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Schwarzes Hamburg => Archiv => Politik & Gesellschaft -Archiv- => Thema gestartet von: Kallisti am 08 Februar 2012, 00:58:43

Titel: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Kallisti am 08 Februar 2012, 00:58:43
Das ist mir einfach doch leider wieder mal einen eigenen thread wert.

Bitte unbedingt mal ansehen (bei geringstem Interesse an der Thematik bzw. Problematik):

http://www.3sat.de/page/?source=/specials/151472/index.html

auch hier

http://37grad.zdf.de/ZDFde/inhalt/14/0,1872,1020910_idDispatch:10401351,00.html

und auch dies

http://www.3sat.de/page/?source=/sfdrs/159629/index.html


Es ging wie gesagt nicht nur um AD(H)S und Ritalin, aber: auch. Auch darum, dass Ritalin grundsätzlich bei allem Menschen diese Wirkung hat, also auch bei "Gesunden" (aufmerksamkeitssteigernd), dass es absolut überhaupt gar nicht bewiesen ist, ob/dass AD(H)S "genetisch bedingt", vererbbar ist und auch nicht, dass es etwas mit dem Dopaminhaushalt ... im Gehirn zu tun habe. Dafür gibt es keine Belege und keine Studien hierzu.

Außerdem wurde auch erwähnt, dass in den letzten - Moment, ich glaube in den letzten 10 Jahren (? oder waren es 20?)) sich die Anzahl der "Störungen"/psychischen Krankheiten verdoppelt hat! Definiert nach dieser Psychiater-Bibel: DSMV (IV).

http://de.wikipedia.org/wiki/Diagnostic_and_Statistical_Manual_of_Mental_Disorders


Und nicht nur ist es weit verbreitet, dass ADHS oder ADS in Familien dann gehäuft "auftritt" und dann auch Eltern es bei sich selbst diagnostizieren (wenn sie für ihre Kinder diese Diagnose erhalten haben), obwohl das ja faktisch jeder fundierten Grundlage entbiehrt (s.o.), sondern auch übernehmen ja Ärzte und Therapeuten diese DSMV-Kriterien ... ungefragt (weil sie gar nicht die Zeit ... haben, aufwendig selbergenauer nachzuforschen) und Eltern werden (auch von Lehrern ...) unter Druck gesetzt (ihre Kinder mit Ritalin zu optimieren, ruhigzustellen, auf Leistung zu trimmen und "umgänglicher" ... zu machen).

Also die Diskussion um Ritalin is ja hier bei uns (Deutschland) keine neue, aber in der Sendung ging es eben auch um diese grundsätzliche auch in Deutschland (und nicht nur in usa) extrem zunehmende Therapierungswut - vor allem schon und gerade bei Kindern (sogar inzwischen nicht nur bei Grundschülern, sondern bereits im Kindergartenalter teilweise).

Alle möglichen kindlichen, aber auch "erwachsenen" Verhaltensweisen gelten heute als "krank, gestört", nicht "normal" - sobald irgendetwas eben vom Durchschnitt abweicht, nicht der (gewünschten, gewollten, bequemen) Norm auch nur zu entsprechen scheint.

Klar, man verdient damit viel Geld. Und klar, es ist so viel einfacher, bequemer, wenn Menschen so gleichförmig mit dem Strom schwimmen und so viel leichter händelbar sind (grade Kinder - von gestressten, überforderten Lehrern und aber auch Eltern ...).

Und die Diagnose bei AD(H)S erfolgt ja in den meisten Fällen nicht anhand irgendwelcher "Tests", sondern durch ausschließliche Befragung der Eltern und Beobachtung des Kindes (durch jeweils EINEN Therapeut)! ! !  >:(


Und dann weichen die Definitionen/Kriterien für ADHS auch deutlich voneinander ab - die des DSMV und die der WHO.

Also: alles in den Sendungen zu erfahren. :)


Und ja, es is doch immer wieder schön, sich bestätigt zu fühlen.  :)    :P
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Spambot am 08 Februar 2012, 11:04:35
Psychotherapie hat nicht den Zweck Menschen gleich zu schalten. Das gab es nur in der UdSSR.

Bei uns dient Psychotherapie ausschließlich der Beseitigung von psychischen Störungen, die dem Menschen das Leben schwer machen. Viele dieser Störungen entwickeln sich bereits im Kindes- oder Jugendalter. Dies gilt insbesondere für Achse-2 Störungen (Persönlichkeitsstörungen). Die Anzahl der Psychotherapien hat aus verschiedenen Gründen zugenommen. Zum einen wurde durch das ICD-10 (und damit auch das DSM IV) eine Vielzahl neuer Kategorien eingeführt. Zusätzlich hat sich die Wahrnehmung psychischer Probleme verbessert. Und schließlich gibt es immer mehr Menschen, die ihre Probleme nicht mehr im Gespräch mit Freunden oder Familienmitgliedern lösen können oder wollen und daher die Hilfe eines Profis suchen.

Wenn man AD(H)S mit Ritalin behandelt, ist das nicht Psychotherapie, sondern Pharmakotherapie. Das eine wird meistens von approbierten Psychologen und das andere ausschließlich von Ärzten (Psychiatern) angewendet.

Das DSM IV/ICD-10 ist auch nicht die Bibel der Psychiater, sondern lediglich ein Klassifizierungswerkzeug, dessen Verwendung von den Krankenkassen eingefordert wird. Es gibt zahlreiche Psychotherapeuten die darauf verzichten, da sie nicht mit den Krankenkassen abrechnen.


Würdest du ein Kind mit schweren Entwicklungsstörungen oder emotionalen Störungen sich selbst überlassen und jegliche professionelle Hilfe verweigern?

Es ist jetzt schon absehbar, wohin die Reise in diesem Thread gehen soll. Dieses Thema ist doch bestimmt wieder nur ein Vorwand für die übliche Kallisti-Show. Es ist der gefühlte zwanzigste Thread, in welchem du versuchst deine eigene, ganz persönliche Situation als universelle Regel für alle Menschen zu entwickeln. Nur weil du für dich beschlossen hast, dass du trotz deiner viel zu oft berichteten zahlreichen psychischen Probleme keine professionelle Hilfe willst, ist dies noch lange nicht der richtige und einzige Weg für andere Menschen in Not.
Offensichtlich bemerkst du nicht einmal die Ambivalenz zwischen deinem Gejammer über deine psychischen Probleme und den absurden Versuchen diese gleichzeitig als nicht behandlungswürdige Normalität aller Menschen zu definieren. Wieso jammerst du, wenn alles ok ist? Wieso gibt es Menschen, denen Psychotherapie und Pharmakotherapie geholfen hat? Sind das wirklich alles gleichgeschaltete Zombies geworden? Mal ehrlich, dass wirst doch selbst du nicht glauben. Vielleicht solltest du mal an deiner Selbstwahrnehmung arbeiten bevor du deine Thesen hier immer und immer wieder verbreitest.



Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Multivac am 08 Februar 2012, 11:27:36
Spannendes Thema. Ich denke, es ist nicht nur die Therapiewut von Ärzten, sondern die Patienten wollen es selbst auch. Eine Tablette nehmen ist einfacher, als an sich zu arbeiten, sich zusammenzureißen, bspw. weniger zu essen vs Schmerzmittel (Kniegelenksschmerzen), mehr Sport zu machen vs blutdrucksenkende Medikamente (Bluthochdruck), auf Fleisch zu verzichten vs Entzündungshemmer/Schmerzmittel/Kortison (Gicht), mit dem Rauchen aufzuhören vs Hustentabletten (chronsiche Bronchitis) etc. (je nachdem, was man eben so hat).

Meine Mutter bekam neulich die Diagnose Bluhochdruck. Ich sagte 'setz Dich auf Deinen Hometrainer (so ein stehendes Fahhrad) und fahr ein bischen, regelmäßig, jeden Tag soviel wie Du kannst, ohne Streß, und jeden Tag schaffst Du ein bischen mehr, versuch es mal, Ausdauertraining ist gut gegen Bluthochdruck.' Es wurde nicht auf's Fahrrad gesetzt, sondern eine Woche später brav Tabletten eingenommen und sich gefreut, daß der Bluthochdruck weg ist und es einem besser geht. Ich bin jetzt gespannt auf die Nebenwirkungen und die Tabletten dagegen und deren Nebenwirkungen.
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: schwarze Katze am 08 Februar 2012, 11:33:44
Psychotherapie hat nicht den Zweck Menschen gleich zu schalten. Das gab es nur in der UdSSR.


Stimmt nicht.
In der UdSSR gab es einfach keine Psychotherapie, es gab nur die Klapse und zwei Diagnosen: Neurose und Schizophrenie. Deswegen versuchte man dort so gut wie möglich jeglicher Kontakt mit Seelenklempner zu vermeiden, man verdrängte alles einfach solange es irgendwie ging.

Deswegen bin ich mit der Situation hierzulande schon ziemlich zufrieden.
Hätte ich damals in die UdSSR die Möglichkeit gehabt, eine Psychotherapie zu machen, wäre mir viel Mist ersparrt geblieben.
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: TeeRabe am 08 Februar 2012, 11:55:57
Meine Mutter bekam neulich die Diagnose Bluhochdruck. Ich sagte 'setz Dich auf Deinen Hometrainer (so ein stehendes Fahhrad) und fahr ein bischen, regelmäßig, jeden Tag soviel wie Du kannst, ohne Streß, und jeden Tag schaffst Du ein bischen mehr, versuch es mal, Ausdauertraining ist gut gegen Bluthochdruck.' Es wurde nicht auf's Fahrrad gesetzt, sondern eine Woche später brav Tabletten eingenommen und sich gefreut, daß der Bluthochdruck weg ist und es einem besser geht. Ich bin jetzt gespannt auf die Nebenwirkungen und die Tabletten dagegen und deren Nebenwirkungen.

Öhmmmmmm.......das ist nun aber sehr einfach gedacht. Bluthochruck kann sehr viele Ursachen haben. Einfach jetzt sagen "setzt Dich aufs Fahrad" ist sehr gefährlich.  Bluthochdruck kann mit der Niere,mit dem Herzen sowie mit der Schilddrüse zu run haben. Das muss Untersucht werden, warum und weshalb man das hat. Tabletten helfen dabei, wobei es nur ein Hilsmittel ist um aus dem gefahrenbereich zu kommen. Natürlich kann man dannzusätzlich an sich selbst Arbeiten.
Ich mache gerade diese erfahrung mit Bluthochdruck. Wurde/werde von meheren Ärzten begleitend zu den Tabletten Untersucht, mit Ulltraschal, demnächst MRT und so weiter. Großartige Nebenwirkung hab ich ned. Mein Arzt (Nierenarzt) hat mir gesagt, das es seine Aufgabe ist, mich jetzt so zu behandeln, das ich auf Tabletten verzichten kann. Mal Schauen.

Nun zu ADS(H). Ich Schließe mich da Spambot an. Ich selber hab ADS und kenne eine Familie wo ADSH drin vorkommt. Tabletten helfen auch da durchaus.
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Multivac am 08 Februar 2012, 12:16:13
Öhmmmmmm.......das ist nun aber sehr einfach gedacht. Bluthochruck kann sehr viele Ursachen haben. Einfach jetzt sagen "setzt Dich aufs Fahrad" ist sehr gefährlich.  Bluthochdruck kann mit der Niere,mit dem Herzen sowie mit der Schilddrüse zu run haben. Das muss Untersucht werden, warum und weshalb man das hat.
Bei über 90% der älteren Patienten hat es keine spezifizierbaren Ursachen.

Und wenn jemand mehrere Riskiofaktoren (Rauchen, Übergewicht, ungesunde/fettige Ernährung, zu wenig Bewegung und Sport) für den Tod durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen bzw. einen Herzinfarkt pflegt, finde ich den Hinweis, wenigstens einen davon zu minimieren, durchaus sinnvoll. Fett und träge auf der Couch rumzuhängen und auf evtl. Nierenleiden zu verweisen ist ziemlich faul gedacht. Das haben nur die wenigsten, und eine Behandlung von Bluthochdruck mit Tabletten kann zu ebensolchen Nierenerkrankungen führen. Leichtes Ausdauertraining hingegen nicht.
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: schwarze Katze am 08 Februar 2012, 12:19:58
Und klar, es ist so viel einfacher, bequemer, wenn Menschen so gleichförmig mit dem Strom schwimmen und so viel leichter händelbar sind (grade Kinder - von gestressten, überforderten Lehrern und aber auch Eltern ...).


Vor allem aber: es ist viel einfacher für den Kind, einen normalen Schullaufbahn zu haben.
Und: die auffällige Kinder werden bekanntlich auch gerne gemobbt (psychische Folgen lassen auf sich auch nicht warten)
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Kallisti am 08 Februar 2012, 12:20:28
Zitat
Psychotherapie hat nicht den Zweck Menschen gleich zu schalten. Das gab es nur in der UdSSR.

Bei uns dient Psychotherapie ausschließlich der Beseitigung von psychischen Störungen, die dem Menschen das Leben schwer machen.
(Spambot)

Natürlich - so muss das verkauft werden, anders funktionierte es wohl kaum.  :D


Zitat
Die Anzahl der Psychotherapien hat aus verschiedenen Gründen zugenommen. Zum einen wurde durch das ICD-10 (und damit auch das DSM IV) eine Vielzahl neuer Kategorien eingeführt. Zusätzlich hat sich die Wahrnehmung psychischer Probleme verbessert.
(Spambot)

Ja, so kann man es euphemistisch durchaus ausdrücken und damit zu rechtfertigen versuchen: die Wahrnehmung habe sich verbessert.  :D Statt zu sagen: verändert - zugunsten bpsw. der Pharmaindustrie, für die derartige Wahrnehmungsverbesserungen lukrative Flolgen haben.

Und daran schließt sich die Frage an: Warum wurde "eine Vielzahl neuer Kategorien" (im Klartext: "Störungen") "eingeführt"? Von wem wurden diese eingeführt ... ?



Zitat
Und schließlich gibt es immer mehr Menschen, die ihre Probleme nicht mehr im Gespräch mit Freunden oder Familienmitgliedern lösen können oder wollen und daher die Hilfe eines Profis suchen.

(Spamb.)

Das ist ein entscheidender Aspekt. Es gibt wohl auch immer mehr Menschen, die immer weniger "intakte", enge Beziehungen in Form von Freundschaften und/oder Familie haben und daher nicht die Möglichkeit haben, ihre "Probleme" ... mit (wirklichen) Freunden oder Familienmitgliedern bzw. mit ihnen nahestehenden und wohlgesonnenen Menschen zu besprechen. Und dann gibt es auch noch die Tatsache, dass kaum wer in unserer auf Leistung, Funktionalität und Verwertbarkeit von Menschen (menschlichem Verhalten, Tun ...) sich Blößen geben will bzw. sich Schwächen zu zeigen, zu offenbaren erlauben kann.

Also geht man zu einem "Profi", der an einem selbst als Person, Persönlichkeit null interessiert, einem nicht "emotional zugetan" ist, einen nicht schon lange kennt, im Leben erlebt hat, begleitet hat, einem nicht vertraut ist (weil man umgekehrt von ihm noch weniger, d.h. in Normalfall gar nichts weiß und es somit eine total einseitige "Angelegenheit" ist, eine Einbahnstraße gewissermaßen), sondern einfach sein Geld damit verdient, dass man nun ihm seine Probleme, Belastungen, Zweifel, Sorgen, Fragen ... anvertraut. Denn er ist zum Schweigen ja verpflichtet. Das hat allerdings seinen Preis (nicht nur finanzieller Art/monetär).


Zitat
Wenn man AD(H)S mit Ritalin behandelt, ist das nicht Psychotherapie, sondern Pharmakotherapie. Das eine wird meistens von approbierten Psychologen und das andere ausschließlich von Ärzten (Psychiatern) angewendet.
(Spambot)

Es geht hier aber nicht ausschließlich um AD(H)S, wie meinem Erstbeitrag oben zu entnehmen ist. Und darum geht es auch in den Fernsehsendungen nicht - sondern darum, dass und warum immer mehr eigentlich normale bspw. kindliche (aber nicht nur kindliche) Verhaltensweisen immer häufiger als "krank", "gestört" klassifiziert, kategorisiert, diagnostiziert und dann unbedingt therapiert werden.

Und dies lässt sich durchaus auch auf Verhaltensweisen und Eigenheiten bei Erwachsenen ausweiten.

Zitat
Das DSM IV/ICD-10 ist auch nicht die Bibel der Psychiater, sondern lediglich ein Klassifizierungswerkzeug, dessen Verwendung von den Krankenkassen eingefordert wird. Es gibt zahlreiche Psychotherapeuten die darauf verzichten, da sie nicht mit den Krankenkassen abrechnen.
(Spambot)

Super. Und worauf gründen diese dann ihre (willkürlichen?) Diagnosen? Und wer ist verantwortlich für die Inhalte des DSM IV, wer steht dahinter und aufgrund welcher Basis werden diese Inhalte (von wem also?) konfiguriert?

Anzumerken ist hierbei, dass das amerikanische DSM IV nicht gleichsetzbar mit der ICD-10 ist, da sich doch einige Unterschiede finden! Daher ist deine gemeinsame, nur durch Schrägstrich getrennte, Nennung der beiden unangemessen. 

http://de.wikipedia.org/wiki/Internationale_statistische_Klassifikation_der_Krankheiten_und_verwandter_Gesundheitsprobleme


Zitat
Würdest du ein Kind mit schweren Entwicklungsstörungen oder emotionalen Störungen sich selbst überlassen und jegliche professionelle Hilfe verweigern?

Ja mein lieber Spambot, wir kommen nicht darum herum - die Frage ist und bleibt: wer da welche "schweren Entwicklungsstörungen" (welcher Art etc.) - aus welchen Gründen/mit welchen (eigenen, eigennützigen Motiven ...) - bei diesem Kind "diagnostiziert" und das auf Basis welcher gesicherter Grundlagen!?


Was das betrifft

Zitat
Dieses Thema ist doch bestimmt wieder nur ein Vorwand für die übliche Kallisti-Show. Es ist der gefühlte zwanzigste Thread, in welchem du versuchst deine eigene, ganz persönliche Situation als universelle Regel für alle Menschen zu entwickeln. Nur weil du für dich beschlossen hast, dass du trotz deiner viel zu oft berichteten zahlreichen psychischen Probleme keine professionelle Hilfe willst, ist dies noch lange nicht der richtige und einzige Weg für andere Menschen in Not.
(Spambot)

ist es (d)ein verzweifelter Versuch, deine (! persönliche  ;D ) Sichtweise bei diesem Thema zu retten, indem du die übliche Kallisti-bashing-Taktik einsetzt, da man damit fast immer auf der sicheren Seite (den Anderen gegenüber) ist. Denn sofort hat man damit eifrig nickende Zustimmung hinter sich (oder glaubt zumindest, diese damit erzielt zu haben).

Und dann möchte ich von dir, der mich absolut gar nicht kennt, als Mensch, Person noch nie erlebt, noch nicht einmal je gesehen, geschweigedenn gesprochen hat - nur meine Beiträge in diesem Forum liest ! - bitte eine Ferndiagnose meine "viel zu oft berichteten, zahlreichen psychischen Probleme" betreffend erhalten. ?

Wer sich so weit aus dem Guckloch lehnt, muss dann auch - psychisch und geistig  ;D -  in der Lage sein, die (seine!) Karten offen auf den Tisch legen zu können! Falls nicht, sollte man sich mit derlei gewagten wie anmaßenden Unterstellungen/Behauptungen doch besser zurückhalten - im eigenen Interesse schon.



Zitat
Offensichtlich bemerkst du nicht einmal die Ambivalenz zwischen deinem Gejammer über deine psychischen Probleme und den absurden Versuchen diese gleichzeitig als nicht behandlungswürdige Normalität aller Menschen zu definieren. Wieso jammerst du, wenn alles ok ist?
(Spambot)

Welches "Gejammer" über vor allem welche "psychischen Probleme"?

Ich teile im Gegensatz zu dir, Spambot, nur in der Tat dann doch relativ offen mit, was mich gedanklich und emotional beschäftigt und womit mein Leben "zu tun hat" ... - Dir fehlt dazu ganz offensichtlich die Courage - denn: nicht dass Andere da bei dir irgendwelche "psychischen Störungen" entdecken, ihnen auf die Schliche kommen, sie ferndiagnostizieren könnten ... ! - Du wirst schon wissen, warum du dich so völlig bedeckt hältst.

Das aber ist eine der ärmsten Vehaltensweisen überhaupt: Sich selbst unter einer Tarnkappe verstecken, fast "unsichtbar" ... machen und dann aber auf andere draufdreschen. - Sehr charakterstark, ohne Zweifel. Sehr überzeugend auch.


Zitat
Wieso gibt es Menschen, denen Psychotherapie und Pharmakotherapie geholfen hat? Sind das wirklich alles gleichgeschaltete Zombies geworden? Mal ehrlich, dass wirst doch selbst du nicht glauben. Vielleicht solltest du mal an deiner Selbstwahrnehmung arbeiten bevor du deine Thesen hier immer und immer wieder verbreitest.
(Spambot)


Vielleicht solltest du, lieber Spambot, dir einfach die Sendungen ansehen - die nicht ich produziert habe. Es scheint, es gibt noch andere Menschen, die ähnlich denken, eine ähnliche Haltung zum Thema haben wie ich. Merkwürdig. - Die müssen auch alle Leichen im Keller haben, die sie nur als "normal" rechtfertigen wollen. Das war ganz sicher ihr (einziger) Beweggrund, solche Sendungen zu machen, sich mit diesen Themen zu beschäftigen ...

Also die sollten alle auch dringend mal an ihrer Selbstwahrnehmung arbeiten - statt im TV wieder solchen unseriösen Unsinn zu verbreiten.  8)
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Kallisti am 08 Februar 2012, 12:24:53
Und klar, es ist so viel einfacher, bequemer, wenn Menschen so gleichförmig mit dem Strom schwimmen und so viel leichter händelbar sind (grade Kinder - von gestressten, überforderten Lehrern und aber auch Eltern ...).


Vor allem aber: es ist viel einfacher für den Kind, einen normalen Schullaufbahn zu haben.
Und: die auffällige Kinder werden bekanntlich auch gerne gemobbt (psychische Folgen lassen auf sich auch nicht warten)

auch @Teerabe

bitte einfach mal die Sendung ansehen. Da wird das alles aufgegriffen und kommentiert, beleuchtet ... ! Denn ja: die üblichen "Probleme" und Vorgehensweisen (mit Tabletten) sind ja inzwischen hinreichend bekannt.

Jetzt aber eben auch erste Ergebnisse: was es mit den Kindern gemacht hat, die diese Tabletten längere Zeit (Jahre) nahmen! Und auch, was es sonst so mit Kindern machen kann, wenn sie therapiert werden, wenn bei ihnen (sinnlose, unnötige) Diagnosen vermeintlicher "Störungen" ... gestellt wurden usw. - bitte einfach mal die Filme angucken. Einer wird wiederholt. Und einen kann man jetzt schon via ZDF Mediathek sehen.
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: TeeRabe am 08 Februar 2012, 12:30:43
@Black Russian: Die erfahrung durfte ich machen. Weil zur meiner Schulzeit ADS noch sehr unbekannt war.

@Multivac: Ja aber Bluthochdruck nicht mit Tabletten Akkut zu behandeln ist ebenso gefährlich, weil es die Nieren Schädigen kann auf dauer. Ich mein ja, mann sollte Tabletten und an sich selbst Arbeiten
Ich gehöre zur (Vorurteil) Risiko Gruppe (Übergewicht) und kämpfe gegen die Vorurteile an. Nein. Übergewicht ist nur ein kleiner teil vom Bluthochdruckpuzzel. Meine Blutwerte sind OK,  obwohl ich Übergewicht habe. Bei mir gibt es 2 Verdachtsmomente, entweder meine Schilddrüsen Unterfunktion oder eine gefäß verengung zur Niere.
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: TeeRabe am 08 Februar 2012, 12:39:15
@Kallisti
Ich hab genügen solche Sendungen gesehen. Die decken sich aber nicht mit mein eigenen erfahrung mit dem Thema. Wie gesagt. Ich selbst hab ADS und bereue es, das man das nicht schon in den 70er entdeckt hat und ich kenne eine Familie die betroffen ist. Und durch diese erfahrungen habe ich eben eine gefestigte Meinung in den Thema und weiß das es Leute gibt die strikt dagegen sind und welche die so Denken wie ich.
Das ist eben ein sehr komplexes Schwieriges Thema.
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: schwarze Katze am 08 Februar 2012, 12:41:37

bitte einfach mal die Sendung ansehen. .

Ich habe diese Sendung gestern gesehen, Kallisti.
Ich qucke nicht nur Super-Nanny ;)

Jetzt aber eben auch erste Ergebnisse: was es mit den Kindern gemacht hat, die diese Tabletten längere Zeit (Jahre) nahmen!

Ich kann mich an einen Gymnasiast erinnern, der mittlereweile keine Tabletten nimmt und sonst ziemlich kritisch dazu steht. Aber: wäre er ohne Tabletten ein Gymnasiast geworden? Oder eher nicht ?Er gab doch selbst an, dass die Tabletten ihm in die Grundschule geholfen haben und erst später zu Problem wurden.

Natürlich kann man auch  Tabletten sondern nur mit Verhaltenstherapie alleine auch versuchen, die ADHS/ADS in Griff zu bekommen. Aber: es ist eine sehr lange Zeit, und in die Schule wird schon in die vierte Klasse ausgesiebt.

Der Weg aus dem Bildungskeller ist später sehr lang - erstmals die Mittlere Reife nachholen, dann die Abi. Und alles in die Abendschule.

Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Multivac am 08 Februar 2012, 12:53:44
@Multivac: Ja aber Bluthochdruck nicht mit Tabletten Akkut zu behandeln ist ebenso gefährlich, weil es die Nieren Schädigen kann auf dauer. Ich mein ja, mann sollte Tabletten und an sich selbst Arbeiten
Ich gehöre zur (Vorurteil) Risiko Gruppe (Übergewicht) und kämpfe gegen die Vorurteile an. Nein. Übergewicht ist nur ein kleiner teil vom Bluthochdruckpuzzel. Meine Blutwerte sind OK,  obwohl ich Übergewicht habe. Bei mir gibt es 2 Verdachtsmomente, entweder meine Schilddrüsen Unterfunktion oder eine gefäß verengung zur Niere.
daß du eine direkte ursache für deinen bluthochdruck hast, heißt aber nicht, daß alles anderen plötzlich auch eine haben müssen. niemand erwartet von dir, daß du deine körperlichen symptome und ursachen verteidigst. ich habe von meiner mutter geredet. die ist über 60. du bist 40. (übrigens erinnert mich das an leute, die zu dick sind. da gibt es auch immer einen haufen ausreden. meine mutter z.b wollte lange zeit abnehmen, schaffte es nicht, und wollte mir dann weismachen, daß sie garnicht abnehmen kann, weil sie was mit der schilddrüse hat. aber plötzlich entdeckte sie weightwatchers und nahm doch ab. na sowas! ein wunder ?! trotz schilddrüse. hallo? sowas kotzt mich echt an. übrigens waren die damaligen abnehmversuche vor weightwatchers parallel begleitet von abends-im-bett-ein-ganzes-glas-bockwürstchen-auf-einmal-essen oder mitten-in-der-nacht-1,5L-eis-mit-einem-mal-reinschlingen, schön viel butter ins gemüse beim kochen rein usw. ich frage mich immer, warum menschen so kurzsichtig sind. und damit meine ich nicht DICH.)
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: schwarze Katze am 08 Februar 2012, 12:58:33
Wie gesagt, es gibt unterschiedliche Ursachen für Bluthochdruck.
Meine Mutter hatte den Bluthochdruck mit 27 und sie wog damals 49 Kilo bei einer Körpergrosse von 160 cm. Also von Übergewicht oder ungesunde Ernährung könnte man bei ihr nicht sprechen.
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: TeeRabe am 08 Februar 2012, 13:08:58
Jaja, ich Rede von mir und Du von Deiner Mutter  :D
Sollte nur ein Beispiel sein was ich schrieb.
Es ist aber so, nicht nur bei mir, das Bluthochruck sehr komplex ist und man hoffen kann ein Vernünftigen Facharzt zu haben, der nach der Ursache sucht. Tabletten sollten auch bei anderen Akut helfen, weil es eben Schädlich ist lange Bluthochdruck zu haben. Am Schnellsten geht es eben nur mit Tabletten. Ziel eines Vernüftigen Arztes ist es ja, es soweit hinzubekommen um ganz auf die Tabletten zu Verzichten.  Gleichzeitigzeigt er ja auch noch die Wege auf, wie man das dann in Zukunft verhindern kann :)

Ps: Wollte mich nicht Verteidigen, deshalb Schreib ich ja wenig, weil man mich sehr Schnell missversteht ;)
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Kallisti am 08 Februar 2012, 13:15:14

bitte einfach mal die Sendung ansehen. .

Ich habe diese Sendung gestern gesehen, Kallisti.
Ich qucke nicht nur Super-Nanny ;)

Jetzt aber eben auch erste Ergebnisse: was es mit den Kindern gemacht hat, die diese Tabletten längere Zeit (Jahre) nahmen!

Ich kann mich an einen Gymnasiast erinnern, der mittlereweile keine Tabletten nimmt und sonst ziemlich kritisch dazu steht. Aber: wäre er ohne Tabletten ein Gymnasiast geworden? Oder eher nicht ?Er gab doch selbst an, dass die Tabletten ihm in die Grundschule geholfen haben und erst später zu Problem wurden.

Natürlich kann man auch  Tabletten sondern nur mit Verhaltenstherapie alleine auch versuchen, die ADHS/ADS in Griff zu bekommen. Aber: es ist eine sehr lange Zeit, und in die Schule wird schon in die vierte Klasse ausgesiebt.

Der Weg aus dem Bildungskeller ist später sehr lang - erstmals die Mittlere Reife nachholen, dann die Abi. Und alles in die Abendschule.

Na, da war von mehreren Kindern die Rede! Ja, waren in dieser Sendung allerdings nur Jungs.

Aber im Gegenteil: es ging ohne jegliche Therapie! Nicht nur ohne Tabletten - den Kindern und den Eltern viel besser dann.

Der Eine (William) hatte vorher bspw. Ritalin genommen, war Realschüler, wurde dort von Mitschülern gemobbt, ging dann nicht mehr gerne in die Schule ... wechselte dann aufs Gymnasium, nahm dort keine Tabletten mehr, machte auch sonst keine Therapie, fand aber dort Freunde, Gleichgesinnte (an Physik ... Interessierte in seinem Alter ...) und verständnisvolle, aufgeklärte wie engagierte LEHRER!

Denn ja, oft wird auf Eltern ein solcher Druck ausgeübt - vonseiten der Therapeuten/Kinderärzte, der Lehrer, der Gesellschaft -dass man es seinem Kind ohne bspw. Ritalin unnötig schwermache (das Leben, die Schulzeit, den Umgang mit anderen Kindern etc.). Also massive Vorwürfe diesbezüglich.

Bei diesen dort gezeigten Kindern war das Gegenteil der Fall. Nicht nur bei William.

Auch die anderen äußerten sich ähnlich, hatten zuvor "Therapieerfahrungen" sammlen dürfen, mit mehreren (teilweise unterschiedlichen) "Diagnosen" etc.

Vielleicht solltest du es nochmal guggn? ;)


@Kallisti
Ich hab genügen solche Sendungen gesehen. Die decken sich aber nicht mit mein eigenen erfahrung mit dem Thema. Wie gesagt. Ich selbst hab ADS und bereue es, das man das nicht schon in den 70er entdeckt hat und ich kenne eine Familie die betroffen ist. Und durch diese erfahrungen habe ich eben eine gefestigte Meinung in den Thema und weiß das es Leute gibt die strikt dagegen sind und welche die so Denken wie ich.
Das ist eben ein sehr komplexes Schwieriges Thema.

Na, da bin ich mir nicht sicher, ob du dir so sicher sein kannst. Denn wie gesagt: Ritalin wirkt bei allen Menschen (auch solchen ohne AD(H)S!) in genau der gleichen, der gewünschten und beabsichtigten Weise!

Und es gibt nicht eine Studie, die belegt, was dennoch (!) behauptet wird: dass AD(H)S genetisch bedingt sei und/oder es auf einen gestörten/veränderten Dopamin"haushalt" rückführbar sei.

Darauf aber stützen sich die Werbeaussagen der Pharmaindustrie und auch die Therapeuten!


Und die Kriterien, die für eine AD(H)S-Diagnose erforderlich sein müssen, sind im DSM IV andere als die der WHO (ICD-10).


Das Problem ist, wie unsere Gesellschaft, wie andere Menschen (also auch Kinder) und wie vor allem Lehrer, Schulen mit Kindern umgehen, die lebhafter, unkonzentrierter, leichter ablenkbar, impulsiver, verträumter ... sind als andere Kinder bzw.: als man sie gerne hätte! Das Problem ist, dass man auf diese Kinder anders, individueller, mit mehr Zeit ... eingehen (können) müsste, statt sie mit Pillen glattzubürsten, einzupassen, auf Linie zu bringen.

Und das Problem ist, dass es von Eltern viel Initiative, Kenntnis/Wissen und vor allem Mut erfordert, sich gegen Therapieempfehlungen zu stellen ... !!!

In den Filmen wurde gezeigt, wie es in diesen Familien war: mit und ohne Therapie. Wie es auch für die Kinder war (also auch mit Gleichaltrigen/Freunden, in der Schule ...).

Ehrlich: ich habe nun keinen Nerv, ALLES darin Vorkommende hier schriftlich aufzuführen. BITTE einfach doch mal die Zeit nehmen, und das (die aktuellen Sendungen zum Thema, s.o.) aufmerksam (ohne Filter, ohne bestimmten Fokus oder eigene Vorurteile) ansehen, verfolgen.

Andernfalls haben wir keine gemeinsame Diskussionsgrundlage, fürchte ich. (Und so zeigt es sich bisher ja auch.)

Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: TeeRabe am 08 Februar 2012, 13:21:50
Kallisti., ich sag nichts weiter dazu, was ich davon halte habe ich bereits geschrieben. Jedenfall sehe ich kein sinn darin hier weiter darüber zu Reden. Hab kein Nerv dazu. Ist mir zu anstrengend.


....hach, das die anderen immer Recht haben müssen, das es sehr anstrengend ist mit Dir sich auszutauschen.

[Notiz an mich: Mal auf die Wahrnung von anderen hören *hust* ]
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Kallisti am 08 Februar 2012, 13:26:21
Teerabe

es geht doch nicht ums Rechthaben. Es geht um subjektive Empfindungen, Einstellungen, die aber doch geprägt werden - von eigener Erwartungshaltung, welche wiederum beeinflusst ist von Versprechungen und Beteuerungen durch Ärzte und rund um die Pillen-Wirkungen ... !

Demgegenüber steht, was faktisch tatsächlich passiert (Wirkung der Pillen bspw., Studien, Grundlagen etc. - also: was sich "objektiv" und verallgemeinerbar nachweisen, finden, erforschen ... lässt).

An dieser Stelle möchte ich dann doch kurz den Placeboeffekt einwerfen. ;)
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Multivac am 08 Februar 2012, 13:32:54
Ziel eines Vernüftigen Arztes ist es ja, es soweit hinzubekommen um ganz auf die Tabletten zu Verzichten.  Gleichzeitigzeigt er ja auch noch die Wege auf, wie man das dann in Zukunft verhindern kann :)
nun, jeder, den ich bisher erlebt habe, der altersbluthochdruck bekam, ist nie wieder von den tabletten runter. eher gesellten sich dann entsprechende nebenwirkungen (z.B. ödeme) dazu, und tabletten gegen diese, und wiederum nebenwirkungen dieser (verstopfung), tabletten dagegen... und nun beginnt dieser scheiß bei meiner mutter. das ist der anfang vom ende...

der weg, den meine oma nahm, begann auch mit bluthochdruck, und endete durch die nebenwirkungen und unpassende dosierung/einstellung mit schwächeanfällen durch zu niedrigen blutdruck, zu stürzen, kleinen rissen der hirngefäße, schlaganfall... und die möglichen folgen kennen wir ja mittlerweile alle (monica lierhaus, sinnestörungen, lähmungen bis hin zum locked-in, tod)

nein, jeder der auf tabletten verzichten kann, sollte dies tun. meine meinung. übrigens auch die mancher weniger ärzte, die noch selbst mitdenken (gibts ja nicht so viele). übrigens, abgesehen davon, daß ein viel zu hoher blutdruck die gefäße schädigt - eine ältere vielleicht 70-jährige person, die NICHT diese spezifischen ursachen wie du und russians mutter hat, sondern ihren altersbluthochdruck nach und nach entwickelt, hat gefäße, die in gewisser weise schon an den höheren innendruck gewöhnt sind. so einen patienten mit medikamenten zuzuknallen, seinen blutdruck auf den einer 20-jährigen senken ist totaler quatsch, machen aber viele.
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Spambot am 08 Februar 2012, 13:50:02
Welches "Gejammer" über vor allem welche "psychischen Probleme"?

1) unbewältigte Trauer
2) Depressionen
3) Anorexia Nervosa
4) vielleicht noch andere Sachen, die ich überlesen habe (ich lese deine Beiträge nur noch selten)

Das habe ich niemals diagnostiziert. Diese Dinge hast du selbst verbreitet, um Verständnis oder Mitleid für deine Situation zu bekommen. Ich habe lediglich festgestellt, dass du die Ambivalenz zwischen deinen von dir selbst berichteten psychischen Problemen, die dich ganz offensichtlich belasten, und deinen Versuchen psychische Probleme generell als behandlungsunwürdig erscheinen zu lassen, nicht erkennen willst. Das hat nichts mit Ferndiagnose zu tun. Dazu muß man nur lesen können.
Ein anderes schönes Beispiel für die Ambivalenz in deinem Denken ist der Essen-Thread. Obwohl du selbst von deiner Essstörung berichtet hast, gibts du anderen Menschen, die vermutlich keine Essstörung haben, Ernährungstipps. Dann berichtest du sogar noch von den körperlichen Schäden deiner Mangelernährung. Diese Gegensätze blendest du anscheinend völlig aus.
Dein Mangel an Selbstreflexion spielt wahrscheinlich eine große Rolle bei der Aufrechterhaltung deiner Vorurteile über die angebliche Ärzte- und Therapeutenmafia.






@ Black Russian: ich hatte mal gelesen, dass es in den (ich glaube) 50er und 60er Jahren in der UdSSR zahlreiche Fälle gab, bei denen politische Gegner zwecks Umerziehung in die Psychiatrie gesteckt und "therapiert" wurden. Ich weiß aber leider nicht mehr wo ich das gelesen hatte.
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: schwarze Katze am 08 Februar 2012, 14:40:27

@ Black Russian: ich hatte mal gelesen, dass es in den (ich glaube) 50er und 60er Jahren in der UdSSR zahlreiche Fälle gab, bei denen politische Gegner zwecks Umerziehung in die Psychiatrie gesteckt und "therapiert" wurden. Ich weiß aber leider nicht mehr wo ich das gelesen hatte.

In 70-er und Anfang 80-er auch.

Wobei wäre anzumerken, dass  in die 80-er haben einige junge Männer sich speziell in die Klapse einweisen liessen, um nicht zu den Militär einberufen zu werden. Der Stempel "psychisch krank" war zwar schlimm, aber Tod in Afghanistan war noch viel schlimmer.

Sehr schlimm war auch, dass man zentral registriert wurde, wenn man psychiatrische Hilfe in Anspruch nahm. D. h. oft für die Betroffene, dass sie   nicht studieren könnten, wenn sie z. B.  im Alter von 12 jahren wegen Ängste psychiatrisch behandelt wurden. Also ging kein Mensch freiwillig zu einem Psychiater (ist auch logisch).
So wurden viele Problemen, die hierzulande mit ein Paar Sitzungen zu beheben werden, einfach verschleppt
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Spambot am 08 Februar 2012, 14:52:32
Ganz frei sind wir hier aber auch nicht von dieser Problematik. Ein Freund von mir hat sich beispielsweise auf eigene Rechnung behandeln lassen, weil er nicht wollte, dass sein Burnout/Depressionen irgendwo in Versicherungsakten auftaucht. Soweit ich weiß gibt es auch ein paar Szenarien, in denen z.B. Lebensversicherungen oder Berufsunfähigkeitsversicherungen Einblick in Krankenakten/Musterungsakten bekommen. Im Vergleich zu den von dir beschriebenen Konsequenzen ist das aber eher harmlos.
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: schwarze Katze am 08 Februar 2012, 15:20:51
Ganz frei sind wir hier aber auch nicht von dieser Problematik. Ein Freund von mir hat sich beispielsweise auf eigene Rechnung behandeln lassen, weil er nicht wollte, dass sein Burnout/Depressionen irgendwo in Versicherungsakten auftaucht. Soweit ich weiß gibt es auch ein paar Szenarien, in denen z.B. Lebensversicherungen oder Berufsunfähigkeitsversicherungen Einblick in Krankenakten/Musterungsakten bekommen. Im Vergleich zu den von dir beschriebenen Konsequenzen ist das aber eher harmlos.

Probleme de Luxe

Du kannst hierzulande eine Ausbildung zu Verkäufer oder auch zum Heilerzeiher machen, auch wenn du in Therapie bist. Ich kenne auch einen Arzt, der früher in die Klilnik war
In UdSSR war es nicht der Fall
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Eisbär am 08 Februar 2012, 15:57:39
Ich kenne mehrere Fälle von AD(H)S-Betroffenen, die mit Medikamenten sehr gute Erfahrungen machten.

Nur weil es in irgendeinem Fernsehbericht Beispiele von schlechten Ärzten/Psychiatern/Psychologen gibt, kann man das wohl kaum auf die Allgemeinheit ausdenen.
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Simia am 08 Februar 2012, 16:20:13
Aus Zeitgründen nur kurz:

Also geht man zu einem "Profi", der an einem selbst als Person, Persönlichkeit null interessiert, einem nicht "emotional zugetan" ist, einen nicht schon lange kennt, im Leben erlebt hat, begleitet hat, einem nicht vertraut ist (weil man umgekehrt von ihm noch weniger, d.h. in Normalfall gar nichts weiß und es somit eine total einseitige "Angelegenheit" ist, eine Einbahnstraße gewissermaßen),

Oft sind aber genau diese Faktoren überhaupt ausschlaggebend. Je nach Behandlungsform ist die Stärke dieser und jener Therapie gerade die, dass der Therapeut den Blick von außen wahren kann, objektiv und neutral ist und nicht schon seit Jahren auf freundschaftlicher Ebene alle Höhen und Tiefen miterlebt hat und "betriebsblind" geworden ist oder sich möglicherweise sogar vom zu Therapierenden - wenn auch unterbewusst - einlullen ließ. Mit anderen Worten kann es sogar fatal sein, wenn ein Therapeut zu viel emotionale Nähe zulässt oder von sich erzählt, weil die Gefahr ist, dass der zu Therapierende den Therapeuten in seinen "Sumpf" (ich überspitze das mal) reinzieht. Er ist kein Bestandteil/Statist des Films und das ist oft die einzige Rettung.
 
Wie gesagt, je nach Behandlungsform. Es gibt auch Therapieformen, wo die Therapeuten Anteilnahme zulassen dürfen/sollten etc.

Ich stimme Dir zu, dass A(H)DS wahrscheinlich oft vorschnell diagnostiziert wird, dass es möglicherweise auch Mode-Diagnosen gibt, dass einige Therapien nicht fruchten (hängt nicht selten auch von einem selber ab) und dass es auch Eltern geben mag, die ihr einfach nur kreatives und aufmüpfiges Kind zum Arzt geben im Sinne von "mach mal wieder heile". Aber von sowas wie nachfolgend zitiert kann in Deutschland kaum die Rede sein.

Zitat von: Kallisti
Alle möglichen kindlichen, aber auch "erwachsenen" Verhaltensweisen gelten heute als "krank, gestört", nicht "normal" - sobald irgendetwas eben vom Durchschnitt abweicht, nicht der (gewünschten, gewollten, bequemen) Norm auch nur zu entsprechen scheint.

Das klingt ehrlich gesagt schon ein wenig paranoid. Oder was meinst Du genau??? Wir sprechen hier ja nicht von Diktaturen wie in Osteuropa oder von islamisch-fundamentalistisch geführten Staaten, wo Piercings und Netzstrümpfe als pervers, Höllenwerk etc. gelten. Deutschland bzw. die "westliche Welt" bieten noch immer nicht die ideale Gesellschaftsordnung, freie Entfaltung um jeden Preis etc. Aber wir sind hier einen großen Schritt weiter als o. g. Systeme und sehr viele Verhaltensweisen werden akzeptiert oder toleriert. Und wenn einer z.B. leistungs- und arbeitsunwillig ist, dann hilft da sowieso auch keine Medikamentierung. Wie gesagt, ich weiß jetzt nicht, welche Verhaltensweisen Du genau meinst und muss hier ziemlich im Allgemeinen stochern.

Ach so ... Ich habe die verlinkten Beiträge nicht gesehen. Das geht bei mir leider selten, ich bin immer froh über Links, hinter denen Texte liegen, weil ich dann flexibler bin (Arbeitszeit und so).
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: schwarze Katze am 08 Februar 2012, 17:26:12

bitte einfach mal die Sendung ansehen. .

Ich habe diese Sendung gestern gesehen, Kallisti.
Ich qucke nicht nur Super-Nanny ;)

Jetzt aber eben auch erste Ergebnisse: was es mit den Kindern gemacht hat, die diese Tabletten längere Zeit (Jahre) nahmen!

Ich kann mich an einen Gymnasiast erinnern, der mittlereweile keine Tabletten nimmt und sonst ziemlich kritisch dazu steht. Aber: wäre er ohne Tabletten ein Gymnasiast geworden? Oder eher nicht ?Er gab doch selbst an, dass die Tabletten ihm in die Grundschule geholfen haben und erst später zu Problem wurden.

Natürlich kann man auch  Tabletten sondern nur mit Verhaltenstherapie alleine auch versuchen, die ADHS/ADS in Griff zu bekommen. Aber: es ist eine sehr lange Zeit, und in die Schule wird schon in die vierte Klasse ausgesiebt.

Der Weg aus dem Bildungskeller ist später sehr lang - erstmals die Mittlere Reife nachholen, dann die Abi. Und alles in die Abendschule.

Na, da war von mehreren Kindern die Rede! Ja, waren in dieser Sendung allerdings nur Jungs.

Aber im Gegenteil: es ging ohne jegliche Therapie! Nicht nur ohne Tabletten - den Kindern und den Eltern viel besser dann.

Der Eine (William) hatte vorher bspw. Ritalin genommen, war Realschüler, wurde dort von Mitschülern gemobbt, ging dann nicht mehr gerne in die Schule ... wechselte dann aufs Gymnasium, nahm dort keine Tabletten mehr, machte auch sonst keine Therapie, fand aber dort Freunde, Gleichgesinnte (an Physik ... Interessierte in seinem Alter ...) und verständnisvolle, aufgeklärte wie engagierte LEHRER!

Denn ja, oft wird auf Eltern ein solcher Druck ausgeübt - vonseiten der Therapeuten/Kinderärzte, der Lehrer, der Gesellschaft -dass man es seinem Kind ohne bspw. Ritalin unnötig schwermache (das Leben, die Schulzeit, den Umgang mit anderen Kindern etc.). Also massive Vorwürfe diesbezüglich.

Bei diesen dort gezeigten Kindern war das Gegenteil der Fall. Nicht nur bei William.

Auch die anderen äußerten sich ähnlich, hatten zuvor "Therapieerfahrungen" sammlen dürfen, mit mehreren (teilweise unterschiedlichen) "Diagnosen" etc.

Vielleicht solltest du es nochmal guggn? ;)


es kann sein, dass wir über zwei unterschiedlichen Sendungen reden, auf 3 sat gab es gestern zwei Sendungen zu Thema ADHS/Ritalin
Die Sendung, welche ich gesehen habe, war aus Schweiz, Originalsprache war Französisch.
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Kallisti am 08 Februar 2012, 19:30:56
Ich kenne mehrere Fälle von AD(H)S-Betroffenen, die mit Medikamenten sehr gute Erfahrungen machten.

Nur weil es in irgendeinem Fernsehbericht Beispiele von schlechten Ärzten/Psychiatern/Psychologen gibt, kann man das wohl kaum auf die Allgemeinheit ausdenen.

Eisbär - dann noch ein weiteres Mal extra für dich: Ja, natürlich machen sie "gute Erfahrungen" damit - wie jeder Andere, nicht AD(H)S-Habende genau die gleichen Erfahrungen machte, wenn er Ritalin nähme. Wie schon drei Mal (!) geschrieben, wirkt es bei "Gesunden" genau so wie bei "AD(H)S-Kranken - daher erklärt sich die (vermeintlich) "positive" Wirkung.
Wenn man also nur rein von diesen "guten Erfahrungen" ausginge, müssten alle AD(H)S haben, weil es ja bei allen "gut wirkt".


Welches "Gejammer" über vor allem welche "psychischen Probleme"?

1) unbewältigte Trauer
2) Depressionen
3) Anorexia Nervosa
4) vielleicht noch andere Sachen, die ich überlesen habe (ich lese deine Beiträge nur noch selten)

Das habe ich niemals diagnostiziert. Diese Dinge hast du selbst verbreitet, um Verständnis oder Mitleid für deine Situation zu bekommen. Ich habe lediglich festgestellt, dass du die Ambivalenz zwischen deinen von dir selbst berichteten psychischen Problemen, die dich ganz offensichtlich belasten, und deinen Versuchen psychische Probleme generell als behandlungsunwürdig erscheinen zu lassen, nicht erkennen willst. Das hat nichts mit Ferndiagnose zu tun. Dazu muß man nur lesen können.
Ein anderes schönes Beispiel für die Ambivalenz in deinem Denken ist der Essen-Thread. Obwohl du selbst von deiner Essstörung berichtet hast, gibts du anderen Menschen, die vermutlich keine Essstörung haben, Ernährungstipps. Dann berichtest du sogar noch von den körperlichen Schäden deiner Mangelernährung. Diese Gegensätze blendest du anscheinend völlig aus.
Dein Mangel an Selbstreflexion spielt wahrscheinlich eine große Rolle bei der Aufrechterhaltung deiner Vorurteile über die angebliche Ärzte- und Therapeutenmafia.



Spambot - noch einmal: Es gab zwei aufeinanderfolgende Sendungen dazu in 3sat gestern Abend. Vor längerer Zeit auch bereits bei "Quarks & Co." im WDR.

Es ist nicht auf meinen Mist (alleine) gewachsen: die berechtigte, begründete Kritik an sowohl AD(H)S-"Diagnosen" und -Behandlung als auch an unzähligen, zunehmenden vermeintlich vorhandenen "Störungen" (sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen). Das habe ich mir nicht aus den Fingern gesogen. Aber auf die Sendungen bzw. auf die Tatsache, dass ich mit meiner Haltung demgegenüber nicht alleine dastehe, gehst du wohlweislich mit keiner Silbe ein.  :-*

Was meine von dir aufgezählten "psychischen Probleme" betrifft:

Ja, ich hatte ein "Trauerproblem". Als ich davon in diesem Forum schrieb, war das etwa 2004 oder 2005. Und da war es gerade ein bzw. zwei Jahre her (der Verlust durch Suizid eines nahestehenden Menschen und dann gab es noch andere "Todesfälle", ja - das aber wirst du wohl kaum mir anlasten - dass ich mit "Todesfällen" konfrontiert wurde bzw. dass ich deshalb "mit Trauer zu tun hatte"?!? Denn ja: Trauer ist kein "psychisches Problem", das generell behandlungsbedürftig ist - es ist eine "normale", übliche, gesunde (!) menschliche Reaktion - auf bpsw. den Tod eines nahestehenden Menschen). Ich bin über diesen Verlust immer noch immer wieder "traurig" ..., aber nicht mehr in der Intensität wie damals.

zum zweiten Punkt:

Ja, ich habe depressive "Phasen". Daraus muss ich kein Geheimnis machen, und die haben die meisten, wenn nicht alle (!) Menschen in ihrem Leben immer wieder (wenn sie ehrlich, offen damit umgehen, darüber reden, es sich auch selbst eingestehen oder überhaupt erst so erkennen ... wollen/können).

Mir wurde aber noch von niemandem eine "klinische Depression" diagnostiziert, und das, wo ich doch sogar bereits 3 Mal schon Psychotherapie gemacht/gehabt/"genossen" lol habe! Und auch hielt es niemand für notwendig, mir Psychopharmaka zu verschreiben.
Aber in der Tat haben mir alle 3 "Therapeuten" nicht geholfen. Und ja, ich weiß tatsächlich selbst, was mir helfen könnte, würde (ganz gewöhnliche Dinge eigentlich), die sich aber in meinem Leben nur schwer, selten oder überhaupt nicht umsetzen ... lassen usw. Nein, ich werde dir nicht noch weitere meiner "psychischen Probleme" zumuten.  :-*


Zum dritten Punkt - der Magersucht:

Wenn man derart selektiv liest bzw. manipulativ antwortet (!) - und: das hat ja sowohl Methode, als auch Gründe (deine ...!  8) ) - dann kann man das auch ganz klar als Diffamierung entlarven.

Meine Magersucht liegt mittlerweile 23 Jahre zurück! Und genau das schrieb ich im Forum auch (dass ich mit 14/15 magersüchtig war).

Aktuell habe ich keine "Essstörungen", bin aber dennoch "mangelernährt" - die Ursache dafür ist Malabsorption und aufgrund dieser habe ich mich sehr lange Zeit schon nur sehr eingeschränkt ernähren können. So herum wird ein Schuh daraus. Um also einigermaßen im Alltag funktionieren zu können ..., muss ich mich so eingeschränkt ernähren (um keine Beschwerden zu haben). Und da ich nun mal immer funktionieren musste und muss (schon alleine als Mutter, aber ich war nicht ausschließlich Mutter ...), musste ich mich auch so eingeschränkt ernähren (und Beschwerden ließen sich trotzdem nicht immer ganz vermeiden). Daraus resultieren die Mangelzustände, aber auch daraus, dass ich zweimal schwanger war und zweimal stillte, da in diesen Zeiten ein erhöhter Bedarf vorhanden ist - an diversen Nährstoffen (Mineralstoffen, Spurenelementen...), den ich mit der Nahrung ja aber nicht decken konnte. Und nicht zuletzt (Eisenmangelanämie!) verursacht auch durch (langjährige und regelmäßige) Hypermenhorroe.

Das alles hat aber mit "psychischen Problemen" nichts zu tun, sondern mit physischen. Und ja, das bilde ich mir auch nicht hypochondermäßig ein - das zeigen ganz simpel und deutlich meine Laborwerte.

Aus aber diesen "Zuständen" können sich dann tatsächlich die bereits genannten "depressiven Phasen" entwickeln bzw. darauf folgen - weil man sich einfach beschissen fühlt, wenn man stark anämisch ist (eben: ohne jede Energie, Vitalität, Kraft, uralt, kaputt ... ... ... - das geht nicht nur mir mit Anämie so). Und weil man dann auch am Leben und im Alltag nur noch eingeschränkt teilnehmen und funktionieren kann. Und wenn man versucht, herauszufinden, woran das lliegt, was die Ursache ist und wie man es beheben kann, dann aber erst mal eine Arzt-Odyssee hinter sich bringen muss, bis man Hilfe/Behandlung bekommt, dann kann man durchaus nachvollziehbar, wie ich meine, "depressiv", aber auch "gereizt" ... werden.

Und das hätte sich so leicht vermeiden lassen können - wenn man einfach beizeiten schon die richtige "Behandlung" (in dem Falle Eiseninfusionen) erhalten hätte! - Ich kann da kein Verschulden oder Versäumnis meinerseits erkennen. Und die "depressiven Phasen" hätten mir auch erspart bleiben können, wenn ... (siehe, was ich soeben schrieb).


Zu Punkt 4: der ist ja nun mal gar keiner - reine Polemik, siehe hier noch einmal:

Zitat
4) vielleicht noch andere Sachen, die ich überlesen habe


Nun darfst du getrost weiter spammen und inhaltlich ausweichen - denn auf meine inhaltlichen Fragen, Einwände, Kritik, Reaktionen hast du mit keinem Satz geantwortet. Wie auch?!  :-*

Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Kallisti am 08 Februar 2012, 19:49:07
Simia

... ich würde auch lieber Text liefern - vielleicht gibt es Manuskripte zu den Sendungen, die man erhalten kann (ich frage mal), aber die kann ich hier auch nicht einstellen (wenn in Papierform nur und nicht im Netz).

Eine der Sendungen wird ja wiederholt (Datum ... siehe Links im Eingangspost, weiß ich grad spontan auch nicht).

Was ich mit meinem (von dir zitierten) Satz meine:

Wie in den Sendungen auch vorgekommen:

Wenn Kinder irgendwie "ungewöhnliches", auffälliges oder "störendes" Verhalten zeigen, gelten sie sehr oft schon als therapiebedürftig.
Einer der Jungen z.B., weil er also viel träumte, sich nicht so gut konzentrierte (wie die anderen Schüler in seiner Klasse, in seiner Schule, im Land lol) oder, wenn sie "zappelig"/unruhig sind, einen starken Bewegungsdrang haben (der bei Kindern aber eigentlich völlig normal, gesund, natürlich und sogar für ihre (nicht nur motorische) Entwicklung wichtig ist!) oder ein anderer Junge, weil er mit sich selbst sprach (und das nicht nur Zuhause) und "unkonzentriert" war.

Oder ein Anderer, weil er "außergewöhnliche Interessen" (für sein Alter) hatte (sich als Grundschüler mit Buddhismus, alten Kulturen ... beschäftigte)!

All diese Kinder wurden als "gestört", "behandlungs-/therapierungsbedürftig" diagnostiziert - und: therapiert! Einige mehrmals und unterschiedlich (verschiedene Diagnosen und Therapien).

Und dann stellte sich bei einigen von ihnen heraus, dass das alles doch falsch war, Fehldiagnosen und/oder die Eltern ließen es einfach sein und die Kinder entwickelten sich trotzdem gut (ohne Therapie, ohne Tabletten) und/oder die einstigen Kinder, die heute Jugendliche sind (einer 18, der Andere 19), hatten über viele Jahre (ab 6 bzw. 8 Jahre alt, über also ca. 12 Jahre, z.T. mit Unterbrechungen, die mit den Ärzten abgestimmt worden waren) Ritalin genommen und sagen heute, sie nehmen es nicht mehr, würden es auch nie mehr nehmen und es auch ihren Kindern nicht geben, wenn diese es bekommen sollten (das Ritalin verschrieben) ... Und sie begründeten das auch. Beide.


Was ich also meine, ist, dass Kinder heute wirklich auf Leistung getrimmt werden und einfach nicht mehr sich ganz natürlich entwickeln können dürfen. Es wird ihnen die Zeit oft nicht gelassen - Beispiel: Ergotherapie. Deren Wirkung/"Erfolg" ist wissenschaftlich (!!) überhaupt nicht belegt - basiert alles nur auf "Erfahrungswerten"!

Aber Kinder haben nun mal nicht nur bestimmte "Zeitfenster" für verschiedene Entwicklungen/Entwicklungsphasen, sondern auch hat jedes Kind noch seine ganz individuellen, die mit den "allgemeinen" nicht immer übereinstimmen.

Wenn ein Kind also nicht "übereinstimmt", wird gleich davon gesprochen, dass man es nun also dann doch in seinem eigenen Interesse "fördern" muss. Und damit ist meistens "Therapie" gemeint.

Denn ja, man kann sein Kind auch ganz anders fördern, seine Entwicklung "unterstützen" - durch ganz normale Sachen - viel Bewegung, frische Luft, Anregungen, Abwechslung, Anreize schaffen, Gespräche, emotionale Entwicklung befördern (durch Zuwendung, Geduld, Einfühlungsvermögen, Verständnis etc. der Bezugspersonen, aber auch der Kiga-Erzieher und Lehrer...) usw.

Was ich also meine ist, dass diverse Unterschiede und Eigenarten und Wesensarten einfach eben das sind - und nicht "Störungen" oder "Krankheiten", zu denen sie aber immer öfter gemacht werden.
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: schwarze Katze am 08 Februar 2012, 19:51:00


Es ist nicht auf meinen Mist (alleine) gewachsen: die berechtigte, begründete Kritik an sowohl AD(H)S-"Diagnosen" und -Behandlung als auch an unzähligen, zunehmenden vermeintlich vorhandenen "Störungen" (sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen). Das habe ich mir nicht aus den Fingern gesogen. Aber auf die Sendungen bzw. auf die Tatsache, dass ich mit meiner Haltung demgegenüber nicht alleine dastehe, gehst du wohlweislich mit keiner Silbe ein.  :-*


Die Menschne, welche daran glauben, dass HIV - Virus kein AIDS verursacht, sondern nur die Entdeckung von gierigen Ärzten ist, stehen mit ihre Meinung auch nicht alleine da.

Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Kallisti am 08 Februar 2012, 19:59:32
seufz. Black Russian - das soll hoffentlich ein Scherz sein?!

Du hast offenbar tatsächlich was ganz anderes gesehen (TV) als ich. ^^

Wie gesagt: was Ritalin betrifft, da kann sich keiner der Befürworter auf irgendwelche Studien stützen. Bei HIV sieht das doch geringfügig anders aus. -- Was ein Vergleich!  :o
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: messie am 08 Februar 2012, 20:01:38
Kallisti,

Zitat
Es ist nicht auf meinen Mist (alleine) gewachsen: die berechtigte, begründete Kritik an sowohl AD(H)S-"Diagnosen" und -Behandlung als auch an unzähligen, zunehmenden vermeintlich vorhandenen "Störungen" (sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen). Das habe ich mir nicht aus den Fingern gesogen.

Dass da viel Mist passiert, bestreitet ja auch niemand. Was hier die User (wieder einmal) vermitteln wollen ist, dass nicht jede Behandlung inklusive Medikation eine Fehldiagnose ist. Es gibt eben auch Fälle, in denen es genau richtig so ist, weil es genau dieser speziellen Person hilft und geholfen hat.

Die Aufregung über Fehlbehandlungen ist nachvollziehbar und verständlich. Die teile ich auch! Nur lässt sich daraus eben kein Schuh backen, dass jede Behandlung, die eine Medikation inkludiert, eine Fehlbehandlung ist.
Genau so wirken aber deine Beiträge: "Es wird AD(H)S diagnostiziert und mit Medikamenten behandelt, das ist falsch, und zwar immer!!!!!".

Genau dies stimmt aber eben halt nicht. Es ist nicht immer falsch. Es ist eben auch immer wieder genau richtig so. Die Pauschalisierung, die in deinen Worten hier durchscheint, lässt sich so eben nun einmal nicht machen und auch nicht halten. Dass jede Behandlung dieser Art verkehrt ist, ist eben nun einmal schlicht falsch. Denn es gibt zu viele Gegenbeispiele, in denen sie wunderbar angeschlagen und geholfen hat.

Ach, und zu Black Russians Beitrag: Es gibt tatsächlich Menschen die behaupten, es gäbe das Aids-Virus überhaupt nicht, es wäre ja schließlich noch nie in einem Körper nachgewiesen worden, ergo gibt es AIDS überhaupt nicht, die Menschen würden an den Medikamenten gegen Aids sterben. Diese vertreten ihre Meinung ähnlich leidenschaftlich. ;)
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Kallisti am 08 Februar 2012, 20:09:14
messie

ich behaupte nicht und will nicht behaupten, dass es gar keine "psychischen Erkrankungen" bzw. "geistige" gibt. Aber welche und wieviele das sind, woran man sie wodurch erkennen kann und wie man sie am besten (! - aus Patientensicht) behandelt, vermag ich nicht zu sagen. Natürlich nicht. Ich bin nicht dahingehend ausgebildet und erfahren.

Was ich aber tatsächlich behaupte, ist, dass AD(H)S eine erfundene Geschichte ist. Und damit stehe ich nicht alleine da. ;)

Hier gab es schon mal eine Sendung dazu, ist aber etwas älter, also nicht ganz auf dem aktuellen Stand

http://www.wdr.de/tv/quarks/sendungsbeitraege/2008/0219/000_adhs.jsp
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: schwarze Katze am 08 Februar 2012, 20:09:54
Es gibt tatsächlich Menschen die behaupten, es gäbe das Aids-Virus überhaupt nicht, es wäre ja schließlich noch nie in einem Körper nachgewiesen worden, ergo gibt es AIDS überhaupt nicht, die Menschen würden an den Medikamenten gegen Aids sterben. Diese vertreten ihre Meinung ähnlich leidenschaftlich. ;)

Ich glaube, so im Jahre 2006 hatten wir so einen hier in Forum
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Kallisti am 08 Februar 2012, 20:13:13
Und auch hier kurz etwas

http://37grad.zdf.de/ZDFde/inhalt/1/0,1872,8217281,00.html

Fördern, bis der Arzt kommt?
Buchtipps zum Thema Kinder außerhalb der Norm

Zitat
Immer mehr Kinder und Jugendliche werden in eine Therapie geschickt, sei es wegen einer Lernschwäche, Schlafstörung oder der sogenannten Aufmerksamkeitsstörung. Laut Kinderarzt Ulrich Fegeler sind viele auffällige Kinder aber einfach nur "anders" als die Norm. Das scheint für viele Lehrer, Erzieher und Eltern schwer erträglich zu sein. Schnell reduzieren sie Kinder auf ihre Symptome, die sie weg behandelt haben wollen. Im Interesse des Kindes natürlich, schließlich soll es in dieser Welt funktionieren....

Das ist, was ich meine.
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Eisbär am 08 Februar 2012, 20:56:20
Was ich aber tatsächlich behaupte, ist, dass AD(H)S eine erfundene Geschichte ist.
Behaupte das mal.
Ich vermute, daß die Ursache Deiner Behauptung darin liegt:
Ich bin nicht dahingehend ausgebildet und erfahren.
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Spambot am 08 Februar 2012, 21:18:06
Meine Magersucht liegt mittlerweile 23 Jahre zurück! Und genau das schrieb ich im Forum auch (dass ich mit 14/15 magersüchtig war).

Oh, ich ging von der chronifizierten Form aus. Sorry, da hab ich zuviel interpretiert. Da du die (frühere) Anorexia und deine gescheiterten Therapien mehrmals erwähnt hattest, nahm ich an, dass das Thema, oder wofür auch immer die Therapien waren, noch eine gewisse Signifikanz in deinem Leben hat. Könnte auch einfach daran liegen, dass ich deine Texte gewöhnlich maximal überfliege, wenn ich sie nicht vollständig ignoriere. Den Vorwurf des selektiven Lesens kann ich somit nur bestätigen. It´s not an error, it´s a feature ;)

An der Kernaussage ändert dieser Fehler von mir allerdings nichts. Wenn dir hier im Forum von verschiedenen Seiten berichtet wird, dass es auch erfolgreiche Hilfe durch Ärzte und Psychotherapeuten gibt, kann es sich bei deiner universellen negativen Bewertung nur um ein klassisches Vorurteil handeln. Ganz "normales" Verhalten können diese angeblich aus Profitgier erfundenen psychischen Störungen auch nicht sein, wenn Menschen in ihrer Not von sich aus professionelle Hilfe suchen und bereit sind dafür monatelang auf einen Therapieplatz zu warten.

BTW: Zu AD(H)S kann ich wenig sagen. Da kenne ich mich ehrlich gesagt nicht so gut aus. Und auf irgendwelche Infotainment Sendungen zu so einem komplexen Thema kann ich bei meiner Meinungsbildung gut verzichten. Mal sehen, vielleicht lese ich mich da mal ein.
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: nightnurse am 08 Februar 2012, 23:36:10
Wie gesagt: was Ritalin betrifft, da kann sich keiner der Befürworter auf irgendwelche Studien stützen. Bei HIV sieht das doch geringfügig anders aus. -- Was ein Vergleich!  :o

Denkst DU.
Aber ich habe mich erst kürzlich gezwungen gesehen, da mal etwas zu googlen und darf Dir versichern, dass das in einschlägigen Kreisen ganz anders betrachtet wird. Die haben auch ihre Studien und Wissenschaftler und Experten, auf die sie sich kräftig stützen.

ich behaupte nicht und will nicht behaupten, dass es gar keine "psychischen Erkrankungen" bzw. "geistige" gibt. Aber welche und wieviele das sind, woran man sie wodurch erkennen kann und wie man sie am besten (! - aus Patientensicht) behandelt, vermag ich nicht zu sagen. Natürlich nicht. Ich bin nicht dahingehend ausgebildet und erfahren.

Was ich aber tatsächlich behaupte, ist, dass AD(H)S eine erfundene Geschichte ist. Und damit stehe ich nicht alleine da. ;)

Wenn Du hier einfch mal "psychisch" durch "Virus-" und "Adhs" durch "HIV" ersetzt, hast Du schon einen archetypischen HIV-Leugner-Satz.
Nur, weil Ritalin auf Menschen mit und ohne ADHS gleich wirkt, ist ja nicht die Nichtexistenz von ADHS bewiesen, sondern erstmal nur, dass Ritalin (vielleicht) nicht das richtige Mittel ist. Und nur, weil die Diagnose ADHS (genau wie die Diagnose Aids auch) gerne nach der Schrotschussmethode erteilt wird, heisst das noch nicht, dass sie überhaupt keine Berechtigung hat.
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: schwarze Katze am 09 Februar 2012, 08:05:35
@Kallisti

eine Frage:

stell dir vor, dein Kind ist trotz Intelligenz unkonzentriert, stört im Unterricht, ist extrem impulsiv, ungeschickt, eckt überall an.
Du hast schon Ergotherapie u.s.w durch, nix hilft, du bist mit deiner Latein am Ende. Das Kind droht in die Schule zu versagen, hat schon lange seine Aussenseiter-Rolle akzeptiert und sich damit abgefunden, auf die Hauptschule abgeschoben zu werden. Noch mehr - es hat Angst, auf die Sonderschule zu landen und den Gefühl, in seinem Kopf ist etwas nicht richtig, es ist "nicht normal"
Irgendwann steht die Diagnose "ADHS" im Raum.

Wirds du dann nicht versuchen, mit Hilfe von Medikamenten den Ruder noch zu reissen? Solange es noch (4 Klasse) nicht zu spät ist

ich erbiete eine ehrliche Antwort
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Kallisti am 09 Februar 2012, 10:49:50
Black Russian

... ich kann mich wirklich nur noch wundern - alles, das du anführst, wurde in den beiden 3sat-Sendungen genau so thematisiert. Nur, dass diese betroffenen Kinder trotz "Therapien" und "Behandlung" mit Ritalin Sonderschul"empfehlungen" bekamen ... und die Eltern trotz (z.T. Mehrfach-) Therapien mit ihrem Latein am Ende waren!


Im einen Fall (William) wurde dann aber auf ein Gymnasium gewechselt und von da an ging es der Familie (also auch dem Jungen) gut - ganz ohne jegliche Therapie/Behandlung, Medikation!

Im anderern extremen Fall, hatte der Junge in der ersten Klasse bereits 3 Grundschulen durch! Und sollte nun auch auf die Sonderschule. Er blieb dann krankgeschrieben zunächst einige Zeit zu Hause, weil er sagte, er sei lieber tot, als nochmal in eine Schule zu gehen. Die Mutter ließ ihn dennoch NICHT "therapieren", sondern fand eine Förderschule (nicht: eine übliche "Sonderschule"!), in die der Junge nun GERNE und freiwillig ging, sich wohlfühlte und ein gutes Ersteklasse-Zeugnis erhielt - der Direktor dieser Schule kam auch zu Wort und sagte, er könne sich sehr gut vorstellen, dass dieser Junge auch das Abi machen wird ... ... ...
Und auch er (der Junge) erhielt nun keinerlei (weitere) Therapie mehr (sein "Verhalten" betreffend). Obwohl auch bei ihm ADHS "diagnostiziert" worden war! Und in der neuen Schule konnte er sich nun - oh Wunder! - sehr wohl längere Zeit auf eine Tätigkeit konzentrieren (genau wie er es Zuhause schon immer konnte, machte, wenn etwas ihn begeisterte, interessierte ...).

Und der andere Junge (Seraphim - ja nu, die Eltern gaben ihm diesen Namen) war aufgrund seiner zahlreichen "Diagnosen" und Therapien schon ziemlich "abgeklärt" (er war ca. 10 oder 11 Jahre jung, vielleicht auch erst 9, weiß ich nicht mehr genau) - als er gefragt wurde, wie das alles für ihn sei. Er meinte: er denke nicht, dass er "krank" oder "gestört" oder ähnlich sei, aber er rede eben nicht mehr gerne mit Anderen (weder Kindern noch Erwachsenen) über seine "außergewöhnlichen Interessen und Gedanken ...". Bei ihm wurde unter anderem (!) bspw. auch "Depression" "diagnostiziert". Er sagte von sich selbst aber, er habe Spaß an Dingen, sei fröhlich ...
Auch er wechselte die Schule und ab da ging es ihm besser - auch: ganz ohne weitere Therapien!


Das Problem ist, dass die Kinder heute wie schon gesagt alle einfach funktionieren sollen, Leistung bringen sollen, ihre natürlichen Bedürfnisse (ausgelassen sein, sich viel und oft bewegen, auch laut sein dürfen, toben dürfen, träumen dürfen, kaspern dürfen usw. usf.) unterdrücken müssen: das gibt unsere Gesellschaft vor und wird insbesondere in den Schulen allen Kindern abverlangt. Es gibt Kinder, die das "bringen", aber auch diese haben oft mit (gesundheitlichen) Problemen zu kämpfen, auch wenn sie nicht gerne oder überhaupt darüber sprechen (auch die Eltern nicht). Gutes Beispiel ist das G8 (Abi nach Klasse 12). Viele Kinder werden von vorneherein (also nach Grundschule oder nach Klasse 5 oder 6) bereits aussortiert - und das nicht aufgrund mangelnder Leistung (Noten ...), sondern: aufgrund ihres Verhaltens! Das ist ein offenes Geheimnis!! (In Eltern- und Lehrerkreisen.)

Die Anderen, die "bleiben dürfen", werden oft durchgequält - sehr viele erhalten Nachhilfe, um es überhaupt zu schaffen und sehr viele haben psychosomatische Probleme: aufgrund des Drucks, obwohl die Eltern versuchen, ihre Kinder so gut als möglich zu unterstützen, zu entlasten, Druck rauszunehmen ... !

Ich finde, das ist ein sehr hoher - zu hoher - Tribut, der da gezahlt werden muss! Für alle Kinder: die, denen erst gar nicht die Chance gegeben wird (also die "Aussortierten") als auch für die, die sich durchquälen. Freizeit bleibt ihnen kaum, Erholung also auch nicht. Hobbies fallen weg, weil die Zeit (nachmittags) dafür nicht mehr zur Verfügung steht, sondern zum Lernen "genutzt" werden muss ... ... ...

Siehe bspw. hier

Zitat
Eine Studie im Auftrag der Landeselternvertretung des Saarlandes kommt zu dem gleichen Ergebnis. Beim Vergleich von G8 mit G9 fiel auf, dass sich die Turbo-Abiturienten stärker überlastet fühlten. So gaben diese an, einen größeren Teil ihrer Freizeit zum Lernen und für Hausaufgaben aufzuwenden. Zudem nahmen mehr G8-Schüler Nachhilfe. Schließlich verweist die Studie auch auf die Gesundheit: Die G8-Schüler litten deutlich häufiger an Kopfschmerzen oder Übelkeit als die Abiturienten, die neun Jahre lang das Gymnasium besuchten.

http://www.tagesschau.de/inland/gymnasiumacht100.html

Das aber nur als ein Beispiel. Es fängt ja wie gesagt schon in den Grundschulen an! Die Kinder sollen alle stillsitzen, sich konzentrieren, nicht mehrfach ermahnt werden müssen (weil sie "unkonzentriert", verträumt ... sind), sollen sich widerspruchslos an alle Regeln halten und allen Anweisungen stets brav folgen.

Ja, es gibt Kinder, die das "können", machen, bringen. Aber es gibt auch andere - und derer offensichtlich nicht Wenige. Statt aber hier individueller bzw. überhaupt auf normale kindliche Bedürfnisse, Verhaltensweisen und individuelle (!) Entwicklung(szeiten) einzugehen, sollen alle einfach "gut funktionieren". Tun sie dies nicht wie gewünscht bzw. wie: gefordert (in Schulen), gelten sie als "therapierungsbedürftig". Und meistens, ja, steht dann die "Diagnose" (nicht nur mehr der Verdacht) "AD(H)S" im Raum.

Und es gibt Kinder, die einfach "ungewöhnliche" Eigenheiten, Verhaltensweisen haben (mit denen sie aber weder Anderen noch sich selbst schaden!). Auch sie werden dann gerne als "gestört" abgewertet, von anderen gemobbt - denn ja, die Toleranz muss schon im Kindesalter "eingeübt" werden (indem man einfach mit seinen Kindern über all sowas spricht, es ihnen erklärt, es überhaupt thematisiert: Zuhause (Eltern) und in Schulen!). Und hier - wie bei "verschrobenen" Erwachsenen geht es um TOLERANZ und AKZEPTANZ. Statt um Pathologisierung und Gleichbürsten.

Das Problem ist nur, dass dies mehr Zeit bedürfte, auch mehr Verständnis, Einfühlungsvermögen/Sensibilität ... !

Diese Zeit haben wir heute offensichtlich nicht (mehr?). Was früher halt ein "HansguckindieLuft", ein Träumer, ein "Zappelphilip" war - ist heute ein "AD(H)S"-Kind.

Den Kindern wird die Zeit und der Raum für ihre natürliche und individuell leicht unterschiedliche ENTWICKLUNG und ihre Bedürfnisse nicht (mehr?) gegeben bzw. GELASSEN!

DAS ist das Problem.

Und wie in den Sendungen sich ja auch zeigte, geht es all diesen Kindern alleine dadurch besser bzw. wieder gut, wenn ihnen diese Zeit und Raum gegeben werden (in anderen Schulen ... - mit also anderen, verständnisvollen, aufgeklärten, engagierten ... Lehrern und Lehrmethoden ...). Ganz und gar ohne jegliche Therapie/Behandlung/Medikation.


Man könnte da nun noch mit Chronobiologie kommen -- denn da fängt es ja schon an (Kinder, die schon in der Grundschule zu früh in die Schule müssen, dann nicht konzentriert sein KÖNNEN, obwohl sie abends früh genug ins Bett gingen etc.).

Aber das lass ich an dieser Stelle mal besser.  ;)


Ach so - weil du mich direkt fragtest:

Ich kann nur hoffen, dass - sollte ich in eine solche von dir geschilderte Situation kommen (mit meiner Tochter, mein Sohn is ja schon "durch" - is ja 18, wird dieses Jahr 19 - ganz ohne AD(H)S -> unglaublich ... und das, wo er doch von (so Einer wie) mir erzogen wurde ...!!  :-*  :P), ich dann so MUTIG und selbstsicher (!) bin wie die Eltern in den beiden Sendungen (bzw. in der einen vor allem) und mich nicht drücken lasse dahingehend, mein Kind mit Ritalin zu schädigen!

Aber ja, es gab schon ein Mal bei ihr eine Empfehlung für Ergotherapie - ich habe es nicht mit ihr gemacht - und siehe da: alles, das als "förderbedürftig" galt, hat sich bei ihr nun ganz von selbst "noch in time" entwickelt - ganz ohne (Ergo-)Therapie!!!
Sie konnte halt mit 4 noch nicht so gut auf einem Bein hüpfen (wie sie aber wohl hätte sollen), auch noch nicht so gut klettern und auch noch nicht Fahrradfahren. Aber mit 5 konnte sie all das. :)  Ja, sie braucht einfach nur IHRE ZEIT! :)
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: nightnurse am 09 Februar 2012, 10:57:16
Ähem.
Du hast nun zwar viel geschrieben, aber Black Russians Frage nicht beantwortet.
Oder waren Deine Kinder im Fernsehen?
Und Du möchtest doch immer, dass Fragen direkt und deutlich und unverklausuliert beantwortet werden.
*.*
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Kallisti am 09 Februar 2012, 11:13:42
nightnurse

zu den von dir erwähnten "Studien" zu AD(H)S siehe auch hier noch einmal

Zitat
Gibt es "ADHS" überhaupt?
Eines ist natürlich unstrittig: Es gibt übermäßig aktive, unruhige, impulsive und unkonzentrierte Kinder. Die grundlegende Frage ist allerdings, ob diese Kinder an einer Krankheit "ADHS" leiden oder ob ihre Auffälligkeiten nicht doch sehr unspezifisch sind, d.h. viele unterschiedliche Ursachen haben können. Es stellt sich die Frage nach der wissenschaftlich belegbaren Existenz einer von anderen Störungen abgrenzbaren und spezifischen Krankheit namens "ADHS".

Um es kurz zu machen: Der gegenwärtige Forschungsstand stützt nicht die Behauptung, bei "ADHS"-Kindern handele es sich um eine homogene Gruppe mit einer gemeinsamen und spezifischen neurobiologischen Störung. Es gibt keine spezifischen kognitiven, metabolischen oder neurologischen Marker für "ADHS", weshalb es auch keinen medizinischen Test für die Diagnose gibt. Es gibt auch keinerlei spezifische psychologische "ADHS"-Testverfahren. Die Diagnose besteht stattdessen in einer schlichten und stark kulturell-subjektiven Verhaltenseinschätzung. Es gibt sogar seit 30 Jahren offenkundige Schwierigkeiten, die Störung überhaupt eindeutig zu definieren.

Ist "ADHS" eine Hirnfunktionsstörung?
Es gibt keinen eindeutigen wissenschaftlichen Beleg dafür, dass "ADHS" eine krankhafte Hirnfunktionsstörung ist. Man hat zwar bei Kindern mit der Diagnose "ADHS" vielerlei Veränderungen im Gehirn gefunden. Aber die Forscher bewegten sich bislang vergleichsweise so, als wenn sie die Gehirne von Verliebten untersuchten, alle möglichen erstaunlichen Veränderungen feststellten und dann als Ursache dieser Veränderungen eine Krankheit namens "Liebeswahn" festmachen würden.

Bei keiner der bisher bei ADHS-Diagnostizierten gefundenen Veränderungen ist wissenschaftlich belegt, dass sie "ADHS" verursachen oder dass sie wirklich spezifisch für "ADHS" sind und nicht auch bei vielen anderen Störungen oder Verhaltensprägungen oder ganz normalen Charaktereigenschaften vorkommen. All diese unspezifischen Hirnveränderungen können nämlich auch lediglich Abbildungen bzw. Niederschläge von lebensgeschichtlichen Erfahrungen bzw. psychosozialen Umwelteinflüssen sein. Sie müssen keineswegs "angeboren", sondern sie können genauso gut durch Lebenserfahrungen erworben sein.

Das menschliche Gehirn ist viel plastischer und in seiner Entwicklung von Erfahrung viel abhängiger, als die ADHS-Forschung bisher zur Kenntnis nimmt. Hirnbesonderheiten können körperlich-genetisch bedingt sein, sie können aber auch genauso erfahrungsabhängig sein oder aus einer Mischung beider Komponenten bestehen. Die ADHS-Forschung berücksichtigt bisher nur die eine Seite der Medaille, nämlich die biologisch-genetische. Man kann diese Forschungsrichtung deshalb zu Recht als "biologistisch" bezeichnen. Die starke Beeinflussung der Hirnentwicklung durch Lernerfahrung und Umwelteinflüsse gerade bei Kindern wird völlig ausgeblendet.

Hirnbesonderheiten müssen außerdem keineswegs immer irgendwelchen Krankheitswert haben. Wenn man zum Beispiel die Hirne von langjährigen Londoner Taxifahrern nach ihrem Tode untersucht, findet man veränderte Hirnstrukturen. Waren diese Fahrer also krank? Nein, denn die Hirnveränderungen haben sich bei ihnen im Laufe vieler Jahre Fahrpraxis als Anpassung an die chaotische Londoner City herausgebildet.

Die konventionelle ADHS-Forschung leitet aus dem gleichzeitigen Auftreten von Hirnbesonderheiten und Verhalten eine unerlaubte einseitig-ursächliche Beziehung ab, derzufolge die angeblich krankhafte Hirnbesonderheit das angeblich krankhafte Verhalten bedinge. Es kann aber auch umgekehrt sein. Oder es kann beides durch etwas Drittes, bisher vollkommen Unbekanntes bestimmt sein. Oder es kann sich weder um krankhafte Hirnbesonderheiten noch um krankhaftes Verhalten handeln. Dass "ADHS" eine Hirnfunktionsstörung sein soll, umschreibt also nur eine bisher unbewiesene und derzeit beliebte Forschungshypothese, keineswegs eine wissenschaftliche Tatsache.

Ist "ADHS" genetisch bedingt?
Die Mehrzahl aller bisher durchgeführten Genstudien zu ADHS blieb ergebnislos. Die Forschung hat zwar bei 4 Genen gewisse genetische Beteiligungen am "ADHS"-Verhalten gefunden. Aber diese Beteiligungen sind einerseits schwach, andererseits unspezifisch. Der Zusammenhang dieser Gene mit dem Verhalten ist unklar. Auf keinen Fall gibt es so etwas wie ein spezifisches "ADHS-Gen".

Im Übrigen sind diese Forschungsergebnisse nicht aufregend, denn an allem menschlichen Verhalten sind unsere Gene irgendwie beteiligt, also auch an normalem Verhalten. Die wie auch immer funktionierende Beteiligung eines oder mehrerer Gene an einem bestimmten Verhalten beweist deshalb nicht dessen Krankhaftigkeit. Dabei weiss man noch fast nichts darüber, wie Gene an komplizierten und durch Lernerfahrungen stark mitgeprägten menschlichen Verhaltenskomplexen überhaupt beteiligt sind. Bei anerkannten psychiatrischen Störungen wie der Schizophrenie hat man nach vielen Jahrzehnten genetischer Forschung keine klaren Erkenntnisse gewonnen. Man kann deshalb die genetische Forschung bei einem so unscharfen Störungsbild wie "ADHS" bereits jetzt als Sackgasse bezeichnen. Die Behauptung, "ADHS" sei klar genetisch bedingt, ist also unzulässig. Auch sie stellt nur eine Forschungshypothese und keine Tatsache dar.


Ist "ADHS" erziehungsunabhängig?
Das behaupten heute auch eingefleischte "ADHS"-Anhänger nicht mehr. Sie räumen Erziehungseinflüssen mittlerweile immerhin einen modulierenden Einfluss in dem Sinne ein, dass diese Einflüsse im günstigsten Fall das Krankheitsbild mildern, aber angeblich nicht beseitigen können. Angeblich aber könnten solche Einflüsse keinesfalls "ADHS" verursachen. Auch für diese Tatsachenbehauptungen fehlen die wissenschaftlichen Belege. Die "ADHS"-Forschung hat sich mit diesen Fragen bisher so wenig beschäftigt, dass solche Aussagen völlig verantwortungslos erscheinen, weil sie die vielfältigen psychotherapeutisch-psychoedukativen Hilfsmöglichkeiten für Familien und Kinder blockieren und stattdessen allzu rasch auf die isolierte medikamentöse Behandlung einer angeblich organischen Störung abzielen.

Aus der klinischen Verhaltensforschung bei Kindern weiss man allgemein schon lange, dass Erziehungs- und Umwelteinflüsse einen sehr starken, wenn nicht gar ausschlaggebenden Einfluss auf Verhaltensstörungen haben. Die Vermutung, dass es bei "ADHS" ebenso ist, liegt deshalb nahe, zumal viele Kliniker und Eltern bereits diesbezügliche Erfahrungen berichten können.

Ist "ADHS" vererbbar?
Angesichts der Unklarheit genetischer Ursachen stützt sich die Behauptung einer Vererbbarkeit meistens auf Familien- und Zwillingsstudien. Aus familiären Verhaltenshäufungen kann man aber kaum eindeutige Schlüsse auf Vererbung versus Umwelteinfluss ziehen, weil sich in einer Familie genetisch-vererbte Faktoren und psychosoziale Umwelteinflüsse untrennbar vermengen.

Auch was Zwillingsstudien betrifft, sind die Aussagen keineswegs unumstritten, denn auch eineiige, gemeinsam aufwachsende Zwillinge teilen dieselbe psychosoziale Umwelt bei durchaus unterscheidbaren psychologischen Erfahrungen (auch Zwillinge haben voneinander unterscheidbare Geschwisterrollen), so dass auch hier die Aussagen über Vererbung versus Umwelt schwierig sind. Auch getrennt aufwachsende eineiige Zwillinge wachsen oft in sehr ähnlichen psychosozialen Kontexten auf, so dass Verhaltensgemeinsamkeiten auch bei ihnen auf die gemeinsamen Umwelteinflüsse zurückgehen können.

Im Übrigen sagt auch die Häufung eines bestimmten Verhaltens bei Zwillingen noch nichts über dessen Krankhaftigkeit aus. Wenn beide Kinder z.B. rote Haare haben, sagt das wohl etwas über Vererbung, aber nichts über eine Störung. Auch die Tatsachenbehauptung einer Vererbung von "ADHS" ist also nicht eindeutig belegt und aus denselben Gründen verantwortungslos wie die Behauptung ihrer Erziehungsunabhängigkeit.

Ist "ADHS" unheilbar?
Da es, wie erwähnt, keinerlei medizinisch-organischen Marker für "ADHS" gibt, ist diese Behauptung medizinisch-organisch auch gar nicht belegbar. Wenn man "ADHS" aber als Verhaltensstörung betrachtet, ist sie durchaus heilbar, denn immer dann, wenn das gestörte Verhalten verschwunden ist und keine Verschiebungen des gestörten Verhaltens stattgefunden haben, läge "Heilung" vor. Und dass dies möglich ist, belegen inzwischen vielfältige therapeutische Erfahrungen von Klinikern und Eltern. Die traditionelle "ADHS"-Forschung hat sich mit dieser Frage bisher so wenig befasst, dass die Behauptung einer Unheilbarkeit nicht belegbar ist.

Dass allerdings Psychopharmaka "ADHS" nicht heilen, sondern Wahrnehmung und Verhalten lediglich kurzfristig künstlich verändern bzw. dämpfen, versteht sich von selbst. Bei Absetzen des Medikaments stellt sich das "gestörte" Verhalten unverändert wieder ein. Die früher vorherrschende ausschließlich medikamentöse Behandlung, die heute bereits als ärztlicher Kunstfehler gelten muss, hat wohl aus dieser Beobachtung den Mythos einer Unheilbarkeit abgeleitet. Heute kann man aber davon ausgehen, dass "ADHS" psychotherapeutisch-psychoedukativ im selben hohen Maße heilbar ist wie alle anderen kindlichen Verhaltensstörungen auch.

http://www.ads-kritik.de/Leitfaden.htm

Hier wird also nochmals das Gleiche gesagt, wie in den Sendungen in 3sat und im WDR. Siehe insbesondere die von mir getätigten Hervorhebungen.

Was die "psychotherapeutische Behandlung", die hier genannt wird, betrifft: Da kann ich mich nur wiederholen: die Kinder brauchen einfach generell (in ihrem Leben, Alltag) den Raum, die Möglichkeiten, die Zeit, die Ruhe und die Unterstützung, sich entwickeln, entfalten, sie selbst sein zu können und zu dürfen. Es wird dies aber oft nicht mehr ermöglicht bzw. sind diese NOTWENIDGEN RAHMENBEDINGUNGEN oft nicht gegeben. Und um sie zu geben und damit meiner Ansicht nach Therapie in diesen Fällen überflüssig zu machen, braucht es die Bereitschaft, erst mal die Erkenntnis/das Einsehen in der Gesellschaft - insbesondere also bei Menschen, die mit Kindern zu tun haben (Kiga-Erzieherinnen, Lehrer/innen/Schulen, Eltern). Und vor allem auch mehr Unterstützung für Eltern! (Information, Wissensvermittlung und praktische Hilfen im Umgang mit Kindern, über kindliche Entwicklung, Erziehungsfragen etc. - kostenfrei.)

Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Kallisti am 09 Februar 2012, 11:14:24
Ähem.
Du hast nun zwar viel geschrieben, aber Black Russians Frage nicht beantwortet.
Oder waren Deine Kinder im Fernsehen?
Und Du möchtest doch immer, dass Fragen direkt und deutlich und unverklausuliert beantwortet werden.
*.*

Zitat
Ach so - weil du mich direkt fragtest:

Ich kann nur hoffen, dass - sollte ich in eine solche von dir geschilderte Situation kommen (mit meiner Tochter, mein Sohn is ja schon "durch" - is ja 18, wird dieses Jahr 19 - ganz ohne AD(H)S -> unglaublich ... und das, wo er doch von (so Einer wie) mir erzogen wurde ...!!  :-*  :P), ich dann so MUTIG und selbstsicher (!) bin wie die Eltern in den beiden Sendungen (bzw. in der einen vor allem) und mich nicht drücken lasse dahingehend, mein Kind mit Ritalin zu schädigen!

Aber ja, es gab schon ein Mal bei ihr eine Empfehlung für Ergotherapie - ich habe es nicht mit ihr gemacht - und siehe da: alles, das als "förderbedürftig" galt, hat sich bei ihr nun ganz von selbst "noch in time" entwickelt - ganz ohne (Ergo-)Therapie!!!
Sie konnte halt mit 4 noch nicht so gut auf einem Bein hüpfen (wie sie aber wohl hätte sollen), auch noch nicht so gut klettern und auch noch nicht Fahrradfahren. Aber mit 5 konnte sie all das. :)  Ja, sie braucht einfach nur IHRE ZEIT! :)
(Kallisti)


hab ich nicht?  ;)
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Multivac am 09 Februar 2012, 11:20:14
Wenn mein Kind so ein Zappelphillip und unkonzentriert wäre, würde ich keine Medikamente geben lassen, sondern eine Verhaltenstherapeutin aufsuchen, oder, nein, eher, sie Karate oder Judo oder Balett - irgendwas zum Auspowern - machen lassen.

Ich finde auch, die Diagnose ADHS wird wirklich zu häufig gestellt und Kindern zu häufig Medikamente gegeben. Sie sind doch noch in der Entwicklung, da kann man doch nicht so's Zeug reinkloppen ! Find ich verantwortungslos und hier stimme ich Kallsiti mal wieder ausnahmsweise zu. Einfach eine Diagnose beim Kind zu stellen und medikamentös zu behandeln ist von Elternseite einfach nur faul. Faul und egoistisch. Meist sind die Eltern am Verhalten der Kinder schuld. Das Kind ist ein Spiegel seiner Umwelt. Alle seine Reaktionen sind eine Antwort auf das, was man mit übertriebener oder zuwenig Liebe, Zuneigung, Beschäftigung, Lob, Struktur, Halt, Geborgenheit reindrischt in den kleinen Kopf. Es müßten also in den meisten Fällen eigentlich die Eltern in eine Therapie oder alle zusammen in eine Familientherapie.

Oft sind Eltern, die ADHS mit Hyperintelligenz gleichsetzen, solche, die eigene Karriereziele nicht erreicht haben und entsprechendes vom Kind fordern, es überlasten, es einseitig (z.B. nur geistig) fördern und zuviel Erwachsensein von ihm fordern.

Daß ADHS erfunden ist, ist natürlich Unsinn. Es ist ebensowenig erfunden wie das Syndrom mancher Leute, mit ihrem Einkaufswagen an der Kasse rumzudrängeln, damit sie die ersten sind ('Morbus ungeduldii', meine eigenen Studien, die Differentialdiagnose hat sich leider in der Schulmedizin noch nicht durchgesetzt. Evtl. genetische Ursachen, häufig korreliert mit der sog. 'Warteinszuffizienz' -  beides zusammen ergibt ein stark behandlungsbedürftiges Krankheitsbild, unter welchem der Patient massiv leidet).

Klingt witzig, meine ich aber ernst - ADHS ist keine Erkrankung, bei der ein Erreger nachweisbar ist. Bei AIDS schon. Bei ADHS sind meines Wissens nach auch keine Hirn- oder andere physiologische Veränderungen nachgewiesen - bei AIDS schon, z.B. Schwund von CD4+-T-Zellen. Bestimmte psychische Erscheinungen als eigenständige Erkrankung wahrzunehmen hat m.E. schon etwas subjektives und temporäres. Selbst bei Rheuma, welches schon seit über hundert Jahren intensiv erforscht wird, ist immer noch nicht klar, ob die Erkrankungen der Patienten, die unter Rheuma zusammengefaßt werden, nicht doch unterschiedliche Ursachen/Etiologien/Pathophysiologien haben und eigentlich als eigenständige Erkrankungen augfgefaßt werden sollten.
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Kallisti am 09 Februar 2012, 11:21:08
Könnte auch einfach daran liegen, dass ich deine Texte gewöhnlich maximal überfliege, wenn ich sie nicht vollständig ignoriere. Den Vorwurf des selektiven Lesens kann ich somit nur bestätigen. It´s not an error, it´s a feature ;)




Spambot - unter diesen Umständen, solltest du dich dann mit deinen unzureichenden Bemerkungen/Reaktionen auf meine nur überflogenen Beiträge zurückhalten. Wenn man etwas nur selektiv oder überhaupt nicht liest, kann man meines Erachtens kaum adäquat darauf eingehen, dazu Stellung nehmen, sich darauf beziehen - auf etwas, von dem man offensichtlich dann ja keine oder nur unzureichende Kenntnis hat. - Nein?  :-*

Ja, du darfst dich zu ADHS gerne "einlesen" - Material habe ich oben genug geliefert, wie ich meine. Und ja, natürlich war auch wieder absehbar, dass du sämtliche von mir eingestellte Links, Quellen, TV-Sendungen, Artikel - als grundsätzlich unseriös, unqualifiziert etc. einstufst. Immer. Alle. Wie nicht anders zu erwarten war.  :D  :D :-*

Meine Güte, so viele Küsse hab ich noch selten an ein und dieselbe Person verteilt. ^^  :P


Was ich aber tatsächlich behaupte, ist, dass AD(H)S eine erfundene Geschichte ist.
Behaupte das mal.
Ich vermute, daß die Ursache Deiner Behauptung darin liegt:
Ich bin nicht dahingehend ausgebildet und erfahren.



Selbst disqualifiziert, Eisbär, mein Guter. Ganz peinliche unter-Niveau-Aktion.  :P
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: nightnurse am 09 Februar 2012, 11:26:59
Oke, Dein Edit war 20 Sekunden vor meinem Post fertig und wurde mir (natürlich) nicht als neuer Beitrag angezeigt.

Ich sprach eigentlich gar nicht über den Wert oder Unwert der Studien zu Adhs, ich sagte nur, dass auch die Menschen, die an anderen Erkrankungen zweifeln, sich auf allerhand wissenschaftlichen Tüdelü stützen.
Die HIV-Leugner können Dir genausolange Episteln vorlegen wie Du mir grade, das ist gar kein Problem für die. Und wie ich erfahren musste, wirken diese Dinge dann auf medizinische Laien höchst überzeugend.
Wie es bei adhs-kritik.de ja auch der Fall zu sein scheint...

Wie gesagt, das ist (mal wieder) eine schwierige Sache und ich zweifle nicht daran, dass zu oft falsch diagnostiziert wird. Das heisst aber nicht, dass es das Syndrom gar nicht gibt und dass Psychopharmaka niemandem helfen (obwohl sie bei Kindern natürlich echt problematisch sind).
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Kallisti am 09 Februar 2012, 11:28:50
(...) Meist sind die Eltern am Verhalten der Kinder schuld.

Das Kind ist ein Spiegel seiner Umwelt. Alle seine Reaktionen sind eine Antwort auf das, was man mit zuviel Liebe oder zuwenig reindrischt in den kleinen Kopf. Es müßten also in den meisten Fällen eigentlich die Eltern in eine Therapie oder alle zusamen in eine Familientherapie. Oft sind Eltern, die ADHS mit Hyperintelligenz schlußfolgern, solche, die eigene Karriereziele nicht erreicht haben und entsprechendes vom Kind fordern, es überlasten, es einseitig fördern und zuviel Erwachsenen in ihm sehen.

Na, das ist aber auch etwas zu kurz gedacht. Es stehen ja auch die Eltern unter einem enormen Druck (durch Gesellschaft, Schule/Lehrer, Ärzte), was ADHS und Ritalin betrifft! Und es liegt nicht grundsätzlich an der (falschen, schlechten ...) Erziehung der Eltern (Umgang mit ihren Kindern ...). Es brauchte aber bei vielen Eltern (wie mir scheint) mehr Aufklärung, Information, Wissen (wann kann man was von Kindern erwarten, wie geht man mit Trotzverhalten etc. um usw.) und auch wiederum Sensibilität/Einfühlungsvermögen - wie aber auch Zeit und Geduld.

Wenn aber Eltern schon selbst sehr gestresst bis überfordert sind (aufgrund eigener Sorgen, finanzieller, gesundheitlicher oder sonstiger Art) oder einfach sehr stark belastet/überlastet (mit/in ihrem Alltag!), dann HABEN sie einfach oft die Kraft, Zeit, Geduld, Nerven, Energie und das Verständnis für ihre Kinder nicht! Können sie nicht. Sind auch nur Menschen, keine Maschinen.

Daher meine ich ja, es ist ein eher "gesamtgesellschaftliches" Problem.  :-\
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: schwarze Katze am 09 Februar 2012, 11:32:06



Im anderern extremen Fall, hatte der Junge in der ersten Klasse bereits 3 Grundschulen durch! Und sollte nun auch auf die Sonderschule. Er blieb dann krankgeschrieben zunächst einige Zeit zu Hause, weil er sagte, er sei lieber tot, als nochmal in eine Schule zu gehen. Die Mutter ließ ihn dennoch NICHT "therapieren", sondern fand eine Förderschule (nicht: eine übliche "Sonderschule"!), in die der Junge nun GERNE und freiwillig ging, sich wohlfühlte und ein gutes Ersteklasse-Zeugnis erhielt - der Direktor dieser Schule kam auch zu Wort und sagte, er könne sich sehr gut vorstellen, dass dieser Junge auch das Abi machen wird ... ... ...
Und auch er (der Junge) erhielt nun keinerlei (weitere) Therapie mehr (sein "Verhalten" betreffend). Obwohl auch bei ihm ADHS "diagnostiziert" worden war! Und in der neuen Schule konnte er sich nun - oh Wunder! - sehr wohl längere Zeit auf eine Tätigkeit konzentrieren (genau wie er es Zuhause schon immer konnte, machte, wenn etwas ihn begeisterte, interessierte ...).


Ich glaube irgendwie nicht, dass gerade du ruhig bleiben wirds, wenn deinem Kind die Sonderschule droht.
Gerade du, also diejenige, die so ein Wert auf das Bildung legt

Wir leben leider Gottes nicht in Taka-Tuka-Land sondern in einer sehr harter Gesellschaft.
Ich persönlich möchte nicht, dass mein Kind zu Verlierer dieser Gesellschaft engehören wird und das wird er leider, wenn er in die Schule versagt.

Früher hatte man mehr Freiraum: mit dem Hauptschulabschluss bekam man eine Handwerker-Lehrstelle, mit den Mittlerer Reife - eine kaufmännische Lehre, mit Abi - ging studieren.
Mittlereweile verlangen schon fast alle Handwerkbetriebe eine Mittlere Reife, Hauptschüler gehen leer aus. In die Hauptschule lernen die Jugendliche das Ausführen von HARTZ - IV - Anträgen, da man fast davon ausgeht, dass sie keine Stelle finden.

So sieht die Realität aus.

Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Multivac am 09 Februar 2012, 11:50:30
(...) Meist sind die Eltern am Verhalten der Kinder schuld.

Das Kind ist ein Spiegel seiner Umwelt. Alle seine Reaktionen sind eine Antwort auf das, was man mit zuviel Liebe oder zuwenig reindrischt in den kleinen Kopf. Es müßten also in den meisten Fällen eigentlich die Eltern in eine Therapie oder alle zusamen in eine Familientherapie. Oft sind Eltern, die ADHS mit Hyperintelligenz schlußfolgern, solche, die eigene Karriereziele nicht erreicht haben und entsprechendes vom Kind fordern, es überlasten, es einseitig fördern und zuviel Erwachsenen in ihm sehen.
Na, das ist aber auch etwas zu kurz gedacht.
Ich denke nie zu kurz, da kannst Du Dir sicher sein. Wenn Du meine Argumente nicht annehmen/verstehen kannst, denkst scheinbar Du zu kurz.


... blablubb ...Gesellschaft schuld...
Es geht um Kinder. Und die sind abhängig von ihren Eltern, Da kannst Du nicht mit so 'nem Gesellschaftscheiß kommen. So wird das ein Faß ohne Boden. Dann müßtest Du die sog. 'Gesellschaft' mit einem mal und allesamt gleichzeitig therapieren und dann noch sämtliche Umstände dergestalt ändern, daß das Umfeld der Gesellschaft nie wieder einen Grund haben wird, Verhaltensauffälligkeiten zu generieren und diese Macke an ihre Kinder in Form von ADHS weiterzugeben.
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Kallisti am 09 Februar 2012, 12:13:32
Sind wir heute empfindlich, Multivac?

Es ist einfach Fakt, dass grundsätzlich bequemerweise alles gerne auf die Eltern (ihre alleinige "Schuld") abgewälzt wird. Ich habe oben erläutert, dass Eltern, selbst wenn sie einen kindgerechte(r)en Weg mit ihren Kindern, für ihre Kinder gehen wollen (!), sie unter massivem Druck und Anfeindungen stehen (weil/wenn sie ihren Kindern NICHT Ritalin geben z.B.).

Und wenn Lehrer zu Eltern sagen: bitte geben sie es ihrem Kind, es kann sonst dem Unterricht nicht folgen (und ja, dann ist da die Angst bei den Eltern vor schlechten Noten, davor, dass der Lehrer das Kind nun also "auf dem Kieker hat" ..., davor, dass das Kind die Schule nicht schafft etc. und eben dann noch als "Rabeneltern" zu gelten, weil man seinem Kind die "richtige" und "notwenidge" "Therapie" (Medikation) nicht angedeihen lässt ...), dann stehen Eltern unter extremem Druck und Stress und kleben zwischen den Mühlsteinen.

Auch wenn es nun altklug klingen mag - wer (ältere/Schul-)Kinder hat, wird so seine Erfahrungen machen und dann verstehen (können), was ich meine, wovon ich spreche. - Das kommt alles noch, Multivac. Und dafür braucht man noch nicht mal ein "verhaltensauffälliges" oder "-gestörtes" Kind. ;)

Eltern haben nun mal unter den gesellschaftlichen "Rahmenbedingungen" auch zu leiden (also: selbst im Alltag - Job, Haushalt, Privatleben/Partnerschaft ... zu funktionieren ... und dann als Eltern auch noch und dann eben den schulischen Gegebenheiten, Anforderungen an ihre Kinder einfach doch unterworfen zu sein - da sie hierauf kaum bis keinen Einfluss haben/ausüben können - also wann bspw. der Unterricht anfängt, wie er gestaltet wird, ob das Abi in 8 oder 9 Jahren gemacht wird, wie die Lehrer sind - da hat es auch viel mit Glück zu tun: an welche Lehrer die Kinder geraten usw.).

Das lässt sich doch nicht von der Hand weisen?!

Und wenn man dann alleinerziehend ist (und berufstätig), wird es nicht besser, weil man alle Verantwortung, Pflichten etc. ja alleine tragen muss, dem Kind aber auch gerecht werden WILL und daher fast zwangsläufig überfordert, überlastet ist (wie es viele Alleinerziehende auch faktisch sind und wie das ja auch sogar allgemeinhin bekannt ist, mittlerweile). Weil man noch weniger bzw. gar keine Entlastung hat (durch eben den anderen Elternteil), es sei denn, es sind weitere Bezugspersonen (Familienmitglieder: Großeltern, ältere Geschwister ...) vorhanden.


Die Kinder sind also nicht ausschließlich von ihren Eltern abhängig, sondern auch von ihren Erziehern (Kiga), ihren Lehrern - deren (Leute) Verhaltensweisen, Launen, Einstellungen, Beurteilungen, Umgang mit ihnen (den Kindern), sind diesen auch ein Stück weit ausgeliefert! Und auch dem Schulsystem unterworfen.

Und das sind wiederum auch die Eltern. Es kann daher nicht alles auf die Eltern alleine abgewälzt werden.


Black Russian

Ja, ich halte Bildung für wichtig, die wird aber nicht nur in der Schule vermittelt. Und dann gibt es auch noch Möglichkeiten des Zweiten oder Dritten Bildungsweges. Ich möchte auf jeden Fall vermeiden, meinem Kind seine Kindheit und gute gesunde Entwicklung (!!) zu stehlen. Und ich möchte auch nicht, dass mein Kind vor lauter Diagnosen und Therapien ein marodes Selbstwertgefühl bekommt - weil es denken muss, mit ihm sei etwas bzw. Vieles nicht in Ordnung, es muss ja immer wieder oder dauernd "therapiert" werden ...

Genau das sagten die Kinder in den Sendungen ähnlich. Und die beiden jungen Männer sagten auch, dass sie ihren Kindern kein Ritalin geben würden, wenn bei diesen ADHS "diagnostiziert" würde! Sie sagten beide, es hätte ihnen nicht gut getan ...
Und auch die Kleinen sagen schon, dass sie bspw. davon Bauchschmerzen bekommen, Schlafstörungen haben, einer der Jungen war mit 14 noch nicht so groß wie andere mit 11 und war auch sehr dünn (weil wenig Appetit durch Ritalin ...) - Wachstumsstörungen sind als Nebenwirkung ja bekannt (bei Ritalin bspw.) ...





Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Multivac am 09 Februar 2012, 12:17:11
...Die Kinder sind also nicht ausschließlich von ihren Eltern abhängig, sondern auch von ihren Erziehern (Kiga), ihren Lehrern - deren (Leute) Verhaltensweisen, Launen, Einstellungen, Beurteilungen, Umgang mit ihnen (den Kindern), sind diesen auch ein Stück weit ausgeliefert! Und auch dem Schulsystem unterworfen. Und das sind wiederum auch die Eltern. Es kann daher nicht alles auf die Eltern alleine abgewälzt werden. ...
Meiner Meinung nach schon. Alles was Du aufzählst sind Ausreden.
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Kallisti am 09 Februar 2012, 12:23:37
Wie gesagt, Multivac - in dem Falle kann ich wirklich nur müde lächeln: Warte, bis dein Kind älter ist ... - du hast da einfach noch zu wenig Praxis/Erfahrung.  :P
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: schwarze Katze am 09 Februar 2012, 12:25:43

Ja, ich halte Bildung für wichtig, die wird aber nicht nur in der Schule vermittelt. Und dann gibt es auch noch Möglichkeiten des Zweiten oder Dritten Bildungsweges.


Mittlere Reife mit 35 und dann noch den Job finden--tja, problematisch

Und ich möchte auch nicht, dass mein Kind vor lauter Diagnosen und Therapien ein marodes Selbstwertgefühl bekommt - weil es denken muss, mit ihm sei etwas bzw. Vieles nicht in Ordnung, es muss ja immer wieder oder dauernd "therapiert" werden ...

Das meisten Knacks bekommt das Selbstwertgefühl durch ständiges Versagen und nicht durch Therapie.
Mir ging nach der Diagnose (habe leichte Borderline) um jeden Fall besser als vorher, ich wusste mindestens was mit mir los ist und könnte vieles in meinem Verhalten erklären.

Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Multivac am 09 Februar 2012, 12:28:12
Wie gesagt, Multivac - in dem Falle kann ich wirklich nur müde lächeln: Warte, bis dein Kind älter ist ... - du hast da einfach noch zu wenig Praxis/Erfahrung.  :P
Da Du so auf den Einflüssen der Umwelt beharrst, nehme ich mal an, daß Du sie massiv auf Dich einprasseln läßt. Das tue ich nicht, hier ist der Unterschied. Und daß Deine Kinder bereits älter sind, macht es nicht besser, eher schlechter, da das bedeutet, daß im Prinzip schon alles falsch gemacht wurde, wenn was falsch gemacht wurde (das kannst natürlich nur Du beurteilen, und wenn ja, bist natürlich nicht Du schuld, sondern die Gesellschaft)
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Kallisti am 09 Februar 2012, 12:58:09
Wie gesagt, Multivac - in dem Falle kann ich wirklich nur müde lächeln: Warte, bis dein Kind älter ist ... - du hast da einfach noch zu wenig Praxis/Erfahrung.  :P
Da Du so auf den Einflüssen der Umwelt beharrst, nehme ich mal an, daß Du sie massiv auf Dich einprasseln läßt. Das tue ich nicht, hier ist der Unterschied. Und daß Deine Kinder bereits älter sind, macht es nicht besser, eher schlechter, da das bedeutet, daß im Prinzip schon alles falsch gemacht wurde, wenn was falsch gemacht wurde (das kannst natürlich nur Du beurteilen, und wenn ja, bist natürlich nicht Du schuld, sondern die Gesellschaft)

O je, Multivac - das is doch echt unter deinem Niveau! - Oder sollte ich mich so verschätzt haben ... ?  :-\

Ich glaub, das is heute nicht dein Tag ... ?

Du musst dir um meine Kinder keine Sorgen machen - dafür hast du doch selbst eins, das reicht sicher erstmal ...  ;)

Wenn wir darüber streiten müssen, ob, dass und welche gesellschaftlichen Zwänge es - nicht nur, aber auch für Kinder - gibt und welche auch negativen Folgen diese "zuweilen" haben ... - dann lassen wir es besser gleich sein.

Und ja, meine Kinder sind älter als deines und ich kenne auch die Sorgen, Nöte, Ängste, Zweifel und Schwierigkeiten so manch anderer Eltern (mit Kindern im Schulalter oder dann auch im Pubertätsalter ...). Diese Eltern sind gewiss nicht alle "schlechte Eltern".

Verstehe sowieso deine "Kritik" nicht - erst sagst du, wenn Eltern die Kinder mit Ritalin mästen, seien sie faul und außerdem am vermeintlichen ADHS selber und alleine schuld. Wenn ich dann von Eltern spreche, die ihren Kindern das Ritalin ersparen (wollen) und dann aber trotzdem unter Druck gesetzt werden (durch die sie umgebende "Gesellschaft", Menschen), sind es deiner Ansicht nach nur Ausreden und auch diese Eltern also "schlecht" bzw. "schuld" (woran eigentlich, wofür? Daran/dafür, dass sie sich um das Wohlergehen ihrer Kinder nicht nur sorgen, sondern auch aktiv bemühen, sich informieren, nachdenken, statt vorschnell zu urteilen, zu handeln, behandeln zu lassen ...?)

Wie gesagt - ich glaube, du bist heute mit dem falschen Fuß aufgestanden ... 
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Multivac am 09 Februar 2012, 13:02:51
Wenn wir darüber streiten müssen, ob, dass und welche gesellschaftlichen Zwänge es - nicht nur, aber auch für Kinder - gibt und welche auch negativen Folgen diese "zuweilen" haben ... - dann lassen wir es besser gleich sein.

Und ja, meine Kinder sind älter als deines und ich kenne auch die Sorgen, Nöte, Ängste, Zweifel und Schwierigkeiten so manch anderer Eltern (mit Kindern im Schulalter oder dann auch im Pubertätsalter ...). Diese Eltern sind gewiss nicht alle "schlechte Eltern".

Verstehe sowieso deine "Kritik" nicht - erst sagst du, wenn Eltern die Kinder mit Ritalin mästen, seien sie faul und außerdem am vermeintlichen ADHS selber und alleine schuld. Wenn ich dann von Eltern spreche, die ihren Kindern das Ritalin ersparen (wollen) und dann aber trotzdem unter Druck gesetzt werden (durch die sie umgebende "Gesellschaft", Menschen), sind es deiner Ansicht nach nur Ausreden und auch diese Eltern also "schlecht" bzw. "schuld" (woran eigentlich, wofür? Daran/dafür, dass sie sich um das Wohlergehen ihrer Kinder nicht nur sorgen, sondern auch aktiv bemühen, sich informieren, nachdenken, statt vorschnell zu urteilen, zu handeln, behandeln zu lassen ...?)
Hallo ? Du siehst nur die Schuldzuweisung im negativen Sinne.  Wenn du so rangehst und alles anderen verantwortlich für Probleme Deiner Kinder machst, wirst Du Ihnen nicht helfen können, weil Du nicht an Dir selbst arbeiten wirst. Mir geht es aber nicht um Schuld, sondern um den Grund, den Verantwortlichen, den Auslöser. Da bist Du nunmal der Nächststehende. Einsicht ist der Weg zur Besserung.
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Kallisti am 09 Februar 2012, 14:04:23
Wenn wir darüber streiten müssen, ob, dass und welche gesellschaftlichen Zwänge es - nicht nur, aber auch für Kinder - gibt und welche auch negativen Folgen diese "zuweilen" haben ... - dann lassen wir es besser gleich sein.

Und ja, meine Kinder sind älter als deines und ich kenne auch die Sorgen, Nöte, Ängste, Zweifel und Schwierigkeiten so manch anderer Eltern (mit Kindern im Schulalter oder dann auch im Pubertätsalter ...). Diese Eltern sind gewiss nicht alle "schlechte Eltern".

Verstehe sowieso deine "Kritik" nicht - erst sagst du, wenn Eltern die Kinder mit Ritalin mästen, seien sie faul und außerdem am vermeintlichen ADHS selber und alleine schuld. Wenn ich dann von Eltern spreche, die ihren Kindern das Ritalin ersparen (wollen) und dann aber trotzdem unter Druck gesetzt werden (durch die sie umgebende "Gesellschaft", Menschen), sind es deiner Ansicht nach nur Ausreden und auch diese Eltern also "schlecht" bzw. "schuld" (woran eigentlich, wofür? Daran/dafür, dass sie sich um das Wohlergehen ihrer Kinder nicht nur sorgen, sondern auch aktiv bemühen, sich informieren, nachdenken, statt vorschnell zu urteilen, zu handeln, behandeln zu lassen ...?)
Hallo ? Du siehst nur die Schuldzuweisung im negativen Sinne.  Wenn du so rangehst und alles anderen verantwortlich für Probleme Deiner Kinder machst, wirst Du Ihnen nicht helfen können, weil Du nicht an Dir selbst arbeiten wirst. Mir geht es aber nicht um Schuld, sondern um den Grund, den Verantwortlichen, den Auslöser. Da bist Du nunmal der Nächststehende. Einsicht ist der Weg zur Besserung.

Ich quote das vorsichtshalber mal alles - bevor da wieder was wegeditiert wird.

Inwiefern bin ich verantwortlich oder verursachend, wenn mein Kind Probleme mit Leistungsdruck etc. (s.o.) in der Schule hat? Ich habe mir das G8 nicht ausgesucht, die Kinder wurden auch nicht gefragt/einbezogen in diese Entscheidung. Auch die ganzen Kürzungen, wovon sie betroffen sind, sind dem Unterricht ... sicher kaum zuträglich. Was habe ich da als Mutter verursacht oder gar zu verantworten? - Ich kann da nur noch versuchen, "aufzufangen", abzufedern (so und wie möglich) - also Schaden zu begrenzen. Mehr auch nicht. Leider! Denn eigentlich ist es nur Symptombekämpfung, nicht "Heilung", nicht: Ursachenbeseitigung/-veränderung (hin zu besseren Lehr- und Lernbedingungen und kindgerechteren Rahmenbedingungen).

Und in genau diesem Dilemma sehen sich viele Eltern (bspw. seit Einführung des G8, aber nicht nur deswegen, sondern wegen auch der ganzen finanziellen Einsparungen an Schulen, nicht nur Gymnasien und deren negativer Folgen für die Kinder, aber auch für die Lehrenden).

Was soll da wieder der Laienpsychologiequatsch von wegen "an sich selbst arbeiten" ...? Was hilft es diesen Situationen (die ich gerade beschrieb und auch oben schon mehrmals) ab, wenn da Eltern "an sich selbst arbeiten"? LOL

Multivac -- lass gut sein nu - wo soll das sonst noch hinführen? Das wird doch so nix.

Und natürlich wirfst du mit Schuldzuweisungen um dich - siehe, was du oben schriebst

(...)
Einfach eine Diagnose beim Kind zu stellen und medikamentös zu behandeln ist von Elternseite einfach nur faul. Faul und egoistisch. Meist sind die Eltern am Verhalten der Kinder schuld. Das Kind ist ein Spiegel seiner Umwelt. Alle seine Reaktionen sind eine Antwort auf das, was man mit übertriebener oder zuwenig Liebe, Zuneigung, Beschäftigung, Lob, Struktur, Halt, Geborgenheit reindrischt in den kleinen Kopf. Es müßten also in den meisten Fällen eigentlich die Eltern in eine Therapie oder alle zusammen in eine Familientherapie.

Oft sind Eltern, die ADHS mit Hyperintelligenz gleichsetzen, solche, die eigene Karriereziele nicht erreicht haben und entsprechendes vom Kind fordern, es überlasten, es einseitig (z.B. nur geistig) fördern und zuviel Erwachsensein von ihm fordern.

(...)

Nein - es sind nicht immer oder vorrangig die Eltern, die da faul sind, es sich leicht machen - es ist der Druck von außen, der sie oft einknicken lässt, so dass sie ihren Kindern dann doch Ritalin geben. Und genau das wurde in den Sendungen (3sat) auch gezeigt. Die dort gezeigten Eltern sind sicher nicht in sogenannter "bildungsferner ... Schicht" anzusiedeln. Und offensichtlich alle (dort gezeigten) sichtlich bemüht, ihren Kindern zu helfen ...

Es ist genau das, das Black Russian schrieb, mich fragte: Genau dieses Verhalten: "Wollen Sie etwa, dass Ihr Kind ein Schulversager ... ... ... wird?! - Das arme Kind! ... ... ... "

Damit setzen ANDERE (Menschen in Gesellschaft) - gerade auch Lehrer! und Kinderärzte - Eltern unter Druck und nicht selten unter (vermeintlichen) Zugzwang - zum Leidwesen der Kinder!
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Multivac am 09 Februar 2012, 14:14:29
Kann ich nicht nachvollziehen. Wer seinem Kind wegen ADHS ein Medikament gibt, handelt m.E. nicht nur unverantwortlich, sondern sollte wegen vorsätzlicher Körperverletzung angeklagt werden.
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Kallisti am 09 Februar 2012, 14:19:14
Kann ich nicht nachvollziehen. Wer seinem Kind wegen ADHS ein Medikament gibt, handelt m.E. nicht nur unverantwortlich, sondern sollte wegen vorsätzlicher Körperverletzung angeklagt werden.

Ouuhh, dann hätten wir aber extrem viele Angeklagte (Eltern)! ^^
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: schwarze Katze am 09 Februar 2012, 14:27:50
Kann ich nicht nachvollziehen. Wer seinem Kind wegen ADHS ein Medikament gibt, handelt m.E. nicht nur unverantwortlich, sondern sollte wegen vorsätzlicher Körperverletzung angeklagt werden.

Ouuhh, dann hätten wir aber extrem viele Angeklagte (Eltern)! ^^

am besten sofort die Kinder wegnehmen und ab zu den heroinsüchtigen Pflegeeltern.

Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Multivac am 09 Februar 2012, 14:32:08
ja genau. bei denen ist aber auch die gesellschaft schuld, nicht sie selbst, vergiß das nicht.
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Kenaz am 09 Februar 2012, 15:03:03
ja genau. bei denen ist aber auch die gesellschaft schuld, nicht sie selbst, vergiß das nicht.

- Könnte es sich hier - und so was, munkelt man, soll's bisweilen geben, auch wenn sich das manch einer so gar nicht vorstellen kann - möglicherweise um eine Frage handeln, die sich - vielleicht, aber nur vielleicht - schlichtweg nicht so einfach innerhalb einer Entweder-Oder-Struktur beantworten lässt?

Aber was rede ich? Ich hab' ja keine Kinder und insofern vom Thema ohnehin keinen blassen Dunst.  ::)
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Eisbär am 09 Februar 2012, 15:14:35
Wenn man also einem Kind, daß unter AD(H)S leidet, diesen Leidensdruck nimmt, indem man ihm ein wirksames Medikament gegen dieses Leiden gibt, ist man dann ein schlechter Elternteil?

Das wirkt auf mich genauso bescheuert wie die Verweigerung von Blutspenden in einigen Sekten.
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Kenaz am 09 Februar 2012, 16:02:34
Wenn man also einem Kind, daß unter AD(H)S leidet, diesen Leidensdruck nimmt, indem man ihm ein wirksames Medikament gegen dieses Leiden gibt, ist man dann ein schlechter Elternteil?

Das wirkt auf mich genauso bescheuert wie die Verweigerung von Blutspenden in einigen Sekten.

- Hier scheint mir ein vorsichtiger Hinweis denn doch angebracht zu sein, nämlich der, dass es sich bei Blut um eine - wenn nicht die - körpereigene Substanz schlechthin handelt, was man von Ritalin und seinem entscheidenden, aus der Amphetamin-Familie (!) stammenden, zentralen Wirkstoff schwerlich behaupten kann.  ;)

Darüber hinaus sind die "Nebenwirkungen" von Blut wohl nicht ansatzweise mit denen zu vergleichen, die eine Langzeitmedikamentierung mit Amphetamin auf den Organismus und insbesondere die Psyche haben kann und oft auch hat.

Mit Verlaub, Eisbär, aber ich finde, der Vergleich hinkt ein wenig.

Nichtsdestoweniger ist die Frage wohl wirklich nicht so einfach zu beantworten, wie manch einer hier zu glauben scheint, und die Wahrheit liegt - wie so oft - wohl eher irgendwo zwischen den Extremen. Ich denke, hier verhält sich das ein bisschen so ähnlich wie bei der Vergabe von Psychopharmaka an Menschen, die unter einer schweren Psychose leiden: Es kann definitiv nicht der Weisheit letzter Schluss sein, hilft aber - wenn auch auf medikamentösem, mithin künstlichem - Wege, den psychischen Gesamtzustand der Betroffenen kurzfristig so weit zu stabilisieren, dass man mit ihnen gemeinsam den langfristigen Weg in Richtung einer dauerhaften Heilung einschlagen kann. Das aber dürfte wohl eher auf psychotherapeutischer - oder vergleichbarer - Ebene zu bewerkstelligen sein. Mir wäre jedenfalls kein Fall von ADHS bekannt, der dauerhaft durch die Vergabe von Ritalin "geheilt" worden wäre (@Eisbär: auch dies ein eklatanter Unterschied zur Gabe von Blutkonserven ...  ;) ).

Ganz generell wäre jedenfalls auch ich sehr vorsichtig mit einer Pauschalaburteilung von Eltern, die ihren Kindern in ihrer Not und weil sie schlichtweg nicht mehr weiter wissen, Ritalin verabreichen lassen. Sie in Bausch und Bogen als "Rabeneltern" abzustempeln und die Problematik in der Folge ebenso kurz wie schlicht auf diesen Umstand zurückzuführen und damit zu "erklären", scheint mir jedenfalls kein Zeichen allzu üppiger Erkenntnistiefe zu sein. Denn man darf wohl mit einiger Berechtigung davon ausgehen, dass der überwiegende Großteil auch dieser Eltern guten Gewissens davon ausging, "alles richtig" gemacht zu haben, bis ihre unmittelbare Lebenswirklichkeit sie eines "besseren" belehrte ...
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: messie am 09 Februar 2012, 16:42:32
Ganz generell wäre jedenfalls auch ich sehr vorsichtig mit einer Pauschalaburteilung von Eltern, die ihren Kindern in ihrer Not und weil sie schlichtweg nicht mehr weiter wissen, Ritalin verabreichen lassen. Sie in Bausch und Bogen als "Rabeneltern" abzustempeln und die Problematik in der Folge ebenso kurz wie schlicht auf diesen Umstand zurückzuführen und damit zu "erklären", scheint mir jedenfalls kein Zeichen allzu üppiger Erkenntnistiefe zu sein. Denn man darf wohl mit einiger Berechtigung davon ausgehen, dass der überwiegende Großteil auch dieser Eltern guten Gewissens davon ausging, "alles richtig" gemacht zu haben, bis ihre unmittelbare Lebenswirklichkeit sie eines "besseren" belehrte ...

Ich glaube auch nicht, dass man pauschal Eltern als faul, verantwortungslos oder Ähnlichem abstempeln sollte, wenn sie die "Wunderdroge Ritalin" den Kindern verabreichen. Ich vermute dass da der Fehler eher beim Arzt liegt, der die Eltern nicht gut genug aufklärt. Da wird dann halt einfach mal versprochen, dass dadurch die Störung der Kinder behoben wird ...
Selbst wenn es dann wirklich eine ist (was es ja, wie Kallisti richtigerweise schrieb, lange nicht immer so der Fall ist), wer wurde denn durch Ritalin alleine nun komplett geheilt? Also, so dass man es wieder absetzen konnte und das Kind fortan ausgeglichen und glücklich ist?

Inwieweit da die beste Therapie dagegen ist, um z.B. hyperaktive Kinder ohne Medikamente ein wenig mehr Ruhe in Leben und Hirn zu verschaffen, kann ich nicht sagen. Da streiten sich ja die Experten schon trefflich, wieso sollten es Amateure wie ich einer bin beurteilen können ...

Was mir nur auffällt, sind auffällige Ähnlichkeiten zu einem Mechanismus, den ich beim Cochlear Implantat (=CI) erlebe:

Das CI ist ein Implantat, das im Ohr eingesetzt wird. Es sorgt dafür, dass ein Kind, das wenig bis gar nichts hören kann, Geräusche besser wahrnehmen kann, bis hin zu Sprache. Wo normale Hörgeräte nicht mehr weiterkommen, ist das CI eine Verbesserung.
Was hier aber Ärzte wie Hersteller gerne verschweigen ist der Umstand, dass der Mensch auch nach Einsatz des Implantates immer noch stark schwerhörig ist! Ein "Setz das Implantat ein, dann wirst du wieder hören können" ist zwar rein inhaltlich nicht falsch, aber von der Bedeutung her schon: Ja, der Mensch kann mehr hören. Aber nicht in einer Weise, dass er wieder normal hört, so wie Menschen ohne Hörschädigung.
Zudem wird gerne "vergessen", dass es ein völlig anderes Hören ist. Jemand der es eingesetzt bekommt, der hört nicht genauso wie Normalhörende, er muss das Hören neu lernen. Es mag harmlos klingen, aber man stelle sich mal vor, das Öffnen einer Tür hört sich nicht wie eine Tür, sondern wie ein Fenster an - und umgekehrt (fiktives Beispiel, die Wahrheit ist komplexer). Eine Umgewöhnung die das Sprachverstehen, und das auch nur unvollständig, ermöglicht dauert Jahre.
Und das bei etwas, das eine Operation bedingt, die sich nicht mehr rückgängig machen lässt: Wer sich das CI wieder herausoperieren lässt, ist danach auf jeden Fall komplett taub. Eine Restohrfähigkeit ist dann nicht mehr vorhanden.

Auch die Isolation gegenüber "Normalhörenden" ist nicht beendet: Dadurch dass sie ja nun doch ein bisschen hören können sind sie auf einmal nicht mehr Teil einer Gehörlosengemeinschaft (in der sie zuvor vielleicht waren), aber auch noch nicht so recht Teil der Hörendenwelt. Häufig schließen sich deswegen CI-Träger zusammen, als von beiden Welten nicht angenommene Personen.

Den Eltern wird suggeriert, ihr Kind könne wieder ganz normal hören und ganz normal leben wie sie selbst. Stimmt aber so halt leider nicht.
Ihren Irrtum bemerken sie dann leider erst dann, wenn die Operation erfolgt ist und es dann kein Zurück mehr gibt.

Ähnliches befürchte ich bezüglich Ritalin: Der Arzt diagnostiziert ADHS, schlägt eine Medikamentierung mit Ritalin vor, und suggeriert den Eltern, dass das Kind wieder restlos "normal" wird. Kein Wunder dass so viele Eltern hier zustimmen. Sie wünschen sich schließlich nichts sehnlicher als das, dass ihr Kind normal (was immer auch dieses "normal" sein möge ...) aufwächst, in der Schule keine Probleme mehr bekommt und ganz allgemein zu einem selbstbewussten, glücklichen Menschen aufwächst.
Ein Wunsch, der nur allzu menschlich ist.

Allerdings tue ich mir dennoch schwer, eine Therapie unter Zuhilfenahme von Ritalin prinzipiell zu verteufeln. Wenn Kinder starke Verbesserungen zeigen unter Verabreichung des Medikaments und zudem dies mit anderen Maßnahmen kombiniert wird die darauf abzielen, dass man es später wieder absetzen kann, wieso dann nicht doch?  - Ich finde, man sollte dann abwägen können und dürfen, inwieweit da die Erfolgschancen gegeben sind. Gerne kritisch, aber eben auch nicht hoffnungslos ablehnend.

Dass Kallisti Ergotherapie mal ablehnte, verwundert mich jedenfalls. Ergotherapie ist ja schließlich nichts das jemandem auch nur in irgend einer Form schaden könnte! Ergotherapie ist Hilfe zur Selbsthilfe, was kann daran denn schlimm sein? - Kapier ich nicht.
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Kallisti am 10 Februar 2012, 11:56:27
Zitat
Ähnliches befürchte ich bezüglich Ritalin: Der Arzt diagnostiziert ADHS, schlägt eine Medikamentierung mit Ritalin vor, und suggeriert den Eltern, dass das Kind wieder restlos "normal" wird. Kein Wunder dass so viele Eltern hier zustimmen. Sie wünschen sich schließlich nichts sehnlicher als das, dass ihr Kind normal (was immer auch dieses "normal" sein möge ...) aufwächst, in der Schule keine Probleme mehr bekommt und ganz allgemein zu einem selbstbewussten, glücklichen Menschen aufwächst.
Ein Wunsch, der nur allzu menschlich ist.
(messie)


Ja, das mag sein, aber ganz sooo leicht dürfen Eltern es sich dann doch auch nicht machen, finde ich. Ich stimme zu, dass ein Großteil der Verantwortung auch bei Ärzten/Therapeuten und auch Lehrern/Schulen (was ich also mit "Gesellschaft" meinte oben) liegt. Aber natürlich auch bei den Eltern. Das is schon klar. Nur eben nicht ausschließlich (wie es bei Multivac bei diesem Punkt anklang).

Und selbst wenn der Arzt auf Eltern überzeugend wirkt etc., so obliegt die endgültige Entscheidung doch den Eltern immer selbst und sie sind es vor allem, (nicht der Arzt, nicht der Lehrer!), die damit mit ihren Kindern im Alltag und über viele Jahre leben müssen (auch dann noch, wenn die Kinder erwachsen sind: werden die Eltern von den Kindern ja zur Verantwortung oder Rechenschaft gezogen oder mindestens zur Rede gestellt, konfrontiert ... - wenn: es also bei irgendetwas, das die Eltern zu Zeiten der Kindheit ihrer Kinder (Gott wie umständlich ...) entschieden haben und wobei die Kinder vlt. "Langzeit-" oder Spätfolgen haben ... - also das beziehe ich nun nicht nur auf Ritalin, sondern allgemein auf elterliche Verantwortung).

Aus diesem Grunde muss also den Eltern daran gelegen sein, dass sie selbst mit ihrer Entscheidung im Reinen sind, diese zu allererst und langfristig (!) ihren Kindern (!) gegenüber (nicht also vorrangig "der Gesellschaft" gegenüber) verantworten, vertreten, begründen können.

Und das heißt nun mal, dass Eltern sich selbst vielseitig informieren müssen (über die bestehende "Problematik", die Hintergründe, Ursachen und ggf. "Behandlungs"-/Veränderungsmöglichkeiten ...).

Sie dürfen sich also nicht auf eine einzelne Beratung oder Diagnose verlassen - sollten das nicht. Nur wird es hier ja eben für die Eltern wieder sehr schwierig, wenn von (schul-) medizinischer Seite mehrfach das Gleiche angeraten wird (im Falle von ADHS also leider sehr oft/zu oft Medikation mit Ritalin bzw. Methylphenidat).
Wenn Eltern also mehrere Ärzte "gegen sich" haben und dann auch noch Lehrer, ggf. andere Familienangehörige und "Freunde", Bekannte, andere Eltern ... - dann wird es für diese Eltern durchaus sehr schwer, sich gegen diese Art der "Behandlung" auszusprechen!

Deshalb sprach ich oben auf diese/solche Eltern bezogen von Mut und Selbstsicherheit. Mindestens das ist erforderlich, auch: langer Atem und gute Nerven ...


Was Ergotherapie angeht, messie - wie gesagt: die positive Wirkung, der "Erfolg" ist wissenschaftlich nicht nachgewiesen!. Es ist bei Ergo ja so, dass sie eher langfristig angelegt ist (also länger durchgeführt wird, nicht nur eine Woche oder so, sondern oft eher mehrere Wochen bis Monate). Es lässt sich dann aber nicht genau sagen, ob nun tatsächlich die Ergotherapie "geholfen" hat oder das Kind sich nicht sowieso in dieser Zeit so weiter- bzw. gut entwickelt hätte (und "Defizite" von selbst ausgeglichen worden wären - einfach durch die Zeit, die Entwicklung, die in dieser Zeit stattfand - auch ohne Ergo).

Und ich habe selbst einfach schon mehrmals schlechte Erfahrungen gemacht - bspw. zweimal mit sogenannter Osteopathie (für Kinder) - einmal als mein Sohn noch klein war (weiß gar nicht mehr - 9 oder 10 glaub ich), einmal als meine Tochter noch Säugling war - hat bei beiden gar nichts "gebracht", genützt (mein Sohn konnte sich diesbezüglich ja selbst äußern).
Dann sollte ich mit meiner gerade einjährigen Tochter Krankengymnastik machen, was ich auch tat (wegen angeblicher motorischer Entwicklungsverzögerung - was ich damals dem Ki.arzt also noch glaubte ...).
Wir hatten aber zum Einen wohl Pech mit der Therapeutin (die sehr grob mit meiner Tochter umging ... - ja, das tut mir heute noch weh und leid ...  :-X) und dann hat das eben auch nicht die "Entwicklung" oder Motorik verbessert.

Und nun sollte sie also mit 4 Ergotherapie bekommen. Da aber sagte ich mir: 1. ist da die Wirkung nicht wissenschaftlich belegt 2. will ich eben nicht, dass mein Kind das Gefühl hat, es müsse immer wieder irgendwelche "Therapien" machen, weil mit ihm offensichtlich dann ja etwas/"einiges" "nicht stimmt" ... und 3. war ich überzeugt (aufgrund der Kenntnis meines Kindes, das ich besser kenne und mehr, öfter - nämlich täglich seit Jahren - erlebe, beobachte, mich mit ihm befasse ... als jeder Kinderarzt oder Therapeut), dass meine Tochter einfach nur ihre Zeit braucht und diese vermeintlichen "Defizite" gar keine sind. Eben: ich fand es nicht schlimm, dass sie mit 4 noch nicht Radfahren konnte oder gut/lange auf einem Bein hüpfen oder beim Klettern eher noch unsicher/ängstlich war.

Und siehe da: sie hat das ALLES ohne Ergo gelernt und kann es, seit sie 5 ist. Meiner Ansicht nach reicht es völlig, wenn ein Kind mit 5 Fahrradfahren kann. :)

Ich hatte außerdem eine andere Erfahrung mit ihr gemacht: Bis sie ca. 3, 31/2 war, war sie sehr sehr anhänglich an mich/uns (damals noch regelmäßigeren Kontakt zu ihrem Vater und ihrem großen Bruder). Vor allem an mich. Und Fremden gegenüber sehr ängstlich.
Dies änderte sich wirklich fast "über Nacht" als sie etwa 3 1/2 war. Fast von einem Tag auf den anderen war sie wie ausgewechselt - sehr extrovertiert, sprach fremde Leute fröhlich an (in der Bahn, beim Einkaufen - unterhielt sich angeregt mit den Verkäuferinnen, der Kassiererin ...), sprach auch andere Kinder auf dem Spielplatz von sich aus an ... - also alles das hätte man niemals für möglich gehalten, als sie noch etwa 2 oder 3 war!!!

Ich habe daraus einfach Folgendes gelernt:

Jedes Kind ist anders! (Auch meine beiden!!)
Jedes Kind hat seine eigene Entwicklungszeit!
Am besten fährt man, wenn man sein Kind beobachtet, sich einfühlt, ihm SEINE Zeit lässt, einfach vor allem seine jeweils aktuellen Bedürfnisse so gut als irgend möglich erfüllt! (Ich habe sie also damals nicht "von mir wegtrainiert", obwohl man mir sagte, sie würde ewig so an mir kleben, sie müsse lernen, sich zu lösen etc., es sei normal, dass sie Trennungs- und Verlustängste hätte, denen dürfe man aber nicht immer so nachgeben usw. usf. - nein, ich habe es  - diesmal - anders gemacht - anders, als noch bei meinem Sohn, bei dem ich LEIDER LEIDER LEIDER noch sehr auf "die Anderen" hörte (Kinderarzt, Kiga-Erzieherinnen, andere Mütter). =( Auch das, tut mir heute noch manchmal leid, wenn ich daran denke. Aber ja: ich war halt eben noch sehr jung (19 bei seiner Geburt, wie mittlerweile bekannt ;) ) und UNWISSEND, UNERFAHREN - trotz diverser Elternmagazine und Bücher, die ich gelesen hatte, um mich einigermaßen "vorzubereiten" ....

Also lange Rede kurzer Sinn: ich vertraue einfach viel mehr (als früher) meinem Kind und mir selbst (meiner "inneren Stimme", meinem Gefühl). Aber ich informiere mich auch viel (über kindliche Entwicklung, Verhaltensweisen, Gesundheit/Krankheiten ...) und ja, ich gehe mit meinem Kind auch lieber einmal zu oft als einmal zu wenig/zu spät zum Arzt, wenn ich mir unsicher bin (wenn sie bspw. am Auge mal verletzt war - durch Kindergarten - anderes Kind ... oder als sie nach einer Woche, trotz Arztbesuch zuvor, immer noch 40 und 41 Fieber hatte usw.). Ich verlasse mich nicht ausschließlich auf mein Gefühl/meine Erfahrung/mein eigenes Wissen, aber weit mehr als bei meinem Sohn damals. Und ich finde, so geht es uns, vor allem meinem Kind, weit besser!  :)



Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Kallisti am 10 Februar 2012, 12:19:15

Mir ging nach der Diagnose (habe leichte Borderline) um jeden Fall besser als vorher, ich wusste mindestens was mit mir los ist und könnte vieles in meinem Verhalten erklären.

Da würde mich ja doch mal interessieren, wer das wo und wie bei dir diagnostiziert hat (eine Klinik? also: ein Arzt, ein Doktor der Medizin mit Fachausbildung Psychiatrie oder ein Psychologe oder Selbstdiagnose?)?
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: messie am 10 Februar 2012, 12:22:13
Zitat
Was Ergotherapie angeht, messie - wie gesagt: die positive Wirkung, der "Erfolg" ist wissenschaftlich nicht nachgewiesen!

Dass sie schadet aber auch nicht ;)
Sicher wird es auch unter Ergotherapeuten schwarze Schafe geben die grob und unsensibel sind. Die habe ich persönlich aber nie kennen gelernt. Ob sie mir was damals gebracht hat, als ich klein war? - Keine Ahnung. Sie brachte aber Spaß, und solange es einem Kind ebenso geht, kann man ja wohl kaum 'was mit ihr falsch machen.

Ebenso wie es eben gilt zu sagen "jedes Kind ist anders!", lässt sich eben genausowenig das Meiste pauschal ablehnen. Vielleicht hätte deine Kleine Ergo ja nicht als "noch ne Therapie, also bin ich unnormal, oje" empfunden (so wie du es befürchtetest), sondern sich sogar auf die Ergostunden gefreut - weißt du's? ;)

Ergotherapie hat als Motto die Hilfe zur Selbsthilfe, mit dem Ziel, dass jemand diese nicht mehr benötigt. Ich kann daran nichts Schlechtes erkennen. Und wenn Menschen auf einmal wieder Dinge können die sie zuvor nicht mehr konnten, dann ist es doch letztlich wurscht ob die Ergo dies beschleunigt hat oder ob sie es sowieso geschafft hätten, oder nicht? Hauptsache es ist geschehen.

Bei Ritalin sieht's fraglos anders aus: Das macht erstmal abhängig und ist mit Nebenwirkungen gepflastert, die nicht mehr feierlich sind. Von "Hilfe zur Selbsthilfe" ist hier jedenfalls, wenn man es alleine als "Wunderheilmittel" ansieht, weit und breit nichts zu sehen.
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Multivac am 10 Februar 2012, 12:36:33
Jedes Kind ist anders! (Auch meine beiden!!)
Jedes Kind hat seine eigene Entwicklungszeit!

Am besten fährt man, wenn man sein Kind beobachtet, sich einfühlt, ihm SEINE Zeit lässt, einfach vor allem seine jeweils aktuellen Bedürfnisse so gut als irgend möglich erfüllt!
eben. die diagnose adhs bekommen nur jene kinder, die in das allgemeine schema nicht passen. heutzutage wird alles in schemen gepreßt. früher waren es einfach zappelphillippe, und bei denen hat es sich ausgewachsen. oder sie bleiben so und waren halt etwas ungebildeter, weil sie in der schule nicht aufpaßten. das wären sie mit ritalin aber auch geblieben, weil die eltern meist die grundlage für das verhalten oder nichtaufpassen oder das nichtinteresse gegeben haben. wieso muß heute alles so rein und ganz und steril und perfekt sein ? selbst das gemüse im supermarkt entspricht heute zig normen, mohrrüben müssen gerade sein, gurken auch, erbeeren riesengroß, linda (die beste kartoffelsdorte hier) wurde zeitweise wegen irgendnem patentschnulli abgeschafft... ist doch irre diese welt
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: schwarze Katze am 10 Februar 2012, 12:48:11

Mir ging nach der Diagnose (habe leichte Borderline) um jeden Fall besser als vorher, ich wusste mindestens was mit mir los ist und könnte vieles in meinem Verhalten erklären.

Da würde mich ja doch mal interessieren, wer das wo und wie bei dir diagnostiziert hat (eine Klinik? also: ein Arzt, ein Doktor der Medizin mit Fachausbildung Psychiatrie oder ein Psychologe oder Selbstdiagnose?)?

Klinik Falkenried, ambulante Therapie
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Kaffeebohne am 10 Februar 2012, 12:56:45
Ich habe von einer Mutter gehört, daß ihrem Kind eine osteopathische Behandlung sehr geholfen hat. Und was den Gedanken betrifft: "Das Kind denkt ja, mit ihm stimmt was nicht, wenn es dauernd irgendwelche Therapien machen muß" denke ich, daß es auch sehr darauf ankommt, wie die Eltern damit umgehen. Wenn diese diesen Gedanken "ausstrahlen", ist es klar, daß das Kind auch so denken wird. Aber wenn man krank ist, geht man zum Arzt (zumindest meiner Meinung nach), und der ist da, um einem zu helfen. Es kann passieren, daß man krank wird, aber das macht einem nicht zu einem schlechten Menschen.
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: schwarze Katze am 10 Februar 2012, 13:20:15
Ich habe von einer Mutter gehört, daß ihrem Kind eine osteopathische Behandlung sehr geholfen hat. Und was den Gedanken betrifft: "Das Kind denkt ja, mit ihm stimmt was nicht, wenn es dauernd irgendwelche Therapien machen muß" denke ich, daß es auch sehr darauf ankommt, wie die Eltern damit umgehen. Wenn diese diesen Gedanken "ausstrahlen", ist es klar, daß das Kind auch so denken wird. Aber wenn man krank ist, geht man zum Arzt (zumindest meiner Meinung nach), und der ist da, um einem zu helfen. Es kann passieren, daß man krank wird, aber das macht einem nicht zu einem schlechten Menschen.

Definitiv.
Sonst wäre jede Segelohrenkorrektur-OP bei einem Kind ein Akt des Kindesmisshandlung
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Kallisti am 10 Februar 2012, 13:42:28

Mir ging nach der Diagnose (habe leichte Borderline) um jeden Fall besser als vorher, ich wusste mindestens was mit mir los ist und könnte vieles in meinem Verhalten erklären.

Da würde mich ja doch mal interessieren, wer das wo und wie bei dir diagnostiziert hat (eine Klinik? also: ein Arzt, ein Doktor der Medizin mit Fachausbildung Psychiatrie oder ein Psychologe oder Selbstdiagnose?)?

Klinik Falkenried, ambulante Therapie

--- lustig, da hab ich früher schräg gegenüber gewohnt. Aber meines Wissens arbeiten dort nur Psychotherapeuten, keine Fachärzte für Psychiatrie? Und ist BPS nicht eine psychiatrische Erkrankung? - Da kann uns aber sicher in Bälde Dr. Spambot weiterhelfen. ;)


Ich habe von einer Mutter gehört, daß ihrem Kind eine osteopathische Behandlung sehr geholfen hat. Und was den Gedanken betrifft: "Das Kind denkt ja, mit ihm stimmt was nicht, wenn es dauernd irgendwelche Therapien machen muß" denke ich, daß es auch sehr darauf ankommt, wie die Eltern damit umgehen. Wenn diese diesen Gedanken "ausstrahlen", ist es klar, daß das Kind auch so denken wird. Aber wenn man krank ist, geht man zum Arzt (zumindest meiner Meinung nach), und der ist da, um einem zu helfen. Es kann passieren, daß man krank wird, aber das macht einem nicht zu einem schlechten Menschen.

Kaffeebohne - ich sagte nicht, Osteopathie helfe grundsätzlich nicht. Ich schrieb: ich hatte damit bei meinen beiden Kindern drei Mal negative Erfahrungen gemacht. Grade bei Osteopathen ist es wichtig, an wen man gerät ...(Qualifikation und vor allem: Erfahrung) - und das ist nicht zuletzt eine Frage des Geldes.  :(

Ich bin dennoch der Ansicht: Wo Therapie nicht sein muss - muss sie nicht sein! Dann muss ich es also auch nicht überflüssigerweise trotzdem versuchen oder drauf ankommen lassen.

Wie messie schrieb: Ziel ist, es ohne Therapie zu schaffen, dahin zu kommen. Und wenn mein Kind ohne Therapie "dahin kommt" (zu diesem Entwicklungsschritt, diesem "Zustand" ...), dann meiner Ansicht nach also lieber ohne Therapie. Es lernt dabei nämlich etwas Entscheidendes: Selbstwirksamkeit und Selbstvertrauen, Selbstsicherheit. Dass es also etwas schaffen kann: aus eigener Kraft, mit eigenem Willen bzw. oft auch durch Zeit, Übung, Motivation und Vertrauen in sich selbst, seinen eigenen Körper ... ! Und sowas trägt fürs Leben.

Weit besser, als die Erfahrung, der Gedanke, das Mantra, man brauche Hilfe von außen, man müsse sie sich holen, sie erhalten, anderweitig schaffe man es nicht (gesund zu werden oder was immer).

Ja, man braucht auch immer wieder mal Hilfe - von Anderen (auch: Freunden, Familie ...)! Aber man muss unterscheiden, wann es wirklich not tut, nicht anders oder eben besser geht (deshalb geh ich ja lieber einmal zu oft als einmal zu spät zum Arzt mit ihr ...) und wann man es doch aus eigener Kraft, mit Zeit etc. schaffen kann. Und dieser Grundstein wird meines Erachtens sehr stark in eben der Kindheit gelegt.

Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: messie am 10 Februar 2012, 13:54:57
Zitat
Es lernt dabei nämlich etwas Entscheidendes: Selbstwirksamkeit und Selbstvertrauen, Selbstsicherheit. Dass es also etwas schaffen kann: aus eigener Kraft, mit eigenem Willen (...)

Hast du denn mal eine Ergotherapie gemacht oder erlebt? Klingt nicht danach, wenn ich ehrlich sein will ...

Denn genau darum geht es ja auch in der Ergotherapie: Das Selbstbewusstsein zu stärken, daran zu appellieren, dass der Mensch es selbst schaffen kann. Sie ist ein Schubs in die richtige Richtung, sie motiviert, ist rein positiv und vermittelt rein gar nichts in Richtung "du bist krank, du kannst das nicht so, deswegen muss ich dir helfen", sondern das genaue Gegenteil.

Kann es sein dass du dem so negativ eingestellt bist, weil da das Wort "Therapie" draufpappt ...?
Genauso könnte man dazu auch "Ergounterstützung" oder "Ergomotivation" sagen. Klingt das vielleicht besser für dich ...?
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: schwarze Katze am 10 Februar 2012, 13:56:00

Mir ging nach der Diagnose (habe leichte Borderline) um jeden Fall besser als vorher, ich wusste mindestens was mit mir los ist und könnte vieles in meinem Verhalten erklären.

Da würde mich ja doch mal interessieren, wer das wo und wie bei dir diagnostiziert hat (eine Klinik? also: ein Arzt, ein Doktor der Medizin mit Fachausbildung Psychiatrie oder ein Psychologe oder Selbstdiagnose?)?

Klinik Falkenried, ambulante Therapie

--- lustig, da hab ich früher schräg gegenüber gewohnt. Aber meines Wissens arbeiten dort nur Psychotherapeuten, keine Fachärzte für Psychiatrie? Und ist BPS nicht eine psychiatrische Erkrankung? - Da kann uns aber sicher in Bälde Dr. Spambot weiterhelfen. ;)


bevor man dort eine ambulante DBT beginnt, wird man auch von einem Psychiater untersucht.

Und: ich wohnte schon mal in die Nähe von DASA, aber das macht mich nicht automatisch zu AIRBUS-Spezialistin ;)
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Kallisti am 10 Februar 2012, 14:04:47
Zitat
Es lernt dabei nämlich etwas Entscheidendes: Selbstwirksamkeit und Selbstvertrauen, Selbstsicherheit. Dass es also etwas schaffen kann: aus eigener Kraft, mit eigenem Willen (...)

Hast du denn mal eine Ergotherapie gemacht oder erlebt? Klingt nicht danach, wenn ich ehrlich sein will ...

Denn genau darum geht es ja auch in der Ergotherapie: Das Selbstbewusstsein zu stärken, daran zu appellieren, dass der Mensch es selbst schaffen kann. Sie ist ein Schubs in die richtige Richtung, sie motiviert, ist rein positiv und vermittelt rein gar nichts in Richtung "du bist krank, du kannst das nicht so, deswegen muss ich dir helfen", sondern das genaue Gegenteil.

Kann es sein dass du dem so negativ eingestellt bist, weil da das Wort "Therapie" draufpappt ...?
Genauso könnte man dazu auch "Ergounterstützung" oder "Ergomotivation" sagen. Klingt das vielleicht besser für dich ...?

Es geht aber doch hier nicht um Ergotherapie (alleine) - es geht (mir) um die Tendenz zu immer mehr und immer früherer Therapierung (von nicht nur, aber auch Kindern). Das ist doch das Thema. Nicht vorrangig Ergo.
Aber davon ab: warum soll ich mit meinem Kind Ergo machen, wenn es das Ziel doch ohne genauso erreicht (hat), erreichen kann!? - Dann müssten alle Kinder Ergo bekommen! Wozu Ergo, wenn es ihrer gar nicht bedarf?!?
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Kallisti am 10 Februar 2012, 14:06:15

Mir ging nach der Diagnose (habe leichte Borderline) um jeden Fall besser als vorher, ich wusste mindestens was mit mir los ist und könnte vieles in meinem Verhalten erklären.

Da würde mich ja doch mal interessieren, wer das wo und wie bei dir diagnostiziert hat (eine Klinik? also: ein Arzt, ein Doktor der Medizin mit Fachausbildung Psychiatrie oder ein Psychologe oder Selbstdiagnose?)?

Klinik Falkenried, ambulante Therapie

--- lustig, da hab ich früher schräg gegenüber gewohnt. Aber meines Wissens arbeiten dort nur Psychotherapeuten, keine Fachärzte für Psychiatrie? Und ist BPS nicht eine psychiatrische Erkrankung? - Da kann uns aber sicher in Bälde Dr. Spambot weiterhelfen. ;)


bevor man dort eine ambulante DBT beginnt, wird man auch von einem Psychiater untersucht.

Und: ich wohnte schon mal in die Nähe von DASA, aber das macht mich nicht automatisch zu AIRBUS-Spezialistin ;)


Ich hatte auch nicht damit zum Ausdruck bringen wollen, ich verfügte über Gedankenübertragung oder Ähnliches. Ich erwähnte nur, dass ich da gegenüber wohnte. Weil es einfach so war und mir in dem Moment einfiel, als ich dein post las bzw. als ich "Falkenried" las.  ::)
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: schwarze Katze am 10 Februar 2012, 14:10:03
Falkenried ist schon lange nach Barmbek (in die Nähe von Kampnagel) umgezogen
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: messie am 10 Februar 2012, 14:25:04
Zitat
Aber davon ab: warum soll ich mit meinem Kind Ergo machen, wenn es das Ziel doch ohne genauso erreicht (hat), erreichen kann!?

Weil es eben nicht sicher ist, dass es das alleine schafft. Gib's zu, auch du hast damals lediglich gehofft dass es sich geben wird, aber nicht wirklich gewusst. Man kann nun einmal nicht hellsehen. ;)

Ich denke, man sollte zwischen Maßnahmen unterscheiden, die das Selbstbewusstsein und die Selbstverantwortlichkeit zu stärken suchen und solchen, die dem Menschen ebendieses absprechen.
Ergotherapie zähle ich da zu Ersterem. Eine Nur-Behandlung mit Ritalin zu Zweiterem: Letzteres suggeriert ja geradezu ein "ohne Medikamente bist du gestört, also nimm das jetzt bitte". Das tut eine Ergotherapie nicht, sie vermittelt ein "du kannst mehr als du denkst, ich zeige dir wie du es hinkriegst, damit du es kannst".

Es ist die Herangehensweise, die sich hier unterscheidet: Es ist kein "Hilfe, mein Kind ist krank, macht es bitte wieder gesund!", sondern ein "Oha, das Kind hängt in der Entwicklung hinterher, wie kann ich es unterstützen, damit es die anderen schneller wieder einholt?"
Das Erste zielt auf ein Defizit ab, das zweite glaubt von vorneherein daran, dass diverse vorübergehende Defizite völlig normal sein können, es nur darum geht, eine gesunde Entwicklung zu unterstützen.

Wenn du ein Kind zum Schwimmen schickst, förderst du ja auch die Motorik des Kindes. Wenn das Schwimmenlernen unter Anleitung geschieht, könnte man das, so gesehen, auch "Schwimmtherapie" nennen ;)
Nicht jede Förderung eines Kindes, auch nicht solche, wo mal irgendwann das Wort "Therapie" draufgepappt wurde, fällt unter "Therapierungswahn". Einiges davon ist sehr wohl einfach nur normale, gesunde Förderung.
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Kallisti am 10 Februar 2012, 14:30:56
Falkenried ist schon lange nach Barmbek (in die Nähe von Kampnagel) umgezogen

Und warum teilst du das nun mit?? - Ich bin auch schon lange von Hamburg nach Heidelberg gezogen und davor noch innerhalb Hamburgs umgezogen (von Hoheluft: Falkenried nach Hummelsbüttel). - Un nu?
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Kallisti am 10 Februar 2012, 14:37:39
messie

... nein, ich habe es nicht "gehofft", ich habe einfach darauf vertraut (!), dass mein Kind sich ganz natürlich von selbst entwickelt - in seinem Tempo. Ja, das ist ein Unterschied.  ;) Und ja, ich hatte "Anhaltspunkte" dafür, dass das genau so sein würde.

Eben: man kann sein Kind mit ganz "normalen" Dingen "fördern" bzw. ihm Sachen anbieten und es unterstützen - es einfach: normal, gut, gesund aufwachsen lassen (immer halt im Rahmen der eigenen Möglichkeiten). Und dann eben: darauf vertrauen und dem Kind genau das auch "mitteilen", es das spüren lassen: dass man darauf vertraut (ihm, sich selbst), dass es das schafft. Und das ist wichtig - für das Kind, aber auch für einen selbst als Eltern: gelassener, entspannter zu sein - mit sich selbst und dem Kind. Der Natur, der Entwicklung ihren Lauf, dem Kind seine Zeit zu lassen und es einfach dabei zu unterstützten: mit normalen, alltäglichen Dingen, Unternehmungen, Aktivitäten, Verhaltensweisen/Umgang miteinander, mit dem Kind.

Nichts anderes wäre in der Ergotherapie erfolgt. Aber wie gesagt: wenn ich das als Mutter/Eltern mit den Kindern selbst/ohne Ergo so machen kann und das Kind einfach in dieser Zeit sich ja entwickelt (in der "Zwischenzeit", in dieser Zeitspanne, in der es Ergo hätte), wozu dann Ergo? Oder eben: alle Kinder müssten dann Ergo bekommen! (Weil es dann ja für alle gleichermaßen zuträglich/förderlich ... wäre.)

?
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Kallisti am 10 Februar 2012, 16:52:40
Was ich noch sagen wollte @Multivac

zumindest in den 3sat Sendungen wurde ja deutlich, dass es (vermeintliches ADHS oder auch ohne H) nicht die Schuld der Eltern, diese nicht dafür verursachend, verantwortlich waren. Denn was den dort gezeigten Kindern ja half (allen drei "Kleinen"), war vor allem das Absetzen von Ritalin und die Schulwechsel. Ab da besserte sich die Situation bzw. wurde einfach gut. Und in Folge die Eltern dann sicher auch erleichtert. Aber bei den Kindern zu Hause änderte sich ja nichts (die Eltern, die anderen Familienangehörigen - Geschwister z.B.). Nur das Umfeld, das vorher von Druck und Verunsichern geprägt war (Druck also vonseiten der Lehrenden, der Ärzte, des persönlichen Umfeldes: Bekannte, Verwandte ... - also: der Gesellschaft ;) ), hatte sich geändert zu einem, in dem es nun keine Therapie(empfehlungen) mehr gab, keine Medikation mehr, stattdessen Verständnis, Gelassenheit, Vertrauen und positive Unterstützung - nur eben nicht mehr ausschließlich von den Eltern alleine, sondern auch von den anderen/neuen Lehrern und Mitschülern der Kinder.

Bei den beiden Großen kam jede Hilfe zu spät.  :D (Spambot:  ;) !) - Sie hatten es viele Jahre lang bekommen, genommen (Ritalin) und sich erst dann davon verabschiedet (selbstbestimmt), als sie volljährig waren.  :-\ Und beide sagten ja aber auch, sie fanden es nicht gut, es habe ihnen nicht geholfen, sie würden es ihren eigenen Kindern nicht geben. Und vor allem: sie haben beide eigene, andere Wege gefunden, die für ihr "psychisches Wohlergehen" sorgen (interessante Ausbildung, Hobbies wurden da genannt).
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Simia am 10 Februar 2012, 20:22:57
Kaffeebohne - ich sagte nicht, Osteopathie helfe grundsätzlich nicht. Ich schrieb: ich hatte damit bei meinen beiden Kindern drei Mal negative Erfahrungen gemacht. Grade bei Osteopathen ist es wichtig, an wen man gerät ...(Qualifikation und vor allem: Erfahrung) - und das ist nicht zuletzt eine Frage des Geldes.  :(

Stimmt leider. Qualifikation, Erfahrung und Geld. Es gibt wie so oft solche und solche, die z.B. glauben alles mit Kraniosakraltherapie geraderücken zu können oder die nur parietal arbeiten (Muskeln, Bewegungsapparat etc.). Wobei Kinder-Osteopathie ein besonders heikles Feld ist, an das sich sogar einer meiner Ausbilder (ich lerne nebenbei Osteopath), von dem ich absolut überzeugt bin, nur bedingt rantraut.
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Multivac am 22 Februar 2012, 12:43:44
Ich hab neulich einen Artikel in der FAZ drüber gelesen, und da sagte ein Berliner Arzt, es kamen viele Eltern zu ihm, die eine Diagnose ADHS für ihr Kind wünschten. Er hat sie immer zu Spezialisten geschickt (Psychologne, Neurologen), und alle, ausnahmslos ALLE, kamen wieder mit dieser Diagnose.

Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: schwarze Katze am 22 Februar 2012, 12:46:03
Ich hab neulich einen Artikel in der FAZ drüber gelesen, und da sagte ein Berliner Arzt, es kamen viele Eltern zu ihm, die eine Diagnose ADHS für ihr Kind wünschten. Er hat sie immer zu Spezialisten geschickt (Psychologne, Neurologen), und alle, ausnahmslos ALLE, kamen wieder mit dieser Diagnose.

Wenn du eine psychische Diagnose wünschst, bekommst du sie auch, so einfach ist es.
Bei Psychiatrie gibt es keine Röntgen und Bluttests, der Arzt muss sich auf deine Aussagen verlassen können.

Deswegen ist für jemanden, der wirklich an einer verlässlicher Diagnose interessiert ist, eine Klinik ratsam - dort sieht man den Verhalten 24 Stunden pro Tag. Nun sind gerade im ADHS/ADS Bereich die Wartezeiten auf einen Klinikplatz sehr lang (1 Jahr für Erwachsene im Bad Bramstedt zum Beispiel)

Was mich momentan aber noch mehr beschäftigt: letzte Zeit habe ich einige Borderline-Kranken kennengelernt, die vor der Therapie berufstätig waren und trotz psychische Problemen alleine gelebt haben und nach der Therapie arbeitsunfähig und auf Betreuhung angewiesen sind.
Ich frage mich, ob so eine Therapie überhaupt Sinn hat?
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: nightnurse am 22 Februar 2012, 12:53:24
Habt Ihr mal "Mount Misery" von Samuel Shem gelesen?

Auch Psycho-Diagnosen unterliegen halt Modeströmungen; heutzutage ist Hysterie out, dafür gibt es ADHS oder Burnout oder....
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Multivac am 22 Februar 2012, 13:01:50
Was mich momentan aber noch mehr beschäftigt: letzte Zeit habe ich einige Borderline-Kranken kennengelernt, die vor der Therapie berufstätig waren und trotz psychische Problemen alleine gelebt haben und nach der Therapie arbeitsunfähig und auf Betreuhung angewiesen sind.
Ich frage mich, ob so eine Therapie überhaupt Sinn hat?
Vielleicht liegt es daran, daß man sich, wenn man auf sich allein gestellt ist, zusammenreißt, um zu funktionieren. Mit der Diagnose ist es vielleicht einfacher zu sagen: 'Ich bin krank. Ich schaffe das alles nicht mehr. Tut es jemand anderes bitte für mich, nimm mich jemand an die Hand!' Je mehr man in ein soziales/therapeutisches Netz fällt, das einen auffängt und alles für einen regelt, umso mehr kann man sich in seiner Krankheit gehen lassen. Ist übrigens mit Alkohol- bzw. Drogenkonsum ähnlich.
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: schwarze Katze am 22 Februar 2012, 13:08:24
Was mich momentan aber noch mehr beschäftigt: letzte Zeit habe ich einige Borderline-Kranken kennengelernt, die vor der Therapie berufstätig waren und trotz psychische Problemen alleine gelebt haben und nach der Therapie arbeitsunfähig und auf Betreuhung angewiesen sind.
Ich frage mich, ob so eine Therapie überhaupt Sinn hat?
Vielleicht liegt es daran, daß man sich, wenn man auf sich allein gestellt ist, zusammenreißt, um zu funktionieren. Mit der Diagnose ist es vielleicht einfacher zu sagen: 'Ich bin krank. Ich schaffe das alles nicht mehr. Tut es jemand anderes bitte für mich, nimm mich jemand an die Hand!' Je mehr man in ein soziales/therapeutisches Netz fällt, das einen auffängt und alles für einen regelt, umso mehr kann man sich in seiner Krankheit gehen lassen. Ist übrigens mit Alkohol- bzw. Drogenkonsum ähnlich.

Aus eigene Erfahrung kann ich auch sagen, die Therapeuten machen es einem extrem leicht, aufzugeben und sich bequem in einem Hängematte zu legen. 
Übrigens da ist die Unterscheid zu einer Drogen- oder Alkoholtherapie, wo man den Patienten dazu bringen will, selbständig zu sein und sich seinen Problemen selbst zu stellen
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Multivac am 22 Februar 2012, 13:16:02
Übrigens da ist die Unterscheid zu einer Drogen- oder Alkoholtherapie, wo man den Patienten dazu bringen will, selbständig zu sein und sich seinen Problemen selbst zu stellen
nun, mir haben ex-alkohol- und drogenabhängige bekannte gesagt, daß sie die kurve erst bekommen haben bzw. sich in eine therapie begaben, als niemand mehr für sie da war, keine familie und keine freunde. das meinte ich damit.

um nochmal den vergleich zu verdeutlichen:
- alkohol/drogen: fallenlassen in die hilfe, die immernoch von freunden, familie kommt (geld, alkohol) -> keine erkenntnis, selbst etwas tun zu müssen, in eine therapie bspw. zu gehen
- psychische erkrankung: fallenlassen in die hilfe, in medikamente, therapeuten, ins kranksein -> keine erkenntnis, sich selbst mit motivieren und engagieren zu müssen (wie es tagtäglich millionen von menschen tun, denen keiner hilft)
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: schwarze Katze am 22 Februar 2012, 14:31:06

nun, mir haben ex-alkohol- und drogenabhängige bekannte gesagt, daß sie die kurve erst bekommen haben bzw. sich in eine therapie begaben, als niemand mehr für sie da war, keine familie und keine freunde. das meinte ich damit.

um nochmal den vergleich zu verdeutlichen:
- alkohol/drogen: fallenlassen in die hilfe, die immernoch von freunden, familie kommt (geld, alkohol) -> keine erkenntnis, selbst etwas tun zu müssen, in eine therapie bspw. zu gehen
- psychische erkrankung: fallenlassen in die hilfe, in medikamente, therapeuten, ins kranksein -> keine erkenntnis, sich selbst mit motivieren und engagieren zu müssen (wie es tagtäglich millionen von menschen tun, denen keiner hilft)

Ich rede nicht von Co-Abhängigkeiten , sondern von Verhalten in Therapie.
Und da sieht es so aus: in eineer Suchttherapie versuchen die Therapeuten, die soziale Kompetenzen soweit wieder herzustellen, dass der Patient einigemassen wieder selbstverantwortlich leben kann. Arbeitstherapie gehört übrigens dazu.

Bei einigen Kliniken, die psychisch Erkrankte therapieren,  ist es nicht der Fall da wird dem Patienten gerne alles abgenohmen.


P.S
wie gesagt, ich selbst habe keine Erfahrungen mit Suchtherapie, kenne den Verlauf aber von jemanden anderen.


Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: messie am 22 Februar 2012, 17:34:52
Bei einigen Kliniken, die psychisch Erkrankte therapieren,  ist es nicht der Fall da wird dem Patienten gerne alles abgenohmen.

Ich kann mir gut vorstellen, dass der Realitätsschock nach einer Klinik auch größer ist als erwartet: In der Klinik wirkt alles so einfach, gibt's möglicherweise massig Erfolgserlebnisse, tolle Angebote, hastenichtgesehn. Da ist es dann leicht erstmal zu denken "ha, ich hab's geschafft!"

Dass so eine Klinik aber auch einem Menschen eine Struktur gibt die es zuhause nun einmal nicht gibt (feste Aufstehzeiten, ebenso bei den Mahlzeiten, Sportangebote immer zur selben Zeit, etc. pp.), das übersieht man dann eben auch mal gerne. Da wartet dann ein Loch, das es vorher so nicht gab, weil man sich zuvor in dieser "Nichtstruktur" ja auch irgendwo eingerichtet hat.
Tja, wenn man Pech hat, ist die "Hausstruktur" dann auch baden gegangen, und dann hat erst recht das Chaos ein Zimmer im Hirn gemietet ...
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: schwarze Katze am 22 Februar 2012, 17:43:42


Ich kann mir gut vorstellen, dass der Realitätsschock nach einer Klinik auch größer ist als erwartet: In der Klinik wirkt alles so einfach, gibt's möglicherweise massig Erfolgserlebnisse, tolle Angebote, hastenichtgesehn. Da ist es dann leicht erstmal zu denken "ha, ich hab's geschafft!"

Dass so eine Klinik aber auch einem Menschen eine Struktur gibt die es zuhause nun einmal nicht gibt (feste Aufstehzeiten, ebenso bei den Mahlzeiten, Sportangebote immer zur selben Zeit, etc. pp.), das übersieht man dann eben auch mal gerne. Da wartet dann ein Loch, das es vorher so nicht gab, weil man sich zuvor in dieser "Nichtstruktur" ja auch irgendwo eingerichtet hat.
Tja, wenn man Pech hat, ist die "Hausstruktur" dann auch baden gegangen, und dann hat erst recht das Chaos ein Zimmer im Hirn gemietet ...

stimmt,
und dann landet der Mensch wieder in Notaufnahme einer Klinik.
Und bei jedem Aufenthalt kommen die neuen Diagnosen dazu
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: nightnurse am 22 Februar 2012, 18:49:18
Zu meiner Zeit (tm) gab es ja noch sowas wie Belastungserprobung, bevor man aus der Klinik gewor...entlassen wurde - etwa nicht mehr?
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: schwarze Katze am 22 Februar 2012, 19:19:10
Zu meiner Zeit (tm) gab es ja noch sowas wie Belastungserprobung, bevor man aus der Klinik gewor...entlassen wurde - etwa nicht mehr?

Ich selbst war nie in einer Klinik, aber soweit ich es mitbekommen habe, gibt es die Belastungserprobungen längst nicht in jeder Klinik.

Bei ambulante Therapie habe ich aber selbst schon erlebt, dass einem die vermeintlich leichte Lösungen angeboten werden, welche aber einen nicht weiter bringen:
Ich hatte z. B damals Ansgt von Briefkasten, d. h. Angst, dort schlimme Rechnungen zu entdecken. Entsatnd dieser Angst  dadurch, dass ich einen betrügerischen Mitbewohner hätte, welcher Kosten verursacht hat und nicht gezahlt. Ich schmiess ihn raus, aber die Kosten blieben und dann kam diese Panik vom Briefkasten, ich holte mein Post sehr selten, höchstens zwei mal wöchentlich und hatte zwiswchendurch immer wieder Panik, dass im Briefkasten was liegt. Mittelreweile war die Vorstellung davon, was im Briefkasten alles sein kann, richtig dramatisch und reichlich realitätsfern
Gerade zu dieser Zeit habe ich Diagnose Borderline bekommen und meine Therapie angefangen.
Im Gespräch mit meiner Therapeutin damals erzählte ich von dieser Angst und davon, dass ich manchmal daran denke, solchen unangenehme Sachen könnte auch eine Betruerin für mich machen.
Die Reaktion meiner Therapeutin war, dass sie meinte, wenn ich es will, kann man es mit Betreuhung organiesieren. Ich war baff...und wütend.
Ich habe erhofft, man gibt mir einen sanften Popo-tritt, damit ich es mit der Post endlich angehe udn stattdessen gab sie mir Tips, wie ich mich davon drucken kann. Man nennt doch sowas "Vermeidungsstrategie" und laut Psychologen ist solche Verhalten krankhaft.

Ende vom Lied: ich holte mir moralische Unterstutzung von einem Selbsthilfeforum, trank mir ein bißchen Mut zu und dackelte zum Briefkasten. Und so schlimm war das gar nicht, um jeden Fall nicht so schlimm, dass ich davon laufen musste.
Von Ansgt kann man eh nicht laufen, je schneller man läuft, umso schneller rennt der Angst hinterher.



Das sind eben meine persönliche Erfahrungen
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Multivac am 22 Februar 2012, 19:55:55
Au ja, Briefkasten. Ganz heikle Kiste. Ich geh zwar gern hin, aber wenn ein Brief drinliegt, denk ich jedesmal erst, es ist was schlimmes. Ich weiß auch nicht, warum. Komisch...  :o
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Kenaz am 22 Februar 2012, 21:21:49
Meiner Ansicht nach ist der Krankheitsbegriff ohnehin eins der größten - hausgemachten - Probleme, wenn's um die Behandlung von Drogen-, Alkohol- oder Sonstwasabhängigen geht: Nahezu alle, die ich kenne, die im Laufe ihrer Suchtgeschichte in die Mühlen der "professionellen" Drogentherapeutik geraten sind, vermochten sich nie nachhaltig aus ihrem Sumpf herauszuarbeiten. Und das liegt m.E. tatsächlich an der dort betriebenen Delegierung von Verantwortung in Richtung irgendwelcher externer Mechanismen/Strukturen/Impulse; eben genau so, wie der Grippekranke seine bejammernswerte Verfassung auf das konspirative Treiben fieser kleiner Viren zurückführt, deren Opfer er lediglich ist: und dafür kann er nichts.

Genau da liegt aber der Denkfehler im System: Abhängigkeit ist keine Grippe. Schon William S. Burroughs - und der muss es nun wirklich wissen  :) - hat in seinem Buch "Junkie" - btw. das Buch zum Thema, ich zumindest kenne keine bessere "Innenansicht" des Phänomens Heroinabhängigkeit, als diese - darauf hingewiesen, dass es sich mitnichten so verhält, als ob man etwa nach dem ersten "Druck" bereits abhängig sei. Faktisch ist das ein relativ gemächlicher Prozess, in dessen Verlauf man durchaus immer wieder die Möglichkeit hat, zu begreifen, was da gerade geschieht bzw. was man da gerade tut, und auf Basis dieser Einsicht Einfluss darauf nehmen kann. Dafür ist es allerdings von zentraler Bedeutung, klar in den Blick zu bekommen, dass man selbst es ist, der agiert und so den eigenen Zustand höchstselbst  formt. - Hat der Süchtige hingegen erstmal den Begriff der Suchtkrankheit in Hinblick auf seine Situation verinnerlicht, ist es meistens vorbei, denn dann hat er die Verantwortung aus der Hand gegeben: er ist eben krank. - Und damit beginnt dann die gute, alte "So bin ich eben, ich kann nicht anders"-Nummer. Am Ende vom Lied wird die eine Sucht meistens durch eine andere substituiert, bei Junkies läuft das dann meistens auf die Trias Heroin -> Cannabis -> Alkohol hinaus.

Bezeichnenderweise haben im Unterschied dazu all denjenigen meiner Bekannten, die ihre Heroinabhängigkeit dauerhaft bewältigt haben, niemals eine "professionelle" Drogentherapie in Anspruch genommen, sondern die Dinge selbst in die Hand genommen. Doch freilich: dem muss ein Erkenntnisprozess vorausgehen. Deshalb glaube ich auch, dass eine solide Dosis Grips im Kampf gegen Abhängigkeit immer von enormem Nutzen ist. Je dümmer, desto hoffnungsloser meistens der Fall. Klingt bitter, ist aber so.

Mit keinem Wort möchte ich übrigens in Abrede stellen, dass es selbstverständlich auch einen Grad der Abhängigkeit gibt - zumal, wenn sie bereits schwer körperlich ist -, den man mit Fug & Recht als "krank" bezeichnen kann. Dass eine solche Person alleine nicht mehr auf die Beine kommt, versteht sich von selbst. Doch bis man an diesem Punkt angekommen ist, ist es ein ziemlich langer Weg.
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: CubistVowel am 22 Februar 2012, 22:30:19
Hat der Süchtige hingegen erstmal den Begriff der Suchtkrankheit in Hinblick auf seine Situation verinnerlicht, ist es meistens vorbei, denn dann hat er die Verantwortung aus der Hand gegeben: er ist eben krank. - Und damit beginnt dann die gute, alte "So bin ich eben, ich kann nicht anders"-Nummer.

Das kann ich genau so bestätigen. Bei einem meiner besten Freunde hieß das Liedchen allerdings: "Ich tendiere eben zu Suchtverhalten, ich bin ein Suchtmensch." Bei ihm hatte ich später aber eher das Gefühl, er benutzte es als Vorwand, um nichts aktiv an seiner Situation ändern zu müssen.
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Kallisti am 22 Februar 2012, 23:30:11
Kenaz

... im Grunde sehe ich es ähnlich wie du (oben ausführtest). Mit einer Einschränkung - es ist nicht immer ein so "gemächlicher Prozess", der in eine Sucht führt und nicht immer hat ein Mensch da (genug oder überhaupt) Zeit, Gelegenheit, Möglichkeit, auszusteigen, aufzuhören (bevor er wirklich abhängig ist).

Ganz übel sind bspw. die Kinder alkoholabhängiger Mütter dran, genau FAS/FAE.

Aber vor allem ist das Hauptproblem ja eben eigentlich gerade nicht die physische, sondern die psychische Abhängigkeit - bei so ziemlich jeder Sucht, meine ich.

Zitat
Mit keinem Wort möchte ich übrigens in Abrede stellen, dass es selbstverständlich auch einen Grad der Abhängigkeit gibt - zumal, wenn sie bereits schwer körperlich ist -, den man mit Fug & Recht als "krank" bezeichnen kann.
(Kenaz)

Das eigentliche, wirkliche Problem liegt also doch in der psychischen Abhängigkeit. Und es ist ja einfach bekannt, dass Drogenkonsum (je nach Intensität, Dauer, Regelmäßigkeit und aber auch Art der Droge bzw. Substanz) das Gehirn dauerhaft und z.T. irreversibel nicht nur verändern, sondern auch massiv schädigen kann. Ja, das ist dann der physische Aspekt, der sich aber so offensichtlich gar nicht unbedingt gleich bemerkbar macht oder ersichtlich ist (es sei denn, man macht z.B. eine CT - gerade bei Alkoholabhängigkeit nimmt ja z.B. die Hirnsubstanz deutlich ab - nicht bloß einzelne "Nervenzellen", die da "absterben" ...).

Sicher, wenn der Körper in Folge (!) der/einer (Substanz-) Abhängigkeit (der langen Dauer) stark geschädigt bzw. also dann: krank ist (innere Organe bspw. ...), dann ist es auch fast schon zu spät. Das aber macht ja die körperliche Abhängigkeit nicht aus, sondern ist wie gesagt (Spät-) Folge derselben.

Und wenn also mehrere "ungünstige Faktoren" in jemandes Lebenslauf zusammenkommen und es dann noch u.U. eine genetische Prädisposition gibt oder eben gleich eine Schädigung von Geburt an (FAS z.B.), dann hat so jemand es immens schwer, aus seiner Abhängigkeit herauszukommen - egal ob mit oder ohne "Therapie".

Übrigens gab es grade bei Alkoholismus ja eine "neue" vielversprechende, sogar erfolgreiche (!) Methode, die aber nicht mehr weiter gefördert/unterstützt wird ... (und genau: ambulant!, nicht stationär):


http://www.alita-olita.de/de/index_de.html


Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Kenaz am 23 Februar 2012, 06:05:25
... im Grunde sehe ich es ähnlich wie du (oben ausführtest).

- Wow!!  :)

Mit einer Einschränkung [...]

- Na, immerhin: beinahe hätte ich begonnen, mir Sorgen um Dich zu machen.  ;)

[...] - es ist nicht immer ein so "gemächlicher Prozess", der in eine Sucht führt und nicht immer hat ein Mensch da (genug oder überhaupt) Zeit, Gelegenheit, Möglichkeit, auszusteigen, aufzuhören (bevor er wirklich abhängig ist).

- Die Rede vom "gemächlichen" Weg in die Abhängigkeit wollte ich zuerst mal im speziellen auf die Opiatabhängigkeit bezogen wissen. Klar: Bei Crack oder Meth geht's noch 'nen Tick schneller. Der einmalige Konsum, der sofort und unumkehrbar eine Abhängigkeit zur Folge hat, ist nichtsdestoweniger ein Mythos ohne jede Substanz, der denjenigen, die nicht die Eier in der Hose haben, um eigene Initiative zu ergreifen, in die Hände spielt. So einfach ist das.

Denn da widerspreche ich Dir mit aller Entschiedenheit: Jeder Mensch - so er eine gewisse Hardwarebestückung im Kopf nicht unterschreitet - hat "Zeit, Gelegenheit, Möglichkeit, auszusteigen, aufzuhören (bevor er wirklich abhängig ist)" - er muss nur die Augen aufmachen und dem Bild, das sich ihm beim Blick in den Spiegel bietet, entschlossen ins Gesicht sehen. Dummerweise tun das die wenigsten ...
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: schwarze Katze am 23 Februar 2012, 07:49:49
Bei einem meiner besten Freunde hieß das Liedchen allerdings: "Ich tendiere eben zu Suchtverhalten, ich bin ein Suchtmensch." Bei ihm hatte ich später aber eher das Gefühl, er benutzte es als Vorwand, um nichts aktiv an seiner Situation ändern zu müssen.

Die dummste Ausrede, die ich je gehört habe.
Gerade wenn jemand weisst, dass er ein Suchtmensch ist, soll er besonders auf sich achten ggf. auch vollkommen substanz-abstinent leben.

Ich kenne auch Borderliner, die sagen "Ich bin Bordi und kann meine Ausraster deswegen nicht konntrollieren", vollkommene Quatsch. Ein Borderliner neigt zu extremen Emotionen und verliert schnell die Glecihgewicht, aber es gibt Skills, die einem helfen, das Verhalten mindestens in Öffentlichkeit im Zaum zu halten (vorausgesetzt, man ist kein schwerer Borderliner an die Grenze zu Psychose, aber von denen rede ich nicht)
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Simia am 23 Februar 2012, 09:35:03
Das ist ein Phänomen, das mich auch außerhalb von Psycho-Themen ziemlich ärgern kann. Da sagen sie "Ich bin nun mal nicht dieses und jenes" und haben in Wirklichkeit keine Lust oder Angst, sich mit sich selber auseinanderzusetzen oder wollen einfach nicht kapieren, dass allein der Versuch - Scheitern natürlich möglich - oft schon die halbe Miete ist. Oder Bequemlichkeit, man gewöhnt sich ja an alles, Hauptsache man hat es "sicher". Der Weg zur Veränderung dagegen ist ja oft so schrecklich ungemütlich und das können ja eigentlich auch andere für einen machen.

Ärgern ist untertrieben, mir drückt der Gallensaft von innen gegen die Schneidezähne.  ;)

Wie heißt das so schön ... Wo ein Wille ist, ist ein Weg. Wo kein Wille ist, ist eine Ausrede.
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: schwarze Katze am 23 Februar 2012, 09:47:52
Wie heißt das so schön ... Wo ein Wille ist, ist ein Weg. Wo kein Wille ist, ist eine Ausrede.

Die Opferrolle ist nämlich eine ziemlich bequeme Rolle: man ist für nix verantwortlich zu machen, nicht "ich habe dies oder dies getan oder unterlassen und deswegen ist dies oder das passiert", sondern "mir ist das passiert".
Nicht "ich bin stark übergewichtig und habe Diabetes Typ II, weil ich nie auf meine Ernährung geachtet habe, obwohl ich weiss, dass ich erblich vorbelastet bin" sondern "ich habe Diabetes und Übergewicht, weil ich schlechte Gene habe"

Mit Opferrolle meine ich nicht die Menschen, die Opfer von z. B. einem Straftat geworden sind, viele von denen kämpfen stark, um aus diese Opferrolle rauszukommen. Nein, ich meine damit die Menschen, die sich gerne als Opfer von Umständen sehen
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Simia am 23 Februar 2012, 10:06:28
Opferrolle, ganz genau!

Das Beispiel mit dem Diabetes und Übergewicht hatte ich so ähnlich auch im Kopf. :)

Ich frage mich auch, was denn das für ein Selbstwertgefühl gibt, wenn einem immer andere raushelfen. Aber vermutlich ist das der Knackpunkt der gesamten Angelegenheit, wo sich die Katze in den Schwanz beißt.
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Kallisti am 23 Februar 2012, 10:36:06
Also Moment, meine sehr verehrten Damen und Herren - bei Diabetes muss dann doch zwischen Typ 1 und 2 unterschieden werden! Wer damit schon auf die Welt kommt, hat das faktisch nicht, aber auch gar nicht selbst verschuldet! - Das mal nur so nebenbei.

Und ähnlich verhält es sich bei FAS-Kindern übrigens, wie ich meine.

Und dann ist doch die Frage, Kenaz - nehmen wir Alkoholabhängigkeit:

Wenn das deiner Auffassung nach eigentlich letztlich nur eine Frage der eigenen "Willensstärke" ist, wie (anders) müssten dann aber doch längst Therapien verlaufen bzw. "beschaffen sein" (mir fehlt grade wieder der richtige Begriff, wie so oft), damit genau hier etwas zum Positiven verändert/bewirkt bzw. erwirkt werden kann (im Sinne des Abhängigen)?!? - Warum wird hier dann also nicht angesetzt - so überhaupt gar nicht, wie mir scheinen will!^^ ?!?

Ist es nicht viel mehr so, dass - zumindest was Alkoholismus betrifft - es einfach zu komplex ist - der jeweils individuelle Weg in die Sucht, der ganze Komplex von Vorläufen, Hintergründen (persönlichen, familiären etc.) und Erfahrungen und dann hinzukommt, wie dieser Mensch "ist" (Wesensart bzw. Charakter, aber auch: wie er geprägt, erzogen wurde ...) und in welche Gesellschaft er mit diesem mitbringenden Paket gerät und vor allem auch: wie und wann er wie stark mit der Substanz (in diesem Falle: Alkohol) in "Berührung" ... kommt!?!?

Ich z.B. denke, dass es ganz ganz viele bspw. Obdachlose gibt, die aus genau diesem Grund "dahin" gekommen sind: viele von ihnen sind/waren FAS-Kinder - und hatten somit (!) eigentlich schon ein ganzes Leben lang "Schwierigkeiten" (mit sich bzw. ihren Mitmenschen, ihrem Leben ...) - und das kann dann, wenn die Umstände sich schlecht "entwickeln", ergeben (also: äußere Faktoren), genau dahin führen (in die Obdachlosigkeit).


Ich glaube nicht mehr an das Mantra der "Willenskraft". Die alleine ist es nicht. Sie geht immer einher mit auch äußeren Faktoren, ich meine damit: Vorbedingungen (die gegeben sein müssen - positiv, damit "Willenskraft" überhaupt möglich ist, sich entwickelt ...): ob es Anlass zu begründeter/berechtigter Perspektive gibt, ob es Motivation(sursachen/-gründe) gibt, wie tief der Mensch schon gefallen ist (umso schwerer wird das mit der Willenskraft - weil: umso geringer dann noch auch die realistischen Perspektiven, Möglichkeiten, Chancen ...), welchen Menschen jemand wann begegnet, in welcher Gesellschaft und auch Kultur, also auch Zeit er lebt usw.!

Und letztlich ist viel entscheidender als einfach nur der "Wille", warum dieser besteht, wofür - also: DIE MOTIVATION, die vorhanden sein muss! Ohne diese: passiert gar nix. Und eine Art Motivation kann natürlich unerträglicher Leidensdruck sein - nur dann ist es wie gesagt umso schwerer, wieder "hochzukommen": auf eigene Beine, mit ihnen (ohne Krücken) selbständig zu laufen (es wieder zu lernen oder: ÜBERHAUPT je zum ersten Mal wirklich!!! und: das überhaupt auch erst mal zu wünschen! bevor man es "will"!).

Es gibt andere Arten der Motivation. Das muss aber jeder individuell für sich herausfinden: WAS ihn so stark motiviert, die Sucht ... ... ... (also auch alles, das damit verbunden ist!, also auch die vermeintliche Sicherheit und die Bequemlichkeit, vor allem: DIE ANGST!!!) zu überwinden.

Und warum wird sowas in Therapien (Reha bei Alkoholismus bspw.) nicht "praktiziert", nicht gefördert, nicht unterstützt, nicht: ermöglicht?!?

Andernfalls gäbe es doch nicht eine so hohe Rückfallquote ... bzw. so wenig wirklich dauerhaft "trockene Alkoholiker"!


 >:(
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: schwarze Katze am 23 Februar 2012, 10:50:32
Also Moment, meine sehr verehrten Damen und Herren - bei Diabetes muss dann doch zwischen Typ 1 und 2 unterschieden werden! Wer damit schon auf die Welt kommt, hat das faktisch nicht, aber auch gar nicht selbst verschuldet! - Das mal nur so nebenbei.


Nicht "ich bin stark übergewichtig und habe Diabetes Typ II, weil ich nie auf meine Ernährung geachtet habe, obwohl ich weiss, dass ich erblich vorbelastet bin" sondern "ich habe Diabetes und Übergewicht, weil ich schlechte Gene habe"


Lesen hilft
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Kallisti am 23 Februar 2012, 11:00:30
Ich danke dir vielmals für deinen freundlichen Hinweis, BlackRussian.  :)

Das Lesen bin ich noch am Üben. Schreiben auch. Aber ... es kann nur besser werden.  :P
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: schwarze Katze am 23 Februar 2012, 13:36:11
Ich z.B. denke, dass es ganz ganz viele bspw. Obdachlose gibt, die aus genau diesem Grund "dahin" gekommen sind: viele von ihnen sind/waren FAS-Kinder - und hatten somit (!) eigentlich schon ein ganzes Leben lang "Schwierigkeiten" (mit sich bzw. ihren Mitmenschen, ihrem Leben ...) - und das kann dann, wenn die Umstände sich schlecht "entwickeln", ergeben (also: äußere Faktoren), genau dahin führen (in die Obdachlosigkeit).

Und viele andere sind in Heroin- bzw Alkoholsucht duch unbehandelte ADHS/ADS gekommen.

Nun im Unterschied zu FAS hätte man deren rechtzeitig helfen können.

Aber ich habe ja vergessen: ADHS gibt es nicht
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Kallisti am 23 Februar 2012, 13:44:04
Black Russian

... eben, da wird das Ross von hinten aufgezäumt, denn gerade bei "FASlern" wird oft "AD(H)S" fehldiagnostiziert - und eben einfach nicht das eigentliche Problem (diagnostiziert) -> Ärzte tun sich gerade mit FAS (-Diagnosen) auch unheimlich schwer - weil: is erstens unbeliebt (Alk wird halt doch auch gar nicht selten in Schwangerschaft NOCH IMMER konsumiert - und kann oft bzw. IST selbst in geringen Dosen EIN PROBLEM für den Embryo bzw. Fetus!), zweitens ja nicht "heilbar" und auch schwer "behandelbar"! Also: dann halt lieber ADHS, nech?! Da kann man wenigstens so tun als ob man dann noch was machen kann ... da muss man nicht sagen: "Sie sind damit geboren worden, die Schäden in Ihrem Gehirn sind und bleiben irreparabel, irreversibel."

Naja obwohl -- wo´s heute doch Hirnschrittmacher gibt ...  8)  :P
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Multivac am 23 Februar 2012, 14:34:20
Ich kennen einen, der hatte eine Mobbinggeschichte hinter sich.

1) Er ist dann zu ner Psychotherapeutin, die keine Therapie machte, sondern die ihm nur Medikamente verschrieb,
2) die er nicht nahm,
3) er aber fleißig Atteste von ihr fürs Arbeitsamt bekam, daß er keine Jobs machen muß,
4) sowie ein immerwährendes Attest, daß er prinzipiell nicht mit Menschen arbeiten kann.
5) So dümpelte er 3 Jahre vor sich hin und kriegte den Arsch nicht hoch,
6) und auch in seinem gelernten Beruf als Autoschlosser wollte er sich nicht bewerben, weil ihm dies nicht 'lag'

Hallo ?!?!? Hier wäre ich wirklich für mehr Zwang zum Arbeiten bzw. zur Therapie oder Eigenengagement. Das empfinde ich als Ausnutzung eines Sozialsystems, in dem andere sich massiv den Arsch aufreißen, um über die Runden zu kommen...
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: schwarze Katze am 24 Februar 2012, 09:40:41
Ich kennen einen, der hatte eine Mobbinggeschichte hinter sich.

1) Er ist dann zu ner Psychotherapeutin, die keine Therapie machte, sondern die ihm nur Medikamente verschrieb,
2) die er nicht nahm,
3) er aber fleißig Atteste von ihr fürs Arbeitsamt bekam, daß er keine Jobs machen muß,
4) sowie ein immerwährendes Attest, daß er prinzipiell nicht mit Menschen arbeiten kann.
5) So dümpelte er 3 Jahre vor sich hin und kriegte den Arsch nicht hoch,
6) und auch in seinem gelernten Beruf als Autoschlosser wollte er sich nicht bewerben, weil ihm dies nicht 'lag'

Hallo ?!?!? Hier wäre ich wirklich für mehr Zwang zum Arbeiten bzw. zur Therapie oder Eigenengagement. Das empfinde ich als Ausnutzung eines Sozialsystems, in dem andere sich massiv den Arsch aufreißen, um über die Runden zu kommen...

wobei bei dem Fall man fast von einem Behandlungsfehler sprechen kann.
Mobbingfolgen kann man nur mit Psychotherapie behandeln, also normalerweise verhaltenstherapeutisch und im schlimmsten Fall, falls durch Mobbing eine Trauma (PTSB) entstand, mit einer Trauma-Therapie (EMDR).

Es kann ja wirklich sein, dass der arme Kerl wirklich nicht faul ist?
Sondern durch falsche Behandlung und falsche Strategie (Vermeidungstrategie) in so ein Teulfelkreis geraten ist?

Eine traumatisierende Situation - falsche Behandlung (also keine Aufarbeitung) - flasche Bewältigungsstrategie (Flucht statt Bewältigung) - immer grösser werdende Angst (wenn ich wieder arbeite, werde ich wieder gemobbt) - Rückzug und Isolation
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Kallisti am 24 Februar 2012, 13:45:56
(...)
Es kann ja wirklich sein, dass der arme Kerl wirklich nicht faul ist?
Sondern durch falsche Behandlung und falsche Strategie (Vermeidungstrategie) in so ein Teulfelkreis geraten ist?

Eine traumatisierende Situation - falsche Behandlung (also keine Aufarbeitung) - flasche Bewältigungsstrategie (Flucht statt Bewältigung) - immer grösser werdende Angst (wenn ich wieder arbeite, werde ich wieder gemobbt) - Rückzug und Isolation

Ganz genau das scheint mir in sehr vielen Fällen genau so die Situation (und das Dilemma!) zu sein.

Denn ist ja einfach nun mal oft Flucht -> in eine (Drogen-) Sucht (auch substanzunabhängige/"substanz-lose" Sucht). Weil andere Bewältigungsmöglichkeiten dem Individuum einfach nicht "zur Verfügung stehen", es nicht fähig ist, sie alleine zu finden ...

Daher schrieb ich oben ja auch, dass Willenskraft alleine nicht ausreicht, sondern die Angst (!) überwunden werden muss - was oft nur mit Unterstützung geht (welche auch immer das dann ist: sie muss zum betroffenen Individuum "passen"!).

Wer solche Untertützung nicht zeitnah findet, sich auch nicht sucht, weil er bisher nur schlechte Erfahrungen gemacht hat und daher "gute" Unterstützung schon gar nicht mehr für möglich hält, hat: verloren. Oft. Sehr oft.
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Eisbär am 24 Februar 2012, 16:15:24
1) Er ist dann zu ner Psychotherapeutin, die keine Therapie machte, sondern die ihm nur Medikamente verschrieb,
Psychotherapeuten dürfen und können keine Medikamente verschreiben, das dürfen nur Psychiater.
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Multivac am 24 Februar 2012, 20:00:45
http://de.wikipedia.org/wiki/Psychotherapeut

"Zugang zur Berufsbezeichnung

Psychologischer Psychotherapeut
Ein Psychologischer Psychotherapeut ist ein Diplom-/Master-Psychologe mit einer mehrjährigen psychotherapeutischen Zusatzausbildung, die in Vollzeit mindestens drei- bzw. berufsbegleitend mindestens fünf Jahre dauern muss. Voraussetzung für die Zusatzausbildung ist ein Diplom oder Master in Psychologie, wobei das Fach Klinische Psychologie Teil des Studiums gewesen sein muss. Der Ausbilungsumfang liegt bei 4000-4200 Stunden.

Ärztlicher Psychotherapeut
Ein Ärztlicher Psychotherapeut ist ein Arzt mit psychotherapeutischer Weiterbildung, der die Zusatzbezeichnung „Psychotherapie“ trägt. Der Ausbildungsumfang liegt bei 300-600 Stunden.

Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut
Bei der Zusatzausbildung zum Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut werden neben Diplom-/Master-Psychologen und Ärzten auch Diplom-/Master-Pädagogen, Diplom-/Master-Musiktherapeuten und Diplom-/Master-Sozialpädagogen zugelassen."
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Kallisti am 25 Februar 2012, 13:13:24
Möchte meinem letzten post noch etwas hinzufügen:

Mag also sein, dass es für manches "Therapie"-Möglichkeiten gibt (und sie in manchen Fällen auch sogar zeitnah verfügbar sind und qualitativ angemessen - also: da kommen ja alleine schon mal mehrere Faktoren zusammen, die relevant sind) - es gibt aber einfach auch "Krisen" bzw. Situationen, Umstände in Menschen-Leben, die einen Menschen nun mal einfach umhauen und dauerhaft zu Boden drücken (können).

Mag sein, dass da manche Menschen alleine oder auch mit "Therapie" bzw: Unterstützung (! und solche muss also nicht immer "Therapie" sein!!) wieder raus/auf die Beine kommen.

Es gibt aber - und das ist ja (wie immer ;) ) mein Punkt - auch Lebensumstände ..., die Menschen nun mal "zur Strecke bringen" können - das kann durch ein einmaliges Ereignis/Erlebnis/Widerfahrnis (!) genauso passieren wie durch eine "chronische"/dauerhafte sehr starke Belastung.

Und meine Betrachtungsweise ist daher nach wie vor diese, dass "Therapie" nicht immer oder grundsätzlich "notwendigerweise" helfen kann oder auch helfen wird und auch einfach oft: nicht erforderlich ist - sondern etwas ganz anderes (diese Menschen brauchen).

Oft müssen sich äußere Faktoren/Lebensumstände/Situationen ändern und das (zu erreichen, zu realisieren) schafft man nicht immer alleine - auch nicht durch Therapie!

Das können also gesellschaftliche, kulturelle, religiöse, politische "äußere Faktoren" sein, aber auch ganz individuelle (familiäre, persönliche) Lebensumstände.

Und nach wie vor sehe ich es so, dass man/jeder nicht grundsätzlich/per se seines Glückes Schmied alleine und das Leben grundsätzlich "gestaltbar" ist; ich bin viel mehr immer noch davon überzeugt, dass da sehr vieles von Zufällen und Glück abhängt (eben: an welche Menschen man wann gerät - nicht nur pirvat, auch beruflich ...), ob man "zur rechten Zeit am rechten oder eben am falschen Ort" ist, dann die vielgerühmten "Beziehungen"/Kontakte (also auch wieder: Menschen, die man zur passenden Zeit kennenlernt oder auch nicht ...) und was einem "von außen" so alles widerfahren kann (Unfälle, Krankheiten, "Schicksalsschläge" wie z.B. auch Naturkatastrophe (im Urlaub bspw.) oder Tod eines nahestehenden Menschen (der oft traumatisierend ist, dann auch oft in sogenannte "PTBS" übergeht) usw..


Wir haben heute zwar für (fast?) alles irgendwelche Krankheitsbezeichnungen/-benennungen (!) und versuchen (!) all diese psychischen, geistigen und physischen "Krankheiten" und "Störungen" zu therapieren (!!!) - wobei wir sie aber dennoch oft NICHT HEILEN (können!). - aber ich erlaube mir, das von einer anderen Seite zu sehen und würde mir wünschen, dass diese Sichtweise sich ausweitet - dass es nämlich vor allem immer noch und wie schon immer (!) auf die jeweiligen Lebensumstände ankommt und auf zwischenmenschliche Beziehungen, auch entscheidend darauf, wo man wie aufgewachsen ist (is ja ein Allgemeinplatz) und klar: auf Bildung, Selbstbestimmung(smöglichkeiten), Information, "Freiheit", Unversehrtheit, Sicherheit (nicht bspw. im Bürgerkrieg leben zu müssen oder unter Militärdiktatur ...) und "Schutz", aber auch Entfaltungsmöglichkeiten, Selbsterkenntnis - auf also einen fruchtbaren Boden, in den das "eigene Samenkorn" fallen kann. Wenn da nur verdorrte, verbrannte Erde ist, wird es einfach schwierig - für nicht wenige: unmöglich.


Für all das muss es also durchaus ein zuträgliches, förderliches "äußeres Umfeld", Möglichkeiten, Gelegenheiten, Umstände ... geben.

Wenn das dauerhaft oder immer wieder wegfällt oder massiv gefährdet/bedroht ist/angegriffen wird (ein solcher "positiver Lebensraum"), dann ist es doch nicht verwunderlich, dass Mensch eben dadurch "krank" wird, leidet (an "Seele", Geist und Körper - oder einem davon - irgendwo fängt es ja an), dass ihm sowohl seelisch-geistig wie auch körperlich schlicht die Kräfte verlustig gehen, die aber erforderlich wären, um solche Lebenslagen zu bestehen (insbesondere dann, wenn es mehrfach im Leben turbulent bis stürmisch zugeht und das eigene Schiff also bereits sowieso schon morsch geworden ist ...).


Und statt also nur eine "Therapie zu machen", die im Menschen, im "Betroffenen", im "Kranken" selbst Ansichten, Gedanken, Einstellungen, Gefühle verändern (helfen) soll und/oder Psychopharmaka zu nehmen, die im Gehirn direkt ansetzen und dort etwas "verändern"/darauf einwirken ..., sollten doch die belastenden Umstände - logischerweise!! - zuerst und mit Nachdruck dauerhaft und verlässlich "positiv verändert" werden - das aber vermag Therapie oft nicht - und der betroffene Mensch alleine/selbst noch weniger - wenn er nicht  also:

Gelegenheit/Möglichkeit (!) und Unterstützung dabei erhält (aus den belastenden, krankmachenden Umständen) herauskommen zu können!



Und diese Unterstützung müsste meines Erachtens oft also nicht in Therapie bestehen, sondern in Hilfe durch andere Menschen, die einem wohlgesonnen sind, die einem nahestehen, denen man vertraut, auf die man sich verlassen kann.

Im Grunde, was man als "intakte" Familie oder früher "Clan"/Gruppe bezeichnet (hat). Genau - darauf (gesellschaftliche "Bedingungen", Klima ...) läuft es letztlich hinaus ...  ;)
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Kallisti am 26 Februar 2012, 00:36:21
Spannend ist ja z.B. auch das Fibromyalgie-Syndrom.

Spambot? Was sachste dazu??
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Sapor Vitae am 06 März 2012, 22:59:13
Interessanter Spiegelartikel zum Thema (verfrühte/fälschliche) ADHS-Diagnose und Ritalin.
klick (http://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/0,1518,819486,00.html)
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Kallisti am 07 März 2012, 10:40:52
Danke für den schönen Artikel, Sapor. :)


Was ich zu meinem letzten post noch anmerken möchte:

Meiner Ansicht nach fehlt es heute vielen Menschen "einfach" auch an regelmäßigen "körperlich angenehmen Kontakten" - und damit meine ich jetzt ausnahmsweise ;) mal gerade nicht Sex.

Sondern: positiver, angenehmer, entspannender, schmerz- und stressreduzierender (!) Körperkontakt, Zärtlichkeit - wie Streicheln, Massieren, Umarmen, Halten.

Das nämlich brauchen, wie ich meine, nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene: regelmäßig (also mehrmals im Monat mindestens) -> für ihre nicht nur psychische, sondern auch körperliche Gesundheit, ihr Wohlbefinden!

(Verschiedene Menschen unterschiedlich oft, lange, intensiv, is klar.)


Das "Gehaltenwerden" - körperlich! - ist insbesondere bei Trauernden von Bedeutung, wird aber gerade bei diesen nicht oder wenig "praktiziert" (aus diversen Gründen - eigenes Thema!). Aber eben nicht nur bei diesen, sondern ist auch für "gesunde" Menschen essentiell, wie ich finde.

Ich kann mich da ausnahmsweise mal auf keine Quellen/Studien/Belege stützen - es ist einfach das, das ich beobachte, das ich erfahre, erlebe, das ich schlussfolgere.

Was aber ja längst bekannt ist, ist, dass Streicheln (wenn es als angenehm empfunden wird - von also auch "angenehmer" Person ...) wie auch Lachen körperlichen Schmerz reduzieren kann!

Ich denke einfach, dass das noch ganz archaisch in unserer Körperlichkeit steckt - das Bedürfnis nach körperlicher Nähe, Zuwendung, Wärme bzw.: nach Berührungen.

Solches berührt nämlich dann auch nicht selten "die Seele". Und da sind wir dann wieder bei der Psychosomatik. ;)


Und weil das vielen Menschen heute wohl doch fehlt - solcher "regelmäßige" (!) körperliche Kontakt/Zuwendung, ist auch dies meiner Ansicht nach mit ursächlich für diverse psychsische "Störungen"!


Nicht umsonst gibt es "Kuschelparties" - auch wenn das nicht eigentlich das ist, was ich meine, weil ich denke, dass es mit ganz fremden Menschen nicht so (positiv in der Wirkung) ist/sein kann wie mit vertrauten Menschen, die man wirklich kennt, sehr "mag", denen man vertraut, bei denen man sich öffnen und "fallenlassen" und loslassen und auf die man sich verlassen kann.
 

Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: schwarze Katze am 07 März 2012, 12:50:09
Das Bedürfnis nach körperlichen Kontalt ist aber von Mensch zu Mensch sehr variabel, ich möchte z. B von keinem Mensch in Arm genommen werden.
Ausgenommen sind natürlich Eltern, Bruder, Partner
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: messie am 07 März 2012, 17:13:56
Ach, was das Bedürfnis nach Nähe angeht, da sind wohl alle Menschen gleich. Weiß man dass jemand anders einen mag, dann ist das eben gut für die Seele. :)

Was die Körperlichkeit angeht, ist das m.E. einfach viel zu unterschiedlich, als dass man draus schlussfolgern könnte, dass diese jeder Mensch benötigt - zumindest, was Körperkontakt über jenen zwischen liebenden Partnern hinausgeht. Ich denke, dass da eine emotionale Nähe wichtiger und universaler ist, was das Benötigen angeht.
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Kallisti am 07 März 2012, 22:27:08
Naja, ich glaub das nicht - dass das so unterschiedlich ist.

Es mag sein, dass manche Menschen irgendwie ständig "kuscheln, Händchen halten" oder sowas "müssen"/wollen (schauderhafte Pein!). Und anderen das eher "gelegentlich" mal reicht, und wieder andere (bzw. wohl nicht wenige!) das auch dann doch über Sex "ausleben" ... Aber es ist schon ein Unterschied - die Art der "emotionalen" Zuwendung körperlicher Art - ob also sexuell oder nicht sexuell.

Wie gesagt: Ich denke, da unterscheiden sich Erwachsene aber vom "Ur-/Grundbedürfnis" her nicht wirklich stark von Kindern.

Dass Kinder ohne regelmäßige körperliche Zuwendung/Berührungen (also: nicht nur verbale "emotionale Nähe"!) sich schlecht entwickeln (körperlich und geistig), ist ja bekannt und eben diese körperliche Zuwendung wird ja deshalb auch bei Frühchen "gezielt eingesetzt".


Ich meine einfach, dass Menschen auch seelischen "Schaden nehmen", wenn sie über lange Zeiträume absolut gar keine körperliche Zuwendung/Berührungen (Umarmen, Streicheln, Massage ...) erfahren.

Ob man das nur bei/mit wenigen bestimmten Menschen toleriert bzw. mag, ist ja dann irrelevant. Man kommt aber dauerhaft/langfristig ganz ohne "nicht gut zurecht" - meine ich.

Und wenn man sowas so absolut überhaupt gar nicht aushalten kann, dann hat man wohl bereits schon ein "Problem", tatsächlich eine "Störung" - dann ist da schon (früher) wohl was kaputt gegangen/gemacht worden.


Und dann ja, wie gesagt: Manche Leute können das schlecht sagen/zeigen, dass sie das gerne wollen oder vermissen ... - und dann ist in unserer Gesellschaft nicht selten sexueller Kontakt die einzige Möglichkeit dazu (zu körperlicher Nähe ...). Und es gibt Leute, die finden das so auch ganz "normal", sind sich selbst gar nicht dessen wirklich bewusst (dass es auch "anders" geht bzw. ihnen auch "andere körperliche Zuwendung" guttut ...).
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Kallisti am 22 April 2012, 01:50:42
Gab heute (also gestern) wieder ne sehr interessante Sendung im Radio  ;D zu ADHS

http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/imgespraech/1735834/

 :)
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Eisbär am 22 April 2012, 02:38:15
Ritalin wirkt ja üblicherweise aufputschend, aufdrehend, etc.
bei Patienten mit AD(H)S hingegen wirkt es beruhigend, herunterfahrend. AD(H)S lässt sich von daher relativ einfach diagnostizieren, sagte mir kürzlich ein Psychiater.

Ständiges Abstreiten der Existenz gewisser Krankheiten halte ich persönlich für gefährlicher als die paar Fälle, in denen sie fehldiagnostiziert wurden.
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Kallisti am 22 April 2012, 02:46:03
Und ich halte es für gefährlich, zumindest aber für peinlich, wenn Leute ihr Halbwissen als Wissen tarnend verbreiten und sich dabei noch ganz groß vorkommen. Ja Eisbär-Puschelchen, dich mein ich.  :-* :-*
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: rotkehlchen am 22 April 2012, 08:38:18
Ich wünsche einen guten Morgen,

zu Beginn meiner Grundschulzeit musste ich feststellen, dass auffallend viele meiner eher störenden Klassenkameraden relativ schnell auf Ritalin gesetzt wurden. Ebenso war es wohl auch der Fall, dass Lehrer/Erzieher im Hort "Vermutungen" geäußert und zur Überprüfung geraten haben.

Heute habe ich allerdings den Eindruck, dass vermehrt reflektiert an solche Fälle herangegangen wird. Das meine ich z.B. an neuen, ganzheitlichen Therapieansätzen zu erkennen (die beispielsweise durch Übungen die Impulskontrolle beim Kind, sowie den kompetenten Umgang mit dem Kind bei Eltern/Erziehern/Lehrern schulen). Kürzlich las ich einen Bericht in einer älteren Ausgabe der Zeitschrift "Nido". Darin meldete sich ein Psychologe zu Wort, der die plötzliche Welle von ADHS-Erkrankungen auf unsere veränderten Lebensbedingungen zurückführte. Er meinte, Kinder mit dieser Erkrankungen galten früher allenfalls als lebhaft und konnten ihre Qualitäten in anderen Umfeldern ausleben (Spiel im Freien...). Außerdem sei die Diagnose nicht eindeutig - wenn ich es richtig im Kopf habe, sagte er, die Diagnosekriterien seien ständiger Streitpunkt in Fachkreisen.

Ich persönlich habe den Eindruck, dass bereits in den Ausbildungen für pädagogische Fachkräfte mehr Wert auf den angemessenen Umgang mit ADHS-Betroffenen gelegt wird. Ebenso hat offenbar die "Diagnosewut" unter Laien abgenommen. Als ich noch in der Förderschule tätig war (in der Klasse 2-3, maximal 8 Kinder) gab es lediglich ein Kind, bei dem Ritalin eingesetzt wurde - und die Verabreichung hatte augenscheinlich für ihn - insbesondere, was Sozialkontakte anging - positive Auswirkungen. Bei zwei anderen wurde gänzlich auf Medikation verzichtet, wir arbeiteten "lediglich" auf andere Weise mit ihnen (günstige, ablenkungsärmere Sitzplätze direkt vorne, zeitintensivere Ansprache mit Körperkontakt, Rückführungen, Entspannungsphasen...). Ich bin kein Experte für ADHS, allerdings glaube ich, dass das ZI (ein Zentrum, u.a. für Kinder- und Jugendpsychiatrie) in dieser Hinsicht schon gute Arbeit geleistet hat, da vor allem der Austausch unter den Institutionen gegeben war.


Liebe Grüße

rotkehlchen

Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Kallisti am 22 April 2012, 11:23:28
Zitat
Darin meldete sich ein Psychologe zu Wort, der die plötzliche Welle von ADHS-Erkrankungen auf unsere veränderten Lebensbedingungen zurückführte. Er meinte, Kinder mit dieser Erkrankungen galten früher allenfalls als lebhaft und konnten ihre Qualitäten in anderen Umfeldern ausleben (Spiel im Freien...). Außerdem sei die Diagnose nicht eindeutig - wenn ich es richtig im Kopf habe, sagte er, die Diagnosekriterien seien ständiger Streitpunkt in Fachkreisen.
rotkehlchen

Ja eben. ;)  Das ist ja mittlerweile bekannt. In der Radiosendung wurde viel Bekanntes angesprochen, aber auch gerade die Ursachen - wo tritt aus welchen Gründen AD(H)S verstärkt auf.

Und da fand man es ja z.B. vermehrt bei Jungen (mehr als bei Mädchen) und in Familien mit geringem Einkommen wie auch in "bildungsfernen" wie man das heute so nennt.  :-\

Die Gründe dafür wiederum sind, dass es also in solchen Familien oft hohe Belastungen schon auf Seiten der Eltern gibt. Is ja keine Neuigkeit, dass sich sowas auch negativ auf die Kinder (deren Verhalten, "seelische Gesundheit" ...) auswirken kann und oft auch auswirkt.
Grade solche Sachen wie Existenznöte/ständige Geldsorgen ..., auch andere Sorgen und Belastungen solcher Eltern - nicht nur "persönliche psychische" (die ja auch eigentlich immer Resultat von etwas sind und nicht aus dem Nichts kommen ...), sondern auch bspw. viel Stress am Arbeitsplatz/durch den Job etc.

Auch wurde gesagt, dass sich nicht bestätigen ließ, dass es spezifische "Gehirnveränderungen" gibt (durch/bei ADHS). Dass solche also verursachend seien ...

Dass Ritalin wirkt, ist auch unstrittig - nur: sind das Problem also die Nebenwirkungen, die noch immer fehlenden/unbekannten Langzeitfolgen und ggf. also Spätschäden, auch die Stigmatisierung (nicht nur durch "die Störung" selbst, sondern gerade auch durch die Medikation) und was es also für die Kinder bedeutet, auf sie wirkt, täglich Pillen nehmen zu müssen, um (wie andere/"normal"/"richtig"/"gut") funktionieren zu können und zu sollen etc. Also das hatte ich ja vorne auch alles schon genannt. ;)

Es war auch die Rede natürlich von widersprüchlichen Studien - man kennt das ... ;) Solange Studien halt überwiegend durch Pharmakonzerne finanziert werden, muss man sich über bestimmte Ergebnisse natürlich nicht wirklich wundern.  ;D     >:(    :-\


Angesprochen wurde in der Radiosendung (Deutschlandradio Kultur gestern, siehe Link oben) allerdings auch das Elternhaus, die Erziehung.

Da wurde gesagt, dass alle Eltern Fehler machen, etwas falsch machen, in der Erziehung ihrer Kinder. Natürlich ohne es zu wollen, manchmal auch, ohne es selbst zu bemerken.
Daher lässt sich auch nicht alles ausschließlich auf die Erziehung der Eltern zurückführen.
Es hieß, dass aber "ADHS-Kinder" solche Fehler weniger verzeihen, weniger durchgehen lassen, weniger gut kompensieren können - als "andere Kinder".

Allerdings eben: gibt es keine eindeutige Diagnose für sogen. "AD(H)S"! Und folglich (genau wie bei "Alzheimer") auch keine wirkliche adäquate Therapie. Es gibt halt nur verschiedene Therapie-Versuche ("Elterntraining" - Familie "als Ganzes" sehen und einbeziehen) und Symptom"behandlung" durch eben Methylphenidat ("Ritalin").

Auch genannt wurde aber eben wieder, dass "lebhafte, temperamentvolle Kinder" heute weniger als eben solche gesehen werden, sondern als Störenfriede, die nicht "leisten" und "funktionieren" wie sie sollen - und wie es anderen (vermeintlich) gelingt (die haben dann vlt. nicht ADHS, sondern anderen Probleme, die aber weniger offen zu Tage treten ... !).

Also Leistungsdruck und Reizüberflutung als Ursachen. Is ja alles wie gesagt nix Neues.

Es wurde daher auch gesagt (Radiosendung), dass in Familien, in denen nicht Methylphenidat gegeben wurde (weil die Eltern und/oder Kinder es nicht wollten oder mit doch erheblichen Nebenwirkungen zu kämpfen hatten ...), drei Dinge vor allem hilfreich waren:

Strukturierung (des Alltags) - BEWEGUNG/SPORT und ENTSPANNUNG.

Genau - das sind "Sachen", die so ziemlich allen Menschen "zuträglich" sind - und daher auch "Gesunden" empfohlen werden. Und es sind vor allem genau die "Dinge", die der Mensch einfach nun mal braucht: damit schon alleine sein Körper "funktionieren" kann!  :)

Und von Leuten, die es als Kinder bekamen (Ritalin) und später als Jugendliche absetzten und als Adoleszente auch nicht mehr nahmen, sondern ablehnten, weiß man ja nun auch, dass sie sich "mit Sport" selbst helfen oder mit "Musizieren" - also durch Tätigkeiten, Beschäftigungen, in denen sie sich spüren, erleben, auspowern und entspannen/zu sich selbst finden, Ruhe finden können. Wenn es sich dabei also um Tätigkeiten handelt, die sie selbst gerne machen (möchten, können)!


Ich sehe es nach wie vor auch so: Es ist einfach eine "Variante" menschlichen Verhaltens - eine "Wesensart", eine Sache des Temperamentes und eben KEINE: "Störung" oder "Krankheit", die behandlungsbedürftig ist. Behandlungsbedürftig sind viel mehr die gesellschaftlichen Verhältnisse (siehe auch und gerade Leistungsdruck in der Schule ...), die das Verhalten dieser Kinder, dieser Menschen erst zum Problem, zur "Störung" machen/werden lassen!


Verglichen wurde die Medikation (Ritalin) auch mit Doping. Genau. Und daher nehmen/missbrauchen es ja auch "Gesunde": zur Konzentrationssteigerung ... .... ... (vor allem in usa).

Und nett fand ich auch, wie der eine Gast (der Psychologe) sagte, Spontaneität und Impulsivität seien eigentlich dasselbe - nur einmal positiv und einmal negativ konnotiert, interpretiert.

Und darum also geht es: Warum wird welches Verhalten von wem als "unangenehm", als störend empfunden. Und vor allem:

Ist es deshalb aber gleich eine "Krankheit" oder "Störung"?!? - Ich meine: nein. Es ist eine Eigenart.

Anstrengend (also so empfunden, erlebt): wird sie erst durch die Umstände, durch die Lebensverhältnisse, durch die Ansprüche, die an das Verhalten gestellt werden - durch die "Konformisierung"!
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: schwarze Katze am 22 April 2012, 13:52:17

Ist es deshalb aber gleich eine "Krankheit" oder "Störung"?!? - Ich meine: nein. Es ist eine Eigenart.


Wenn das "Eigenart" dafür sorgt, dass ein intelligenter Kind nur Hauptschule mit Ach und Krach schafft, dann ist diese "Eigenart" vielleicht doch eine Störung.

Viele Menschen mit spät diagnostizierten ADS sind stinkewütend auf ihre Eltern, da sie sich um ihr Leben bestohlen fühlen
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Kallisti am 22 April 2012, 13:55:56
... Das ist traurig - vor allem, weil die Eltern nicht dafür verantwortlich (zu machen) sind. Man kann daher nur endlos wiederholen, dass es kein Privatproblem einiger Familien ist/bleiben sollte/dürfte, sondern ein gesamtgesellschaftliches - nochmal: Reizüberflutung, Leistungsdruck, zu wenig Raum/Möglichkeiten für Kinder (sich auszuprobieren, "Luft zu holen", sich auszutoben, runterzukommen, zu sich zu finden, akzeptiert zu werden ... ... ...) - jedenfalls für "einige" Kinder besonders -  letztlich aber: gilt das für sehr viele! (Nur dass es nicht bei all jenen so offensichtlich wird.)

Und ganz vor allem: ist reine Symptomunterdrückung via Pillen niemals eine LÖSUNG.
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: schwarze Katze am 22 April 2012, 14:11:22
... Das ist traurig - vor allem, weil die Eltern nicht dafür verantwortlich (zu machen) sind.

Doch,
Du jammerst hier, weil du einen Studium nicht abschliessen könntest.
Wie sollen sich die Menschen fühlen, die aufgrund von Nichtbahndlung nur einen schlechten Hauptschulabschluss haben?
Viele von denen haben einen IQ, mit dem sie bei Behandlung das ABI locker geschafft hätten

Und gerade wenn die Eltern einem Kind die medikamentöse Hilfe aus ihre Überzeugung vorenthalten haben. Der Junge eckte überall an, landete auf Hauptschule, wurde massiv gequält und gemobbt. Nach der Schule klappte es mit Ausbildung nicht, darauf folgte eine Reihe von unqulifizierten Jobs und massiver Drogenkonsum (Selbstbehandlung).
Natürlich auch unzählige Therapien, alle scheiterten, bis die ADHS eben nicht festgestellt und behandelt wurde. Aber durch die Jahrzehnte von Nichtbehndlung entstanden auch andere Störungen (Soziale Phobie, Depression, Angststörung), die dem jungen Mann es fast unmöglich machen, normale Leben zu führen. Ist offiziell arbeitsunfähig
Der Fall ist aus meinen Bekanntenkreis übrigens, der versucht gerade in Abendschule mit 31 sein Realschulabschluss nachzuholen (mit Tabletten)

Und ganz vor allem: ist reine Symptomunterdrückung via Pillen niemals eine LÖSUNG.

Das ist eine Abhilfe, die einem ermöglichen kann, an sich zu arbeiten
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Eisbär am 22 April 2012, 14:17:40
Und ganz vor allem: ist reine Symptomunterdrückung via Pillen niemals eine LÖSUNG.
Nein, aber bei den meisten schweren psychischen Erkrankungen ist es der einzige sinnvolle erste Schritt, damit überhaupt andere Therapien machbar werden.

Man richtet ja auch nicht eine ausgerenkte Schulter, ohne daß das Symptom "Schmerz" vorher medikamentös ausgeschaltet wird.
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Kallisti am 22 April 2012, 14:36:19
Nur dass die Schulter halt nicht das Gehirn ist ... ;)


Black Russian

Mit Ritalin ist es ja so, dass es nicht zum Dauergebrauch benutzt werden soll, auch nicht empfohlen wird (von seriösen Ärzten, Therapeuten). Es soll also im jährlichen Abstand Absetzungsversuche geben. Das trägt dann also schon mal nicht durch die gesamte Schulzeit - zumeist wird es ja im Alter von ca. 6 bis 10 Jahren "diagnostiziert" (WENN: wenn es nicht einfach nur unterstellt wird, also: fehl"diagnostiziert, -interpretiert ...).

Sonst kann ich mich nur wiederholen: Es wäre fahrlässig und verantwortungslos, wenn Eltern ihrem Kind bloß Ritalin geben. - Sicher, es wird dann in vielen (allerdings auch nicht allen!) Fällen besser FUNKTIONIEREN, sich anpassen können ... aber genau das kann es wohl doch nicht sein!? - Es muss sich gesellschaftlich etwas verändern - vor allem in Schulen, vor allem, was Lehrer und Lehrerausbildung und Lehrpläne und Strukturen anbelangt!!

DAS ist, was den Kindern langfristig, dauerhaft und erfolgreich hilft: OHNE ätzende Nebenwirkung, Stigmatisierungen etc.

Es ist also eher umgekehrt - wenn du Schmerzen hast, hilft es nicht, nur Aspirin oder Diclofenac oder what ever zu schlucken - du musst möglichst die Ursache für (vor allem akuten) Schmerz finden und diese beheben. Und dafür sind nicht immer, nicht nur und vor allem nicht langfristig Tabletten geeignet.

Es hilft den Kindern auch nicht, "Therapie zu machen" - auch das ist nicht der Königsweg. Es müssen sich schlicht und ergreifend die auslösenden, verstärkenden, problemverursachenden Verhältnisse, Umstände ändern: langfristig. Dann brauchen solche Kinder in den meisten Fällen weder Pillen noch "Extra-/Spezial-Therapie".

Wenn der Druck und Stress rausgenommen wird: auch aus den Familien (!)/der "gesamten Familie", dann löst sich das Problem nicht selten in Wohlgefallen auf. Mit Zeit, keine Frage. Und mit eben entsprechenden Möglichkeiten.

Solange es diese nicht gibt, ist der bessere Weg aber immer noch der, seinem Kind auf andere Art Entlastung zu verschaffen (Strukturierung, Bewegung, Entspannung) als durch Medikamente, die wie gesagt nur die Symptome "regulieren", d.h.: unterdrücken. DAMIT tut man seinem Kind ganz gewiss keinen Gefallen.
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Kenaz am 22 April 2012, 15:08:27
Und ganz vor allem: ist reine Symptomunterdrückung via Pillen niemals eine LÖSUNG.
Nein, aber bei den meisten schweren psychischen Erkrankungen ist es der einzige sinnvolle erste Schritt, damit überhaupt andere Therapien machbar werden.

- Da ich im Hinblick auf dieses Thema mal anders gedacht habe, möchte ich mich doch noch mal eben zu Wort melden, denn mittlerweile unterstütze ich Eisbärs Statement hier in vollem Umfang. Anlass meines Umdenkens ist die Bekanntschaft mit einem manisch-depressiven Menschen, dessen Erkrankung ich dummerweise viel zu lange nicht so ernst genommen habe, wie es eigentlich angemessen gewesen wäre. Das hing freilich nicht zu knapp damit zusammen, dass mir von seiner Seite entsprechend "am Rande" und so ganz nebenbei ("Ach, da meinte mal einer, ich sei wohl manisch-depressiv ...") davon erzählt wurde - eben so, als handele es sich nur um einen kleinen Schnupfen, der nicht weiter von Bedeutung ist und sich ganz von alleine regelt.

Dass davon allerdings nicht die Rede sein kann, wurde mir leider erst viel zu spät klar. Ebenso, dass auch das Heruntergespiele in der Darstellung Teil des (pathologischen) Gesamtprogramms ist - Stichwort mangelnde Krankheitseinsicht. Seit dieser Erfahrung steht für mich jedenfalls vollkommen außer Zweifel, dass der erste Schritt in die richtige Richtung - nämlich der einer umfangreichen psychotherapeutischen Behandlung - durch eine medikamentöse Einstellung erfolgen muss, da ein Mensch mit dieser oder vergleichbarer Symptomatik je nach Schweregrad kaum noch in der Lage ist, einen halbwegs klaren Gedanken zu fassen. Wer derart chronisch hochgepitcht unterwegs ist, kann sich nicht auf eine Therapie einlassen - und will es auch nicht, da er während seiner manischen Phase die Dringlichkeit einer solchen Behandlung gar nicht einsieht.

Und vor diesem Hintergrund gebe ich Eisbär völlig recht: Um überhaupt die Voraussetzungen für eine psychotherapeutische Behandlung zu schaffen, kommt man bei vielen schweren psychischen Störungen gar nicht umhin, erst einmal auf Medikamente zurückzugreifen. Und das sieht nach meinem Dafürhalten bei ADHS nicht anders aus als bei dem von mir herangezogenen Beispiel - egal, ob es um Kinder oder Erwachsene geht.
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: schwarze Katze am 22 April 2012, 15:26:20

 Sicher, es wird dann in vielen (allerdings auch nicht allen!) Fällen besser FUNKTIONIEREN, sich anpassen können ... aber genau das kann es wohl doch nicht sein!?

Was ist daran schlecht, zu funktionieren?
Ist es besser, nicht zu funktionieren, funktions-unfähig, also gelähmt zu sein?

Wenn man nicht funktionieren kann, wird alles so anstrengend, die einfachste Sachen, für die andere keiner Kraftanstrengung brauchen (die funktionieren ja) bedarf enorme Kraftaufwand. Fürs Leben bleibt keine Zeit, man muss irgendwie überleben.

Ich habe jahreland Tabletten - Antidepresseva genommen, um zu funktionieren und habe dadurch enorm viel Lebensqualität bekommen. Eventuell verdanke ich dem Zeug nicht nur mein berufliche Laufbahn, sondern auch mein Leben, da als emotional instabile Mensch zu einem hochriskanten Lebenwandel neigt auch ohne konkreten Suizidabsichten.

Es muss sich gesellschaftlich etwas verändern - vor allem in Schulen, vor allem, was Lehrer und Lehrerausbildung und Lehrpläne und Strukturen anbelangt!!

Jap, wir machen uns die Welt wie es uns gefällt.

Ist aber leider nicht so, die Kinder werden weiterhin in einer Leistungsystem leben müssen, vorausgesetzt du ziehst nicht in die Taka-Tuka-Land
Die Lehrer werden kein Rücksicht auf einen Kind nehmen, der sich nicht konzentrieren kann und zig Fehler macht - sie schreiben ihn ab, er landet auf eine Rest-Schule
Die Mitschüler werden kein Rücksicht auf einen nehmen, der ständig "ausflippt", sie werden ihn mobben.
Die Arbeitgeber werden keine Rücksicht auf besondere "Eigenart" den Bewerber nehmen - die sortieren einen Lehrstellenanwärter mit einem Hauptschulabschluss und lauter 4 in die Zeugnis einfach aus.

@Kenaz

Das ist leider oft so: je gravierender die Störung umso weniger die Krankheitsansicht.
Ein Zwangsneurotiker sucht sich oft selbst Hilfe, ein wahnhafter Patient so gut wie nie
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: messie am 22 April 2012, 17:05:59
Zitat
Und ich halte es für gefährlich, zumindest aber für peinlich, wenn Leute ihr Halbwissen als Wissen tarnend verbreiten und sich dabei noch ganz groß vorkommen.

Hmm, nix für ungut, aber ist dein Wissen nicht eigentlich auch nur Halbwissen?
Du beziehst dein Wissen primär auf Sekundärquellen. Das ist ja gut und schön. Aber es macht, finde ich, noch einen ganz gehörigen Unterschied aus, wenn man mit jenen, die diese Diagnose erhalten haben oder bei ihnen geprüft wird ob sie zutreffen könnte, täglich (therapeutisch / beschäftigungsmäßig) arbeitet.

Der Einwand "wenn man Kindern Ritalin gibt, hat das möglicherweise Langzeit-Folgeschäden" mag vielleicht berechtigt sein (ich maße mir nicht an das beurteilen zu können, Studien dazu gibt's ja noch nicht), aber was bringt der, wenn man genau jetzt, heute mit diesen Menschen arbeitet und feststellt, dass man sie ohne Ritalin erst gar nicht erreicht? Kenaz' Beispiel finde ich da sehr instruktiv.

Selbst habe ich mal eine Dame kennen gelernt, der die Diagnose ADHS gegeben wurde. Sie sagte mir, dass der Einstieg in ihre Therapie mit begleitendem Ritalin sehr viel gebracht hätte, weil sie im Nachhinein gesehen zuvor einfach unerträglich gewesen wäre (eigene Einschätzung).
Sie ist auch heute noch schwierig ;) aber hat mit ihrer Krankheit (ja, ich nenne es so und sie selbst auch) umzugehen gelernt. Sie weiß dass Reizüberflutung bei ihr ganz schnell zu emotionalem Stress und entsprechenden Ausbrüchen führen kann, also sorgt sie inzwischen selbst dafür, dass sie ihr nicht passiert.
Dies und vieles Weitere hat sie in einer Therapie gelernt, die ohne Ritalin so niemals möglich gewesen wäre.

Ich kann natürlich nicht sagen ob das nun repräsentativ ist, oder ob das wirklich vielen so geht. Darum sind auch meine Erfahrungen diesbezüglich und auch das Angelesene ebenfalls nur Halbwissen.
Ich denke aber, dass jene die täglich mit Menschen, die ADHS haben, arbeiten, noch am ehesten beurteilen können, inwieweit die Forschungsergebnisse plausibel sind. Sie erleben ja die Auswirkungen von Ritalin versus Nicht-Ritalin jeden Tag.
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Kallisti am 22 April 2012, 22:02:26
Zitat
Und vor diesem Hintergrund gebe ich Eisbär völlig recht: Um überhaupt die Voraussetzungen für eine psychotherapeutische Behandlung zu schaffen, kommt man bei vielen schweren psychischen Störungen gar nicht umhin, erst einmal auf Medikamente zurückzugreifen. Und das sieht nach meinem Dafürhalten bei ADHS nicht anders aus als bei dem von mir herangezogenen Beispiel - egal, ob es um Kinder oder Erwachsene geht.
Kenaz


Und wie kommst du zu diesem "Dafürhalten": ADHS betreffend? Wenn also nicht mal klar ist, ob es sich dabei überhaupt um eine "Krankheit" handelt (sagt man ja in Fachkreisen schon nicht - mehr, man nennt es jetzt "Störung", was natürlich nichts besser macht, aber immerhin gilt es nicht als "Krankheit" - aus Gründen ... ;) )!?

Und dann: Haben diese Kinder zumeist nicht die Chance, selbst diese Entscheidung treffen zu können (ob sie Ritalin schlucken wollen, wie oft, lange ...), wie es auch in der Radiosendung richtig hieß: Sie sind der Urteilskraft, Weit-, Um- und Vorsicht ihrer Eltern ausgeliefert. Nur dass es sich also nicht wie in anderen Fällen um eine richtig, zweifelsfrei diagnostizierbare Krankheit handelt, die dann entsprechend therapiert werden kann (wofür Eltern ja auch also in anderen Fällen dann so die Verantwortung zu tragen haben), sondern das eine total trübe Suppe ist - ADHS-"Diagnose" wie "Therapie"!

Und ich meine: AD(H)S lässt sich nicht verlgeichen mit bipolarer Störung. "Störungen" gibt´s zwar also verschiedene, sie haben auch einige Gemeinsamkeiten, dennoch werden sie ja unterschiedlich behandelt, weil sie sich auch unterschiedlich "äußern" ...

Doch, ich denke, Differenzierung ist auch hier in jedem Falle angebracht und angeraten. ;)


Zitat
Ist es besser, nicht zu funktionieren, funktions-unfähig, also gelähmt zu sein?
Black Russian

Nein - es ist aber besser, nicht wie eine Maschine funktionieren zu sollen, zu müssen (auf Leistung(serbringung) ... getrimmt und reduziert zu werden), sondern wie ein Mensch leben, sich verhalten zu dürfen und behandelt zu werden.

Auch wenn es nicht wenigen "Leuten" sicher gelegen käme, Menschen nur noch zu funktionierenden Marionetten und Arbeitsmaschinen umzupolen ... noch sind wir Menschen. (Ritalin-) Doping hin oder her.


Zitat
Jap, wir machen uns die Welt wie es uns gefällt.

Ist aber leider nicht so, die Kinder werden weiterhin in einer Leistungsystem leben müssen, vorausgesetzt du ziehst nicht in die Taka-Tuka-Land
Die Lehrer werden kein Rücksicht auf einen Kind nehmen, der sich nicht konzentrieren kann und zig Fehler macht - sie schreiben ihn ab, er landet auf eine Rest-Schule
Die Mitschüler werden kein Rücksicht auf einen nehmen, der ständig "ausflippt", sie werden ihn mobben.
Die Arbeitgeber werden keine Rücksicht auf besondere "Eigenart" den Bewerber nehmen - die sortieren einen Lehrstellenanwärter mit einem Hauptschulabschluss und lauter 4 in die Zeugnis einfach aus.
BR

Und dächten alle Menschen wie du, hätte sich niemals auch nur irgendetwas gesellschaftlich/sozial zum Besseren verändert, verändern können. Denn das passiert garantiert nicht durch solches Verhalten: sich Missständen anzupassen, unterzuordnen, sie einfach hinzunehmen, auszuhalten und sich einzelkämpfermäßig über Wasser zu halten. Das zieht übrigens auch in den seltensten Fällen Lebenszufriedenheit nach sich.

Aber wie schon gesagt: genau solche Denke, solche Haltung, solches Sich-Verhalten kommt so einigen "Leuten" durchaus gerade recht: genau so will man es haben! - Sehr schön.


Zitat
Ich denke aber, dass jene die täglich mit Menschen, die ADHS haben, arbeiten, noch am ehesten beurteilen können, inwieweit die Forschungsergebnisse plausibel sind. Sie erleben ja die Auswirkungen von Ritalin versus Nicht-Ritalin jeden Tag.
messie


Leider lässt sich das so pauschal ja oft nicht sagen. Man sollte meinen (und erwarten dürfen - und würde sich wünschen), es verhielte sich so, aber es gibt ja doch etliche schwarze Schafe, die mal eben Ritalin halt geben, damit das Kind wenigstens in der Schule doch bitte mithalten kann ... .... ... Angeblich sind die Zahlen rückläufig (Ritalin-Verordnung), aber dennoch: Wie sollen die Leute da was am ehesten "beurteilen" können, wenn es an eindeutigen Diagnosekriterien/-möglichkeiten fehlt und in Folge auch die Therapie/n nicht wirklich klar sind.

Es hilft nix: Solange nicht wirklich klar ist, wie genau es sich diagnostizieren lässt, ob das überhaupt möglich und richtig ist (weil: wenn es halt doch nur eine menschliche Verhaltens-/Wesensvariante ist und KEINE "Störung", dann also auch kein Bedarf für Therapierung!), solange kann da auch niemand was wirklich richtig (!) beurteilen. Sie schwimmen - und immerhin geben sie es wenigstens zuweilen auch zu - manche zumindest.



Und nochmal: Dass Betroffene (vor allem übrigens: Erwachsene!!!) meinen, es "helfe" ihnen, liegt ganz einfach daran, dass es natürlich ja wirkt - also auch bei "Gesunden"/"Nicht-Gestörten" lol ! Dass sich die Konzentration damit verbessern lässt ... ist klar. Aber eben weil dies auch bei "Gesunden" so wirkt, ist damit nicht bewiesen, dass "die Anderen" eine Störung haben - nur weil es ihnen also auch "hilft" (sich besser konzentrieren zu können).

Ihnen würden andere Dinge sehr wahrscheinlich bzw. ja auch schon nachgewiesenermaßen auch und besser helfen - vor allem: langfristig/dauerhaft (siehe oben).

Nur genau das ist natürlich aufwändiger als einfach mal ne Pille zu schlucken. Das ist die bequemste Nummer für erwachsene Betroffene und vor allem auch für die Eltern von "AD(H)S"-Kindern.

Natürlich erfordert es mehr Zeit, Geduld, Verständnis, Nerven, Aufwand, Umstände: das Kind anders "zu regulieren": durch also anderen Alltag, durch weniger Reize, durch regelmäßige Bewegung/Sport und Entspannung ... - und das alles ist vor allem nicht selten auch mit Geldausgaben verbunden, vor allem aber wie gesagt: mit weit höherem Zeitaufwand - und genau da beißt sich die Katze in den Schwanz: diese ZEIT, Ruhe, Muße, Geduld ... ist weder in den Schulen noch auch in vielen Familien heute noch vorhanden/verfügbar/frei! ! That´s the problem.  :(

Und so lange alles also überwiegend auf Leistung, Flexibilität, Druck, Konformität (statt Individualität) ausgerichtet ist, kann und wird sich daran nichts ändern - die Leidtragenden sind die Kinder, die sich solche Verhältnisse auch nicht aussuchen können, die einfach sich im Hamsterrad mitdrehen müssen - dem ihrer jeweiligen Familie und sowieso dem der gesellschaftlichen "Gegebenheiten" (diesen sind eben auch die Eltern unterworfen). Genau.
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Kenaz am 22 April 2012, 23:21:12
Und wie kommst du zu diesem "Dafürhalten": ADHS betreffend?

- Mir ging es um gewisse Parallelen in der Symptomatik von ADHS und BpAS, die einen psychotherapeutischen Zugang schwierig bis unmöglich machen - und denen kann man nur auf pharmakologischem Wege Herr werden. Zumindestens in der akuten Phase.

Wenn also nicht mal klar ist, ob es sich dabei überhaupt um eine "Krankheit" handelt (sagt man ja in Fachkreisen schon nicht - mehr, man nennt es jetzt "Störung", was natürlich nichts besser macht, aber immerhin gilt es nicht als "Krankheit" - aus Gründen ... ;) )!?

- Ich sehe nicht, inwieweit dieses Hineintheatern in terminologische Spitzfindigkeiten hilfreich sein soll. Ob nun "Krankheit", "Störung" oder "Eigentümlichkeit" - wir sprechen von einem Symptomszenario, das das Leben von Betroffenen und Angehörigen gleichermaßen in einen mittelschweren Alptraum verwandeln kann. Wenn man das mit medikamentöser Intervention erst einmal so weit einzudämmen vermag, dass am Ende ein Gemütszustand steht, der psychotherapeutische Einflussnahme erlaubt, dann finde ich das nicht nur legitim, sondern wünschenswert.

Und dann: Haben diese Kinder zumeist nicht die Chance, selbst diese Entscheidung treffen zu können (ob sie Ritalin schlucken wollen, wie oft, lange ...), wie es auch in der Radiosendung richtig hieß: Sie sind der Urteilskraft, Weit-, Um- und Vorsicht ihrer Eltern ausgeliefert.

- Nun, das kann man finden, wie man will, aber es liegt nun mal in der Natur der Kindheit, dem Gutdünken der Erwachsenen im allgemeinen sowie seiner Eltern im besonderen "ausgeliefert" zu sein. Könnte freilich auch etwas mit dem schlichten Tatbestand zu tun haben, dass Kinder bis zu einem gewissen Alter eigener "Urteilskraft, Weit-, Um- und Vorsicht" weitestgehend ermangeln - was ebenfalls in ihrem Wesen liegt. Und? Soll das jetzt irgendwie schlimm oder ungerecht sein? Dann könntest Du auch gleich mit dem alten "Skandal!"-Lamento um die Ecke kommen, man sei nicht gefragt worden, ob man geboren werden wolle.  ::)

AD(H)S lässt sich nicht verlgeichen mit bipolarer Störung. "Störungen" gibt´s zwar also verschiedene, sie haben auch einige Gemeinsamkeiten, dennoch werden sie ja unterschiedlich behandelt, weil sie sich auch unterschiedlich "äußern" ...[

- Mir ging es, wie mehrfach bekräftigt, ausschließlich um eben jene Gemeinsamkeiten und die Frage, ob und in welchem Ausmaß man medikamentös dagegen vorgehen sollte. Ich sage: ja, sollte man, da beiden Störungen eigen ist, ab einem gewissen Schweregrad eine andere Einflussnahme nicht mehr zuzulassen; verantwortungsvolle Medikamentengabe kann die Voraussetzungen dafür wieder herstellen.
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Eisbär am 22 April 2012, 23:27:36
Und wie kommst du zu diesem "Dafürhalten": ADHS betreffend? Wenn also nicht mal klar ist, ob es sich dabei überhaupt um eine "Krankheit" handelt (sagt man ja in Fachkreisen schon nicht - mehr, man nennt es jetzt "Störung", was natürlich nichts besser macht, aber immerhin gilt es nicht als "Krankheit" - aus Gründen ... ;) )!?
"Störung" nennt man in der Psychologie Krankheiten, um eine Stigmatisierung des Kranken zu verhindern, die durch den gesellschaftlichen Umgang mit diesem Stigma vermehrt Streß beim Erkrankten verursacht und dadurch i.A. den Krankheitsverlauf negativ beeinflußt.
Hängt damit zusammen, daß manche Leute eben doch einen großen Unterschied zwischen einer psychischen Erkrankung oder einer ausgerenkten Schulter machen.

Zitat
Und dann: Haben diese Kinder zumeist nicht die Chance, selbst diese Entscheidung treffen zu können (ob sie Ritalin schlucken wollen, wie oft, lange ...), wie es auch in der Radiosendung richtig hieß: Sie sind der Urteilskraft, Weit-, Um- und Vorsicht ihrer Eltern ausgeliefert. Nur dass es sich also nicht wie in anderen Fällen um eine richtig, zweifelsfrei diagnostizierbare Krankheit handelt, die dann entsprechend therapiert werden kann (wofür Eltern ja auch also in anderen Fällen dann so die Verantwortung zu tragen haben), sondern das eine total trübe Suppe ist - ADHS-"Diagnose" wie "Therapie"!
Sie sind nicht den Eltern ausgeliefert, sondern den Ärzten. Die entscheiden nämlich letzhtlich, ob das Kind Ritalin verschrieben bekommt.
Wenn ich da mal bei Wikipedia bei den Ursachen gucke, ließe sich mittels Hirnscans sehr wohl eine genauere Diagnose feststellen. Dort steht übrigens auch, dass in Deutschland vermutlich nur 10% der Betroffenen erkannt und behandelt werden, also das genaue Gegenteil von dem, was Du uns hier weiß machen willst.

Und ich meine: AD(H)S lässt sich nicht verlgeichen mit bipolarer Störung. "Störungen" gibt´s zwar also verschiedene, sie haben auch einige Gemeinsamkeiten, dennoch werden sie ja unterschiedlich behandelt, weil sie sich auch unterschiedlich "äußern" ...

Doch, ich denke, Differenzierung ist auch hier in jedem Falle angebracht und angeraten. ;)


Zitat
Ist es besser, nicht zu funktionieren, funktions-unfähig, also gelähmt zu sein?
Black Russian

Nein - es ist aber besser, nicht wie eine Maschine funktionieren zu sollen, zu müssen (auf Leistung(serbringung) ... getrimmt und reduziert zu werden), sondern wie ein Mensch leben, sich verhalten zu dürfen und behandelt zu werden.

Auch wenn es nicht wenigen "Leuten" sicher gelegen käme, Menschen nur noch zu funktionierenden Marionetten und Arbeitsmaschinen umzupolen ... noch sind wir Menschen. (Ritalin-) Doping hin oder her.


Zitat
Jap, wir machen uns die Welt wie es uns gefällt.

Ist aber leider nicht so, die Kinder werden weiterhin in einer Leistungsystem leben müssen, vorausgesetzt du ziehst nicht in die Taka-Tuka-Land
Die Lehrer werden kein Rücksicht auf einen Kind nehmen, der sich nicht konzentrieren kann und zig Fehler macht - sie schreiben ihn ab, er landet auf eine Rest-Schule
Die Mitschüler werden kein Rücksicht auf einen nehmen, der ständig "ausflippt", sie werden ihn mobben.
Die Arbeitgeber werden keine Rücksicht auf besondere "Eigenart" den Bewerber nehmen - die sortieren einen Lehrstellenanwärter mit einem Hauptschulabschluss und lauter 4 in die Zeugnis einfach aus.
BR

Und dächten alle Menschen wie du, hätte sich niemals auch nur irgendetwas gesellschaftlich/sozial zum Besseren verändert, verändern können. Denn das passiert garantiert nicht durch solches Verhalten: sich Missständen anzupassen, unterzuordnen, sie einfach hinzunehmen, auszuhalten und sich einzelkämpfermäßig über Wasser zu halten. Das zieht übrigens auch in den seltensten Fällen Lebenszufriedenheit nach sich.

Aber wie schon gesagt: genau solche Denke, solche Haltung, solches Sich-Verhalten kommt so einigen "Leuten" durchaus gerade recht: genau so will man es haben! - Sehr schön.


Zitat
Ich denke aber, dass jene die täglich mit Menschen, die ADHS haben, arbeiten, noch am ehesten beurteilen können, inwieweit die Forschungsergebnisse plausibel sind. Sie erleben ja die Auswirkungen von Ritalin versus Nicht-Ritalin jeden Tag.
messie


Leider lässt sich das so pauschal ja oft nicht sagen. Man sollte meinen (und erwarten dürfen - und würde sich wünschen), es verhielte sich so, aber es gibt ja doch etliche schwarze Schafe, die mal eben Ritalin halt geben, damit das Kind wenigstens in der Schule doch bitte mithalten kann ... .... ... Angeblich sind die Zahlen rückläufig (Ritalin-Verordnung), aber dennoch: Wie sollen die Leute da was am ehesten "beurteilen" können, wenn es an eindeutigen Diagnosekriterien/-möglichkeiten fehlt und in Folge auch die Therapie/n nicht wirklich klar sind.

Es hilft nix: Solange nicht wirklich klar ist, wie genau es sich diagnostizieren lässt, ob das überhaupt möglich und richtig ist (weil: wenn es halt doch nur eine menschliche Verhaltens-/Wesensvariante ist und KEINE "Störung", dann also auch kein Bedarf für Therapierung!), solange kann da auch niemand was wirklich richtig (!) beurteilen. Sie schwimmen - und immerhin geben sie es wenigstens zuweilen auch zu - manche zumindest.



Und nochmal: Dass Betroffene (vor allem übrigens: Erwachsene!!!) meinen, es "helfe" ihnen, liegt ganz einfach daran, dass es natürlich ja wirkt - also auch bei "Gesunden"/"Nicht-Gestörten" lol ! Dass sich die Konzentration damit verbessern lässt ... ist klar. Aber eben weil dies auch bei "Gesunden" so wirkt, ist damit nicht bewiesen, dass "die Anderen" eine Störung haben - nur weil es ihnen also auch "hilft" (sich besser konzentrieren zu können).

Ihnen würden andere Dinge sehr wahrscheinlich bzw. ja auch schon nachgewiesenermaßen auch und besser helfen - vor allem: langfristig/dauerhaft (siehe oben).

Nur genau das ist natürlich aufwändiger als einfach mal ne Pille zu schlucken. Das ist die bequemste Nummer für erwachsene Betroffene und vor allem auch für die Eltern von "AD(H)S"-Kindern.

Natürlich erfordert es mehr Zeit, Geduld, Verständnis, Nerven, Aufwand, Umstände: das Kind anders "zu regulieren": durch also anderen Alltag, durch weniger Reize, durch regelmäßige Bewegung/Sport und Entspannung ... - und das alles ist vor allem nicht selten auch mit Geldausgaben verbunden, vor allem aber wie gesagt: mit weit höherem Zeitaufwand - und genau da beißt sich die Katze in den Schwanz: diese ZEIT, Ruhe, Muße, Geduld ... ist weder in den Schulen noch auch in vielen Familien heute noch vorhanden/verfügbar/frei! ! That´s the problem.  :(

Und so lange alles also überwiegend auf Leistung, Flexibilität, Druck, Konformität (statt Individualität) ausgerichtet ist, kann und wird sich daran nichts ändern - die Leidtragenden sind die Kinder, die sich solche Verhältnisse auch nicht aussuchen können, die einfach sich im Hamsterrad mitdrehen müssen - dem ihrer jeweiligen Familie und sowieso dem der gesellschaftlichen "Gegebenheiten" (diesen sind eben auch die Eltern unterworfen). Genau.
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Kallisti am 22 April 2012, 23:45:11
Zitat
- Mir ging es um gewisse Parallelen in der Symptomatik von ADHS und BpAS, die einen psychotherapeutischen Zugang schwierig bis unmöglich machen - und denen kann man nur auf pharmakologischem Wege Herr werden. Zumindestens in der akuten Phase.

Welche Parallelen sollen das sein?


Zitat
Mir ging es, wie mehrfach bekräftigt, ausschließlich um eben jene Gemeinsamkeiten und die Frage, ob und in welchem Ausmaß man medikamentös dagegen vorgehen sollte. Ich sage: ja, sollte man, da beiden Störungen eigen ist, ab einem gewissen Schweregrad eine andere Einflussnahme nicht mehr zuzulassen; verantwortungsvolle Medikamentengabe kann die Voraussetzungen dafür wieder herstellen.

 :o  Woher hast du das denn: dass "eine andere Einflussnahme" (als durch Medikamente) bei "AD(H)S" "ab gewissem Schweregrad" nicht mehr "zugelassen" wird, nicht möglich sei ? ? ? Ja, DAS möchte ich wirklich unbedingt wissen.

Auch die Unterteilung der (welcher??) "Schweregrade" würde mich da sehr interessieren! ?


Zitat
Ich sehe nicht, inwieweit dieses Hineintheatern in terminologische Spitzfindigkeiten hilfreich sein soll. Ob nun "Krankheit", "Störung" oder "Eigentümlichkeit" - wir sprechen von einem Symptomszenario, das das Leben von Betroffenen und Angehörigen gleichermaßen in einen mittelschweren Alptraum verwandeln kann.
Kenaz

Das sollte doch gerade dir einleuchten - warum man begrifflich differenziert (wie so ja auch in "der" Philosophie, nicht wahr?!). Es zieht andere Konsequenzen nach sich, wenn etwas als Eigenart bezeichnet, eingeordnet wird oder als "Störung" oder gar "Krankheit". Ich meine, das ist wohl sonnenklar. Nicht?
Eine Eigenart ist schon mal nicht "behandlungs-/therapierungsbedürftig", schon gar nicht medikamentös.


Zitat
Nun, das kann man finden, wie man will, aber es liegt nun mal in der Natur der Kindheit, dem Gutdünken der Erwachsenen im allgemeinen sowie seiner Eltern im besonderen "ausgeliefert" zu sein. Könnte freilich auch etwas mit dem schlichten Tatbestand zu tun haben, dass Kinder bis zu einem gewissen Alter eigener "Urteilskraft, Weit-, Um- und Vorsicht" weitestgehend ermangeln - was ebenfalls in ihrem Wesen liegt. Und? Soll das jetzt irgendwie schlimm oder ungerecht sein? Dann könntest Du auch gleich mit dem alten "Skandal!"-Lamento um die Ecke kommen, man sei nicht gefragt worden, ob man geboren werden wolle.  ::)

Ach Gott Kenaz - das is doch deine Denke - nicht meine.  ;D
Natürlich kann man den Kindern erst recht nicht diese Verantwortungs-/Entscheidungslast aufbürden - das überforderte sie zweifellos (je nach Alter).
Wenn aber Kinder unter elterlichen Fehlentscheidungen via Spätfolgen zu leiden haben und die elterliche Entscheidung/Beurteilung auf wackeligen Beinen stand, weil es an klaren Erkenntnissen, Wissen, Fakten, Daten fehlt(e) und es außerdem vor allem auch eine bequeme(re) Sache ist, Tabletten schlucken zu lassen (die Kinder - so entschieden/bestimmt von deren Eltern!) als anderweitig Abhilfe zu schaffen (was ja offensichtlich möglich ist - ganz ohne Ritalin!), dann sind die Kinder hier ausgeliefert und Leidtragende. Denn es hätte nicht sein müssen, es hätte vermieden werden können: wären die Eltern verantwortungsvoller ... ... ... gewesen, hätten sie weit-/umsichtiger, besonnener, reflektierter entschieden.

Wie sie entscheiden, hängt übrigens auch erheblich vom Umfeld ab - wenn wie gesagt schon Lehrer den Eltern "nahe legen" (...  >:( ! ), sie sollten dem Kind doch bitte Ritalin geben (!!), dann wird es Eltern deutlich schwer gemacht ... ! Wenn Eltern auch nur Unverständnis entgegengebracht wird (Bekannten-/Freundeskreis, Familie ...), wenn sie sich gegen die Medikation entscheiden, dann wird Eltern auch in diesem Fall die Entscheidung gegen die Tablette erheblich erschwert.

Sowas alles meine ich mit "gesellschaftliche Gegebenheiten". Die natürlich Einfluss, vor allem: DRUCK ausüben. Mit negativen Folgen für diese Familien, für insbesondere die Kinder.


Zitat
Wenn man das mit medikamentöser Intervention erst einmal so weit einzudämmen vermag, dass am Ende ein Gemütszustand steht, der psychotherapeutische Einflussnahme erlaubt, dann finde ich das nicht nur legitim, sondern wünschenswert.
Kenaz


Und auch hier bist du falsch, zumindest schlecht (oder auch: gar nicht) informiert - denn das mag ja deine private Vorstellung sein - faktisch läuft es genau anders: Wenn das Kind mit Ritalin erst mal "funktioniert" ..., werden in vielen Fällen gar keine anderen "therapeutischen Maßnahmen" (mehr bzw. überhaupt) in Anspruch genommen, gesucht, durchgeführt!

Es sollte da zwar wohl Auflagen geben, die aber werden offensichtlich um-/hintergangen, ausgehebelt.






Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Kallisti am 22 April 2012, 23:50:42
Eisbär - da is dir was beim Quoten schiefgegangen. ;)


Ich mache hier niemandem was "weis", schon gar nicht "weiß"!  ;D Das würde ich mich im Schwarzen Hamburg niemals trauen.  8)


Ich verweise bzgl. der Hintergrundinfos der Einfachheit halber auf die von mir eingestellte Radiosendung.  :)
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: schwarze Katze am 23 April 2012, 08:25:42

Nein - es ist aber besser, nicht wie eine Maschine funktionieren zu sollen, zu müssen (auf Leistung(serbringung) ... getrimmt und reduziert zu werden), sondern wie ein Mensch leben, sich verhalten zu dürfen und behandelt zu werden.

Auch wenn es nicht wenigen "Leuten" sicher gelegen käme, Menschen nur noch zu funktionierenden Marionetten und Arbeitsmaschinen umzupolen ... noch sind wir Menschen. (Ritalin-) Doping hin oder her.

Natürlich sind wir Menschen, und glaub mir, auch mit Tabletten reagieren wir wie Menschen.
Nun eben wir reagieren dann und nicht über-reagieren.

Ein Kind, der seine Emotionen nicht unter Kontrolle hat, wird ganz schnell zu Gespott. Kann ein Erwachsener sich dem entziehen, auch zu teuerem Preis einer Langzeitarbeitslösigkeit(ein psychisch auffälliger Mensch wird schnell von ARGE als unvermittelbar in Ruhe gelassen), ist ein Kind gezwugen, zu Schule zu gehen.  Und die all so liebe Kinderchen sind brutal, was Mitschüler betrifft, die aus der Reihen tanzen, die ständig ausflippen, dazuwischen quatschen, in Unterricht stören. Da wird ein Kind sehr schnell zu "Psycho", "Gestörten". Die Schaden von langanhaltenden jahrelangen Schulmobbing sind mit denen von sexuellen Missbrauch vergleichbar



Und dächten alle Menschen wie du, hätte sich niemals auch nur irgendetwas gesellschaftlich/sozial zum Besseren verändert, verändern können. Denn das passiert garantiert nicht durch solches Verhalten: sich Missständen anzupassen, unterzuordnen, sie einfach hinzunehmen, auszuhalten und sich einzelkämpfermäßig über Wasser zu halten. Das zieht übrigens auch in den seltensten Fällen Lebenszufriedenheit nach sich.
Aber wie schon gesagt: genau solche Denke, solche Haltung, solches Sich-Verhalten kommt so einigen "Leuten" durchaus gerade recht: genau so will man es haben! - Sehr schön.


Ich bin kein Revoluzzer, ich bin keine gebürtige Deutsche und will mich hier anpassen - Deutschland hat auch ohne mich zu viele unangepassten und integrationsunwilligen Ausländer




Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Kenaz am 23 April 2012, 09:02:31
Welche Parallelen sollen das sein?

- Mangelnde Konzentrationsfähigkeit; Fahrigkeit; Hyperaktivität/motorische Unruhe; außergewöhnlich hohe Ablenkbarkeit; Sprunghaftigkeit; Logorrhoe.

Ja, ich weiß, dass das weder auf alle Formen von ADHS noch auf alle Erscheinungsformen einer BpAS zutrifft, es handelt sich jedoch um Faktoren, die in beiden Symptomspektren weit verbreitet sind. Nicht umsonst liest man beim wikipedia-Eintrag zur BpAS Sätze wie diese: "ADHS: Bei Kindern und Jugendlichen ist die Abgrenzung zum Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätssyndrom (ADHS [...]) schwierig", "Besonders jugendliche männliche [an einer BpAS] Erkrankte weisen in 30 % der Fälle stimmungsinkongruente psychotische Merkmale auf. In Bezug auf ADHS überlappen sich viele Symptome." Und diese Faktoren sind es, die in beiden Fällen eine therapeutische Einflussnahme erschweren: Wenn die Gedanken eines Menschen ebenso wahnhaft wie übertourig in seinem Kopf rotieren, ist es einigermaßen unmöglich, ihn dazu zu bewegen, über sich und sein Handeln zu reflektieren - das aber ist Voraussetzung einer therapeutisch produktiven Ausgangssituation.

Woher hast du das denn: dass "eine andere Einflussnahme" (als durch Medikamente) bei "AD(H)S" "ab gewissem Schweregrad" nicht mehr "zugelassen" wird, nicht möglich sei ? ? ? Ja, DAS möchte ich wirklich unbedingt wissen.

- Auch wenn Du es kaum glauben wirst, aber auch in meinem sozialen Umfeld tauchte das Problem bereits auf, so dass ich mich höchstselbst davon überzeugen konnte. Die vorangegangenen Beiträge legen überdies nahe, dass ich keineswegs der einzige bin, der dergleichen beobachtet hat. Und der gesunde Menschenverstand unterstreicht dies noch einmal: Rastlosigkeit, motorische Unruhe und Konzentrationsunfähigkeit sind nun mal denkbar ungünstige Voraussetzung für eine Therapie.

Auch die Unterteilung der (welcher??) "Schweregrade" würde mich da sehr interessieren! ?

- Sowohl die Symptomatik des ADHS als auch die einer BpAS treten von Mensch zu Mensch unterschiedlich stark auf, was ist daran so schwer zu verstehen? Deshalb befürworte ich - im Falle ADHS - auch nicht die wahllose Ritalinvergabe an jeden Hans & Franz, sondern lediglich an jene, die anders nicht oder nur extrem schwer zugänglich sind. Bei einer BpAS kommt man um eine medikamentöse Einstellung wohl eh kaum herum, da man es hier, wie Black Russian schon andeutete, mit wahnhaften Zügen zu tun hat - wenigstens in manischen Phasen -, die es verhindern, den Betreffenden zu "erreichen". Zudem herrscht auch insofern massiver Interventionsnotstand, als eine manische Depression sich in aller Regel von Schub zu Schub verfestigt und vertieft.

Das sollte doch gerade dir einleuchten - warum man begrifflich differenziert (wie so ja auch in "der" Philosophie, nicht wahr?!). Es zieht andere Konsequenzen nach sich, wenn etwas als Eigenart bezeichnet, eingeordnet wird oder als "Störung" oder gar "Krankheit". Ich meine, das ist wohl sonnenklar. Nicht?

- Nein, im aktuellen Fall ist das meiner Ansicht nach tatsächlich überflüssige Wortklauberei. Es ging mir einzig und allein darum, dass beide Erkrankungen/Störungen in vielen Fällen eine Symptomatik an den Tag legen, die die therapeutische Arbeit unmöglich machen. In beiden Fällen ist mit geeigneten Präparaten eine Korrektur dieses Mankos möglich. Egal ob wir es Krankheit, Störung oder Eigenart nennen.

Eine Eigenart ist schon mal nicht "behandlungs-/therapierungsbedürftig", schon gar nicht medikamentös.

- Oh doch, wenn sie die Lebensqualität so massiv absenkt, dass der Betroffene darunter leidet, dann sehr wohl. Und das trifft bei beiden Beispielen zu. Und ob ich ADHS als Krankheit oder Störung bezeichne oder lediglich mit dem euphemistischen Mäntelchen einer "Eigenart" bedenke, macht in diesem Zusammenhang keinen Unterschied.

Ach Gott Kenaz - das is doch deine Denke - nicht meine.  ;D

- Tja, dieses "Problem" hat man in Diskussionen öfters.

Wenn aber Kinder unter elterlichen Fehlentscheidungen via Spätfolgen zu leiden haben und die elterliche Entscheidung/Beurteilung auf wackeligen Beinen stand, weil es an klaren Erkenntnissen, Wissen, Fakten, Daten fehlt(e) und es außerdem vor allem auch eine bequeme(re) Sache ist, Tabletten schlucken zu lassen (die Kinder - so entschieden/bestimmt von deren Eltern!) als anderweitig Abhilfe zu schaffen (was ja offensichtlich möglich ist - ganz ohne Ritalin!), dann sind die Kinder hier ausgeliefert und Leidtragende. Denn es hätte nicht sein müssen, es hätte vermieden werden können: wären die Eltern verantwortungsvoller ... ... ... gewesen, hätten sie weit-/umsichtiger, besonnener, reflektierter entschieden.

- Ich denke, man kann guten Gewissens davon ausgehen, dass nach wie vor ein Großteil deutscher Eltern nach bestem Wissen & Gewissen im Interesse ihrer Kinder handeln. Und in einer Zeit, in der ein Monopol auf Wissen kaum noch existiert, ist es nur natürlich, dass sich jeder die "Erkenntnisse[..], Wissen, Fakten, Daten" zusammensucht, die ihm am plausibelsten erscheinen. Wer will darüber urteilen, zumal die Angelegenheit ganz offenkundig auch in Fachkreisen ziemlich kontrovers diskutiert wird? Du unterstellst mit geradezu bestürzenden Pauschalität, dass hier irgend etwas hätte "vermieden" werden können, und bezichtigst Eltern, die in ihrem ganz konkreten Fall dem Schluss kommen, dass es ohne Ritalinvergabe eben nicht mehr geht, in Bausch & Bogen der Faulheit & Verantwortungslosigkeit - findest Du das nicht selbst ein kleines bisschen platt?

Wie sie entscheiden, hängt übrigens auch erheblich vom Umfeld ab - wenn wie gesagt schon Lehrer den Eltern "nahe legen" (...  >:( ! ), sie sollten dem Kind doch bitte Ritalin geben (!!), dann wird es Eltern deutlich schwer gemacht ... ! Wenn Eltern auch nur Unverständnis entgegengebracht wird (Bekannten-/Freundeskreis, Familie ...), wenn sie sich gegen die Medikation entscheiden, dann wird Eltern auch in diesem Fall die Entscheidung gegen die Tablette erheblich erschwert.

- Es liegt in der Natur einer Gesellschaft, dass man Entscheidungen, die man selbst trifft, ggf. gegenüber anderen Mitgliedern dieser Gesellschaft rechtfertigen muss. Dabei muss man damit rechnen, auch mal auf Unverständnis oder Ablehnung zu stoßen. Ich denke allerdings, dass es erwachsenen Menschen durchaus zuzumuten ist, damit umzugehen. Man kann nun mal nicht erwarten, dass immer alle um einen herum "Hurra!" schreien.

Und auch hier bist du falsch, zumindest schlecht (oder auch: gar nicht) informiert [...]

- Gottlob bist Du wie immer richtig, zumindestens besser oder auch vollumfänglich informiert - ein Segen ist es also, dass Du hier die Gelegenheit nutzen kannst, meine Unwissenheit zu erleuchten!  ::)

faktisch läuft es genau anders: Wenn das Kind mit Ritalin erst mal "funktioniert" ..., werden in vielen Fällen gar keine anderen "therapeutischen Maßnahmen" (mehr bzw. überhaupt) in Anspruch genommen, gesucht, durchgeführt!

- Dass es in der Praxis möglicher- und bedauerlicherweise bei den Maßnahmen bleibt, die ich lediglich als Vorbereitung auf die eigentlich Behandlung verstanden wissen möchte,  ändert nichts an ihrer Sinnhaftigkeit, wenn sie als vorbereitende Maßnahme ergriffen werden. Und nur darum ging es mir.
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: schwarze Katze am 23 April 2012, 10:41:42

]Auch die Unterteilung derZudem herrscht auch insofern massiver Interventionsnotstand, als eine manische Depression sich in aller Regel von Schub zu Schub verfestigt und vertieft.

Nicht nur bei Manisch -Depressiven.
Auch andere psychische Erkrankungen verschlimmern sich, falls sie nicht behandelt werden, oft kommen dann zu dem Grunderkrankung noch andere Krankheiten dazu.

z. B. neigen viele unbehandelte Depressive dazu, ihre Depression mit Alkohol oder Drogen zu "behandeln", was sehr schnell (viel schneller, als bei gesunden Personen) zu einer Abhängigkeit führt.


Das ist wie mit der körperlichen Erkrankungen - unbehandelte entzündete Zahn kann auch zu Sepsis führen, unbehandelte Depression - zu Suizid
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Kallisti am 23 April 2012, 11:49:24
Zitat
Und die all so liebe Kinderchen sind brutal, was Mitschüler betrifft, die aus der Reihen tanzen, die ständig ausflippen, dazuwischen quatschen, in Unterricht stören. Da wird ein Kind sehr schnell zu "Psycho", "Gestörten". Die Schaden von langanhaltenden jahrelangen Schulmobbing sind mit denen von sexuellen Missbrauch vergleichbar
BR

Eben - es geht um die Umgebung, die Gesellschaft, das Umfeld - um also: "die Norm", den genormten Menschen.

Wer dieser Norm nicht entsprechen kann und oder will - fliegt raus! Diese Vorgehensweise (übrigens: man nennt das Selbstgerechtigkeit, Arroganz, Ignoranz, Unwissenheit und Intoleranz - wenn Menschen sich derart gebaren: vor allem: kommt da nicht selten so ziemlich alles das zusammen!) rechtfertigt nach meinem Verständnis und nach humanistischem Denken allerdings nicht, diese "nicht-genormten", nonkonformen "Andersartigen" umpolen bzw. gleichschalten zu dürfen - weder mittels Medikamenten noch anderer "Therapien".

Ja, is schon klar, dass sich da wieder welche massiv auf die Füße getreten fühlen und mir ganz schnell wieder Polarisierung ... vorwerfen werden. ---> Spambot?  ;D

Nichts desto weniger ist genau das meine Überzeugung.  :)  :-*


Daher auch:

Zitat
Oh doch, wenn sie die Lebensqualität so massiv absenkt, dass der Betroffene darunter leidet, dann sehr wohl. Und das trifft bei beiden Beispielen zu. Und ob ich ADHS als Krankheit oder Störung bezeichne oder lediglich mit dem euphemistischen Mäntelchen einer "Eigenart" bedenke, macht in diesem Zusammenhang keinen Unterschied.
Kenaz

Der "Leidensdruck" entsteht vornhemlich dadurch, dass und wie die Umgebung, also "die Gesellschaft" reagiert, was sie aus welchen Gründen (!!!) akzeptiert, toleriert, respektiert bzw.: was (aus welchen Gründen!!!) nicht.

DAS, diese Intoleranz, Inakzeptanz, Ignoranz, Selbstgerechtigkeit, Unwissenheit .... und das daraus resultierende alltägliche Verhalten solcher Menschen "Andersartigen" bzw.: "Eigenarten" gegenüber ist, was diese "Anderen" leiden macht!

Onkel Kenaz - da hättest du doch auch selbst drauf kommen können! ?  ;D


Zitat
Du unterstellst mit geradezu bestürzenden Pauschalität, dass hier irgend etwas hätte "vermieden" werden können, und bezichtigst Eltern, die in ihrem ganz konkreten Fall dem Schluss kommen, dass es ohne Ritalinvergabe eben nicht mehr geht, in Bausch & Bogen der Faulheit & Verantwortungslosigkeit - findest Du das nicht selbst ein kleines bisschen platt?
Kenaz

"Platt" finde ich vor allem, wie du Sachen verdrehst.  8) Denn ich schrieb nicht ausschließlich von "Faulheit und Verantwortungslosigkeit", die ich Eltern unterstelle - das machst du allerdings: mir genau das unterschummeln (versuchen), sondern ich schrieb, dass das in nicht wenigen Fällen so läuft, dass dann ausschließlich Ritalin gegeben wird und weiter nichts passiert - und dass auch die Ritalin-Gabe nicht ausschließlich aus Bequemlichkeit vorgenommen wird, sondern nicht selten unter Druck (durch "die Gesellschaft": Umfeld, Lehrer ...) - siehe, was ich dazu oben bereits schrieb(du aber natürlich unter den Tisch fallen lässt) - aber auch nicht selten doch: aus Unwissenheit - Eltern verlassen sich auf den Arzt, denn er wird es schon wissen, außerdem kommt es einem ja durchaus entgegen, wenn man eine "Diagnose" also hat, das Kind also eine "Störung", an der man selbst nicht ursächlich "schuld" ist (sich nicht fühlen muss) und die man daher auch "ganz einfach" mit einer Pille beheben kann. - Wunderbar, was will man mehr?! Ich verweise nochmal darauf, dass "AD(H)S" überwiegend in "bildungsfernen" wie finanziell "schwachen" Familien "diagnostiziert" wird -- darüber sollte man einfach auch mal nachdenken und dabei meine obigen Ausführungen zu genau diesem Punkt miteinbeziehen.  :)


Zitat
Gottlob bist Du wie immer richtig, zumindestens besser oder auch vollumfänglich informiert - ein Segen ist es also, dass Du hier die Gelegenheit nutzen kannst, meine Unwissenheit zu erleuchten!  ::)
Kenaz

"Gottlob" (?!  ;D ) bist du wieder gar nicht provokant und polemisch in deinem letzten Beitrag und lässt unübersehbar raushängen, dass ich deiner Unwissenheit (die es ja eigentlich gar nicht geben kann  :D :D ) keinesfalls Abhilfe zu verschaffen in der Lage bin.  :-*


Zitat
Ich denke, man kann guten Gewissens davon ausgehen, dass nach wie vor ein Großteil deutscher Eltern nach bestem Wissen & Gewissen im Interesse ihrer Kinder handeln. Und in einer Zeit, in der ein Monopol auf Wissen kaum noch existiert, ist es nur natürlich, dass sich jeder die "Erkenntnisse[..], Wissen, Fakten, Daten" zusammensucht, die ihm am plausibelsten erscheinen. Wer will darüber urteilen, zumal die Angelegenheit ganz offenkundig auch in Fachkreisen ziemlich kontrovers diskutiert wird?
Kenaz

Und aus soeben genannten Gründen denke ich, dass man das gerade nicht kann (guten Gewissens davon ausgehen, dass ...).

Der Unterschied zu "Fachkreisen" ist bei Eltern nur, dass SIE verantwortlich sind und gemacht werden (später auch noch: sowohl durch die "Gesellschaft" als auch von ihren - erwachsenen - Kindern) und es VOR SICH SELBST zu verantworten haben: was sie entscheiden: ihre Kinder betreffend, also: ein anderes Leben betreffend! Die Kinder interessiert es "später" oft nicht mehr, was den Eltern von wem wie "geraten" wurde - sie können zurecht entgegnen, die Eltern hätten es aber besser/mehr abwägen müssen, sich mehr unterschiedlichen Rat (ein-)holen müssen ... Und wenn Eltern genau das tun: sich informieren, umtun, genau dann sind das diese Eltern, die kein Ritalin geben oder es dann absetzen! Aufgrund nämlich ihrer dann umfangreicheren Kenntnisse/Wissens und ihres Verantwortungsbewusstseins - schon alleine der Nebenwirkungen und unbekannten Spätfolgen wegen und weil es wie gesagt nur Symptomunterdrückung ist. Somit also keine Therapie im eigentlichen Sinne.

Um ein Kind "therapiefähig" zu machen (wobei sich ja immer noch die Frage nach der Notwendigkeit von Therapie und dann auch: von welcher - wenn ja nicht mal die Diagnose gesichert ist! ??), sind auch andere Wege möglich - siehe oben von mir nun mehrfach genannt.

Ritalin ist also auch da - "für den Anfang/Einstieg" - keinesfalls notwendig, unumgehbar.


Es ist Unsinn, zu behaupten, es gebe da Leute die "nicht anders zugänglich" seien - da hätte ich dann doch gerne Belege - logischerweise reichen mir da einzelne Erfahrungsberichte keinesfalls aus - genau: wie immer. Denn auch ich stütze mich nicht auf ausschließlich Erfahrungsberichte oder einige wenige Fälle. Siehe: was ich dazu an Info eingestellt habe - ich meine: auch weiter vorne im thread schon. Zuletzt: den Link zur Radiosendung im DLF. Und dort kamen nicht ausschließlich "Betroffene" zu Wort ...


Zitat
Und der gesunde Menschenverstand unterstreicht dies noch einmal: Rastlosigkeit, motorische Unruhe und Konzentrationsunfähigkeit sind nun mal denkbar ungünstige Voraussetzung für eine Therapie.
Kenaz

Wie eben erläutert, ist aber AD(H)S nicht "manische Depression"/bipolare Störung, sondern etwas, wofür es noch nicht mal eine gesicherte Diagnose(möglichkeit) gibt, somit nicht vergleichbar. Davon abgesehen außerdem - wie bereits erläutert - bieten sich andere Möglichkeiten, einen Menschen "therapiefähig" "zu machen", d.h.: die Impulskontrolle ... regulieren zu können (Strukturierung, Bewegung, Entspannung - und nicht zuletzt: Akzeptanz des Verhaltens, wo möglich - und es ist weit eher möglich als bisher! WENN sich Strukturen änderten: erst recht! Und das Ändern solcher Strukturen - vor allem in Schulen - käme reichlich auch "gesunden" Kindern zugute, denn auch "die Gesunden" sind erheblich betroffen vom und belastet durch den Leistungsdruck - viele schaffen grade das Abi ja ohne jahrelange regelmäßige Nachhilfe gar nicht mehr - nicht, weil sie zu blöd oder faul sind, sondern: weil es zu viel ist ... !).



Zitat
Nicht umsonst liest man beim wikipedia-Eintrag zur BpAS Sätze wie diese: "ADHS: Bei Kindern und Jugendlichen ist die Abgrenzung zum Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätssyndrom (ADHS [...]) schwierig", "Besonders jugendliche männliche [an einer BpAS] Erkrankte weisen in 30 % der Fälle stimmungsinkongruente psychotische Merkmale auf. In Bezug auf ADHS überlappen sich viele Symptome."
Kenaz

An dieser Stelle verweise ich dann gerne auf den neuen thread: "Kranke Seele, kranker Geist (...) - was ist das?". :)


Denn genau das ist der Punkt: Es gibt so viele Überschneidungen, Ähnlichkeiten, Gemeinsamkeiten ...: bei diversen (!) "psychischen Störungen". Und genau deshalb geht man "in Fachkreisen" damit zunehmend anders um ... basierend also auf neuen Erkenntnissen (nicht nur, aber auch durch bildgebende Verfahren wie MRT und PET ...). Und genau: was wohl allen gemeinsam sowieso schon mal ist, ist das Problem, Gefühle regulieren zu können.

Hier müssen Ursachen gefunden werden, werden bereits bisherige Erklärungsmuster verworfen, erweitert, verändert ... Und entsprechend wirken sich diese neuen Erkenntnisse (hoffentlich) dann auch auf den Umgang und also auch auf die "Therapien" solcher seelisch-geistigen "Erkrankungen" aus.

Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: messie am 23 April 2012, 11:58:55
Kallisti - ich wüsste ja zuu gerne wie du mit einem ADHS-Kind umgehst das seine manische Hochphase hat und bei dem der Arzt empfiehlt, im Vorweg einer Therapie Ritalin zu geben, damit das Kind überhaupt erst die Aufmerksamkeitsspanne und Wahrnehmungsdichte hat, die man für eine Therapie benötigt. Es also ausschreien lassen? Nachbarn, Mitfahrer, Mitschüler in Mitleidenschaft ziehen mit dem Hinweis "das Kind ist einfach so, Medikamente lehne ich ab"?

Das ist antiautoritäre Erziehung in Reinkultur.
Ob sie damals funktioniert hat - nun denn - ich habe Zweifel. ;)
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: schwarze Katze am 23 April 2012, 12:01:25
Zitat
Und die all so liebe Kinderchen sind brutal, was Mitschüler betrifft, die aus der Reihen tanzen, die ständig ausflippen, dazuwischen quatschen, in Unterricht stören. Da wird ein Kind sehr schnell zu "Psycho", "Gestörten". Die Schaden von langanhaltenden jahrelangen Schulmobbing sind mit denen von sexuellen Missbrauch vergleichbar
BR

Eben - es geht um die Umgebung, die Gesellschaft, das Umfeld - um also: "die Norm", den genormten Menschen.

Wer dieser Norm nicht entsprechen kann und oder will - fliegt raus! Diese Vorgehensweise (übrigens: man nennt das Selbstgerechtigkeit, Arroganz, Ignoranz, Unwissenheit und Intoleranz - wenn Menschen sich derart gebaren: vor allem: kommt da nicht selten so ziemlich alles das zusammen!) rechtfertigt nach meinem Verständnis und nach humanistischem Denken allerdings nicht, diese "nicht-genormten", nonkonformen "Andersartigen" umpolen bzw. gleichschalten zu dürfen - weder mittels Medikamenten noch anderer "Therapien".

Ja, is schon klar, dass sich da wieder welche massiv auf die Füße getreten fühlen und mir ganz schnell wieder Polarisierung ... vorwerfen werden. ---> Spambot?  ;D

Nichts desto weniger ist genau das meine Überzeugung.  :)  :-*

die Frage ist: wird es deine Überzeugung auch bleiben, wenn es dein Kind betrifft?

Wenn es um schulische Erfolg von deinem Kind geht, wenn die Frage steht - Gymnasium oder Rest-Schule?
Oder, noch schlimmer:
Oft landen die "Besondere" Kinder doch auf eine Sonder-Schule
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Kallisti am 23 April 2012, 12:01:29
Zitat
Ich bin kein Revoluzzer, ich bin keine gebürtige Deutsche und will mich hier anpassen - Deutschland hat auch ohne mich zu viele unangepassten und integrationsunwilligen Ausländer

Black Russian


Wenn das für dich so dein Weg ist, ist das doch in Ordnung und also: deine Sache.  ;)

Du kannst es deshalb aber nicht als verallgemeinerbares oder wünschenswertes oder als sich ausweiten sollendes Verhalten/Einstellung propagieren.

Ich meine, mein Ansatz (sich nicht an alles einfach anzupassen, nicht einfach marionettenartig zu funktionieren, Missstände nicht einfach hinzunehmen, zu schlucken, sich ihnen zu beugen ...) ist da doch überzeugender  - siehe als "Beweis" schon einfach die Entwicklung des Menschen (gesellschaftlich, politisch ... -> Revolution/Aufbegehren, Widerspruch ... muss auch nicht immer mit Gewalt einhergehen - übrigens ;) Sollte sie natürlich möglichst gar nicht. Aber ich meine schon, dass Menschen Rechte haben sollten/brauchen und dafür eintreten dürfen sollten - und es halt auch tun müssen, dann.)
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: schwarze Katze am 23 April 2012, 12:09:33
Aber ich meine schon, dass Menschen Rechte haben sollten/brauchen und dafür eintreten dürfen sollten - und es halt auch tun müssen, dann.)

Natürlich, aber dazu braucht man auch stabile Psyche.
Jemand, der ständig austickt oder ein Tränen ausbricht, kann ganz schlecht sein Recht anfordern
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Kallisti am 23 April 2012, 12:12:16

die Frage ist: wird es deine Überzeugung auch bleiben, wenn es dein Kind betrifft?

Wenn es um schulische Erfolg von deinem Kind geht, wenn die Frage steht - Gymnasium oder Rest-Schule?
Oder, noch schlimmer:
Oft landen die "Besondere" Kinder doch auf eine Sonder-Schule

Worauf du dich verlassen kannst - aber sowas von!  :) Natürlich habe ich mir darüber schon Gedanken gemacht. Mein Sohn war nun nicht "betroffen", obwohl es tatsächlich auch bei ihm mal jemanden gab (eine Lehrerin), die ihm ADHS unterstellen wollte - was definitiv völlig absurd war - wie Kinderärzte bestätigten (ja, wir waren bei verschiedenen in Behandlung, schon alleine wegen Umzügen und bei Urlaubsvertretung). Genau DAS hat mich einmal mehr bestätigt in meiner Haltung!

Was meine Tochter betrifft, kann ich bisher nur sagen: sie ist ein absolut temperamentvolles bzw. sehr lebhaftes Kind!  :) Und das IST anstrengend, ja!  ;) Mein Sohn war da deutlich "ruhiger" ...

Und genau aus diesem Grund habe ich mir geschworen (!), meinem Kind Ritalin niemals zu geben: komme was da wolle - es sei denn, es gäbe neue und gesicherte Erkenntnisse, die Ritalin als das absolute Mittel der Wahl machten, an dem man gar nicht vorbeikommen kann ...  ;D
Da aber weder "AD(H)S" bei meiner Tochter (bisher) "diagnostiziert" wurde (auch nicht: vermutet), es auch noch immer keine eindeutige Diagnosemmöglichkeit gibt, es andere Wege dann aber gibt als Ritalingabe - und ich auch an anderen "Fällen" (Familien) gesehen habe, dass es anders geht ... hat mich all das zu dem felsenfesten Entschluss gebracht, nicht einknicken zu wollen, hoffentlich also auch nicht: zu werden (was Ritalingabe angeht)!

Ja, genau das ist das Problem, das ich anprangere: Dass aber Eltern, die also nicht den einfachen Weg gehen, die ihren Kindern die Medikation und die Stigmatisierung durch die Medikation ... und auch die Nebenwirkungen ... ersparen wollen - dass es solchen Eltern wahnsinnig schwer gemacht wird - statt dass das genaue Gegenteil der Fall ist/sein müsste!
Sie sollten Unterstützung, Anerkennung und Rückhalt erfahren - genau dafür, dass sie mit vollem Einsatz sich um ihre Kinder und deren "Andersartigkeit" kümmern, darauf eingehen, damit leben ... !!! Wie schon gesagt: DAS nämlich erfordert Nerven (!), Kraft/Energie, Geduld, Verständnis, ZEIT und Geld in überdurchschnittlichem Maße!

Also: auf "ein solches Kind" ANGEMESSEN einzugehen! Das ist weit anstrengender, aufreibender ... als es mit Pille ruhigzustellen und anzupassen.

Wie gesagt: Es gibt viele Fälle, in denen genau das passiert: es wird nur die Tablette gegeben und weiter passiert an "Therapie" gar nichts.  >:(
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Kallisti am 23 April 2012, 12:17:57
Kallisti - ich wüsste ja zuu gerne wie du mit einem ADHS-Kind umgehst das seine manische Hochphase hat und bei dem der Arzt empfiehlt, im Vorweg einer Therapie Ritalin zu geben, damit das Kind überhaupt erst die Aufmerksamkeitsspanne und Wahrnehmungsdichte hat, die man für eine Therapie benötigt. Es also ausschreien lassen? Nachbarn, Mitfahrer, Mitschüler in Mitleidenschaft ziehen mit dem Hinweis "das Kind ist einfach so, Medikamente lehne ich ab"?

Das ist antiautoritäre Erziehung in Reinkultur.
Ob sie damals funktioniert hat - nun denn - ich habe Zweifel. ;)


messie - es gibt da keine "schnelle Lösung". Kann es nicht geben! Man muss einfach "irgendwann" (mit/ab Kenntnis/Wissen, Info ...) anfangen, etwas zu verändern: im Alltag, im Leben dieser Kinder, vor allem: im Umgang mit ihnen. Man muss ihnen Zeit, Raum, Ruhe geben und viel Bewegungsspielraum/-möglichkeiten. Viele dieser Kinder haben genau das, das aber doch eigentlich alles als so selbstverständlich gilt!, nicht!

Und wenn es aber in ihren Alltag "gebracht" werden kann, verändert sich auch das Verhalten dieser Kinder - siehe dazu meine Links/Infos schon weiter vorne im thread (wie ich meine: da zu finden) - zu auch Fernsehsendungen zum Thema, in welchen auch betroffene Familien zu Wort kamen, gezeigt, begleitet wurden ...

Nur wie gesagt: vielen Familien ist das so gar nicht möglich!! Denn wenn beide berufstätig sind oder die Eltern wenig Geld haben oder selbst sehr belastet/überfordert sind, dann sind genau das die Gründe, die einen solch angemessenen Umgang mit diesen Kindern unmöglich machen! Da nützt keine "Therapie", schon gar keine Tabletten - da hilft nur Unterstützung dahingehend, dass es diesen Familien möglich wird (!), so leben zu können, dass ihre Kinder wieder "runterkommen", zu sich finden, ihr Verhalten ändern können, ihre Gefühle/Impulse regulieren (lernen) können! Die Kinder brauchen dauerhaft und langfristig solche "Lebensverhältnisse"! GENAU DAS!

Mit "anti-autoritär" hat das im Übrigen nicht das Geringste zu tun oder gemein. Denn Regeln gibt es und muss es geben - eben: Strukturierung. Aber eben nicht bloße Anweisungen oder Verbote! Sondern Unterstützung - die erfordert vor allem: ZEIT und Ruhe: grade bei den Eltern!
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: schwarze Katze am 23 April 2012, 12:21:17
Stigmatisierung durch dei Medikation?
Wie geht das denn? Rennen die Eltern hinter dem Kind durch den Schulhof mit der Pille in den Hand?

Stigmatisiert wird das Kind durch sein Verhalten und nicht durch die zu Hause genommen Tablette und Psychotherapie. Die Kinder sind schlau genug, und erzählen es nicht lauthals: "Du, ich gehe zum Therapeuten".

Wenn ein Kind aber:
- keine Minute ruhig sitzen kann
- in Unterricht stört
- ständig laut ist, Schreikrämpfe bekommt, wenn es nicht nach ihm geht
- wenn die Schulleistungen enorm leiden, weil das Kind sich nicht konzentriert
u.s.w

dann wird man ganz schnell als "Bekloppt" stigmatiesiert und als "Blöder" abgestempelt

Und ja, ADHS ist was anderes als Lebhaft
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Kallisti am 23 April 2012, 12:26:03
BlackRussian

das is mir jetzt zu zeitintensiv. ;) Ich verweise nochmals auf die von mir eingestellte Radiosendung. Es GIBT zweifelsfrei Stigmatisierung DURCH die Medikation.

Und ich habe mich dazu, was es einem KIND (!) (unterschwellig) vermittelt, täglich eine Tablette einnehmen zu sollen, zu müssen: um so funktioneren, sich verhalten zu können bzw. zu sollen wie "andere", bereits vorne im thread ausführlich geäußert. Ich werde nicht alles endlos wiederholen. Bitte dort nachlesen, wenn man es wirklich wissen will - und nicht nur sein Contra raushauen.
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: schwarze Katze am 23 April 2012, 12:28:03
Es GIBT zweifelsfrei Stigmatisierung DURCH die Medikation.

jap, und die Stigmatisierung durch Brille und Zahnspange
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Kallisti am 23 April 2012, 12:31:03
 ::)

Brille und Zahnpsange haben normalerweise keine negativen Spätfolgen, vor allem unmittelbaren Nutzen/Notwendigkeit (auch nicht immer, meistens aber durchaus) - und lassen sich oft auch nicht wirklich vermeiden bzw. gibt es wenig praktikable Alternativen - das ist bei Ritalin "anders" ...  ;D   

 ::)

Und, liebe Black Russian - nur weil etwas stigmatisierend ist (wenn), heißt das längst noch nicht, dass sich daraus folgern lassen dürfte, dass man dann auch schön weitermachen kann/darf: mit anderer/noch mehr "Stigmatisierung" ...

Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: messie am 23 April 2012, 12:38:00
Zitat
Was meine Tochter betrifft, kann ich bisher nur sagen: sie ist ein absolut temperamentvolles bzw. sehr lebhaftes Kind!

Der Weg zu ADHS ist von "lebhaft" aber dann immer noch recht weit. ;)

Ich gebe dir recht damit, dass viel zu viele Ärzte viel zu schnell diese Diagnose draufpacken, anstatt erstmal andere Wege zu versuchen und beispielsweise die Umwelteinflüsse genauer betrachten.
Das bessert sich zwar langsam, aber gibt mit Sicherheit auch heute noch genug Ärzte, die immer noch so drauf sind. Im Zuge dessen dann natürlich auch genug Eltern, denn viele Eltern vertrauen ihrem Arzt da halt einfach. Erst recht, wenn Ritalin den Kindern augenscheinlich sofort zu helfen scheint. Was es ja, wie du völlig richtig entgegnetest, auch bei vielen gesunden, lebhaften Kindern ebenso geben kann.

Das löst aber nicht das Problem, dass jemand mit einer starken ADHS-"Störung" (um Worte wollen wir uns jetzt nicht gleich wieder streiten, hmmm? ;) ) in den manischen Phasen weit, weit mehr ist als "nur ein lebhaftes Kind". Denn da wird's dann schnell mal gewalttätig, aber sowas von! Da bringen dann die Binsenweiseheiten wie "es braucht mehr Bewegung" etc. in jenem Augenblick dann auch nicht mehr viel.  Die Mutter jener Bekannten, die ich weiter oben erwähnte, hätte durch sie vor der Therapie beinahe ein Auge verloren!

Es geht dort dann nicht darum ihnen ihre Individualität abzutrainieren. Das nicht! Sondern darum, diesen Phasen die Spitzen zu nehmen, den Menschen beizubringen wie sie ihnen begegnen können wenn sie spüren, dass eine wieder im Anmarsch ist.
Ritalin ist da dann lediglich der Einstieg um sie von der Hochemotionalität für einen gewissen Zeitraum wegzubekommen und ihnen in dieser "Waffenstillstandszeit" des Körpers jenes Handwerk beizubringen das ihnen dann später ohne Ritalin hilft, diesen Momenten auf eine Weise zu begegnen, die ihren hilft, ein soziales Miteinander zu führen, bzw. dieses überhaupt erst möglich zu machen.

Denn kriegt man diese manischen Phasen nicht in den Griff, dann gibt's nicht mehr viele Wege außer jenem, den Black Russian ansprach -> Sonderschule, Arbeitsstätten, eben Orte, an denen der Rahmen dergestalt ist, dass diese Eruptionen durch Betreuungspersonal aufgefangen werden können.
Das Ziel sollte aber, das ist zumindest meine Meinung, sein dass eine Person unbetreut durchs Leben kommt und das eigene Leben so dann auch rundum selbst gestalten kann.
Da dies in einigen Fällen mit der Kombination Ritalin zu Anfang / Therapie durchaus funktioniert, wäre das pauschale Verteufeln (so wie du es machst, Kallisti) des Medikaments der falsche Weg.
Der richtige: Ihn erst dann wählen wenn andere nicht gefruchtet haben und wenn das Konzept auch ganz klar diese Kombination vorgibt - also Ritalin nur vorübergehend und nicht etwa dauerhaft.

Von einer dauerhaften Medikamentierung diesbezüglich halte ich auch nichts. Dazu hat das Medikament ein viel zu großes Suchtpotenzial.
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Kaffeebohne am 23 April 2012, 12:41:29
Wenn ich mir das hier alles so durchlese, dann haben in meinen Augen BEIDE Seiten Recht.

Kallisti, indem sie sagt, man solle Kinder nicht mit Tabletten vollstopfen, damit man mit ihnen umgehen kann, andere mit der Meinung, daß man eine Krankheit auch so nennen darf und behandeln darf, damit Menschen der Leidensdruck genommen wird. Aber irgendwie hab ich das Gefühl, jeder schlägt hier recht stark zu einer Seite aus, aber in der Mitte gäbe es durchaus auch Übereinstimmungen. Oder bin ich da jetzt zu optimistisch?

Ich kann nur von mir selbst reden: wenn ich eine Krankheit habe, egal welcher Art, dann empfinde ich Leidensdruck. Und dann nehme ich gerne Hilfe in Anspruch, auch medikamentöse. Damit ich mein alltägliches Leben wieder leben kann (meinetwegen nennt es "funktionieren"), weil es mir Sicherheit gibt.
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: schwarze Katze am 23 April 2012, 12:44:42
::)

Brille und Zahnpsange haben normalerweise keine negativen Spätfolgen, vor allem unmittelbaren Nutzen/Notwendigkeit (auch nicht immer, meistens aber durchaus) - und lassen sich oft auch nicht wirklich vermeiden bzw. gibt es wenig praktikable Alternativen - das ist bei Ritalin "anders" ...  ;D   

 ::)

Und, liebe Black Russian - nur weil etwas stigmatisierend ist (wenn), heißt das längst noch nicht, dass sich daraus folgern lassen dürfte, dass man dann auch schön weitermachen kann/darf: mit anderer/noch mehr "Stigmatisierung" ...

welche Alternative siehst du bei schwerer ADHS?

Bei einer "Normaler" Familie, also nicht bei der Superreichen, die das Kind in die Nenas Privatschule schicken können und später auch bei sich in die Firma runterbringen können?

Die Anforderungen an die Schüler werden nicht weniger, sondern mehr, da die Gesellschaft hochqualifizierte Kräfte und nicht Hilfsarbeiter (solche Tätigkeiten werden in Billigländer verlagert) braucht.

Hätte man von 20 Jahren mit einem Hauptschulabschluss die Möglichkeit, in vielen Handwerkberufen Fuss zu fassen, ist es heutzutage sehr schwer, da viele Handwerksbetriebe Mittlere Reife verlangen.
Jemanden, der schulisch versagt hat, erwartet ein ziemlich schweriges Leben.

@Messie

ADHS hat keine Manische Phasen, die aufgedrehte Kinder wirken auf Aussenstehende manisch, sind es aber nicht.
Sie haben nur keine Impulskontrolle

Manische Phasen haben Manisch-Depressive, eine Krankheit, die viel schwerwiegender ist, als ADHS
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: messie am 23 April 2012, 12:50:10
Wenn ich mir das hier alles so durchlese, dann haben in meinen Augen BEIDE Seiten Recht.

Kallisti, indem sie sagt, man solle Kinder nicht mit Tabletten vollstopfen, damit man mit ihnen umgehen kann, andere mit der Meinung, daß man eine Krankheit auch so nennen darf und behandeln darf, damit Menschen der Leidensdruck genommen wird. Aber irgendwie hab ich das Gefühl, jeder schlägt hier recht stark zu einer Seite aus, aber in der Mitte gäbe es durchaus auch Übereinstimmungen. Oder bin ich da jetzt zu optimistisch?

Ich kann nur von mir selbst reden: wenn ich eine Krankheit habe, egal welcher Art, dann empfinde ich Leidensdruck. Und dann nehme ich gerne Hilfe in Anspruch, auch medikamentöse. Damit ich mein alltägliches Leben wieder leben kann (meinetwegen nennt es "funktionieren"), weil es mir Sicherheit gibt.

Darf ich dich jetzt Blauhelm-Kaffeebohne nennen?  ;D

So sehe ich es im Prinzip ja auch. So ein Vollstopfen mit Medikamenten heiße ich auch nicht gut.
Aber auch kein prinzipielles "mein Kind kriegt keine Medis, auf keinen Fall!", wenn es sein Leben für das Kind selbst (!) sehr viel erträglicher gestalten könnte.
Wenn es solche extrem manischen Phasen hat wie von mir oben beschrieben (und das ist hier keineswegs selten), dann ist für mich das Wohl des Kindes stark gefährdet wenn man hier dann nicht eingreift. Mein Ziel wäre es jedenfalls immer, einen Menschen so zu unterstützen, dass es später auf fremde Hilfe dann nicht mehr angewiesen ist - und da ist dann auch ausdrücklich mit "fremder Hilfe" sowohl die betreuuende als auch die medikamentöse gemeint.
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Kaffeebohne am 23 April 2012, 12:56:10
Darf ich dich jetzt Blauhelm-Kaffeebohne nennen?  ;D
Nein, geh wech!  :P
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Kallisti am 23 April 2012, 13:11:33

@Messie

ADHS hat keine Manische Phasen, die aufgedrehte Kinder wirken auf Aussenstehende manisch, sind es aber nicht.
Sie haben nur keine Impulskontrolle

Manische Phasen haben Manisch-Depressive, eine Krankheit, die viel schwerwiegender ist, als ADHS

Eben.

Alles andere, Black  Russian -  habe ich oben schon Stellung zu genommen. Es muss sich gesellschaftlich etwas verändern. Und je mehr "betroffene Kinder" es gibt, umso eher passiert da vlt. hoffentlich auch was - innerhalb der nächsten 10 bis 20 Jahre.  ::)

Es kann nicht der richtige Weg sein, dass die einzelnen Familien sich selbst überlassen bleiben, dass man nicht zur Kenntnis nimmt, dass auch und gerade "Umweltfaktoren" eine entscheidende Rolle spielen (das Verhalten der Kinder betreffend)!

Solange sich an diesen äußeren Faktoren nichts verändert/verbessert, wird es auch den Kindern nicht gut gehen können.

Es hilft daher definitiv nicht, die Kinder "ruhigzustellen". Egal, womit.


Kaffeebohne

... ja, nur dass "AD(H)S" wie schon gesagt eben grade KEINE "Krankheit" ist. Dass es außerdem auch bei aber anderen Krankheiten auch anderweitige Hilfe oft gibt bzw. Medikamente alleine auch hier oft nicht hilfreich sind, auch oft nur symptomregulierend, nicht aber: HEILEND. Und grade bei chronischen Krankheiten hat es auch viel mit äußeren Faktoren zu tun (Stoffen, nicht nur Ernährung, auch Giftstoffen, Lebenswandel, psychischem Befinden, Stress, Überforderung, Bewegungsmangel etc. etc.).

Und dann ist es ja nun mal mit psychischen "Störungen" doch noch eine "besondere" Sache ... (im Unterschied zu physischen, die zwar auch immer mit Psyche ja korrelieren, aber dennoch ist ein gebrochenes Bein "anders" ... als eine "gebrochene Seele" ... ;) ).



messie

Zitat
Das löst aber nicht das Problem, dass jemand mit einer starken ADHS-"Störung" (um Worte wollen wir uns jetzt nicht gleich wieder streiten, hmmm? ;) ) in den manischen Phasen weit, weit mehr ist als "nur ein lebhaftes Kind". Denn da wird's dann schnell mal gewalttätig, aber sowas von! Da bringen dann die Binsenweiseheiten wie "es braucht mehr Bewegung" etc. in jenem Augenblick dann auch nicht mehr viel.  Die Mutter jener Bekannten, die ich weiter oben erwähnte, hätte durch sie vor der Therapie beinahe ein Auge verloren!

Da sollte man sehr aufpassen - und nicht Sachen vermischen! Denn wenn ein Kind derart aggressiv ist/wird (!), hat das noch ganz gewiss ganz andere Ursachen (als "ADHS")!

Es sieht "Gegner", gegen die es derart aggressiv und mit also u.U. auch körperlicher Gewalt vorgeht - je strenger ein Kind "erzogen" wird, umso eher wird ein solch impulsives Kind umso stärker "aggressiv"! Es ist ähnlich wie bei Trotz - auch hier trotzt das Kind umso mehr, je stärker es Repression ausgesetzt ist. (Immer auch in Kombination mit der jeweils individuellen Veranlagung/Wesen/Temperament.)


Wenn ein Kind also derart von der Rolle ist, dann hat das ganz sicher ganz andere Gründe bzw. Ursachen als "ADHS"!


Und es ist inzwischen auch ja im Gespräch, ob es nicht an falschem Umgang mit dem Säugling im ersten Lebensjahr liegen kann, dass/wenn es zu "AD(H)S" kommt! Denn da tut sich im Gehirn ja sehr viel und ist dieses sehr empfindlich und verletztlich. Wenn es da also zu Fehlverhalten seitens der Eltern kam - was Bedürfnisbefriedigung des Säuglings angeht. Das erscheint mir absolut plausibel!

Mich bringt das zu der Frage, ob nicht schon auch stark negative, belastende, "dramatische" Einflüsse in der Schwangerschaft, also auf das Ungeborene und dessen Gehirn dann also auch eine Rolle spielen könnten! ?




Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Kenaz am 23 April 2012, 20:02:14
[...]

[...]

[...]

[...] "Platt" finde ich vor allem, wie du Sachen verdrehst.  8) [...]

[...]

[...]

[...]

-  ;D ;D ;D ... Kallisti, Du bist einfach unglaublich!  ;D ;D ;D

Ich bin raus.  :)
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: schwarze Katze am 23 April 2012, 20:13:39



Und es ist inzwischen auch ja im Gespräch, ob es nicht an falschem Umgang mit dem Säugling im ersten Lebensjahr liegen kann, dass/wenn es zu "AD(H)S" kommt! Denn da tut sich im Gehirn ja sehr viel und ist dieses sehr empfindlich und verletztlich. Wenn es da also zu Fehlverhalten seitens der Eltern kam - was Bedürfnisbefriedigung des Säuglings angeht. Das erscheint mir absolut plausibel!


Natürlich die bösen Mütter, die immer schuld sind.
Vor gute 40 Jahren suchte man der Grund für Autismus  auch bei Mutter.

Alle Mütter sind Rabenmütter, außer Kallisti
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Kallisti am 23 April 2012, 20:33:49
Genau - eure Arroganz und Selbstgerechtigkeit und permanentes absichtliches Missverstehen macht Diskussion unmöglich.

Ewig und immer die selbe Platte: provozieren, abwerten, unterstellen, missverstehen und widersprechen wollen. Auf Argumente nicht mit Gegenargumenten (und entsprechenden "Hintergrundinfos") reagieren, sondern mit Polemik, Übertreibung, Verdrehung.

Klar, das is bequemer, geht schneller und is für das eigene Ego ungemein hilfreich, wenn man als der "Überlegene" dasteht (das zumindest selber glauben kann bzw. will).

Nicht wahr - Kenaz?  ;D


Black Russian

... kein Mensch sagte, die Mütter seien "schuld". Es gibt aber Eltern, also auch Mütter, die sich halt nun mal über das Maß "unangemessen" ... verhalten - ihren Kindern gegenüber. Das gibt es leider nicht selten und das ist auch leider nicht nur meine Erfindung. Und ja, logischerweise leiden darunter die Kinder - nicht selten auch die Mütter selbst. Aber das ist ein eigenes Thema (wer was aus welchen Gründen "falsch" macht und wie man dem begegnen könnte/sollte - durch welche Unterstützung etc.).

Als ich mit meinem Sohn damals mit 19 schwanger war (bzw. schwanger mit 18, geboren mit 19: das Kind), hat sich zumindest kein "offizieller" Schwanz (sorry) (Beratungsstellen, Jugendamt ...) dafür interessiert, ob ich damit klarkomme oder nicht oder: wie ..., wo wir wie leben/wohnen etc., ob ich das mit dem Baby schaffe, ob ich dafür genug weiß/"kann", ob ich das alleine bewältigen kann und wie etc.

Also ich sach nur - wenn ich da so diese Sendungen heute sehe ("Wenn Kinder Eltern werden" oder wie das heißt, wo nicht selten nicht von 14-Jährigen, sondern 18- und 19-jährigen Müttern die Rede ist - habe zwar das nur angekündigt gesehen und noch keine dieser Sendungen selbst, aber vlt. sollte ich mir das doch mal angucken) ... das wird heute wohl schon mehr ins Licht des öffentlichen Interesses gestellt. Und vlt. gibt´s da auch mehr Hilfen inzwischen?

Damals konnte man sich eigentlich nur an privates Umfeld wenden (so man da Unterstützung also bekam - Freunde, genau, wenn schon Familie nicht vorhanden, aber die gleichaltrigen Freunde waren damals dann doch mit ganz anderen Dingen beschäftigt: Ausbildung, Party, Auslandsaufenthalt, Beziehung ... ... ... - und konnten mit mir und meinem Säugling eher wenig anfangen).

Oder an Diakonie/Caritas - jedenfalls, wenns um so Sachen wie Baby-Ausstattung ging.

Naja. Tut mir leid, bin schon wieder zu "persönlich" geworden. Jedenfalls: leicht war das damals nicht - leicht ist das eigentlich nie: wenn die Kinder noch sehr klein sind, man alleine damit ist, man noch sehr jung ist und/oder es das erste Kind ist, man sehr wenig Geld hat ...

Und dann kriegt man noch gesagt - von Mensch bei Behörde: "Mensch Mädchen, warum hast du denn nicht geheiratet!?" Nein, das vergesse ich nicht. So wenig wie den Spruch, was ich denn für Ansprüche hätte (auch Behörde): es gebe Familien, die zu sechst eine Zweizimmerwohnung bewohnen ... (als ich sagte, ich suchte dringend eine Zwei-Zimmerwohnung für meinen damals  noch kleinen Sohn und mich - weil ich aus der winzigen Dachmansarde rauswollte ...).

Und auch nicht die Fragen der vor allem Damen damals (ich mit 19 mit Sohn unterwegs): wie denn das Schwesterchen heiße. - Nein, es is kein Mädchen, es is ein Junge und ich bin seine Mutter.
(Ich hab diese Frage einfach so oft gehört - gutschigutschigu - is ja ein hübsches Mädele ...  ::)  :D ).

Ja ok, ich hör jez auf. Nicht, dass noch jemandem übel wird. Jetzt kommt nämlich bestimmt gleich wieder, dass ich ja so selbstgefällig in Selbstmitleid zergehe ... oder sonst sowas. 
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Kenaz am 23 April 2012, 20:56:07
Genau - eure Arroganz und Selbstgerechtigkeit und permanentes absichtliches Missverstehen macht Diskussion unmöglich.

Ewig und immer die selbe Platte: provozieren, abwerten, unterstellen, missverstehen und widersprechen wollen. Auf Argumente nicht mit Gegenargumenten (und entsprechenden "Hintergrundinfos") reagieren, sondern mit Polemik, Übertreibung, Verdrehung. [...]

-  ;D ;D ;D ;D ;D ;D ... *hysterisch gackert* ... ;D ;D ;D ;D ;D ;D
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Eisbär am 23 April 2012, 21:08:45
Kallisti: genau, alle anderen sind schuld, nur Du alleine verhälst Dich korrekt. ::)
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: CubistVowel am 23 April 2012, 21:40:14
-  ;D ;D ;D ;D ;D ;D ... *hysterisch gackert* ... ;D ;D ;D ;D ;D ;D

Ich hoffe doch sehr, dass davon ein Tondokument existiert?  :D
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: messie am 23 April 2012, 23:17:54
Zitat
Da sollte man sehr aufpassen - und nicht Sachen vermischen! Denn wenn ein Kind derart aggressiv ist/wird (!), hat das noch ganz gewiss ganz andere Ursachen (als "ADHS")!

Aha, gaaaanz gewiss, ja? Du bist da die Top-Spezialistin drin um das auf jeden Fall beurteilen zu können, ja?
Na dann ...  8)
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Kallisti am 24 April 2012, 10:45:38
Genau - eure Arroganz und Selbstgerechtigkeit und permanentes absichtliches Missverstehen macht Diskussion unmöglich.

Ewig und immer die selbe Platte: provozieren, abwerten, unterstellen, missverstehen und widersprechen wollen. Auf Argumente nicht mit Gegenargumenten (und entsprechenden "Hintergrundinfos") reagieren, sondern mit Polemik, Übertreibung, Verdrehung. [...]

-  ;D ;D ;D ;D ;D ;D ... *hysterisch gackert* ... ;D ;D ;D ;D ;D ;D

Findest du das nicht einbisschen arm?  ;D


Lieber Kenaz, du hast unbestreitbar meinen Satz derart "reduziert" bzw. abgehackt, dass die ursprüngliche Aussage nicht mehr erkennbar ist und somit hast du ein (ganz anderes) Bild erzeugt - natürlich hast du das ganz bewusst genau so gemacht, mit der Absicht, mich vorzuführen, lächerlich zu machen. - Falls du nicht folgen können solltest oder dies von dir weist - siehe hier:

[...]

[...]

[...]

[...] "Platt" finde ich vor allem, wie du Sachen verdrehst.  8) [...]

[...]

[...]

[...]

-  ;D ;D ;D ... Kallisti, Du bist einfach unglaublich!  ;D ;D ;D

Ich bin raus.  :)


Das ist, was du hieraus gemacht hast (mich selbst zitierend):


Zitat
"Platt" finde ich vor allem, wie du Sachen verdrehst.  8) Denn ich schrieb nicht ausschließlich von "Faulheit und Verantwortungslosigkeit", die ich Eltern unterstelle - das machst du allerdings: mir genau das unterschummeln (versuchen), sondern ich schrieb, dass das in nicht wenigen Fällen so läuft, dass dann ausschließlich Ritalin gegeben wird und weiter nichts passiert - und dass auch die Ritalin-Gabe nicht ausschließlich aus Bequemlichkeit vorgenommen wird, sondern nicht selten unter Druck (durch "die Gesellschaft": Umfeld, Lehrer ...) - siehe, was ich dazu oben bereits schrieb(du aber natürlich unter den Tisch fallen lässt) - aber auch nicht selten doch: aus Unwissenheit - Eltern verlassen sich auf den Arzt, denn er wird es schon wissen, außerdem kommt es einem ja durchaus entgegen, wenn man eine "Diagnose" also hat, das Kind also eine "Störung", an der man selbst nicht ursächlich "schuld" ist (sich nicht fühlen muss) und die man daher auch "ganz einfach" mit einer Pille beheben kann. - Wunderbar, was will man mehr?! Ich verweise nochmal darauf, dass "AD(H)S" überwiegend in "bildungsfernen" wie finanziell "schwachen" Familien "diagnostiziert" wird -- darüber sollte man einfach auch mal nachdenken und dabei meine obigen Ausführungen zu genau diesem Punkt miteinbeziehen.  :)


Und so läuft es die ganze Zeit. Es werden einzelne Sätze demonstrativ vorführend herausgerissen - aus dem Zusammenhang - dadurch Aussagen unterschlagen bzw. verfälscht - mit dem einzigen Zweck, sich zu belustigen - auf meine Kosten, so natürlich auch hier ganz und gar unzweifelhaft:

Genau - eure Arroganz und Selbstgerechtigkeit und permanentes absichtliches Missverstehen macht Diskussion unmöglich.

Ewig und immer die selbe Platte: provozieren, abwerten, unterstellen, missverstehen und widersprechen wollen. Auf Argumente nicht mit Gegenargumenten (und entsprechenden "Hintergrundinfos") reagieren, sondern mit Polemik, Übertreibung, Verdrehung. [...]

-  ;D ;D ;D ;D ;D ;D ... *hysterisch gackert* ... ;D ;D ;D ;D ;D ;D


Was glaubst du, damit zu gewinnen - außer halt immer die üblichen Leute, die auf den Zug fix mit aufspringen und sich freuen, die Gelegenheit nutzen zu können, mir auch nochmal eine mitzugeben?


Welches Licht wirft das auf dich, was meinst du?

Vor allem, da auf meine Aussagen selbst inhaltlich wieder nichts kommt. Nein, es ist nicht immer dasselbe - so wenig oder viel wie das, das von anderen auch permanent wiederholt wird/sie sich selbst auch ständig wiederholen.

Ich nehme durchaus Stellung, antworte auf Einwände ... ausführlich, ja - statt mich nur auf unterstem Niveau zu belustigen.


Und so lange man also seine Anti-Haltung vertreten kann, solange man etwas zu entgegnen weiß, reagiert man und "diskutiert" also - sobald die eigenen Argumente ausgehen, ist das jedes Mal der Punkt an dem ich dann wieder persönlich angegangen, lächerlich gemacht, vorgeführt werde - und das nicht, weil ich selbst Anlass gegeben hätte, sondern man den Anlass konstruiert, in dem man vorgeht wie du - siehe oben dargestellt.

Klar, du bist nicht der Einzige, der das so macht (Aussagen verändern, indem Sätze verstümmelt werden und nur Bestimmtes aus dem Zusammenhang gerissen betont wird ...), aber: das macht es kaum besser oder?
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Kallisti am 24 April 2012, 10:46:12
Zitat
Da sollte man sehr aufpassen - und nicht Sachen vermischen! Denn wenn ein Kind derart aggressiv ist/wird (!), hat das noch ganz gewiss ganz andere Ursachen (als "ADHS")!

Aha, gaaaanz gewiss, ja? Du bist da die Top-Spezialistin drin um das auf jeden Fall beurteilen zu können, ja?
Na dann ...  8)

Was ist das für eine Reaktion? - Wenn du es besser weißt: ich bin ganz Ohr!  ?
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: messie am 24 April 2012, 16:14:26
Zitat
Da sollte man sehr aufpassen - und nicht Sachen vermischen! Denn wenn ein Kind derart aggressiv ist/wird (!), hat das noch ganz gewiss ganz andere Ursachen (als "ADHS")!

Aha, gaaaanz gewiss, ja? Du bist da die Top-Spezialistin drin um das auf jeden Fall beurteilen zu können, ja?
Na dann ...  8)

Was ist das für eine Reaktion? - Wenn du es besser weißt: ich bin ganz Ohr!  ?

Nee, der Punkt ist dass du behauptest es ganz bestimmt zu wissen, dass es ja auf jeden Fall etwas anderes sein muss, wenn jemand, der als ADHSler eingestuft wurde, derartige aggressive Tendenzen an den Tag legt.

Dabei wirst du in jeder Quelle die die Kriterien für Hinweise darauf, ob jemand ADHS haben könnte, auch diesen Punkt aufgelistet finden. Und, wie gesagt - in einem Fall habe ich es "live" erlebt, und bei jener Dame treffen die Kriterien sowas von genau zu, dass es schon fast unheimlich ist. Sie hat(te) solche Eruptionen ebenfalls.

Insofern stelltest du dich hier einfach mal so eben mit einem "kann nicht sein, gehört nicht zu ADHS, muss woanders herkommen" mal so eben gegen eine ganze Armada von Spezialisten, die das Gegenteil behaupten.
Also bist du entweder noch besser informiert als sämtliche Experten auf diesem Gebiet - oder, da bin ich einfach mal so frei das zu sagen, du hast in diesem Punkt einfach mal gepflegt keine Ahnung - behauptest aber damit (wie immer), du hättest sie.
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Eisbär am 24 April 2012, 16:57:45
Also bist du entweder noch besser informiert als sämtliche Experten auf diesem Gebiet
Das ist sie doch immer. Erinnere Dich, wie sie gegen die studierte Ernährungswissenschaftlerin Killerqueen gegenan ging... Komischerweise leidet Kallisti aber an Mangelernährung. Oder wie sie gegen die Biologin Mulitivac in Bezug auf Darmflora gegenan ging und da ständig Blödsinn verzapfte.... In Bezug auf Jens Söring war sie auch alleine gegen alle unterwegs.
Zitat
- oder, da bin ich einfach mal so frei das zu sagen, du hast in diesem Punkt einfach mal gepflegt keine Ahnung - behauptest aber damit (wie immer), du hättest sie.
Das ist wohl - wie üblich - die realistischste Variante.
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: messie am 24 April 2012, 17:18:10
Erinnere Dich, wie sie gegen die studierte Ernährungswissenschaftlerin Killerqueen gegenan ging... Komischerweise leidet Kallisti aber an Mangelernährung.

Da das eine nichts mit dem anderen zu tun haben muss, finde ich das aber noch völlig in Ordnung. Das ist nicht das Problem ...

Oder wie sie gegen die Biologin Mulitivac in Bezug auf Darmflora gegenan ging und da ständig Blödsinn verzapfte....

Das ist das Problem. ;)
Eine gelernte Biologin, die seit Jahr und Tag nichts anderes macht als den Darm zu untersuchen, in Sachen Darmflora belehren zu wollen, hmmmja ...

Ähnlich kam dies hier nun 'rüber: Gewaltausbrüche? "Nee, kann nicht ADHS sein, muss was anderes dazu sein." Jaa, schon klar. Da hüpft in mein Hirn automatisch "informier dich mal g'scheit, Mädel."
Wenn da wenigstens ein "meines Wissens kommen da noch andere Ursachen hinzu wenn sie gewalttätig werden" oder "das kenne ich von jenen die ich kenne und denen ADHS attestiert wurde, aber nicht" käme ... aber nein, es darf nicht sein, was sich Kallisti nicht vorstellen kann. Selbst wenn's alle anderen Experten sagen. Die haben dann wohl keine Ahnung, weil was Kallisti denkt muss richtig sein, nicht wahr? ;)
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Kenaz am 24 April 2012, 20:58:47

[...]

Was glaubst du, damit zu gewinnen [...]?

[...]

Welches Licht wirft das auf dich, was meinst du?

[...]

Klar, du bist nicht der Einzige, der das so macht (Aussagen verändern, indem Sätze verstümmelt werden und nur Bestimmtes aus dem Zusammenhang gerissen betont wird ...), aber: das macht es kaum besser oder?

- Kallisti, findest Du es eigentlich selbst gar nicht bemerkenswert, dass Du aus dem Umstand, dass "ich nicht der Einzige" bin, völlig automatisch den  - nicht unbedingt nächstliegenden - Schluss ziehst, ich und alle anderen seien einfach nur boshaft & gemein, anstatt mal die - wesentlich näherliegende - Annahme zu erwägen, es könnte eventuell, unter Umständen, mööööglicherweise doch ein klitzekleines bisschen was dran sein an dem, was hier immer wieder von verschiedensten Seiten geäußert wird? Wie hoch ist denn die Wahrscheinlichkeit, all diese Leute hätten sich gegen Dich verschworen, gegenüber derjenigen einzuschätzen, all diesen Leuten ginge vielmehr ein ganz ähnlicher Zug Deiner Diskussionsführung auf die Nerven? Was meinst Du? Ich will Dich nicht mutwillig und aus niederen Beweggründen vorführen, Kallisti, ich halte bloß einfach dieses Endlosgefasel nicht mehr aus. Und ulkig fand ich es halt schon irgendwie, dass Du "den anderen" - so auch mir - "Eigenheiten" zum Vorwurf machst, die ich 1:1 bei Dir beobachte.

Abschließend sei, weil es gar so gut passt, noch mal ein Zitat aus einem Nachbarthread hier eingeworfen, das die Situation ganz gut umreißt:

Wann lernst Du endlich, daß die Leute nicht aufhören, mit Dir zu diskutieren, weil sie keine Argumente mehr haben, sondern weil sie einfach keine Lust mehr haben, auf ene Fanatikerin einzugehen, die von den Dingen, über die schreibt, erschreckend wenig Ahnung hat und üblicherweise nicht mal ansatzweise versteht, was die anderen ihr entgegenbringen.
Ich frag mich ja eher, warum die "Leute" immer wieder versuchen mit ihr zu diskutieren und nicht lernen dass dies generell zu absolut nichts führt, egal wie interessant Kallistis Themen auch sein mögen.
Hier mag ich gerade mal vollumfänglich zustimmen. Eben aus diesem Grund habe ich auch keine Lust mehr auf solche Diskussionen. Ich will nicht als Depp dargestellt werden, der keine Argumente mehr hat - nur weil ich irgendwann halt keine Lust mehr habe immer wieder und wieder das Gleiche mit anderen Worten zu sagen.
[...]

- So schaut es aus, Kallisti. Und ich betone noch einmal aus- & nachdrücklich, dass ich dies hier nicht schreibe, um Dir "einen zu drücken", sondern um Dich mal zum Nachdenken zu bewegen. Es sind eben nicht immer "die anderen" schuld. Und ich sage jetzt schon mal an, dass der Käse damit für mich gegessen ist. Um an dieser Stelle meinen Lieblingssatz anzubringen, den ich in den besagten Diskussionen mit Dir kultiviert habe: Wir müssen das jetzt nicht weiter vertiefen. Denk' einfach mal drüber nach. Oder lass' es bleiben. Your choice.  :)
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Kallisti am 24 April 2012, 23:42:11

Nee, der Punkt ist dass du behauptest es ganz bestimmt zu wissen, dass es ja auf jeden Fall etwas anderes sein muss, wenn jemand, der als ADHSler eingestuft wurde, derartige aggressive Tendenzen an den Tag legt.

Dabei wirst du in jeder Quelle die die Kriterien für Hinweise darauf, ob jemand ADHS haben könnte, auch diesen Punkt aufgelistet finden. Und, wie gesagt - in einem Fall habe ich es "live" erlebt, und bei jener Dame treffen die Kriterien sowas von genau zu, dass es schon fast unheimlich ist. Sie hat(te) solche Eruptionen ebenfalls.

Insofern stelltest du dich hier einfach mal so eben mit einem "kann nicht sein, gehört nicht zu ADHS, muss woanders herkommen" mal so eben gegen eine ganze Armada von Spezialisten, die das Gegenteil behaupten.
Also bist du entweder noch besser informiert als sämtliche Experten auf diesem Gebiet - oder, da bin ich einfach mal so frei das zu sagen, du hast in diesem Punkt einfach mal gepflegt keine Ahnung - behauptest aber damit (wie immer), du hättest sie.

Du schriebst aber nicht von "aggressiven Tendenzen" zuvor, sondern von ziemlich heftiger Aggression (das mit dem Auge, s.o.). Und ja, was Kinder anbelangt, bin ich mir da durchaus sicher, dass deren Aggressivität sicher (noch) andere Ursachen hat.

Es sind halt auch immer diese Übertreibungen -> eine "Armada von Spezialisten" - also davon is mir nichts bekannt - welche "Armada" soll das sein (welche/wie viele "Spezialisten")? Und dann noch "sämtliche Experten" gegenüber denen ich keine Ahnung habe ...

Nee, also sowas kann ich dann auch nicht ernstnehmen.

Hier dann auch wieder:


Eine gelernte Biologin, die seit Jahr und Tag nichts anderes macht als den Darm zu untersuchen, in Sachen Darmflora belehren zu wollen, hmmmja ...


Kennst du Multivac so gut, dass du das so genau weißt: dass sie "seit Jahr und Tag nichts anderes macht, als den Darm zu untersuchen"? Soweit ich mich erinnere, ist das nicht ihr "Spezialgebiet". Und dann - wie ich schon mehrmals schrieb: reicht es mir nicht, wenn/dass hier Leute, die ich nicht kenne, die mir absolut fremd sind, von sich behaupten sie seien dies oder jenes oder hätten mit diesem oder jenem beruflich zu tun und kennten sich deshalb damit besonders gut aus etc. - wie gesagt: das ist nicht überprüfbar (für andere, die diese Menschen nicht kennen). Und aus diesem Grund, mache ich das eigentlich nie so: von mir behaupten, ich sei irgendwo "Expertin" - wenn ich meine Überzeugungen, Infos ... mitteile, dann versuche ich im Grunde immer, das zu belegen - mit also "neutralen, seriösen Quellen", d.h. Informationen, die andere ansehen, überprüfen und sich anhand derer auch eine Meinung bilden können - und ich meine schon, dass meine Quellen nicht der hinterletzte Müll sind. Allwissend ist niemand und Wissen ist immer nur ein vorläufiges, is schon klar, aber ich meine: Solche Quellen sind doch seriöser, verlässlicher, nachvollziehbarer, vertrauenswürdiger als die Aussagen einzelner Forummitglieder, die niemand "überprüfen" kann - es sei denn, man kennt sich privat/persönlich gut ...


Das ist sie doch immer. Erinnere Dich, wie sie gegen die studierte Ernährungswissenschaftlerin Killerqueen gegenan ging... Komischerweise leidet Kallisti aber an Mangelernährung. Oder wie sie gegen die Biologin Mulitivac in Bezug auf Darmflora gegenan ging und da ständig Blödsinn verzapfte.... In Bezug auf Jens Söring war sie auch alleine gegen alle unterwegs.
Zitat
- oder, da bin ich einfach mal so frei das zu sagen, du hast in diesem Punkt einfach mal gepflegt keine Ahnung - behauptest aber damit (wie immer), du hättest sie.
Das ist wohl - wie üblich - die realistischste Variante.

Wie eben erläutert: Ich weiß von Multivac nicht viel, also auch nichts über ihre tatsächliche Tätigkeit oder Qualifikation ... und ich erinnere mich auch nicht, inwiefern ich bei der Darmgeschichte "Blödsinn verzapft" hätte - ich erinnere mich vor allem nicht, dass Multivac meine Position widerlegen konnte. - Sonst bitte Nachweis (andernfalls ist es nur eine leere Behauptung, um mich in ein schlechtes Licht zu rücken, damit rücken zu wollen).

Was meine "Mangelernährung" anbelangt - auch hier teilte ich wiederholt mit (gerade dir gegenüber, Eisbär), dass dahinter eine Malabsorption bisher nicht bekannter Ursache steht. Dass die Malabsorption vorhanden ist, daran zweifelt keiner (meiner Ärzte), nur kann mir bisher keiner sagen, was der Grund dafür ist. DIE FOLGEN sind allerdings diese Mangelzustände (diverse Vitamine, Mineralstoffe ...), weil ich das nicht erst seit gestern habe. Und ja, zusätzlich noch andere Faktoren, die da mit reinspielen (langjährig vegetarisch ernährt, zu wenig Eisen mit der Nahrung aufgenommen, Schwangerschaften, Stillzeiten und Hypermenorrhoe - diese wiederum beruht auf Blutgerinnungsstörungen, als deren Ursache man - bisher - den Vitamin K-Mangel nannte, aber das scheint augenblicklich nicht mehr so ganz klar zu sein ... - jedenfalls ist es so ein Teufelskreis: durch die starken regelmäßigen Blutverluste, bringen die Eiseninfusionen nichts (Ferritinwert ...) usw.

Jedenfalls: Hast du dir mal überlegt, dass ich unter anderem aus diesem Grund (WEIL ich "das habe" ...) mich so intensiv mit Ernährung ... beschäftigt habe - um nämlich selbst "eine Lösung (bzw. die Ursache) zu finden" oder einer solchen wenigstens auf die Spur zu kommen ... ?

Und was Jens Söring betrifft - nur weil ich "alleine gegen alle unterwegs" war oder immer wieder bin, ist das alleine kein Beweis dafür, dass ich falsch und alle anderen richtig liegen.

Die Punkte, die mich dann dazu bewegten, mich "zu distanzieren", waren ja keine, die von anderen (von auch nur einer Person) damals in der Diskussion genannt wurden. Was mich veranlasste, die Sache "wegzupacken", war eine Reaktion von ihm, die ich für falsch, überzogen, unangebracht hielt (meine Briefe an mir unbekannte, fremde Menschen weiterzureichen und meine Kommentare zu seinen Blogs zu löschen). Das hat mich erst richtig misstrauisch gemacht. Ungereimtheiten sah ich z.T. schon davor, sprach sie auch an. Aber auf diese speziellen Punkte (ich habe sie im thread ja erwähnt) erhielt ich keine Antwort - weder von ihm noch von seinen "Freunden" noch in seinen Blogs ... Naja. Lassen wir das. Schlafende Hunde soll man nicht wecken.  ;D



Kenaz


... Kritik kann man aber durchaus auch anders üben als auf die von dir (und ein paar anderen) gewählte Weise - und eben solches erlebt man von mir garantiert nicht: ich mach mich nicht derartig über Leute lustig, führe sie nicht vor etc. - schon gar nicht, wenn ich nicht im direkten Gespräch mit ihnen war und vor allem: fange ich grundsätzlich nicht mit Stänkern an, sondern reagiere aber dann auf solches.

Zitat
Quote from: colourize on 23 April 2012, 16:39:23

    Quote from: sYntiq on 23 April 2012, 14:39:39

        Quote from: Eisbär on 23 April 2012, 14:31:39

            Wann lernst Du endlich, daß die Leute nicht aufhören, mit Dir zu diskutieren, weil sie keine Argumente mehr haben, sondern weil sie einfach keine Lust mehr haben, auf ene Fanatikerin einzugehen, die von den Dingen, über die schreibt, erschreckend wenig Ahnung hat und üblicherweise nicht mal ansatzweise versteht, was die anderen ihr entgegenbringen.

        Ich frag mich ja eher, warum die "Leute" immer wieder versuchen mit ihr zu diskutieren und nicht lernen dass dies generell zu absolut nichts führt, egal wie interessant Kallistis Themen auch sein mögen.

    Hier mag ich gerade mal vollumfänglich zustimmen. Eben aus diesem Grund habe ich auch keine Lust mehr auf solche Diskussionen. Ich will nicht als Depp dargestellt werden, der keine Argumente mehr hat - nur weil ich irgendwann halt keine Lust mehr habe immer wieder und wieder das Gleiche mit anderen Worten zu sagen.
    [...]


- So schaut es aus, Kallisti. Und ich betone noch einmal aus- & nachdrücklich, dass ich dies hier nicht schreibe, um Dir "einen zu drücken", sondern um Dich mal zum Nachdenken zu bewegen. Es sind eben nicht immer "die anderen" schuld.

Kenaz


Es sind aber immer die Anderen, die anfangen, mich anzumachen, lächerlich zu machen etc. - wie gesagt: sowas mache ich umgekehrt nicht bei den Anderen - nur dann, wenn man zuerst mir ans Bein pinkelt - von mir aus zuerst: nicht!

Wie soeben schon gesagt: Man kann auch anders Kritik üben - und das beweisen auch einige (bis auf wenige Ausnahmen: weibliche) Mitglieder des Forums durchaus, dass es auch anders möglich ist! :)


Und wenn man meint, man müsse sich permanent wiederholen (mir gegenüber) - warum wählt man nicht eine andere "Strategie" - warum widerlegt man mich nicht: argumentativ, statt nur immer mit eigenen persönlichen Meinungen und Erfahrungen - was soll ich damit, wenn ich die Leute doch überhaupt nicht kenne, also auch nicht beurteilen kann (via Internet), ob und wie vertrauenswürdig, ehrlich, verlässlich ... sie sind etc. ?!
Warum führt man dann nicht auch - wie ich - Hintergrundinfo/Quellen/Links an, die die eigenen Aussagen/Meinungen/Erfahrungen wenigstens unterstreichen, bekräftigen bzw. stützen (können)? - Es kostet kaum mehr Zeit (wenn überhaupt), solche Quellen (so es sie gibt!) im Internet zu finden und hier einzustellen als selbst seine Meinungen und Erfahrungen zu schreiben.

Wie schon mehrfach gesagt: Ja, ich bin ein skeptischer, kritischer Mensch - und am ehesten überzeugen mich "Fakten", die ich selbst nachvollziehen, nachprüfen, nachverfolgen kann. Im "physischen" Leben sind das dann eben bspw. Bücher, Magazine, aber auch Radiobeiträge, TV-Dokumentationen ... Ich kann mir das selbst ansehen ... und die Quellen ggf. überprüfen und mir daraufhin eine eigene (!) Meinung bzw. ein Urteil bilden. Ich verlasse mich also lieber auf das Wissen und die Erkenntnisse mehrerer Leute (die sich damit intensiv beschäftigen: mit der jeweiligen "Sache"/Thema ...) als auf die Aussagen, Meinungen, Erfahrungsberichte mir wildfremder Einzelpersonen in Internetforum, deren reale Existenz ich noch nicht mal überprüfen kann - die sich als sonst wer ausgeben können ... ... ...

Ich finde, das ist absolut nachvollziehbar und "normal".


Wenn ich aber meinerseits mich informiert, befasst ... habe und von etwas überzeugt bin, dann teile ich das auch so mit ... und versuche wie gesagt (fast) immer (wenn möglich), meine Sichtweise "neutral" zu untermauern, damit ersichtlich wird, dass ich mir nicht irgendwelche Märchen ausdenke, sondern damit andere das nachverfolgen können ...

Und ich meine, der richtige Weg, darauf zu reagieren - wenn man also anderer Meinung/Überzeugung ist - ist: mich dann mittels Argumenten und ebenfalls "Nachweisen"/Fakten zu widerlegen. Ist dies der Fall: bin ich dafür definitiv offen und lerne gerne dazu, erweitere meinen Horizont. Nicht aber, wenn nur flapsige oder abwertende Bemerkungen, Verurteilungen, Angriffe ... kommen.

Ist das also falsch?
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: colourize am 24 April 2012, 23:56:00
Kallisti, glaubst Du

a) dass es absolute Wahrheiten gibt, im Sinne eines "besten Argumentes"? (Oder könnte es nicht vielleicht sein, dass "absoulte Wahrheiten", die sich aus Begründungszusammenhängen herleiten lassen welche einer einzigen universalistischen Moral entspringen, eine Illusion sind?)

b) dass in jeder der hiesigen Diskussionen Du es bist, die diese Wahrheiten - so es sie denn gibt - erkannt hat?

c) dass Deine Sicht der Dinge, dass Du es bist die hier von Anderen in den verschiedensten Zusammenhängen immer wieder aufs Neue zuerst persönlich oder unlauter angegriffen wird, eine ebensolche faktisch absolute Wahrheit sein muss? (Wenn ja, auf Basis welcher Fakten und Beweise - die für Deine Erkenntnis der Wahrheit ja maßgebliche Quellen sind -  bist Du Dir so sicher?)
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Kallisti am 25 April 2012, 00:08:17
... Hä? - Ich kann nicht folgen.  :(

Natürlich gibt es keine "absoluten Wahrheiten". Und was hat das mit "einer einzigen universalistischen Moral" zu tun, der sie entspringen (sollen)? ??

Nein, ich glaube und sage auch nicht, ich hätte alle "Wahrheit", Wissen, Weisheit für mich gepachtet. Was is das für eine Frage  - der Unterschied zwischen deinen Punkten b) und c) ist mir übrigens auch spontan nicht ersichtlich - fragst du hier nicht mit bloß anderen Worten zweimal eigentlich das Gleiche? ;)

Ich weiß nur, dass ich Überzeugungen habe und die ja für mich selbst auf ihre "wahre Basis" "überprüfe" (indem ich mich informiere, ob ich mit also meinen Ansichten "richtig" oder "falsch" liege - im Sinne von Realitätsbezug ... - und warum jeweils). Und wenn mir jemand sagt: das is aber ganz anders als du denkst/zu wissen "glaubst" (Kenaz: ;) ), dann reicht mir einfach diese Aussage alleine nicht - genau: dann brauch/will ich "Beweise". - Was is daran nun so schwer zu verstehen bzw. was soll das mit "absoluten" Wahrheiten und (welcher "universellen") Moral zu tun haben, aus der sie sich ableiten lassen? - Ich versteh das WIRKLICH nicht ---> auch @Kenaz! (... ;) )    :(









Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: colourize am 25 April 2012, 00:16:46
Meiner Meinung nach verhältst Du Dich so, als würdest Du glauben dass es universelle Wahrheiten gibt. Anders ist nicht zu erklären, dass der Verweis auf die Aussagen Dritter (die Du in Deinen Quellen zitierst) für Dich ein Grund ist, Deine eigene Sicht der Dinge als diejenige zu verstehen, die der Sicht Deines Opponenten überlegen ist.

Anstatt anzuerkennen, dass es eben verschiedene Sichten auf die Dinge geben kann, legitimierst Du Deine Sicht der Dinge durch weitere Aussagen Dritter immer wieder aufs Neue. Dadurch wird Deine Sicht der Dinge aber nicht richtiger als die Sicht Deines Opponenten.
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Kallisti am 25 April 2012, 00:31:09

Anstatt anzuerkennen, dass es eben verschiedene Sichten auf die Dinge geben kann, legitimierst Du Deine Sicht der Dinge durch weitere Aussagen Dritter immer wieder aufs Neue. Dadurch wird Deine Sicht der Dinge aber nicht richtiger als die Sicht Deines Opponenten.

Warum nicht - wenn die eine Sicht belegbar ist, die andere nicht (sein sollte)?
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: colourize am 25 April 2012, 09:00:45

Anstatt anzuerkennen, dass es eben verschiedene Sichten auf die Dinge geben kann, legitimierst Du Deine Sicht der Dinge durch weitere Aussagen Dritter immer wieder aufs Neue. Dadurch wird Deine Sicht der Dinge aber nicht richtiger als die Sicht Deines Opponenten.

Warum nicht - wenn die eine Sicht belegbar ist, die andere nicht (sein sollte)?
Warum sollte eine Meinung wahrer werden, nur weil Dritte sie teilen?

Wir diskutieren hier ja nie über Faktenwissen oder mathematische Gleichungen, die eindeutig richtige Lösungen (sprich: Wahrheiten) aufweisen, sondern immer über Positionen, die auf moralischen Werturteilen beruhen.

Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Kallisti am 25 April 2012, 10:00:12
Em nein? Genau das ist, worum es mir geht und was ich doch in Links zur Verfügung stelle: Faktenwissen/Hintergrundinfo. ?

Natürlich wird etwas nicht "wahrer", nur weil mehrere der gleichen Ansicht sind - eben: genau das reicht ja nicht aus als "Beweisführung"! ;)

Aber wenn ich doch Info einstelle, in der sich auf Forschung bezogen wird und dort auch wiederum entsprechende Quellen zu finden sind - dann sind das doch die Belege, um die es mir geht, die also eine Ansicht "erhärten" oder eben nicht. ?


Wir sind eine "Rechtfertigungsgesellschaft", wie ich bereits ein anderes Mal schrieb. ;) Wissenschaft funktionert nach diesem Prinzip, basiert auf dieser Methode.

Behauptungen alleine sind da nicht von Interesse. Eben. Sie müssen überprüfbar, verifizierbar oder falsifizierbar sein.


Wie gesagt: Auf welcher Ebene sonst, sollte/könnte ich hier anderen, mir völlig unbekannten Menschen glauben (sollen), was sie äußern und umgekehrt sie mir? - Ich kann wohl kaum solchen wildfremden Menschen, die ich nur als Schrift auf meinem Bildschirm wahrnehmen kann (!) derartiges Vertrauen (!) entgegenbringen, dass ich ihnen einfach erst mal grundsätzlich glaube, was sie sagen (und sie mir) - wie naiv wäre das denn!?!

Wenn ich Leute persönlich kenne, wenn ich mir auch durch Mimik, Gestik, Augen - also: Körpersprache, also: physische "Merkmale", beobachtbares Verhalten bzw. durch das unmittelbare Erleben der Menschen einen (besseren!) Eindruck immerhin verschaffen kann, dann mag das noch etwas anders aussehen. Je besser ich sie kenne um so eher, is ja klar: denn umso eher kann ich wissen oder annhemen, dass/ob sie vertrauenswürdig, wahrhaftig, sorgfältig etc. sind (oder nicht).

Aber doch nicht bei sowas wie Internetforen - also der absoluten Anonymität, in der ja nicht selten tatsächlich Leute allen möglichen Schwachsinn behaupten, in die Welt posaunen, vormachen, täuschen etc.


?!  ?
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Eisbär am 25 April 2012, 15:39:21
Kallisti: Lern bitte endlich quoten!
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: colourize am 25 April 2012, 16:29:00
Behauptungen alleine sind da nicht von Interesse. Eben. Sie müssen überprüfbar, verifizierbar oder falsifizierbar sein.
Genau das meine ich mit "absolute Wahrheiten", von denen Du offenkundig annimmst, dass diese zu der einen, richtigen Überzeugung führen, wenn man sich nur lange genug mit den zitierten Forschungsergebnissen beschäftigt. Denn wenn Behauptungen verifizierbar oder falsifizierbar sein müssen, um hier Gehör zu finden, suchen wir genau danach: nach der Wahrheit (vgl. veritas = Wahrheit (http://de.wikipedia.org/wiki/Verifizierung)).

Mal davon abgesehen, dass unterschiedliche wissenschaftliche Studien oftmals zu sehr gegenteiligen Ergebnissen kommen: Es geht hier in unseren Diskussionen im Regelfall um Einstellungen zu den diskutierten Fragestellungen. Wir erstellen hier keine wissenschaftlichen Gutachten und Gegengutachten, sondern stellen unsere Meinungen dar - und gegebenenfalls mehr oder weniger ausschweifend wie wir zu diesen Meinungen gekommen sind. Die Grundlage von Meinungen können eigene Erfahrungen sein, oder Argumente auf Basis wissenschaftlicher Studien, oder Überzeugungen die sich aus der Werthaltung des Diskutanten herleiten (moralische Urteile). Meinungen können nicht richtig oder falsch sein. Für jedes Individuum hat seine eigene Meinung den Charakter von Wahrheit, weil das Individuum nach seinen Überzeugungen handelt. Es gibt aber keine absoulten Wahrheiten, die für alle gelten würden. Besonders deutlich wird das beispielsweise, wenn etwa das Thema "Glauben an Gott" diskutiert wird, dem man nun mal nicht mit Falsifikation (oder gar: Verifikation!) beikommen kann.

Für mich ist das Interessante an einer Diskussion hier, die Sichtweisen der Anderen auf die Dinge kennenzulernen. Und nicht Andere zu missionieren oder zu überzeugen. Dazu gehört für mich auch, dass man anderen eben ihre Meinung lässt.
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: messie am 25 April 2012, 17:48:57
Zitat
Meinungen können nicht richtig oder falsch sein. Für jedes Individuum hat seine eigene Meinung den Charakter von Wahrheit, weil das Individuum nach seinen Überzeugungen handelt. Es gibt aber keine absoulten Wahrheiten, die für alle gelten würden.

Ich gehe noch einen Schritt weiter und behaupte, dass es auch in der Forschung gar keine absoluten Wahrheiten geben kann, sobald es um Menschen geht.

Denn gerade Studien sind so eine Sache: Sie bilden lediglich einen Ist-Zustand ab, eine Momentaufnahme, und haben ja auch nur eine bestimmte Anzahl an untersuchten Menschen.
Manche Studien dauern mehrere Jahre. Da kann es passieren dass das Forschungsergebnis bereits zu dem Zeitpunkt veraltet ist, zu dem es veröffentlicht wird!

Kleines Beispiel: Man stelle sich vor, man hätte eine 2jährige Studie zur Ängstlichkeit von Amerikanern mit niedrigem Blutdruck von Mitte 1999 bis Mitte 2001 gemacht.
Tja, und dann kam 9/11. Ab diesem Tag könnte man die komplette Studie sofort in die Tonne werfen! Weil sich ein Umstand geändert hat, den es vorher so nicht gab.

Ähnlich sehe ich es bezüglich der Themen ADHS, Alzheimer und Therapierungswürdigkeit, die hier so heiß diskutiert werden: Die Forschung ist zwar fleißig dabei Erkenntnisse zu sammeln, aber alleine die Widersprüchlichkeit vieler Ergebnisse zeigt schon, wie unglaublich komplex es ist und wie schwierig es ist, überhaupt ein Ergebnis zu erzielen - ganz zu schweigen von einem eindeutigen.
Menschen sind nun einmal unterschiedlich. Und da kann Forscher A noch so tolle Ergebnisse erzielen bei seinen 100 Leuten die er untersucht hat, wie toll dieses und jenes geholfen hätte - es kann genauso gut sein, dass die Ergebnisse das genaue Gegenteil ergeben hätten, wenn er 100 andere Personen ausgewählt hätte.

Aus diesem Grund gehe ich da mit Colourize konform: Es kann hier nicht die Wahrheit geben. Es kann lediglich ein paar Erkenntnisse geben, was auf jeden Fall falsch ist (und selbst das nicht unbedingt sicher).

Genau darin sind wir uns aber ja kurioserweise einig (kurios, weil damit der Diskussionsbedarf ja eigentlich wegfallen müsste): Jeder schrieb, ausnahmslos, dass eine Gabe von Ritalin ohne begleitende/nachfolgende Therapie überhaupt keinen Sinn macht.

Darüber hinaus ist es aber, glaube ich inzwischen, schlicht unmöglich, eine eindeutige Antwort oder Wahrheit zu erhalten. Denn wenn eine Studie jetzt behauptet, oder gar zehn, dass Ritalin gar nicht hilft, was tut man denn dann eigentlich wenn jemand es einem irrtümlich trotzdem gibt und es bei genau dieser Person dann anschlägt wie sonstwas? Nicht alles lässt sich mit "Placebo-Effekt" erklären.

Zitat
Für mich ist das Interessante an einer Diskussion hier, die Sichtweisen der Anderen auf die Dinge kennenzulernen.

Das geht mir genauso. :)
Auch und gerade auch mal von Leuten aus der Praxis etwas zu erfahren, die beruflich oder privat mit Menschen zu tun haben, die es betrifft. Denn gerade die Erlebnisse anderer zeigen mir, das ist meine Meinung, viel besser als jede Studie es jemals könnte, worum es hier dann geht.

Ich habe mich mit dem Thema selbst ja auch erst beschäftigt als ich der benannten Person mit der Diagnose ADHS begegnet bin. Ich wollte einfach wissen wo die Krankheit anfängt und wo die Eigenart aufhört.
Meine Erkenntnis diesbezüglich ist übrigens, dass sich das ganz schlecht trennen lässt. Hätte sie diese Symptomatik nicht, wäre sie schlicht ein anderer Mensch. Auf der anderen Seite passt ihr Verhalten so gut zu den Kriterien die allenthalben genannt werden nach denen man diese "Krankheit" identifizieren kann, dass ich doch sehr staunte. Sie ist ja nicht so weil man sagt dass das zu dieser "Krankheit" dazugehört, sondern weil sie halt einfach so ist.

Weswegen es mir "dank" diesen Falls beispielsweise schwer fällt zu behaupten, ADHS gäbe es nicht. Bei dieser Person passt es einfach viel zu gut zusammen zu jenen Erkenntnissen, die da zum Thema zusammengetragen wurden.

Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Kallisti am 26 April 2012, 19:03:32
Zitat
Quote

    Für mich ist das Interessante an einer Diskussion hier, die Sichtweisen der Anderen auf die Dinge kennenzulernen.


Das geht mir genauso. :)
Auch und gerade auch mal von Leuten aus der Praxis etwas zu erfahren, die beruflich oder privat mit Menschen zu tun haben, die es betrifft. Denn gerade die Erlebnisse anderer zeigen mir, das ist meine Meinung, viel besser als jede Studie es jemals könnte, worum es hier dann geht.
messie

Das seh ich anders: Denn bei einzelnen Menschen spielt so viel mit rein, dass man nicht so einfach sagen kann, was nun zu welchem Verhalten oder Denken genau führte ... - man geht da ja als Außenstehender nicht "methodisch" vor, man untersucht ja nicht die genauen Umstände, Wechselwirkungen von Vorkommnissen etc.

Also kann man von einem Fall nicht wirklich auf die Allgemeinheit schließen/verallgemeinern - auch nicht von zwei, drei oder zehn "Fällen" bzw. Menschen und eben schon gar nicht als "Laie".

Daher finde ich "Forschungsergebnisse" doch wichtig und aussagekräftiger - denn die beziehen Empirie ja ein!


Natürlich gibt es keine absolute, endgültige, ewig geltende "Wahrheit". Weil Wissen immer vorläufig ist. Aber für den Moment (und der ist ja u.U. ein langandauernder - über Jahre, manchmal auch Jahrzehnte, manchmal auch noch länger - siehe bspw. heliozentrisches Weltbild ...) ist es doch ganz gut, wenn man sich gemeinsam auf etwas beziehen kann und nicht jeder mit seiner eigenen Meinung oder Erfahrung anrückt - denn welches Chaos wäre das am Ende? @colourize - worauf könnte man sich da noch beziehen, einigen, was könnte da überhaupt eine gemeinsame (Diskussions-)Basis sein?

Jeder würde also nur "seins" äußern, mitteilen und dann? Redet man dann aneinander vorbei bzw. ist die "Diskussion" dann beendet? Wenn keine gemeinsamen Bezüge hat und auch nicht interessiert ist an Erkenntniszuwachs, an Wissenszuwachs ... ?


Ja sicher, das kann man auch und ist auch interessant: die Meinung und Erfahrungen anderer Leute. Aber bei mir kommt dann unweigerlich die Frage nach den Hintergründen. Warum denkt jemand so oder so - also: was ist die Ursache oder auch Basis - was führte zu seiner Ansicht, wodurch hat sie sich so gebildet, entwickelt ... ?

Und es ist ja beileibe nicht so, dass hier nur einzelne Meinungen geäußert würden - man ist ja nicht selten unterschiedlicher Meinung - wie kann/darf dann aber nach deiner Auffassung Diskussion überhaupt möglich sein - wenn man doch niemanden "überzeugen" will/sollte/kann?

Grade jetzt ist es doch nichts anderes:

Zitat
Für jedes Individuum hat seine eigene Meinung den Charakter von Wahrheit, weil das Individuum nach seinen Überzeugungen handelt. Es gibt aber keine absoulten Wahrheiten, die für alle gelten würden. Besonders deutlich wird das beispielsweise, wenn etwa das Thema "Glauben an Gott" diskutiert wird, dem man nun mal nicht mit Falsifikation (oder gar: Verifikation!) beikommen kann.

Für mich ist das Interessante an einer Diskussion hier, die Sichtweisen der Anderen auf die Dinge kennenzulernen. Und nicht Andere zu missionieren oder zu überzeugen. Dazu gehört für mich auch, dass man anderen eben ihre Meinung lässt.
colourize

Dann ist meine "Meinung" eben die, dass mir reiner Meinungsaustausch nicht "reicht".

Und ja natürlich geht es (mir) um Wahrheit - aber nicht um die einzige ewige, die es nicht geben kann, wie bereits festgestellt, sondern um vorläufige aber aktuell eben "geltende" Wahrheiten.

Wenn wir keine solchen gemeinsamen Wahrheiten kennten, könnte der Alltag kaum funktionieren. ? Wenn jeder von allem eine andere Meinung hätte und jede einzelne Meinung so stehengelassen werden müsste ...

Wir brauchen ja "Wissen" von "den Dingen" in unserem Leben, für unser Leben - verlassen uns also darauf. Und was wäre "Wissenschaft" ohne Wahrheitsanspruch? Ohne "Legitimation", ohne solide Basis?

Was wäre Forschung ohne "Wahrheit(en)"?


Und was hab ich davon, wenn ich weiß, erlebe, dass z.B. 20 Leute, die zusammen "diskutieren" 20 (oder meinetwegen 10) unterschiedliche Meinungen haben? - Und dann? ?

Übrigens: Nur weil man Menschen überzeugen will, will man sie nicht "missionieren". Auch wenn das gerne immer wieder auch abwertend so angeführt wird.  ;)


Ich meine: Es gibt hier so einige Leute, die andere überzeugen wollen - nicht nur ich ...

Und du willst nie jemanden überzeugen, colourize?  8)

Wenn du so offen, tolerant, liberal bist, warum greifst du meine "Meinung" dann an - warum versuchst du, sie zurechtzurücken?   ;)




Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: messie am 27 April 2012, 01:13:30
Zitat
Also kann man von einem Fall nicht wirklich auf die Allgemeinheit schließen/verallgemeinern

Ja, muss man das denn überhaupt?
Reicht es nicht schon völlig aus dass man weiß, dass die Auswirkungen einer Therapie / einer Medikation  in einigen Fällen so verläuft und in anderen anders?

Zitat
Wenn keine gemeinsamen Bezüge hat und auch nicht interessiert ist an Erkenntniszuwachs, an Wissenszuwachs ... ?

Der Erkenntniszuwachs ist doch da. Jener namens "ach, interessant, so verhält sich jemand also auch, wenn xyz zuvor gemacht wurde".
In Bezug auf psychische Krankheiten ist vieles, das man an Hilfreichem gefunden hat, halt auch try+error, vor allem im Kleinen. Bei Person A versagt die anerkannte Methode, also probiert man eben eine andere aus. Selbiges gilt für Medikamente.
Vor allem Letzteres ist auch kein Wunder: Mal die Nebenwirkungen der Beipackzettel angesehen? Wenn es danach ginge, also dem Worst Case, müsste man selbst nach einer Aspirin schon halbtot in die Intensivstation kommen.  ;D

Gerade weil wir Menschen so unterschiedlich sind, reagiert jeder anders auf ein bestimmtes Medikament.
Das macht dann auch die Medikation, oder auch Medikation überhaupt, so schwierg. Man weiß nie wirklich, ob es Nebenwirkungen geben wird und wenn, wie sie dann aussehen werden.
Aus diesem Grund kann man dann auch nicht sagen, dass ein Medikament grundsätzlich falsch oder richtig ist. Es gibt wenige Beispiele in der Geschichte die Wirkstoffe und/oder Medikamente als ausschließlich falsch identifiziert wurden. Spontan fallen mir da Contergan und Asbest ein.
Selbst so heftiges Zeug wie Tavor beispielsweise lässt sich schwer verteufeln: Einigen Leuten hilft das Zeug unverschämt gut.
Denen wird es dann auch wurscht sein, dass es anderen den Total-Knockout zu verpassen in der Lage ist.
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: schwarze Katze am 27 April 2012, 08:04:40
Selbst so heftiges Zeug wie Tavor beispielsweise lässt sich schwer verteufeln: Einigen Leuten hilft das Zeug unverschämt gut.
Denen wird es dann auch wurscht sein, dass es anderen den Total-Knockout zu verpassen in der Lage ist.

ja, gerade bei Menschen mit PTBS und Panik-Attacken.
Die Alternative wäre dann Neuroleptika, aber die hat viel mehr Nebenwirkungen

Das Problem bei Benzos ist aber, dass einige Ärzte zu leichtfertigt Benzodiazepine verschreiben, gerade wenn es um "gutbürgerliche" Patienten geht, denen man keine Sucht unterstellen will.
Ich kann mit dir wetten, dass ich, wenn ich es wollte, binnen einen Tages mich so mit Benzos legal eindecken könnte, dass es für mehrere Wochen "Breitness" ausreicht.
Natürlich tuh ich das nicht, aber ich kenne die Frau, die so in Sucht reingerutscht ist. Sie hatte einen Schicksalschlag (wo Benzos auch kurzfristig angebracht wären), aber die Ärztin verschrieb ihr das Zeug über den nötigen Zeitpunkt, insgesamt über 2,5 Jahren. Der Entzug danach war nicht witzig
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Kallisti am 27 April 2012, 10:06:28

Gerade weil wir Menschen so unterschiedlich sind, reagiert jeder anders auf ein bestimmtes Medikament.
Das macht dann auch die Medikation, oder auch Medikation überhaupt, so schwierg. Man weiß nie wirklich, ob es Nebenwirkungen geben wird und wenn, wie sie dann aussehen werden.


Ja nun, wenn alle oder wenigstens die meisten Ärzte so dächten wie du, wär das ja angenehm. :) 

Aber da wird ja doch immer viel verallgemeinert, über einen Kamm geschoren - da heißt es dann, dies oder jenes könne gar nicht sein/vorkommen, sei extrem selten (so nach dem Motto: "Also ist es das bei Ihnen auch nicht") ... man wird nicht ernstgenommen ... oder man wird als "Gegner" betrachtet - also es gibt einfach viele Ärzte nach wie vor, die sich nicht "reinreden" lassen wollen, die dann unwirsch werden oder einfach drüber weggehen ...

Mein jetziger Hausarzt ist da eine angenehme Ausnahme - wenn er sich mit etwas nicht auskennt, sagt er das genau so und sofort - druckst nicht rum, lenkt nicht ab, wiegelt nicht ab ... - er sagt dann, er muss das nachlesen, sich informieren ... oder einfach, dass es nicht sein Fachgebiet ist und er es nicht weiß ...

Sowas hab ich noch selten erlebt - also in der Form eigentlich noch nie!


Aber eigentlich meinte ich das oben nun nicht so auf den thread oder bestimmte Themen bezogen, sondern eher so "allgemein" - auf das bezogen, das colourize zuvor geschrieben hatte - wegen "Wahrheit" und "Meinungen austauschen" und "nicht überzeugen (wollen/sollen" und so. ;)
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Kallisti am 07 Mai 2012, 20:49:04
Falls es jemand gucken will: heute Abend 22.45h kommt eine Doku zu AD(H)S in der ARD.

(Ich glaub, das ist die Wiederholung der Sendung, die ich also vor einiger Zeit schon mal gesehen hatte und auf die ich mich auch im thread-Anfang bezog. ?)
Titel: Re: Therapierungswahn Pathologisierungswut - Ritalin ... - nicht nur bei Kindern
Beitrag von: Ookami am 25 Juni 2012, 15:48:20
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