte Politikerin.

Politiker sind eben Soziopathen und keine Menschenfreunde
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Kallisti

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Re: Privatisierung, Entdemokratisierung, Lobbyismus...
« Antwort #9 am: 08 Mai 2012, 13:32:01 »

Na meiner Ansicht nach muss eine Politikerin nix Mütterliches haben, allerdings sollte es ihr auch nicht zum Nachteil gereichen, wenn sie sowas Unmögliches an sich hat  ;) - oder auch, wenn sie Mutter ist ohne "mütterlich zu wirken".

Geht ja aber hier gar nicht um Mütterlichkeit, Groß- oder Stiefmütterlichkeit  von Politikerinnen allgemein und von Angie im Besonderen (ob sie nu ein Stiefmütterchen is oder welche auf der Fensterbank hat oder ob sie gar keine Blumen mag, isst oder Mutter ist oder ob ihr Mann nen grünen, väterlichen oder zwei linke Daumen hat oder ...  ::)  ;D ) - ich konnte mir bloß mal wieder nen Kommentar (zu Kenaz´ Vorlage) nicht verkneifen (hat mich halt so "provoziert"  ;D ). ;)

Sorry für off topic.  :-\
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messie

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Re: Privatisierung, Entdemokratisierung, Lobbyismus...
« Antwort #10 am: 08 Mai 2012, 13:40:14 »

Politiker werden häufig rein wegen ihres Aussehens, ihrer Wirkung nach außen gewählt. Da kommt das bei Angie schon hin, "ach, sie wirkt immer so freundlich" oder "endlich eine Frau da oben, die kann ja gar nicht so schlimm sein wie ein Mann" und was ich sonst noch so für Unsinn gehört habe, warum die Dame gewählt (!) wurde.

Dass sie schon längst nicht mehr regiert sondern die Lobbyisten machen lässt die die Gesetze zu ihren Gunsten schreiben und sie dann nur abnicken lassen, das halten viele für eine krude Verschwörungstheorie. Ich hingegen glaube genau das.

Wenn auch noch die Polizei privatisiert werden sollte, wird's ganz finster. Dann heißt es womöglich noch "entweder Sie bezahlen unsren Service oder wir kommen nicht vorbei ..." - da sind osteuropäische Verhältnisse dann nicht mehr weit.
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PlayingTheAngel

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Re: Privatisierung, Entdemokratisierung, Lobbyismus...
« Antwort #11 am: 08 Mai 2012, 15:30:06 »

Der TExt ist wirklich sehr interessant und empfehlenswert. Ich habe zum lesen übrigens dieses Firefox addon verwendet. Damit lassen sich Webseiten "umfärben" und man starrt nicht eine Stunde lang in eine weiße Lichtquelle. Tja, die Zusammenfassung von Herrn Döllein bestätigt mit einer schmerzlichen Intensität den Eindruck, den der kleine Bürger tagtäglich beim Gang zur "privatisierten" Einrichtung mit schönem, neuem Logo bekommt, nämlich eine gnadenlose Privatisierung von Gewinnen und Sozialisierung von Verlusten.

Vor einige Zeit habe ich mal eine interessante Diskussion im Radio gehört, die das Phänomen des zügellosen Kapitalismus in Deutschland ein Stück weit mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion in Verbindung bringt. Solange diese noch existierte, gab es neben dem Kapitalismus noch die ernstzunehmende politische Kraft des Kommunismus. Dieses Gegengewicht bremste den frei wuchernden Kapitalismus, da er eine Art "moralische Alternative" darstellte. Nach Zusammenbruch dieses Systems fiel dann die letzte Schranke, die den Turbokapitalismus ggf. in Frage stellen hätte können. Die Folgen sehen wir jetzt, 2-3 Jahrzehnte später. Nicht zu vergessen auf welch fruchtbaren Boden der Kapitalismus in Deutschland gesät wurde, nämlich auf ein Fundament aus stabilen politischen Verhältnissen. Dieses Fundament ist weit wertvoller als viele Glauben. Welches Unternehmen siedelt sich denn gerne in ein Land am Rande des Bürgerkriegs an? Das vergessen deutsche Unternehmen gerne mal zu erwähnen, wenn sie über "zu hohe Lohnkosten" klagen.

Ich habe den Eindruck dass der "kleine Bürger" seine Rolle als Melkkuh immer mehr verinnerlicht und es als die Normalität betrachtet, immer mehr für eigentlich staatliche Leistungen an private Konzerne zu zahlen. Das beobachte ich sogar ganz deutlich an mir selbst. Neulich beim Arzt konnte ich es kaum fassen, als Kassenpatient "noch" so gut behandelt zu werden und so wenig selbst bezahlen zu müssen. Ich hätte mit weit Schlimmerem gerechnet. Vermutlich lief das nur so gut, weil der Arzt einen ganzen Einkaufszettel an Leistungen an meine "arme" Krankenkasse geschickt hat. Einblick in die "Abrechnung" hat der Patient ja nicht!

In einem Interview schwärmte der neue Bundespräsident Gauck kürzlich von dem riesigen Privileg der "Freiheit", die die Bürger in diesem Land haben. Recht hat er, wir sind damit tatsächlich sehr sehr privilegiert. Und was machen wir daraus ? Bis auf Wenige Engagierte überhaupt nichts. Wir ruhen uns aus und verfolgen unsere eigenen Ziele um unsere Schäfchen ins Trockene zu bringen bevor der große Knall kommt. Das ist auch verständlich, trotzdem aber sehr traurig, denn eigentlich haben WIR es in der Hand.

Ein Weg aus diesem verselbstständigten System, das sich mit allen Mitteln (gerade auch der Meinungsmache) verteidigt ? Vermutlich führt der einzige Weg aus diesem Schlamassel tatsächlich über mehr direkte, basisdemokratische Bürgerbeteiligung an Entscheidungen (aktuelles Beispiel: Piratenpartei: "Liquid Feedback" Programm). Mal ganz abgesehen davon, dass die Politische Landschaft und die Entscheidungswege DRINGEND transparenter werden müssen. Ich persönlich setze sehr große Hoffnungen auf die Piratenpartei. Durch die ständige Kontrolle durch deren Basis hoffe ich, dass die Piraten nicht so schnell ins etablierte System "integriert" werden und anfangen in ihren Beschlüssen wie eine Krebszelle privatwirtschaftliche Interessen vor die Interessen der Allgemeinheit zu stellen.
« Letzte Änderung: 08 Mai 2012, 15:34:49 von PlayingTheAngel »
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Kenaz

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Re: Privatisierung, Entdemokratisierung, Lobbyismus...
« Antwort #12 am: 08 Mai 2012, 20:44:23 »

Ein Weg aus diesem verselbstständigten System, das sich mit allen Mitteln (gerade auch der Meinungsmache) verteidigt ? Vermutlich führt der einzige Weg aus diesem Schlamassel tatsächlich über mehr direkte, basisdemokratische Bürgerbeteiligung an Entscheidungen (aktuelles Beispiel: Piratenpartei: "Liquid Feedback" Programm).

- Mit dem ganzen gehirngewaschenen Stimmvieh?! Dass ich nicht grimmig gackere!  ;D Die "Piratenpartei" halte ich persönlich im übrigen für ein Modephänomen, das sich relativ schnell an den Klippen des "Machbaren" aufreiben wird - aber warten wir's ruhig ab ...  8)
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Re: Privatisierung, Entdemokratisierung, Lobbyismus...
« Antwort #13 am: 08 Mai 2012, 21:18:42 »

Ein Weg aus diesem verselbstständigten System, das sich mit allen Mitteln (gerade auch der Meinungsmache) verteidigt ? Vermutlich führt der einzige Weg aus diesem Schlamassel tatsächlich über mehr direkte, basisdemokratische Bürgerbeteiligung an Entscheidungen (aktuelles Beispiel: Piratenpartei: "Liquid Feedback" Programm).
- Mit dem ganzen gehirngewaschenen Stimmvieh?! Dass ich nicht grimmig gackere!  ;D
Unterschätzt die Kraft der Bürger nicht, wenn sie plötzlich merken, dass sie tatsächlich direkt und unmittelbar etwas bewirken können. Ich bin sicher dass sich im Falle von Volksentscheiden sofort Initiativen bilden würden, um wenigstens einen Teil des gehirngewaschenen Stimmviehs mit einfachen Fakten bezüglich der anstehenden Entscheidungen und deren Auswirkungen zu informieren und mit zu ziehen.

Die "Piratenpartei" halte ich persönlich im übrigen für ein Modephänomen, das sich relativ schnell an den Klippen des "Machbaren" aufreiben wird - aber warten wir's ruhig ab ...  8)
Ja, da sagst du was... vielleicht schafft es die Partei ja, im Rahmen des "Machbaren" tatsächlich die Eine oder Andere neue Struktur zu schaffen.
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Re: Privatisierung, Entdemokratisierung, Lobbyismus...
« Antwort #14 am: 08 Mai 2012, 22:02:19 »

Ich will Eure sozialromantische Kuschelecke ja nicht aufmischen, aber der Text ist größtenteils totaler Unfug und hält keinem Reality Check stand.

Der Autor ist (wie er ja auch selber andeutet) anscheinend mal eine Runde im Internet rumgesurft (offensichtlich auf stark linkslastigen Verschwörungs- und Wutbürgerseiten) und scheint nun zu glauben, irgendwie den Durchblick zu haben, was Politik und Ökonomie angeht (ist ein bisschen so, als würde man durch die Lektüre der Apothekenrundschau pötzlich zum Experten für Humanmedizin mutieren).

Der Autor kann Keynesianismus und Neoliberalismus nicht auseinanderhalten, geschweige denn, dass er überhaupt eine Ahnung davon hätte, was diese Begriffe eigentlich überhaupt bedeuten (die Verwendung des Begriffs neoliberal ist heutzutage so eine Art Godwyn 2.0), zumal der Neoliberalismus praktisch ohnehin politisch tot ist.

Richtig absurd wird es jedoch, wenn er selbst die tumbesten Stammtischparolen gegen Hayek unreflektiert nachbetet, da der weder neoliberal war, noch in irgendeiner Form für die Exzesse der heutigen Eliten verantwortlich ist - ganz im Gegenteil: sein ganzes Werk dreht sich um die Ausgestaltung eines freiheitlich-demokratischen Rechtsstaat und dessen Schutz vor einer feindlichen Übernahme, eben um genau diese Exzesse zu verhindern. Der prononcierteste Gegener des Eurorettungswahnsinns und der Bankenbailouts im Bundestag, Frank Schäffler, beruft sich unter anderem explizit auf Hayek und andere Vertreter der Austrian Economics, ebenso wie beispielsweise Ron Paul, einer der entschiedensten Gegner des "Crony Capitalism" und imperialistischer Kriege in den Staaten. Es ist offensichtich, dass der Herr Doktor nichts von Hayek gelesen oder sich zumindest wenigstens mal anderweitig informiert hat.

Die religiös Linken wird's nicht interessieren, aber falls sich jemand für die Thematik näher interessieren sollte, findet er z. B. unter folgendem Link einen kurzen historischen Abriss zum Thema Neoliberalismus (der Wikipedia-Eintrag ist auch einigermassen brauchbar):

http://www.forum-ordnungspolitik.de/zur-ordnungspolitik/populaere-irrtuemer/575-was-verdanken-wir-den-neoliberalen

Es entbehrt ehrlich gesagt nicht einer gewissen Komik, dass gerade die grössten BILD-Zeitungshasser einen derart oberflächlich zusammengeschusterten, eindimensionalen Text lobpreisen ;)
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