Schwarzes Hamburg

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Autor Thema: Mutige Taten  (Gelesen 20773 mal)

Rick Deckard

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Mutige Taten
« am: 17 Januar 2005, 10:43:22 »

Hallo, irgendwo in diesem Forum fand ich mal einen Eintrag, bei dem es um die sog. gesellschaftliche Hilfsbereitschaft ging. Dieses Thema finde ich so interessant, dass ich hierzu mal einen eigenen Thread eröffnen möchte.

Habt ihr schon mal eine Situation erlebt, in der ihr Zeuge eines "heldenhaften" Einsatzes seitens einer anderen Person wurdet, bzw. habt ihr etwas getan, was ihr im nachhinein als äußerst mutig, andere würden evtl. leichtsinnig bis selbstmörderisch sagen, betiteln würdet?

Ich bringe hierzu gerne mal ein Beispiel, aber ich muss euch warnen, ich weiß noch nicht, wie lang dieses Posting wird und die Geschichte ist etwas langatmiger...(bedingt durch meine ausschweifende Erzählweise).

Es war vor ein paar Jahren auf dem Parkplatz vorm damaligen Zillo (Tonwerk). Ich hatte ziemlich viel rumgetanzt, war dementsprechend müde und verließ den Club am frühen Morgen. Auf dem Parkplatz wurde ich einer sich anbahnenden Eskallation gewahr. Ein offenbar aus dem Chocolat City kommendes "Pärchen" schrie sich gegenseitig auf dem Parkplatz an. Offenbar hatte der Mann afrikanischer Abstammung die Jacke eines kaukasischen (also deutschen) Mädchens in den Händen, die von dieser lautstark zurückgefordert wurde. Sie war den Tränen nahe, weil da wohl auch ihre Schlüssel drin waren. Er dagegen hielt sie davon ab ihr Eigentum an sich zu nehmen, indem er ihr nahe trat und sie auf uncharmante Art und Weise anpöbelte

Da gingen bei mir die Alarmglocken los und ich trat dazu. Ich fragte das Mädchen, ob alles OK sei, woraufhin sie mir sagte, er habe ihre Jacke und wolle sie ihr nicht geben. Ich fragte ihn daraufhin, was los sei und dass es das Klügste wäre ihr die Jacke wiederzugeben. Mein unfreiwilliger Gesprächspartner brachte wortkarg heraus, dass die Dame dort seine Freundin sei und sie betrunken. Irgendetwas an ihrer Art zu sprechen und sich zu bewegen, zeugte jedoch eher vom Gegenteil.
Ich teilte ihm mit, dass wenn er ihr das Kleidungsstück nicht aushändigt, ich gezwungen sei, die Polizei zu rufen und wenn die nicht sofort da wäre, so lange die Jacke an mich nehmen würde, bis die Situation geklärt ist.
Mittlerweile waren wir aber nicht mehr allein auf dem langsam kühler werdenden Platz. Mindestens drei weitere Euro-Afrikaner hielten sich in unserer Nähe auf und beobachteten das Geschehen (und mich) mit gespielt geringem Interesse und noch weniger Anteilnahme für das Mädchen. Ein protziger BMW hielt neben uns, darin ebenfalls ein dunkelhäutiger Mann, der wissen wollte, was los sei. Ich schilderte ihm die Situation und bat ihn darum, die Polizei anzurufen. Der Fahrer schien so eine Art große Nummer in der Szene zu sein, da er eine gewisse Autorität an den Tag legte und mir zusagte, dass alles OK sei, er die Beiden kenne und die Polizei zu rufen nicht nötig wäre.

Zudem kam ein weiterer Typ zu mir und versuchte mich von dem Pärchen abzulenken und fernzuhalten, indem er mir sagte alles sei in Ordnung und das Mädchen spinne nur rum. Die ganze Szene wurde erst richtig skurril, als das Mädchen sich in die Arme des Provokateurs warf, glücklich mit ihm vondannen zog und mich mit diesen leicht zwielichtigen Gestalten zurückließ. Die jedoch verzogen sich dann langsam und ich ging verwirrt zu meinem Wagen und fuhr heim. Erst auf dem Weg nach Hause wurde mir klar, dass die ganze Sache übel hätte ausgehen können. Frei nach dem Motto: Mit einem Messer im Rücken, gehe ich noch lange nicht nach Hause.

Trotzdem würde ich wieder helfen, denke ich. Bei Ungerechtigkeiten wird irgend ein merkwürdiges Gen in mir aktiviert, das dafür sorgt, dass ich mich freiwillig in Situationen begebe, die nicht immer gesund enden können. Allerdings kommt es auch darauf an, wie ich gerade drauf bin und ob mein Gegenüber nach einem brutalen Schläger aussieht. Aber selbst dann weiß ich nicht, wie ich reageiren würde, wenn ich da etwas nicht Einwandfreies mitbekäme. Einer Tatsache jedoch stimme ich 100%ig zu: Wenn sich ein Pärchen streitet sollte man auf gar keinen Fall dazwischengehen. Man hat dabei immer das Nachsehen.
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Ich bin vielleicht synthetisch, aber ich bin nicht blöde." Bishop (Aliens)

Kallisti

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Mutige Taten
« Antwort #1 am: 17 Januar 2005, 10:54:25 »

@Rick

Zitat
Wenn sich ein Pärchen streitet sollte man auf gar keinen Fall dazwischengehen. Man hat dabei immer das Nachsehen.



... nein, das würde ich nicht sagen - das kann immer unterschiedlich sein (wie z.B. auch, wenn man Kinder wimmern, weinen, schreien... hört - in Nachbarschaft, wiederholt...): ich finde: nach kurzer Überlegung sollte man sich im Zweifelsfall doch lieber ein Mal zuviel "einmischen", nachfragen ... als ein Mal zuwenig!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!


Ja, das ist mir total wichtig!!
Denn gerade in (Groß-)Stadt ist es damit nicht allzu gut bestellt: oft schauen die Leute lieber weg, tun so, als sei nichts los und argumentieren dann damit, dass es sie nichts anginge...

Oft ist es aber nur Feigheit bzw. Angst - Angst ist normal (in gefährlichen Situationen...), aber die kann und muss man (manchmal) überwinden!! Feigheit: ist für mich unentschuldbar!

Deshalb: ein Hoch auf die Zivilcourage!!


Find ich gut, was du gemacht hast, Rick! Bleib dabei!  :D
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phaylon

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Re: Mutige Taten
« Antwort #2 am: 17 Januar 2005, 14:14:23 »

Zitat von: "Rick Deckard"
Habt ihr schon mal eine Situation erlebt, in der ihr Zeuge eines "heldenhaften" Einsatzes seitens einer anderen Person wurdet, bzw. habt ihr etwas getan, was ihr im nachhinein als äußerst mutig, andere würden evtl. leichtsinnig bis selbstmörderisch sagen, betiteln würdet?


Das meiste hat sich immer auf "Nicht nachgedacht, aber nichts schlimmes passiert" reduzieren lassen. Auch als ein Arbeitskollege todesmutig aus einem Bus sprang, um ein Unfallopfer aus einem Auto zu ziehen. Für den Rücken war das natürlich nicht ganz so angenehm..


p
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olli

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Mutige Taten
« Antwort #3 am: 17 Januar 2005, 18:43:49 »

jawollsen, helfen macht spass. und noch mehr spass macht es, wenn nervenkitzel dabei ist! viel feind, viel ehr!
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messie

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Mutige Taten
« Antwort #4 am: 17 Januar 2005, 20:10:35 »

Nun, das mit der Zivilcourage ist so eine Sache...

Selbst die Polizei warnt dringend davor, sich NICHT einzumischen wenn die Situation zu unübersichtlich ist und lieber sie (per Handy etc.) zu rufen. Man weiß nie, ob einer der Menschen eine Waffe bei sich hat - und der liebe Rick Deckard hat ja auch zutreffend geschrieben, dass der Abend auch durchaus mit einem Messer im Rücken hätte enden können.

Darum: Besser NICHT mutig sein, sondern die Grünen rufen oder über Notruf den Bahnschaffner in der U-Bahn anrufen ... und sich ansonsten lieber raushalten!

Ich halte das Verhalten dann auch keineswegs für feige, sondern schlicht für vernünftig.

Dementsprechend habe ich hier auch keine Heldentaten zu erzählen: Als sich in meinem Abteil mal zwei Leute blutig schlugen, holte ich über den U-Bahn-Notruf den Sicherheitsdienst heran, als im Kaiserkeller mal einer so rücksichtslos war, volle Bierflaschen mitten in die tanzende Menge zu werfen habe ich schnell den Türstehern bescheidgegeben die ihn dann rauswarfen, als ich in meiner Nachbarschaft einen Autoeinbruch sah, rief ich per Handy die Polizei.
In allen Fällen wurden die Probleme so gelöst - und das ohne Risiko für Leib und Leben  :wink:
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Kallisti

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Mutige Taten
« Antwort #5 am: 17 Januar 2005, 20:56:16 »

@messie


ja, vernünftig ist das schon und oft geht es auch so zu "regeln".
Aber: was machst du, wenn du mitkriegst, dass in einer abgelegenen Gegend, wo du halt auch grade vorbeikommst (und sonst keiner ist) eine Frau oder ein Kind "überfallen" ... wird - also wenn du definitiv Gewaltanwendung sehen kannst und auch, dass das "Opfer" sich nicht (alleine) wehren kann und bis die Polizei käme, würde es ja auch einen Moment dauern - in der Zwischenzeit könnte "das Opfer" schlimmstenfalls tot (abgestochen, erwürgt oder doch sehr schwer, evtl. mit bleibenden Schäden, verletzt sein)!


Was machst du also in so einem Fall (hypothetisch)?
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colourize

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Mutige Taten
« Antwort #6 am: 17 Januar 2005, 21:03:22 »

Eigenlob stinkt.
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Eisbär

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Mutige Taten
« Antwort #7 am: 17 Januar 2005, 21:03:38 »

Zitat von: "Kallisti"
Was machst du also in so einem Fall (hypothetisch)?
Im Rahmen der Möglichkeiten den Täter bei Ausführung seiner Tat stören.

Ich werde sicherlich bei einem bewaffneten Täter kein besonders großes Risiko eingehen. Eine zwote Leiche nützt niemandem etwas.

Aber in der von Dir beschriebenen Situation eben Anwesenheit zeigen (alleine die Anwesenheit von Zeugen stört ja schon ungemein), eben auch die Grünen rufen und notfalls Lärm machen, falls Kamera und Fotohandy vorhanden, demonstrativ fotografieren (aus Sicherheitsabstand)

Bei Schußwaffen allerdings hört der Spaß auf. Da seh ich zu, daß ich nicht gesehen und gehört werde, während ich die Grünen rufe.
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messie

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Mutige Taten
« Antwort #8 am: 17 Januar 2005, 21:09:10 »

eisbärs Antwort kann ich mich vorbehaltlos anschliessen: Ein geschrienes "Hallo !!!" aus sicherer Entfernung kann da schon Wunder wirken. Allerdings auch das erst nachdem die Grünen gerufen wurden, denn eine Polizeipräsenz wirkt noch sehr viel mehr Wunder beim Schlichten solcher Streitigkeiten  :wink:
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Kallisti

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Mutige Taten
« Antwort #9 am: 17 Januar 2005, 21:20:46 »

Also gut, aber ihr würdet auf jeden Fall nicht einfach weitergehn, das ignorieren und/oder denken, dass es euch "nichts angeht" ... !??



Das ist doch schon mal was!!
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Mutige Taten
« Antwort #10 am: 17 Januar 2005, 21:46:37 »

Neee. So feige oder bekloppt oder einfach, sagen wir mal: Denkbefreit bin ich (sind wir) dann doch nicht  :wink:
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colourize

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Mutige Taten
« Antwort #11 am: 17 Januar 2005, 21:49:45 »

Zitat von: "messie"
Neee. So feige oder bekloppt oder einfach, sagen wir mal: Denkbefreit bin ich (sind wir) dann doch nicht  :wink:

So ist das.

Es gibt halt nur welche, die drüber reden - und welche, die das nicht nötig zu haben scheinen.
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olli

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Mutige Taten
« Antwort #12 am: 18 Januar 2005, 00:47:42 »

Zitat von: "colourize"
Zitat von: "messie"
Neee. So feige oder bekloppt oder einfach, sagen wir mal: Denkbefreit bin ich (sind wir) dann doch nicht  :wink:

So ist das.

Es gibt halt nur welche, die drüber reden - und welche, die das nicht nötig zu haben scheinen.

du alter stiefelstink! in diesem forum wird über jeden firlefanz heiß diskutiert, warum nicht - ausgehend von real-beispielen - mal über zivilcourage sabbeln?

ich zum beispiel hab mich mal eingemischt, als so ein "chemisch angeheiterter" buntvolk-jüngling sich im kkeller ekeligst an ein tanzendes mädel randrängelte. hab ihn schon vorher aufm kieker gehabt, von wegen leute anrempeln und so. aber das ging dann zu weit, habe mich dazwischen gedrängelt, ihn ein bisschen angeschwult (hihi), worauf er das kloppen anfing. dann habe ich mit ihm die inneneinrichtung vom kkeller ein bissel demoliert. war das zivilcourage? meine eigene beurteilung dieses vorfalls halte ich erst mal zurück, weil es bestimmt spannend ist, was die community daraus macht :)
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SuperTorus

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Mutige Taten
« Antwort #13 am: 18 Januar 2005, 01:10:27 »

ich finds auch etwas befremdlich sich hier mit seinen zivil-courage heldentaten zu rühmen..
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Mutige Taten
« Antwort #14 am: 18 Januar 2005, 01:18:21 »

Zitat von: "SuperTorus"
ich finds auch etwas befremdlich sich hier mit seinen zivil-courage heldentaten zu rühmen..


Ich auch. Und zu Olli: sagen wir mal so, ich versuche immer, solch Ungemach selbst auf die Reihe zu kriegen, um derartigen Szenen aus dem Wege zu gehen.
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Der Bullshit ist's, dem ich aus dem Wege gehe.