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Autor Thema: ACTA, Urheberschutzrechte im Internet  (Gelesen 32592 mal)

CubistVowel

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Re: ACTA
« Antwort #45 am: 16 Februar 2012, 08:37:33 »

Nachdem ACTA ein wenig "entschärft" wurde und in einigen Staaten zumindest vorerst vom Tisch ist (und das nicht zuletzt durch Leute, die sich "aufgeregt" haben @Kallisti), scheint IPRED wieder aktuell zu werden. Mehr Info als "Was aus ACTA rausfallen musste, kommt jetzt per IPRED" habe ich im Moment auch nicht. ::) Anonymous dazu.

Es ist naiv zu glauben, "SOPA/PIPA/ACTA/IPRED... betrifft mich persönlich nicht, solange ich nichts Böses tue." Gerade im Internet ist eine Trennung zwischen reiner Kommunikation und marktrelevanter Handlung kaum noch möglich. Allein durch die Nutzung des Internets macht sich offenbar jeder Nutzer in den Augen der Rechteverwerter erstmal verdächtig.

edit: Das Gleiche gilt übrigens für INDECT. Naiv, wer meint, er habe "nix zu verbergen."
« Letzte Änderung: 16 Februar 2012, 08:41:21 von CubistVowel »
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Kallisti

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Re: ACTA
« Antwort #46 am: 16 Februar 2012, 12:44:08 »

Zitat
Stell dir vor, die Polizei steht bei dir vor der Tür und nimmt deinen Rechner mit. Einfach so. Weil sie es kann. Weil dieses Gesetz es möglich gemacht hat, weil irgendwer behauptet hat, du würdest illegal heruntergeladene Fotos auf deinem Rechner haben.
Einziges Glück für dich: Finden sie nichts, wirst du entschädigt (die Entschädigungshöhe ist aber ebenfalls nicht im Gesetz vorhanden, vielleicht sind's ja grade mal 20 Euro? ;) ). Dafür kennen die Behörden dann aber auch alles, was du auf deinem PC drauf hattest, was du für e-Mails an wen geschrieben hast, was drinsteht, im Zweifel auch all deine Passwörter, all deine Beiträge hier, deine Nicknamen, an wen du Bewerbungen geschrieben hast ... also so ziemlich alles von dir.

Horrorszenario? - Mag sein.
(messie)

Ganz ehrlich? - Das schockt mich nicht im Mindesten. Warum auch? Ja, dann mag ich da naiv (?) sein - weil ich tatsächlich der Meinung bin, nichts zu verbergen zu haben.

Was den Film angeht (von dir eingestellt: youtube-Video mit diesem Anwalt) - das hab ich mir nun angesehen. Erst mal braucht er drei Minuten, bis er überhaupt (inhaltlich: ACTA) zur Sache kommt, davor schwafelt er nur von Formalitäten. Danach wird es auch nicht besser, er liest zwar ein paar wenige (von ihm schon "eingedeutschte") Passagen daraus vor, aber seine Kommentare dazu sind mindestens so schwammig wie die Passagen selbst! Er sagt letztlich immer nur, er wisse selbst nicht, wie da was gemeint sei.

Gut, man kann kritisieren, dass die Bevölkerung nicht mehr und schon eher über Inhalte, "Ziele", Hintergründe des ACTA (seines Zustandekommens auch) informiert wurde. Man kann auch kritisieren, dass da ggf. zu viel Auslegungs-/Interpretationsspielraum bleibt. Aber andererseits: ist es dann eben Interpretationssache und da wäre dann in der Praxis ja eher die Judikative und Exekutive gefragt und nicht (mehr) die Legislative.

Sicher kann man durch genaueren Wortlaut der einzelnen Paragraphen durchaus hinterher unnötigen Aufwand und Missverständnisse etc. in der Anwendung vermeiden, das sollte man auch. Aber wie ich es verstanden habe, sind die Formulierungen da deshalb so schwammig, weil man anscheinend gerade nicht den Einzelnen, die Privatpersonen "festnageln" will.

In der Radiosendung des DLF (siehe von mir vorne eingestellt) war ja auch ein Vertreter der GEMA (wenn ich es recht erinnere - bitte sonst gerne selbst nachhören, ist auf jeden Fall eine interessantere Diskussion als die onemanshow dieses Anwalts - ein Vertreter der Piratenpartei war auch beteiligt: Radiodiskussion), der selbst ausdrücklich sagte, es gehe nicht darum, Privatleute "zu überführen" ... <- sagte der GEMA-Mann!

Und ja nu - warum soll man im Kino Filme mitschneiden? Die Qualität is doch zumeist miserabel. Wozu also? Ich darf aber durchaus den Film zu Hause "aufnehmen", wenn er im TV läuft. Ich darf mir auch Musik herunterladen, so lange sie nur für meinen Privatgebrauch ist und ich nicht bestrebt bin, damit Profit zu machen. Was is daran falsch?


CubistVowel - deine Links muss ich mir erst mal auch noch in Ruhe durchlesen. Mach ich. :)
« Letzte Änderung: 16 Februar 2012, 12:46:36 von Kallisti »
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colourize

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Re: ACTA
« Antwort #47 am: 16 Februar 2012, 14:09:18 »

Ganz interessant ist die Erklärung von Kader Arif, der als Mitglied des Europäischen Parlamentes der Berichterstatter für das Handelsabkommen ACTA war und vor drei Wochen von diesem Amt zurückgetreten ist. Er wird wohl sehr genau wissen, welche Folgen ACTA für die Menschen haben wird. Die Begründung zu seinem Rücktritt im Wortlaut findet sich auf seiner Webseite. Die deutsche Übersetzung seiner Erklärung ist hier zu lesen: http://de.wikipedia.org/wiki/Kader_Arif

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CubistVowel

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Re: ACTA
« Antwort #48 am: 16 Februar 2012, 16:43:18 »

In der Radiosendung des DLF war ja auch ein Vertreter der GEMA, [...] der selbst ausdrücklich sagte, es gehe nicht darum, Privatleute "zu überführen" ... <- sagte der GEMA-Mann!

Muss halt jeder selbst entscheiden, wem er glauben will: den Rechteverwertern (zu denen die GEMA gehört), die dieses Abkommen in noch schärferer Form klammheimlich an der Öffentlichkeit vorbei erschaffen und verabschieden lassen woll(t)en, oder denen, die dieses Vorhaben erst publik gemacht haben. Ich persönlich weiß jedenfalls, wen ich vertrauenswürdiger finde.

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sYntiq

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Re: ACTA
« Antwort #49 am: 16 Februar 2012, 17:23:44 »

In der Radiosendung des DLF war ja auch ein Vertreter der GEMA, [...] der selbst ausdrücklich sagte, es gehe nicht darum, Privatleute "zu überführen" ... <- sagte der GEMA-Mann!

"Ich tu dir nichts. Vertrau mir. Möchtest du etwas süsses?" sagte der fremde Mann auf dem Spielplatz zu dem kleinen Mädchen...
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Eisbär

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Re: ACTA
« Antwort #50 am: 16 Februar 2012, 17:34:34 »

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Re: ACTA
« Antwort #51 am: 16 Februar 2012, 17:35:01 »

Zitat
Ich darf aber durchaus den Film zu Hause "aufnehmen", wenn er im TV läuft. Ich darf mir auch Musik herunterladen, so lange sie nur für meinen Privatgebrauch ist und ich nicht bestrebt bin, damit Profit zu machen. Was is daran falsch?

Nichts. Denn genau so ist es im aktuellen deutschen Recht geregelt.
Wenn aber ACTA streng ausgelegt wird (was wir, wie gesagt, alle nicht wissen, weil die Auslegung des Gesetzes geheim ist -> "Katze im Sack"), dann darfst du keinen Film mehr zuhause aufnehmen - es sei denn, du bezahlst auf irgend einem Portal für die Aufnahme. Du darfst dir dann auch keine Musik mehr herunterladen - es sei denn, du bezahlst dafür.

Genau das ist das Ziel der Contentindustrie: Dass du nichts, rein gar nichts, mehr selbst aufnehmen kannst, ohne ihnen dafür zu blechen.
Der Urheber indes hat davon gar nichts. Er kriegt genauso wenig Geld wie vorher. Das einzige das sich ändern würde wäre, dass die Film- und die Musikindustrie mehr Gewinne einfährt.

Zitat von: Kallisti
Ja, dann mag ich da naiv (?) sein - weil ich tatsächlich der Meinung bin, nichts zu verbergen zu haben.

Ok, dann mal ganz unschuldig gefragt: Hast du eine Genehmigung eingeholt für deinen Avatar? Du selbst bist das ja wohl eher nicht ;) , das Bildnis hast du sicher ebenfalls nicht gemacht. Dann bleche mal schön 1200 Euro. Oder schlimmer, der Geldbetrag ist ja lediglich das, was derzeit an Abmahngebühren fällig wird.

Nichts zu verbergen? ;)


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Re: ACTA
« Antwort #52 am: 16 Februar 2012, 17:47:55 »

Nochmal!

ACTA ist KEIN Gesetz. Es ist ein Vertrag, in dem sich die unterzeichnenden Staaten verpflichten, entsprechende Gesetze zu erlassen, wenn nicht schon geschehen.
Wahrscheinlich ist es auch deswegen so schwammig formuliert, damit die Staaten einen gewissen Spielraum in der Auslegung und damit in der legislativen Gestaltung haben.
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Re: ACTA
« Antwort #53 am: 16 Februar 2012, 17:50:56 »

Du, wenn klar wäre wie es gemeint ist, dann wäre ja auch alles in Ordnung, Eisbär. Ist es aber nicht. Weil die Auslegung dessen, was da verabschiedet werden soll, nicht vorliegt. Sie existiert zwar, bleibt aber so lange geheim bis die Vereinbarung verabschiedet wurde.
Mehr "Katze im Sack" geht nicht. Auch wenn es sich nicht Gesetz nennt.
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CubistVowel

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Re: ACTA
« Antwort #54 am: 16 Februar 2012, 18:31:15 »

Ein hoffentlich wegweisendes Urteil des Europäischen Gerichtshofs: Die "belgische GEMA" darf von den Providern nicht fordern, dass sie auf Webservern gespeicherte Daten von Nutzern vorsorglich auf Urheberrechtsverletzungen durchsuchen muss. *click* auf Netzpolitik.org

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Kallisti

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Re: ACTA
« Antwort #55 am: 16 Februar 2012, 21:32:41 »

messie

... also was mich betrifft: ich nehme de facto weder Filme auf noch lade ich Musik herunter. (Oben waren das Beispiele für "was allgemein so gängige Praxis ist".) Und wenn es bloß um das Avatarbild geht - das wäre sicher das geringste Problem.

Aber ich denke, um "sowas" geht es auch nicht eigentlich ...

Wie gesagt - diese Provider-Geschichte ist eine heikle Sache, aber: dann würde ich doch gerne mal wissen, wer der Diskutanten den original Text/Wortlaut diesbezüglich kennt und (richtig) verstehen kann und was darüber in ACTA ausgesagt ist (bisher)?
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Re: ACTA
« Antwort #56 am: 16 Februar 2012, 22:15:29 »

messie

... also was mich betrifft: ich nehme de facto weder Filme auf noch lade ich Musik herunter. (Oben waren das Beispiele für "was allgemein so gängige Praxis ist".) Und wenn es bloß um das Avatarbild geht - das wäre sicher das geringste Problem.

Aber ich denke, um "sowas" geht es auch nicht eigentlich ...

Wie gesagt - diese Provider-Geschichte ist eine heikle Sache, aber: dann würde ich doch gerne mal wissen, wer der Diskutanten den original Text/Wortlaut diesbezüglich kennt und (richtig) verstehen kann und was darüber in ACTA ausgesagt ist (bisher)?
nun du verwendest aber youtube um dir videos und musik anzuschaun, somit bist du auch nutznießer derer, die diese hochgeladen haben. da man mit acta dies effektiver unterbinden könnte, gäbe es weniger uploads bzgl. urheberrechtlich relevanten materials - wie fändest du persönlich das, kallisti?
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Re: ACTA
« Antwort #57 am: 16 Februar 2012, 22:33:57 »

Zitat
Aber ich denke, um "sowas" geht es auch nicht eigentlich ...

Doch, genau darum.
Darum, dass man, wenn die strenge Auslegung zutrifft die von vielen befürchtet wird, dafür sorgt, dass man nichts, rein gar nichts, mehr kostenlos irgendwo herunterladen oder auch nur aufnehmen kann. Nicht einmal ansehen.
Es ist nicht nur das Internet dann quasi handlungsunfähig, sondern auch jeglicher Festplattenrekorder zuhause! Filme sollen ja schließlich nicht kopiert werden, und das werden sie schließlich mit der Aufnahme - auf die Festplatte des Blu-Ray-Players beispielsweise.

youtube? Vergiss es!
Internetradio? Vergiss es!
Achja, das Zitat von dir ist übrigens auch illegal, schließlich ist der Bursche noch nicht 70 Jahre lang tot.  :-*
(Du denkst nicht? Na, dann guck mal nach, wie es woanders zuging: Von Karl-Valentin-Zitaten und Abmahnungen)

Wir sind jetzt übrigens inzwischen bei über 2000 Euro, die du irgendwelchen Anwälten schuldest, wenn sie dich hier finden. ;)
Bemerkst du jetzt, wie sehr die Freiheit im Internet eingeschränkt wird, wenn da Ernst gemacht wird? Du könntest weder Fotos, noch Zitate (außer jenen die länger als 70 Jahre tot sind) verwenden, du könntest dir auf youtube weder Musik noch irgendwas ansehen. Du müsstest immer und jederzeit Angst haben für Dinge verklagt zu werden, die -eigentlich- dem Urheber helfen (!) (schließlich ist der Werbeeffekt von Dingen, die man z.B. als Zitat anfügt in einem Profil, ja da).

Urheberrechtsgesetz (bzw. -vereinbarung)? Wirklich? ;)
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Re: ACTA
« Antwort #58 am: 16 Februar 2012, 22:48:15 »

Achja:

Zitat
Und wenn es bloß um das Avatarbild geht - das wäre sicher das geringste Problem.

Du nennst mögliche 1000 Öcken Abmahnkosten für ein briefmarkengroßes Bildchen ein "geringes Problem" ...?
Hey, darf ich die Vollmacht für dein Konto haben? Ich heb' auch nur 500 von dir ab, versprochen.  ;D
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Re: ACTA
« Antwort #59 am: 16 Februar 2012, 22:49:08 »

so nicht ganz korrekt messie - internetradio dürfte es geben, da im allgemeinen davon ausgegangen wird, dass die im besitz richtig erworbener musik sind. ... nur so mal so ganz kurz so klug geschissen.
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