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Kranke Seele, kranker Geist - psychische Störung - was ist das?
Kallisti:
--- Zitat ---Beispiel: Jemand ist alkoholabhängig (Symptome: Starkes Craving/Suchtdruck, Tremor, Organschäden an Leber und Pankreas, Schlafstörungen, Schwitzen, trocken Würgen). Der Auslöser war eine Beziehungskrise vor 15 Jahren. Zusätzlich stammt der Patient aus einer Trinkerfamilie und ist daher möglicherweise genetisch und sozial prädisponiert. Bei der Exploration stellt sich heraus, dass der Patient ein sehr niedriges Selbstwergefühl hat sowie unter mittelstarken Depressionen und einer Angststörung leidet. Als Ursache lässt sich die Selbstmedikation (Dämpfung) der unerwünschten affektiven Zustände (Depression, Angst) und der Wunsch nach Euophorie (Rausch) bestimmen. In die Therapie würde man nun, neben der Verstärkung des Abstinenzwillens und -verhaltens, ein Training zur Verbesserung des Selbstwertgefühls sowie eine Behandlung der Depression und der Angststörung integrieren. Wenn der Patient die Fähigkeit erlangt, ohne Droge mit seinen unerwünschten Affekten klar zu kommen, wird der nächste Rückfall vielleicht erst in ein paar Jahren erfolgen.
Ich hoffe, dieses Beispiel veranschaulicht den Unterschied zwischen Auslöser und Ursache.
--- Ende Zitat ---
Spambot
Nein. :-[
Also dass dem Alkoholismus eigentlich immer persönliche "Umstände", Ursachen zugrunde liegen, is klar. Meine ich. ;) ?
Dass der Alkohol also als "Krücke" benutzt wird, um zu ... - als eben "Selbstmedikation" (nur halt eben die falsche "Krücke", das falsche "Mittel", um mit schwierigen Situationen (persönlichen oder äußerlichen bzw. der Wechselwirkung von beidem ...) "umzugehen").
Aber inwiefern ist denn also - wie ich oben schon fragte - "Angststörung" oder "Depression" eine "Ursache" - ist das also immer auch genetisch "angelegt"? - Das glaube ich nicht bzw. dann wohl in allen Menschen! ?
Übrigens ist es bei Alkoholismus ja nicht selten so, dass es da bei vielen tatsächlich eine organische Schädigung gibt, die zur Sucht führt - eben: FAS/FAE. Und das wird so ja aber oft nicht erkannt oder benannt - da wird stattdessen auch oft "AD(H)S" diagnostiziert oder irgendwelche Persönlichkeitsstörungen, Angststörungen ... aber letztlich sind das alles nur verschiedene Symptome/"Manifestationen" von: FAS! Das allerdings ja nicht behandelbar, schon gar nicht heilbar ist, weil es auf einem irreversibel geschädigten Gehirn beruht (Schädigung erfolgte durch Alkohol beim Embryo bzw. Fötus, also beim Ungeborenen bereits).
Klar: in dem Fall liegt die Ursache eindeutig im Mensch, der das allerdings nicht selbst verursacht hat, nicht mal selbst irgendwie beeinflussen ... konnte. Scheiße gelaufen, fraglos! :(
Aber so ist es doch nicht in der Mehrheit der "Fälle" oder?
Vor allem das macht mich einfach eben doch "nachdenklich" ... :
--- Zitat von: Spambot am 26 April 2012, 21:01:12 ---(...)
Da die Ursachen psychischer Störungen sehr unterschiedlich sein können und die Erklärungsmodelle sich dann auch noch je nach Verfahren unterscheiden, lässt sich keine allgemeine Ursache für psychische Störungen benennen. Abgesehen von sehr wenigen Störungen, die sich über bildgebende Verfahren wie fMRT zumindest körperlich nachweisen lassen, werden die Ursachen von Störungen grundsätzlich über hypothetische Störungsmodelle erklärt.
(...)
--- Ende Zitat ---
Um nicht zu sagen: Das ist ja genau mein Problem. ;) Diese "Störungsmodelle" variieren ja, verändern sich - also wie kann so etwas eine verlässliche Grundlage darstellen?
Vor allem, wenn man daraus dies ableitet bzw. es daraus legitimiert
--- Zitat ---Dennoch, die Ursache einer psychischen Störung ist immer im Menschen zu finden. Auch bei einem Trauma. Da sind sich alle großen psychologischen Schulen (VT, TP, PA) einig.
--- Ende Zitat ---
Spambot
Also das wird nur anhand dieser Störungsmodelle so festgesetzt/bestimmt?
schwarze Katze:
--- Zitat von: Kallisti am 27 April 2012, 10:23:57 ---
Übrigens ist es bei Alkoholismus ja nicht selten so, dass es da bei vielen tatsächlich eine organische Schädigung gibt, die zur Sucht führt - eben: FAS/FAE. Und das wird so ja aber oft nicht erkannt oder benannt - da wird stattdessen auch oft "AD(H)S" diagnostiziert oder irgendwelche Persönlichkeitsstörungen, Angststörungen ... aber letztlich sind das alles nur verschiedene Symptome/"Manifestationen" von: FAS! Das allerdings ja nicht behandelbar, schon gar nicht heilbar ist, weil es auf einem irreversibel geschädigten Gehirn beruht (Schädigung erfolgte durch Alkohol beim Embryo bzw. Fötus, also beim Ungeborenen bereits).
--- Ende Zitat ---
Ist aber nicht zufällig eine Intelligenzminderung einer der Hauptsymptome einer FAS/FAE?
Kallisti:
Black Russian
Verstehe die Frage nicht. ?
(Also die Leute bleiben ja in unterschiedlichen Entwicklungsstadien "hängen"/stehen - gibt da große Unterschiede - also "Variationen" - auch z.B. was äußerliche Erscheinung/körperliche "Veränderungen" angeht - das sieht man nicht allen Betroffenen an, einigen aber schon ... )
schwarze Katze:
--- Zitat von: Kallisti am 27 April 2012, 10:46:56 ---Black Russian
Verstehe die Frage nicht. ?
(Also die Leute bleiben ja in unterschiedlichen Entwicklungsstadien "hängen"/stehen - gibt da große Unterschiede - also "Variationen" - auch z.B. was äußerliche Erscheinung/körperliche "Veränderungen" angeht - das sieht man nicht allen Betroffenen an, einigen aber schon ... )
--- Ende Zitat ---
aber gewisse kognitive Einschränkungen haben alle FAS/FAE-Betroffene. Sie sind mehr oder weniger ausgeprägt, aber sie sind ganz gewiss da
Also ist es schon ein Kriterium und wenn jemand z. B. gut abstrakte Aufgaben lösen kann, aber bei simplen Sachen Fehler macht wegen Konzentrationsmangel, dann ist es ganz gewiss kein FAS, sondern wahrscheinlich was anderes.
Die Psychiater haben ihre Kriterien, es sind nämlich keine Wahrsager, die aufgrund von Tarot-Karten ihre Diagnosen stellen
Kallisti:
Du hast mich da wohl missverstanden, Black Russian.
FAS hatte ich als sogen. "Positiv-Beispiel" angeführt - also "positiv" im Sinne von Spambots Sätzen (dass psychische Störung immer im Menschen ihre Ursache hat - obwohl man also diese Ursachen nicht so wirklich ganz genau benennen kann, wie es bei mir so ankam). Bei FAS trifft das ja ziemlich eindeutig zu. Gehirnschädigung. Organische Ursache also.
Allerdings wird FAS (wie an anderer Stelle im Forum schon vor längerer Zeit mal geschrieben) "nur ungern" diagnostiziert - eben weil es nicht behandelbar, nicht heilbar ist. Nur kann man eben wieder evtl. bisschen an den Symptomen rumdoktern, aber die eigentliche Ursache, die gleichzeitig auch der Auslöser ist: das geschädigte Gehirn (mit all den Folgen ...), lässt sich überhaupt nicht "beeinflussen", "reparieren", heilen. Und sowas mögen Ärzte ja gar nicht gerne - schon gar nicht: ihren Patienten so sagen (müssen).
"Also bei Ihnen im Oberstübchen hat so einiges Totalschaden - da kann man nix machen, da müssen sie mit leben. Das war halt einfach Pech." ;D Nein ok, is ja unangebracht - is ja keine Sache zum Lachen. :-\ - Also: NEIN - eigentlich: GANZ UND GAR NICHT. :(
Geht mir halt auch eher um die Ärzteseite dabei. ;)
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