Schwarzes Hamburg > Politik & Gesellschaft -Archiv-

Kranke Seele, kranker Geist - psychische Störung - was ist das?

<< < (10/21) > >>

messie:

--- Zitat ---Und vergessen darf man auch nicht, dass es wie gesagt nicht nur deshalb eine "unbequeme" Diagnose (für Ärzte) ist, weil: nicht heilbar, sondern auch, weil Alkohol immer noch verharmlost wird, immer noch als "normales Genussmittel" gilt ... !
--- Ende Zitat ---

Daran mag ich nicht so recht glauben - weder an das eine, noch an das andere.

Nicht heilbare Diagnosen überbringt jeder nicht gern. Aber wie Spambot es immer so schön auf den Punkt bringt, wer dann lieber ne andere Diagnose stellt als diese weil er sich drum drückt dem Menschen das Wort "unheilbar" sagen zu müssen, der soll lieber Burger braten als sich als Arzt weiter versuchen.

Genauso, was die Verharmlosung von Alkohol angeht: In den 70ern mag es noch angehen, in den 80ern grade noch so, aber heute? Hoffentlich nicht! Alkohol und Schwangerschaft gehört nun einmal nicht zusammen.
Mir ist allerdings auch aufgefallen, dass neben der Standardfrage "Rauchen Sie?" nicht noch die Frage "Trinken Sie?" hinterhergeschoben wird, obwohl sie meines Erachtens ebenfalls zum Standard gehören sollte. Alkohol beeinflusst nun einmal den Organismus ebenfalls sehr stark, so etwas sollte m.E. ein Arzt auch wissen, bevor er jemanden behandelt.
Ob die Frage aber nur deswegen nicht standardmäßig gestellt wird weil man eh davon ausgeht dass hier gelogen wird und sie deswegen nichts bringt, das entzieht sich meiner Kenntnis. Jedenfalls fände ich sie vernünftig.

Lernprobleme und Legasthenie? Hab ich auch noch nix von mitgekriegt aus meinem Umfeld. Klingt für mich auch unlogisch, weil sich Legasthenie hauptsächlich auf den Deutschunterricht auswirkt, weniger aber auf die restlichen Fächer. Wer nur in einem Fach "versagt", dem dann gleich Lernprobleme zu unterstellen ... naja ...
Was hier häufiger vorkommt ist, dass eine Legasthenie unterstellt wird, obwohl das Kind Hörprobleme hat. Sprich: Es hört im Dikat nicht alles und schreibt deswegen Sechsen am Fließband. Darüber hinaus reagiert das Kind langsamer auf Ansprache, weil es im Hirn erst einmal die Teilinformationen die es erhält zusammenbauen muss, weil es noch nicht alles komplet gehört hat, was dann zu dieser kleinen Zeitverzögerung führt. Das ist gar nicht mal selten, dass da Eltern und Ärzte erst recht spät auf den Trichter kommen dass es gar keine Lernschwäche, sondern lediglich eine Hörschwäche ist, die die Probleme verursachen.

Allgemein gesehen beneide ich die Ärzte aber nicht um ihren Job. Es gibt so vieles worauf man achten muss, so viele Krankheitsmuster die sich sehr ähneln ... da dann immer die exakt korrekte Diagnose zu stellen, ist garantiert beileibe keine einfache Angelegenheit.

nightnurse:
Ich kenne Ärzte, die tatsächlich routinemäßig nach dem Alkoholkonsum fragen, wenn auch etwas um´s Eck, eben: Damit der Patient nicht die sozial erwünschte Antwort gibt. Man fragt dann so Dinge wie "trinken Sie lieber Bier oder Wein?" (in manchen Gegenden gilt ja beides nicht als "Alkohol"  ;D ) oder...ähm, ja, ich bin da nicht so erfindungsreich...
Ich könnt mir aber auch vorstellen, daß mancher Arzt gar nicht fragt und sich so denkt "an ihren Leberwerten sollt Ihr sie erkennen".

Kallisti:

--- Zitat ---Quote

    Und vergessen darf man auch nicht, dass es wie gesagt nicht nur deshalb eine "unbequeme" Diagnose (für Ärzte) ist, weil: nicht heilbar, sondern auch, weil Alkohol immer noch verharmlost wird, immer noch als "normales Genussmittel" gilt ... !


Daran mag ich nicht so recht glauben - weder an das eine, noch an das andere.

Nicht heilbare Diagnosen überbringt jeder nicht gern. Aber wie Spambot es immer so schön auf den Punkt bringt, wer dann lieber ne andere Diagnose stellt als diese weil er sich drum drückt dem Menschen das Wort "unheilbar" sagen zu müssen, der soll lieber Burger braten als sich als Arzt weiter versuchen.
--- Ende Zitat ---

messie - siehe dazu den Link oben (aus dem "Ärzteblatt") - hier nochmal:



--- Zitat ---Die Diagnose FASD bei Kindern und bei Adoleszenten
zu stellen, ist für viele Ärzte in der Praxis offensichtlich
noch schwierig, sodass zahlreiche Betroffene unentdeckt
bleiben. Die Schwierigkeit der Diagnosestellung
liegt unter anderem daran, dass dem Syndrom ein richtungsweisendes,
pathognomonisches Symptom wie zum
Beispiel eine Dysmelie oder Phokomelie bei der Thalidomid-
Embryopathie fehlt und weder die Mütter noch
die Umgebung in den Familien den chronischen Alkoholmissbrauch
und seine Gefährdung für den Fetus erkennen
(11). Darüber hinaus ist Alkoholgenuss in der
Öffentlichkeit und auch bei Ärzten oft noch zu stark tabuisiert,
sodass die entsprechenden Verdachtsmomente
auf eine Störung durch Alkohol ausbleiben. In der Regel
werden nur ausgeprägte Formen des FAS erkannt, unter
anderem weil die Mütter häufig schon in der Geburtsklinik
als chronische Alkoholikerinnen diagnostiziert werden.
Sehr viel größere Schwierigkeiten stellt die Diagnose
der häufiger vorkommenden betroffenen Kinder mit
geringeren phänotypischen Merkmalen dar, bei denen
ein partiales FAS oder sogenannte Fetale Alkohol-Effekte
(FAE, „fetal alcohol-effects“) vorliegen. Leitsymptome
sind Kleinwuchs, verschiedene Fehlbildungssymptome
im Bereich von Kopf und Gesicht (sogenannte kraniofaziale
Dysmorphie), unterschiedlich stark ausgeprägte
Zeichen einer Entwicklungsbeeinträchtigung mit
psychopathologischen Symptomen sowie eine positive
Anamnese für einen Alkoholmissbrauch durch die Mutter
während der Schwangerschaft.
[...]
--- Ende Zitat ---



--- Zitat ---Lernprobleme und Legasthenie? Hab ich auch noch nix von mitgekriegt aus meinem Umfeld. Klingt für mich auch unlogisch, weil sich Legasthenie hauptsächlich auf den Deutschunterricht auswirkt, weniger aber auf die restlichen Fächer. Wer nur in einem Fach "versagt", dem dann gleich Lernprobleme zu unterstellen ... naja ...
--- Ende Zitat ---
messie

guckst du

http://de.wikipedia.org/wiki/Lernst%C3%B6rung


Black Russian

es geht ja nicht um die Legasthenie alleine - aber wie bereits mehrfach gesagt - das:


--- Zitat ---Quote

    Kognitive Störungen

    Zu den Merkmalen von FAS und partiellem FAS gehören die teils erheblichen kognitiven Defizite der betroffenen Kinder. Die Intelligenz ist vermindert. Festzustellen ist dabei in gängigen Testverfahren eine sehr homogene Senkung von Handlungs- und Verbal-IQ. Insgesamt liegt der IQ unserer Münsteraner Stichprobe bei 75 (Normwert 100 ± 15), was bereits den ersten Beobachtungen von Lemoine entspricht. Die intellektuellen Leistungseinbußen zeigen sich vor allem im logischen Denken und beim Lösen komplexer Aufgaben, beim Rechnen und kombinatorischen Denken. Abstraktionen, das Erlernen von Regeln und Erfassen von Sinnzusammenhängen sind erschwert oder sogar ganz unmöglich. Eigene Spielideen entwickeln die Kinder meist nicht, sondern ahmen die Spiele anderer Kinder nach. Wenn Kinder oder Jugendliche mit FAS erzählen sollen, was sie erlebt haben, was andere Personen gemacht haben oder auch, wie es zu diesem Unfall oder jenem Konflikt kam, weichen sie oft aus, erzählen widersprechende oder der Fantasie entsprungene Versionen. Sie tun das nicht, um etwas zu verbergen, sondern, weil sie tatsächlich nicht verstanden haben, was geschehen ist und auch der Ablauf des Geschehens ihnen unklar blieb.

--- Ende Zitat ---


ist nicht bei allen Betroffenen so offensichtlich wie es hier beschrieben wird - vor allem werden die Kinder nicht gleich einem Intelligenztest unterzogen! Wenn Eltern und Ärzte wenig Kenntnis von FAS haben (was mehrheitlich der Fall ist, vor allem bei Eltern, also: in der Gesellschaft überhaupt: FAS weitgehend unbekannt!), wird man die Symptome also anderweitig erklären (mit also: anderen "Störungen" - wie eben Lernstörung, ADHS, Kind gilt als "lebhaft" oder "verträumt" ... ... ...).


Dann kommt hinzu, dass man es auch nicht wahrhaben will: dass das Kind eine geistige Behinderung hat und die Mutter daran selbst verursachend also schuld ist! Das wird man in vielen (wenn nicht den meisten) Fällen von sich weisen, abwehren, verdrängen, unterschlagen - also: wenn das Kind dann überhaupt so gründlich von einem Arzt (nicht bloß einem niedergelassenen Kinderarzt!) untersucht wird (!), wenn es dann also überhaupt so offensichtliche "Symptome" zeigt und wenn dann der Arzt richtig diagnostiziert, heißt das alleine noch nicht, dass die Eltern das auch wahrhaben wollen und es dem Kind so mitgeteilt/erklärt wird (wenn es alt/verständig genug ist)!

Wie aber auch auf fas-world zu lesen, gibt es offensichtlich in Deutschland nur sehr sehr wenige Ärzte, die FAS richtig und "gut" bzw.: überhaupt (!) diagnostizieren - siehe die Liste der empfohlenen Ärzte (habe ich vorne den Link eingestellt, siehe dort). Ich meine: das sind unter 10 Ärzte, die da aufgeführt sind!

Kallisti:

--- Zitat ---Allgemein gesehen beneide ich die Ärzte aber nicht um ihren Job. Es gibt so vieles worauf man achten muss, so viele Krankheitsmuster die sich sehr ähneln ... da dann immer die exakt korrekte Diagnose zu stellen, ist garantiert beileibe keine einfache Angelegenheit.
--- Ende Zitat ---
messie

Darum geht es nicht - das werfe ich Ärzten nicht vor: dass sie nicht alles wissen (können) - wohl aber, dass sie so immun sind gegen Patientenfragen bzw. Patientenhinweise, Patientenmeinung/-einmischung!

Wenn ein Arzt (wie mein aktueller Hausarzt) auf etwas angesprochen wird und das immerhin in Betracht zieht (!), nicht gleich abwiegelt, einen abwimmelt, es abtut und wenn er bei Unkenntnis, diese offen eingesteht, ausspricht und sich dann aber auch kundig macht - dann: ist das wunderbar und so sollte es immer sein! :)  (Aber bis ich den gefunden hatte, musst ich auch lange suchen ... - in Hamburg schon ... ! =(  )

Aber mehrheitlich ist das nach wie vor nicht der Fall - auch in Krankenhäusern vor allem nicht! Und da liegt es, meiner Beobachtung und Erfahrung ;) nach, nicht nur an der jeweiligen "Arztgeneration", sondern wirklich am jeweiligen Menschen -> was der Arzt/die Ärztin für ein Mensch ist bzw. also: am (vorhandenen oder nicht vorhandenen) CHARAKTERstärke!

schwarze Katze:
Kallisti, ich komme aus Russland und habe demenstprechend gerade in russischen Dörfer reichlich FAS - Kinder gesehen.
Glaub mir, du kannst sie sehr gut von einem ADHS-ler unterscheiden(habe einige gesehen), von ADS ganz zu schweigen

Wobei bei ADS ganz andere Differnezierungen in Frage kommen, z. B. eine traumatisierter Kind ist auch oft unkonzentriert und geistesabwesens, also wenn ein Kind die erste Schuljahr keine Probleme mit Aufmerksamkeit hatte und nach den Ferien wie ausgewechselt ist, unkonzentriert, die Leistungen fallen ab, das Kind ist ständig geistesabwesens, dann soll ein Arzt doch abklären, ob eine Trauma vorliegt


P.S.
soweit ich weiss, ist IQ-Test bei Kinderpsychiater ein Standart (war sogar in Russland schon so).

Wenn du aber zu einem Wald-und Wiesen-Doc gehst, kann es natürlich sein, dass er anstatt einer Sozialer Phobie Autismus diagnostiziert

Navigation

[0] Themen-Index

[#] Nächste Seite

[*] Vorherige Sete

Zur normalen Ansicht wechseln