Schwarzes Hamburg

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Autor Thema: wann sterben?  (Gelesen 83395 mal)

Designer

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Re: wann sterben?
« Antwort #165 am: 22 August 2011, 15:41:06 »

Kallisti,
Ich denke ein Jahr Therapie dürfte ausreichen, um eine klare Entscheidung zu treffen. Wer danach immer noch der Meinung ist sterben zu wollen, kann sich gerne einschläfern lassen.
Der Grund warum ich Suizidgedanken für pathologisch halte hängt vielleicht damit zusammen, was ich für gesund halte. Schließlich existiert nichts ausserhalb seiner Bezüge. Ich halte Leiden zwar für normal, aber ich halte auch Lebenswillen und das Streben nach Glück für normal und gesund. Jetzt kann man natürlich behaupten, dass es auch Sterbewillige gibt, die nicht leiden, aber das zu glauben scheitert bei mir schon am Sterbegedanken selbst. "Ich will nicht mehr leben" klingt für mich einfach schon von Haus aus depressiv und niemals wie eine nüchterne sachliche Entscheidung. Ich glaube nicht, dass mich jemand davon überzeugen kann, dass er das Leben eigentlich ganz toll findet, aber keinen Sinn in einer Fortsetzung sähe und dem Quatsch deshalb jetzt ein Ende bereitet. Tut mir leid, aber ich glaube nicht, dass es das gibt. Wer das behauptet macht sich glaube ich selbst etwas vor und leugnet den eigenen Schmerz.
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Multivac

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Re: wann sterben?
« Antwort #166 am: 24 August 2011, 13:14:26 »

Zitat von: Designer
Ich glaube nicht, dass mich jemand davon überzeugen kann, dass er das Leben eigentlich ganz toll findet, aber keinen Sinn in einer Fortsetzung sähe und dem Quatsch deshalb jetzt ein Ende bereitet. Tut mir leid, aber ich glaube nicht, dass es das gibt. Wer das behauptet macht sich glaube ich selbst etwas vor und leugnet den eigenen Schmerz.
sind die alle krank ? vielleicht haben sie einfach die matrix als solche erkannt und akzeptieren sie nicht.  8)
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Kallisti

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Re: wann sterben?
« Antwort #167 am: 24 August 2011, 14:06:46 »

Kallisti,
Ich denke ein Jahr Therapie dürfte ausreichen, um eine klare Entscheidung zu treffen. Wer danach immer noch der Meinung ist sterben zu wollen, kann sich gerne einschläfern lassen.
Der Grund warum ich Suizidgedanken für pathologisch halte hängt vielleicht damit zusammen, was ich für gesund halte. Schließlich existiert nichts ausserhalb seiner Bezüge. Ich halte Leiden zwar für normal, aber ich halte auch Lebenswillen und das Streben nach Glück für normal und gesund. Jetzt kann man natürlich behaupten, dass es auch Sterbewillige gibt, die nicht leiden, aber das zu glauben scheitert bei mir schon am Sterbegedanken selbst. "Ich will nicht mehr leben" klingt für mich einfach schon von Haus aus depressiv und niemals wie eine nüchterne sachliche Entscheidung. Ich glaube nicht, dass mich jemand davon überzeugen kann, dass er das Leben eigentlich ganz toll findet, aber keinen Sinn in einer Fortsetzung sähe und dem Quatsch deshalb jetzt ein Ende bereitet. Tut mir leid, aber ich glaube nicht, dass es das gibt. Wer das behauptet macht sich glaube ich selbst etwas vor und leugnet den eigenen Schmerz.


Ja sicher leidet man in gewisser Weise - an der Existenz als solcher. Daran, dass, wie sie "beschaffen" ist - dass alles durch den Tod beendet wird und daher letztlich alle Freuden, Leiden, Anstrengungen, Erlebnisse, Erfahrungen ... "sinnlos" werden, weil sie letzten Endes (!) nirgendwohin führen, weil alles mit dem (normalerweise: ungewissen und unbekannten: eigenen) Tod zunichte gemacht wird, abrupt endet - unwiderruflich und "für immer".

Wem das nicht einleuchtet, kann ich es auch nicht besser erklären - das haben vor mir wie gesagt schon ganz andere viel besser erklärt!  :)


Man findet es bspw. auch bei Sartre als "Ekel" beschrieben (im gleichnamigen Roman, der zugegebenermaßen etwas "eigenwillig" ist und nicht einer der mir liebsten ;) ) - Ekel vor der Existenz, dem Leben, dem Dasein (nicht nur dem eigenen!). Überdruss könnte vlt. auch noch durchgehen.


Gut. Wenn also dieses von dir als Bedingung gesetzte eine Jahr Therapie nicht zum gewünschten "Erfolg" (Lebenswillen ...) führt, wie, wo und wann darf man sich dann bitte von wem "einschläfern lassen" (deine Worte) ? ? ?


Man beachte bitte auch Folgendes noch:

Hier sprachen mehrere Leute davon, dass es keine Pflicht zu leben gäbe, dass man nicht leben müsse, dass man nicht zum Leben gezwungen werden könne.

Genau das aber ist doch der Fall, die Realität!

Siehe bspw. durch sowas:


Zitat
Psychisch-Kranken-Gesetz [Bearbeiten]

Wer Selbsttötung androht oder ankündigt, muss damit rechnen, wegen erheblicher Selbstgefährdung in eine Psychiatrische Klinik zwangseingewiesen und zwangsmediziert zu werden. Rechtsgrundlage sind dabei die Psychisch-Kranken-Gesetze der Bundesländer. Voraussetzung ist, dass diese Selbstgefährdung auf einer psychischen Krankheit beruht, welche aber aufgrund der Selbstgefährdung wiederum vermutet wird.
Quelle:  http://de.wikipedia.org/wiki/Suizid


Man wird also nicht (durch unsere Gesellschaft) zum Leben(wollen/-sollen/-müssen!) gezwungen? Und ist nicht aus eben diesem Grund (weil Mensch leben müssen soll!) "aktive Sterbehilfe"/Hilfe zur Selbsttötung (ausgenommen: unheilbar kranke oder sehr alte, sterbende Menschen) nicht erlaubt, wird nicht ermöglicht!?!


Natürlich leidet der Suizident (vor seinem Freitod) - entweder also am Leben als solches und/oder auch an speziell seiner eigenen Existenz, seinem Dasein, das ihm nicht mehr lebenswert (sinnlos ...) (geworden) ist. - Nur, dass sich das nicht einfach wegtherapieren lässt. Und: dass Menschen Erfahrungen machen, die zu dieser Haltung (ihrem Leben gegenüber) führen - und diese Erfahrungen lassen sich auch nicht "wegtherapieren" oder auslöschen ... alles, das der Mensch erlebt und erfährt/erfahren hat, macht ihn doch (zusätzlich zu seinen Anlagen) zu dem, das er ist - zu eben der Person, die er aufgrund all dieser Erlebnisse, Erfahrungen ... geworden ist!


Wenn jemand also in seinem Leben keinen Sinn (mehr) erkennen kann, lässt sich das nicht mittels Therapie immer oder grundsätzlich ändern - siehe bspw. dann nicht, wenn ein Mensch schon mehrere Therapien (bei unterschiedlichen Therapeuten) gemacht hat.

Muss ein solcher Mensch also aber dennoch weiterleben? - Ja, er muss. Es sei denn, er gibt sich einen gewaltsamen (oft ungewissen, oft schmerzhaften, qualvollen ...) Tod. Das ist aktuell und nach wie vor seine einzige Möglichkeit, seiner Existenz (bewusst, absichtlich, "selbstentschieden") ein Ende zu setzen.

Und genau das kritisiere ich: dass nur dieser gewaltsame Tod möglich ist.
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messie

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Re: wann sterben?
« Antwort #168 am: 25 August 2011, 09:22:18 »

Hmm, sehe ich das richtig, Kallisti, dass du damit meinst, wenn jemand z.B. an einer handfesten Depression erkrankt ist und für diese kein Ende in Sicht ist, man also diese Krankheit bei dieser Person als "unheilbar" entlässt, dass du dich in diesem Fall dann für eine aktive Sterbehilfe einsetzt?
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Kallisti

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Re: wann sterben?
« Antwort #169 am: 25 August 2011, 12:12:40 »

Hmm, sehe ich das richtig, Kallisti, dass du damit meinst, wenn jemand z.B. an einer handfesten Depression erkrankt ist und für diese kein Ende in Sicht ist, man also diese Krankheit bei dieser Person als "unheilbar" entlässt, dass du dich in diesem Fall dann für eine aktive Sterbehilfe einsetzt?


Nein, messie - du verstehst es leider falsch - genau das ist doch der Punkt, den ich oben mehrmals ansprach: Man kann, sollte, darf nicht jeden Sterbewillen pathologisieren (als Symptom einer "psychischen Erkrankung" fehldiagnostizieren - also auch nicht als "handfeste Depression").

Die Leute sind nicht "einfach nur depressiv" - es ist nicht immer, ausschließlich oder jedes Mal eine "handfeste Depression". In einer solchen kann ich normalerweise gar nicht mehr groß handeln - da fallen auch ganz einfache Alltagshandlungen meistens schon enorm schwer.

Was ich meine, messie, steht doch alles schon da - habe ich doch in mehreren sehr langen posts ausführlich erläutert. Und mit erklärenden Zitaten (von Camus und Améry) noch zu verdeutlichen versucht.

Leider liegt mir Wilhelm Kamlahs Meditatio mortis nicht vor - ist nicht so leicht zu bekommen (oder sehr teuer). Da würde sich sicherlich auch noch einiges finden, das erklärend wäre!  :)


Nicht alle Menschen, die "lebensmüde" sind, die ihre Existenz als nicht mehr lebenswert, als "sinnlos" erachten, haben eine (schwere oder leichte oder überhaupt eine) Depression ! ! !

Ich dachte, das hätte ich mittlerweile hinreichend deutlich machen können?   - Wohl nicht.   :-\


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Kallisti

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Re: wann sterben?
« Antwort #170 am: 25 August 2011, 12:43:31 »

Hier mal ein paar "bekannte Beispiele" sich suizidiert habender Menschen:

Walter Benjamin
Heinrich von Kleist
Cesare Pavese
Ernest Hemingway
Seneca
Kurt Tucholsky
Klaus Mann
Stefan Zweig
Adalbert Stifter
Ernst Cassierer
Paul Celan
Gert Bastian
Carl Barth


Namensanordnung zufällig.


Auffallend viele Dichter/Schriftsteller.


Klar, den meisten wurde spätestens nach deren Freitod eine "Depression" "diagnostiziert" - siehe, was ich dazu weiter oben schon schrieb - es muss ja so sein ... (Begründung: siehe oben!).


ABER: nur weil sie unter ihrem Leben, ihren Erlebnissen, Erfahrungen ... gelitten haben (und das haben sie!), waren sie deshalb/dadurch nicht auch depressiv!

Jemand, der melancholisch ist, ist auch nicht depressiv!

Und jemand, der sehr empfindsam, feinfühlig ... ist, feine "Antennen" hat ... ... ... - ist wahrscheinlich (lol) eher "anfällig" für Freitod als jemand, der eher ein dickes Fell hat, eher oberflächlich lebt, denkt, fühlt ...


Es gibt ja so einige Romane, in denen der Suizid thematisiert ist (auf verschiedenste Weise) - hier mal aus einem ein kurzer Auszug:


"... Du klagst sie alle an: den Markt, die Spießer, die Opportunisten und so weiter. Sie kotzen dich an, sie haben sich arrangiert. Du boykottierst sie alle: die Lehrer, die Kinderficker, die schlauen Alphabeten. Du hast einfach die Leitung zur aggressiven Außenwelt gekappt. ..."

Feridun Zaimoglu - German Amok


« Letzte Änderung: 25 August 2011, 12:59:35 von Kallisti »
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messie

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Re: wann sterben?
« Antwort #171 am: 25 August 2011, 12:51:42 »

Naja, ich dachte dass du meintest "wenn ein Mensch schon mehrere Therapien hinter sich hat, dann wird ihm eine Therapie eh nichts mehr bringen" und hatte das deswegen so interpretiert. *schulterzuck*

Also, ich kann es mir schlicht nicht vorstellen, dass jemand so drauf ist, dass wenn es ihm gut geht, er nicht mehr leben will. "Hey, mir geht's echt super, aber weiterleben? Nööö. Hab genug. Tschüss ..." - so etwas kann ich mir einfach nicht vorstellen, dass es das im jungen oder mittleren Alter wirklich gibt.

Nun gut, es gibt ja bekanntlich alles - aber dass diese Menschen so zahlreich sein sollten, glaube ich einfach nicht. Liegt jenseits meines Horizonts.
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Kallisti

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Re: wann sterben?
« Antwort #172 am: 25 August 2011, 13:07:08 »

Man kann es auch mit ganz anderen Worten ("poetisch") ausdrücken (ohne zu "romantisieren", aber man kann es "poetisch" einfach sehr prägnant rüberbringen - und dann ist Lyrik ja immer auch ein bissen (wie) Musik):

Nur zwei Dinge

Durch soviel Formen geschritten,
durch Ich und Wir und Du,
doch alles blieb erlitten
durch die ewige Frage: wozu?

Das ist eine Kinderfrage.
Dir wurde erst spät bewusst,
es gibt nur eines: ertrage
- ob Sinn, ob Sucht, ob Sage -
dein fernbestimmtes: Du musst.

Ob Rosen, ob Schnee, ob Meere,
was alles erblühte, verblich,
es gibt nur zwei Dinge: die Leere
und das gezeichnete Ich.


Gottfried Benn



Ein Wort

Ein Wort, ein Satz - : Aus Chiffren steigen
erkanntes Leben, jäher Sinn,
die Sonne steht, die Sphären schweigen
und alles ballt sich zu ihm hin.

Ein Wort - ein Glanz, ein Flug, ein Feuer,
ein Flammenwurf, ein Sternenstich -
und wieder Dunkel, ungeheuer,
im leeren Raum um Welt und Ich.


Gottfried Benn



Welle der Nacht

Welle der Nacht - Meerwidder und Delphine
mit Hyacinthos leichtbewegter Last,
die Lorbeerrosen und die Travertine
weh´n um den leeren istrischen Palast,

Welle der Nacht -, zwei Muscheln mit erkoren,
die Fluten strömen sie, die Felsen her,
dann Diadem und Purpur mitverloren,
die weiße Perle rollt zurück ins Meer.



Gottfried Benn


Es gibt noch andere von ihm, die "in ähnliche Richtung gehen" ... naja.


oder auch:

Schlussstück

Der Tod ist groß.
Wir sind die Seinen
lachenden Munds.
Wenn wir uns mitten im Leben meinen,
wagt er zu weinen
mitten in uns.



Rainer Maria Rilke


Lied des Selbstmörders

Also noch einen Augenblick.
Dass sie mir immer wieder den Strick
zerschneiden.
Neulich war ich so gut bereit
Und es war schon ein wenig Ewigkeit
In meinen Eingeweiden.

Ich weiß, das Leben ist gar und gut
Und die Welt ist ein voller Topf,
aber mir geht es nicht ins Blut,
Mir steigt es nur zu Kopf.

Halten Sie mir den Löffel her,
diesen Löffel Leben.
Nein, ich will und ich will nicht mehr,
Lasst mich mich übergeben.

Andere nährt es, mich macht es krank;
begreift, dass man´s verschmäht.
Mindestens ein Jahrtausend lang
Brauch ich jetzt Diät.


R. M. Rilke


(Ja, ich liebe Rilke - ganz besonders auch den Panther ... !)



An sich selbst


Nun magst du ruhn für immer,
Mein müdes Herz. Es schwand die letzte Täuschung.
Die ewig ich gewähnt. Sie schwand. Ich fühle
Die Hoffnung jetzt erloschen,
Den Wunsch selbst nach des holden Truges Spiele.
Auf immer ruh! Du hast nun
Genug geschlagen. Würdig deines Pochens
Ist nichts, noch wert dies Dasein deiner Seufzer.
Das Leben nur in Ekel
Und Bitterkeit, sonst nichts, und Kot die Erde.
Nun ruhe aus Verzweifle
Zum letzten Mal. Das Schicksal gab den Menschen
Nichts weiter als zu sterben. Jetzt verachte
Dich, die Natur, die Macht, die finstern Webens
Auf unser aller Schaden stets nur dachte,
Und die endlose Nichtigkeit des Lebens.


Giacomo Leopardi



Abendlied

Abermal ein Teil vom Jahre,
Abermal ein Tag vollbracht;
Abermal ein Brett zur Bahre
Und ein Schritt zur Gruft gemacht.
Also nähert sich die Zeit
Nach und nach der Ewigkeit,
Also müssen wir auf Erden
Zu dem Tode reifer werden.


Johann Christian Günther



Ausgang

Immer enger, leise, leise
Ziehen sich die Lebenskreise,
Schwindet hin, was prahlt und prunkt,
Schwindet Hassen, Hoffen, Lieben.
Und ist nichts in Sicht geblieben
Als der letzte tote Punkt.



Theodor Fontane




messie

wer sagt, dass es den Sterbewilligen "gut geht". Aber nicht jeder, dem es "schlecht geht", hat eine Depression oder andere (psychische) Erkrankung ! - Ist das denn so schwer zu begreifen ?

























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Multivac

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Re: wann sterben?
« Antwort #173 am: 25 August 2011, 13:14:38 »

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« Letzte Änderung: 24 Januar 2013, 11:26:25 von Multivac »
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Eisbär

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Re: wann sterben?
« Antwort #174 am: 25 August 2011, 13:29:47 »

Kallisti: Du sagst selbst, jemandem, dem es gut get, wird sich nicht umbringen wollen.

Die meisten, den es schlecht geht, wollen sich auch nicht umbringen.

Die meisten, die sich selbst töten wollen, haben entweder eine besonders schwere Krankheit (Krebs, Alzheimer etc) oder eine psychische Erkrankung.

Und ja, ich teile die Auffassung, daß jemand, der nicht unter einer entsprechen tödlichen Krankheit leidet, eine psychische Erkrankung haben muß, um sich selbst töten zu wollen.
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Kallisti

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Re: wann sterben?
« Antwort #175 am: 25 August 2011, 14:23:05 »

Kallisti: Du sagst selbst, jemandem, dem es gut get, wird sich nicht umbringen wollen.

Die meisten, den es schlecht geht, wollen sich auch nicht umbringen.

Die meisten, die sich selbst töten wollen, haben entweder eine besonders schwere Krankheit (Krebs, Alzheimer etc) oder eine psychische Erkrankung.

Und ja, ich teile die Auffassung, daß jemand, der nicht unter einer entsprechen tödlichen Krankheit leidet, eine psychische Erkrankung haben muß, um sich selbst töten zu wollen.


Eisbär

... ja, so wie du denken die meisten Menschen - ganz offensichtlich. Aber das haben wir doch mittlerweile schon abgefrühstückt! ?

Ich habe versucht, darzulegen, dass und warum Menschen sterbewillig sind - was dafür Ursachen, Hintergründe sein können bzw. oftmals sind - und diese liegen jenseits von "psychischer Erkrankung" also auch jenseits von "Depression".

Dass die meisten Leute das absolut nicht einsehen wollen und können, ist mir ja nun nicht neu - im Gegenteil, bester Eisbär.

Wie es schon das Zitat aus dem Wikipedia-Artikel (siehe oben) zeigt, geht man hier einfach solipsistisch an die Sache heran:

Wer sich selbst töten will (und nicht unheilbar physisch krank ist), muss also zwanglsäufig "psychsich krank" sein - ganz genau so, wie du es sagst - und unzählige andere.

So einfach macht man sich das. Genau.

Und alles, das ich im Einzelnen widersprechend anführte, wird nicht näher betrachtet (wenn überhaupt gelesen - wahrscheinlich nicht!), darauf wird nicht eingegangen - auf all die genannten Gründe/Hintergründe, Ursachen, Beweggründe und auch Zitate/Texte.

Man haut einfach bloß platt seine Meinung raus. Das ist schön einfach, bequem - man is schnell mal seinen Senf losgeworden.

Denn: wo sind deine Begründungen - die Begründung z.B. dafür, dass es sich so verhält, wie du behauptest: dass alle Sterbewilligen zwangsläufig psychisch und/oder physisch krank sein müssen ? ! ? ? ?


Nochmal:

Nicht alle, denen es schlecht geht, haben eine psychische Erkrankung. Dennoch sind sie (einige, manche) sterbewillig.
Nicht alle, die sich suizidiert haben, waren "psychisch krank".
- Auch wenn unsere Gesellschaft ihnen das genau so (im Zweifelsfalle halt nachträglich, also postum) bescheinigen muss! (Siehe, was ich dazu oben schrieb!)

Und ja: die wenigsten töten sich selbst - warum, habe ich auch oben mehrfach und ausführlich erläutert.
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nightnurse

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Re: wann sterben?
« Antwort #176 am: 25 August 2011, 14:36:48 »

*Finger hebt* Ich pathologisiere übrigens keineswegs die Sterbewilligen.
Die Unbedingtamlebenbleibenwollenden allerdings auch nicht.

Hch, da muss ich schon wieder einschränken.
Ich möchte Sterbewillige nicht pauschal pathologisieren - aber ich kann sie auch nicht pauschal für gesund erklären.
Schließlich setzt sich nicht jeder hin und überlegt rational, ob er noch leben will und sollte und zieht dann eine trockene Bilanz. Und selbst, wer das tut...woher soll ich wissen, ob der gesund im Geiste ist? Ich kann das einfach nicht (und ich kann das nicht einfach) diagnostizieren.
Also bleib ich mal wieder ambivalent.




Naja, man hat doch einen gesunden Menschenverstand? ;)

Woran machst du "geistige Gesundheit" fest oder was denkst du, sind die Kriterien dafür? Wenn du dich umsiehst - welchen Menschen in deinem Umfeld (Familie, Freunde, Bekannte ...) würdest du solche geistige und psychische Gesundheit bescheinigen (nein, die will ich hier nicht genannt haben ;) - bitte nur für sich selbst beantworten)?

Oder anders gefragt: Würdest du den meisten Menschen, die du persönlich (und: gut) kennst, eher geistige (und psychische) Gesundheit zusprechen oder eher absprechen?

Diese Frage: @all!


Ich glaube, ich hatte da recht deutlich erwähnt, dass ich keine Diagnosen erstellen kann und will.
Dafür gibt es Fachärzte, und nichtmal die treffen immer ins Schwarze.

Gesunder Menschenverstand?
Don´t make me laugh.
Guck nur mal aus dem Fenster.
Was ich für gesunden Menschenverstand halte, erscheint den Nachbarn total irre und umgekehrt - sehen wir ja auch in diesem Thread sehr schön, nicht?
Keine gute Diagnosegrundlage, schon gar nicht für fachliche Laien.

Ja, und was das aus den Angeln geratende Weltbild angeht...jetzt stell Dir nur mal vor, es wäre möglich, nachzuweisen, dass suizidale Menschen tatsächlich krank sind: Was würde das mit Deinem hier so vehement vertretenen Weltbild machen?

Ich streite, um´s nochmal (und jetzt echt zum letzten Mal) zu sagen, gar nicht ab, dass geistig und körperlich gesunde Menschen sterben wollen können.
Ich halte aber auch für möglich, dass es geistig kranke Menschen gibt, die gesunden Leibes sterben wollen.
Ich maße mir nicht an, zwischen denen zu unterscheiden, schon gar nicht, wenn ich sie nicht persönlich kenne.
Und wenn jemand trotz widrigster Umstände partout am Leben bleiben will, dann will ich auch nicht behaupten, dass das krank oder gesund sei.

Wo ist jetzt das Problem?
Du sagst sowas ja am Ende Deines letzten Posts selbst.

Howgh.
nightnurse hat genug im Kreis gefrühstückt
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Kallisti

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Re: wann sterben?
« Antwort #177 am: 25 August 2011, 14:44:11 »

Zitat
Ich glaube, ich hatte da recht deutlich erwähnt, dass ich keine Diagnosen erstellen kann und will.
Dafür gibt es Fachärzte, und nichtmal die treffen immer ins Schwarze.

Gesunder Menschenverstand?
Don´t make me laugh.
Guck nur mal aus dem Fenster.
Was ich für gesunden Menschenverstand halte, erscheint den Nachbarn total irre und umgekehrt - sehen wir ja auch in diesem Thread sehr schön, nicht?
Keine gute Diagnosegrundlage, schon gar nicht für fachliche Laien.
(nightnurse)


uuh - geschickt aus der Affäre gezogen!  ;)


Ich hatte dich aber auch "recht deutlich" ;) nach Menschen gefragt, die du gut persönlich kennst! - Wie du mich ja auch nochmal zitiert hast.  Ob du diesen also geistige bzw. psychische Gesundheit eher zu- oder eher absrpechen würdest - mit "Diagnose" hat das noch nichts zu tun! Da geht es um dein Dafürhalten - und das hast du gewiss!



Zitat
Ich streite, um´s nochmal (und jetzt echt zum letzten Mal) zu sagen, gar nicht ab, dass geistig und körperlich gesunde Menschen sterben wollen können.
Ich halte aber auch für möglich, dass es geistig kranke Menschen gibt, die gesunden Leibes sterben wollen.
Ich maße mir nicht an, zwischen denen zu unterscheiden, schon gar nicht, wenn ich sie nicht persönlich kenne.
Und wenn jemand trotz widrigster Umstände partout am Leben bleiben will, dann will ich auch nicht behaupten, dass das krank oder gesund sei.

Wo ist jetzt das Problem?

Das "Problem", nightnurse, besteht darin, dass eher wenige Menschen es so sehen wie du, sondern die Mehrheit (zumindest in unserem "Kulturkreis" - sagen wir der Einfachheit halber mal: in Deutschland, aber im Grunde ja bei Weitem nicht bloß hier!) der Meinung (Meinung!, nicht: Wissen) ist, dass nicht körperlich (unheilbar oder schwer) kranke Sterbewillige psychisch krank sind, sein müssen.

Da liegt mein Problem. 

Und eben auch nach wie vor da:


Zitat
Wenn jemand also in seinem Leben keinen Sinn (mehr) erkennen kann, lässt sich das nicht mittels Therapie immer oder grundsätzlich ändern - siehe bspw. dann nicht, wenn ein Mensch schon mehrere Therapien (bei unterschiedlichen Therapeuten) gemacht hat.

Muss ein solcher Mensch also aber dennoch weiterleben? - Ja, er muss. Es sei denn, er gibt sich einen gewaltsamen (oft ungewissen, oft schmerzhaften, qualvollen ...) Tod. Das ist aktuell und nach wie vor seine einzige Möglichkeit, seiner Existenz (bewusst, absichtlich, "selbstentschieden") ein Ende zu setzen.

Und genau das kritisiere ich: dass nur dieser gewaltsame Tod möglich ist.
(Kallisti)


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Re: wann sterben?
« Antwort #178 am: 25 August 2011, 14:56:29 »

"Aus der Affäre gezogen"?
Liebe Kallisti, das war Einführungsblock Krankenpflege, zweite Woche!  ;D
Sagen wir es mal so...alle meine Bekannten, Freunde und Verwandten haben natürlich irgendwelche Macken, die ich als "Symptom!" klassifizieren könnte.
Macht aber nix, bis zum amtlichen Gegenbeweis halte ich die einfach für total normal.
Normal krank oder normal gesund ist mir dabei wurst.

Was das Problem angeht...nun gönn Deiner Rosinante doch mal ne Pause... Du wirst die Menschheit nicht ändern.
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Kallisti

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Re: wann sterben?
« Antwort #179 am: 25 August 2011, 15:02:25 »

Zitat
Sagen wir es mal so...alle meine Bekannten, Freunde und Verwandten haben natürlich irgendwelche Macken, die ich als "Symptom!" klassifizieren könnte.
Macht aber nix, bis zum amtlichen Gegenbeweis halte ich die einfach für total normal.
(nightnurse)


DAS bitte mal auf der Zunge zergehen lassen! ---> BINGO! Genau ins Schwarze!!!    ;)



Zitat
Was das Problem angeht...nun gönn Deiner Rosinante doch mal ne Pause... Du wirst die Menschheit nicht ändern.

nightnurse -   ... du sagst es !  --> Eben drum ... ("Pause" ...) !  (Wenn ich die Menschen "nicht ändern", überzeugen, nicht wenigstens: sensibilisieren, nachdenklich stimmen ... kann - auf dieses Thema bezogen, aber auch auf viele andere - wenn ich also (trotz zahlreicher, wiederholter, langjähriger Versuche - mit und ohne "Unterstützung" ... - nicht zurechtkomme(n), mich nicht zurechtfinden, nicht heimisch werden (kann) (in dieser Welt ...) - welche andere Konsequenz könnte ich da ziehen, als: "Pause"?!)
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