Schwarzes Hamburg

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Autor Thema: Demokratie  (Gelesen 6358 mal)

Designer

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Demokratie
« am: 06 Juli 2011, 23:48:37 »

Ich frage mich wo die Demokratie an ihre Grenzen stößt.
Kann z.B. Demokratie ein schleichender Weg in eine Diktatur sein, wenn diese um sich zu schützen Freiheiten abschafft oder stark einschränkt? Oder kann sie gar nicht anders im Angesicht ihrer Gegner?
Gibt es das, den totalitären Demokraten?
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Simia

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Re: Demokratie
« Antwort #1 am: 07 Juli 2011, 00:08:15 »

Es treibt Dich um, nicht wahr? ;)  Nach dem Aufstehen wohl mehr von mir, ich muss noch einen Job beenden.
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Eisbär

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Re: Demokratie
« Antwort #2 am: 07 Juli 2011, 00:31:36 »

Demokratie ist immer nur so stark und so sicher, wie der Wunsch der Bevölkerung nach selbiger.

Eine gefestigte Demokratie ist sicher vor Bedrohungen von innen und außen, weil das Volk eben diese bekämpft.



Wir haben das Glück, in einer Zeit und Region der Welt zu leben, in der unsere Demokratie noch nicht ernstlich auf die Probe gestellt wurde. Der Kalte Krieg blieb kalt, die RAF war nie mehr als ein kleines Häufchen von (zugegeben gefährlichen) Spinnern. Wir mußten unsere demokratischen Freiheiten nie wirklich verteidigen. Nur ein Teil der Bevölkerung weiß noch, wie man sich diese erkämpft (1989) und auch diese hatten das Glück, daß die Situation damals nicht eskalierte.

Heute versuchen viele Politiker eine Bedrohung zu eliminieren, bevor es dazu kommt, daß das Volk unter dieser Bedrohung leidet und dagegen aufstehen muß. Die Frage ist, wie real ist die Bedrohung und sind die Maßnahmen im einzelenen und in ihrem Umfang gerechtfertigt.
Wenn wir anderer Meinung sind, haben wir als das Volk die Möglichkeit, jemand anderen zu wählen. Wir können uns auch selbst aufstellen lassen.

Und solange die Regierung im Amt bestätigt wird, scheint das Volk einverstanden zu sein...
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Re: Demokratie
« Antwort #3 am: 07 Juli 2011, 00:43:59 »

Hört sich alles vernünftig an!
Ich bin mit unser Demokratie als Staatsform und auch mit dem Großteil der Gesetzgebung relativ zufrieden. Es ist wie du gesagt hast: Wir haben die Wahl.
Aber Demokratie ist für mich auch ein gesellschaftlicher Faktor, der sich der staatlichen Fürsorge und auch der Wahl entzieht. Dazu gehören z.B. gesellschaftlich verankerte Dogmen und Tabus, welche eben die Freiheit der Wahl auf anderen Gebieten (ausserhalb der Politik) einschränken. Es gibt sozusagen ungeschriebene Gesetze, die nicht liberalisiert werden können, weil sie sich der staatlichen Gesetzgebung entziehen.
Oder werde ich jetzt paranoid?
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Kallisti

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Re: Demokratie
« Antwort #4 am: 07 Juli 2011, 02:39:27 »

Zitat
Dazu gehören z.B. gesellschaftlich verankerte Dogmen und Tabus, welche eben die Freiheit der Wahl auf anderen Gebieten (ausserhalb der Politik) einschränken. Es gibt sozusagen ungeschriebene Gesetze, die nicht liberalisiert werden können, weil sie sich der staatlichen Gesetzgebung entziehen.
(Designer)

Das ist aber nicht kennzeichnend für Demokratie - das gibt es auch außerhalb von Demokratie.

Wieder meine Frage: Was meinst du genau - welche "ungeschriebenen Gesezte, die nicht liberalisiert werden können (...)" ?

Es kann niemals  absolute "Freiheit" geben - wobei ich mich auch frage, was du unter "Freiheit" eigentlich verstehst?!? ?? - Ich bin mir ganz sicher, dass es zu diesem Thema auch schon mindestens einen (älteren) thread gibt!   :)
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Re: Demokratie
« Antwort #5 am: 07 Juli 2011, 02:47:36 »

Grenzenlose Freiheit kann es natürlich nie geben, da Freiheit durch ihre Grenzen definiert wird.
Das bedingt sich gegenseitig. Viele meinen mit absoluter Freiheit eigentlich konsequenzloses Handeln, was ja schon dem Aktion-Reaktion-Prinzip widersprechen würde. Ist mir schon klar, dass das nicht möglich ist.
Das will ich auch gar nicht. Ich wollte mehr darauf hinweisen, dass Demokratie (als Idee der Freiheit) niemals absolut sein kann, sondern nur als politisches Programm funktioniert. Aber damit bin ich schon völlig zufrieden.
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Svendra

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Re: Demokratie
« Antwort #6 am: 07 Juli 2011, 10:46:31 »

Magst du das mit den Dogmen und ungeschriebenen Gesetzen mal näher ausführen und ein paar Beispiele geben?

Für mich liest es sich so, als ob du meinst, die Demokratie würde der Gesellschaft Regeln "aufzwingen", derer sie sich mit einer anderen Staatsform (oder eher: Gesellschaftsform) entledigen könnte?
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Re: Demokratie
« Antwort #7 am: 07 Juli 2011, 11:42:45 »

Für mich liest es sich so, als ob du meinst, die Demokratie würde der Gesellschaft Regeln "aufzwingen", derer sie sich mit einer anderen Staatsform (oder eher: Gesellschaftsform) entledigen könnte?
Ich glaub nicht dass das ginge. Ich kann mir im Moment keine bessere Staatsform vorstellen.
Was die "aufgezwungenen" Regeln angeht, meine ich, dass die Demokratie gar nicht anders kann als Regeln für das gemeinsame Zusammenleben zu geben. Das muss sie sogar, wenn sie funktionieren will.
Z.B. ist in der Verfassung das Recht auf freien Meinungsäusserung garantiert, dieses Recht gilt aber nur eingeschränkt, unter der Vorraussetzung dass die Menschenwürde gewahrt wird. Das wäre so ein Beispiel.
Ob diese Einschränkung nun richtig oder falsch ist, vermag ich nicht zu beurteilen, aber es ist eine Regel mit der ich leben kann.
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Simia

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Re: Demokratie
« Antwort #8 am: 07 Juli 2011, 12:30:21 »

Gerade dieses Beispiel zeigt, wie unterschiedlich Demokratie in Theorie als auch in Praxis sein kann. In den USA ist die Schmerzgrenze von der Meinungsfreiheit zur Missachtung der Menschenwürde eine ganz andere als in Deutschland. Es gibt nicht die Demokratie™. Deine Frage zielte sicher auf alle Formen der Demokratie ab, aber ich halte die Unterschiede schon für wichtig, weil sie zeigen, dass Demokratie je nachdem an unterschiedliche Grenzen stößt und auch völlig unterschiedlich aufgefasst werden kann (direkte Demokratie, parlamentarische Demokratie, attische Demokratie, historische/kulturelle Besonderheiten etc.).

Der totalitäre Demokrat ... Hm. Könnte das etwa die US-Streitkräfte meinen, die ihren Begriff der Demokratie in die entferntesten Winkel der Erde und irgendwann auch des Weltraums tragen? ;)

Ich denke gerade über den Begriff Demokratur nach, den vor Jahren mal eine Bekannte aufwarf. Immerhin ist es tatsächlich so, dass die legitimierten Volksvertreter ihren Auftrag unterschiedlich interpretieren, was die Gewährleistung und den Schutz der Freiheiten für den Bürger angeht, die ja auch miteinander nicht immer in Einklang stehen (Wie Du es in Deiner Signatur zitierst: Freiheit ist immer die Freiheit des Andersdenkenden). Damit wollen dann sogar einige im Schmitt'schen Sinne Lauschangriffe etc. rechtfertigen.

Zitat von: Designer
Ich glaub nicht dass das ginge. Ich kann mir im Moment keine bessere Staatsform vorstellen.

Ja, die Demokratie ist nicht die "ideale Regierungsform", aber die beste bzw. "gangbarste" die es gibt. Und das liegt im Menschen, weil sie diejenigen "vereint", die Anleitung brauchen und jene, die proaktiv mitgestalten wollen (dass das "in echt" nicht perfekt läuft, ist wohl allen klar).

Davon abgesehen halte ich oller Klugscheißer Demokratie nicht in erster Linie für eine Idee der Freiheit. Demokratie soll natürlich per definitionem die Freiheit gewähren, aber dazu s.o. In ihrer Geschichte standen sich die Idee des Liberalismus als Hinwendung zum Einzelnen (und etablierter Bruder des Bastards "Anarchismus") und der Demokratie ("Die Mehrheit hat recht", let's face it) oft gegenüber und wurden erst in der jüngeren Vergangenheit zusammengelegt und liberale Ansätze sind je nach Koalitionspartei etc. ein größerer oder kleinerer Faktor in der demokratischen Praxis (dies wurde möglich, weil Liberalismus keine konkurrierende Regierungsform ist, sondern eine philosophische Ausrichtung, aber in beider Grundlagen gab/gibt es durchaus konkurrierende Ansätze).

Aber das wird jetzt zu theoretisch. Ich genehmige mir jetzt mal noch ein Käffchen, damit meine Lebensgeister wieder mehr Blut in meine Schreibe bringen. ;)
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Re: Demokratie
« Antwort #9 am: 07 Juli 2011, 12:56:14 »

Mir reicht´s! Ich glaube ab sofort an gar nichts mehr!
Ich trete dem Staat der NSK bei.
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l3xi

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Re: Demokratie
« Antwort #10 am: 08 Juli 2011, 09:18:33 »

Mir reicht´s! Ich glaube ab sofort an gar nichts mehr!
Ich trete dem Staat der NSK bei.
Trotzreaktionen sind in den meisten Fällen eher kontraproduktiv. ;)
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Designer

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Re: Demokratie
« Antwort #11 am: 08 Juli 2011, 09:35:20 »

Ach was, es gibt ja gar nichts gegen das man noch trotzen könnte. Jedenfalls kaum was.
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nightnurse

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Re: Demokratie
« Antwort #12 am: 10 Juli 2011, 19:30:16 »

Mir reicht´s! Ich glaube ab sofort an gar nichts mehr!
Ich trete dem Staat der NSK bei.

Hast Du Dir auch wirklich durchgelesen, was NSK darüber sagt, was NSK ist? ;D
Aber zum Glück wird man da zu nix verpflichtet.

Ach was, es gibt ja gar nichts gegen das man noch trotzen könnte. Jedenfalls kaum was.

Ist das womöglich Dein Problem? Wenn ja, warum?
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Kallisti

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Re: Demokratie
« Antwort #13 am: 11 Juli 2011, 12:22:45 »

Zitat
Quote from: Designer on 08 Juli 2011, 08:35:20

    Ach was, es gibt ja gar nichts gegen das man noch trotzen könnte. Jedenfalls kaum was.


Ist das womöglich Dein Problem? Wenn ja, warum?


nightnurse

... diesbezüglich ging mein Verdacht, meine Vermutung ja in Richtung Alter/Entwicklungs-/Lebensphase (seine). - Also: "Jungmännchentum", das sich mit der Zeit auswachsen wird. ;)


Sorry, Designer, wenn das ein bisschen dumpf herablassend klingt, aber ich denke wirklich, dass "der Rebell", der "Revoluzzer" in dir zwar nicht völlig verschwinden, sich aber doch noch merklich abkühlen wird.  ;)
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nightnurse

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Re: Demokratie
« Antwort #14 am: 11 Juli 2011, 13:09:21 »

Wie Kallisti und ich aber aus der Sesamstraße wissen: Wer nicht fragt, bleibt dumm, und Fragen stellt der Designer ja viele, das ist doch ok.
Manche davon verlieren mit dem Älterwerden womöglich an Dringlichkeit oder werden gar beantwortet oder man hält andere Antworten für richtig oder glaubt keiner mehr...äh, wo war ich...

Ob das Fragenstellen sich aber mit dem Alter auswächst, ouh, guck dir bloooß mal Kallisti an  8)
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