Schwarzes Hamburg

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Autor Thema: entwurzelt - Identität? - vergänglich - Einsamkeit? ...  (Gelesen 8583 mal)

Kallisti

  • Gast

Wenn ich mir den thread-Titel so anschaue, klingt das nach "jetzt kommt der Seelenmüll komplett zutage" oder so.

Naja, es sind verschiedene Themen, die mich immer wieder und zur Zeit eben mal wieder intensiv beschäftigen:

Fangen wir mit einer Frage an:

Wer von euch fühlt sich entwurzelt oder besser "wurzellos", was die eigene (familiäre, wohnliche...) Basis angeht? Also das Gefühl (oder auch die Tatsache), gar keine "Basisstation" zu haben - so eine Art familiäre oder auch örtliche Heimat, eine Art zu Hause oder auch das Gefühl, wo hinzugehören... oder besser gesagt vielleicht: wo herzukommen. Naja klar, wir kommen alle irgendwo her, haben oder hatten Eltern, einen Geburtsort ... Aber die Frage ist für mich, welchen Bezug wir dazu noch haben oder ob wir überhaupt jemals einen dazu hatten (zu der Gegend, in der wir aufgewachsen sind, zu den Menschen mit denen wir aufgewachsen sind, zu der Art wie wir aufgewachsen sind, wie wir unsere Kindheit erlebt haben...). ?
Solche Fragen können aber nur diejenigen beantworten, die sich schon für längere Zeit von Ort und Menschen der Kindheit (räumlich) entfernt haben, klar.

Und wer ist nach wie vor oder überhaupt auf der Suche nach seiner Identität, nach dem, was/wie/wer er bzw. sie "im Kern" ist (und im Kern bleibt) - mal davon abgesehen, dass es Leute gibt, die sagen, es gäbe grundsätzlich keinen Identitätskern, keinen "Ich-Kern" - bei niemandem. Wie seht ihr das?

Damit in Zusammenhang steht für mich auch Vergänglichkeit, mit der ich immer weniger klarkomme - es ist nicht nur meine eigene bzw. mein Altern, das mir zu schaffen macht, sondern überhaupt: dass die Zeit so rennt und Lebenszeit verrinnt und mir so Vieles zwischen den Fingern zu zerrinnen scheint - sicher, das ist eine Sache der Betrachtungsweise, der eigenen Einstellung! Natürlich! Aber ich alte Pessimistin, Griesgrämin, Neinsagerin, Skeptikerin... naja und so weiter - ist klar, dass ich das so sehe. ;)
Aber mal ernsthaft: Hat noch jemand dieses Problem - dass man sich durch die vergehende Zeit irgendwie bedrängt, unter Druck gesetzt, bedrückt, beklommen fühlt?
Also bei mir ist der Kontext, dass mir klar geworden ist, dass meine Mutter alt geworden ist, dass mein Sohn schon 13 wird, dass ich selbst schon über 30 bin ... Und wenn Eltern(teile) sterben (auf Grund ihres Alters bzw. altersbedingter Krankheit...), dann sind das alles solche Sachen, die einem bzw. mir eben diese unabänderbare Vergänglichkeit mit Nachdruck vor Augen führen.
Auch wenn ein Sprichwort sagt, dass die Kunst des Lebens darin besteht, das Vergehen der Zeit genießen zu können.


Anderes Thema: Einsamkeit.

Kleines Zitat aus einem Roman ("Im Rausch der Stille" von Albert Sanchez Pinol):
"Nach meiner Auffassung findet wahre Einsamkeit im Innern statt und schließt den freundlichen Kontakt mit zufälligen Nachbarn nicht aus."

Welche Einsamkeit ist für euch die wahre bzw. die schlimmere:
Einsamkeit im Sinne von allein sein (über längeren Zeitraum - also wenige bis gar keine regelmäßigen, guten sozialen Kontakte z.B. Freundschaften)

oder:
 
Einsamkeit eben im Innern - also trotz guter sozialer Kontakte (Freunde, Familie, Partner z.B.) das Gefühl, die Empfindung zu haben, letztlich und grundsätzlich doch absolut alleine zu sein (weil man eben nur selbst man selbst ist/sein kann -> mit all den eigenen, persönlichen Gefühlen, Gedanken, Wahrnehmungen, Prägungen, Wünschen, Ängsten, Zweifeln, Hoffnungen, Illusionen, Freuden und Leiden - weil niemand einen dauerhaft "ganz" verstehen kann, weil niemand anderer das eigene Leben lebt/leben kann - nur man selbst).

???

Bin gespannt auf eure (ehrlichen, offenen, nicht nur zynischen, ironischen?) Antworten!
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MurMur

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entwurzelt - Identität? - vergänglich - Einsamkeit? ...
« Antwort #1 am: 01 Mai 2006, 00:31:28 »

Wurzeln:
Das MS Land sind für mich ganz klar meine Wurzeln bzw. mein Heimatort, ich identifiziere mich vollständig über meinen Uhrsprung, so wie ich als teenager noch gsagt habe das ich so schnell wie möglich aus diesem kuhkaff rausmöchte so sehr ist es mir doch in fleisch und blut übergegangen und stellt einen teil meines seins dar. Ich kann zwar auch woanders Leben aber es ist und bleibt ein Teil von mir.

Vergänglichkeit: sicher auf dieser Welt ist alles vergänglich, aber eben genau diese tatsache ist für mich der anlass jede minute des Tages auch so zu genießen wie sie ist, ich finde es immer wieder grausam wie viel zeit menschen für depressionen, negative gedanken, hass oder einfach nur was währe wenn fragen "vergeuden" Ich persönlich empfinde das Leben für zu kurz dafür.
Nicht so viel reden sondern handeln, nicht so viel negatives gedankengut verbreiten sondern sich über die dinge freuen die man hat, denn es gibt immer leute denen es weitaus schlechter geht.

Einsamkeit:
Für mich kommt Einsamkeit immer aus dem inneren, da Menschen sich so sehr über ihre einsamkeit definieren blocken sie sich direkt nach ausen ab und lasengarkeine Kontakte zu bzw überfallen sie so sehr wenn mal einer da ist das diese direkt wieder reisaus nimmt weil er überfordert ist.
Wenn Menschen einfach als ungeschriebenes Blatt vor die Tür gehen und mit anderen ins Gespräch kommen finden sie auch automatisch Menschen die Ihnen zuhören und ihnen über kurz oder lang auch zur seite stehen.
Bei Menschen läuft es halt auch nach dem Prinzip gleiches sucht gleiches egal wo man hingeht es fallen einem immer die gleichen anderen Menschen auf die in irgendeinem Punkt ähnlichkeiten Optisch, charakterlich oder Gestekulierender weise haben und wenn genügend überschneidungen da sind werden sie sich auch gut verstehen.

Alles nur meine persönliche Meinung
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searcher

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entwurzelt - Identität? - vergänglich - Einsamkeit? ...
« Antwort #2 am: 01 Mai 2006, 01:47:41 »

ich weiß ganz genau wo meine wurzeln sind. ich weiß das es eine sehr schöne zeit war an dem ort den ich heimat nenne. aber ich weiß auch das ich mich davon gelöst habe. ich kann und will dort nicht bleiben, bzw. dorthin zurückkehren. nichts destotrotz freue ich mich jedesmal wenn ich wieder dort bin und meine freunde dort treffe. aber aufgrund meines berufes bin ich ziemlich schnell von dort abgenabelt worden.und auch und villeicht gerade nachdem meine damalige lebensabschnittsgefährtin sich von mir getrennt hat. im augenblick sehe ich einem neuen ort entgegen an dem ich meine, diesmal eigenen, samen sähen möchte und mir einen neue heimat schaffen möchte.
selbstverständlich hat mich meine "alte" heimat sehr geprägt, aber ich selber identifiziere mich mehr mit meiner "neuen" heimat. und ebenso sehe ich meinen beruf als ausprägung meiner selbst und bin mir daher sicher meine identität zu kennen.

vergänglichkeit...
alles ist im fluss; wir unsere umwelt; einfach alles. da bleibt es nicht aus das manche dinge vergehen. aber dafür entstehen neue dinge, gute wie schlechte. musste dies leider auch schon am eigenen leib erfahren. wenn wir uns näher kennen gehe ich hier auch gern mal in details.

einsamkeit...
gibt es. meiner meinung nach schafft man sie sich aber immer selber. auch die einsamkeit im innern. wenn nur bereit ist sich anderen zu öffnen, sein innerstes preiszugeben, dann verschwindet auch die einsamkeit im innern. das ist selbstredend schwerer als die äußere einsamkeit zu besiegen. einfach ein paar kontakte knüpfen, fertig. aber nur wenn man richtig gute freunde hat, kann man sich ihnen irgendwann öffnen. und dann ist auch die innere einsamkeit weg.

das also von mir zu diesem thema.

gruß searcher
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Re: entwurzelt - Identität? - vergänglich - Einsamkeit? ...
« Antwort #3 am: 01 Mai 2006, 01:56:19 »

Zitat von: "Kallisti"
Wer von euch fühlt sich entwurzelt oder besser "wurzellos", was die eigene (familiäre, wohnliche...) Basis angeht?

An zwei Orten gleichzeitig daheim, jedesmal an dem Ort, an dem ich gerade nicht bin. Heimweh zuhause.

Ich weiss nicht, ob die Begriffe wurzellos oder entwurzelt meine Situation wirklich treffend beschreiben, aber ich bin innerlich geteilt. Überall ein bisschen zuhause, aber nirgends richtig.
Klar, da wo ich aufgewachsen bin, das nenne ich meine Heimat, aber ob ich da einfach wieder leben könnte? Ich weiss es nicht. Hinzu kommt das Land, wo ich als Kind immer meine ganzen Sommerferien verbracht habe. Noch eine Art Heimat. Momentan ist auch Hamburg mein Zuhause, aber das kann sich ändern, da nicht unbedingt die Stadt mein Zuhause ist, sondern eben meine Wohnung. Der Rückzugsort Nr. 1 im Alltag. Und manchmal fühle ich mich auch an Orten zuhause, mit denen mich eigentlich kaum etwas verbindet, wo ich mich aber sofort wohl gefühlt habe. Wie gesagt, überall ein bisschen, aber nirgends richtig. Die moderne Nomadin sozusagen. ;)

So viele spannende Themen, die Du da anschneidest. Werde mich bei Gelgenheit noch mit den anderen auseinandersetzen.
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Es ist nicht notwendig, verrückt zu sein,
aber es hilft.

K-Ninchen

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entwurzelt - Identität? - vergänglich - Einsamkeit? ...
« Antwort #4 am: 02 Mai 2006, 03:00:05 »

Interessant ist, daß meine Wurzeln definitiv in Hamburg sind, obwohl ich hier erst seit 7 Jahren lebe.
Und sogar meine Mutter fühlt sich in Hamburg mehr zuhause als sonst wo, obwohl sie hier gar nicht lebt (sie ist in der letzten Zeit öfter umgezogen und wohnt wieder dort, wo ich geboren worden bin).
Hamburg ist so etwas wie meine erste richtige Heimat. Vielleicht weil ich sie mir selber ausgesucht habe.
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Im Falle eines Missverständnisses:
Ich bin zutiefst bösartig und hinterhältig (kein Wunder bei dem Sternzeichen) und habe grundsätzlich niedere Beweggründe für fast alles.

Lakastazar

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entwurzelt - Identität? - vergänglich - Einsamkeit? ...
« Antwort #5 am: 02 Mai 2006, 16:19:53 »

Mein Gott... zum Topic kann man ne Menge schreiben...
frage mich nur, warum Heimat so zum Schwerpunkt gemacht wird :?

Heimat/Entwurzelung:
Was das betrifft bin ich sesshaft, ohne mich wirklich lokal irgendwo hart gebunden zu sehen... obwohl meine Familie mehr als in Ordnung is, fühl ich mich hier nicht unbedingt heimisch...
emotionale Bindung zum Haus verschwand spätesten dann, als ich den "Staat", also alles Äußere nicht mehr primär nur als unbequeme "Bedrohung" wahrgenommen habe und der Verkauf des Hauses in Zukunft eh in Aussicht stand...

Richtig heimisch habe ich mich glaube ich nie gefühlt... Rückzugsmöglichkeiten, ja... aber einen Hort, wo ich mich nicht nur zurückziehen konnte, sondern auch das Gefühl hatte hier hin zu gehören und Alt werden zu können, nicht...


Identität:
Identität is vergänglich und wenn es sowas wie einen Wesenskern gibt, so nenne ich es das Selbst, was sich dadurch kennzeichnet, dass es meiner Auffassung nach das einzig Identitätslose ist.

Identität hat mit Sachen zu tun, woran man seine Identität festmacht...
Sein Körper, Seinen Status, Beruf/Tätigkeit, Kultur, Weltbild, Religionszugehörigkeit...
Das sind alles Dinge, die potentiell vergänglich sind, womit die Frage, ob denn Identität vergänglich is, von mir zumind. an dieser Stelle beantwortet wurde ^^ (ich wois, klingt alles a bissl buddhistisch ;) )

Identität dient letztlich nur der Anreihung innerhalb einer Gruppe von Menschen mit denen man in Kontakt und Austausch steht. Quasi definiert man sich durchs Umfeld...
Einer hat mal geschrieben, weiß nich mehr wer das war, dass wir unser Selbst nicht besäßen, dass es in Kultur und Gesellschaft verankert sei und dass das Individuum sowas wie ein Träger einer jeden Kultur sei, umgekehrt aber jener auch diese mit seiner persönlichen Eigenkultur prägt...

Dieser Austausch macht einen erst zum Gegenstand eigener als auch fremder Betrachtung, da man erst anhand seiner Reaktionen auf andere sein Wesen preisgibt, erkennen und hinterfragen kann...

Zur Vergänglichkeit:
Ich denke diesen Zeitdruck spürt man latent auf seine Weise immer, wenn man diesen nicht konsquent ignoriert oder tatsächlich eine Basis gefunden hat, wo man Ruhe verspürt ;)
Es hängt stets von den Zielen ab, die man sich selbst gesetzt hat...


Einsamkeit:
Es ist schonma nicht Falsch, über die Fähigkeit zu verfügen, allein sein zu können ohne dabei immer gleich zwanghaft Verstreuung suchen zu müssen...
können nur nicht viele, weil man dann sich ja Gedanken machen muss :?

andererseits können Denker/Grübler sich inmitten einer heiteren Gesellschaft immer noch einsam fühlen, weil eben viele ihre Gedanken nicht zu teilen pflegen... oder sie sich mittlerweile nicht mehr mitzuteilen verstehen...

@ Kalisti...
Wohin willste das Gespräch eigentlich lenken bzw. was für konkrete Fragen stellen sich dir momentan?
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Kallisti

  • Gast
entwurzelt - Identität? - vergänglich - Einsamkeit? ...
« Antwort #6 am: 04 Mai 2006, 10:10:48 »

@Lakastazar

... naja, also aus deinem Beitrag werde ich nicht so recht schlau.

Zur "Heimat":
Das ist für mich eine Gegend (nicht nur ein Ort), wo ich mich "zu Hause" fühle. Das hat schon mal viel mit Vertrautheit zu tun, also: die Gegend ist mir bekannt, vertraut, ich mag sie gerne, bewege mich gerne in ihr, fühle mich da wohl, kann mich da entfalten, entspannen, entwickeln, fühle mich sicher und trotzdem nicht eingeengt oder eingeschränkt.
Das hat also einmal etwas mit Landschaft, Klima und eben Vertrautheit zu tun, dann aber eben auch mit den Menschen, die dort leben und mit den Möglichkeiten/Angeboten (beruflicher, kultureller... Art), die es in dieser Gegend gibt.
Wenn alles "rund ist" und stimmt und passt, dann kann man sich in einer solchen Gegend wohlfühlen. Wenn man sich mit der Gegend (und all dem anderen: s.o.) auch noch identifizieren kann - sich darin also (zu einem großen Teil) selbst wiederfinden kann, dann würde ich das als Heimat bezeichnen.

Zur Identität:
Dazu gehören für mich die Fragen:
Wer bin ich bzw. wie bin ich? Warum bin ich so (geworden) bzw. besser: wodurch bin ich so (geworden)? Was macht mich aus, was/wie ist mein "Ich" - im Unterschied zu anderen Menschen, zu deren "Ich"? Was ist an/in mir ähnlich wie bei Anderen und was ist anders - zeichnet mich das irgendwie aus bzw. welche Rolle spielen diese Ähnlichkeiten und Unterschiede (für mich und für Andere)?
Einfacher gesagt: Wir sind Menschen, also haben wir schon mal ziemlich viel gemeinsam (Nase, Arme, Beine, Kopf, Denkvermögen, Wahrnehmung...). Aber zugleich unterscheiden wir uns in all diesen Dingen auch mitunter erheblich! Wir machen auch alle Erfahrungen (bringt Leben so mit sich) - das ist uns gemeinsam. Aber: Wir gehen unterschiedlich mit diesen Eindrücken, Wahrnehmungen, Erfahrungen, Erlebnissen um (eben: individuell - je nach Erziehung/Prägung, Veranlagung, Typ).
So. Aber auch hier wiederholt sich ja Vieles (bei verschiedenen Menschen) - deshalb finden wir Gleichgesinnte, Freunde, "Seelenverwandte" (<- eventuell).
ABER: trotzdem sind keine zwei Menschen völlig identisch (äußerlich wie "innerlich") - auch eineiige Zwillinge nicht!
-> Was also macht den Einzelnen aus, was ist ihm spezifisch, was ist das, das ihn zu ihm selbst macht bzw. worin er sich immer wieder selbst findet und erkennt - was also macht sein "Ich" konstant, obwohl es Veränderungen, Entwicklungen... durchläuft (über die Jahre...)?!?

Wurzeln:
Das ist für mich eine Art Basis, auf der ich mich weiterentwickeln kann - eben Wurzeln, die eine Pflanze braucht, um nach oben wachsen zu können - also klingt jetzt ziemlich abgedroschen, aber es ist nun mal für mich das geeignetste Bild.
Wurzellos ist man, wenn man gar keine Basis hat - obwohl jeder in irgendweiner Form doch so etwas hat bzw. irgendetwas so nennt (kann aber bei einigen Menschen, die in schwierigen Verhältnissen aufgewachsen sind, sehr schwer sein...).
Entwurzelt fühlt man sich vielleicht, wenn man den Eindruck hat, die eigenen Wurzeln hätten zwar mal bestanden, sind dann aber gekappt worden (oder man hat sie selbst "abgeschnitten"). Damit meine ich nicht, dass man zu Hause auszieht und selbständig wird. Sondern, dass man so gar keinen "Kontakt", Zugang oder Bezug mehr zu seiner Vergangenheit bzw. seiner Kindheit/Kinderzeit und - umgebung hat.

Einsamkeit: ja, genau: man ist in seinem Fühlen, Denken, Erleben doch irgendwie "eingschlossen" bzw. abgetrennt von Anderen. Auch wenn man sich ähnlich ist und durch Worte, Blicke, Gestik, Mimik... einiges vermitteln kann und mit Anderen in der (vermeintlich) gleichen Stimmung ist etc., so ist es doch eine Tatsache, dass man niemals genau das fühlt, sieht, hört, empfindet, was bzw. WIE die/der Andere fühlt, sieht, riecht, schmeckt, denkt...! Und man lebt sein Leben letztlich allein (mit allen Freuden und Leiden: die spielen sich ja so nur im eigenen Kopf und am eigenen Körper ab - auch wenn andere Anteil nehmen - aushalten, erleben muss und kann man es nur selbst bzw. "alleine", egal ob Krankheit, Trauer oder auch Freude, Glücksgefühl...).


Worauf ich hinaus will? Einfach erfahren, wie andere Menschen mit sowas umgehen, darüber denken, damit klarkommen. Das ist also meine Frage: Wie leben andere Menschen mit solchen Dingen, gehen sie damit bewusst um, verdrängen sie es, stellen sich ihnen solche Fragen überhaupt - und wenn ja, in welchen Phasen und warum bzw. warum nicht...?
Und wenn man Probleme damit hat (Wurzeln, Identität, Einsamkeit, Vergänglichkeit), wie gehen Andere damit um - wie leben sie damit (gut?)?

Gruß, Kallisti
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Lakastazar

  • Gast
entwurzelt - Identität? - vergänglich - Einsamkeit? ...
« Antwort #7 am: 04 Mai 2006, 16:06:19 »

Zitat von: "Kallisti"
@Lakastazar
Zur "Heimat":
Das ist für mich eine Gegend (nicht nur ein Ort), wo ich mich "zu Hause" fühle. Das hat schon mal viel mit Vertrautheit zu tun, also: die Gegend ist mir bekannt, vertraut, ich mag sie gerne, bewege mich gerne in ihr, fühle mich da wohl, kann mich da entfalten, entspannen, entwickeln, fühle mich sicher und trotzdem nicht eingeengt oder eingeschränkt.


Was du da ansprichst habe ich noch nie über einen längeren Zeitraum an einem Ort verspürt!
Ich habe einen nicht unwesentlichen Teil meiner Kindheit in Steilshoop verbracht... da hieß es unter den Kindern in einigen Höfen: Friß oder stirb!

Das war vielleicht nich so schlimm, wie die Gerüchte und Nachrichten aus Steilshoop vermuten lassen, aber ich kam mit den Kindern, die draußen spielten halt nicht so recht klar...

Noch heute verspüre ich an manchen Orten je nach Situation ne innere Anspannung und bin achtsam :roll:

Die Familie war und ist nie ein Sozialfall gewesen, würd sogar sagen WEIT davon entfernt, muss aber nichts heißen...
nur weil es sich in den letzten fünf Jahren "gesund" entwickelt hat, ändert es nichts an dem, was gewesen war:
Polarisation zwischen den Eltern gab es nu mal, und ich war somit innerhalb der Familie innerlich Einzelgänger...

Eine langjährige (seit der Vorschulzeit) Triple-Freundschaft, in der man gemeinsam aufgewachen ist, hat das Leben in Steilshoop erträglich gemacht...
hab noch heute mit einem von ihnen regelmäßigen Kontakt..

Zitat
Das hat also einmal etwas mit Landschaft, Klima und eben Vertrautheit zu tun, dann aber eben auch mit den Menschen, die dort leben und mit den Möglichkeiten/Angeboten (beruflicher, kultureller... Art), die es in dieser Gegend gibt.


Beruflich habe ich keinerlei Erfahrung und auch noch so recht keine konkret fixierte Perspektive in Aussicht...
Klima? Meinste das Wetter? Bin ein Drinnen-Kind, weiß aber den Stadtpark zu genießen, gönne es mir nur selten...

Möglichkeiten/Angebote?
Ich genieße die Parties, in denen sich Menschen tummeln, mit denen man quatschen, sich untereinander austauschen, mit denen man einen trinken gehen und auf der Tanzfläche toben kann...

Ich mag HVV: Man kommt schnell von einem Ort zum anderen... wenn ich nur konkrete Ziele hätte :roll:

Meine Antwort in Sachen Vertrautheit: Hamburg

Zitat
Wenn man sich mit der Gegend (und all dem anderen: s.o.) auch noch identifizieren kann - sich darin also (zu einem großen Teil) selbst wiederfinden kann, dann würde ich das als Heimat bezeichnen.


Das habe ich nur in Augenblicken, in denen ich Glück und Schmerz mit den anderen mir bedeutenden Menschen teile... und dieses Gefühl - des sozialen Kontinuums, wie ich es nenne- fixiere ich schon aus Prinzip an keinem Ort...

Wenn ich einen guten Schnaps trinke, dann verbinde ich das nicht mit dem Glas, aus dem ich diesen genoß :lol:

Die Zeiten dafür, an Orten Gefühle und Freunschaften zu binden sind jedenfalls vorbei...
Geblieben sind die Erinnerungen und das Gefühl, dass immer wieder auch wo anders aufkommen kann und glücklicherweise noch tut...

Was deine anderen Punkte betrifft, so möcht ich drauf später gebenenfalls per PM an dich drauf eingehen, da meine Gedanken in den Bereich der "Philosophia Perennis" abdriften und vielleicht deine Frage nur weit ausschweifend zu beantworten wissen...
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cyberguardian

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entwurzelt - Identität? - vergänglich - Einsamkeit? ...
« Antwort #8 am: 04 Mai 2006, 22:46:43 »

Um auf Beitrag 1 einzugehen, ich denke, es hängt primär von den Verhältnissen ab, in denen man aufgewachsen ist und wo. Das entscheidet die Thematik.

In der Annonymen Großstadt denke ich, man muss gar nicht viel Bezug zu irgendetwas haben, durch die Mutimediale Vernetzung kann man sofern man sich Ankerpunkte geschaffen hat zu diesen ja ganz gut Verbindung aufnehmen und durch den pool an vorhanden Menschen ist es auch relativ leicht überall wo man ist sein Headquarter aufzuschlagen...

Also vom eigenen Naturell abhängend kann die fähigkeit das schnell zu tun denke ich auch sehr varriren.
Sich nicht alleine fühlen geht denke ich schnell, sich wirkliche Wurzeln zu schaffen dauert länger und ich denke das muss nicht mal auf die Failie bezogen sein, die ist für mich z.B. eher nicht so relevant, aber gute ehrliche Freunde sind Gold wird und damit nicht aufzuwiegen, fallen aber auch nicht grade vom himmel, desshalb.

Familientechnisch eher wurzellos, aber das sehe ich nicht als deffizitär...

Ich denke, genug Optionen gibt es immer die frage ist halt nur was man für ein Naturell und eine Mutivation hat, diese auch zu nutzen.

Aber was doch eine große Stärke des Menschen ist ist allgemein die Fähigkeit zu schnellen adaptionen an das soziale Umfeld, solange es sich im  selben Kulturkreis befindet. Wenn man jetzt z.B. in Turkmenistan oder Bayern landen würde, wäre das gleichsamt natürlich mit einer höheren Schwelle versehen ;-)


Und zur Einsamkeit, ich denke da ist es das Gleiche. Habe mich bis zum 19. Lebensjahr gar keiner Sotialen Kontakte bediehnt, also kein Ausgehen, kein Freundeskreis etc. Zwar aus eigenem Wunsch, aber da ich beide Seiten kenne, denke ich ich bin mir ziemlich sicher, dass man als Gruppentier auch soziale Bindungen aufbauen sollte, dann sonst macht es einen in den meisten Fällen krank und die Lebensqualität ist im Keller.


Ich würde wie gesagt als Fazit sagen, ich habe schon eigentlich alles im Extrem mitgemacht und ich denke zusammenfassend hat man immer alle Möglichkeiten, entscheidend ist was man daraus macht.

Und was die innere Einsamkeit und die Angst vor Altern angeht, ich denke, das ist auch z.T. sehr häufig so. Einem fällt schon auf, wie extrrem schnell die Zeit vergeht... Und es ist gewisser Maßen nicht immer schön.

Aber ich denke, wenn man verinnerlich hat, dass absolut NICHTS in dieser Welt bestand hat in 5000 Jahren werden selbst die Pyramiden zu Staub zerfallen sein, man bedenke z.B. wie es hier vor hundert Jahren aussah,  (oder vor 1000den Jahren, da war hier noch Meer), alles im ständigen Fluss ist, Die Natur, die Gesellschaft, Krieg, Frieden, Freunde, Partner (Bei letzteren Sachen besteht allerdings ja auch eine reale Chance, dass diese ein Lebensalter wenigstens konstant bleiben, ist aber durchaus nicht immer so...) ... Na ja, wenn man das wie gesagt verinnerlicht hat und auch weiß, dass das nicht nur beinhaltet, dass ständig alles nden kann, sondern auch neu beginnen und dass man die meisten Dinge so auch wieder zurecht rücken kann, wenn sie schiefgegangen sind, alles im Fluss, ist man dem Nullpunkt schon ziemlich viel näher ;-)

Genau so ist es denke ich mit Innerer Einsamkeit. Die Schranken ereichtet man selbst. Aus Angst vor sich selbst oder vor Verletzung. Im besten fall kann man einfach gelassen auf alles Blicken, was da kommen mag. Auch wenn das beeinhaltet, dass man verletzte werden kann. Daraus lernt man viel und entwickelt sich weiter, was doch sehr positiv ist!

Alles hängt vom Subjektiven Betrachtungswinkel ab, man hat es in der Hand.
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ope is the first step on the road to disappointment.

† Gruß Dennis †

Celeron.

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Re: entwurzelt - Identität? - vergänglich - Einsamkeit? ...
« Antwort #9 am: 05 Mai 2006, 01:58:29 »

Zitat von: "Kallisti"
Wenn ich mir den thread-Titel so anschaue, klingt das nach "jetzt kommt der Seelenmüll komplett zutage" oder so.

Naja, es sind verschiedene Themen, die mich immer wieder und zur Zeit eben mal wieder intensiv beschäftigen:

Fangen wir mit einer Frage an:

Wer von euch fühlt sich entwurzelt oder besser "wurzellos", was die eigene (familiäre, wohnliche...) Basis angeht? Also das Gefühl (oder auch die Tatsache), gar keine "Basisstation" zu haben - so eine Art familiäre oder auch örtliche Heimat, eine Art zu Hause oder auch das Gefühl, wo hinzugehören... oder besser gesagt vielleicht: wo herzukommen. Naja klar, wir kommen alle irgendwo her, haben oder hatten Eltern, einen Geburtsort ... Aber die Frage ist für mich, welchen Bezug wir dazu noch haben oder ob wir überhaupt jemals einen dazu hatten (zu der Gegend, in der wir aufgewachsen sind, zu den Menschen mit denen wir aufgewachsen sind, zu der Art wie wir aufgewachsen sind, wie wir unsere Kindheit erlebt haben...). ?
Solche Fragen können aber nur diejenigen beantworten, die sich schon für längere Zeit von Ort und Menschen der Kindheit (räumlich) entfernt haben, klar.

Und wer ist nach wie vor oder überhaupt auf der Suche nach seiner Identität, nach dem, was/wie/wer er bzw. sie "im Kern" ist (und im Kern bleibt) - mal davon abgesehen, dass es Leute gibt, die sagen, es gäbe grundsätzlich keinen Identitätskern, keinen "Ich-Kern" - bei niemandem. Wie seht ihr das?

Damit in Zusammenhang steht für mich auch Vergänglichkeit, mit der ich immer weniger klarkomme - es ist nicht nur meine eigene bzw. mein Altern, das mir zu schaffen macht, sondern überhaupt: dass die Zeit so rennt und Lebenszeit verrinnt und mir so Vieles zwischen den Fingern zu zerrinnen scheint - sicher, das ist eine Sache der Betrachtungsweise, der eigenen Einstellung! Natürlich! Aber ich alte Pessimistin, Griesgrämin, Neinsagerin, Skeptikerin... naja und so weiter - ist klar, dass ich das so sehe. ;)
Aber mal ernsthaft: Hat noch jemand dieses Problem - dass man sich durch die vergehende Zeit irgendwie bedrängt, unter Druck gesetzt, bedrückt, beklommen fühlt?
Also bei mir ist der Kontext, dass mir klar geworden ist, dass meine Mutter alt geworden ist, dass mein Sohn schon 13 wird, dass ich selbst schon über 30 bin ... Und wenn Eltern(teile) sterben (auf Grund ihres Alters bzw. altersbedingter Krankheit...), dann sind das alles solche Sachen, die einem bzw. mir eben diese unabänderbare Vergänglichkeit mit Nachdruck vor Augen führen.
Auch wenn ein Sprichwort sagt, dass die Kunst des Lebens darin besteht, das Vergehen der Zeit genießen zu können.


Anderes Thema: Einsamkeit.

Kleines Zitat aus einem Roman ("Im Rausch der Stille" von Albert Sanchez Pinol):
"Nach meiner Auffassung findet wahre Einsamkeit im Innern statt und schließt den freundlichen Kontakt mit zufälligen Nachbarn nicht aus."

Welche Einsamkeit ist für euch die wahre bzw. die schlimmere:
Einsamkeit im Sinne von allein sein (über längeren Zeitraum - also wenige bis gar keine regelmäßigen, guten sozialen Kontakte z.B. Freundschaften)

oder:
 
Einsamkeit eben im Innern - also trotz guter sozialer Kontakte (Freunde, Familie, Partner z.B.) das Gefühl, die Empfindung zu haben, letztlich und grundsätzlich doch absolut alleine zu sein (weil man eben nur selbst man selbst ist/sein kann -> mit all den eigenen, persönlichen Gefühlen, Gedanken, Wahrnehmungen, Prägungen, Wünschen, Ängsten, Zweifeln, Hoffnungen, Illusionen, Freuden und Leiden - weil niemand einen dauerhaft "ganz" verstehen kann, weil niemand anderer das eigene Leben lebt/leben kann - nur man selbst).

???

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ich denke es kommt drauf an wie die eigenen wurzel gebunden sind, sind sie orts gebunden, emotional oder sachlich aufm papier. für mich steht fest das meine wurzeln hier in bergedorf sind, hier wo alles angefangen hat. ich rede aber nicht vom geburtsort sondern von dem ort wo ich gelernt habe zu leben. hier bin ich zur schule gegangen, hier hab ich mist gebaut, hier hab ich freunde.
 Würde ich zb in barmbek leben könnt es sein das ich mich schnell wohl fühlen würde,  aber mir würden viele erinnerungen fehlen die wenn ich in bergedorf lebe jeden tag vor augen hab.
es kommt wohl auch auf die erfahrungen an die man gemacht hat, je nach dem ob sie gut oder schlecht waren fühlt man sich zuhause.
komischerweise hatte ich oft das gefühlt nach hause zu wollen obwohl ich in meiner wohnung saß. hab aber keine erklärung dafür. lag wahrscheinlich an einer gewissen einsamkeit.
diese einsamkeit ist klar emotional aber hat sie doch ihren ursprung in der realität. das heisst  man kann viele menschen um sich rum haben aber es ist niemand da der einem richtig vertraut ist.
einsamkeit ist das gefühl wenn man ganz alleine mit seinen erfahrungen und erinnerungen da steht und niemand da ist der sie kennt oder miterlebt hat. glaub ich  :?

zeit vergeht über eine große zeitspanne schnell, wenn du aber den  kurzen augenblick genießt vergeht sie langsam, denn zeit ist nur eine illusion :lol:
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Wer einen Fehler gemacht hat und ihn nicht korrigiert, begeht einen zweiten.

Kallisti

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entwurzelt - Identität? - vergänglich - Einsamkeit? ...
« Antwort #10 am: 05 Mai 2006, 11:21:28 »

Zitat
einsamkeit ist das gefühl wenn man ganz alleine mit seinen erfahrungen und erinnerungen da steht und niemand da ist der sie kennt oder miterlebt hat.

(Zitat: Celeron.)


Genau das mein(t)e ich! Eben: man kann seine eigenen Gefühle, Gedanken, Wahrnehmungen, Erfahrungen, Erinnerungen nicht -> niemals und mit niemandem wirklich teilen", denn klar: niemand anders ist der Mensch, der man selbst (auf Grund all dieser Erfahrungen, Prägungen, Erlebnisse etc.) ist - niemand kann es sein - klar nicht! Aber das empfinde ich persönlich eben schon (immer wieder mal) als extrem "bedauerlich"! Andererseits wäre es natürlich auch viel zu belastend, wenn man neben seinem eigenen Kram auch noch die ganzen Wahrnehmungen und Empfindungen auch nur eines anderen Menschen hätte - da käme man sicher nicht mit klar!

Es gibt aber eine gewisse Annäherung (an den Anderen)  - genau wie einige schon geschrieben haben: wenn man Freunde hat oder anderweitige gute soziale Kontakte (die länger bestehen) - wenn man wie gesagt "Seelenverwandte" bzw. "Gleichgesinnte" gefunden hat - aber auch mit denen ist es eben nie "ganz", sondern immer nur "zum Teil" - was ich halt schon schrieb: letztlich ist man doch allein - zwangsläufig ist das so (siehe oben!).
Allerdings heißt das ja nicht, dass man es einfach so schluckt, nur weil es halt so ist! Man erlebt, fühlt... es ja - und macht sich dann eben seine Gedanken dazu und versucht, damit (bewusst!) umzugehen - oder man rennt davor weg, verdrängt das oder es ist einem (vermeintlich) egal - vorläufig... Da geht jeder seinen Weg, denke ich.

Für mich sind halt die Leute spannend, die darüber nachdenken und versuchen, damit klarzukommen - und ich will einfach nur wissen: wie (andere das so machen). ;)

Ganz entscheidend ist auch, welche Erfahrungen die Leute so (bisher) gemacht haben, absolut richtig!
Deshalb schrieb ich ja auch, dass mich vor allem diejenigen interessieren, die schon länger vom Ort der Kindheit (räumlich) entfernt sind oder die in der Kindheit schon öfter umgezogen sind (über größere Entfernungen!) oder die vlt. sogar in verschiedenen Ländern aufwuchsen oder eine Zeit lang gelebt haben...!
Oder auch Leute, die nicht nur bei ihren Eltern aufwuchsen, die also mehrere verschiedene "Bezugspersonen" oder auch gar keine dauerhaften Bezugspersonen hatten usw.!

Also halt "all sowas", das Gefühle von Wurzellosigkeit, Entwurzelung, Identitätsprobleme verursachen kann.


Mein persönliches Problem mit der Vergänglichkeit ist das, dass sie Verluste mit sich bringt. Das nur nochmal so als Nachtrag.
(Und meistens ist Verlust schmerzhaft... - manchmal sogar traumatisierend...)
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Elvira

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entwurzelt - Identität? - vergänglich - Einsamkeit? ...
« Antwort #11 am: 18 Mai 2006, 20:01:19 »

Zitat
Genau das mein(t)e ich! Eben: man kann seine eigenen Gefühle, Gedanken, Wahrnehmungen, Erfahrungen, Erinnerungen nicht -> niemals und mit niemandem wirklich teilen", denn klar: niemand anders ist der Mensch, der man selbst (auf Grund all dieser Erfahrungen, Prägungen, Erlebnisse etc.) ist - niemand kann es sein - klar nicht!



Natürlich nicht, du wirst niemals in andere Köpfe sehen können und niemand in deinen. Es gibt vielleicht eine kurzfristige Illusion der Verschmelzung, mehr nicht.

Einsamkeit ist eine Kopfsache. Da hilft nur "gegenandenken".

Ich kenne das Problem mit den Wurzeln, wir sind früher häufig umgezogen, ich neige dazu heute auch noch. Aber frag einfach mal jemanden, der jahrelang in demselbem Kuhdorf aufgewachsen ist, ob derjenige noch einen wirklichen "Bezug" dazu aufbauen kann.
Kindheit und Jugend werden doch im nachhinein stark verschönert wahrgenommen. Dort leben möchte sicherlich keiner mehr.

Ein jeder muss sich seine eigene "Story/Herkunft/Heimat" zurechtbiegen oder schönreden, oder?!
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Thomas

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« Antwort #12 am: 18 Mai 2006, 20:11:55 »

Zitat von: "Elvira"
Aber frag einfach mal jemanden, der jahrelang in demselbem Kuhdorf aufgewachsen ist, ob derjenige noch einen wirklichen "Bezug" dazu aufbauen kann.
Kindheit und Jugend werden doch im nachhinein stark verschönert wahrgenommen. Dort leben möchte sicherlich keiner mehr.
Aber holla ! Nicht wenige Leute, die es zu etwas gebracht haben, verlassen die Stadt, oder zumindest die Gegenden, wo "Stadt" ihr häßlich-graues Lärm, Dreck und Wohnsilos-Gesicht zeigt.

Zitat von: "Elvira"
Ein jeder muss sich seine eigene "Story/Herkunft/Heimat" zurechtbiegen oder schönreden, oder?!
Sicherlich nicht.Es soll ja abseits von dauerdepressiven Vorzeigegruftis auch noch Leute geben, die nicht genausoviele psychische Probleme wie Haare auf dem Kopf haben, und die müssen an ihrer Geschichte meist auch nichts schönreden.
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Elvira

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« Antwort #13 am: 18 Mai 2006, 21:32:20 »

Oder bleiben klein und dumm und fügen sich PERFEKT in ihre kleine Umgebung ein.
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Thomas

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« Antwort #14 am: 18 Mai 2006, 21:37:31 »

Zitat von: "Elvira"
Oder bleiben klein und dumm und fügen sich PERFEKT in ihre kleine Umgebung ein.

Oder halten sich aufgrund ihrer vermeindlichen unabhängigkeit und individualität für tierisch erwachsen, werden aber von allen anderen bemitleidet, da sie einfach nur lebensunfähige, psychosenbehaftete Würstchen sind, die mit sich und der Welt nicht klarkommen und demenstsprechend im Leben nichts auf die Reihe bekommen.

(Zur Bestätigung braucht man nur mal ein paar Seiten in Treads wie "Wie fühlt ihr euch gerade ?" und ähnliches zu schauen)
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