Schwarzes Hamburg

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Autor Thema: ALG II: Menschenwürde und Gerechtigkeit  (Gelesen 83157 mal)

CubistVowel

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Re: ALG II: Menschenwürde und Gerechtigkeit
« Antwort #180 am: 02 Januar 2012, 20:12:38 »

Was die Statistiken betrifft: soweit ich weiß, taucht man darin auch nicht auf, wenn man an einer Maßnahme wie PC-Kurs etc. teilnimmt.

Das stimmt, "Maßnahmen"-Teilnehmer tauchen in der Statistik nicht auf. Deswegen werden Arbeitslose unter Androhung von Sanktionen oft von Maßnahme zu Maßnahme geschickt, manche haben schon 10 Mal Bewerbungstraining, PC-Anfängerkurse u. Ä. hinter sich. Ein-Euro-Jobber/"Bürgerarbeiter" und "Praktikanten" sind ebenfalls aus der Statistik raus - genau wie Kranke und (ich glaube) über 55jährige.

Ok, wie die Grünen ja jetzt brandneu "aufgedeckt" haben, werden über 58jährige aus der Statistik gelöscht, sofern sie ein Jahr lang im Hartz-IV-Bezug "keine Stellenangebote bekommen" haben. Die Menschen stünden angeblich in diesem Alter dem Arbeitsmarkt nicht mehr zur Verfügung. (Außer natürlich, es geht um deren Rentenansprüche. Die volle Rente gibt's selbstverständlich erst mit 65 bzw. 67 Jahren.) Berechnete man die Erwerbslosenzahl ohne die "Sonderregelung", ergäbe sich eine Quote von 9,7 % statt der angeblichen 8 %. (Quelle: u. A. FR-online)

"Es sei noch nicht lange her, dass Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) ältere Menschen zu den Gewinnern am Arbeitsmarkt erklärt habe. „Genau das war das Argument für die Rente mit 67 – ein Argument, das jetzt auf sehr wackeligen Beinen steht“, " so der IG-Bau-Gewerkschafter Wilhelmy.

Wie praktisch; wer ein Jahr lang keine Stellenangebote von der Arge erhält, ist demnach auch nicht arbeitslos. Und hey, warum eigentlich erst ab 58? Die Statistik könnte doch noch viel besser aussehen, setzte man die Grenze für die "Sonderregelung" auf, sagen wir, 40 Jahre... ::)
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messie

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Re: ALG II: Menschenwürde und Gerechtigkeit
« Antwort #181 am: 04 Januar 2012, 22:08:48 »

Ach, wer Ursula von der Leyen auch nur eine Silbe glaubt, ist selbst schuld.  :P
Diese Dame halte ich inzwischen für schlimmer als Schäuble jemals war. So etwas Verlogenes habe ich noch nie erlebt. Die Dame sagt nahezu grundsätzlich das genaue Gegenteil dessen, was sie im Anschluss an das Gesagte dann tut.
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CubistVowel

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Re: ALG II: Menschenwürde und Gerechtigkeit
« Antwort #182 am: 05 Januar 2012, 10:18:09 »

Ach, wer Ursula von der Leyen auch nur eine Silbe glaubt, ist selbst schuld.  :P
Diese Dame halte ich inzwischen für schlimmer als Schäuble jemals war. So etwas Verlogenes habe ich noch nie erlebt. Die Dame sagt nahezu grundsätzlich das genaue Gegenteil dessen, was sie im Anschluss an das Gesagte dann tut.

Worauf man sich wiederum verlassen kann. ;)

Ein weiteres "gutes" Beispiel dafür ist, dass sie vor knapp 2 Jahren sagte, man müsse die Menschen, die bedürftig seien und die allein nichts an ihrer Lebenssituation ändern können, z. B. Behinderte, besonders beschützen. Vor einem Jahr wurden dann die Hartz-IV-(und Sozialgeld?-)Bezüge für Behinderte, die bei ihren Eltern, Kindern oder in einer sonstigen WG wohnen, um 20 Prozent gekürzt. Weil sie in einer WG weniger Kosten hätten. Die Bezüge für nichtbehinderte Hartz-IV-Empfänger in derselben Wohnsituation wurden allerdings nicht gekürzt. Das ist eben Zensur-Uschis spezielle Art von "besonderem Schutz".
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Kallisti

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Re: ALG II: Menschenwürde und Gerechtigkeit
« Antwort #183 am: 06 Januar 2012, 02:37:04 »

... Diese Frau (von der Leyen) ist eine definitiv, unzweifelhaft absolute Rundum-Katastrophe - egal in welcher "Minister(in)-Funktion/-Position".  >:(
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CubistVowel

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Re: ALG II: Menschenwürde und Gerechtigkeit
« Antwort #184 am: 30 Januar 2012, 12:16:44 »

Ein Aufsatz zur (Un-)Gerechtigkeit in der deutschen Gesellschaft:

http://jacobjung.wordpress.com/2012/01/28/ungerechtigkeit-als-gesellschaftliches-prinzip/
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Julya

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Re: ALG II: Menschenwürde und Gerechtigkeit
« Antwort #185 am: 30 Januar 2012, 12:32:58 »

Danke für den Artikel, CubistVowel. Sehr lesenswert!
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Kallisti

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Re: ALG II: Menschenwürde und Gerechtigkeit
« Antwort #186 am: 31 Januar 2012, 01:26:16 »

Ein Aufsatz zur (Un-)Gerechtigkeit in der deutschen Gesellschaft:

http://jacobjung.wordpress.com/2012/01/28/ungerechtigkeit-als-gesellschaftliches-prinzip/


Jaja, das stimmt ja soweit alles und ist ja auch "längerfristig" bekannt ... ;) aber was das betrifft

Zitat
Im Vorfeld fast aller großen Revolutionen und Aufstände der Weltgeschichte lassen sich mutwillige Verstöße gegen das Prinzip der Gerechtigkeit feststellen. Wann immer sich eine kleine Gruppe Privilegierter über die Mehrheit anderen erhoben, Recht und Gesetz nach ihren Bedürfnissen gebogen und Macht und Einfluss zur Mehrung ihres eigenen Vermögens missbraucht hat, dann dauerte es nicht allzu lange, bis sich die unzufriedene Mehrheit über die Herrscher erhob und ihnen die Privilegien entzog.

Vor diesem Hintergrund kann es nicht verwundern, dass sich der jüngste UN-Bericht zur soziale Lage in Deutschland entsetzt von den hiesigen Verhältnissen zeigt und vor dem Verlust von politischer Stabilität und vor sozialen Unruhen warnt.


da hab ich nur mehr wenig (bis gar keine) Hoffnung (trotz Stuttgart 21 ...). - Da (siehe Hervorhebungen, meine oben) wart ich schon soooo lange drauf.  :-\
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Spambot

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Re: ALG II: Menschenwürde und Gerechtigkeit
« Antwort #187 am: 02 Februar 2012, 10:23:46 »

Ein Aufsatz zur (Un-)Gerechtigkeit in der deutschen Gesellschaft:

http://jacobjung.wordpress.com/2012/01/28/ungerechtigkeit-als-gesellschaftliches-prinzip/

Achja, der gute alte Klassenkampf. Die sozialistischen Betonköpfe haben selbst in über 100 Jahren nichts dazu gelernt.
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schwarze Katze

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Re: ALG II: Menschenwürde und Gerechtigkeit
« Antwort #188 am: 02 Februar 2012, 10:44:27 »

Die sozialistischen Betonköpfe haben selbst in über 100 Jahren nichts dazu gelernt.

Die kapitalistische auch
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CubistVowel

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Re: ALG II: Menschenwürde und Gerechtigkeit
« Antwort #189 am: 02 Februar 2012, 11:22:13 »

Ein Aufsatz zur (Un-)Gerechtigkeit in der deutschen Gesellschaft:

http://jacobjung.wordpress.com/2012/01/28/ungerechtigkeit-als-gesellschaftliches-prinzip/

Achja, der gute alte Klassenkampf. Die sozialistischen Betonköpfe haben selbst in über 100 Jahren nichts dazu gelernt.

Während die kapitalistischen Betonköpfe immer neue (oder alte?) Formen der Ausbeutung von Ländern und Völkern erfinden, im Geheimen über ihre Lobbys menschenrechtsbedenkliche Gesetze auf den Weg bringen und uns von einer Krise in die nächste reißen, deren Kosten wieder mal der kleine Mann zahlen muss. Solange sich an den Grundvoraussetzungen nichts ändert, muss eben "der gute alte Klassenkampf" herhalten.^^
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Multivac

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Re: ALG II: Menschenwürde und Gerechtigkeit
« Antwort #190 am: 02 Februar 2012, 11:38:36 »

Was die Statistiken betrifft: soweit ich weiß, taucht man darin auch nicht auf, wenn man an einer Maßnahme wie PC-Kurs etc. teilnimmt.
Das stimmt, "Maßnahmen"-Teilnehmer tauchen in der Statistik nicht auf. Deswegen werden Arbeitslose unter Androhung von Sanktionen oft von Maßnahme zu Maßnahme geschickt, manche haben schon 10 Mal Bewerbungstraining, PC-Anfängerkurse u. Ä. hinter sich. Ein-Euro-Jobber/"Bürgerarbeiter" und "Praktikanten" sind ebenfalls aus der Statistik raus - genau wie Kranke und (ich glaube) über 55jährige.
Ok, wie die Grünen ja jetzt brandneu "aufgedeckt" haben, werden über 58jährige aus der Statistik gelöscht, sofern sie ein Jahr lang im Hartz-IV-Bezug "keine Stellenangebote bekommen" haben. Die Menschen stünden angeblich in diesem Alter dem Arbeitsmarkt nicht mehr zur Verfügung. ...
Wie praktisch; wer ein Jahr lang keine Stellenangebote von der Arge erhält, ist demnach auch nicht arbeitslos. Und hey, warum eigentlich erst ab 58? Die Statistik könnte doch noch viel besser aussehen, setzte man die Grenze für die "Sonderregelung" auf, sagen wir, 40 Jahre... ::)
meine freundin arbeitet bei der arge und sie sprach von einer grenze ab 50. heftig. richtig heftig. und parallel wird in den nachrichten von sinkenden arebeitslosenzahlen berichtet. so ein vermaledeiter quatsch. alles gefaked, wie schon vor mehreren jahren, als die zahlen angeblich runtergingen. und daß die meisten derer, die nun wieder arbeit haben, von dem einkommen nicht leben können und zusätzlich hartz4 beantragen müssen, das wird auch verschwiegen. könntchgleichmitnerpunpgunirgendwoeinreiten, das regt mich so auf !!!  >:(
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Kallisti

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Re: ALG II: Menschenwürde und Gerechtigkeit
« Antwort #191 am: 02 Februar 2012, 12:22:40 »

Ja, dann möchte ich auch mal noch kurz anmerken, dass das neue "Bildungs- und Teilhabepaket" ein extrem schlechter Scherz ist.
Dass außerdem es sowas wie Mietminderung für Alg 2 - Erhaltende nicht gibt (ich finde die Ausdrücke Hartz 4/Alg 2 - "Bezieher"/-"Empfänger" irgendwie --- unpassend, negativ belegt - klingt so nach Schmarotzer, Almosenempfänger, selbstverschuldetem Opfer("status" lol)).

Und Mietminderung is ja nicht nur dazu gedacht, den Vermieter zu einer "Veränderung" (eines Missstandes, eines Mietmangels) zu bewegen (als Druckmittel also), sondern auch dazu, den Mieter für die Zeit des Bestehens des Mietmangels in gewisser Weise auch zu "entschädigen". Solche "Entschädigung" fällt für Alg2-Erhaltende aus. Komplett. Pech.  >:(
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nightnurse

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Re: ALG II: Menschenwürde und Gerechtigkeit
« Antwort #192 am: 02 Februar 2012, 12:54:48 »

Ich kann mich übrigens erinnern, dass es schon in den 80ern ne beliebte Kabarett-Nummer war, die Arbeitslosenzahlen auf Null bis Minusbereich herunterzurechnen. Dass da massiv geschönt wird, ist also echt nicht neu. Wenn mal wieder von sinkenden Arbeitslosenzahlen die Rede ist, denke ich jedenfalls immer zuerst "da haben sie wohl wieder die Erhebungsmethode verbessert"... ::)
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CubistVowel

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Re: ALG II: Menschenwürde und Gerechtigkeit
« Antwort #193 am: 03 Februar 2012, 09:29:20 »

meine freundin arbeitet bei der arge und sie sprach von einer grenze ab 50. heftig. richtig heftig. und parallel wird in den nachrichten von sinkenden arebeitslosenzahlen berichtet. so ein vermaledeiter quatsch. alles gefaked, wie schon vor mehreren jahren, als die zahlen angeblich runtergingen. und daß die meisten derer, die nun wieder arbeit haben, von dem einkommen nicht leben können und zusätzlich hartz4 beantragen müssen, das wird auch verschwiegen. könntchgleichmitnerpunpgunirgendwoeinreiten, das regt mich so auf !!!  >:(

Mich regt es zudem auf (wenngleich "Aufregen" es nicht wirklich genau trifft... ::)), dass dieser Fake jeden Monat von den Regierungs-Sprachrohren wie der Tagesschau auch noch so brav und unkritisch verbreitet wird. Genau wie die Angaben darüber, dass es 15 Prozent weniger Jugendliche im Hartz-4-Bezug gäbe... Nachdem das wie gewünscht von den Medien verbreitet und die BA sich dafür ordentlich selbst auf die Schulter klopfte, musste dieser Wert erheblich relativiert werden, unter anderem wegen der Tatsache, dass die absolute Anzahl dieser Jugendlichen eh um sieben(?) Prozent gefallen war...

Eine Bekannte war als studierte Sozialpädagogin lange bei der BA-Arbeitsvermittlung angestellt, bis sie dann mit ca. 50 Jahren von einer Angelernten ersetzt wurde. (Das Ersetzen von Fachkräften durch befristet angestellte Angelernte ist leider in den Argen seit Jahren Praxis.) Sie erzählte mir, dass es in den Argen regelrechte interne Vorgaben gäbe, wie viele Sanktionen/Leistungskürzungen mindestens verhängt werden müssten, oder auf welche Arten man dort die "Kunden" zwar nicht in Arbeit, dafür aber aus der Statistik bringt. Bizarr.

Beispiele für diese internen Tricks werden immer wieder öffentlich; wer als Arbeitsloser in einigen Ämtern nicht zur (grundsätzlich freiwilligen) psychologischen Untersuchung möchte, muss trotzdem mit Sanktionen rechnen. Oder wer eine Stunde pro Woche arbeitet, gilt nicht mehr als arbeitslos...

Und dass das vielgelobte Jobwunder zum größten Teil aus prekären Stellen besteht, sollte in diesem Zusammenhang dann eigentlich auch keinen mehr wundern. Ich habe in einem Artikel oder Interview vor Kurzem gelesen, dass die offizielle Angabe der BA 75 % (Anteil an den neuen Stellen) war, finde aber die Quelle gerade nicht.
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