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Schwarzes Hamburg => Archiv => Politik & Gesellschaft -Archiv- => Thema gestartet von: Dubliner am 20 April 2009, 22:57:31

Titel: Der Iran und sein Praesident
Beitrag von: Dubliner am 20 April 2009, 22:57:31
Ich fass es mal wieder nicht. Die USA, Deutschland, Israel, Kanada und andere Laender sagen die Teilnahme an der Antirassismuskonferenz ab, weil dort ein Mann namens Ahmadinedschad sprechen will und man Poebeleien gegen Israel befuerchtet. Keine Frage, Ahmadinedschad redet sehr wirres Zeug, aber meint man denn wirklich, diesen Menschen beschaedigen zu koennen, wenn man sich der Konfrontation mit ihm entzieht? Seine Befuerworter kommen alle und so wird diese Ahmadinedschad Show zum riesen Erfolg fuer ihn. Niemand macht den Mund auf gegen ihn, jedenfalls nicht im direkten Aufeinandertreffen.

Aber wie kommt denn das? Hat man Angst, dass man keine Argumente gegen die des Herrn Ahmadinedschad hat? Wenn Ahmadinedschad sagt, der Iran wolle die Atomenergie zivil nutzen und die westliche Welt sagt, nein, er wolle eine Atombombe bauen um Israel platt zu machen, dann ist das in erster Linie mal Aussage gegen Aussage. Niemand hat irgendeinen Beweis, dass der Iran die Bombe haben moechte. Das sind alles Mutmassungen, nicht mehr. Und selbst wenn der Iran offen sagen wuerde, dass er gerne eine Atombombe haette, dann gaebe es auch keine Argumente dagegen, denn wie will man dem Iran verbieten, was Israel haben darf? Und warum wird gegen den Iran mobilisiert, aber nicht gegen Pakistan? Was macht eine Militaerregierung wie die in Pakistan ungefaehrlicher als einen Mahmud Ahmadinedschad?

Mich wuerd mal eure Meinung interessieren. Kann mir hier jemand nahebringen, mit welchem Recht die westliche Welt so arrogant sein kann und dem Iran verbieten moechte, was sie Israel zugesteht? Klar, Israel fuehlt sich vom Iran bedroht, was ich auch durchaus verstehen kann, aber auch der Iran fuehlt sich bedroht und zwar von den bereits existenten Atomwaffen im Arsenal der israelischen Armee und wenn ein Aussenminister Lieberman dann auch noch rumposaunt, dass man durchaus bereit ist, einen Praeventionsschlag gegen den Iran zu fahren, dann kann man dem Iran erstrecht nicht veruebeln, nach der Bombe zu streben, was allerdings ja nicht mal bewiesen ist, dass der Iran danach ueberhaupt strebt.
Titel: Re: Der Iran und sein Praesident
Beitrag von: Dalai_Wese am 20 April 2009, 23:54:56
Waaah, ein wenig mehr Hintergrundwissen hätte den Thread erspart.

...aber meint man denn wirklich, diesen Menschen beschaedigen zu koennen, wenn man sich der Konfrontation mit ihm entzieht? Seine Befuerworter kommen alle und so wird diese Ahmadinedschad Show zum riesen Erfolg fuer ihn. Niemand macht den Mund auf gegen ihn, jedenfalls nicht im direkten Aufeinandertreffen.

1. Es waren z.B. Großbritannien und Frankreich da.
2. Ahmadinedschad hat zwar Medienpräsenz, aber noch lange keinen Erfolg!
3. Viele Punkte waren im Vorfeld geändert worden, so dass die ganze Veranstaltung eh nur eine Farce ist.

Aber wie kommt denn das? Hat man Angst, dass man keine Argumente gegen die des Herrn Ahmadinedschad hat? Wenn Ahmadinedschad sagt, der Iran wolle die Atomenergie zivil nutzen und die westliche Welt sagt, nein, er wolle eine Atombombe bauen um Israel platt zu machen, dann ist das in erster Linie mal Aussage gegen Aussage. Niemand hat irgendeinen Beweis, dass der Iran die Bombe haben moechte. Das sind alles Mutmassungen, nicht mehr. Und selbst wenn der Iran offen sagen wuerde, dass er gerne eine Atombombe haette, dann gaebe es auch keine Argumente dagegen, denn wie will man dem Iran verbieten, was Israel haben darf?

1. Zitat Putin: "Wenn ich an Stelle der USA wäre, ich hätte welche gefunden!" (Anm. d. Red.: die Massenvernichtungswaffen im Irak)
2. Israel ist Verbündeter des Westens, der Iran nicht.
3. Laut Obama wird ja sogar eine atomwaffenfreie Welt in ferner Zukunft angestrebt.

Und warum wird gegen den Iran mobilisiert, aber nicht gegen Pakistan? Was macht eine Militaerregierung wie die in Pakistan ungefaehrlicher als einen Mahmud Ahmadinedschad?

1. Pakistan ist Verbündeter des Westens im Kampf gegen den Terrorismus, der Iran nicht.
2. Pakistan hat bereits Atomwaffen, der Zug ist also abgefahren.
3. Zwar geht in Pakistan nix ohne das Militär, trotzdem ist es keine richtige Militärjunta, sondern es gibt Ansätze zur Demokratie. Musharraf ist bekanntlich letztes Jahr zurückgetreten.

Mich wuerd mal eure Meinung interessieren. Kann mir hier jemand nahebringen, mit welchem Recht die westliche Welt so arrogant sein kann und dem Iran verbieten moechte, was sie Israel zugesteht? Klar, Israel fuehlt sich vom Iran bedroht, was ich auch durchaus verstehen kann, aber auch der Iran fuehlt sich bedroht und zwar von den bereits existenten Atomwaffen im Arsenal der israelischen Armee und wenn ein Aussenminister Lieberman dann auch noch rumposaunt, dass man durchaus bereit ist, einen Praeventionsschlag gegen den Iran zu fahren, dann kann man dem Iran erstrecht nicht veruebeln, nach der Bombe zu streben, was allerdings ja nicht mal bewiesen ist, dass der Iran danach ueberhaupt strebt.

1. Was für ein Müll! Wenn einer Scheiße hat, soll der andere es erst Recht haben? Cool, dann könnte man ja gleich Waffen an gestörte Amokläufer aushändigen oder sie wenigstens offen in der elterlichen Bude liegen lassen.
2. Der Iran will selbst eine gewichtige Rolle in der Region spielen, vor allem für die Schiiten. Das geht nicht, wenn die umliegenden Länder vom Westen kontrolliert werden. Die Atomwaffen Israels spielen eher eine sehr untergeordnete Rolle. Herr A. will Israel ganz wegradieren. Dafür gönnt er sich kleine Spielchen mit der Hisbollah.
3. Lieberman ist selbst Rassist. Einen Präventionsschlag würde es dennoch geben und der wurde wohl auch bereits bei Kreta geübt. Gab es bereits letztes Jahrhundert Anfang der 80er gegen Saddam mit der Bombardierung der halbfertigen Atommeiler von Osirak (übrigens fleißig von den Europäern beliefert). Das käme den USA sicher auch gelegen, wenn Israel die Drecksarbeit erledigt und man selbst die Entspannungspolitik fortsetzen kann. Auch das wäre nichts Neues, das gab es auch schon mit Ägypten.
4. Herr A. ist ziemlich sicher nicht ganz dicht im Kopf. Er ist also unberechenbarer als Israel, das letztlich nicht weiter gehen kann, als es die USA erlauben. Jedenfalls nicht erheblich weiter. Die Regierung dort wird entweder zerfallen oder sich dem internationalen Druck beugen und gemäßigtere Töne erklingen lassen müssen.
5. Wirklich schlagkräftige Resolutionen des UN-Sicherheitsrates gegen den Iran werden derzeit von Russland und China blockiert. Warum? Weil vor allem Russland gerne verdienen will, indem es Atomtechnik weiter verkaufen kann. Mal ganz abgsehen von dem historisch bedingten Interesse Russlands am Iran bzw. dem Anspruch auf eine gewisse Einflusssphäre. U.a. das hat zur Folge, dass Herr A. relativ folgenlos immer wieder solche Auftritte haben kann.

So, genug Gehalt für heute. Ist ja meistens eh zwecklos.
Titel: Re: Der Iran und sein Praesident
Beitrag von: messie am 21 April 2009, 12:51:12
An und für sich sollte jedes Land, bei dem man vermutet dass es Atomwaffen bauen möchte, geschnitten und so gut es eben geht dabei gestoppt werden, egal ob es Iran heißt oder nicht.
Bei den Ländern die bereits Atomwaffen haben, ist die Angelegenheit deutlich schwieriger. Denn was geschieht denn bitte, wenn dieses Land sich unter Druck gesetzt fühlt und seine Atomwaffen loswird, indem es sie eben einfach mal auf das Land wirft, das sie eh ausradieren wollen? - Aus diesem Grund muss man mit diesen Ländern um einiges vorsichtiger umgehen als bei jenen, die sie noch nicht haben.
Das ist auch sicher der Grund, weswegen A. welche haben will: Man kann ihm dann bei seinen Plänen nicht mehr so gut in die Suppe spucken, wenn er dann welche haben sollte. Schließlich schwebt das Damoklesschwert eines Atombombenabwurfes über Israel dann ständig über den Bemühungen des Westens.

Was den Boykott der Konferenz angeht, finde ich es aber ebenso beknackt, was da die Boykottierenden zuvor getan haben.
Hey, es ging da um Antirassismus. Ein wichtiges Thema, auch heute noch, obwohl die Apartheid in Südafrika nicht mehr existiert. Ein Thema bei dem vor allem die Industriestaaten in der Pflicht sind, als Geldgeber vieler Staaten in denen Rassismus noch herrscht, zu intervenieren. Dazu war diese Konferenz eigentlich auch gedacht, Wege zu finden, um den Antirassismus weltweit einzudämmen.

Nun war also klar, dass A. eine Rede halten würde, von der zu erwarten war, dass er antirassistische (aus Sicht des Westens) Sprüche abliefern würde.
Also wird bereits im Vorweg abgesagt - ohne zu wissen, ob er es überhaupt sagt. öhmm ... hallloooo?
Seit wann bokyottiert man denn bitte etwas, nur weil etwas eintreten könnte?
Die boykottierenden Staaten hätten sich genau so verhalten sollen, wie es jene vor Ort taten: Die Rede abwarten und dann, wenn er es tatsächlich sagt, den Raum verlassen. Oder, noch besser, ihn vor Ort klar zur Rede stellen, ihn mit scharfen, direkten Fragen in die Mangel nehmen.

So aber hat A. doch genau das erreicht was er wollte: Er hat unbehelligt seine Rede gehalten, schönes Werbematerial für seine Landsleute zuhause, von denen viele genug genauso denken wie er. Die werden sagen "ha, er hat es dem bösen Westen mal wieder gezeigt!" - und das ohne jeglichen verbalen Widerspruch der anderen vor Ort. Die verließen also den Raum oder kamen erst gar nicht. Jo, klasse, so kann man sich auch vor Konfrontation drücken.  ::)
Titel: Re: Der Iran und sein Praesident
Beitrag von: olli am 21 April 2009, 14:16:38
dass deutschland und andere länder einer konferenz der vereinte nationen fernbleiben:
geht definitiv gar nicht. in welchen zeiten leben wir denn? das ist zumindest ähnlich spaltend wie ein stänkernder iranischer chefeinpeitscher.

dass ahmadinedjihad gegen israel polemisiert:
traurig, schade - ja. aber auch aus mehreren gründen nachvollziehbar.

dass auf die ahmadischen verbalen attacken mit dem auszug der gladiatoren aus dem sitzungssaal* reagiert wird:
peinlich. wofür werden solche politiker eigentlich bezahlt? fürs finger-in-die-ohren-stecken und lalala-singen? dann setzt man sich mit solchen anfeindungen verdammt noch mal auseinander! mensch!!

*da fällt mir nachtragend noch dazu ein: das hat schon fast was von antiautoritärer erziehung. sprich: vergebliche liebesmühe, nur ohne liebe und ohne mühe.
Titel: Re: Der Iran und sein Praesident
Beitrag von: Chefin der Nachtwache am 21 April 2009, 14:34:36
Zitat
Dazu war diese Konferenz eigentlich auch gedacht, Wege zu finden, um den Antirassismus weltweit einzudämmen.

Du meinst wohl, Wege zu finden, um den Rassismus einzudämmen?

Ich muss mich da meinen Vorrednern anschließen. Ich empfinde die Gefahr, die von Atomwaffenbesitzenden Ländern ausgeht als sehr massiv. Auf mich wirken Länder wie Nordkorea wie kleine Kinder, die drohen, mit einem Eimer Wasser die Sandburgen der anderen Kinder kaputt zu machen, wenn sie nicht mitspielen dürfen. Merkwürdiger Vergleich, ich weiss, aber irgendwie fand ich ihn auch treffend.  ;)

Nichts desto trotz hat sich unsere Regierung mit dem Rückzug aus der Konferenz der Verantwortung entzogen. Das ist Fakt.
Titel: Re: Der Iran und sein Praesident
Beitrag von: messie am 21 April 2009, 15:27:38
Zitat
Du meinst wohl, Wege zu finden, um den Rassismus einzudämmen?

*lach* klar, so herum meinte ich es. Da hatte ich mich ein wenig in meinen eigenen Worten verhaspelt.  :D
Titel: Re: Der Iran und sein Praesident
Beitrag von: Dubliner am 21 April 2009, 19:23:50
Ich halte den iranischen Praesidenten auch fuer eine immense Gefahr fuer den Weltfrieden, aber ich komme nicht umhin, ihm in einigen Dingen zuzustimmen. Es gab vor Kurzem ein Interview im Spiegel. Da hat er immer wieder betont, dass die Forderungen des Westens den Iran nicht auf Augenhoehe lassen. Es gibt immer nur Forderungen des Westens, nie Eingestaendnisse. Damit hat er recht. Der Westen ist unfassbar arrogant, da er mit dem Iran umgeht wie mit einem dummen Jungen. Die USA hat den Irak gegen den Iran unterstuetzt. Die USA haben die Verbindungen zum Iran abgebrochen und nicht andersrum. Ahmadinedschad findet, dass die USA jetzt dran sind, sich dem Iran wieder zu naehern, nicht andersrum und auch damit hat er recht. Der Iran hat nie Beziehungen abgebrochen, warum sollte er jetzt um eine Wiederaufnahme betteln?

Man kann nur mit dem Iran diskutieren, wenn das auf absoluter Augenhoehe passiert. Der Iran muss sich nicht hinter den USA verstecken, vielleicht militaerisch, aber sicher nicht kulturell. Die Iraner sind ein stolzes Volk, die Perser haben die halbe Welt erobert und schaut euch mal die Stadt Isfahan an (zumindest auf Bildern), da kriegt ihr die aufgerissenen Augen gar nicht wieder zu vor lauter Kultur. Die Iraner muessen sich von den USA ueberhaupt nichts sagen lassen und auch von Europa nicht.

Ahmadinedschad hat auch gesagt, dass Europa den Iran gar nicht unterstuetzen oder zumindest mit ihm diskutieren darf, weil Europa unter dem Druck der USA und Israel steht. Auch da hat er wohl recht.

Fazit: Warum zum Teufel sollte der Iran auf sein festgeschriebenes Recht auf zivile Nutzung von Atomenergie verzichten. Weil die USA, Europa und Israel das so wollen? Nicht doch! Es ist dem Iran als UN Mitglied schlicht und einfach gestattet, Atomenergie zivil zu nutzen. Fuer die Vorbereitungen auf den Bau einer Atombombe hat niemand, wirklich niemand auch nur die Spur eines Hinweises und damit muss man den Iran gewaehren lassen. Alles andere ist westliche Arroganz.

Wie anfaenglich betont, ich bin kein Ahmadinedschad Fan, aber ich bin ein Fan von Freiheit und Gleichheit und im Sinne der Gleichheit aller UN Staaten, darf der Iran die Atomenergie zivil nutzen, fertig.

Ansonsten stimme ich mit denen restlos ueberein, die das Fernbleiben diverser Staaten verurteilen. Das ist peinlich. Und wenn man Israel bestehen moechte, was man ja durchaus kann und auch beizeiten (nicht blind) sollte, dann stellt man sich da hin nach dem Beitrag von Ahmad Mahmudinedschad ;-)  und macht den Mund auf und zwingt ihm eine Diskussion auf oder bringt zumindest seinen Unmut zum Ausdruck.
Ach man, Europa und die USA sind so feige, so hoerig der amerikanisch/israelischen Macht, dass es keinen Spass mehr macht, sich politisch irgendwie zu engagieren.
Titel: Re: Der Iran und sein Praesident
Beitrag von: messie am 21 April 2009, 19:43:36
Zitat
Ahmadinedschad findet, dass die USA jetzt dran sind, sich dem Iran wieder zu naehern, nicht andersrum und auch damit hat er recht.

Genau das macht aber ja Obama nun. Er hat dem Iran die Hand gereicht, wenn er dasselbe tut.
Und, auch mal bei Licht betrachtet: Wieso sollten die USA, speziell aber Israel, dem Iran die Hand reichen, wenn A. a) den Holocaust fortwährend leugnet und b) Israel genauso fortwährend beleidigt? Das macht doch genau so wenig einen Sinn.
Da müssen Zugeständnisse von beiden Seiten her. Ansonsten ist ein diplomatischer Umgang miteinander schlicht nicht möglich.

Zitat
Fazit: Warum zum Teufel sollte der Iran auf sein festgeschriebenes Recht auf zivile Nutzung von Atomenergie verzichten.

Gut, die Medien hierzulande berichten sicher auch ein wenig einseitig. Dennoch dringt in ihnen durch, dass mehr atomfähiges Material (wie auch immer man das wissenschaftlich korrekt ausdrückt) herstellt wird als dieses eine Kraftwerk benötigen würde. Sollte dies bewiesen werden, dann ist das Misstrauen, ob es nur um zivile Nutzung von Atomenergie geht, ja wohl berechtigt.
Titel: Re: Der Iran und sein Praesident
Beitrag von: olli am 21 April 2009, 19:43:43
einigen wir uns darauf, dass keiner so richtig recht hat. und dass man für eine friedliche welt ALLE menschen ins meer treiben müsste :)

(ich komm mir schon vor wie der messie...)
Titel: Re: Der Iran und sein Praesident
Beitrag von: Dalai_Wese am 21 April 2009, 20:33:59
Es gibt immer nur Forderungen des Westens, nie Eingestaendnisse. Damit hat er recht. Der Westen ist unfassbar arrogant, da er mit dem Iran umgeht wie mit einem dummen Jungen. Die USA hat den Irak gegen den Iran unterstuetzt. Die USA haben die Verbindungen zum Iran abgebrochen und nicht andersrum. Ahmadinedschad findet, dass die USA jetzt dran sind, sich dem Iran wieder zu naehern, nicht andersrum und auch damit hat er recht. Der Iran hat nie Beziehungen abgebrochen, warum sollte er jetzt um eine Wiederaufnahme betteln?

Die Iraner sind noch sauer, weil die Amis den Schah eingesetzt haben. Der wurde dann vertrieben und die Islamische Republik wurde ausgerufen. Ein hausgemachtes Problem. Es gab da neulich mal eine gute Doku auf Arte, wo das iranische Ablehnungsgefühl gegenüber dem Westen sehr schön gezeigt wurde. Übrigens ist mittlerweile ein erheblicher Teil der iranischen Bevölkerung unter 30. Und die Jugendlichen und Heranwachsenden haben gar keinen Bock mehr auf das Mullahgeschwafel. Die haben Lust, wie wir auf Parties zu gehen, Fußball zu spielen oder einfach nur mit ihrer Freundin öffentlich zu knutschen, etc. Mit den ganzen religiösen Führern haben die wenig am Hut. Es kann also gut sein, dass sich das Problem auch innenpolitisch löst, wenn da mal die Studenten in Aufruhr geraten.

Ansonsten sind mir (insgesamt) einfach zuviele vermutlich auf Halbwissen basierende Halbwahrheiten dabei (bei manchen mangels Gehalt nichtmal das), die maximal der (schlechten) Tagespresse entstammen können. Denn die USA haben gleichzeitig heimlich den Iran mit Waffen im Krieg gegen den Irak beliefert. Mit dem Geld haben sie dann die Contras in Nicaragua unterstützt. Und dann haben sich praktisch zwei Parteien mit amerikanischen Waffen im Stellungskrieg traktiert. Die Amis hatten die Kohle, zwei Staaten waren beschäftigt und schöne amerikanische Waffen wurden auch noch getestet.

Ahmadinedschad hat auch gesagt, dass Europa den Iran gar nicht unterstuetzen oder zumindest mit ihm diskutieren darf, weil Europa unter dem Druck der USA und Israel steht. Auch da hat er wohl recht.

Naja, Europa hat schon eigene Interessen, ist aber natürlich auch mit den USA verbündet. Zwar kann ich Unmut verstehen, aber hörig ist Europa den USA seit Bush nun wirklich nicht mehr. Und ganz sicher findet Europa den Herrn A. selbst nicht so toll und ganz ehrlich: das ist nicht verwunderlich, so wie der sich aufführt. Zwar mag man A. gewisse Punkte in seiner Kritik zugestehen, aber wer sie so dämlich verpackt, der darf sich nicht wundern, wenn das keiner hören will. Und da ist es allemal berechtigt, wenn die Delegierten den Saal verlassen! Man muss sich nicht jeden Scheiß anhören und im Übrigen schon gar nicht auf so einem Niveau diskutieren. Mal ganz abgesehen davon, ist das Verlassen des Saals auch eine Möglichkeit, seine Ablehnung kundzutun. Ok, der Westen ist arrogant, das stimmt in gewissem Maß schon, aber eigentlich steckt dahinter nur das Streben, sich einen Vorteil in der Machtposition zu sichern. Das Gleiche betreibt man auch mit Nordkorea. Glaubst Du auch, dass die nun einen Satelliten im All haben???

...aber ich bin ein Fan von Freiheit und Gleichheit und im Sinne der Gleichheit aller UN Staaten, darf der Iran die Atomenergie zivil nutzen, fertig.

Jau! So Menschenrechte oder sowas in den Staaten interessieren Dich nicht, oder was? Alle Achtung, aber vor solchen Geisteshaltungen darf man mehr Angst haben, als über Spielchen mit A-Waffen. Die Zeit der großen Bombe ist eh vorbei, wenn dann kommen noch "Mini-Nukes", schmutzige Bomben oder Uranmunition zum Einsatz. Auch nicht dufte, aber besser, als der Supergau. Und nein, ich finde das gar nicht toll.

Und mal etwas allgemeiner: Dem Misstrauen ist eigentlich immanent, dass es keine Beweise gibt oder dass man glaubt, sie seien falsch. Eine Portion gesundes Misstrauen finde ich bei dem iranischen Verhalten in Ordnung, vor allem, wenn man die Querverbindungen zur Hisbollah und zu Syrien, gepaart mit den Äußerungen aus dem Iran selbst betrachtet. So naiv, wie einige hier schreiben, das geht einfach mal gar nicht. Vor allem nicht mit so wenig Wissen, wobei das die Naivität ja z.T. ausmacht. Abwarten, abwarten, abwarten...ups, da haben sie die Bombe, und nun?

Und zum Fernbleiben: Es lag definitiv auch an anderen Gründen. Man muss sich nur mal die Kritik am geplanten Schlusspapier im Vorfeld ansehen. Wer dann da nix mehr erwartet und sich die Anreise- und Verpflegungskosten spart, den kann man ja sogar ein wenig verstehen. Gut, von mir aus hätte Deutschland jemanden hinschicken können, aber wäre der dann aus dem Saal gegangen, dann wäre das absolut berechtigt gewesen! Man hätte natürlich auch pöbeln können, oder wie in einigen Parlamenten üblich, die Fäuste schwingen lassen können. Aber mal ehrlich: Herr A. muss mal akzeptieren, dass er so nicht weit kommt. Man kann Israel auch ganz anderes kritisieren und auch die dort vorhandenen Apartheidselemente in Staatsstruktur und Rechtssystem und den dortigen Rassismus.
Und nochwas: A. hat übrigens einen Europäer getroffen, nämlich den Gastgeber und Schweizer Bundespräsidenten Merz! Nur vom Händedruck durften keine Fotos gemacht werden.

einigen wir uns darauf, dass keiner so richtig recht hat. und dass man für eine friedliche welt ALLE menschen ins meer treiben müsste :)

Herr A. aus T. im I.: "Die Juden aber zuerst!"  ;D
Titel: Re: Der Iran und sein Praesident
Beitrag von: Eisbär am 21 April 2009, 22:10:23
Läßt der Iran denn zu, daß die internationale Aufsichtsbehöre im Bereich Kernenergie deren Anlagen, Pläne usw.usf. kntrolliert und begutachtet?
Dann könnte man denen ja auch glauben schenlken, daß sie keine Bombe bauen wollen.
Titel: Re: Der Iran und sein Praesident
Beitrag von: Dalai_Wese am 21 April 2009, 22:32:33
Läßt der Iran denn zu, daß die internationale Aufsichtsbehöre im Bereich Kernenergie deren Anlagen, Pläne usw.usf. kontrolliert und begutachtet?

Nö, ein weiterer wichtiger Punkt. Sie lehnen die Ratifizierung des Zusatzprotokolls zum Atomwaffensperrvertrag bislang ab (unterschrieben ist es), welches es der IAEO erlaubt, unangemeldete Kontrollen an Atommeilern durchzuführen. Die fehlende Ratifizierung ist jetzt allerdings in der Staatenpraxis auch nicht so ungewöhnlich. Dennoch ist es im Kontext durchaus ein Punkt, wo man Misstrauen haben darf. Außerdem haben sie ab und zu mal gedroht, den Atomwaffensperrvertrag ganz zu verlassen.

Und noch eine wichtige Info: Israel ist nichtmal Mitglied des Atomwaffensperrvertrages! Genauso nicht die Streithähne Indien und Pakistan und, wen wundert's, Nordkorea.
Titel: Re: Der Iran und sein Praesident
Beitrag von: messie am 21 April 2009, 22:37:33
Zitat
Und zum Fernbleiben: Es lag definitiv auch an anderen Gründen. Man muss sich nur mal die Kritik am geplanten Schlusspapier im Vorfeld ansehen. Wer dann da nix mehr erwartet und sich die Anreise- und Verpflegungskosten spart, den kann man ja sogar ein wenig verstehen.

Ansonsten stimme ich dir ja zu, Dalai, aber da bin ich definitiv der Meinung, dass sie gefälligst ihre Arbeit machen sollen!
Wer fernbleibt, kann auch an dem Schlusspapier nichts ändern. Deutschland hat es getan, also musste die Kröte jetzt auch geschluckt werden, dass das Schlusspapier so vage blieb.
Steinmeier hat sich (vielleicht auch aus Wahlkampfgründen?) vor den diplomatischen Problemen, die er vor Ort vorgefunden hätte, einfach gedrückt. Kein gutes Zeugnis, das man ihm hier ausstellen kann.
Titel: Re: Der Iran und sein Praesident
Beitrag von: Eisbär am 21 April 2009, 23:35:06
Manchmal ist es besser, keine Energien auf Dinge zu verschwenden, die man eh nicht ändern kann.
Titel: Re: Der Iran und sein Praesident
Beitrag von: Goat93 am 24 April 2009, 15:47:43
In den USA ist es nicht gerade verboten, den Holocaust zu leugnen. Wieso sollten sie den Iran nicht die Hand
reichen, sie wollen schließlich auch Frieden mit dem Iran. Ich kann den Iranischen Präsidenten in einigen
Sachen schon verstehen, besonders weil die Moralischen Kapazitäten desöfteren wiedersrpüchlich und
unmoralisch sind und es im Endeffekt nur auf Materielle Macht hinausläuft, die eben keiner so gern aufgibt.

Diese ganzen Anti Rassismus Sachen sind meines Erachtens überflüssige Zeitverschwendung, den
Rassismus bekommt man nicht so ohne weiteres aus der Gesellschaft heraus, unsere Gesellschaft
ist durch und durch Rassistisch und das trotz (oder gerade?) den ganzen bestreben , es so Liberal
wie nur Möglich zu machen.
Titel: Re: Der Iran und sein Praesident
Beitrag von: Dalai_Wese am 13 Juni 2009, 13:19:23
Im Iran geht es derzeit im Anschluss an die Wahl zur Sache! Offenbar inklusive einiger Scharmützel mit der Polizei.

Ahmandinedschad hat die Wahl (http://www.tagesschau.de/ausland/wahliran118.html) "offiziell" deutlich vor Mussawi gewonnen, der für Reformen steht. Letzterer wirft Wahlmanipulation vor und wird auch nicht einlenken, sondern geht auf Konfrontationskurs.
Vor dem Hintergrund, dass die vorherige Wahl von der jungen Generation unter 30 boykottiert wurde und diese dieses Mal zur Wahl ging und eher für Reformen steht, ist das Wahlergebnis äußerst unwahrscheinlich. Da hat der Wächterrat wohl mal wieder seien Finger im Spiel.
Titel: Re: Der Iran und sein Praesident
Beitrag von: Sapor Vitae am 13 Juni 2009, 19:06:05
Ich denke schon, dass Ahmadinedschad die Wahl tatsächlich gewonnen haben könnte, aber ob so deutlich, wie die angegeben Resultate, steht m.M.n. zu bezweifeln. Die Berichte der letzten Tage, die ich verfolgt habe, haben vor allem das politische Klima in Teheran und anderen Grosstädten gezeigt, das sehr Mussawi-freundlich war, wie es aber auf dem Land aussieht, bzw. aussah weiss ich nicht. Möglich, dass dort ganz andere Einstellungen herrschen und daher in den Städten wie es die NZZ ausdrückt, "der Wunsch der Vater der Prognosen war."

Ich hoffe nur sehr, dass den Leuten, die nicht für Ahmadi. gestimmt haben bzw. jetzt gegen seinen Sieg auf die Strasse gehen, nicht ein Strick daraus gedreht wird. Vorgehen von Polizei, Ordnungshütern, Abschalten der Handynetze etc. sprechen aber nicht gerade für sich.  :-\
Titel: Re: Der Iran und sein Praesident
Beitrag von: messie am 13 Juni 2009, 20:52:04
Es kann angehen, dass A. tatsächlich gewonnen hat.
Parallelen zur Wahl von George Bush Junior tun sich da auf: George W. hat seine Wiederwahl damals ebenfalls nicht in den Städten, sondern auf dem Land gewonnen, also dort, wo konservative Kräfte das Sagen haben. Jene werden auch im Iran sehr stark sein.
Dürfen im Iran eigentlich Frauen wählen? Wenn ja, dann dürften das auf dem Land die Herren der Schöpfung sicher wirkungsvoll zu verhindern gewusst haben - und natürlich selbst A. gewählt, denn so laufen sie nicht Gefahr, dass sich an der alten Ordnung , für die A. steht, etwas ändern könnte.
Titel: Re: Der Iran und sein Praesident
Beitrag von: colourize am 13 Juni 2009, 21:14:17
Eigentlich egal. Mussawi wäre auch nicht der gewesen, als den man ihn in den westlichen Medien hochjubelt. Der Typ war ja schonmal Premierminister unter Ayatollah Khomeini und in dieser Zeit nicht gerade ein "Reformer". Seine Selbstbezeichnung als "gemäßigter Fundamentalist" spricht da Bände. So hatte er z.B. überhaupt keine Probleme damit, Kindersoldaten in den Iran-Irak-Krieg zu schicken oder die Hisbollah im Libanon zu unterstützen, weil nur so Israel von der Landkarte radiert werden könne.
Nur soviel: Im Gottesstaat Iran darf niemand für Wahlen kandidieren, der irgendwie die Macht der Mullahs in Frage stellt. Daher wird es ohne Revolution dort auch keine Reformen geben.
Titel: Re: Der Iran und sein Praesident
Beitrag von: messie am 13 Juni 2009, 21:44:37
Es stimmt schon, das ist keine Wahl zwischen Gut und Böse, eher eine zwischen Verrückt und nicht ganz so Verrückt.
Nicht ganz so verrückt ist zumindest etwas berechenbarer ...
Titel: Re: Der Iran und sein Praesident
Beitrag von: Dalai_Wese am 13 Juni 2009, 22:01:52
Naja, also Mussawi ist sicher für das Atomprogramm, wie übrigens alle Bewerber. Das ist ein nationales Prestigeprojekt.
Dennoch muss man sagen, dass er zusammen mit seiner Frau in seinem Wahlkampf erhebliche Verbesserungen z.B. bei den Rechten der Frauen vorgesehen hatte (die dort übrigens natürlich wählen dürfen). Es gibt mitunter und gerade vor ein paar Tagen gute Dokus über den Iran auf arte oder 3Sat. Da merkt man dann auch, dass der Westen durchaus ein z.T. verzerrtes Bild von der iranischen Gesellschaft hat. Ich gebe durchaus zu, überrrascht gewesen zu sein, dass dort über 60 % Frauenanteil an den Unis sind! Wer erwähnt sowas hier schon?
Na gut, Kehrseite der Medaille ist, dass über 50 % aller weiblichen Hochschulabsolventen arbeitslos sind, weil es in der Gesellschaft schlicht noch keine Arbeitsplätze gibt, die für solche qualifizierten Frauen vorgesehen sind. Viel zu tun gibt es in jedem Fall.

Aber zurück zur Wahl: Klar hat Ahmadinedschad die Landbevölkerung in Wesentlichen hinter sich. Wenn man aber sieht, wie klar Anhänger der Reformbewegung bei den Wahlen behindert wurden, dann könnte das "Ergebnis" zwar vielleicht sogar einigermaßen stimmen. Demokratisch ist dennoch etwas anderes. Das merkt man auch schon daran, dass alle Bewerber vom Wächterrat zugelassen werden müssen. Wirkliche Reformkräfte werden da aber schlicht und ergreifend nicht zugelassen, so dass sie nichtmal zur Wahl stehen.
Eine Revolution der jungen Generation hätte was (wenn auch nur im begrenzten Rahmen), immerhin ist der Mut da langsam gestiegen und vielleicht entwickelt sich eine Massendynamik, wenn sie sehen, dass Mussawi nicht einknickt. Natürlich bleibt abzuwarten, inwieweit das Regime mit Repressionen agiert, aber ich glaube, wenn sich dort etwas entwickelt gegen die Oligarchie der Methusalems, dann wird das noch verdammt spannend.
Titel: Re: Der Iran und sein Praesident
Beitrag von: messie am 13 Juni 2009, 23:05:10
Na, dass unser Verständnis von "Demokratie" ein anderes ist als andernorts, das macht ja auch immer die Berichterstattung klar. Man geht hierzulande bei solchen Wahlergebnissen schon beinahe von Wahlmanipulationen aus! Das ist das, was hier zuerst gezeigt wird, vor der Ansprache von A.
Das alleine zeigt ja schon, wo der Wunsch der Medien hierzulande hängt. "Objektive Berichterstattung" ist da auch etwas anderes. Sie wird "unserem" Demokratieverständnis angepasst.

Da stellt sich dann natürlich auch die Frage: Wie viel ist das System einer Demokratie wert, wenn davon ausgegangen wird, dass Wahlergebnisse auf jeden Fall gefälscht sein werden? In meinen Augen nicht die Bohne.
Ist denn da das gute alte System der Diktatur, das einen Wechsel der Macht durch Putsche oder Revolution erreicht, im Vergleich zu so einer Demokratie, wirklich so viel schlechter?
Titel: Re: Der Iran und sein Praesident
Beitrag von: Eisbär am 14 Juni 2009, 00:27:57
Ist denn da das gute alte System der Diktatur, das einen Wechsel der Macht durch Putsche oder Revolution erreicht, im Vergleich zu so einer Demokratie, wirklich so viel schlechter?
Ja.
Titel: Re: Der Iran und sein Praesident
Beitrag von: messie am 14 Juni 2009, 13:00:19
Ist denn da das gute alte System der Diktatur, das einen Wechsel der Macht durch Putsche oder Revolution erreicht, im Vergleich zu so einer Demokratie, wirklich so viel schlechter?
Ja.

Was bewegt dich dazu?
Wenn du beispielsweise an Kuba denkst: Formal eine Demokratie, ist es ja doch eine Diktatur. Und trotz Handelsembargos der westlichen Länder geht es dem Land ausgezeichnet, sowohl wirtschaftlich als auch von der Lebenserwartung her. Im Vergleich dazu der Iran, der keinem Handelsembargo unterliegt, eine enorm hohe Arbeitslosigkeit hat trotz reicher Erdöl- und Erdgasvorkommen, Kinderarbeit und gerade mal die Hälfte an Wachstumsraten im Vergleich zu Kuba hat.

Eine Diktatur lässt sich mit einer Demokratie nicht wirklich vergleichen. Wenn ich aber eine Diktatur, bei der der Diktator im Wohle des Landes handelt und eine Demokratie, in der die Partei die an der Macht ist nur ihr Eigenwohl im Auge hat, vergleiche, dann kommt die ach so böse Diktatur plötzlich gar nicht so schlecht bei weg.

Titel: Re: Der Iran und sein Praesident
Beitrag von: Eisbär am 14 Juni 2009, 15:17:33
Was ist das "Wohl des Landes"?

Wenn's danach geht, gibt es genug Diktatoren, die genau dieses Wohl wollten und es ganz schön in die Grütze geritten haben. Gerade in D können wir doch davon ein Liedchen singen.


Einen Diktator der Mist baut, selbst wenn er anfangs mal sich positiv auf das Wohlergehen der Bevölkerung ausgewirkt hat, wird man nicht so leicht wieder los. In einer echten Demokratie muß man egoistische Parteimitglieder, die nur an sich denken, nur über eine mit Sicherheit begrenzte Anzahl an Legislaturperioden ertragen. Kohl z.B. (es sei dahingestellt, ob seine Politik nun positiv oder negativ zu bewerten ist) wurde letztlich dann auch endlich abgewählt, weil seiner einfach überdrüssig geworden war.
Titel: Re: Der Iran und sein Praesident
Beitrag von: colourize am 14 Juni 2009, 15:32:23
Gemeint ist wohl eher eine Pseudo-Demokratie wie im Iran.
Wenn nur wenige Kandidaten überhaupt zur Wahl zugelassen werden, ist die "Demokratie" einfach unehrlich und nicht mehr als bloße Volksverarsche. Bestes Beispiel DDR.
Titel: Re: Der Iran und sein Praesident
Beitrag von: messie am 14 Juni 2009, 15:38:07
Zitat
In einer echten Demokratie

Genau da liegt dann aber der Hund begraben: Viele Demokratien sind halt keine echten Demokratien, sondern werden ordentlich ausgehöhlt und ihr Prinzip unterlaufen.
Bestes Beispiel ist doch derzeit Russland: Eiigentlich ist es ja eine Demokratie, nech? Das stört einen Putin aber herzlich wenig. Kasparow und Co. wissen, wie sich dieses System dort "Demokratie" schimpft.
Eine offizielle Opposition lässt sich überdies von Machthabern leichter kontrollieren als eine des Untergrunds.
Ich behaupte, dass ein Widerstand (bis hin gen Revolution) in einer Diktatur besser formierbar ist in einer "Demokratie", in der der Weg der Opposition offen zu stehen scheint und dadurch die Gegenkräfte deutlich schwächt, weil es dort immer Stimmen geben wird die sagen "hey, machen wir Opposition, vielleicht bringt es ja doch was." Resignative Kräfte sind in dem Fall sehr stark.

Aber wie so oft ist das wiederum rein hypothetisch. Man wird sehen, was aus dem Widerstand im Iran jetzt im Moment wird.
Titel: Re: Der Iran und sein Praesident
Beitrag von: Eisbär am 14 Juni 2009, 15:54:39
Naja...
nur weil Demokratie draufsteht, ist ja nicht unbedingt eine drin. siehe DDR, sie Nordkorea etc.pp.


Aber selbst der Ansatz einer Demokratie wie im Iran ist doch schon ein Schritt weiter als eine vollständige Diktatur (wie in Nordkorea).

Im Iran darfst Du sagen, daß Du den Präsidenten nicht gewählt hast und daß Du seine Arbeit sehr schlecht und falsch findest.

Sag mal in Kuba was schlechtes über Castro!
Titel: Re: Der Iran und sein Praesident
Beitrag von: messie am 15 Juni 2009, 13:27:38
Zitat
Aber selbst der Ansatz einer Demokratie wie im Iran ist doch schon ein Schritt weiter als eine vollständige Diktatur (wie in Nordkorea).

Im Iran darfst Du sagen, daß Du den Präsidenten nicht gewählt hast und daß Du seine Arbeit sehr schlecht und falsch findest.

Problem ist, dass eine Scheindemokratie für die ich das System ich in dem Iran derzeit halte, Widerständlern vorgaukelt, dass sie mit Diplomatie und einer Wahl etwas am System ändern können.
Das sorgt dann dafür, dass sie sich aus dem Untergrund in die Öffentlichkeit begeben. Logisch, sie müssen es ja auch, wollen sie vom Volk gewählt werden.
Was für Auswirkungen das dann hat, sieht man jetzt -leider- live: Der Scheindemokrat aka Diktator A. kennt nun seine Gegner und setzt nun nach der Wahl mit härtesten Mitteln durch, dass er an der Macht bleibt - notfalls auch unter Inkaufnahme von Mord.

So hätte es damals auch in Kuba laufen können. Dazu kam es aber nicht, weil Che, Castro und Konsorten ihren Widerstand erst im Untergrund vorbereiteten, um dann per Putsch an die Macht zu kommen.
Da wurde dann zwar ein Diktator von einem anderen abgelöst, aber es hat dem Land eine Menge gebracht.

Was bringt es einer "Demokratie", wenn man dennoch um sein Leben als Oppositioneller fürchten muss? - Gar nichts.
Da ist es in einer Diktatur einfacher, weil man sich hier als Oppisitioneller nicht zeigen muss, um systemgemäß den bisherigen Machthaber abzulösen.
Titel: Re: Der Iran und sein Praesident
Beitrag von: Dalai_Wese am 15 Juni 2009, 21:27:18
So wie es aussieht, wird das Regime den Widerstand nicht mehr niederknüppeln können. Die haben die Schnauze voll! Über eine Million Menschen trotz Verbots bei einer Massendemo.

Die Massendynamik kommt langsam ins Rollen. Offenbar haben 19 Mio. Mussawi gewählt und nur 5 Mio. Ahmadinedschad. Ich gebe letzterem keine Woche mehr! Das gibt Neuwahlen, wenn das Regime jetzt nicht ultrahart vorgeht, was sie sich an sich nicht mehr erlauben können. Die junge Generation ist zu stark und schließlich haben die Iraner den von den Amis eingesetzten Schah auch schon mal zum Teufel geschickt, die wissen also, wie das geht.

Ich bin wirklich sehr gespannt auf die nächsten Tage!
Titel: Re: Der Iran und sein Praesident
Beitrag von: Eisbär am 15 Juni 2009, 22:21:48
So hätte es damals auch in Kuba laufen können. Dazu kam es aber nicht, weil Che, Castro und Konsorten ihren Widerstand erst im Untergrund vorbereiteten, um dann per Putsch an die Macht zu kommen.
Da wurde dann zwar ein Diktator von einem anderen abgelöst, aber es hat dem Land eine Menge gebracht.
Was denn? Massenfluchten nach Florida? Inhaftierung, Folter, Verstümmelungen und Ermordungen von Systemgegnern? Ganz toll!
Titel: Re: Der Iran und sein Praesident
Beitrag von: messie am 15 Juni 2009, 22:28:32
So hätte es damals auch in Kuba laufen können. Dazu kam es aber nicht, weil Che, Castro und Konsorten ihren Widerstand erst im Untergrund vorbereiteten, um dann per Putsch an die Macht zu kommen.
Da wurde dann zwar ein Diktator von einem anderen abgelöst, aber es hat dem Land eine Menge gebracht.
Was denn? Massenfluchten nach Florida? Inhaftierung, Folter, Verstümmelungen und Ermordungen von Systemgegnern? Ganz toll!

Kuba hat trotz des Embargos eine der größten Wirtschaftswachstumraten der gesamten Region und eine durchschnittliche Lebenserwartung von der andere Länder nur träumen können. Es hat eine stabile Währung, und im Vergleich zu Ländern direkt vor der eigenen Tür hält sich die Armut wie Arbeitslosigkeit dort auch in Grenzen.
Und das alles, seitdem Castro dort regiert.

Ich will die Verfolgungen von Systemkritikern dort überhaupt nicht gutheißen! Denke aber, dass die Diktatoren es dort nicht einfach haben an jene heranzukommen, weil aufgrund des Systems diese nicht genötigt sind, sich für die Öffentlichkeit erkennen zu geben zu müssen. Anders als im Iran und vor allem in Russland, wo jene nicht weniger Repressalien ausgesetzt sind. Mit dem Unterschied allerdings, dass da Kuba wirtschaftlich deutlich besser dasteht.
Titel: Re: Der Iran und sein Praesident
Beitrag von: K-Ninchen am 16 Juni 2009, 00:20:31
So wie es aussieht, wird das Regime den Widerstand nicht mehr niederknüppeln können. Die haben die Schnauze voll! Über eine Million Menschen trotz Verbots bei einer Massendemo.

Die Massendynamik kommt langsam ins Rollen. Offenbar haben 19 Mio. Mussawi gewählt und nur 5 Mio. Ahmadinedschad. Ich gebe letzterem keine Woche mehr! Das gibt Neuwahlen, wenn das Regime jetzt nicht ultrahart vorgeht, was sie sich an sich nicht mehr erlauben können. Die junge Generation ist zu stark und schließlich haben die Iraner den von den Amis eingesetzten Schah auch schon mal zum Teufel geschickt, die wissen also, wie das geht.

Ich bin wirklich sehr gespannt auf die nächsten Tage!

Da bist du aber sehr optimistisch! Aber das finde ich gut und hoffe das auch mal. Ahmadinedschad tickt nicht mehr ganz richtig und auch wenn Mussawi jetzt auch nicht gerade ein Extrem-Reformer ist, ist er immer noch besser als Ahmadinedschad.
Titel: Re: Der Iran und sein Praesident
Beitrag von: Inverted am 16 Juni 2009, 01:17:03
So wie es aussieht, wird das Regime den Widerstand nicht mehr niederknüppeln können. Die haben die Schnauze voll! Über eine Million Menschen trotz Verbots bei einer Massendemo.

Die Massendynamik kommt langsam ins Rollen. Offenbar haben 19 Mio. Mussawi gewählt und nur 5 Mio. Ahmadinedschad. Ich gebe letzterem keine Woche mehr! Das gibt Neuwahlen, wenn das Regime jetzt nicht ultrahart vorgeht, was sie sich an sich nicht mehr erlauben können. Die junge Generation ist zu stark und schließlich haben die Iraner den von den Amis eingesetzten Schah auch schon mal zum Teufel geschickt, die wissen also, wie das geht.

Ich bin wirklich sehr gespannt auf die nächsten Tage!

Da bist du aber sehr optimistisch! Aber das finde ich gut und hoffe das auch mal. Ahmadinedschad tickt nicht mehr ganz richtig und auch wenn Mussawi jetzt auch nicht gerade ein Extrem-Reformer ist, ist er immer noch besser als Ahmadinedschad.
Beim Barte des Propheten, was habt Ihr denn bloss alle gegen den sympathischen Irren aus Teheran?

Das bisschen solide Wahlfälschung. Der Gute hat's halt nicht für nötig befunden, ein wenigstens auch nur annähernd realisitisches Ergebnis zu präsentieren, sondern einfach mal richtig fett auf die Kacke gehauen und sich ein paar hübsche Zahlen gegönnt, frei nach dem Motto "Frechheit siegt". Ist doch nur menschlich. Kim Il Gaga hätte die Chance (Massendemonstrationen von Millionen westlicher Agenten!) wahrscheinlich gleich für ein paar oberirdische Atombombentests genutzt. Da muss Ahmadinedschad noch dran arbeiten, bevor man ihn zum ersten offiziellen Stalinhitler des neuen Jahrtausends ausrufen kann.
Titel: Re: Der Iran und sein Praesident
Beitrag von: schwarze Katze am 17 Juni 2009, 22:18:13
Kim Il Gaga hätte die Chance (Massendemonstrationen von Millionen westlicher Agenten!) wahrscheinlich gleich für ein paar oberirdische Atombombentests genutzt. Da muss Ahmadinedschad noch dran arbeiten, bevor man ihn zum ersten offiziellen Stalinhitler des neuen Jahrtausends ausrufen kann.

Naja, Perser sind zum Glück nicht so abgeschottet und rückständig wie die Nordkoreaner und lassen sich nicht alles bieten.

Ich hoffe sehr für sie, dass sie gewinnen, obwohl ehrlich gesagt, befürchte ich, dass diese Aufstand mit einem Blutbad endet, so wie vor 20 Jahren in China
Titel: Re: Der Iran und sein Praesident
Beitrag von: Dalai_Wese am 20 Juni 2009, 15:32:38
Wer übrigens eine wirklich gute Doku über den Iran sehen und sich etwas Hintergrundwissen aneignen will, dem sei folgende ausgezeichnete Dokumentation ans Herz gelegt:

Teil 1 (http://www.youtube.com/watch?v=Ywb9qUXhosI)
Teil 2 (http://www.youtube.com/watch?v=btUAgEUZy64&feature=channel_page)
Teil 3 (http://www.youtube.com/watch?v=pST1xYO6x8Q&feature=channel_page)
Teil 4 (http://www.youtube.com/watch?v=QfBrp5zXjgM&feature=channel_page)
Teil 5 (http://www.youtube.com/watch?v=55cG_-JA2ic&feature=channel_page)

Im Ganzen auch hier (http://doku.cc/2009/02/22/iran-der-wille-zur-grosmacht/) herunterladbar.
Titel: Re: Der Iran und sein Praesident
Beitrag von: CommanderChaos am 27 April 2010, 20:55:15
Ich glaube, hier wird ein neues Feindbild gestrickt. So wie Saddam keine Massenvernichtungswaffeln hatte und in Afghanistan kein Al Quaida zu finden war (dafür jetzt aber Taliban), wird auch Ahmadinedschad sich nicht als Kommunistennazi herausstellen, aber als prima Feindbild, damit das Volk schön einverstanden ist, wenn die amerikanische Weltpolizei wieder mal zur freundschaftlichen Einmarschpflicht ruft. Alles im Namen des Neoliberalismus Weltfriedens, natürlich.
Und wie K-Ninchen schon öfter erwähnte, braucht man dafür nicht einmal eine Rockefeller-Bilderberg-Verschwörung, sondern nur den üblichen Macht- und Gelddrang der Reichen und Mächtigen.
Titel: Re: Der Iran und sein Praesident
Beitrag von: CubistVowel am 28 April 2010, 08:15:41
Massenvernichtungswaffeln

"Quoted for Lulz" als kleine Revanche meinerseits ;D
Titel: Re: Der Iran und sein Praesident
Beitrag von: CommanderChaos am 28 April 2010, 15:49:46
Massenvernichtungswaffeln

"Quoted for Lulz" als kleine Revanche meinerseits ;D
War aber Absicht. :P
Titel: Re: Der Iran und sein Praesident
Beitrag von: Spambot am 28 April 2010, 18:22:39
Ich glaube, hier wird ein neues Feindbild gestrickt. So wie Saddam keine Massenvernichtungswaffeln hatte und in Afghanistan kein Al Quaida zu finden war (dafür jetzt aber Taliban), wird auch Ahmadinedschad sich nicht als Kommunistennazi herausstellen, aber als prima Feindbild, damit das Volk schön einverstanden ist, wenn die amerikanische Weltpolizei wieder mal zur freundschaftlichen Einmarschpflicht ruft. Alles im Namen des Neoliberalismus Weltfriedens, natürlich.
Und wie K-Ninchen schon öfter erwähnte, braucht man dafür nicht einmal eine Rockefeller-Bilderberg-Verschwörung, sondern nur den üblichen Macht- und Gelddrang der Reichen und Mächtigen.

Wenn ein Krieg zwischen den USA und dem Iran bevorstehen würde, gäbe es wesentlich mehr anti-iranische Propaganda (so wie damals vor dem Irak-Krieg). Mehr als ein paar gezielte Luftschläge gegen vermutete Atomwaffenanlagen sind momentan nicht zu erwarten. Die NATO hat zur Zeit auch genug mit der Stabilisierung Afghanistans und Pakistans zu tun.

Ich weiß zwar nicht, was ein Kommunistennazi sein soll, (da sich beide Ideologien nicht integrieren lassen) aber es ist wohl unzweifelhaft, dass man dem iranischen Diktator nicht trauen kann. Seine Drohungen gegenüber Israel und den USA sind nun wirklich sehr eindeutig. Er lehnt ja auch recht offen die Demokratie und einige Menschenrechte ab. Außerdem arbeitet der Iran seit vielen Jahren intensiv an Langstreckenraketen (Shahab 4-6) und hat 2004 Pläne zur Herstellung von Atomwaffen vom Chef des pakistanischen Atomwaffenprogramms erworben. Natürlich nur zur friedlichen Nutzung ;)
Mal ehrlich, Langstreckenraketen+Atomwaffen+durchgeknallter Dikatator = kein positives Ergebnis. Wir können froh sein, dass die Amerikaner den Typen im Auge behalten, da wir Europäer sowas ja nicht auf die Reihe bekommen. Natürlich hat der Irankonflikt Einfluß auf das regionale und globale Machtgefüge - das hat aber jede signifikante politische Handlung.
Was haben denn die "bösen" Reichen im Iran für einen Auftrag?
Was hat der Neoliberalismus (Abkehr vom klassischen Liberalismus nach A. Smith, hin zu einem geregelten Liberalismus) mit dem Irankonflikt zu tun? Du scheinst den Begriff mit "Imperialismus" zu verwechseln. 
Dir ist schon klar, dass die USA damals zusammen mit afghanischen Widerstandskämpfern die Taliban angegriffen haben, um die von den Taliban unterstützte Al-Qaida Terrororganisation in Afghanistan zu bekämpfen? Al-Qaida waren übrigens diejenigen, die 3000 Zivilisten in einem Terrorangriff auf amerikanischen Boden getötet haben. Im Gegensatz zum Irakkrieg gab es also durchaus einen guten Grund für den Einmarsch in Afghanistan. Als Grundlage für antiamerikanische Vorurteile taugt daher deine Taliban-Al-Qaida Aussage nichts.
Titel: Re: Der Iran und sein Praesident
Beitrag von: CommanderChaos am 28 April 2010, 18:39:15
Was haben denn die "bösen" Reichen im Iran für einen Auftrag?
Da gibts jede Menge Öl, was sonst? Und wie im Irak kann man alles, was der Krieg zerstört, hinterher für viel Geld wieder aufbauen.
Zitat
Was hat der Neoliberalismus (Abkehr vom klassischen Liberalismus nach A. Smith, hin zu einem geregelten Liberalismus) mit dem Irankonflikt zu tun? Du scheinst den Begriff mit "Imperialismus" zu verwechseln.
Neoliberalismus, Imperialismus, Kapitalismus.. ich hab aus der Ursachenkette für das, was zur Zeit so abgeht, mal einfach irgendwas rausgepickt.
Zitat
Dir ist schon klar, dass die USA damals zusammen mit afghanischen Widerstandskämpfern die Taliban angegriffen haben, um die von den Taliban unterstützte Al-Qaida Terrororganisation in Afghanistan zu bekämpfen? Al-Qaida waren übrigens diejenigen, die 3000 Zivilisten in einem Terrorangriff auf amerikanischen Boden getötet haben. Im Gegensatz zum Irakkrieg gab es also durchaus einen guten Grund für den Einmarsch in Afghanistan. Als Grundlage für antiamerikanische Vorurteile taugt daher deine Taliban-Al-Qaida Aussage nichts.
Antiamerikanische Vorurteile? Ich hab da was doof formuliert. Nein, es ging mir mehr um Merkels kürzliche Rede, in der sie sagte, dass sobald wir aus Afghanistan abziehen, die Terroristen nach Deutschland kommen. Das ist einfach absurd. Außerdem heißt es, dass dieselben mittlerweile aus Afghanistan in die umgebenden Länder ausgewandert seien (natürlich nicht überprüfbar, aber relativ wahrscheinlich angesichts der Militärpräsenz), weshalb ihre Begründung, wir seien dort, um den Terrorismus in Schach zu halten, irgendwie stinkt.

Und: ich meinte auch nicht, dass ein Krieg direkt bevorsteht, sondern dass möglw. Vorkehrungen getroffen werden, für den Fall, dass es nötig wird, das Volk schnell von einem Krieg zu überzeugen.
Titel: Re: Der Iran und sein Praesident
Beitrag von: Spambot am 28 April 2010, 20:27:47
Das mit dem Krieg für Öl hat sich schon im Irak nicht gelohnt. Wozu dann ein wesentlich größeres Land angreifen? Außerdem dürfte das die amerikanische Öffentlichkeit nicht mitmachen. Obama ist auch nicht Bush.

Ich hab noch gar nicht gemerkt, dass zur Zeit irgendetwas besonderes abgeht. Letztes Jahr gabs mal wieder eine Wirtschaftskrise aber ansonsten hat sich seit Ende des kalten Krieges nichts großartig verändert. Der Kapitalismus hat sich vor 20 Jahren endgültig gegen mißglückte alternative Wirtschaftssysteme weltweit durchgesetzt und in Deutschland gibt es seit 1949 eine relativ erfolgreiche soziale Marktwirtschaft (ähnlich dem eigentlichen Neoliberalismus). Und Imperialismus ist nun wirklich kein besonderes Phänomen unserer Zeit.

Wenn in Afghanistan die Taliban wieder ein Terrorregime aufbauen können, dann wird sich Al-Qaida vom pakistanischen Grenzgebiet zurück nach Afghanistan bewegen, da sie dort keinen Stress mit dem pakistanischen Militär haben und durch die Taliban unterstützt werden. Dort können die dann wieder ungestört Terroristen ausbilden und nach Europa und in die USA schicken. Was stinkt an dieser Logik? Es wäre doch nur eine Wiederholung der Ereignisse die vor dem Fall des Talibanregimes schon einmal stattfanden. Gibt es denn ein alternatives Szenario?
Titel: Re: Der Iran und sein Praesident
Beitrag von: Eisbär am 28 April 2010, 20:33:29
Gibt es denn ein alternatives Szenario?
Mir fällt kein "humanes" ein.
Titel: Re: Der Iran und sein Praesident
Beitrag von: CommanderChaos am 08 Juni 2010, 22:57:44
Hier hat ein kanadischer Politikwissenschaftler mal eine Runde herumanalysiert und kam zu dem Ergebnis: USA planen schon lange einen Krieg gegen Iran und man sucht nur noch die Ausrede, um anzufangen. Aufgrund seltsamer Bündnisse mit China und Russland könnte das den dritten Weltkrieg bewirken.
http://youtu.be/C4p1kD8CZX8

Übertreibt der Mann? Ich hoffe doch!
Titel: Re: Der Iran und sein Praesident
Beitrag von: messie am 08 Juni 2010, 23:23:19
Na, genau wegen solcher Bündnisse wird die USA diesen Krieg sicher noch nicht geführt haben. Ich denke schon, dass die Führung der USA ein großes Interesse dran haben. A. abzusetzen.
Der Mann ist schließlich eine lebende Zeitbombe. Schließlich glaubt er was er da sagt, und das was er sagt, klingt nun wirklich besorgniserregend.

Ob der Iran allerdings wirklich dabei ist eine Atomwaffe zu entwickeln, weiß wahrscheinlich nur irgend ein Geheimbund. Logisch wäre es, weil der Iran so quasi unangreifbar würde, an so etwas hat letztlich ja jeder Staat Interesse, der die USA als Gegner hat ;), kann aber auch gut sein, dass es nur klug gestreute Gerüchte sind um den Westen zu verunsichern, denn je bissiger der Westen gegenüber dem Iran auftritt, desto fester sitzt A. in seinem Sessel.
Unterm Strich geht's Politikern ja doch "nur" darum, ihre Macht zu behalten. ;)
Titel: Re: Der Iran und sein Praesident
Beitrag von: schwarze Katze am 08 Juni 2010, 23:44:21
Hier hat ein kanadischer Politikwissenschaftler mal eine Runde herumanalysiert und kam zu dem Ergebnis: USA planen schon lange einen Krieg gegen Iran und man sucht nur noch die Ausrede, um anzufangen. Aufgrund seltsamer Bündnisse mit China und Russland könnte das den dritten Weltkrieg bewirken.
http://youtu.be/C4p1kD8CZX8

Übertreibt der Mann? Ich hoffe doch!

keine Ahnung ???
Und falls es doch passiert, braucht man sich keine Gedanken mehr um die Krise, Eurostabilität, Arbeitsplatzverlust und Angst vom HARTZ IV machen.
Wir haben es dann hinter uns, endgültig
Titel: Re: Der Iran und sein Praesident
Beitrag von: messie am 09 Juni 2010, 00:28:32
Den Link selbst habe ich übrigens nicht angeklickt. Eine Seite die vorgibt youtube zu sein, es aber nicht ist, ist mir aus Prinzip suspekt. Gibt schließlich genug trojanerverseuchte Seiten, die mit solch einem optischen Ähnlichkeitstrick ihre Opfer einfangen ;)
Titel: Re: Der Iran und sein Praesident
Beitrag von: CommanderChaos am 09 Juni 2010, 07:54:11
Den Link selbst habe ich übrigens nicht angeklickt. Eine Seite die vorgibt youtube zu sein, es aber nicht ist, ist mir aus Prinzip suspekt. Gibt schließlich genug trojanerverseuchte Seiten, die mit solch einem optischen Ähnlichkeitstrick ihre Opfer einfangen ;)
Das IST Youtube.. der TinyURL-Service von Youtube, genauer gesagt. Kannst auch den Code da rauskopieren und hinter das ?v= bei einer anderen Youtube-URL kopieren wenn du mir nicht glaubst.
Titel: Re: Der Iran und sein Praesident
Beitrag von: Lilyanar am 23 Juni 2010, 17:53:52
(...)
Der Mann ist schließlich eine lebende Zeitbombe. Schließlich glaubt er was er da sagt, und das was er sagt, klingt nun wirklich besorgniserregend.
Sehe ich auch so.

Zitat von: messie
Ob der Iran allerdings wirklich dabei ist eine Atomwaffe zu entwickeln, weiß wahrscheinlich nur irgend ein Geheimbund. Logisch wäre es, weil der Iran so quasi unangreifbar würde, an so etwas hat letztlich ja jeder Staat Interesse, der die USA als Gegner hat ;), kann aber auch gut sein, dass es nur klug gestreute Gerüchte sind um den Westen zu verunsichern, denn je bissiger der Westen gegenüber dem Iran auftritt, desto fester sitzt A. in seinem Sessel.
Unterm Strich geht's Politikern ja doch "nur" darum, ihre Macht zu behalten. ;)

Mhm, Verschwörungstheorien haben ja schon immer Konjunktur gehabt, ich weiss nicht recht. Belege sind mir immer am Liebsten. Es ist aber erwiesen, dass der Iran Uran anreichert, hat Ahmadineschad selbst gesagt:
http://www.tagesschau.de/ausland/iran1104.html

Und hier auch noch was zur Urananreicherung:
http://www.zeit.de/online/2008/12/iran-bombe-implosion?page=1

Und zu den Atomwaffen:
http://www.sueddeutsche.de/politik/atomwaffen-iran-entwickelt-atomsprengkopf-1.77101




Titel: Re: Der Iran und sein Praesident
Beitrag von: messie am 23 Juni 2010, 19:34:48
Zitat von: messie
Ob der Iran allerdings wirklich dabei ist eine Atomwaffe zu entwickeln, weiß wahrscheinlich nur irgend ein Geheimbund. Logisch wäre es, weil der Iran so quasi unangreifbar würde, an so etwas hat letztlich ja jeder Staat Interesse, der die USA als Gegner hat ;), kann aber auch gut sein, dass es nur klug gestreute Gerüchte sind um den Westen zu verunsichern, denn je bissiger der Westen gegenüber dem Iran auftritt, desto fester sitzt A. in seinem Sessel.
Unterm Strich geht's Politikern ja doch "nur" darum, ihre Macht zu behalten. ;)

Mhm, Verschwörungstheorien haben ja schon immer Konjunktur gehabt, ich weiss nicht recht. Belege sind mir immer am Liebsten. Es ist aber erwiesen, dass der Iran Uran anreichert, hat Ahmadineschad selbst gesagt:
http://www.tagesschau.de/ausland/iran1104.html

Und hier auch noch was zur Urananreicherung:
http://www.zeit.de/online/2008/12/iran-bombe-implosion?page=1

Und zu den Atomwaffen:
http://www.sueddeutsche.de/politik/atomwaffen-iran-entwickelt-atomsprengkopf-1.77101


Ich möchte doch einmal drauf hinweisen, dass mein Kommentar keiner Verschwörungstheorie frönte, sondern lediglich der Logik.  8)
Titel: Re: Der Iran und sein Praesident
Beitrag von: Lilyanar am 24 Juni 2010, 03:02:53
Wegen des vermeintlichen youtube-Links? Nun hast du aber neue Links.. :)
Titel: Re: Der Iran und sein Praesident
Beitrag von: Inverted am 30 Juni 2010, 20:39:10
Was haben denn die "bösen" Reichen im Iran für einen Auftrag?
Da gibts jede Menge Öl, was sonst? Und wie im Irak kann man alles, was der Krieg zerstört, hinterher für viel Geld wieder aufbauen.

Übrigens:
Es geht gar nicht ums Öl, sondern um den Dollar. War schon beim zweiten Irakkrieg so (und indirekt sogar beim ersten).
Titel: Re: Der Iran und sein Praesident
Beitrag von: Eisbär am 30 Juni 2010, 20:47:48
Ist der Iran nicht zweitgrößter Gaslieferant der Welt?
Titel: Re: Der Iran und sein Praesident
Beitrag von: CommanderChaos am 30 Juni 2010, 22:51:37
Was haben denn die "bösen" Reichen im Iran für einen Auftrag?
Da gibts jede Menge Öl, was sonst? Und wie im Irak kann man alles, was der Krieg zerstört, hinterher für viel Geld wieder aufbauen.

Übrigens:
Es geht gar nicht ums Öl, sondern um den Dollar. War schon beim zweiten Irakkrieg so (und indirekt sogar beim ersten).

Ja gut, hast Recht.
Titel: Re: Der Iran und sein Praesident
Beitrag von: Inverted am 29 Juli 2010, 21:31:50
Was haben denn die "bösen" Reichen im Iran für einen Auftrag?
Da gibts jede Menge Öl, was sonst? Und wie im Irak kann man alles, was der Krieg zerstört, hinterher für viel Geld wieder aufbauen.

Übrigens:
Es geht gar nicht ums Öl, sondern um den Dollar. War schon beim zweiten Irakkrieg so (und indirekt sogar beim ersten).

Ja gut, hast Recht.
"Ausserdem weigert sich der Iran, Dollars für Öl zu akzeptieren. Das versuchte einst als Erster der gute Saddam. Sein Schicksal und das seines Landes sind bekannt. Würde Öl nicht mehr in Dollars fakturiert, müsste Amerika sein Öl mit echten Waren bezahlen. Soweit erhält die Supermacht ihr Öl völlig umsonst. Die private Fed druckt nur grünliche Ablasszettelchen und überreicht die den Öl-Lieferern täglich waggonweise. Das kostet wenige Cent und das Öl ist kostenlos. Genau so geht es mit allen anderen Rohstoffen. Sie werden alle kostenfrei geliefert, nur ein wenig Papier und Druckerfarbe oder noch viel günstiger: elektronische Digitaldollars - werden per Knopfdruck „überwiesen“ und die Lieferungen kommen ohne Rechnung oder Gegenleistung frei Haus. Dieses einzigartige Weltprivileg ist nun in Gefahr und es wird Zeit, diesem aufmüpfigen Iran eine kleine Lektion zu erteilen. Wie können sie es wagen, uns die freien Öllieferungen zu beschränken? Weg mit diesem iranischen Gesindel, dorthin, wo Freund Saddam schon weilt. Ein paar Millionen der Zivilbevölkerung können ruhig daran glauben. Für die Überlebenden ist dies eine gesunde Lektion in echter Demokratie. So funktioniert die eben." (http://www.chaostheorien.de/artikel?p_p_id=101_INSTANCE_haR1&p_p_lifecycle=0&p_p_state=normal&p_p_mode=view&p_p_col_id=column-3&p_p_col_pos=1&p_p_col_count=2&_101_INSTANCE_haR1_struts_action=%2Fasset_publisher%2Fview_content&_101_INSTANCE_haR1_redirect=%2Fstartseite&_101_INSTANCE_haR1_type=content&_101_INSTANCE_haR1_urlTitle=vom-ende-der-krise-keine-spur&page=5)
Titel: Re: Der Iran und sein Praesident
Beitrag von: messie am 31 Juli 2010, 17:52:46
Die Quelle ist ziemlich amüsant: Der Professor da beantwortet die erste Frage gleich mit einem Godwin. Reife Leistung.  8)
Titel: Re: Der Iran und sein Praesident
Beitrag von: Inverted am 31 Juli 2010, 22:16:23
Die Quelle ist ziemlich amüsant: Der Professor da beantwortet die erste Frage gleich mit einem Godwin. Reife Leistung.  8)
Nein.

"Godwin's Rule of Nazi Analogies: As a Usenet discussion grows longer, the
probability of a comparison involving Nazis or Hitler approaches one.

--Mike" (http://groups.google.com/group/rec.arts.sf-lovers/msg/84426456ad1724f2)

Dein Post könnte aber möglicherweise die Anforderungen an eine Quirk's Exception erfüllen ("Intentional invocation of Godwin's Law is ineffectual.").  ;)