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Kranke Seele, kranker Geist - psychische Störung - was ist das?

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Spambot:
Das Problem an dieser Diskussion ist, dass nicht zwischen FAS und FASD unterschieden wird.

FAS ist von der WHO in der ICD-10 verbindlich definiert worden. FASD hingegen ist ein Sammelbegriff für eine Vielzahl an Symptomen, einschließlich FAS, für den es es keine einheitlichen oder verbindlichen diagnostischen Kriterien gibt. Sehr weit gefasste diagnostische Kriterien für FASD, wie man sie auf der deutschen Wikipediaseite verwirrenderweise zum Thema FAS findet, beinhalten sicherlich auch Symptome, die bei psychischen Störungen zu finden sind. 

Die Kriterien für FAS sind hingegen so eindeutig, dass eine Verwechslung mit einer nicht durch körperliche Schädigungen verursachten psychischen Störung extrem unwahrscheinlich ist.
Einfach mal die Kriterien für FAS mit einer beliebigen psychischen Störung nach ICD-10 "F" Kriterien vergleichen. Das kann man nicht verwechseln.

FAS und FASD sind signifikante Risikofaktoren, die zur Entstehung und Aufrechterhaltung von psychischen Störungen beitragen können (z.B. durch geringere Bewältigungsressourcen). Sie sind jedoch nicht die Ursache psychischer Störungen. Ein Mensch wird nicht drogensüchtig, weil er/sie FAS oder FASD hat. Man wird abhängig, weil man eine psychotrope Substanz missbraucht hat und sich aus dem Missbrauch eine Abhängigkeit entwickelte.
Die einzige Möglichkeit, die ich mir vorstellen kann, bei der FAS bzw. FASD einen direkten Einfluss auf die Ursache einer psychsichen Störung haben, wäre eine Schädigung des zentralen Nervensystems, die mit der abnormalen Ausschüttung von bestimmten Neurotransmittern (z.B. Serotonin) verbunden ist und beispielsweise zu den Symptomen einer Depression führt.

Das ein Arzt FASD nicht "richtig" diagnostiziert oder gar nicht diagnostiziert, liegt vermutlich an der fehlenden, verbindlichen Definition und der mangelhaften Differenzierung die der Begriff bietet. Der behandelnde Arzt könnte FASD nicht einmal in der Patientenakte kodieren.
Bei einer substanzabhängigen Person wäre zudem eine FASD Diagnose wenig hilfreich, da Substanzabhängige regelmäßig zur Problemverschiebung tendieren. Mit einer FASD-Diagnose gibt man einem Substanzabhängigen somit eine bequeme Möglichkeit, die Gründe für die Sucht auf eine angeborene Missbildung zu schieben. Damit sinkt eventuell die Bereitschaft selbst Verantwortung für das Suchtverhalten zu übernehmen und notwendige, unbequeme Veränderungsprozesse auf dem Weg zur Abstinenz zu akzeptieren.

schwarze Katze:

--- Zitat von: Spambot am 01 Mai 2012, 00:39:49 ---
Bei einer substanzabhängigen Person wäre zudem eine FASD Diagnose wenig hilfreich, da Substanzabhängige regelmäßig zur Problemverschiebung tendieren. Mit einer FASD-Diagnose gibt man einem Substanzabhängigen somit eine bequeme Möglichkeit, die Gründe für die Sucht auf eine angeborene Missbildung zu schieben. Damit sinkt eventuell die Bereitschaft selbst Verantwortung für das Suchtverhalten zu übernehmen und notwendige, unbequeme Veränderungsprozesse auf dem Weg zur Abstinenz zu akzeptieren.

--- Ende Zitat ---

Manchmal hilft aber dasWissen über die eigene Diagnose, damit umgehen zu können.
Ich kenne zwei Menschen, die es erst dauerhaft geschaft haben, von Substanzen weg zu kommen, als ihre Grunderkrankungen behandelt wurde. In einem Fall handelte es sich um Borderline (stationäre DBT), in anderem um soziale Phobie und Depression (ambulante Psychotherapie & Antidepressiva).

messie:
Black Russian, ich denke Spambot meinte jene Störungen, die angeboren sind. Da lehnt sich dann schon so mancher mit "ist angeboren, kann ich eh nix machen, nech?" zurück.
Dass man sehr wohl was machen kann, zeigen unzählige Beispiele. Man kriegt natürlich nicht die Störung weg, aber man kann sie bändigen. Siehe Legasthenie: Sie werden sie nie gänzlich los, können aber so viel tun dagegen, dass Außenstehende nur noch außerordentlich selten bemerken, dass man Legastheniker ist.

Selbst bei jenen, bei denen man es auf den ersten Blick sieht: Es gibt dieses geflügelte Wort "auf einmal vergaß ich dass er keine Arme hat" und dergleichen, weil die Person durch Annahme ihrer selbst eine ganz andere Ausstrahlung hat und die "Störung" dann auf einmal nicht mehr so vom Umfeld wahrgenommen wird.
Sie wird vor allem dann wahrgenommen, wenn die Personen selbst ein besonderes Drama draus machen.

Kallisti:
Also Entschuldigung, aber (Kallisti empört sich mal wieder ;) ):

Wenn jemand so stark halt doch beeinträchtigt is, durch seine "Störung", dass (zwangsläufig) das gesamte Leben, der gesamte "Lebensentwurf" dadurch massiv "in Mitleidenschaft gezogen" ist, dann kann man da schon Schwierigkeiten haben mit dem "Ausblenden" bzw. "Nichtwahrnehmen".

Kommt klar: immer auf die Störung und deren Ausprägung an ... auch aber auf die jeweiligen Lebensumstände, Lebensumfeld ...!

ABER: Spambot - grade das


--- Zitat ---Damit sinkt eventuell die Bereitschaft selbst Verantwortung für das Suchtverhalten zu übernehmen und notwendige, unbequeme Veränderungsprozesse auf dem Weg zur Abstinenz zu akzeptieren.
--- Ende Zitat ---


is ja der Knackpunkt bei FAS-Betroffenen: die KÖNNEN nie wirklich für sich, ihr Leben, ihr Tun ... VERANTWORTUNG tragen!

Und genau DAS macht es so schwer - weil sie nämlich nicht offensichtlich "geistig behindert" sind ("sichtbar" ...), sondern erst mal so erscheinen (können), dass man nicht drauf kommt, dass da "ein größeres Problem" dahintersteckt.

Und daher ist es FATAL, wenn/sobald diese Menschen süchtig (substanzabhängig) werden!!! Eben weil sie diverse Zusammenhänge nicht nur nicht sehen wollen, sondern nicht verstehen können und weil die ganze Geschichte mit Selbständigkeit, Einsichtsfähigkeit, Verantwortungsfähigkeit ja ohnehin bei ihnen "Defizite aufweist" (um es mal verharmlosend zu formulieren =/ ).

Und dann möchte ich dich bitten, die Infos doch bitte in deutscher Sprache einzustellen - denn ja, das is möglich.

http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_psychischen_und_Verhaltensst%C3%B6rungen_nach_ICD-10


http://de.wikipedia.org/wiki/Fetales_Alkoholsyndrom


Ich verstehe deine Unterscheidung zwischen FAS und FASD nicht? Du meinst wahrscheinlich FAS und FAE?

Gut - dann spreche ich hier die ganze Zeit eigentlich von FAE. ;)


Und hier noch was bzgl. FAS(D) und AD(H)S - Unterscheidungskriterien:

http://www.fasworld.de/UnterschiedeADHS_FAS.pdf


Worauf ich nochmal hinweisen möchte:

Es geht (mir) um also diese Fälle, d.h.: Menschen, bei denen es NICHT eindeutig, nicht offensichtlich ist - denn natürlich stellen diese "die schwierigeren" dar - eben WEIL sie zunächst vermuten lassen, es läge bei ihnen "nur" eine "Störung" vor (wie bspw. sogen. ADHS oder Depression, Angststörung, Borderline, Suchtproblem, Lernstörung ...) - oder mehrere davon, ja.

ABER - selbst bei Therapie dieser vermeintlichen bzw. sich zeigenden Störungen, sind diese nicht wirklich in den Griff zu bekommen - wenn überhaupt: weil die eigentlich zugrunde liegende Ursache: nämlich das geschädigte Gehirn (und dessen "Folgen" ...!) nicht "reparabel" ist und eben DESHALB sich das Verhalten gar nicht ändern KÖNNEN wird - man das also nie erwarten kann, hoffen darf - ES GEHT NICHT! - Verantwortung hin oder her!


Oder was sehe ich daran falsch, Spambot? - Ganz ernst gemeinte Frage!

schwarze Katze:

--- Zitat von: Kallisti am 01 Mai 2012, 12:37:08 ---
Und daher ist es FATAL, wenn/sobald diese Menschen süchtig (substanzabhängig) werden!!!
--- Ende Zitat ---

Wenn jemand substanzabhängig wird, ist es immer fatal, egal ob mit FAS oder mit Hochbegabung

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