Schwarzes Hamburg > Politik & Gesellschaft -Archiv-
RaoulDuke:
--- Zitat von: sYntiq am 09 Juli 2012, 16:41:18 ---Mal was zu Datenschutz und Pseudonymen und so: http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/pseudonyme-facebook-nutzer-sollen-freunde-verpetzen-a-843326.html
--- Ende Zitat ---
Mir gefällt der Gedanke mit dem Klarnamenzwang, ob nun durch "Nutzer bespitzeln Nutzer" oder eine Richtlinie, immer noch nicht so 100%ig.
Wie soll man denn ohne Pseudonym seine berufliche und private Identität getrennt halten? OK, es gibt Privacy-Einstellungen, die neugierige Menschen aus der beruflichen Ebene aus dem Privaten fernhalten. Mir selbst geht es jetzt nicht unbedingt so, aber ich kann mir auch vorstellen, das es Leute gibt, die neugierige Menschen aus der privaten Ebene aus dem Beruflichen heraushalten wollen...
Nehmen wir mal an, jemand arbeitet für die GEMA oder beim BKA (tue ich zum Glück beides nicht), vielleicht würde er es in seinem bunten / schwarzen / sonstwie vielleicht davon nicht bis ins Extrem begeisterten Bekanntenkreis nicht unbedingt auf dem Silbertablett kundtun wollen.
Man kann ja auch Bücher veröffentlichen unter Pseudonym - oder sollte man da auch den Klarnamenzwang einführen?
colourize:
Wenn Du beim BKA arbeitest wird es Dir vermutlich so oder so nicht gelingen, irgendwas von Deinem Privatleben von denen zu verbergen, weil sie sich von Dir das Einverständnis einholen, Dich jederzeit auf Herz und Nieren überprüfen zu dürfen - sonst wirst Du gar nicht erst eingestellt. Bei der GEMA hingegen sehe ich da kein Problem. Und umgekehrt: Deinem Bekanntenkreis brauchst Du das ja nicht mitzuteilen was Du beruflich machst - einfach nicht im FB-Profil angeben.
Berufliches und Privates zu trennen ist meiner Meinung nach keine Frage der Verwendung eines Klarnamens.
Nachteile in der Verwendung Deines Klarnamens ist allerdings, dass FB (und sämtlich Institutionen, die auf FB-Daten zugreifen - die Vorstellung, dass dort NICHT das Department of Homeland Security bei Interesse beliebig Daten abzapft und an andere Sicherheitsinstitutionen weiterleitet, halte ich für schlicht naiv) schneller wissen wer Du bist. Daran ändert aber auch das Ersetzen eines einmal eingetragenen Klarnamens durch ein Pseudonym nichts mehr.
Spätestens jedoch wenn die technischen Möglichkeiten zur Gesichtserkennung via Bildmaterial Marktreife erreicht haben (was m. E. in den kommenden zwei bis drei Jahren der Fall sein wird) gibts eh keine Anonymität mehr. Also who cares. Wir sind im Zeitalter der Post Privacy angelangt und brauchen eine Kultur der gegenseitigen Toleranz - nicht eine des Verheimlichens und des Auseinanderhalten der Sphären unseres Alltags.
RaoulDuke:
--- Zitat von: colourize am 09 Juli 2012, 17:35:57 ---Wenn Du beim BKA arbeitest wird es Dir vermutlich so oder so nicht gelingen, irgendwas von Deinem Privatleben von denen zu verbergen, weil sie sich von Dir das Einverständnis einholen, Dich jederzeit auf Herz und Nieren überprüfen zu dürfen - sonst wirst Du gar nicht erst eingestellt. Bei der GEMA hingegen sehe ich da kein Problem. Und umgekehrt: Deinem Bekanntenkreis brauchst Du das ja nicht mitzuteilen was Du beruflich machst - einfach nicht im FB-Profil angeben.
--- Ende Zitat ---
Die meisten von uns haben schon mit ihrem Klarnamen Spuren im Netz hinerlassen, die weitreichende Angaben bei Facebook überflüssig machen. Ich habe unter meinem Realnamen sogar Newsgroup-Einträge von 1996 oder so gefunden. Zum Glück nicht Kompromittierendes. :)
--- Zitat von: colourize am 09 Juli 2012, 17:35:57 ---Berufliches und Privates zu trennen ist meiner Meinung nach keine Frage der Verwendung eines Klarnamens.
Nachteile in der Verwendung Deines Klarnamens ist allerdings, dass FB (und sämtlich Institutionen, die auf FB-Daten zugreifen - die Vorstellung, dass dort NICHT das Department of Homeland Security bei Interesse beliebig Daten abzapft und an andere Sicherheitsinstitutionen weiterleitet, halte ich für schlicht naiv) schneller wissen wer Du bist. Daran ändert aber auch das Ersetzen eines einmal eingetragenen Klarnamens durch ein Pseudonym nichts mehr.
Spätestens jedoch wenn die technischen Möglichkeiten zur Gesichtserkennung via Bildmaterial Marktreife erreicht haben (was m. E. in den kommenden zwei bis drei Jahren der Fall sein wird) gibts eh keine Anonymität mehr. Also who cares. Wir sind im Zeitalter der Post Privacy angelangt und brauchen eine Kultur der gegenseitigen Toleranz - nicht eine des Verheimlichens und des Auseinanderhalten der Sphären unseres Alltags.
--- Ende Zitat ---
Schade, ich mochte Privacy. Früher hatte man die Möglichkeit dazu, da wirklich eine Trennlinie zu ziehen. Es geht ja nicht mir ja nicht um Verheimlichen, es geht mir um Nicht-Veröffentlichen. Die Spuren, die wir im Netz hinterlassen, lassen sich ja nicht mehr verwischen.
Vielleicht ist ja die Vorstellung, irgendwann einmal eine wasserdichte Netz-Reputation aufweisen zu müssen, irgendwie übertrieben. Aber würde ich beispielsweise Politiker werden wollen, wäre es ziemlich übel, wenn man lückenlos alles, was ich geschrieben habe, meinem echten Namen zuordnen könnte... Aber Was macht man dann in einer Post Privacy Welt? Steht man dann vor der Wahl, entweder seine Meinung zu sagen und seinen Lebensentwurf frei zu leben ODER Karriere in Wirtschaft oder Politik zu machen? Entweder sein Leben bunt und wild leben ODER für seine Kinder gegenüber Schulen, anderen Eltern und Freunden vorzeigbar zu sein?
Post Privacy erscheint mir, jetzt wo ich darüber nachdenke, geradezu ein Garant für Unfreiheit zu sein. Pass Dich an, sei glatt, sei makel- und tadellos, denn es liegt alles offen. Alles was Du tust, tust Du potentiell vor einem Millionenpublikum. Also, um Himmels willen, für Deine Zukunft und die Zukunft Deiner Kinder - PASS DICH AN?!?
Mir wird gerade etwas mulmig.
colourize:
Hm, ich glaube gerade die Politiker von morgen werden in der Pflicht sein, zu dem zu stehen was sie so machen bzw. früher gemacht haben. Andersrum gefragt: Was ist so schlimm daran, wenn ein Politiker in seiner Freizeit auf Gothic-Festivals unterwegs ist, SM-Partys besucht oder auf Fb ein Musikvideo von Prodigy liked?
nightnurse:
--- Zitat von: colourize am 09 Juli 2012, 18:29:28 --- Andersrum gefragt: Was ist so schlimm daran, wenn ein Politiker in seiner Freizeit auf Gothic-Festivals unterwegs ist, SM-Partys besucht oder auf Fb ein Musikvideo von Prodigy liked?
--- Ende Zitat ---
Für Dich und mich: Nichts, aber für sehr viele Menschen da draußen: Alles.
Und mit denen wird noch lange Jahre zu rechnen sein (ich bin auch nicht sicher, ob das die Leute sind, von denen ich Politik bestimmt sehen möchte)(doch, bin ich. Möchte ich nicht.).
Für uns in Mitteleuropa mag es auch irgendwie *schulterzuck* klingen, wenn (mal wieder) die Klarnamen-Sau durchs Internet-Dorf getrieben wird.
Aber ich könnte mir vorstellen, daß das von der Ukraine an nach Osten und Süden hin zu einem wirklichen und auch existentiellen Problem werden könnte: Wenn man sich nicht mehr trauen kann, und zwar nichtmal mehr im Internet, sich frei zu äußern oder Bericht zu erstatten, weil eine Institution wie Facebook keine Pseudonyme mehr zulässt. Oder am Ende überhaupt niemand mehr.
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