Schwarzes Hamburg

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Autor Thema: Liebe - lieber nicht?  (Gelesen 37581 mal)

messie

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Liebe - lieber nicht?
« am: 01 August 2004, 13:10:55 »

Liebe gehört wohl im Leben zu den Dingen, die mehr als alles andere ein zweischneidiges Schwert ist: Auf der einen Seite kann sie pures Glück bedeuten, auf der anderen Seite kann sie - vor allem dann, wenn eine Beziehung zu Ende geht - verdammt weh tun.

Was aber nun tun?
Sich eingraben, niemanden an sich heranlassen, um nicht mehr verletzt zu werden? Nur noch Bekanntschaften mit potenziellen Partnern pflegen, nicht mehr?
Oder sich auf einen Menschen einlassen und damit das Risiko eingehen, verletzt zu werden, in dem Glauben daran, dass dieses überirdische Glück der Liebe jedes Risiko wert ist?

Also, wie lebt ihr nun: Nach dem Motto "Liebe - lieber nicht!" oder nach der Devise "Liebe - lieber doch!" ?

Bin gespannt auf Eure Antworten. Ich kann mich zwischen beiden Motti nämlich nicht wirklich entscheiden...
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Nichts ist kostenlos im Leben - außer der Tod, und nicht mal der, denn der kostet dich das Leben.

.~*†Coryla†*~.

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Liebe - lieber nicht?
« Antwort #1 am: 01 August 2004, 14:52:57 »

na ich hab mich für die Liebe entschieden... teils habe ich viel verloren dadurch aber ich denke ich habe was sehr wertvolles erhalten wofür sich die aufgabe sämtlicher Dinge gelohnt hat. Wenn es irgentwann zerbrechen sollte würde ich es beim nächsten mal nicht wieder riskieren aber momentan lebe ich glücklich zu mindest im Punkt Liebe und beziehung... und noch bereue ich es nicht. In vergangenen beziehungen hätte ich wohl im nachhinein etwas anders gemacht, aber ich denke man sollte einfach versuchen einen gesunden kompromiss schaffen nicht zuviel und genung um glücklich zu sein. Das eine Liebe ewig hält kann man sowieso meiner meinung nie vorher wirklich 100% sagen.
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color=darkred]Was machen wir heute abend?
Das gleiche was wir jeden Abend machen - wir versuchen die Weltherrschaft an uns zu reissen!
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colourize

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Liebe - lieber nicht?
« Antwort #2 am: 02 August 2004, 02:24:31 »

Ich glaube, dass "Liebe" genauso real existent ist wie der "liebe Gott".
Manche Dinge existieren nur, wenn man an sie glaubt.

Meiner Auffassung nach ist "Liebe" die Gottheit unserer Zeit. Etwa seit der Zeit der Aufklärung hat der fundamentale Glaube der Menschen an "Gott" tiefe Risse bekommen. Bis zu dieser Zeit hat Niemand im mitteleuropäischen Kulturkreis wirklich die Existenz Gottes in Frage gestellt. Die Wenigen, die dies wagten, landeten sehr schnell auf dem Scheiterhaufen.

Durch die Entzauberung der Welt, angestoßen durch die Philosophen der Aufklärung, fehlte den Menschen aber der tiefere Sinn ihrer Existenz, es fehlte an einem Zweck für den es sich zu leben lohnte. Hinzu kam die Entfremdung jedes Einzelnen in der Zeit der Frühndustrialisierung.
In der Romatik wurde der Begriff "Liebe" mit neuen Inhalten gefüllt, mit den Inhalten, die wir heute kennen. Seit dieser Zeit gibt es die "Liebesheirat", die "ewige Liebe" und all dies. Der Liebesbegriff, vorher mit anderen Inhalten gefüllt, wurde in der Romatik umgedeutet und zur neuen Gottheit erhoben.

Kurz gesagt: Der Glaube an "Gott" wurde in dieser Zeit durch den Glauben an die "Liebe" ersetzt. War es früher wichtig, an Gott zu glauben um einen Sinn im Leben zu haben, wird der Sinn im Leben seit dieser Zeit und bis heute durch die "Liebe" ersetzt. Liebe ist das Ziel unseres Lebens. Der Mensch braucht offenbar einen Inhalt in seinem Leben, einen transzendentalen Zweck seines Daseins, der über bloße materielle Ziele hinausreicht.

Enttäuschende Erkenntnis ist das. Und ich glaube, Viele wollen dies nicht wahrhaben, obwohl sie es insgeheim vermuten.
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DarkAmbient

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Liebe - lieber nicht?
« Antwort #3 am: 02 August 2004, 03:45:53 »

Zitat
Enttäuschende Erkenntnis ist das.

Kommt darauf an. Wenn Du meinst, dass wir, egal was wir tun, uns immer nur im Kreis drehen und alles sich lediglich mit unbedeutenden Variationen ständig wiederholt, dann ist das tatsächlich deprimierend.

Wenn wir das ernst nehmen, was die Philosophen der Aufklärung sagen, können wir aber unsere Schlüsse daraus ziehen und statt 'Gott', 'Liebe' usw. unser eigenes, individuelles Design entwickeln -- theoretisch. Pessimisten meinen ja, die Masse der Menschen wären mit dieser Aufgabe einfach komplett überfordert.

Aber unabhängig davon: Wenn ich zwischen dem Glauben an Gott und Glauben an die absolute Liebe eine Entscheidung treffen müsste, würde ich mich für den letzteren Wahn entscheiden. Das praktische Ergebnis ist einfach ein deutlich anderes, auch wenn man notwendigerweise enttäuscht wird, wenn man sich über die Natur des Glaubens Illusionen macht. Vielleicht ist 'Leidenschaft' der bessere und allgemeinere Begriff. Wie jemand mal meinte: 'Nichts Großes wurde je geschaffen ohne Leidenschaft.'
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Pegasus

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Liebe - lieber nicht?
« Antwort #4 am: 02 August 2004, 11:03:50 »

Tja ich hatte ja nun 2 Jahre Zeit, mir Gedanken darüber zu machen, ob ich das "Risiko" eingehen möchte zu lieben und geliebt zu werden / zu verletzen und verletzt zu werden.

Nach meiner "Frustphase" wollte ich nichts von einer Liebschaft od. Beziehung wissen, aber mittlerweile bin ich wieder risikofreudiger geworden.

Obwohl ich das Gefühl habe, das das Loch in dem Schutzwall, den man um sich nach einer gescheiterten Beziehung aufbaut von mal zu mal kleiner wird und man sich mit jeder neuen Beziehung etwas weniger auf neue Partner einlässt.

Aber ich habe noch nicht alle Hoffnung verloren, das "irgendwo da draussen" auch noch "die richtige Frau" für mich unterwegs ist...
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Schwarze Witwe

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Liebe - lieber nicht?
« Antwort #5 am: 04 August 2004, 12:28:53 »

Liebe ist das, was man mit Eifer sucht, und doch nur Leiden schafft...

Es sei denn, man glaubt nicht daran. Dann passiert sie einem auch nicht - höchstens passiv.
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Candide

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Liebe - lieber nicht?
« Antwort #6 am: 04 August 2004, 12:45:53 »

Zitat von: "Schwarze Witwe"
Liebe ist das, was man mit Eifer sucht, und doch nur Leiden schafft...

Es sei denn, man glaubt nicht daran. Dann passiert sie einem auch nicht - höchstens passiv.


Und das ist eine ziemlich lächerliche Verschwendung des Lebens, findest Du nicht? Ich werde lieber 1000mal verletzt, als nie geliebt zu haben; in der Beziehung bin ich schmalzig.
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Jinx

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Liebe - lieber nicht?
« Antwort #7 am: 04 August 2004, 13:11:13 »

... und es ist der Schmalz, dem die meisten von uns versuchen, aus dem Weg zu gehen (zumindest ab einem gewissen Alter) *g*
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Das Leben sollte keine Reise mit dem Ziel sein, attraktiv und mit einem guterhaltenen Körper unter die Erde zu kommen. Wir sollten lieber seitlich hineinrutschen, Schokolade in einer Hand, Absinth in der anderen, unser Körper total verbraucht und dabei schreiend "Wow, was für eine Fahrt!"
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Candide

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Liebe - lieber nicht?
« Antwort #8 am: 04 August 2004, 13:28:40 »

Zitat von: "Jinx"
... und es ist der Schmalz, dem die meisten von uns versuchen, aus dem Weg zu gehen (zumindest ab einem gewissen Alter) *g*


Verstehen kann ich das schon - nachdem mich meine K. verlassen hatte, habe ich auch versucht, den Schmalz auszuschalten; aber, ach, was wäre das denn, wenn es keinen Schmalz mehr gibt?

Ich will grosse Gefühle, ich will Tränen, ich will Rosen verschenken, ich will eine Frau auf Händen tragen, und der ganze nüchterne Beziehungstalk ist mir zu wider. Mag sein, dass das unreif ist - aber bevor ich die Fähigkeit verliere, mich Hals über Kopf zu verlieben, inkl. rosaroter Brille und Schmetterlingen in der Verdauung, möchte ich lieber sterben.

Ich bin eigentlich ein ziemlicher Kopfmensch, aber der Intellekt hat da zu bleiben, wo er hingehört - im Kopf und im Abstrakten. In der Liebe will ich naiv bleiben und spüren, das ich lebe; meinen Wittgenstein kann ich auch danach noch lesen.

Hast Du mal die Briefe von Simone de Beauvoir an Nelson Algren gelesen? Die Vorkämpferin des Feminismus, die sich so sehr den Freuden der menschlichen Leidenschaft, ist kein Widerspruch. Und das hat wohl auch Sartre gefreut, der sie sicher gern im Arm hielt, wenn er nicht gerade das Universum verstehen wollte. :wink:

(Simone de Beauvoir: Eine transatlantische Liebe. Briefe an Nelson Algren 1947-1964, Rowohlt Verlag)
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Jinx

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Liebe - lieber nicht?
« Antwort #9 am: 04 August 2004, 13:34:50 »

Zitat
Ach, was wäre das denn, wenn es keinen Schmalz mehr gibt? Ich will grosse Gefühle, ich will Tränen, ich will Rosen verschenken, ich will eine Frau auf Händen tragen, und der ganze nüchterne Beziehungstalk ist mir zu wider. Mag sein, dass das unreif ist - aber bevor ich die Fähigkeit verliere, mich Hals über Kopf zu verlieben, inkl. rosaroter Brille und Schmetterlingen in der Verdauung, möchte ich lieber sterben.


Ich nicht, ehrlich gesagt. Ich habe nur gemeint, dass es auch mal gut ist damit.  8)


Zitat
Ich bin eigentlich ein ziemlicher Kopfmensch, aber der Intellekt hat da zu bleiben, wo er hingehört - im Kopf und im Abstrakten. In der Liebe will ich naiv bleiben und spüren, das ich lebe; meinen Wittgenstein kann ich auch danach noch lesen.


Ich finde es eher ungünstig, wenn man das so trennt. Verstand kann nie schaden, auch wenn er nicht immer dominieren sollte. Aber er sollte präsent sein.

Zitat
Hast Du mal die Briefe von Simone de Beauvoir an Nelson Algren gelesen? Die Vorkämpferin des Feminismus, die sich so sehr den Freuden der menschlichen Leidenschaft, ist kein Widerspruch. Und das hat wohl auch Sartre gefreut, der sie sicher gern im Arm hielt, wenn er nicht gerade das Universum verstehen wollte.  
 


Nur eine Textprobe. Aber ich habe viel gelesen und viel gehört.
Und es ist ein Trugschluß, zu glauben, dass meine Haltung Leidenschaft und Begeisterung ausschließt.  :wink:
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« Antwort #10 am: 04 August 2004, 13:38:15 »

Zitat von: "Jinx"
Ich finde es eher ungünstig, wenn man das so trennt. Verstand kann nie schaden, auch wenn er nicht immer dominieren sollte. Aber er sollte präsent sein.


Natürlich kann man das nicht 100% trennen, das wäre hinreichend als Blödfug beschrieben. Aber wenn ich mich je wieder verlieben sollte, möchte ich nicht, wenn ich das Objekt meiner Begierde im Arm halte, denken "ach, das ist doch alles nur Chemie"; nö, ich nehme lieber auch den potentiellen Schmerz in Kauf, als auf das Glück zu verzichten, jemand anderen glücklich machen zu dürfen, und sei es nur für ein paar Wochen.
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« Antwort #11 am: 04 August 2004, 15:15:44 »

Wunderschön gesagt, Candide
*vollständig zustimm*
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« Antwort #12 am: 04 August 2004, 15:20:18 »

Zitat von: "Schwarze Witwe"
Wunderschön gesagt, Candide
*vollständig zustimm*


Leider stimmen die Frauen in meinem Alter dem eher selten zu - die Rationalisierer sind auf dem Vormasch. O-Ton, als ich das letzte Mal einer Frau Rosen angeschleppt habe: "Ich finde das ja total süß, aber weißt, ich fühle mich davon so eingeengt!" - ja f*** die Henne, zu viel Sex and the City geguckt???  :roll:
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Schwarze Witwe

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« Antwort #13 am: 04 August 2004, 15:31:00 »

Zitat von: "Candide"


Ich will grosse Gefühle, ich will Tränen, ich will Rosen verschenken, ich will eine Frau auf Händen tragen, und der ganze nüchterne Beziehungstalk ist mir zu wider. Mag sein, dass das unreif ist - aber bevor ich die Fähigkeit verliere, mich Hals über Kopf zu verlieben, inkl. rosaroter Brille und Schmetterlingen in der Verdauung, möchte ich lieber sterben.

Ich bin eigentlich ein ziemlicher Kopfmensch, aber der Intellekt hat da zu bleiben, wo er hingehört - im Kopf und im Abstrakten. In der Liebe will ich naiv bleiben und spüren, das ich lebe; meinen Wittgenstein kann ich auch danach noch lesen.


So etwas gibt es noch?

Cool. Mehr davon.

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« Antwort #14 am: 04 August 2004, 15:38:29 »

Zitat von: "Schwarze Witwe"

*geschädigt bin von kalten Menschen*[/color]


Dito - aber immerhin esse ich meine Kopulationspartner nicht auf.  :twisted:   :wink:
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