@l3xi: Ich hab dir nicht schwarz-weiß Denken, sondern Vorurteile vorgeworfen. Kennst du eigentlich ein Beispiel für deinen Musterstadtteil, oder ist das eher eine Utopie von der du glaubst, dass sie besser als der status quo ist?
3.1 Bürgermitwirkung, StadtteillebenZiele: * Aktivierung örtlicher Potenziale, Hilfe zur Selbsthilfe * Entwicklung von Bürgerbewusstsein für den Stadtteil, * Schaffung selbsttragender Bewohnerorganisationen und stabiler nachbarschaftlicher sozialer Netze
olgende Merkmale belegten eindeutig die soziale und räumliche Benachteiligung: * überdurchschnittlicher Anteil an o sozial schwächeren Bevölkerungsschichten o Arbeitslosen und arbeitslosen Jugendlichen o Kindern und Jugendlichen o Senioren o Migranten * einseitige Sozialstruktur * unterdurchschnittliche Haushaltseinkommen * soziale Spannungen * Vandalismus * starke räumliche Konzentration öffentlich geförderter Wohnungen * schlechte Bausubstanz * ungepflegte Außenanlagen ohne Gebrauchs- und Erlebniswert * schlechter Straßenzustand * fehlende Gestaltungs- und Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum * fehlende geeignete Aufenthaltsflächen für Kinder und Jugendliche * fehlende Treffpunkte für Jung und Alt
Ich hab mal die Lektüre überflogen. Dort wurde festgestellt, dass "sozial schwächere" Stadtteile besonders viele Probleme haben und daher auch besonders gefördert werden sollten. Dem wird hier wohl niemand widersprechen. Man versucht diese Stadtteile durch zahlreiche Maßnahmen aufzuwerten, was aber im schlimmsten Fall zur Gentrifizierung führen kann.
"Gemischte" Stadtteile in Metropolen, wie du sie vorgeschlagen hast, scheinen nicht zu den Zielen der Regierung zu gehören und dürften wohl auch unrealistisch sein.
Ich befürchte, dass es für dieses komplexe Problem keine einfache Lösung gibt.
Ich bin mir jetzt immer noch nicht sicher, wie du dein Konzept des sozial friedlichen Stadtteils (durch die Mischung verschiedener Einkommensgruppen) umsetzen willst. Mir fallen da nur relativ wenige und gar nicht so gute Ideen ein:1. Sozialer Wohnungsbau in den vorwiegend von reichen Menschen bewohnten Vierteln (z.B. Hochhäuser in denen man nur mit §5 Schein wohnen darf). Folge: Abandonment. 2. Hochwertigen Wohnraum in armen Vierteln schaffen. Folge: Gentrifizierung.3. Schüler aus armen Vierteln in reichen Vierteln zur Schule schicken und vice versa. Folge: Aufstand der Eltern.Vielleicht gibt es Ansätze die ich übersehen habe. Falls es die gibt, bleibt immer noch die Frage, ob das Ergebnis wirklich einen Vorteil für den sozialen Frieden bringt. Wenn die Maßnahmen nicht auf Freiwilligkeit beruhen, ist der Konflikt schon vorprogrammiert.
auf dem Reisbrett auf.
hendes Umgestalten attraktiver zu machen und die "guten" durch moderaten bezahlbaren Wohnraum etwas zu durchmischen.Dass man mitten in Blankenese keinen HartzIV-Wohnsilo hinbauen kann, dürfte ja klar sein, ebenso wie der Bau von Luxusvillen mitten in Mümmelmannsberg sicher auch keine gute Idee wäre. Es hilft aber doch wohl schon, wenn man statt neuen Villen ein paar Reihenhäuser hinstellt, "schlechten" Gegenden einen U-Bahn-Anschluss spendiert wie neue Spielplätze, ein Jugendzentrum, etc. pp.
Das Problem ist, dass eine spürbare Aufwertung von "schlechten" Wohngegenden zur Gentrifizierung führt.
Zitat von: l3xi am 10 März 2011, 14:49:44auf dem Reisbrett auf. Sorry, aber der ist niedlich.
ZitatDas Problem ist, dass eine spürbare Aufwertung von "schlechten" Wohngegenden zur Gentrifizierung führt.Nein, das Problem ist, dass die momentane "Aufwertung" ausschließlich in Modernisierungen von Gebäuden besteht, die dann zu deutlich höheren Mieten führt und die Ansässigen sich diese nicht mehr leisten können. Diese Art der Aufwertung ist Vertreibungspolitik und keineswegs eine harmonische Zusammenführung verschiedener Bevölkerungsschichten.
Das Ausgangsproblem war doch, dass es in Großstädten einen sozioökonomischen Differenzierungsprozess gibt, der zu einer Entfremdung zwischen Bevölkerungsgruppen führen kann. Mietpreise und sozioökonomischer Status scheinen eng miteinander verflochten zu sein. Ein besonderes Augenmerk hier im Thread war auf die reiche Bevölkerung und vermeintliche Abschottungstendenzen gerichtet. Dies war neu (zumindest für mich), da gewöhnlich nicht die reiche Bevölkerung, sondern die arme Bevölkerung im Schwerpunkt des Interesses liegt.
Der sozioökonomisch gemischte Stadtteil als Ziel der Stadtentwicklung. Diese Überwindung des sozioökonomischen Differenzierungsprozesses würde dann für sozialen Frieden sorgen und Abschottungsprozesse verhindern.
Klingt eigentlich ganz gut. Auch revolutionäre Ideen müssen natürlich realisierbar sein, um nicht als Utopien in der Schublade zu verschwinden.
Somit sind wir von der anfänglichen Schuldzuweisungsdebatte über eine utopische Idee bei der gegenwärtigen Realpolitik mit konventionellen Förderprogrammen für sozial schwache Stadtteile angekommen. Bravo.
Das Problem ist, dass eine spürbare Aufwertung von "schlechten" Wohngegenden zur Gentrifizierung führt. Am Ende sammeln sich (zumindest tendenziell) die sozioökonomisch Schwachen wieder in den Stadtteilen mit dem niedrigsten Mietniveau und der schlechtesten Infrastruktur. Hinzu kommt das Problem, dass niemand in eine Sanierung investiert, wenn es nicht eine Aussicht auf höhere Mieteinnahmen gibt.
Ein paar Reihenhäuser im Villenviertel lösen kein Problem
Somit bleiben nur klassische Instrumente, wie Jugendzentren, Sozialarbeiter oder Ganztagsschulen als Interventionsmöglichkeiten mit beschränkter Effektivität übrig. Bei der teilweise sehr fraglichen Verteilung von finanziellen Mitteln zur Stadtentwicklung in Hamburg kann ich dir nur zustimmen.
Wär mal interessant, ein Statement eines Städteplaners dazu zu hören ... denn in der Theorie mag sicher vieles ganz toll klingen, in der Praxis treten aber bestimmt Probleme auf, an die man vorher gar nicht dachte oder sie hätte ahnen können.