Schwarzes Hamburg

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Autor Thema: Thilo Sarrazin  (Gelesen 87019 mal)

schwarze Katze

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Re: Thilo Sarrazin
« Antwort #195 am: 21 November 2011, 21:01:11 »

Die meisten Opfer von Glatzen sind deutsche Obdachlose

Und ich meine mich zu erinnern, dass ein großer Anteil Obdachloser auch Opfer jugendlicher Gewalttäter "mit Migrationshintergrund" sind. In diesem Punkt sind sich anscheinend die sich notorisch zu kurz gekommen und vom Leben gef**kt Fühlenden einig – Es trifft diejenigen, die wirklich nichts mehr zu lachen haben.

Ja,
aber keiner kommt auf die Idee, einen Schweigemarsch als Andenken an getötete Obdachlose zu veranstalten
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Kallisti

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Re: Thilo Sarrazin
« Antwort #196 am: 21 November 2011, 21:22:27 »

Kleine Nebenbemerkung:

... Nur sind nicht alle Neonazis Glatzen.

Und was ich übrigens auch schon wieder zum Davonlaufen komisch finde (naja...):

Jetzt fällt es den Leuten also ein, die 16 Abteilungen (in den Ländern) des Verfassungsschutzes "zu koordinieren"? Aha. Ich dachte, das sei längst gängige Praxis. Seltsam, dass man erst jetzt feststellt, dass dies ganz sinnvoll und effektiv(er) wäre.  ;D

Und bitte erkläre mir doch auch mal jemand die Sache mit den V-Leuten, die ja "aus der Szene" sind - und derentwegen man ehemals die NPD nicht verbieten konnte ...  ?

Wieviele Beweise braucht es noch dafür, dass das eine einzige Verschaukelungsbootsfahrt war? - Die V-Leute sorg(t)en selbst also dafür, sich für unentbehrlich halten zu lassen, ihretwegen konnte man die NPD nicht verbieten (?) und nun kann man es aber plötzlich vlt. doch - trotz/mit V-Leuten? ??

Andererseits müssten andere Wege zuerst beschritten werden (vor NPD-Verbot oder auch anstelle desselben):

Präventionsarbeit und Beratung und Opferschutz etc. - und da überall wurden ja aber in den vergangenen Jahren anscheinend auch Gelder gekürzt/gestrichen.

Jetzt hält man das wieder für ganz wichtig.

Und dass die Polizei kaum Information vom Verfassungschutz erhalten hat (wie war das - einmal im Jahr einen notdürftigen Bericht??) - daran sollte nun also auch etwas geändert werden?  ;D

Und nochmal die Frage: Wozu überhaupt V-Leute? Wenn es doch auch andere Möglichkeiten und "Instrumente" (legale, legitime) der Informationsbeschaffung gibt? Warum nicht ausschließlich verdeckte Ermittler?

Und wie war das mit dem einen (einzigen!) Profiler (aus Bayern sogar), der das doch mal ansprach - dass es sich um Rechtsradikale hinter den Morden handelt - dem man aber den Mund verboten haben soll? ?? Wer genau und vor allem: wieso weshalb warum??

Und noch etwas habe ich noch nicht erfahren/verstanden:
Wer kontrolliert diese V-Leute eigentlich auf welche Weise genau, womit/wodurch und wie oft? Darüber muss wieder geschwiegen werden??  ;D

Und was kann der Verfassungsschutz (mit welchen Mitteln?) (besser oder überhaupt?) das das Bundeskriminalamt (in diesem Fall z.B.) nicht kann?
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Kallisti

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Re: Thilo Sarrazin
« Antwort #197 am: 21 November 2011, 21:35:26 »

Es wird also eine Gedenkfeier für die Opfer geben. Oberflächlich betrachtet gut und richtig. Bei genauerem hinsehen jedoch nicht, bzw. wenn für diese, dann bitte auch für andere.

- Sehe ich genauso. Zumal es nicht bei einer Gedenkfeier bleibt, nein, Frau Leutheusser-Schnarrenberger macht sich nun auch für Entschädigungszahlungen an die Hinterbliebenen stark. Und da frage ich mich doch: Warum für diese, aber nicht für jene - z.B. die zahlreichen deutschen Opfer jugendlicher Straftäter "mit Migrationshintergrund"? (Wer freilich dieses Faktum relativieren will, dem ist meiner Ansicht nach nun wirklich nicht mehr zu helfen ...)

Und bevor man loszetere, verstehe man mich bitte richtig: Es geht mir nicht ansatzweise darum, das Leid und den Schmerz jener Menschen zu relativieren, die durch die fragliche Mordbrennertruppe einen geliebten Angehörigen oder Freund verloren haben. So etwas ist grauenhaft und schrecklich und diese Leute haben mein uneingeschränktes Mitgefühl. Nichtsdestoweniger will mir die Logik nicht einleuchten, nach der deutsche Steuerzahler für die Wiedergutmachung eines Verbrechens herangezogen wird, mit dem er nicht das mindeste zu tun hat (die Taten wurden ja nicht durch staatliche Organe wie z.B. Militär, Polizei o.ä. begangen - dann sähe die Angelegenheit freilich anders aus).

Ich kann mich jedenfall nicht erinnern, dass Herr Erdogan schon mal Wiedergutmachungsangebote an die Opfer türkischstämmiger Gewalttäter gerichtet hätte. Und bislang hätte ich dergleichen auch nicht im Traum erwartet, denn was bitteschön geht es den türkischen Staat an, wenn türkischstämmige Privatpersonen in Deutschland Verbrechen an deutschen Privatpersonen begehen. Plötzlich jedoch übernimmt der bundesdeutsche Staat in vorauseilendem Gehrosam die Verantwortung für Gewaltverbrechen, die deutsche Privatpersonen (und nichts anderes sind die Täter, egal wie "nazi" sie sind) an türkisch-/griechischstämmigen Privatpersonen begehen?! Diesen Umstand finde ich einigermaßen bemerkenswert, um nicht zu sagen: bezeichnend.


Warum? Wegen der Außenwahrnehmung, der "deutschen Vergangenheit" und der Tatsache, dass es sich bei den Tätern um Neonazis handelt, bei den Opfern um (türkische) Migranten, die "Döner-Morden" (!) zum Opfer gefallen sind.

Hat die Türkei eine ähnliche (relativ jüngere) Vergangenheit und Last wie Deutschland? Nein.

Es geht hier um "politische" Morde (nicht um "nur" private Straftaten). Deshalb ist es nur recht und billig, wenn es auch von "politischen Instanzen" angegangen wird (nicht nur, aber auch von diesen).


Was "den Steuerzahler" betrifft - ach herrje - als ob der nicht für zig anderen Unsinn auch zur Kasse gebeten wird, welcher mindestens genauso - eben: sinnlos ist, wenn nicht noch mehr (als diese Entschädigungszahlungen). ^^

- Tja sorry, meine Liebe, da sind wir zwei beide nun mal auf - wen wundert's? ;D - vollkommen unterschiedlichen Dampfern unterwegs. Meiner bescheidenen Ansicht nach werden hier nämlich vollkommen falsche Zeichen gesetzt und ich wüsste beim besten Willen nicht, was diese Geschichte mit dem Holocaust zu tun hat. Und warum der Umstand, dass für wahnsinnig viel Blödsinn unfassbar viel Geld ausgegeben wird, eine legitime Rechtfertigung dafür darstellen soll, dass man noch mehr Geld für noch mehr Schwachfug ausgibt, will mir ebenfalls nicht ganz plausibel erscheinen.

Mitgefühl mit und Anteilnahme am Schicksal der Hinterbliebenen: Ein ganz klares, uneingeschränktes Ja! Gedenkfeiern & Entschädigungszahlungen: ein ebenso klares Nein! (Und zwar aus den oben bereits formulierten Gründen) Und mit der mittlerweile schon fast sprichwörtlichen "historischen Schuld Deutschlands" bleibe man mir in dieser Angelegenheit hier nun wirklich mal vom Acker, denn, echt jetzt mal: man kann das vorauseilende, kollektive Schuldbewusstsein auch übertreiben! Hin und wieder kann es nicht schaden, die Kirche zur Abwechslung mal im Dorf zu lassen.

Aber im Grunde wissen wir eh beide, Kallisti, dass wir da nicht auf einen Nenner kommen, oder?  ;)


Kenaz

... also Gedenkfeier fände ich auch etwas übertrieben.

Nun ja - es ist auch für mich schon immer nervig gewesen, dass man ständig mit dem Dritten Reich genervt wird - mir reicht es schon zur Genüge, dass im TV ständig Filme, Parodien what ever dazu laufen. - Ja, man kann es auch übertreiben. Schuldig fühl ich mich auch nich - was hab ich damit zu tun?

Betroffen macht es einen vlt. dennoch, wenn man sich (mal. wieder.) "damit konfrontiert", beschäftigt.

Erinnerung soll nicht verblassen und so.

Das ist das Eine. Das nervt gelegentlich, ja.

Das Andere ist, wie Deutschland bzw. "die Deutschen" - die heutigen Deutschen! - vom Ausland wahrgenommen werden. Dass man da von einer "deutschen Mentalität" ausgeht - oder wovon immer - dass man jedenfalls kritisch guckt und erst recht skeptisch wird, wenn da nu sowas passiert (ist) - mit/von/durch Neonazis.

Was meinst du, wie das so "im Ausland" ankommt - und da beziehe ich mich nun nicht (nur) auf "ausländische Intellektuelle". ;)

Also will man hier gleich mal schnell "ein Zeichen der Solidarität" setzen. - Wo doch jez grad die 50 Jahre-Zuwanderung gefeiert wurde - deutsch-türkische Freundschaft ...

Und dann beäugt man "im Ausland" (auch im europäischen) auch kritisch, wie in deutschen Medien nun damit umgegangen wird - von wegen "Döner-Morde" - dass dieser Ausdruck einfach auch mehr als ein seppeldummer Griff in den Toilettenabfluss war - also ich meine ... wem muss man das noch sagen?  :-\


Darum also geht es - eigentlich. -> Wie die anderen uns sehen, was wir ihnen als "Futter" liefern oder auch eben nicht.

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messie

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Re: Thilo Sarrazin
« Antwort #198 am: 22 November 2011, 01:45:14 »

Hey, was ist an den Morden denn bitte politisch, Kallisti?
Das ist ne Gruppe von Leuten gewesen, die Ausländer nicht ausstehen kann. Mehr ist es eigentlich nicht.
In dieselbe Suppe gehören im Prinzip Ehrenmorde, Morde an Neonazis (!, die gibt es ja auch) und sicher noch einige Motive mehr, die mir grade nicht einfallen wollen: Alles deswegen, weil da wer mit wem zusammen ist oder eine Einstellung hat, die einem selbst grade nicht passt.

Das sind alles private Morde! Nix politisch, da nun einmal nicht vom Staat aus verordnet oder verübt worden.

Das ist das, was so heuchlerisch ist: Weil es Neonazis waren und zufälligerweise mal Ausländer ums Leben kamen, beeilt sich jetzt Westerwelle sich für die Morde zu entschuldigen (und dann auch noch prompt bei den Falschen, was hat denn bitte der Vorsitzende der türkischen Gemeinde damit zu schaffen? Der kennt die Opfer und/oder die Hinterbliebenen doch gar nicht!) und es werden in Windeseile Entschädigungszahlungen für die Hinterbliebenen ins Gespräch gebracht.

Warum eigentlich nicht für die Partner der per "Ehrenmord" umgekommenen Frauen? Warum nicht für die Hinterbliebenen von Neonazis (die wurden schließlich auch "aus politischen Gründen" umgebracht, nech?) ? Warum nicht andere Türken, die in Bandenkämpfen zwischen Deutschen und Türken umkamen, warum nicht die Deutschen auf der anderen Seite?

Das ist doch das Verlogene daran: Dass dieses Fass ohne Boden einfach mal unten zugemacht wird und die da oben sagen "ja, wir müssen genau die da jetzt entschädigen" und der Rest schlicht totgeschwiegen wird.

Ich gebe Kenaz da zu 100% Recht: Das ist reine Heuchelei, kein Stück ernst gemeint, es ist reine Show. Es ist ein reines "wir tun was" gegenüber potenziellen Wählern und hat rein gar nichts mit Anteilnahme zu tun.
Denn genau genommen gehen die Opfer bzw. die Hinterbliebenen den bewussten Politikern voll am Arsch vorbei.
Wäre es nicht so, hätten sie sich auch um Entschädigungszahlungen zuvor auch intensiv gekümmert - bei jenen ca. 140 durch Neonazis ebenfalls Umgekommenen, bei Ehrenmorden, bei Bandenkriegen verschiedener Nationalitäten hierzulande, bei Opfern von schlimmen Gewalttaten.

Haben sie aber nicht.
Weil diese ja offenbar nicht so wählerfanggeeignet waren.
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colourize

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Re: Thilo Sarrazin
« Antwort #199 am: 22 November 2011, 11:11:02 »

Die Geheimdienste der Bundesrepublik Deutschland sind seit Gründung der Organisation Gehlen auf dem rechten Auge blind, was sich im aktuellen Fall des NSU mal wieder sehr gut bestätigt. Ich frage mich, warum wir uns überhaupt diesen Geheimdienstapperat leisten, wenn er unsere Gesellschaft und die hier lebenden Menschen nicht vor dem mordenden braunen Mob schützt, sondern es bestenfalls schafft, die von den Linksextremisten angezettelten Sachbeschädigungen in einem jährlichen Bericht niederzuschreiben.

13 Jahre haben die Organisationen, die dazu da sind uns zu schützen, lieber das rechte Auge feste zugedrückt. Sobald irgendwer auf mordende Neonazis hingewiesen hat, bekam er immer die pauschalisierende Antwort, dass es doch um den "Extremismus insgesamt" ginge und man doch auf keinen Fall bei dem Engagement gegen Rechts die - vorgeblich genauso gefährliche - linksextremistische Szene aus dem Blick verlieren dürfe. Bewusst unterschlagen wurde dabei immer, dass in den letzten zwei Jahrzehnten in unserem Land kein Einziger durch linksextermistischen Terrorismus umgekommen ist, aber gut 140 Menschen durch meuchelnde Rechtsradikale.

Wenn die Politik nun endlich ihre Ignoranz gegenüber der wahren Bedrohung in unserem Land eingesteht, für ihre Versäumnisse der vergangenen 20 Jahre zumindest politisch Verantwortung übernimmt und angesichts ihrer Fehler über Entschädigungszahlungen an die Opfer rechter Gewalt nachdenkt, dann finde ich das nur folgerichtig.
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Kallisti

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Re: Thilo Sarrazin
« Antwort #200 am: 22 November 2011, 11:12:39 »

messie

... Weil: wie ich schon schrieb:


Zitat
Warum? Wegen der Außenwahrnehmung, der "deutschen Vergangenheit" und der Tatsache, dass es sich bei den Tätern um Neonazis handelt, bei den Opfern um (türkische) Migranten, die "Döner-Morden" (!) zum Opfer gefallen sind.

und

Zitat
Das Andere ist, wie Deutschland bzw. "die Deutschen" - die heutigen Deutschen! - vom Ausland wahrgenommen werden. Dass man da von einer "deutschen Mentalität" ausgeht - oder wovon immer - dass man jedenfalls kritisch guckt und erst recht skeptisch wird, wenn da nu sowas passiert (ist) - mit/von/durch Neonazis.

Was meinst du, wie das so "im Ausland" ankommt - und da beziehe ich mich nun nicht (nur) auf "ausländische Intellektuelle". ;)

Also will man hier gleich mal schnell "ein Zeichen der Solidarität" setzen. - Wo doch jez grad die 50 Jahre-Zuwanderung gefeiert wurde - deutsch-türkische Freundschaft ...

Und dann beäugt man "im Ausland" (auch im europäischen) auch kritisch, wie in deutschen Medien nun damit umgegangen wird - von wegen "Döner-Morde" - dass dieser Ausdruck einfach auch mehr als ein seppeldummer Griff in den Toilettenabfluss war - also ich meine ... wem muss man das noch sagen?  :-\


Darum also geht es - eigentlich. -> Wie die anderen uns sehen, was wir ihnen als "Futter" liefern oder auch eben nicht.


Es geht nicht um Wählerstimmen - es geht darum, wie Deutschland "im Ausland" wahrgenommen wird, welche Skepsis oder auch Misstrauen da unterschwellig (oder auch ganz offen) nach wie vor "den" Deutschen - grade den zeitgenössischen!, logisch (welchen auch sonst) - gegenüber besteht.

Wenn hier Neonazis und/oder Glatzen Obdachlose oder sonstwen malträtieren oder auch massakrieren - das is für "das Ausland" unser hausinternes Problem. Anders sieht es hingegen aus, wenn nicht nur irgendwelche Jugendliche, Adoleszente oder/und Idioten türkische Mitbürger zusammenhauen oder gar töten, sondern wenn dies durch Neonazis passiert. In Deutschland. Heute.

Das ist ein rotes Tuch. Ja - "politisch". Es geht hier nicht (vorrangig) um "Menschlichkeit".

Is das eigentlich so schwer zu verstehen?
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Kallisti

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Re: Thilo Sarrazin
« Antwort #201 am: 22 November 2011, 11:17:54 »

Die Geheimdienste der Bundesrepublik Deutschland sind seit Gründung der Organisation Gehlen auf dem rechten Auge blind, was sich im aktuellen Fall des NSU mal wieder sehr gut bestätigt. Ich frage mich, warum wir uns überhaupt diesen Geheimdienstapperat leisten, wenn er unsere Gesellschaft und die hier lebenden Menschen nicht vor dem mordenden braunen Mob schützt, sondern es bestenfalls schafft, die von den Linksextremisten angezettelten Sachbeschädigungen in einem jährlichen Bericht niederzuschreiben.

13 Jahre haben die Organisationen, die dazu da sind uns zu schützen, lieber das rechte Auge feste zugedrückt. Sobald irgendwer auf mordende Neonazis hingewiesen hat, bekam er immer die pauschalisierende Antwort, dass es doch um den "Extremismus insgesamt" ginge und man doch auf keinen Fall bei dem Engagement gegen Rechts die - vorgeblich genauso gefährliche - linksextremistische Szene aus dem Blick verlieren dürfe. Bewusst unterschlagen wurde dabei immer, dass in den letzten zwei Jahrzehnten in unserem Land kein Einziger durch linksextermistischen Terrorismus umgekommen ist, aber gut 140 Menschen durch meuchelnde Rechtsradikale.

Wenn die Politik nun endlich ihre Ignoranz gegenüber der wahren Bedrohung in unserem Land eingesteht, für ihre Versäumnisse der vergangenen 20 Jahre zumindest politisch Verantwortung übernimmt und angesichts ihrer Fehler über Entschädigungszahlungen an die Opfer rechter Gewalt nachdenkt, dann finde ich das nur folgerichtig.


Ich verstehe sowieso nicht, was das BfV außer "Berichte schreiben" und "beobachten" (?) eigentlich so macht?? Auf welche Weise wird er womit/wodurch und wann "aktiv" - und wie/worin also äußert, zeigt sich das?

Geht man da dann petzen - bei welchen Stellen und was machen diese dann (mit wem)?

 :-[


Mit nem NPD-Verbot alleine isses ja auch nicht getan - wie kommt man an die anderen Netzwerke/Vereinigungen/Verbindungen/Burschenschaften ... ?

Wer unternimmt da: was? - Was z.B. das BfV?


(edit: das, nich der "Amt" - aber der Verfassungsschutz ;) )
« Letzte Änderung: 22 November 2011, 11:20:02 von Kallisti »
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messie

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Re: Thilo Sarrazin
« Antwort #202 am: 22 November 2011, 11:42:46 »

Zitat
Wenn die Politik nun endlich ihre Ignoranz gegenüber der wahren Bedrohung in unserem Land eingesteht, für ihre Versäumnisse der vergangenen 20 Jahre zumindest politisch Verantwortung übernimmt und angesichts ihrer Fehler über Entschädigungszahlungen an die Opfer rechter Gewalt nachdenkt, dann finde ich das nur folgerichtig.

Ich fände es folgerichtig, wenn ein konkretes Konzept für Entschädigungszahlungen erarbeitet werden würde das dann eine objektive Basis hätte.
Das sehe ich hier aber nicht. Es ist bislang nur von Entschädigungszahlungen in diesem Fall die Rede.
Was ist mit den Angehörigen der anderen 140 Opfer? Sie müssten dann ja konsequenterweise mitentschädigt werden.

Nicht unwichtig aber eben auch Kenaz' indirekt gestellte Frage: Wofür werden sie eigentlich entschädigt?
Dafür, dass jemand ermordet wurde? Dann müssten alle Angehörigen eines Mordopfers entschädigt werden (was sich der Bund garantiert nicht leisten könnte).
Dafür, dass jemand der Ermordeten "Migrationshintergrund" hat? Das würde jeden, der ihn nicht hat, diskriminieren. Es hieße im übrigen dann auch prompt, dass die Angehörigen der Polizistin nicht entschädigt werden dürften, schließlich hat sie keinen.
Dafür, dass Neonazis die Täter waren? Aha - geht mir auch nicht in den Kopf, denn dann müsste sich ja perverserweise jede Familie drüber freuen wenn jemand durch so einen umkam, statt z.B. durch einen, dem des anderen Nase einfach nicht passte oder der alkoholisiert ein Messer zog und jemanden im Affekt umbrachte, weil hier's dann wenigstens Geld vom Staat gibt.

Ich sehe einfach nicht, womit man das vernünftig begründen kann.

Ein Grund fällt mir insofern noch ein, dass staatliche Institutionen geschlampt haben und die Personen noch leben könnten, hätten diese nicht versagt. In dem Fall wäre es dann ein finanzielles Wiedergutmachungspflaster seitens des Bundes, eine Art "Schmerzensgeld" für das Versagen einer Behörde.
Wenn dies der eigentliche Grund sein sollte, dann sollte es aber auch Entschädigungszahlungen in jedem Fall des Versagens einer Behörde geben. Jugendamt hallo, staatliche Schulen, an denen Kinder zu Tode gemobbt wurden (wo man den Lehrern dann die Schuld mitgibt, ergo Staatsangestellte), usw.

Dass es nur in diesem Fall einen Ruf nach Entschädigungszahlungen seitens der Politik gibt, stinkt mir einfach viel zu sehr nach Wählerstimmenfang als nach echter Anteilnahme.

Was die politische Verantwortung angeht: Wenn man rechts nun adäquat bekämpfen möchte, dann sollte man die Strafverfolgung auch intensivieren. Nein, nicht durch V-Männer, bei denen das Risiko, dass sie für beide Seiten arbeiten, sehr hoch ist, sondern durch die ja vorhandenen sonstigen Mitttel wie verdeckte Ermittler und eben auch durch schnellere Urteile bei der Verübung von Straftaten. Diese Nummer mit "wir wollen nicht die kleinen, sondern die großen Fische" ist eine Luftnummer, schließlich sind die Großen ja zufälligerweise bereits V-Mann. ;)
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Kallisti

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Re: Thilo Sarrazin
« Antwort #203 am: 22 November 2011, 11:57:05 »

messie

Die Entschädigungszahlungen sollen ein Zeichen setzen, sind symbolisch gemeint - sollen "Solidarität" mit den Opfern bzw. deren Hinterbliebenen insofern ausdrücken, als man sich von dem politischen Hintergrund (und den Motiven) der Täter (dass es Neonazis waren bzw. sind ...) damit (-> "Entschädigungszahlungen") ausdrücklich distanzieren und den Hinterbliebenen (aber nicht nur diesen - vor allem "dem Ausland") zeigen möchte, dass man "auf ihrer Seite ist".

Ja, nach wie vor geht es (immer wieder) genau darum (so nervig es auch ist)! Von Deutschland wird erwartet, dass es solche Zeichen bei "solchen Taten/Vorkommnissen" setzt!
Und "unsere Politiker" wissen das.

Das hat nichts, aber auch gar nichts mit Wählerstimmen zu tun.

Und eben aus den gerade und bereits weiter oben genannten Gründen, gibt es keine Entschädigungszahlungen für andere Opfer rechter Täter (sofern die Opfer also Deutsche sind).

Und eben aus diesen Gründen sind die Entschädigungszahlungen auch nicht als "Schmerzensgeld" wegen der Schlamperei gedacht, sondern - wie ich soeben schrieb: als Symbol, als Zeichen gemeint.


Der nächste Schritt ist, dass "das Ausland" wissen und sehen will, wie Deutschland mit "seinen" Rechtsradikalen weiter verfährt usw. usf.


Was die V-Leute angeht - ja, dazu hatte ich oben auch bereits mehrere Fragen gestellt. Die sind im Grunde total überflüssig und meiner Ansicht nach auch eher kontraindiziert bis schädlich. Weil: sie nicht vertrauenswürdig sind (viele offensichtlich nicht) und weil sie offensichtlich auch nicht (ausreichend bzw. wenn überhaupt: wirklich:) kontrolliert werden!
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Kenaz

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Re: Thilo Sarrazin
« Antwort #204 am: 22 November 2011, 12:01:38 »

Die Entschädigungszahlungen sollen ein Zeichen setzen, sind symbolisch gemeint - sollen "Solidarität" mit den Opfern bzw. deren Hinterbliebenen insofern ausdrücken, als man sich von dem politischen Hintergrund (und den Motiven) der Täter (dass es Neonazis waren bzw. sind ...) damit (-> "Entschädigungszahlungen") ausdrücklich distanzieren und den Hinterbliebenen (aber nicht nur diesen - vor allem "dem Ausland") zeigen möchte, dass man "auf ihrer Seite ist".

Ja, nach wie vor geht es (immer wieder) genau darum (so nervig es auch ist)! Von Deutschland wird erwartet, dass es solche Zeichen bei "solchen Taten/Vorkommnissen" setzt!
Und "unsere Politiker" wissen das.

- ... und sorgen, indem sie die von Dir beschriebene Erwartungshaltung ad infinitum bedienen, dafür, dass es bis zum St. Nimmerleinstag so weiter geht. Ganz großes Kino! ;)
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Kallisti

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Re: Thilo Sarrazin
« Antwort #205 am: 22 November 2011, 12:10:30 »

Was wäre deiner Meinung nach die/eine "staatspolitische" Alternative? -> Mit welchen (auch langfristigen) Konsequenzen (für Deutschland)?!?
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messie

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Re: Thilo Sarrazin
« Antwort #206 am: 22 November 2011, 12:46:32 »

Zitat
Und eben aus den gerade und bereits weiter oben genannten Gründen, gibt es keine Entschädigungszahlungen für andere Opfer rechter Täter (sofern die Opfer also Deutsche sind).

Moment, ich übersetze das jetzt mal in Deutsch: "Wir zahlen euch jetzt nur deswegen Geld, weil es das Ausland grade erwartet. Einen anderen Grund dafür gibt es nicht."
Und zu den anderen Opfern damit indirekt: "Bei euch erwartet das Ausland keine Entschädigungszahlungen, ihr seid ja nicht so in der Presse gelandet wie die, also gibt's für euch nix."

Ich kann mich Kenaz da nur anschließen: Gaaaanz großes Kino.  ::)

Ich fürchte leider, dass Westerwelle genau so denkt. Und das finde ich, offen gesagt, echt zum Kotzen.
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Re: Thilo Sarrazin
« Antwort #207 am: 22 November 2011, 14:10:17 »

Zitat
Und eben aus den gerade und bereits weiter oben genannten Gründen, gibt es keine Entschädigungszahlungen für andere Opfer rechter Täter (sofern die Opfer also Deutsche sind).

Moment, ich übersetze das jetzt mal in Deutsch: "Wir zahlen euch jetzt nur deswegen Geld, weil es das Ausland grade erwartet. Einen anderen Grund dafür gibt es nicht."
Und zu den anderen Opfern damit indirekt: "Bei euch erwartet das Ausland keine Entschädigungszahlungen, ihr seid ja nicht so in der Presse gelandet wie die, also gibt's für euch nix."

Ich kann mich Kenaz da nur anschließen: Gaaaanz großes Kino.  ::)

Ich fürchte leider, dass Westerwelle genau so denkt. Und das finde ich, offen gesagt, echt zum Kotzen.

messie - du kannst das gerne für dich so übersetzen - gefärbt also durch deine eigene Denke. Mit der Realität hat das allerdings nicht allzu viel zu tun.

Was Westerwelle denkt, weiß ich nicht.

Ich unterstelle aber doch (noch) einer Frau Leutheuser-Schnarrenberger (<-bspw.), dass ihr die Opfer nicht völlig gleichgültig sind bzw. auch nicht die Taten und der ganze Hintergrund.

Es ist eine Sache, wer wem wann wodurch zum Opfer wurde und wie sich "die Politik" dazu positioniert hat oder auch nicht bzw. hätte sollen (oder auch nicht). Das kann man durchaus gesondert diskutieren.

Diese aktuellen Fälle betreffend geht es aber einfach um "mehr" bzw.: um noch etwas anderes - und das habe ich mittlerweile drei Mal bereits erläutert. Und dieses "Andere" ist keine Lappalie, keine Banalität, keine Kleinigkeit.

Es geht darum, dass durch eben diese Fälle (und nicht durch andere, vergangene) das Ausland auf Deutschland wieder in einer "prekären Angelegenheit" (gegenwärtiger Neonazismus in Deutschland) aufmerksam wurde - und dass "man" beobachtet und wissen möchte, "was da in Deutschland los ist" - was sich da wie evtl. entwickelt, ausbreitet etc. - und was deutsche Politiker und andere "Verantwortungtragende", Menschen in einflussreichen Positionen, also auch Medien ... damit/daraus nun machen, damit umgehen, dazu Stellung nehmen ...

Es nützt nichts, dass wir hier sagen: "wir" haben mit unserer Vergangenheit nichts (mehr) zu tun - "wir" sind heute ganz anders ... --> wenn im Ausland die Wahrnehmung aber (nicht zu Unrecht) ist:
Aha - warum passieren dann solche Sachen bei euch?

Ja, die passieren vlt. auch anderswo - aber anderswo gibt es keine solche Vergangenheit ... So is das mit dem Erbe.


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messie

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Re: Thilo Sarrazin
« Antwort #208 am: 22 November 2011, 14:34:54 »

Zitat
Es geht darum, dass durch eben diese Fälle (und nicht durch andere, vergangene) das Ausland auf Deutschland wieder in einer "prekären Angelegenheit" (gegenwärtiger Neonazismus in Deutschland) aufmerksam wurde - und dass "man" beobachtet und wissen möchte, "was da in Deutschland los ist"

Ja, das ist richtig und wichtig. Es wäre deswegen zu begrüßen wenn ein besseres Konzept für Strafverfolgung von Neonazis entwickelt werden würde und/oder wenn es ein gut begründetes Konzept für Entschädigungszahlungen von Angehörigen von Opfern gäbe.

Von Aktionismus wie einmaligen Entschädigungszahlungen, um dem Ausland zu zeigen "wir tun was", halte ich jedoch gar nichts. Wenn, dann auch die andern und /oder wenn, dann auch konkret begründet warum in diesem Fall welche erfolgen und in anderen nicht.

Ich finde es einfach nur bekloppt, dass sich seit Schröder die Bundesregierung immer nur dann beeilt mit solchen Dingen wenn irgendwas in den Medien landet, und auch nur in dem konkreten Fall und sonst nirgends.

Ich sehe jedenfalls nicht wie man begründen soll, dass zuvor andere Angehörige von Opfern neonazistischer Taten nicht entschädigt wurden und jetzt ein paar auf einmal doch, und das auch noch ohne konkrete Begründung außer "ist ganz tragisch das alles". Irgendwas stimmt da doch nicht. Entweder die Begründung ist erst jetzt da (und dann sollte man aufgrund dieser Begründung auch noch rückwirkend den Rest entschädigen) oder es gibt keine, außer "ist grade in den Medien, wir sind hier jetzt mal deswegen besonders betroffen".

« Letzte Änderung: 22 November 2011, 14:46:57 von messie »
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Kallisti

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Re: Thilo Sarrazin
« Antwort #209 am: 22 November 2011, 22:16:04 »

messie

also man kann sich an diesen "Entschädigungszahlungen" durchaus gerne aufhängen ... - aber bitte, nochmal:

Sie sind nicht gedacht als "Ausgleich" für die Toten, für die Morde - das kann Geld sowieso niemals sein.
Sie sind nicht gedacht als "Ablass"/Freikaufen von Schuld - auch dazu taugen sie nicht.

Sie sind ein Mittel - neben verbalen Äußerungen (wie Entschuldigungen, Zugeständnissen, Eingeständnissen - vlt. auch: Bitte um Verzeihung, das aber findet im Grunde in der Politik eigentlich nie statt, ist mir zumindest nicht bekannt):

den Hinterbliebenen der Opfer gegenüber zum Ausdruck zu bringen, dass man "auf ihrer Seite ist", dass man Anteil nimmt, dass man Aufklärung will und sich darum bemüht, dass man Konsequenzen zieht/ziehen muss, dass man zugesteht, Fehler gemacht zu haben ...


Der Unterschied zu anderen Opfern/Morden (durch Rechtsradikale) besteht darin, dass es sich bei den Opfern eben um ausländische Mitbürger/Migranten handelt(e), dass es keine Einzelfälle, sondern eine Mordserie war (alle mit demselben "politischen" Hintergrund) und dass die Aufklärung und Ahndung (inklusive aller juristischen Vorgänge, Abläufe) derselben nur mangelhaft bis gar nicht stattgefunden hat/durchgeführt wurde bzw. also über viele Jahre verschleppt und offenbar also auch Vermutungen in die Richtung (rechtsradikal motivierter Morde) sogar geleugnet oder totgeschwiegen wurden (wie ich das bisher verstanden und mitbekommen habe).

Es geht also einmal um die Haltung (der Politik, der Regierung ...) gegenüber den Opfern bzw. deren Hinterbliebenen - deren Position bzw. ihren "Unmut" ... zu respektieren, anzuerkennen ..., zum Anderen geht es aber auch (wie schon geschrieben) um die "allgemeinere, übergeordnete" Verantwortung (besonders Deutschlands), rechtsradikal motivierte Morde (an Migranten) betreffend (also: die Außenwirkung ..., s.o.). Man will also auch hier "ein Zeichen setzen" (wie schon dreimal gesagt).


Übrigens würde ich hier aber nicht von "Terrorismus" sprechen, da es sich ja doch um eine kleine abgeschottete Gruppe gehandelt hat, die Morde waren auch viel zu "unprofessionell" durchgeführt (immer mit derselben Waffe ...).

Weiß man eigentlich, warum genau zwei der Täter Suizid begingen?
« Letzte Änderung: 22 November 2011, 22:25:15 von Kallisti »
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