Worauf ich hinaus will... brauchen wir langsam mal wieder eine richtige Revolution? So mit Bürgerkrieg und sowas?
Zitat von: PlumBum am 30 September 2010, 16:09:28Worauf ich hinaus will... brauchen wir langsam mal wieder eine richtige Revolution? So mit Bürgerkrieg und sowas?Nein. Die Situation ist nicht mal annähernd mit der Situation zu Zeiten von Marx und Engels vergleichbar. Die beiden gingen damals auch von einigen Annahmen aus, die heute nicht mehr haltbar sind. Und selbst damals war die kommunistische Revolution eine äußerst schlechte Idee. Das kommunistische Paradies mit all seinen Vorzügen kann man noch in Nordkorea und Kuba bewundern. Alle anderen Völker haben dieses Projekt bereits aus guten Gründen aufgegeben. Bei uns hat jeder die Möglichkeit eine Partei zu gründen und damit bestimmte Interessen demokratisch durchzusetzen, wenn es denn die Mehrheit will. Jeder darf eine Demo organisieren. Gerwerkschaften können Löhne mit den Arbeitgebern aushandeln. Das Streikrecht ist garantiert. Ein gewalttätiger Umbruch könnte also nur das Ziel der Abschaffung der Demokratie haben.
Der Sozialstaat wird tatsächlich irgendwann mal bröckeln.
Schon jetzt zahlt der Staat jährlich 9,2 Mrd Euro für die Verwaltungsgebühren (SGB II)
Btw. woher hast du diese Zahl?
Dann noch mal weiter aufgedröselt:22,78€ für Verkehr ... dafür gibt's im Monat nicht mal ne CC-Karte für 1 (!) Zone im Abo (günstigster Tarif). Für Großstädte, insbesondere Hamburg, München oder Frankfurt, ist da der Bedarf definitiv zu niedrig. 40,40€ (CC-Karte im Abo für den Großbereich) wären da realistischer.Bildung, 1,39€ - Lächelnd - also 1x/Jahr ein Fachbuch kaufen? ZwinkerndEnergie- und Wohnungsinstandshaltung ist mit 30,74 recht knapp bemessen: Damit muss schließlich die Stromrechnung bezahlt werden, da bleibt i.d.R. für den Rest nix mehr. Geht mal eine Glühbirne kaputt, wird eine neue Energiesparlampe das Budget bereits übersteigen.Gesundheitspflege: 15,55 Euro. Hmm, ok, das könnte hinkommen. Auch wenn richtig gut riechen so natürlich nicht klappt, aber übertreiben wir's mal nicht. ZwinkerndFreizeit, Unterhaltung, Kultur: 39,96 Euro. Durchaus realistisch, von einer "sozialen Vereinsamung" kann hier nun nicht geredet werden ... logischerweise auf niedrigem Niveau (Theater etc. sind tabu), aber wer ein hohes einfordert ist da nicht Realist.Bekleidung und Schuhe: 30,40 Euro - im Second-Hand-Bereich klappt's. Würde man die Sachen neu brauchen, nicht. Bei Kindern allerdings klappt's definitiv nicht, die wachsen bekanntlich in nullkommanix aus ihren Klamotten 'raus. Erwachsene müssen ihre Sachen halt abtragen oder eben schon Getragenes an haben.Beherbergungs- und Gaststättendienstleistungen: 7,16 Euro - also 1x/Monat inne Kneipe, 2-3 Getränke (2 Cola, 1 Wasser) trinken, das war's. Da dürfte man wohl vom "Freizeit"-Pool 'was rüberschieben müssen ...Innenausstattung, Haushaltsgeräte und -gegenstände: 27,41 Euro - Spannender Posten! Wie oft gehen solche Geräte kaputt? Ich vermute, dass da einiges abgewohnt werden muss, damit dieser Betrag dauerhaft ausreicht. Aber gut, dafür müssen die Leute auch nicht arbeiten, um es sich dann später leisten zu können.Andere Waren und Dienstleistungen: 26,50 Euro - damit sind vermutlich der Friseur und jene Rücklagen gemeint die man bilden soll, wenn mal was Größeres kaputtgeht. Darüber lässt sich jetzt nun trefflich streiten: 1 PC kostet 300 Euro (niedrig gerechnet), eine Waschmaschine nicht viel weniger. Also soll das Geld gespart werden, um Geräte wuppen zu können, wenn sie kaputt gehen ...? Ich sage es mal so: Gewagte These, dass man damit hinkommt.Nahrungsmittel, alkoholfreie Getränke: 128,46 Euro - dazu sagte ich weiter oben schon etwas: Es ist gar nicht mal unrealistisch gerechnet, das. Wirklich gesund kochen lässt sich damit nun nicht über den ganzen Monat (dazu ist Obst+Gemüse einfach verdammt teuer), aber wenn man an Organisationen wie die Hamburger Tafel denkt, könnte das selbst dann hinkommen.Nur: Ist es wirklich Sinn der Sache, einen Warenkorb auszurechnen, der Leute entweder nicht besonders gesund leben lässt oder auf Almosen angewiesen sein lässt ...? Auch das ist eine offene Frage.-------------Nachdem ich mir das jetzt mal genauer angesehen habe, muss ich sagen:Die Empörung (auch meine eigene) bezüglich Internet lässt sich nicht halten. Mit Telefon zusammengezogen reicht das Geld dafür aus.Lebensmittel betreffend ist es nicht üppig, aber machbar. Kein Warenkorb, der zum Hungern einlädt.Viele Posten sind perspektivabhängig, da kann man drüber streiten, muss man aber nicht.Wo es m.E. definitiv hakt, sind die Posten "Verkehr" und "Bildung". Ersteres betreffend sind Städter eindeutig benachteiligt, Letzteres betreffend hat jemand, der sich weiterbilden möchte oder muss, keine Chance. Nicht alles lässt sich im Internet machen. Selbst, wer nur einen Bibliotheksausweis beantragt um sich Fachbücher ausleihen zu können, zahlt bei der geringen Summe monatlich bereits drauf.Ebenso halte ich die Wohnungs/Energiekosten sowie vor allem für Hamburg die Verkehrskosten zu niedrig. Mobilität ist wichtig, man denke nur an Vorstellungsgespräche und Bewerbungen, die besser persönlich abgegeben werden wollen, und wenn "Gaststättendienstleistungen" drin sind, muss man zur Gaststätte ja auch erstmal hinkommen ...Selbst wenn ich kleinkariert rechne, komme ich auf einen Mehrbedarf für Hamburg von mindestens:17,22€ Verkehr3,61€ für Bildung (1 Fachbuch a´15 Euro alle 3 Monate)4,76€ Energie (konservativ geschätzt angesichts dessen, dass jene die viel zuhause sind, auch mehr Strom im Monat verbrauchen)0,69€ Praxisgebühr,also 26,28€, abgerundet 26€, bzw. 31€ im Vergleich zu jetzt.Es versteht sich aber von selbst, dass eine derartige Erhöhung nur in Kombination mit Mindestlöhnen machbar ist. Es sind derzeit viel zu viele Jobs viel zu dicht am ALGII-Niveau dran, als dass sich eine so starke Erhöhung rechtfertigen ließe, da dann tatsächlich so einige Menschen auf einmal Aufstocker wären, weil sie weniger verdienen.
Öhm, die Zahl war ein Link. Mussu nur draufklicken. Cool
Was ist aber bei den "Wohnungsinstandhaltungskosten" mit all den Dingen, die kaputt gehen (können)?
Innenausstattung, Haushaltsgeräte und -gegenstände: 27,41 Euro - Spannender Posten! Wie oft gehen solche Geräte kaputt? Ich vermute, dass da einiges abgewohnt werden muss, damit dieser Betrag dauerhaft ausreicht. Aber gut, dafür müssen die Leute auch nicht arbeiten, um es sich dann später leisten zu können.
Und was ist mit Porto-Kosten (für privaten oder behördlichen Briefwechsel oder den mit Dienstleistern etc.)?
Und wie verhält es sich mit Putz-/Waschmittel?
Und was ist mit gelegentlichen Geschenken (...)
Und wieviel soll für Kindergeburtstag und Weihnachten monatlich angespart bzw. wieviel darf dafür ausgegeben werden?
Und wie ist das mit Hobbies/Freizeitaktivitäten der Kinder (z.B. Sportverein) - worunter ist das subsumiert?
Allerdings kaufe ich aus gesundheitlichen Gründen auch so gut wie nie bei Discountern (...)
ein "Gehirn und Geist" oder "Spektrum der Wissenschaft" kostet zwischen €7,- und €12,-
Ich rechnete das mit Absicht "staatsfreundlich" da oben, weil es klar macht dass selbst dann wenn alle Annahmen der Regierung zuträfen, der Satz dennoch zu klein ist, selbst dann wenn sich der ALGII-Empfänger (in deren Augen) absolut vorbildlich verhalten würde. Sprich: Selbst, wenn du die günstigstmöglichen Möglichkeiten voll ausschöpfen würdest, kämst du trotzdem nicht hin. Das war der Sinn der Übung. Zwinkernd
Das ist dann aber dein Problem. Wenn du zu teuer einkaufst obwohl dasselbe für billiger geht, dann musst du halt woanders sparen. Du kannst nicht erwarten, dass der Staat dir irgendwelche Gourmetsachen finanziert, nur weil es dir mal eben so gefällt. Nee, die Aldi-Bohnen und -kartoffeln müssen halt reichen.
ZitatDas ist dann aber dein Problem. Wenn du zu teuer einkaufst obwohl dasselbe für billiger geht, dann musst du halt woanders sparen. Du kannst nicht erwarten, dass der Staat dir irgendwelche Gourmetsachen finanziert, nur weil es dir mal eben so gefällt. Nee, die Aldi-Bohnen und -kartoffeln müssen halt reichen.Nich "Gourmetsachen", sondern: gesunde Nahrungsmittel! Was es im Discounter zu kaufen gibt, ist zu 95% ungesunder, künstlicher, überflüssiger, krankmachender Industrie-/Chemie-Fraß - das kann man nicht mal als "Food-Design" bezeichnen, sondern als Müllcontainerfutter. Und im Supermarkt sind es auch noch ca. 80% (Müll, der als "Lebensmittel" verkauft wird - also auf Nahrungsmittel bezogen). Mit Gourmetkost hat das nicht so viel zu tun (dass ich da nicht/selten einkaufe).
Was ist jetzt bei den Biokartoffeln, der Paprika oder der Hühnerbrust von Aldi schlechter als der vom Bauernmarkt?