Schwarzes Hamburg

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Autor Thema: Thilo Sarrazin  (Gelesen 87017 mal)

schwarze Katze

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Re: Thilo Sarrazin
« Antwort #210 am: 22 November 2011, 22:21:44 »


Wenn hier Neonazis und/oder Glatzen Obdachlose oder sonstwen malträtieren oder auch massakrieren - das is für "das Ausland" unser hausinternes Problem. Anders sieht es hingegen aus, wenn nicht nur irgendwelche Jugendliche, Adoleszente oder/und Idioten türkische Mitbürger zusammenhauen oder gar töten, sondern wenn dies durch Neonazis passiert. In Deutschland. Heute.


Hm...ist ein Obdachloser oder Punker weniger wert als ein türkischer Imbissbesitzer?
Und was ist, wenn der Obdachloser ein Pole oder der Punker ein Russe ist? Sieht es dann anders aus?

Es gibt keine Opfer erste oder zweite Klasse
« Letzte Änderung: 22 November 2011, 22:33:09 von Black Russian »
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Kallisti

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Re: Thilo Sarrazin
« Antwort #211 am: 22 November 2011, 22:27:02 »

Black Russian

...  ::) es geht nicht um "weniger wert" - es geht (aktuell politisch) gar nicht um "Moral". - Worum es geht, hab ich jez glaub ich schon viermal erklärt. -- Jez mag ich nich mehr.
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schwarze Katze

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Re: Thilo Sarrazin
« Antwort #212 am: 22 November 2011, 22:38:33 »

Black Russian

...  ::) es geht nicht um "weniger wert" - es geht (aktuell politisch) gar nicht um "Moral". - Worum es geht, hab ich jez glaub ich schon viermal erklärt. -- Jez mag ich nich mehr.

Und gerade diese Einstellung von unsere Regierung kotzt mich an.
Das Wichtigste ist, was die Ausland darüber denkt und nicht das, was die Leute hierzulande denken.
Es wird eine mediale Sau durch den Dorf gejagt, kollektive Schweigeminuten gehalten, vielleicht ein paar Lichterketten...und die Sache ist gegessen.
Und irgendwo im Stillen wird wieder "ein Penner geklatscht"

Diese Verlogenheit kotzt mich an
« Letzte Änderung: 22 November 2011, 22:40:59 von Black Russian »
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Kallisti

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Re: Thilo Sarrazin
« Antwort #213 am: 22 November 2011, 22:58:25 »

Ich denke, es geht da weniger um Verlogenheit als viel mehr um das Abwägen und Im-Auge-Behalten von Folgen ...

Obdachlose werden auch anderswo von Idioten misshandelt, getötet ... (nicht nur Obdachlose). Das ist ein Problem, ja.

Wenn aber in einem (in relativ jüngerer Vergangenheit) ehemals faschistoiden, totalitären Staat bzw. Regime (Diktatur) wieder (und wiederholt) braune "Tendenzen" nicht nur im Untergrund vor sich hinfaulen, sondern sichtbar an die Oberfläche kommen (in Form von Straf- und Gewalttaten wie aktuell wieder) und dadurch das Misstrauen anderer Staaten (erneut oder auch: wiederholt) geweckt wird ..., was bleibt einem aktuell demokratischen Staat (naja  - alles is relativ, nech  ;D ) nicht viel anderes übrig, als sich dazu deutlich, öffentlich, aussagekräftig und konsequent zu positionieren (und von den braunen "Tendenzen" zu distanzieren). - Oder (was sonst)?
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schwarze Katze

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Re: Thilo Sarrazin
« Antwort #214 am: 22 November 2011, 23:23:21 »

Erinnert mich irgendwie an den Fall:

http://de.wikipedia.org/wiki/Thomas_Lemke

« Letzte Änderung: 22 November 2011, 23:29:14 von Black Russian »
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messie

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Re: Thilo Sarrazin
« Antwort #215 am: 23 November 2011, 00:17:50 »

Zitat
den Hinterbliebenen der Opfer gegenüber zum Ausdruck zu bringen, dass man "auf ihrer Seite ist"

Aha? Und bei anderen Opfern ist man also nicht auf ihrer Seite (denn da blieben Entschädigungszahlungen ja aus)?
Das ist doch das Verlogene daran, dass hier mit zweierlei Maß gemessen wird: Wenn etwas in den Medien landet und von diesen ausgeschlachtet wird, dann ist die Betroffenheit entsprechend groß, und dann gibt's auf einmal Entschädigungszahlungen.
Wenn Fälle von rechtsradikaler Gewalt aber nicht so sehr in den Medien landen, gibt's nix. Aha ...

Der Fall Lemke (danke für den Link, Black Russian, den Fall hatte ich schon wieder vergessen gehabt, ist ja auch schon was her ...) ist da ein schönes Beispiel: Da wurde eine Dame nur deswegen umgebracht, weil sie als "links" eingestuft wurde, weil sie sich dazu bekannte, gegen Rechts zu sein. Gab es da auch Entschädigungszahlungen? Wurde da eine Schweigeminute im Bundestag deswegen abgehalten? - Nein, ganz offensichtlich nicht.

Man muss da einfach mal dem ins Auge sehen, dass hier mit zweierlei Maß gemessen wird.
Und dass dieses Maß nicht etwa die Schwere der Tat ist, sondern jenes, ob sie in den Medien hochgepuscht wird oder nicht.
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Kenaz

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Re: Thilo Sarrazin
« Antwort #216 am: 23 November 2011, 06:42:19 »

Was wäre deiner Meinung nach die/eine "staatspolitische" Alternative? -> Mit welchen (auch langfristigen) Konsequenzen (für Deutschland)?!?
- Die Alternative ist ganz einfach: Keine Entschädigungszahlungen aus eben jenen Gründen, die Du offenbar selbst einsiehst, da Du als Rechtfertigung der Vorgehensweise primär ihre "staatspolitische" PR-Funktion betonst. Da könnt' ich kotzen: Mitgefühl als Werbemaßnahme, ekelhaft ist das. Wie gesagt: Keine Entschädigungszahlungen und einfach mal das Gezeter von außen aushalten. Das, was wir hier erleben, ist faktisch ein Schuldeingeständnis, wo definitiv keins am Platze ist.

Und es ist eine Sache, für den Holocaust Verantwortung zu übernehmen, es ist allerdings noch mal was ganz anderes, den Holocaust derartig zu entgrenzen und dergestalt zu instrumentalisieren, dass er die Basis für eine ewige, allumfassende Totalverantwortung Deutschlands für das Böse in der Welt bildet, vor dessen Hintergrund schließlich jeder alles fordern kann.

Wenn aber in einem (in relativ jüngerer Vergangenheit) ehemals faschistoiden, totalitären Staat bzw. Regime [...] wieder (und wiederholt) braune "Tendenzen" [...] sichtbar an die Oberfläche kommen [...] und dadurch das Misstrauen anderer Staaten [...] geweckt wird ..., was bleibt einem aktuell demokratischen Staat [...] anderes übrig, als sich dazu deutlich, öffentlich, aussagekräftig und konsequent zu positionieren (und von den braunen "Tendenzen" zu distanzieren).

- Nix. Das wurde und wird ja getan. Aber dafür braucht's keine Entschädigungszahlungen. Ich sehe auf Seiten der Regierung sowie der überragenden Mehrheit der Bevölkerung schon seit weit über 20 Jahren nicht den Hauch einer faschistoiden Tendenz mehr - was also willst Du? Wie bereits gesagt: Klare Positionierung ist eine Sache. Und die ist völlig angesagt, da gebe ich Dir recht. Entschädigungszahlungen stehen auf einem ganz anderen Blatt geschrieben. Wer damit anfängt, der räumt eine gewisse Legitimität der Zahlung ein und bereitet damit schon die Grundlagen für die nächsten Forderungen. Und die werden kommen.
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CubistVowel

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Re: Thilo Sarrazin
« Antwort #217 am: 23 November 2011, 09:17:45 »

Ich sehe auf Seiten der Regierung sowie der überragenden Mehrheit der Bevölkerung schon seit weit über 20 Jahren nicht den Hauch einer faschistoiden Tendenz mehr

Nur weil du sie nicht sehen kannst, existieren die "faschistoiden" Strömungen in der Bevölkerung aber trotzdem. Und nicht nur als Hauch oder Tendenz, sondern in handfesten Gruppierungen, z. B. rund um den Laden "Streetwear" in Tostedt, die - das weiß ich aus eigener Erfahrung - eine teils erschreckend große Zustimmung in der Bevölkerung erhalten. Dass die Braunen nicht in den kommunalen Regierungen sitzen, liegt daran, dass sie zurzeit lieber prügelnd - und beispielsweise im Fall des Stefan Silar auch mordend - durch den Landkreis Harburg ziehen.

Ich selbst wohne (den größten Teil des Jahres) in Tostedt, wo Leib und Leben bekennender Linker schon lange nicht mehr sicher sind, und wer behauptet, er sähe nicht den Hauch "faschistoider Tendenzen" etc.pp., der hält die Augen ganz fest geschlossen.

Hier noch ein Link aus der "Zeit", in dem am Beispiel Tostedts beschrieben wird, warum die Gleichsetzung von Rechts- und Linksextremismus nicht nur falsch, sondern dem Faschismus sogar förderlich ist.
http://blog.zeit.de/stoerungsmelder/2010/07/15/die-folgen-der-extremismus-debatte-das-beispiel-tostedt_3969
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messie

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Re: Thilo Sarrazin
« Antwort #218 am: 23 November 2011, 10:00:30 »

Dass es keine faschistoiden Tendenzen in D gibt, glaube ich auch nicht. Der Begriff "nationalbefreite Zone" erhält in den Suchmaschinen immer häufiger Treffer, Parteien wie die Schill-Partei seinerzeit erhielten aufgrund erstaunlich nach rechts riechenden Aussagen aus dem Stand erheblichen Zulauf. Ist nicht so, dass man da kein Auge drauf haben müsste.

Nur halte ich Entschädigungszahlungen für Angehörige von Opfern, nur weil sie einen rechten Hintergrund haben, für völlig unsinnig. Das diskriminiert nämlich prompt alle anderen Opfer und setzt genau das falsche Signal: "Wir entschädigen dich, weil du Ausländer bist." Sie stempeln anders aussehende Menschen als besonders opfer- und entschädigungswürdig ab.
Das ist in etwa so, als würde jeder Jude, der mal verprügelt wurde, vom Staat Schmerzensgeld bekommen, nur weil er Jude ist. Vielleicht macht dieser Vergleich ja mal klar, wie diskriminierend die Forderung nach Entschädigungszahlungen von Opfern ausschließlich rechtsradikaler Gewalt eigentlich ist.


Wofür
werden diese Leute denn entschädigt? Im Ausland muss doch der Eindruck enstehen, dass sie dafür entschädigt wurden, dass sie hier in Deutschland leben, in Ermangelung eines konkret genannten Grundes, weswegen sie entschädigt werden.

Ich bleibe dabei, solange kein konkreter Grund und keine konkrete Richtlinie genannt wird, wofür diese Entschädigungszahlungen eigentlich sind, halte ich sie für das falsche Signal und das falsche "Zeichen", was hierdurch gesetzt wird.
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Simia

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Re: Thilo Sarrazin
« Antwort #219 am: 23 November 2011, 10:03:54 »

Hier noch ein Link aus der "Zeit", in dem am Beispiel Tostedts beschrieben wird, warum die Gleichsetzung von Rechts- und Linksextremismus nicht nur falsch, sondern dem Faschismus sogar förderlich ist.
http://blog.zeit.de/stoerungsmelder/2010/07/15/die-folgen-der-extremismus-debatte-das-beispiel-tostedt_3969

Sehr interessant. Aber ich versuch mich mal als Verkehrspolizist und leite diesen Ansatz auf den Links-Rechts-Thread weiter, der sicherlich auch noch nicht am Ende angekommen ist. ;)
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Simia

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Re: Thilo Sarrazin
« Antwort #220 am: 23 November 2011, 10:49:46 »

Hier noch ein Link aus der "Zeit", in dem am Beispiel Tostedts beschrieben wird, warum die Gleichsetzung von Rechts- und Linksextremismus nicht nur falsch, sondern dem Faschismus sogar förderlich ist.
http://blog.zeit.de/stoerungsmelder/2010/07/15/die-folgen-der-extremismus-debatte-das-beispiel-tostedt_3969

Sehr interessant. Aber ich versuch mich mal als Verkehrspolizist und leite diesen Ansatz auf den Links-Rechts-Thread weiter, der sicherlich auch noch nicht am Ende angekommen ist. ;)

Edit: Wenn man aus so einer Kacke was Positives ziehen will, dann immerhin, dass die NPD es so nie schaffen wird, sich ein bürgerliches Profil zu geben, wenn die "Durchlässigkeit" zu freien Kameradschaften und psychisch gestörten Aushilfshooligans einem so ins Gesicht springt. Ich bin auf groteske Weise froh, dass die sich noch nicht in aller Klarheit öffentlich und nachhaltig davon distanziert haben.
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Multivac

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Re: Thilo Sarrazin
« Antwort #221 am: 23 November 2011, 11:32:00 »

dein nasenavatar irritiert mich immer wieder. man kann da so rein gucken, und denkt sich jedesmal, wie gehts da drinnen wohl weiter ? und dann denke ich an diesen film aus den 60ern, wo die sich verkleinert haben und mit einem mini-u-boot über die nase bei nem patienten rein sind, um einen gehirntumor wegzusprengen.  ::)
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Kallisti

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Re: Thilo Sarrazin
« Antwort #222 am: 23 November 2011, 12:19:38 »

Zitat
den Hinterbliebenen der Opfer gegenüber zum Ausdruck zu bringen, dass man "auf ihrer Seite ist"

Aha? Und bei anderen Opfern ist man also nicht auf ihrer Seite (denn da blieben Entschädigungszahlungen ja aus)?
Das ist doch das Verlogene daran, dass hier mit zweierlei Maß gemessen wird: Wenn etwas in den Medien landet und von diesen ausgeschlachtet wird, dann ist die Betroffenheit entsprechend groß, und dann gibt's auf einmal Entschädigungszahlungen.
Wenn Fälle von rechtsradikaler Gewalt aber nicht so sehr in den Medien landen, gibt's nix. Aha ...

Der Fall Lemke (danke für den Link, Black Russian, den Fall hatte ich schon wieder vergessen gehabt, ist ja auch schon was her ...) ist da ein schönes Beispiel: Da wurde eine Dame nur deswegen umgebracht, weil sie als "links" eingestuft wurde, weil sie sich dazu bekannte, gegen Rechts zu sein. Gab es da auch Entschädigungszahlungen? Wurde da eine Schweigeminute im Bundestag deswegen abgehalten? - Nein, ganz offensichtlich nicht.

Man muss da einfach mal dem ins Auge sehen, dass hier mit zweierlei Maß gemessen wird.
Und dass dieses Maß nicht etwa die Schwere der Tat ist, sondern jenes, ob sie in den Medien hochgepuscht wird oder nicht.


Was wäre deiner Meinung nach die/eine "staatspolitische" Alternative? -> Mit welchen (auch langfristigen) Konsequenzen (für Deutschland)?!?
- Die Alternative ist ganz einfach: Keine Entschädigungszahlungen aus eben jenen Gründen, die Du offenbar selbst einsiehst, da Du als Rechtfertigung der Vorgehensweise primär ihre "staatspolitische" PR-Funktion betonst. Da könnt' ich kotzen: Mitgefühl als Werbemaßnahme, ekelhaft ist das. Wie gesagt: Keine Entschädigungszahlungen und einfach mal das Gezeter von außen aushalten. Das, was wir hier erleben, ist faktisch ein Schuldeingeständnis, wo definitiv keins am Platze ist.

Und es ist eine Sache, für den Holocaust Verantwortung zu übernehmen, es ist allerdings noch mal was ganz anderes, den Holocaust derartig zu entgrenzen und dergestalt zu instrumentalisieren, dass er die Basis für eine ewige, allumfassende Totalverantwortung Deutschlands für das Böse in der Welt bildet, vor dessen Hintergrund schließlich jeder alles fordern kann.

Wenn aber in einem (in relativ jüngerer Vergangenheit) ehemals faschistoiden, totalitären Staat bzw. Regime [...] wieder (und wiederholt) braune "Tendenzen" [...] sichtbar an die Oberfläche kommen [...] und dadurch das Misstrauen anderer Staaten [...] geweckt wird ..., was bleibt einem aktuell demokratischen Staat [...] anderes übrig, als sich dazu deutlich, öffentlich, aussagekräftig und konsequent zu positionieren (und von den braunen "Tendenzen" zu distanzieren).

- Nix. Das wurde und wird ja getan. Aber dafür braucht's keine Entschädigungszahlungen. Ich sehe auf Seiten der Regierung sowie der überragenden Mehrheit der Bevölkerung schon seit weit über 20 Jahren nicht den Hauch einer faschistoiden Tendenz mehr - was also willst Du? Wie bereits gesagt: Klare Positionierung ist eine Sache. Und die ist völlig angesagt, da gebe ich Dir recht. Entschädigungszahlungen stehen auf einem ganz anderen Blatt geschrieben. Wer damit anfängt, der räumt eine gewisse Legitimität der Zahlung ein und bereitet damit schon die Grundlagen für die nächsten Forderungen. Und die werden kommen.


Dass es keine faschistoiden Tendenzen in D gibt, glaube ich auch nicht. Der Begriff "nationalbefreite Zone" erhält in den Suchmaschinen immer häufiger Treffer, Parteien wie die Schill-Partei seinerzeit erhielten aufgrund erstaunlich nach rechts riechenden Aussagen aus dem Stand erheblichen Zulauf. Ist nicht so, dass man da kein Auge drauf haben müsste.

Nur halte ich Entschädigungszahlungen für Angehörige von Opfern, nur weil sie einen rechten Hintergrund haben, für völlig unsinnig. Das diskriminiert nämlich prompt alle anderen Opfer und setzt genau das falsche Signal: "Wir entschädigen dich, weil du Ausländer bist." Sie stempeln anders aussehende Menschen als besonders opfer- und entschädigungswürdig ab.
Das ist in etwa so, als würde jeder Jude, der mal verprügelt wurde, vom Staat Schmerzensgeld bekommen, nur weil er Jude ist. Vielleicht macht dieser Vergleich ja mal klar, wie diskriminierend die Forderung nach Entschädigungszahlungen von Opfern ausschließlich rechtsradikaler Gewalt eigentlich ist.


Wofür
werden diese Leute denn entschädigt? Im Ausland muss doch der Eindruck enstehen, dass sie dafür entschädigt wurden, dass sie hier in Deutschland leben, in Ermangelung eines konkret genannten Grundes, weswegen sie entschädigt werden.

Ich bleibe dabei, solange kein konkreter Grund und keine konkrete Richtlinie genannt wird, wofür diese Entschädigungszahlungen eigentlich sind, halte ich sie für das falsche Signal und das falsche "Zeichen", was hierdurch gesetzt wird.



Jungs - so schwer kann das doch nicht zu befreifen sein - HerrJessesnochmalaberauch.  ;D


Also nochmal der Reihe nach:

Für mich (!) stellt sich das so dar

messie - die Entschädigungszahlungen:

1. als Zeichen/Symbol durchaus des "Mitgefühls", der Anteilnahme, aber vor allem auch: der Solidarität und der Verurteilung der Morde: insbesondere deren rechtsradikalem Hintergrund/Motiven

2. als "Entschädigung" bzw. wiederum symbolisch/als Zeichen des eigenen Versagthabens, als eine Art Schuldeingeständnis/-zugeständnis: für die bzw. wegen der langjärhigen (!) Verschleppung der Aufklärung der Morde (und allem, das damit zu tun hat ... -> Versagen der Behörden, Fehler, die man gemacht hat ...)


Ob/dass und wie mit anderen Opfern rechtsradikaler Gewalt umgegangen wird (von staatlicher Seite), steht auf einem anderen Blatt - darüber kann man auch diskutieren.
Aber ich sehe nicht, inwiefern bzw. dass diese anderen Opfer durch die jetzigen Entschädigungszahlungen (der "aktuellen" Opfer bzw. Fälle) "disrkiminiert" werden, denn:

In diesen aktuellen Fällen kommen mehrere (!) Faktoren zusammen und zum Tragen - dies ist bei den anderen Opfern nicht der Fall!

Diese Faktoren sind - nochmal:

1. Es sind 9 (?) Opfer einer (ein- und derselben!) Mordserie: derselben Täter, welche aus dem rechtsradikalen Milieu kommen (kamen).

2. Es handelt sich bei diesen Opfern um Migranten. (--> hier ist es der außenpolitische Faktor, der erhebelich zum Tragen kommt, weil: nicht nur die Opfer Migranten waren, sondern die Täter "auch noch" Rechtsradikale  -> ganz schlechte Kombination).

3. Die Ahndung, Aufklärung der Morde, die Verurteilung der Täter fand nicht (zeitnah bzw. überhaupt) statt bzw.:
    ist aufgrund staatlichen Versagens (!) nicht erfolgt! Und wurde teilweise ja sogar "verschleppt", verschleiert ...


Dies alles zusammengenommen rechtfertigt die Vorgehensweise in Form von Entschädigungszahlungen.

Wie sonst, ihr Lieben, hätte man von staatlicher Seite den Hinterbliebenen der Opfer eine Art "Wiedergutmachung" anbieten können? - Nur mit schönen Worten alleine? ? ?

Was kann man in solchen Fällen tun - außer "Geld geben" ?


Zum Einen will man also den Opfern Respekt zollen (sozusagen nachträglich - weil das aber nicht mehr geht, die Opfer nämlich tot sind, wendet man sich an die Hinterbliebenen - anders is das in Todesfällen leider nicht möglich - grundsätzlich).

Zum Anderen lastet eine schwere (innen- wie aber eben auch und gerade außenpolitische ... !) Verantwortung auf dem Staat - aufgrund seines historischen "politischen" (faschistischen) Erbes - das sooo alt dann eben doch (noch) nicht ist!!! Und das einfach tatsächlich doch schwerwiegt, Kenaz.

Man versucht also, dieser Verantwortung jetzt Rechnung zu tragen, indem man die Fehler eingesteht, die Opfer (mittels deren Hinterbliebenen, mittels Entschädigungszahlungen ...) "rehabilitiert" und die Fälle aufdeckt bzw. den ganzen Schlamassel darum herum - den: der Staat (staatliche Behörden) verursacht hat!


In anderen Fällen, messie, trifft dies alles zusammen nicht zu - daher sind diese anderen Fälle keine "Staatsangelegenheit" in dem Sinne wie hier/jetzt, weil in den anderen Fällen keine (solchen schwerwiegenden und: langjährigen unverzeihlichen) "Fehler" gemacht wurden! Mit der Folge, dass aufgrund dieser Fehler (!) es mehr Opfer gab als es hätte geben müssen: wenn die staatlichen Behörden ihre Arbeit (richtig bzw. überhaupt) gemacht hätten!


Soll man sich also nur mit schönen Worten einfach aus der Affäre ziehen? ?? WAS würde das den Hinterbliebenen der Opfer - und dem Ausland - sagen/zeigen?!?

"Ja, also es gab da so´n paar kleine bedauerliche Pannen, daher kam es zu n paar Döner-Morden - aber das warn bloß son paar danebene Jungmännchen - also das hat gar nix weiter zu bedeuten, da geht keine Gefahr von aus und naja - Pannen gibt´s doch überall, menschliches Versagen un so und jez gucken wir ja doch schon, dass wir da mal n bisschen aufräumen bei den Ämtern. Also: tut uns leid, dass da son paar Imbissbudenverkäufer jez hops gegangen sind - aber das kann passieren - überall, nich nur in D."


So? Oder wie?

Nee messie, das is nich weniger unangebracht wie dein ständiges völlig überzogenes, übertriebenes, deplaziertes Gejammere von "Diskriminierung anderer Opfer" etc. !


Kenaz - alter Schwede:

Zitat
(...) den Holocaust derartig zu entgrenzen und dergestalt zu instrumentalisieren, dass er die Basis für eine ewige, allumfassende Totalverantwortung Deutschlands für das Böse in der Welt bildet, (...)


das spricht auch Bände ...  :o   >:(


Und was das betrifft:

Zitat
Ich sehe auf Seiten der Regierung sowie der überragenden Mehrheit der Bevölkerung schon seit weit über 20 Jahren nicht den Hauch einer faschistoiden Tendenz mehr - was also willst Du?




Ja, da kneifst du beide Augen wirklich feste zu. - Was "die Mehrheit der Bevölkerung" betrifft: Bidde auch hier mal die Augen weit öffnen! Und zum anderen: es reicht einfach schon, wenn man mit der Vergangenheit auch eine faschistische Minderheit im Land hat (haben sollte)! - Man kann sich das hier einfach überhaupt nicht erlauben und es darf hier auch nicht geduldet, toleriert werden. - Ja, meine Meinung.

Nein, ich bin diesbezüglich nicht hysterisch, nur realistisch.

Denn



Edit: Wenn man aus so einer Kacke was Positives ziehen will, dann immerhin, dass die NPD es so nie schaffen wird, sich ein bürgerliches Profil zu geben, wenn die "Durchlässigkeit" zu freien Kameradschaften und psychisch gestörten Aushilfshooligans einem so ins Gesicht springt. Ich bin auf groteske Weise froh, dass die sich noch nicht in aller Klarheit öffentlich und nachhaltig davon distanziert haben.


... ach wenn es "nur" die NPD wäre ... ... ... - da schwelt so einiges im Untergrund, das weit mehr Zündstoff hat, schwelt und sich ausbreitet bzw.: schon immer da war!!!

Wollen wir es glühen - und irgendwann, wenn´s blöd läuft ...: wieder brennen lassen?

Oder wollen wir uns doch "zeitnah" und angemessen dieser Problematik "zuwenden" ... ?








« Letzte Änderung: 23 November 2011, 12:25:03 von Kallisti »
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Simia

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Re: Thilo Sarrazin
« Antwort #223 am: 23 November 2011, 13:01:44 »



Edit: Wenn man aus so einer Kacke was Positives ziehen will, dann immerhin, dass die NPD es so nie schaffen wird, sich ein bürgerliches Profil zu geben, wenn die "Durchlässigkeit" zu freien Kameradschaften und psychisch gestörten Aushilfshooligans einem so ins Gesicht springt. Ich bin auf groteske Weise froh, dass die sich noch nicht in aller Klarheit öffentlich und nachhaltig davon distanziert haben.


... ach wenn es "nur" die NPD wäre ... ... ... - da schwelt so einiges im Untergrund, das weit mehr Zündstoff hat, schwelt und sich ausbreitet bzw.: schon immer da war!!!

Wollen wir es glühen - und irgendwann, wenn´s blöd läuft ...: wieder brennen lassen?

Oder wollen wir uns doch "zeitnah" und angemessen dieser Problematik "zuwenden" ... ?

Ja, aber die NPD versucht es ja auf parlamentarischem Wege und will das Volk mit Euro-Kritik und Maximalstrafen für Kinderschänder ködern und da passen Schlägertrupps nicht ins Konzept. Auch wenn man damals und heute nicht zu sehr vergleichen darf, wurde aus einem ähnlichen Ansatz (zumindest offiziell) die SA ausgeschaltet (sozusagen die Revolutionäre zu entsorgen, weil man jetzt "Staat machen" will; mit dem "kleinen" Unterschied, dass die NPD nicht mal annähernd in der Position ist wie die NSDAP damals). Und es reicht natürlich nicht, den Kameraden bei öffentlichkeitswirksamen Auftritten Streetwear zu untersagen, da muss schon mehr kommen und vor allem glaubhaft. Diese Tatsache, verbunden mit der desolaten Finanzlage der NPD und innerer Zerstrittenheit und einer dann drohenden Märtyrerposition lässt mich noch (!) der Meinung sein, dass ein NPD-Verbot ein Abführmittel mit noch nicht hinreichend evaluierten Nebenwirkungen sein wird und eine starke Demokratie (da zeigt sich's dann nämlich) mit dieser Darmerkrankung von allein fertig werden sollte (Das Gegenargument ist natürlich, dass die Überwachung durch den Verfassungsschutz bisher auch nicht so effektiv (bzw. tödlich) war und sich bei ner Abwanderung in den Untergrund nicht viel daran ändern könnte/dürfte).
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Re: Thilo Sarrazin
« Antwort #224 am: 23 November 2011, 13:09:25 »

...
Hat die Türkei eine ähnliche (relativ jüngere) Vergangenheit und Last wie Deutschland? Nein.
...
Doch, hat sie:
http://de.wikipedia.org/wiki/V%C3%B6lkermord_an_den_Armeniern

Eine offizielle Anerkennung / Verantwortung usw. wie es in D für den Holocaust, gibt es dort nicht und wird, soweit mir bekannt, bis heute bestritten. Wer das in der Türkei thematisieren will, bekommt "Probleme"...

Außerdem finde ich nicht den Zeitrahmen oder die Zahl der Opfer entscheidend, sondern die Einstellung, die den Handlungen zu Grunde liegt !

Menschenverachtung / Rassismus und alles was damit zusammenhängt, bis hin zum Völkermord ist keine Erfindung und kein spezielles Merkmal der "Deutschen".  Sie ist allgegenwärtig und begleitet die Geschichte der Länder rund um den Erdball und gehört gleichermaßen verurteilt und bekämpft -  egal in welcher weltanschaulicher Verpackung sie daherkommt ! Nur 3 Beispiele aus jüngster Vergangenheit:

1975 Asien
http://de.wikipedia.org/wiki/Rote_Khmer

1994 Ruanda
http://de.wikipedia.org/wiki/V%C3%B6lkermord_in_Ruanda

1995 Ex Jugoslawien
http://de.wikipedia.org/wiki/Massaker_von_Srebrenica

Gerne vergessen wird auch, dass das Vorzeigeland der Demokratie, die USA und ihre gesamte Kultur auf gleich 2 Völkermorden beruhen. Der unverhohlene Rassismus bestand noch bis in die 1960er Jahre hinein.

Selbst Israel hat ein ähnliches Ereignis: (Info + Link reiche ich nach)

Das hier habe ich nebenbei gefunden.
http://zmag.de/artikel/israel-begeht-in-gaza-einen-voelkermord

Google wirf diverse weitere Ergebnisse zu Israel / Massaker / Völkermord aus. Das wird bei anderen Ländern nicht viel anders sein. Ob und was da dran ist, keine Ahnung. Es soll nur zeigen:

Je mehr man sich mit der ganzen Thematik auseinandersetzt, desto mehr verschwimmen die Grenzen zwischen den seit Jahrzehnten festgelegten Rollen von "Gut und Böse".

Daher ist es mehr als legitim, die öffentliche Bewertung und den Umgang mit solchen Taten in D in Frage zu stellen.
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