Schwarzes Hamburg

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Autor Thema: Weniger ist mehr - Minimalismus  (Gelesen 8880 mal)

CubistVowel

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Weniger ist mehr - Minimalismus
« am: 15 Juli 2011, 18:23:49 »

Mal was ganz Persönliches...

http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/0,1518,773718,00.html

Dieser Spon-Artikel und der darin verlinkte Blog hat einem schon lange in mir vorhandenen vagen Gefühl einen Namen gegeben: Minimalismus. Als alter Bauhaus-Fan bezweifle ich zwar stark, dass es sich um einen „neuen Trend“ handelt ;), aber es war doch interessant zu erfahren, dass es auch anderen so ergeht.

Obwohl ich selbst bedingt durch viele Umzüge nicht mehr so viel besitze wie früher, habe ich doch oft das Gefühl, durch das alleinige Vorhandensein einer Unzahl von Dingen richtiggehend belastet zu sein. Ich entrümple daher zwar regelmäßig, und dadurch hat sich der Bestand in meiner „Rumpelkammer“ in den letzten 3 oder 4 Jahren bereits drastisch reduziert, aber die Erleichterung hält jeweils nur kurz an – und nach kurzer Zeit fühle ich mich wieder irgendwie beengt und bedrückt.

Das kann natürlich nur durch die Enge meiner Wohnung ausgelöst worden sein, aber ich denke, es hat noch tiefer gehende Ursachen. Mein Leben hat sich in den letzten Jahren durch äußere Umstände stark verändert, auch meine Persönlichkeit, und ich bin auf der Suche nach neuen Zielen und Plänen. Wahrscheinlich ist es vor diesem Hintergrund nur natürlich, dass ich das Bedürfnis habe, mich - symbolisch wie tatsächlich – von alten, überflüssigen Sachen zu trennen. Die Sachen, an denen mein Herz wirklich hängt und/oder die absolut notwendig sind, passen in wenige Kartons.

Das Merkwürdige ist: trotzdem kann ich mich von vielem Plunder einfach nicht trennen. Weil es Geschenke waren, weil ich oder jemand anderes es noch brauchen könnte, weil es mal teuer war, weil Erinnerungen daran hängen... Diese Dinge kommen mir deshalb manchmal vor wie ein Klotz am Bein, sie behindern mich durch ihre bloße Existenz. Statt mein Dasein abzusichern, wie ich gedacht und erhofft hatte, binden sie mich. Ich frag mich oft, wie viel Lebenszeit ich verschwendet habe, um mir Dinge leisten zu können, die in Wirklichkeit völlig unwichtig und mir jetzt sogar lästig sind.

Immerhin habe ich es in den letzten Jahren geschafft, mir so gut wie keinen neuen Krempel mehr zuzulegen... weil ich anfing, mich vor jedem Kauf zu fragen, ob ich diesen Gegenstand wirklich brauche und wofür und wie lange. Zugegeben, die Tatsache, dass ich sehr knapp bei Kasse bin (ich darf gesundheitsbedingt nicht mehr arbeiten), hat dabei eine gewisse Rolle gespielt – aber der Effekt ist trotzdem, dass ich mehr und mehr erkennen durfte, wie wenig eigentlich zum Leben und zum Zufriedensein notwendig ist.

Und dass es nicht die materiellen Dinge sind, die meinem Leben Sicherheit, Bedeutung und Inhalt verleihen, sondern dass ganz andere Dinge wichtig sind: das Zusammensein mit bestimmten Menschen zum Beispiel, oder ganz besonders auch der Luxus, Zeit zu haben für Tätigkeiten, die mir wichtig sind, die mich persönlich weiter bringen und die mir Freude machen.

Vielleicht schaffe ich es ja eines Tages, das Wichtige vom Unwichtigen zu unterscheiden...
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nightnurse

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Re: Weniger ist mehr - Minimalismus
« Antwort #1 am: 15 Juli 2011, 18:48:11 »

Ähm...klingt, als schafftest Du es schon  :)
Zumindest bist Du auf dem richtigen Weg, will mir scheinen

Den Blog hab ich noch nicht angeguckt, zum Artikel...
Es wird einfach nicht allen gegeben sein, mit 100 bis 300 "Dingen" auszukommen, das riecht auch irgendwie nach...so ner Art Pinkelwettbewerb, "ich brauch aber weniger als ihr, ätsch", schon alleine, weil "Minimalismus" eben über die Anzahl der Besitztümer definiert wird (ein Teelöffel zuviel und du gehörst nicht mehr dazuhu! - ?).
Klingt auch, als würden sich manche unter Druck setzen, sich von allem, was sie bedrückt, frei zu machen und als könne das ne Art Sucht werden. Inverse Kaufsucht, sozusagen.

Ich bemühe mich zwar auch, nichts anzuhäufen (weil ich bei Opa gesehen habe, wie das endet - 1 Haus voll Gerümpel und dann kommste eines Tages ins Heim und dann?), aber z.B. hängt mein Herz an 15 Kisten LPs und 1 großen Bücherregal (ha, das sind nur 16 Dinge!).

Ich kann auch der Aussage nicht zustimmen, was wichtig sei, habe man im Kopf.
Dazu habe ich an mir selbst schon zu oft gesehen, wieviel man vergisst und ich weiss aus der Familie und von der Arbeit, dass es mal wichtig sein kann, handfeste Erinnerungsstücke zu haben, weil man eben nicht mehr alles im Kopf hat.



...
Seltsamerweise habe ich aber akut wieder das Bedürfnis, auszumisten.
Dabei steht der Kram vom letzten Mal noch im Keller (ich will seit Jahren auf´n Flohmarkt).
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nightnurse

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Re: Weniger ist mehr - Minimalismus
« Antwort #2 am: 16 Juli 2011, 20:14:49 »

(verdammt, Du hast mich ins Grübeln gebracht!)
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colourize

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Re: Weniger ist mehr - Minimalismus
« Antwort #3 am: 16 Juli 2011, 20:43:03 »

Ich versuche auch mit wenigen Dingen auszukommen, aber daraus eine Lebensphilosophie zu machen finde ich doch etwas überzogen. ;)

Auf zugestellte Buden steh ich aber auch nicht so. 8)
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Ansichtssache

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Re: Weniger ist mehr - Minimalismus
« Antwort #4 am: 16 Juli 2011, 21:19:35 »

Die Idee an sich finde ich gut. Wir leben im Überfluss, wobei manch wichtige Dinge auf der Strecke bleiben und die Rückbesinnung auf diese Dinge durch Reduzierung dieses Überflusses kann gut funktionieren (Schachtelsatz...). Besitzt kann Ballast bedeuten. Kann ablenken.
Allerdings finde ich diese starren Definitionen auch eher hinderlich.
Wenn Minimalismus keinen Zwang bedeutet, sondern von einem selber ausgeht, wenn man damit glücklich ist – schön. Wenn man zwanghaft alles wegschmeißt, weil man vielleicht doch 110 Sachen besitzt statt 100 – nicht schön.

Ich mag es auch ungemein gerne, mich von alten Sachen zu befreien, vor allem, da ich auch sehr viel horte. Von einigen Dingen würde ich mich aber niemals trennen, da sie für mich Lebensqualität bedeuten. Ich finde es nicht erstrebenswert, in einer riesigen Wohnung zu wohnen, 10 Autos und 5 Fernseher zu haben. Allerdings würde ich z.B. nicht auf meine Bücher oder CDs verzichten wollen.
Also wenn würde ich einen Ansatz von Minimalismus versuchen wollen (bei meinem Konsumverhalten nicht leicht), jedoch nicht irgendwelchen Definitionen folgen.


Edit:

Zitat
Ich frag mich oft, wie viel Lebenszeit ich verschwendet habe, um mir Dinge leisten zu können, die in Wirklichkeit völlig unwichtig und mir jetzt sogar lästig sind.

Das habe ich mich auch schon oft gefragt. Wobei der Übergang von "brauche ich unbedingt" zu "ist lästig" manchmal leider ziemlich schnell geht.

« Letzte Änderung: 16 Juli 2011, 21:22:56 von Ansichtssache »
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Ansichtssache

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Re: Weniger ist mehr - Minimalismus
« Antwort #5 am: 16 Juli 2011, 22:04:10 »

Nochmal ein Erfahrungsbericht:

Als ich in meine Wohnung gezogen bin, hatte ich 3 Monate kein Internet und kein Fernsehen. Ich habe mich erst furchtbar gelangweilt, aber letztendlich war ich in der Zeit viel kreativer, habe mehr unternommen, hatte mehr Zeit für andere Dinge. Also habe ich durch den "Verlust" einiger Sachen an Lebensqualität dazugewonnen. Ist ja der Ansatz von Minimalismus.
Es kann so schnell zum Zwang werden, i.S. von "Die und die Sendung muss ich mir jetzt unbedingt anschauen", "noch schnell in das und das Forum schauen, ob jemand geantwortet hat" usw. Und wenn es kein Zwang ist, dann alleine die Möglichkeit, sich berieseln zu lassen, anstatt andere wichtige Dinge zu tun (deshalb überlege ich schon ernsthaft, beim nächsten Umzug den Fernseher rauszuschmeißen).
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K-Ninchen

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Re: Weniger ist mehr - Minimalismus
« Antwort #6 am: 16 Juli 2011, 23:00:48 »

Ich finde die Idee irgendwie schon toll und stelle mir manchmal vor, wie das so wäre, eine "tolle Designerwohnung" zu haben, in der nur ganz wenig Sachen sind.
Dagegen sprechen folgende Faktoren:
  • Designerwohnungen in Hamburg sind lächerlich teuer. Vielleicht könnte ich mir sogar eine leisten, aber 3,5 Wochen im Monat nur für die Wohnung (und im Sinne des Minimalismus auch noch fast leere) Wohnung zu arbeiten, sehe ich einfach nicht ein.
  • Ich mag nur ungerne Dinge wegschmeißen, von denen ich weiß, dass sie noch einen sinnvollen Zweck erfüllen könnten.
  • Ich bin zu faul, den ganzen Ebay-Driss oder ähnliches mitzumachen, um diese Dinge zu verkaufen. Dafür bin ich echt zu faul, leider. Würde ja auch meist fast nix bringen außer nervige Arbeit.
  • Ich glaube, das bin ich nicht. Ich sitze nicht in fast leeren Räumen herum. Ab und zu mal, wenn es nicht die eigene Wohnung ist, wäre das mal interessant, wie eine art "Urlaub". Aber ich bin ein Mensch, der Chaos um sich hat und auch das Chaos braucht. Ich brauche natürlich auch mal Ordnung, aber dazwischen vergehen lange Intervalle und Chaos sowie Ordnung haben eben ihre eigene Zeit.
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Im Falle eines Missverständnisses:
Ich bin zutiefst bösartig und hinterhältig (kein Wunder bei dem Sternzeichen) und habe grundsätzlich niedere Beweggründe für fast alles.

nightnurse

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Re: Weniger ist mehr - Minimalismus
« Antwort #7 am: 16 Juli 2011, 23:07:59 »

       
    • Ich mag nur ungerne Dinge wegschmeißen, von denen ich weiß, dass sie noch einen sinnvollen Zweck erfüllen könnten.
    • Ich bin zu faul, den ganzen Ebay-Driss oder ähnliches mitzumachen, um diese Dinge zu verkaufen. Dafür bin ich echt zu faul, leider. Würde ja auch meist fast nix bringen außer nervige Arbeit.

    Ja, DAS auch.
    Mein "Minimalismus" dreht sich darum, mein Konsumverhalten so zu tunen, dass ich von ner Teilzeitstelle angenehm leben kann, incl. 1x im Jahr in Urlaub fahren.
    Aber dazu gehört auch, gewisse Dinge zu besitzen, z.B. Werkzeug, damit z.B. die Bohrmaschine nicht gekauft / gemietet werden muss, wenn sie mal gebraucht wird.
    Oder Dinge aufzuheben, weil man sie später nochmal brauchen kann (was in meiner Familie allerdings ins Neurotische umschlagen kann, da muss ich aufpassen  8) ).

    Aber es dürfte schon gerne leerer sein, als es gerade ist...in der Wohnung.
    Vielleicht brauch ich einfach mehr Keller oder ein Arbeitszimmer...aber dann müsste ich mehr Miete zahlen, funktioniert nich.
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    Kaffeebohne

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    Re: Weniger ist mehr - Minimalismus
    « Antwort #8 am: 17 Juli 2011, 12:21:05 »

    Ich hätte davon gern was! Ich trenn mich nur sehr ungern von Dingen. Und wenn ich es dann getan hab, dann kann ich mir fast sicher sein, daß ich Jahre später genau DIE Dinge, die ich vorher mit dem Allerwertesten nicht angeguckt hab, unbedingt wiederhaben will und mir sicher bin, genau die jetzt unbedingt zu brauchen und sie mein ganzes Leben vermißt zu haben.

    Ich hab mich anläßlich meines letzten Umzugs vor 3 Jahren von einigen Dingen getrennt (zwangsläufig, der neue Keller war einfach kleiner). Es tat schon gut, daß muß ich zugeben...  ;)
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    Lucas de Vil

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    Re: Weniger ist mehr - Minimalismus
    « Antwort #9 am: 17 Juli 2011, 13:18:41 »

    Schwieriges Thema, denn das Ganze kann sicherlich zur neuen Form der Schwanzverlängerung mutieren.
    Zwischen 'Mein Haus, Mein Pferd, Meine Yacht' und 'Mein leeres Wohnzimmer, Mein leeres Schlafzimmer, meine leere Küche' gibt es nur bedingt Unterschiede.

    Bei mir steht kaum etwas rum, mit dem ich nix anzufangen wüsste. Nach ca. einem Jahr wird alles erst mal entsorgt, dass ich in der Zeit nicht angefasst habe und das einen bestimmten Emotional- oder Wiederbeschaffungswert unterschreitet. Im Allgemeinen bekomme ich es wieder, sollte ich spontan fünf Jahre später GENAU SO EIN TEIL brauchen.

    Die von K-Ninchen beschriebene eBay-Faulheit besitze ich irgendwie auch. Kann man nix machen, muss man aber auch nicht. ^^
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    Kallisti

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    Re: Weniger ist mehr - Minimalismus
    « Antwort #10 am: 17 Juli 2011, 14:34:18 »

    Zitat
    Nach ca. einem Jahr wird alles erst mal entsorgt, dass ich in der Zeit nicht angefasst habe und das einen bestimmten Emotional- oder Wiederbeschaffungswert unterschreitet. Im Allgemeinen bekomme ich es wieder, sollte ich spontan fünf Jahre später GENAU SO EIN TEIL brauchen.
    (Lucas de Vil)

    Aber das is ja grade das Problem unserer Wegwerfgesellschaft. Somit ist es schon zu befürworten, sich vor jeglicher Anschaffung wirklich bewusst gemacht zu haben und ehrlich sich selbst gegenüber zu sein, ob man den Gegenstand wirklich "braucht" bzw. nutzt - möglichst langfristig.


    Diese leeren "Designer-Wohnungen" (s.o.) sind auch mein Fall nicht - man hat ja immer Angst, man verrückt irgendwas versehentlich und zerstört damit den Gesamteindruck/-bild. Oder man fühlt sich einfach nicht wohl, zuhause, sondern eher wie ein Fremdkörper, der bloß Staub reinbringt oder Abnutzung verursacht, die sich optisch dann negativ bemerkbar macht.

    Aber im völlig zugemessieten Bau fühle ich mich genauso wenig wohl.

    Sicher habe ich jede Menge Dinge, die man/Mensch zum Leben nicht wirklich braucht. Andererseits habe ich Sachen, die ich brauche, mag, nutze, für mich für wichtig halte, auf die ich nicht verzichten wollte ... - schon aus finanziellen Gründen schaffe ich so Manches gar nicht erst an, andererseits würde ich vieles auch nicht anschaffen, selbst wenn ich das Geld dafür hätte.

    Was hier allerdings doch (fast) immer störend herumliegt, sind diverse Magazine, Zeitungen, die ich ja alle unbedingt noch lesen muss/möchte - aber dann doch nicht (so bald) dazu komme ... gelegentlich dann doch  mal - und dann darf das auch ins Altpapier.  :)


    Zugegeben ist es aber bei mir leider doch so, dass ich die Sachen, die ich habe, auf etwas mehr Raum verteilen wollen würde.  ;D  Das wiederum ist aber ein finanzielles Problem.

    Und ganz anders sind die Umstände bei/mit Kindern, soll heißen: im Kinderzimmer ...  ::)  Da wird zwar regelmäßig aufgeräumt, aber es wird halt auch gesammelt - noch regelmäßiger ... (alle möglichen "Dinge" ...) - und wehe, ich will da hin und wieder was von aussortieren ...   >:(    :D
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    CubistVowel

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    Re: Weniger ist mehr - Minimalismus
    « Antwort #11 am: 18 Juli 2011, 09:31:29 »

    Allerdings finde ich diese starren Definitionen auch eher hinderlich.
    Wenn Minimalismus keinen Zwang bedeutet, sondern von einem selber ausgeht, wenn man damit glücklich ist – schön. Wenn man zwanghaft alles wegschmeißt, weil man vielleicht doch 110 Sachen besitzt statt 100 – nicht schön.

    Ich glaube, darum geht es in Wirklichkeit - man sollte von sich selbst ausgehen und sich nicht von anderen quasi diktieren lassen, wie viele Gegenstände man für eine möglichst hohe Lebensqualität zu benötigen hat.

    Natürlich gibt es auch immer Menschen (meistens männlich ;)), die aus Allem und Jedem einen Wettbewerb machen müssen. Nach dem Motto "Ich besitze weniger als du, also bin ich glücklicher als du!" ;D ;D Diese Leute rennen wahrscheinlich auch anderen Trends hinterher, ohne sie zu hinterfragen, sind eher nicht der selbstreflektierende Typ, und sind womöglich auch sonst übermäßig ehrgeizig/wettbewerbsorientiert. Wettbewerb scheint mir jedenfalls nicht zur Grundidee des Minimalismus zu gehören, sondern eher eine allgemeine Eigenart des Menschen zu sein. Ich behaupte, wer um den wenigsten Besitz konkurriert, hat das Prinzip nicht verstanden.

    Nach ca. einem Jahr wird alles erst mal entsorgt, dass ich in der Zeit nicht angefasst habe und das einen bestimmten Emotional- oder Wiederbeschaffungswert unterschreitet. Im Allgemeinen bekomme ich es wieder, sollte ich spontan fünf Jahre später GENAU SO EIN TEIL brauchen.

    Dieses Konzept umzusetzen wäre für mich persönlich sehr schwierig. Ich habe schon oft gehört, das man alles weggeben kann, was man x Jahre nicht mehr benutzt hat - aber ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass das bei mir nicht zutrifft. Ich habe schon so einiges schwer bereut - z. B. das Verschenken meiner gesamten Schallplattensammlung - und auch mit dem Wiederbeschaffen wird es aus eingangs bereits erwähntem Geldmangel bei mir in Zukunft nichts mehr. So wird das Abwägen immer mehr zu einer Gratwanderung zwischen Erleichterung und zukünftigem Mangel... ;)

    Auch das "Wohin" mit dem ausgemusterten Krempel ist eine sehr wichtige Frage. Ebay finde ich auch zu aufwändig. Mir selbst fällt aus vielen Gründen Verschenken/Spenden wesentlich leichter als Wegwerfen. Ich finde es schön, wenn ich durch Verschenken der Wegwerf- und Konsumgesellschaft (m)ein kleines Bisschen entgegen setzen kann. :) Sozialkaufhäuser, Flohmärkte, Altentagesstätten, Kinderheime, Kleiderkammern, Tierheime... Es gibt eine Riesenauswahl an Möglichkeiten, sich noch brauchbarer Dinge sinnvoll zu entledigen.

    Spannend wird das Thema für mich immer, wenn ich mir selbst die Frage stelle, warum ich einen Gegenstand nicht nicht loslassen kann. Fühle ich mich sicherer durch den Besitz, und warum? Sind bestimmte Erinnerungen nicht besser in meinem Kopf als in einer Kramskiste aufgehoben? Und bei Neuanschaffungen: Ist dieser Gegenstand den Aufwand an Geld (=Arbeit = Lebenszeit) tatsächlich wert? Ich finde da den Ansatz von nightnurse sehr schön: "nur" Teilzeit arbeiten, um mit weniger Geld, aber dafür mehr Zeit möglichst das Richtige zu tun.
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    Re: Weniger ist mehr - Minimalismus
    « Antwort #12 am: 18 Juli 2011, 09:47:00 »

    Darf ich mal fragen: Wie kommt ihr denn auf die Idee, dass Minimalismus nur in einer sogenannten  „Designerwohnung“ funktionieren kann? Ist es nicht eher umgekehrt - dass Designer schon seit Langem eben dieses Konzept für sich entdeckt haben und es nur benutzen, um mit möglichst wenigen Dingen einen bestimmten, ehrfurchtgebietend stylischen Gesamteindruck zu schaffen? Das ist aber eher oberflächlich bzw. äußerlich und hat nichts damit zu tun, wenn ein Mensch aus seiner Wohnung aus eigenem Bedürfnis Überflüssiges entfernt und so seine Räume womöglich einen ähnlichen Eindruck auf Fremde und Besucher machen.

    Ein profanes Beispiel aus meinem eigenen Küchenschrank: Ich besitze ein ganzes großes Regal voller Kaffeebecher in diversen Größen. Ich benutze davon nur ganz wenige "Lieblingstassen" und bei Besuch halt ein paar mehr. Nach dem Abwaschen quetsche ich die Lieblingstasse irgendwo zwischen die anderen. Wenn ich also konsequent und ehrlich zu mir selbst wäre, müsste ich die anderen Tassen eigentlich verschenken, da sie für mich im Grunde nicht nur nutzlos, sondern mir durch den Platzmangel sogar lästig sind, obwohl ich sie nach wie vor hübsch finde...

    Das hat mit Designerwohnung doch nun überhaupt nichts zu tun. Meine Wohnung ist alles andere als "designt". Zum Wohlfühlen benötige ich eine ganze Anzahl von Decken, Kissen, Kerzenhaltern, Wandbildern, Lampen, Nippes, Büchern, CDs etc., und ich würde keiner anderen Person zugestehen, deren Anzahl für mich zu begrenzen. Ich denke eher, dass sich die Designer den bei vielen Leuten vorhandenen Wunsch nach "Weniger" zunutze machen und deswegen mit ihren kargen Wohnungen so viel Erfolg haben. Wohlfühlen kann man sich in diesen Wohnungen deswegen nicht, weil eine fremde Person entschieden hat, welche Dinge man brauchen soll.

    Aber, wie gesagt, wieviel ich wovon benötige - das heraus zu finden bedarf (zumindest bei mir) einer ständigen Selbstreflexion und bringt so manches Mal überraschende Selbsterkenntnis.^^
    « Letzte Änderung: 18 Juli 2011, 12:08:32 von CubistVowel »
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    Re: Weniger ist mehr - Minimalismus
    « Antwort #13 am: 18 Juli 2011, 12:00:59 »

    Sog. "Designerwohnungen" finde ich total gruselig, da sie unpersönlich und austauschbar sind. Außerdem wurden sie von einem Dritten gestaltet, nicht von dem Menschen, der sie bewohnt. Nun ist die Wohnung aber sprichwörtlich die dritte Haut des Menschen, was vermuten lässt, dass auch der in einer Designerwohnung lebende Mensch wenigstens charakterlich beliebig, ggf. sogar opportunistisch ist. Laaangweilig.

    Oder, wie ein Freund mir mal (leise ;)) sagte, als wir eine Designerwohnung betraten: "Wenn ich hier leben würde, würde ich mich erschießen."
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    Re: Weniger ist mehr - Minimalismus
    « Antwort #14 am: 18 Juli 2011, 12:39:38 »

    Nun ist die Wohnung aber sprichwörtlich die dritte Haut des Menschen, was vermuten lässt, dass auch der in einer Designerwohnung lebende Mensch wenigstens charakterlich beliebig, ggf. sogar opportunistisch ist.

    Sehe ich auch so. Die Wohnung ist (meistens, nicht immer) ein Spiegel der Persönlichkeit. Und wenn ein Mensch in so einer Wohnung leben mag, hat er entweder nicht viel davon aufzuweisen oder will sie nicht zeigen - was wiederum tief blicken lässt.^^

    Und wenn sich die Persönlichkeit eines Menschen verändert, er erwachsen und hoffentlich auch reifer wird, ändert sich höchstwahrscheinlich auch das Erscheinungsbild der Wohnung.

    Weil ich da von mir auf andere schließe, finde ich es zum Beispiel auch ganz furchtbar, wenn ein Mann mit 40 noch im Elternhaus und in den alten Jugendzimmermöbeln lebt - ich gehe dann automatisch davon aus, dass dieser Mann irgendwie noch nicht erwachsen geworden ist.
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