dass die einfach nur in Ruhe gelassen werden wollen.
Vor Kurzem sind Sie von Miami nach Manhattan gezogen.Im September.Wegen der besseren Schulen?Die Schulen waren ein Grund, Florida zu verlassen, aber noch wichtiger ist der Alltag außerhalb der Schulen. In Miami oder Los Angeles führen Leute wie ich ein trostloses Leben in abgeschotteten Siedlungen. Man steigt zu Hause ins Auto, und irgendwo anders steigt man wieder aus und verschanzt sich hinter Mauern. Ich will meine Kinder nicht vom echten Leben isolieren, nur weil ich prominent bin. In New York können wir auf der Straße spazieren und sind Teil unseres Viertels. Meine Kinder können ja nichts dafür, dass ich ihr Vater bin, also möchte ich ihnen ermöglichen, jeden Tag Menschen aller Rassen und Klassen zu treffen.
[...]Man verdrängt unweigerlich das Schicksal der Hartz-IV-Empfänger, wenn man nicht täglich Bezugspunkte zu diesem Thema hat. Und der alte Brecht hatte Recht: “Man sieht nur die im Licht, die im Dunkeln sieht man nicht”.Das fängt ja schon dabei an, dass heutzutage die Öffentlichkeit de facto getrennt wird: Ich kaufe im Supermarkt um die Ecke ein, der allerdings auch ein wenig teurer ist und daher kaum von “Armen” frequentiert wird. Ich wohne in einem Viertel mit mittleren Mietpreisen, die allerdings von der örtlichen ARGE nur in Ausnahmefällen getragen werden, weshalb hier vor Ort die “Armen” in bestimmte Stadtteile “vertrieben” werden, so dass die “Mittelschicht” die “Armen” im Regelfall auch beim täglichen Spaziergang nicht mehr sieht. Kino, Restaurants und “normale” Kneipen sind eh schon länger in der Hand der “Mittelschicht”.[...]
Wenn ich an die alten Villen an der Elbchaussee mit ihren großen Grundstücken denke, drängt sich mir der Verdacht auf, dass die einfach nur in Ruhe gelassen werden wollen.Wie ich bereits vorher schrieb, bin ich der Meinung, dass die Klassenkampf- und Neidperspektive von den eigentlichen sozialen Problemen und deren Lösung ablenkt.
@Eisbär ... ich bitte dich - du glaubst doch nicht ernsthaft, dass Leute sich nur aus Angst vor Übergriffen/Einbrüchen abschotten, einzäunen ... ?
Ich hab meine Wohnungstür auch gern geschlossen. Nicht, weil ich meine Nachbarn nicht mag, sondern, weil ich einfach gern meine Privatsphäre habe, in die andere nicht einfach so reinspazieren können. Ich umgebe mich auch gern mit Menschen, die mir ähnlich sind. Und zwar nicht, um bewußt andere auszugrenzen, sondern um für mich selbst das Umfeld zu haben, in dem ich mich wohl (und "ungestört") fühle.
Ob reiche Menschen andere als Menschen zweiter Klasse sehen und sich ihnen gegenüber arrogant und ignorant verhalten oder sich gegen die Aufhebung von sozialer Benachteiligung wenden, weiß ich nicht.
Just das ist dann auch die Gefahr des sich-gegenseitig-Abschottens: Gibt es nicht einmal im Kindergarten oder der Schule Berührungspunkte der verschiedenen Gruppen, ist das Verständnis für die andere Gruppe auch sofort tot. Man kennt sie schließlich nicht, kannte sie nie, und was man nicht kennt, das kann man auch ohne große Bauchschmerzen verachten.Zwar funktioniert's auch mitunter, wenn man sich kennt ("der Ali da umme Ecke ist voll ok, aber der ist ne Ausnahme, Ausländer sind trotzdem alle scheiße und müssen weg"), diese Abneigung und der Hass, aber es geschieht doch -zum Glück- deutlich seltener.
baulicher Verfall und allgemeine Qualitätsverschlechterung eines Wohnumfeldes (Verwahrlosung) in innerstädtischen Mietsquartieren sowie in Minderheitenvierteln am Stadtrand durch Abwanderung wohlhabender Bevölkerungsschichten bzw. den Rückzug von Investoren
Unabhängig davon ist es aber idR so, dass der soziale Friede dort wesentlich stabiler ist, wo die Einwohner eines Stadtteils bzw. einer Stadt im Hinblick auf ihre Einkommensverhältnisse / ihres unterschiedlichen Wohlstands stärker vermischt und weniger getrennt von einander sind.
Politisch motivierte Sachbeschädigungen an Autos, Geschäften oder Cafes gibt es dort fast jede Woche.
Meinst du wirklich, man sollte von Einzelpersonen, Einzelmeinungen oder einzelnen Ereignissen pauschal auf die Eigenschaften und Einstellungen ganzer Bevölkerungsgruppen (hier: die Reichen oder die Mittelschicht) schließen?
Mit der Einstellung wirst du aber nicht in Frieden mit andersartigen Nachbarn in einem durchmischten Stadtteil leben können.
Der soziale Unfrieden ist politisch motiviert und nicht sozial, er ist eine unmittelbare Folge der Gentrifizierung, weil die Ansässigen nicht so Betuchten, die vertrieben werden sollen, sich das nicht so einfach gefallen lassen und lieber Radau machen als alles sttill hinzunehmen, was dort geschieht.Eine Freundin von mir ebendort bekommt das derzeit brühwarm mit, da stehen einem die Haare zu Berge, was da gerade abgeht.
Ein sozial motivierter Unfrieden wäre eher einer der Sorte, dass Personen einer anderen Schicht ohne politische "Nachhilfe" hinzuzieht und diese gemobbt wird, weil sie nicht zu den anderen gehört.Diese Gewalt läuft aber häufig deutlich subtiler ab: An den Kindergärten und Grundschulen werden die "Andersartigen" ausgegrenzt, unter Nachbarn wird abfällig getratscht, die Neuen totgeschwiegen und damit wie Aussätzige behandelt.Wenn dann noch körperliche Gewalt hinzukommt (z.B. Angriffe gegen die "Neuen" mit dem Ziel, sie wieder zu vertreiben), ist das Kind, fürchte ich, längst schon in den Brunnen gefallen und eh nix mehr zu retten.
Du hast dir deine Frage damit im Prinzip bereits beantwortet: Der soziale Unfrieden ist politisch motiviert und nicht sozial, er ist eine unmittelbare Folge der Gentrifizierung, weil die Ansässigen nicht so Betuchten, die vertrieben werden sollen, sich das nicht so einfach gefallen lassen und lieber Radau machen als alles sttill hinzunehmen, was dort geschieht.Eine Freundin von mir ebendort bekommt das derzeit brühwarm mit, da stehen einem die Haare zu Berge, was da gerade abgeht.