Ich glaube nicht, dass mich jemand davon überzeugen kann, dass er das Leben eigentlich ganz toll findet, aber keinen Sinn in einer Fortsetzung sähe und dem Quatsch deshalb jetzt ein Ende bereitet. Tut mir leid, aber ich glaube nicht, dass es das gibt. Wer das behauptet macht sich glaube ich selbst etwas vor und leugnet den eigenen Schmerz.
Kallisti,Ich denke ein Jahr Therapie dürfte ausreichen, um eine klare Entscheidung zu treffen. Wer danach immer noch der Meinung ist sterben zu wollen, kann sich gerne einschläfern lassen.Der Grund warum ich Suizidgedanken für pathologisch halte hängt vielleicht damit zusammen, was ich für gesund halte. Schließlich existiert nichts ausserhalb seiner Bezüge. Ich halte Leiden zwar für normal, aber ich halte auch Lebenswillen und das Streben nach Glück für normal und gesund. Jetzt kann man natürlich behaupten, dass es auch Sterbewillige gibt, die nicht leiden, aber das zu glauben scheitert bei mir schon am Sterbegedanken selbst. "Ich will nicht mehr leben" klingt für mich einfach schon von Haus aus depressiv und niemals wie eine nüchterne sachliche Entscheidung. Ich glaube nicht, dass mich jemand davon überzeugen kann, dass er das Leben eigentlich ganz toll findet, aber keinen Sinn in einer Fortsetzung sähe und dem Quatsch deshalb jetzt ein Ende bereitet. Tut mir leid, aber ich glaube nicht, dass es das gibt. Wer das behauptet macht sich glaube ich selbst etwas vor und leugnet den eigenen Schmerz.
Psychisch-Kranken-Gesetz [Bearbeiten]Wer Selbsttötung androht oder ankündigt, muss damit rechnen, wegen erheblicher Selbstgefährdung in eine Psychiatrische Klinik zwangseingewiesen und zwangsmediziert zu werden. Rechtsgrundlage sind dabei die Psychisch-Kranken-Gesetze der Bundesländer. Voraussetzung ist, dass diese Selbstgefährdung auf einer psychischen Krankheit beruht, welche aber aufgrund der Selbstgefährdung wiederum vermutet wird.
Hmm, sehe ich das richtig, Kallisti, dass du damit meinst, wenn jemand z.B. an einer handfesten Depression erkrankt ist und für diese kein Ende in Sicht ist, man also diese Krankheit bei dieser Person als "unheilbar" entlässt, dass du dich in diesem Fall dann für eine aktive Sterbehilfe einsetzt?
Kallisti: Du sagst selbst, jemandem, dem es gut get, wird sich nicht umbringen wollen.Die meisten, den es schlecht geht, wollen sich auch nicht umbringen.Die meisten, die sich selbst töten wollen, haben entweder eine besonders schwere Krankheit (Krebs, Alzheimer etc) oder eine psychische Erkrankung.Und ja, ich teile die Auffassung, daß jemand, der nicht unter einer entsprechen tödlichen Krankheit leidet, eine psychische Erkrankung haben muß, um sich selbst töten zu wollen.
Zitat von: nightnurse am 21 August 2011, 12:09:15Zitat von: nightnurse am 20 August 2011, 14:16:02*Finger hebt* Ich pathologisiere übrigens keineswegs die Sterbewilligen.Die Unbedingtamlebenbleibenwollenden allerdings auch nicht.Hch, da muss ich schon wieder einschränken.Ich möchte Sterbewillige nicht pauschal pathologisieren - aber ich kann sie auch nicht pauschal für gesund erklären.Schließlich setzt sich nicht jeder hin und überlegt rational, ob er noch leben will und sollte und zieht dann eine trockene Bilanz. Und selbst, wer das tut...woher soll ich wissen, ob der gesund im Geiste ist? Ich kann das einfach nicht (und ich kann das nicht einfach) diagnostizieren. Also bleib ich mal wieder ambivalent.Naja, man hat doch einen gesunden Menschenverstand? Woran machst du "geistige Gesundheit" fest oder was denkst du, sind die Kriterien dafür? Wenn du dich umsiehst - welchen Menschen in deinem Umfeld (Familie, Freunde, Bekannte ...) würdest du solche geistige und psychische Gesundheit bescheinigen (nein, die will ich hier nicht genannt haben - bitte nur für sich selbst beantworten)? Oder anders gefragt: Würdest du den meisten Menschen, die du persönlich (und: gut) kennst, eher geistige (und psychische) Gesundheit zusprechen oder eher absprechen? Diese Frage: @all!
Zitat von: nightnurse am 20 August 2011, 14:16:02*Finger hebt* Ich pathologisiere übrigens keineswegs die Sterbewilligen.Die Unbedingtamlebenbleibenwollenden allerdings auch nicht.Hch, da muss ich schon wieder einschränken.Ich möchte Sterbewillige nicht pauschal pathologisieren - aber ich kann sie auch nicht pauschal für gesund erklären.Schließlich setzt sich nicht jeder hin und überlegt rational, ob er noch leben will und sollte und zieht dann eine trockene Bilanz. Und selbst, wer das tut...woher soll ich wissen, ob der gesund im Geiste ist? Ich kann das einfach nicht (und ich kann das nicht einfach) diagnostizieren. Also bleib ich mal wieder ambivalent.
*Finger hebt* Ich pathologisiere übrigens keineswegs die Sterbewilligen.Die Unbedingtamlebenbleibenwollenden allerdings auch nicht.
Ich glaube, ich hatte da recht deutlich erwähnt, dass ich keine Diagnosen erstellen kann und will.Dafür gibt es Fachärzte, und nichtmal die treffen immer ins Schwarze.Gesunder Menschenverstand?Don´t make me laugh.Guck nur mal aus dem Fenster.Was ich für gesunden Menschenverstand halte, erscheint den Nachbarn total irre und umgekehrt - sehen wir ja auch in diesem Thread sehr schön, nicht?Keine gute Diagnosegrundlage, schon gar nicht für fachliche Laien.
Ich streite, um´s nochmal (und jetzt echt zum letzten Mal) zu sagen, gar nicht ab, dass geistig und körperlich gesunde Menschen sterben wollen können.Ich halte aber auch für möglich, dass es geistig kranke Menschen gibt, die gesunden Leibes sterben wollen.Ich maße mir nicht an, zwischen denen zu unterscheiden, schon gar nicht, wenn ich sie nicht persönlich kenne.Und wenn jemand trotz widrigster Umstände partout am Leben bleiben will, dann will ich auch nicht behaupten, dass das krank oder gesund sei.Wo ist jetzt das Problem?
Wenn jemand also in seinem Leben keinen Sinn (mehr) erkennen kann, lässt sich das nicht mittels Therapie immer oder grundsätzlich ändern - siehe bspw. dann nicht, wenn ein Mensch schon mehrere Therapien (bei unterschiedlichen Therapeuten) gemacht hat.Muss ein solcher Mensch also aber dennoch weiterleben? - Ja, er muss. Es sei denn, er gibt sich einen gewaltsamen (oft ungewissen, oft schmerzhaften, qualvollen ...) Tod. Das ist aktuell und nach wie vor seine einzige Möglichkeit, seiner Existenz (bewusst, absichtlich, "selbstentschieden") ein Ende zu setzen.Und genau das kritisiere ich: dass nur dieser gewaltsame Tod möglich ist.
Sagen wir es mal so...alle meine Bekannten, Freunde und Verwandten haben natürlich irgendwelche Macken, die ich als "Symptom!" klassifizieren könnte.Macht aber nix, bis zum amtlichen Gegenbeweis halte ich die einfach für total normal.
Was das Problem angeht...nun gönn Deiner Rosinante doch mal ne Pause... Du wirst die Menschheit nicht ändern.