Zum Thema: Im Zuge eines Romans, das das Thema multiple Persönlichkeiten aufgreift, habe ich mich im Netz mal ein bisschen schlau gemacht, wie es "in Echt" mit Multiplen so ist (weil ich das im Buch Beschriebene so absolut abgefahren fand dass ich wissen wollte, wieviel davon Wahrheit und wie viel Fiktion dran ist ...) und war sehr überrascht, was für Fähigkeiten diese Personen entwickeln können.
Ich denke, jede psychische Störung oder Tendenz kann zur richtigen Zeit und unter günstigen Umständen etwas zum Fortschritt (der Gruppe im weitesten Sinne) beitragen. Es braucht immer Menschen, die freiwillig oder unfreiwillig über den Tellerrand schauen. Ich würd's nur nicht so plakativ aufhängen, denn ebenso wichtig sind die Menschen, die strukturiert an die sich daraus ergebenden Resultate gehen und sie bündeln und verwerten.
Zitat von: RaoulDuke am 31 Januar 2012, 15:50:31[...]Liege ich da falsch?- Ja, da liegst Du falsch. Zumindestens besteht ab einem gewissen Punkt der Entwicklung - und die Schwelle zu diesem Prozess ist bereits in dem Moment erreicht bzw. überschritten, wo Du bspw. vor der psychiatrischen Abteilung des UKE stehst und Einlass begehrst, weil Du mit Deiner kleinen Welt nicht mehr klarkommst - ein nicht zu knappes Risiko, dass Dir die Beurteilung, die Tragweite Deiner Entscheidungen abzusehen, nicht mehr zugetraut wird und deshalb abgenommen werden "muss".
[...]Liege ich da falsch?
Und selbst, wenn man von diesem "worst case"-Szenario mal absieht, kann es durchaus weitreichende Folgen für Dich als Betroffenen haben, wenn jeder Arzt, der in der Folge mit Deiner Krankenakte zu tun hat, dort den entsprechenden Diagnoseschlüssel erspäht. Du ahnst wirklich nicht, wie sehr das Deine Glaubwürdigkeit erschüttert, selbst wenn Du mit einem ganz anderen Beschwerdebild vorstellig wirst, denn gerade das schulmedizinische Personal hat eine ganz ausgeprägte Disposition dazu, unter den fraglichen Bedingungen jedes noch so organische Leiden mit Deinem Geisteszustand in Verbindung zu bringen ... - Und dass sich das ziemlich unangenehm anfühlt, kannst Du Dir wohl vorstellen.
Aber es gibt einen Ausweg: Für Beratung oder Therapie einfach Bar zahlen. Keine Krankenkasse, keine Rechnung - keine Fragen.
so was geben muss wie "psychisch gesund". Mich würde interessieren, was letzteres sein soll und wie man sich so einen Menschen vorzustellen hat.
Zitat von: messie am 31 Januar 2012, 17:36:43Zum Thema: Im Zuge eines Romans, das das Thema multiple Persönlichkeiten aufgreift, habe ich mich im Netz mal ein bisschen schlau gemacht, wie es "in Echt" mit Multiplen so ist (weil ich das im Buch Beschriebene so absolut abgefahren fand dass ich wissen wollte, wieviel davon Wahrheit und wie viel Fiktion dran ist ...) und war sehr überrascht, was für Fähigkeiten diese Personen entwickeln können. Da kommt ja jetzt noch eine Störung ins Spiel. Ich denke, jede psychische Störung oder Tendenz kann zur richtigen Zeit und unter günstigen Umständen etwas zum Fortschritt (der Gruppe im weitesten Sinne) beitragen. Es braucht immer Menschen, die freiwillig oder unfreiwillig über den Tellerrand schauen. Ich würd's nur nicht so plakativ aufhängen, denn ebenso wichtig sind die Menschen, die strukturiert an die sich daraus ergebenden Resultate gehen und sie bündeln und verwerten.
- Das hinwiederum ist ein verzerrender Vergleich Deinerseits, denn der Zusammenhang zwischen Selbsteinweisung und Straucheln in den Mühlen der Psychiatrie ist ein bei weitem engerer als der zwischen Schokoladenkonsum und Leberzirrhose. Freilich, das lässt sich beliebig ausweiten, und sorgt immer für Lacher - Erkenntnisgewinn ist dadurch kaum gegeben.
- Ich beziehe mich hier nicht auf etwas, das ich "glaube", sondern auf Vorgänge, die ich im Freundeskreis hautnah miterleben durfte. Darüberhinaus gilt es zu bedenken, dass wir am von Dir markierten Punkt - nämlich der "Feststellung, jemand sei eine "Gefahr für sich und andere"" - schon mittenmang drin sind im zweifelhaften Vergnügen, diese Feststellung trifft nämlich jemand anderes, ohne dass der Betroffene da noch wesentlichen Einfluss darauf nehmen könnte. - Woher beziehst Du eigentlich Deine überaus optimistischen Überzeugungen hinsichtlich psychiatrischer Praxis, wenn ich en passant mal ebenso höflich wie neugierig fragen darf?
Das widerspricht meiner Ansicht nach dem Wesen der "Geschlossenen Abteilung", welchselbiges sich nicht umsonst ja bereits im Begriff widerspiegelt. Die "Geschlossene", die Du hier postulierst, scheint mir eher ein Paradebeispiel für das sprichwörtliche "hölzerne Eisen" zu sein. Ich lasse mich da gern eines anderen überzeugen, dann müsstest Du allerdings etwas deutlicher werden und Deine Behauptungen belegen.
Vorher würde ich allerdings empfehlen, HIER mal ein bisschen zu schmökern ...
(und dann werd ich bei Gelegenheit mal nachlesen müssen, ob ich was falsch verstanden habe...in diesen Artikeln ist ständig die Rede davon, Asperger sei so ne Art Autismus light, man sei halt irgendwie speziell - "anders begabt", aber nicht weiter behindert. Das steht nun nicht im Einklang mit dem, was ich auf der Arbeit so sehe und mit den Inhalten einschlägiger Fernsehsendungen , da muss ich nochmal in die Anstaltsbibliothek)(oder ist hier jemand entsprechend gebildet?)
.(Wobei ein zusätzliches Problem ist, dass viele Aspies womöglich nur "Aspies" sind, weil es grade eine Modediagnose ist und ja auch viel aufregender klingt als "ängstlich vermeidende Persönlichkeitsstörung". Ich habe nun schon mehrfach gehört / gelesen, dass Asperger bei Erwachsenen nicht sicher diagnostiziert werden könne - aber es wird gemacht. Und dann diese Selbsttests...)
mir ging es da auch eher um den Alkoholgehalt dieser widerlichen (und in meinen Augen vollkommen zu Unrecht so genannten) Praline.
Es gibt in meinem Freundeskreis mehrere Fälle, in denen mir nahestehende Personen in die geschlossene Abteilung einer psychiatrischen Klinik eingewiesen wurden. Und ich spreche hier explizit von "eingewiesen WURDEN", da es in diesem Fall nicht mehr auf freiwilliger Basis, sondern auf ärztlicher Anordnung hin geschah.
Diese Leute haben allerdings nach spätestens einer Woche gemerkt, dass außer hochdosierter Medikamentierung - hauptsächlich zu Sedierungszwecken - nicht viel auf einer solchen Station passiert. (im konkreten Fall sei hier Rissen und Itzehoe gemeint, wie es anderswo ist, weiss ich nicht)
In allen Fällen konnten sich die Personen auch gegen den Rat des zuständigen Arztes selbst entlassen, durch simples Unterschreiben eines Formulars, das auf die Risiken hinweist.
Ich habe mich dort nun mal durch die erste Seite gelesen und fühle mich eigentlich in so ziemlich allem bestätigt. Zumal auch dort mehrfach drauf hingewiesen wird, daß die Geschlossene heutzutage größtenteils ein Auffangort für akute Fälle ist und nur wenige, tatsächlich gemeingefährdende Insassen, gegen ihren Willen dort festgehalten werden können.
[...] Meine Sichtweise und die Erzählungen aus dem von dir verlinkten Forum überschneiden sich da recht gut.