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ALG II: Menschenwürde und Gerechtigkeit
Strigoi_69:
--- Zitat von: Philomel am 03 August 2010, 18:51:26 ---Ich finde ja immer noch, dass Politiker erstmal ihre Diäten wieder senken dürfen, und wenn sie schon dabei sind, ihre Rentenbezüge gleich mit. Damit würde auch einiges an Geld wieder in die Kassen kommen.
--- Ende Zitat ---
Ja, aber wieso sollten sie? Der Deutsche meckert zwar nur- nimmt es dann aber hin.
Warum die Regierung sich gegen gesetzlich festgelegte Mindestlöhne sträubt? Weil die Macht das Geld hat- und dieses hat nunmal die Wirtschaft ;). Nur ne Vermutung...
Philomel:
--- Zitat von: Strigoi_69 am 03 August 2010, 19:33:13 ---
--- Zitat von: Philomel am 03 August 2010, 18:51:26 ---Ich finde ja immer noch, dass Politiker erstmal ihre Diäten wieder senken dürfen, und wenn sie schon dabei sind, ihre Rentenbezüge gleich mit. Damit würde auch einiges an Geld wieder in die Kassen kommen.
--- Ende Zitat ---
Ja, aber wieso sollten sie? Der Deutsche meckert zwar nur- nimmt es dann aber hin.
Warum die Regierung sich gegen gesetzlich festgelegte Mindestlöhne sträubt? Weil die Macht das Geld hat- und dieses hat nunmal die Wirtschaft ;). Nur ne Vermutung...
--- Ende Zitat ---
Mit der Vermutung liegst du sicherlich richtig. Es stellt sich mir aber die Frage, wie man denn die Politiker zum selber sparen zwingen kann? In Zeiten hoher Arbeitslosigkeit werden streikende Arbeiter schließlich einfach ersetzt.
Strigoi: falls es dir aufgefallen ist, galt ein Großteil der geäußerten Systemkritik der Tatsache, dass selbst Vollzeit arbeitende Menschen unter dem staatlich errechneten Existenzminimum leben. Keiner sagte: mehr Geld für Hartz IV-Empfänger, sondern: nicht noch weniger. Denn es ist wirklich ein Minimum.
Die meisten Tricks und Tipps zum "Austricksen" des Staates braucht ein normaler Mensch, um in den 30-seitigen Formularen nichts falsch auszufüllen. Und wenn ich dann mitkriege, wie ehemalige Hartz IV-Bezieher, die sich wegen eines neuen Jobs rechtzeitig abgemeldet haben, plötzlich von ihrem neuen Gehalt sämtliche Bezüge zurückzahlen sollen, wird mir schlecht.
Eine Agentur, deren Beratung schon unter aller Sau ist, traue ich keinerlei Kontrollen zu. Und der Schwachsinn, der heutzutage schon Strafen nach sich zieht, widerspricht häufig jedweder Logik.
Das Thema ist ein absolutes Streitthema, und ich gebe zu, dass es einige schwarze Schafe gibt, aber das ist immer noch die Minderheit.
messie:
--- Zitat ---Strigoi: falls es dir aufgefallen ist, galt ein Großteil der geäußerten Systemkritik der Tatsache, dass selbst Vollzeit arbeitende Menschen unter dem staatlich errechneten Existenzminimum leben. Keiner sagte: mehr Geld für Hartz IV-Empfänger, sondern: nicht noch weniger. Denn es ist wirklich ein Minimum.
--- Ende Zitat ---
Exakt.
Es geht nicht darum, HartzIV-Empfänger besser zu stellen, sondern darum, dass seitens der Politik eingesehen wird, dass ein Schlechterstellen nicht mehr möglich ist, da zumindest in Städten das untere Ende der Fahnenstange längst erreicht ist und dass das viel dringendere Problem ist, die Aufstocker loszuwerden. Denn diese sind jene HartzIV-Empfänger, denen der Staat Geld gibt, das ihnen der Arbeitgeber geben müsste. Und zwar nicht sollte, sondern müsste, weil ein Vollzeitjob unterhalb des Existenzminimums nur einen, nämlich den Chef des Arbeitgebers, reich macht, auf Kosten des Staates und der Allgemeinheit.
Rein volkswirtschaftlich gesehen sind ALGII-Empfänger im Übrigen eine Goldgrube: Es ist die einzige Gruppe, die 100% des erhaltenen Geldes auch postwendend wieder ausgibt (weil Sparen auf dem Niveau eine absolute Illusion ist). Das kurbelt kräftig die Binnenwirtschaft an, sichert Arbeitsplätze (!) und sorgt dafür, dass die Richtigen das Geld erhalten, nämlich gerade nicht irgendwelche Banken, sondern der Händler von nebenan.
--- Zitat ---Der Geringverdiener, aber auch der Durchschnittsverdiener, der sich trotz dieser Tatsache selbständig auch seine Grundansprüche wie Bett, Kleiderschrank, Klamotten, Strom finanzieren muss hat eben Pech- was arbeitet er auch für die paar Kröten.
--- Ende Zitat ---
Geringverdiener haben heutzutage ebenfalls bereits Möglichkeiten, günstig an Möbel etc. heranzukommen. Wobei mit "Geringverdiener" maximal 800€ netto gemeint sind.
Wo der Haussegen eher schief hängt, ist die Definition "Durchschnittsverdiener": Da liegt das Jahresbruttogehalt bei 30.879 Euro jährlich (2009, Quelle ), demzufolge ca. 1580€ netto monatlich Minimum, das ist mehr als das Doppelte des Maximums für HartzIV-Empfänger (nach Bundesländern unterschiedlich, i.d.R. um die 720 Euro).
Weswegen ich zum Durchschnittsverdiener schlicht sagen kann: Was das sich leistenkönnen der Grundansprüche angeht, lassen wir da die Kirche ja wohl mal besser im Dorf, nech? ;)
messie:
--- Zitat ---Dazu passt doch diese wunderbare, neue Studie (http://www.freie-publizistin.de/studie.pdf) laut der ein junger Mann hierzulande problemlos von 160€ im Monat leben kann. Wenn ich mir deren Berechnungen ansehe, wird mir schwindelig.
--- Ende Zitat ---
Hihi, die Berechnungen sind lustig. Wo haben die eingekauft? Da will ich auch hin! :D
* 5 Cent für 100 Gramm Brot? Also 25 Cent für ein 500-Gramm-Brot? Coool! Habenwollen :D
* 37 Cent für ein Kilo Kartoffeln? Nehme ich! Sofort!
* 13 Cent für einen Liter Mineralwasser? Hey, dafür kann ich's nicht selbermachen!
* Einen Wintermantel für 9€ hätte ich dann auch mal gern. :D Achja, die Winterschuhe für 9,90€ selbstverständlich auch.
* Und der Friseur erst! 6€, was für ein Fest!
* Die Kochtöpfe für 5,99€ halten sicher lange ...
* Internet? Ist nicht! Im günstigen Fall dann gerne mal im günstigsten Internetcafé für 3 Stunden pro Woche. Tja, die üblichen 5 Bewerbungen pro Woche lassen sich damit schon rüberjagen. Recherche im Internet selbstverständlich inbegriffen :D
* 23€ pro Monat für eine Fahrkarte. Jep, immerhin kriegt man eine CC-Abo-Monatskarte für 24,60€. Für eine Zone, versteht sich. Mehr ist ja Luxus. 8)
Die Studie ist an und für sich schon stimmig: Sie setzt voraus, dass man im günstigsten Landkreis wohnt, dort dann nichts anderes tut als ständig den gesamten Monat über die günstigsten Läden ansteuert, sämtliche Sonderpreise im Umland mitnimmt und von allem das Billigste vom Billigsten kauft. Wozu normales Brot? Toastbrot den Monat über tut's doch auch. :D Wozu eine vernünftige Frisur, wenn der günstigste Friseur Kohle sparen hilft? Wozu eine gute Zahnpasta, wenn es noch eine günstigere gibt? Etc. pp.
Stimmt, das ist der absolute Mindestsatz. Tiefer geht's wirklich nimmer.
Aber dass dieser so gut wie nirgendwo, in Großstädten erst recht nicht, erreichbar ist, braucht ja auch nicht erwähnt zu werden. Wieso auch, das verwirrt Politiker doch nur. ;)
CubistVowel:
--- Zitat von: Strigoi_69 am 03 August 2010, 19:28:36 ---Wenn ich schon im Videotext lese: "Mit diesen Tricks 50% mehr Arbeitslosen/ Wohngeld!" Das Ausbeuten/ Austricken des Staates- Oh, das sind ja wir alle- ist noch immer schick.
--- Ende Zitat ---
Da bist du aber reingefallen: diese Tricks dienen mit 5,99-Euro-pro-Minute-Faxabrufen etc. nur dem Abzocken der Arbeitslosen selbst... ;)
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