Schwarzes Hamburg

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Autor Thema: Angebot und Nachfrage  (Gelesen 12427 mal)

Killerqueen

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Angebot und Nachfrage
« am: 10 Juni 2008, 15:33:58 »

Angestachelt durch den Milchstreik und durch immer missmutigere Beobachtung des Konsummarktes in den letzten Jahren, möchte ich hier eine Sache ansprechen, die mich allmählich echt tierisch nervt.

Ich bin ja nun wirklich keine alte Frau, aber selbst in der relativ kurzen Zeitspanne, in welcher ich den Markt in Deutschland/ Europa beobachten konnte, fiel mir eines ganz extrem auf:
Die alte Regel, dass die Nachfrage das Angebot bestimmt, findet mittlerweile überhaupt keine Anwendung mehr. Dies hat sich vor allem in den letzten ca. 5-7 Jahren drastisch verschlechtert und allmählich erreicht es einen Punkt, wo ich nicht mehr bereit bin, das hinzunehmen. Und die Geschwindigkeit, mit der diese Entwicklung fortschreitet, bereitet mir zusätzliches Unbehagen.

Was der Kunde will, interessiert heutzutage niemanden mehr. Vielmehr wird bewusst mit einem beschränkten Angebot dafür gesorgt, dass die Kunden auch wirklich nur das kaufen, wovon die Marketingabteilungen der diversen Firmen selbst grade so begeistert sind und was sie demnach auch absetzen wollen, weil sie Entwicklungskosten reingesteckt haben. Ob das Produkt dabei scheiße ist oder nicht, ist irrelevant, denn (um's mal etwas pathetisch auszudrücken) wer unbedingt eine Hose braucht und nur eine hässliche kaufen kann, nimmt eben damit Vorlieb um nicht nackt zu sein, auch wenn er lieber eine schöne gehabt hätte. Es ist einem Konsumenten nicht mehr erlaubt, seinen eigenen Geschmack zu haben, das Angebot übernimmt die Geschmacksbildung. Das Angebot bestimmt die Nachfrage!

Beispiel:
Wollte ich früher ein Tshirt in einer Farbe haben, die zu dem Zeitpunkt überhaupt nicht "in" war, konnte ich mir einfach eines kaufen. Will ich heute dasselbe, muss ich vermutlich nach Timbuktu fahren, und werde selbst dort nicht fündig, weil es Dinge, die nicht "in" sind, einfach nicht mehr gibt! Sie werden gar nicht erst hergestellt.
Was soll das?

Ich rede hier nicht von ausgefallenen Dingen, sondern von Basics, die man früher immer kaufen konnte, wenn mal wieder ein Teil kaputt ging.
In den letzten Jahren war es wohl chick, Hemden nicht mehr bis zum Kragen mit Knöpfen auszustatten und sie an allen Ecken und Enden mit Rüschchen, Pailetten und anderem unnötigen Nuttenkram vollzuhängen. Ich brauchte aber bitte ein ganz einfaches, grade geschnittenes Baumwollhemd, zu dem man auch mal eine Kravatte tragen kann. Kravatten funktionieren nunmal bei einem Ausschnitt bis zum Bauchnabel und nem Kilo Rüschen nicht. Es endete damit, dass ich nach langer Suche zumindest ein Hemd ohne Flitterkram und nur zum Teil aus Baumwolle kaufte und die Knöpfe selbst annähte.

Das kann's ja wohl nicht sein?!

Die Getränke werden immer süßer und ekliger. Das scheußliche Zeug kann man kaum noch trinken, aber es wird gekauft, obwohl Leute, die man einmal darauf anspricht, fast alle geschlossen sagen: "Ja, das könnte ruhig weniger süß sein.". Und das zieht sich durch die komplette Produktpalette, egal ob nun Lebensmittel, Konsumgüter, Gebrauchsgüter, ...

Warum muss ich es mir bieten lassen, dass die Industrie für mich entscheidet, was ich gerne zu wollen habe? Ich bin verdammt nochmal auch bereit 1,50 € für einen Liter Milch zu bezahlen, wenn der Bauer dann auch endlich das bekommt, was er verdient!

Aber es gibt einfach so viele dumme Menschen, die sich darüber überhaupt keine Gedanken machen, die sich von der Bildzeitung, der Bunten, Freundin, Petra (oder wie dieser Schund alles heißt) ihren Geschmack und ihren Bedarf diktieren lassen, weil sie selbst keine Meinung haben, so dass es gar nichts bringt, sich darüber aufzuregen oder die Hersteller anzuschreiben. Da kommt ohnehin keine Antwort.

Sind wir hier in der DDR, wo man nur noch kaufen kann, was grade so da ist, oder was? Zum kotzen ist das!

Was haltet ihr davon? Bin ich paranoid oder habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht?
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Thomas

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Re: Angebot und Nachfrage
« Antwort #1 am: 10 Juni 2008, 15:51:28 »

Hm.Du reißt da ja mehrere Baustellen an, die zumindest einen minimalen gemeinsamen Nenner haben.Ich sehe das ehrlich gesagt nicht so drastisch.Klamottenmäßig war und ist es natürlich so, das man primär immer die angesagten Klamotten an jeder Ecke um die Ohren gehauen bekommt, aber wenn man ein wenig guckt, wird man meist auch bezüglich schlichterer Modelle fündig.Das wird auch kein Phänomen der Gegenwart sein, ich denke in den 70'er als Beispiel eine Hose ohne Schlag zu finden dürfte ähnlich aufwendig gewesen sein  ;)

Und bezüglich der Nahrungsmittel halte ich das Angebot tlw. sogar für zu groß.Was brauche ich im Supermarkt fünf verschiedene Sorten Mehl, Mineralwasser, Toastbrote, etc. ? Da lobe ich mir Aldi&Co, die diesen Aufwand nicht betreiben und die Ersparnisse tlw. an die Kunden weitergeben können.

Und Hersteller anschreiben bringt schon was, so zumindest meine Erfahrung.Ich habe das schon ein paar Mal wegen einiger Lappalien gemacht und immer recht interessierte Antwortschreiben bekommen (wie ernst so was dann wirklich genommen wird, ist natürlich eine andere Frage).
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Lakastazar

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Re: Angebot und Nachfrage
« Antwort #2 am: 10 Juni 2008, 16:00:31 »

Zunächst einmal lässt sich aus deinem Thread zwei Themenlinien ziehen.
Preisentwicklung
Warenangebot
Und bei beiden kann ich mitreden  ;D

Aber ich denke dir gehts primär um das Waren-Angebot und nicht um die Preisentwicklung.

Das eine ist das besonders bei Klamotten seasonell bedingte Abkotzen meinerseits über das Angebot und die nimmer tröstende Aussage, es sei gerade nicht die Season dafür oder sowieso nicht hip!

Da ich eigentlich immer schwarz trage, bleibt mir der Hinweis auf dieses natürlich nicht erspart und Gott sei dank sind zumind. die männlichen Mitarbeiter bemüht sich noch ma mit nützlichen Hinweisen, wo man denn wo anders fündig werden könnte, behilflich zu machen.

Aber was Klamotten angeht, muss ich auch echt über die "Gruftie-Mode" schimpfen!
Es gibt wirklich fast ausschließlich nur überteuerte Scheiße. Was Männer angeht, gibt es nichts gediegenes Alltag-Taugliches, wo man nich gleich so aussieht, wie ein ambitionierter aber nicht wirklich überzeugender Shadow-Run-Larper, der sich irgendwo verlaufen hat.


Zum Thema über die Preisfrage kann ich dazu mal die aktuelle Spiegel empfehlen mit dem Titel "Angriff auf den Wohlstand", wo es um die Preistreiberei der Spekulanten geht. Was da abgeht, hat mir Angebot und Nachfrage auch nichts mehr zu tun. Ich sage, der Kapitalismus frisst sich selbst... aber das gehört dann irgendwann in einen anderen Thread hin  ::)
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Killerqueen

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Re: Angebot und Nachfrage
« Antwort #3 am: 10 Juni 2008, 16:11:24 »

Aber ich denke dir gehts primär um das Waren-Angebot und nicht um die Preisentwicklung.
Genau. ;)

aber wenn man ein wenig guckt, wird man meist auch bezüglich schlichterer Modelle fündig.
Ja eben nicht! Das ist es ja. Bei Männern mag das ja funktionieren, aber als Frau bekommt man derzeit nur noch entweder Nuttenoutfits oder Umstandsmode! (Ja, ich weiß, das ist jetzt auch übertrieben, aber irgendwann, wenn man die halbe Republik nach einem einfachen Teil durchsucht hat, neigt man dazu. ;))

Und bezüglich der Nahrungsmittel halte ich das Angebot tlw. sogar für zu groß.

Es geht hier doch nicht darum, ob das Angebot groß ist oder nicht. Natürlich ist es groß, auch für meinen Geschmack zu groß. Aber Quantität heißt nicht Qualität. Auf die Inhaltstoffe kommt es an. Und die halten häufig dem Vergleich mit früher nicht mehr stand, weil sie so lange gewinnoptimiert wurde, bis der Geschmack auf der Strecke blieb. Aber das geschieht so langsam, dass die meisten Konsumenten nicht mal merken, wie sehr sich die Qualität einiger Produkte verschlechtert hat, obwohl der Preis ständig stieg. Das wird dann als "Neu - noch besser" oder "Neue Rezeptur" verkauft. Ich möchte nicht irgendeine "neue Rezeptur", sondern etwas was schmeckt!

Und überall wird Zucker eingekippt, um es zu strecken. Und um den süßen Geschmack anschließend wieder loszuwerden, kommt Säure rein. Was ist das nur für ein Blödsinn!

Kann sich noch irgendwer daran erinnern, wie Rittersport-Schokolade früher schmeckte? Mittlerweile hat man nur noch das Gefühl auf einem braun eingefärbten Stück Butter rumzulutschen. Diese Umstellung ist noch gar nicht so lange her, und der Kunde wurde noch nicht mal durch das obligatorische "Jetzt neu" darauf hingewiesen. Es wurde einfach gemacht.
« Letzte Änderung: 10 Juni 2008, 16:19:05 von Killerqueen »
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Lakastazar

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Re: Angebot und Nachfrage
« Antwort #4 am: 10 Juni 2008, 16:25:54 »

Bei dieser Lebensmittelpanscherei wirds echt Zeit, sich zu formieren  8)

foodwatch

bin da auch mit bei, weil mir diese zunehmend dreister werdende Skrupellosigkeit auf dem Lebensmittelmarkt gewaltig stinkt!

Und da wärn wir wieder bei der Wurzel allen Übels: Gewinnoptimierung!   :D
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SoylentHolger

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Re: Angebot und Nachfrage
« Antwort #5 am: 10 Juni 2008, 16:30:59 »

Zitat von: Thomas
Das wird auch kein Phänomen der Gegenwart sein, ich denke in den 70'er als Beispiel eine Hose ohne Schlag zu finden dürfte ähnlich aufwendig gewesen sein 


Jein. Ich habe auch das Gefühl, dass früher die Dinger auf dem Markt waren, weil die Kunden vermehrt danach fragten und heutzutage wird z.B. diese Umstandsmode für Mädels auf den Markt geschmissen weil irgendwelche Marketing"profis" vorab einen Trend setzen wollen.
Der Rest zieht dann mit. Nicht umsonst schickt C&A Trendscouts und Einkäufer zu H&M um exakt dieselben Bekleidungsstücke ins eigene Sortiment zu übernehmen. Ich finds daher auch schwierig die Sachen zu finden, die mir gefallen und nicht dem Einheitsbrei entsprechen.

Einheitsbrei = Rosa Hemden und Krawatten für Männer im letzten und diesem Jahr *schauder*
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K-Ninchen

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Re: Angebot und Nachfrage
« Antwort #6 am: 10 Juni 2008, 16:40:50 »

Ich denke mal mit "Angebot" und "Nachfrage" ist ganz klar die Masse gemeint.
Und wenn man die Masse soweit manipulieren kann, dass sie das eigene Angebot vorziehen, gibt es auch automatisch die Nachfrage.

Ich frage mich auch manchmal, wer diese ganze Schwämme an schlechten HipHop und "R'n'B" CDs alle kauft.

Oder für wen eigentlich das Fernsehprogramm gemacht ist, das über Strecken lang wirklich unter aller Sau ist.

Da wird einfach mit Hochdruck die Werbekanone gefüllt, die Werbebotschaft wird unentwegt so oft wiederholt und wiederholt und wiederholt, bis der Kunde ganz mürbe ist und sich denkt "Na dann muss ja was dran sein, dann guck ich mir das wenigstens mal an".
Und weil es gerade nichts besseres gibt (und selbst wenn: Bei dem ganzen Werbetamtam werden die kleineren, passenderen Angebote leicht überhört), nimmt man eben das, was man kriegen kann.
So werden eben Bedürftnisse künstlich erzeugt, und das in einem gewaltigen Ausmaß. Man bekommt es bei allen Gelegenheiten um die Ohren gehauen, bis man es einfach nicht mehr ignorieren kann. Ziemlich "brute force".

In manchen Fällen kann man noch sagen: "Okay, dann schneidere ich mir das selber" oder "Dann backe ich eben meine eigenen Schokoriegel", aber irgendwo hörts dann auch auf.

Die schönsten Klamotten finde ich immer noch im Secondhand Läden, bei Ebay oder sind geschneidert. Auf den Rest kann ich auch verzichten.
Dazu kommt ja auch, dass alle Läden das gleiche anbieten.
Selbst Gothic-Shops im Internet! Die haben alle die selben 3 Kleider von Bäres oder Intermoden, ja, alle 200 Shops teilen sich diese (gefühlten) 3 Kleider.
Tja, da muss man halt kreativ sein...
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Im Falle eines Missverständnisses:
Ich bin zutiefst bösartig und hinterhältig (kein Wunder bei dem Sternzeichen) und habe grundsätzlich niedere Beweggründe für fast alles.

PaleEmpress

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Re: Angebot und Nachfrage
« Antwort #7 am: 10 Juni 2008, 17:07:57 »

Aber was Klamotten angeht, muss ich auch echt über die "Gruftie-Mode" schimpfen!
Es gibt wirklich fast ausschließlich nur überteuerte Scheiße. Was Männer angeht, gibt es nichts gediegenes Alltag-Taugliches, wo man nich gleich so aussieht, wie ein ambitionierter aber nicht wirklich überzeugender Shadow-Run-Larper, der sich irgendwo verlaufen hat.
Und für Frauen gibt es nur Größen bis S, alles darüber findet man in der Fettsack-Ecke, und die gibt es für Grufties nicht. Immer schön verhungert aussehen...  >:(
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tyrannus

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Re: Angebot und Nachfrage
« Antwort #8 am: 10 Juni 2008, 17:13:44 »

Aber was Klamotten angeht, muss ich auch echt über die "Gruftie-Mode" schimpfen!
Es gibt wirklich fast ausschließlich nur überteuerte Scheiße. Was Männer angeht, gibt es nichts gediegenes Alltag-Taugliches, wo man nich gleich so aussieht, wie ein ambitionierter aber nicht wirklich überzeugender Shadow-Run-Larper, der sich irgendwo verlaufen hat.
Und für Frauen gibt es nur Größen bis S, alles darüber findet man in der Fettsack-Ecke, und die gibt es für Grufties nicht. Immer schön verhungert aussehen...  >:(

Hast Du schonmal fette Zombies gesehen? ...also ich meine jetzt in Filmklassikern, nicht in komödiantisch anghauchten halbaktuellen Streifen?  ;D

Könnte es sein, dass grösse S mehr so für die prepubertären Ritzerinnen sind?  :o ... ich habe auch schon Ms gesehen, die ich jetzt bei weitem nicht als fett sondern eher noch als viel zu dürr bezeichnen würde  :-\




Letztens stand vor mir bei LIDL eine Mutti mit einem Einkaufswagen voller Milchpaletten... das fand ich schon ein bisschen hart, zumal die Menge in einem nicht-Lidl dazu geführt hätte, dass sonst keiner mehr Milch hätte kaufen können  :o
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colourize

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Re: Angebot und Nachfrage
« Antwort #9 am: 10 Juni 2008, 17:35:51 »

Die Regel von Angebot und Nachfrage greift noch, aber genau nur bis zur Monopol- oder Kartellbildung.
Ich greife mir mal dieses Beispiel von Dir raus um zu erläutern was ich meine:
Wollte ich früher ein Tshirt in einer Farbe haben, die zu dem Zeitpunkt überhaupt nicht "in" war, konnte ich mir einfach eines kaufen. Will ich heute dasselbe, muss ich vermutlich nach Timbuktu fahren, und werde selbst dort nicht fündig, weil es Dinge, die nicht "in" sind, einfach nicht mehr gibt! Sie werden gar nicht erst hergestellt.
Der Kunde hatte die Wahl zwischen H&M (steht hier für zig andere Scheissketten) und dem sog. qualitativ hochwertigen Fachhandel. Billigkette bietet das T-Shirt (zunächst noch in allen Farben) für 5,- an, der Einzelhändler aus dem nicht filialisierten Fachgeschäft für das Doppelte. Ergo: Kunde kauft das Produkt bei der Billigkette. Die Folge ist, dass mehr und mehr nichtfilialisierte Einzelhändler aufgeben. Damit fehlt der Billigkette die Konkurrenz.

Die Konkurrenz wird aber wieder auferstehen, wenn nun die Preise steigen. Wie aber kann man dennoch als H&M-Cheffe mehr Gewinn machen?
Ganz einfach: Verkleinerung des Sortiments. (Und natürlich Senkung der Löhne und Gehälter der Mitarbeiter!)

Das geht inzwischen so weit, dass es in vielen Einkaufszentren so gut wie keine Herrenklamotten mehr gibt (vom oberspießigen Herrnausstatter mit Anzug und Krawatte einmal abgesehen). Einfach weil sich Typen statistisch gesehen nur einmal pro Jahr eine neue Unterhose kaufen (kein Scherz!). Dafür wertvolle Regalmeter zu opfern lohnt einfach nicht, zumindest nicht für H&M. Ergo wird das Produkt nicht mehr angeboten: Zu kleine Stückzahlen, zu kleine Margen = unrentabel.

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Thomas

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Re: Angebot und Nachfrage
« Antwort #10 am: 10 Juni 2008, 17:55:35 »

Aber ich denke dir gehts primär um das Waren-Angebot und nicht um die Preisentwicklung.
Genau. ;)

aber wenn man ein wenig guckt, wird man meist auch bezüglich schlichterer Modelle fündig.
Ja eben nicht! Das ist es ja. Bei Männern mag das ja funktionieren, aber als Frau bekommt man derzeit nur noch entweder Nuttenoutfits oder Umstandsmode! (Ja, ich weiß, das ist jetzt auch übertrieben, aber irgendwann, wenn man die halbe Republik nach einem einfachen Teil durchsucht hat, neigt man dazu. ;))

Und bezüglich der Nahrungsmittel halte ich das Angebot tlw. sogar für zu groß.

Es geht hier doch nicht darum, ob das Angebot groß ist oder nicht. Natürlich ist es groß, auch für meinen Geschmack zu groß. Aber Quantität heißt nicht Qualität. Auf die Inhaltstoffe kommt es an. Und die halten häufig dem Vergleich mit früher nicht mehr stand, weil sie so lange gewinnoptimiert wurde, bis der Geschmack auf der Strecke blieb. Aber das geschieht so langsam, dass die meisten Konsumenten nicht mal merken, wie sehr sich die Qualität einiger Produkte verschlechtert hat, obwohl der Preis ständig stieg. Das wird dann als "Neu - noch besser" oder "Neue Rezeptur" verkauft. Ich möchte nicht irgendeine "neue Rezeptur", sondern etwas was schmeckt!

Und überall wird Zucker eingekippt, um es zu strecken. Und um den süßen Geschmack anschließend wieder loszuwerden, kommt Säure rein. Was ist das nur für ein Blödsinn!

Kann sich noch irgendwer daran erinnern, wie Rittersport-Schokolade früher schmeckte? Mittlerweile hat man nur noch das Gefühl auf einem braun eingefärbten Stück Butter rumzulutschen. Diese Umstellung ist noch gar nicht so lange her, und der Kunde wurde noch nicht mal durch das obligatorische "Jetzt neu" darauf hingewiesen. Es wurde einfach gemacht.

Hm.Wie gesagt, ich kann da nur für mich sprechen, also ich finde sowohl genügend Sachen, die mir schmecken, als auch Klamotten, die mir gefallen, von daher kann ich diesbezüglich keine verschlechterung feststellen.
Allerdings kaufe ich Klamotten primär in Second-Hand-Läden, und das (wie colourize beiläufig erwähnte) für einen Kerl statistikgetreu höchstens ein-zweimal im Jahr.

Und bei Inhaltsstoffen von Lebensmitteln bin ich auch schon immer ziemlich entspannt gewesen, Hauptsache das Ergebniss schmeckt.Und das tut es bei dem Großteil der Fälle.Kann man sich nun drüber streiten, ob ich einfach Geschmackstaub bin oder du Geschmackshypersensibel  ;)

Bezüglich Klamotten ist mir aber ein anderer Trend aufgefallen : Seit einigen Jahren scheinen sich auch Kerle in einem Umfang für Outfit und Styling zu interessieren, wie man es früher nur von Frauen kannte.Diese Metrosexualisierung finde ich äußerst bedenklich, weil es die Industrie scheinbar schleichend geschafft hat, auch Männer in diesen beknackten Trendstrudel zu saugen  :(
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Re: Angebot und Nachfrage
« Antwort #11 am: 10 Juni 2008, 18:21:56 »

Aber was Klamotten angeht, muss ich auch echt über die "Gruftie-Mode" schimpfen!
Es gibt wirklich fast ausschließlich nur überteuerte Scheiße. Was Männer angeht, gibt es nichts gediegenes Alltag-Taugliches, wo man nich gleich so aussieht, wie ein ambitionierter aber nicht wirklich überzeugender Shadow-Run-Larper, der sich irgendwo verlaufen hat.
Und für Frauen gibt es nur Größen bis S, alles darüber findet man in der Fettsack-Ecke, und die gibt es für Grufties nicht. Immer schön verhungert aussehen...  >:(
Kann ich nicht bestätigen. Dann gibt es eben nur die Größen dazwischen, denn S ist definitiv auch nie im Angebot.  ::)
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Re: Angebot und Nachfrage
« Antwort #12 am: 10 Juni 2008, 18:28:37 »

Die Regel von Angebot und Nachfrage greift noch, aber genau nur bis zur Monopol- oder Kartellbildung.
Ich greife mir mal dieses Beispiel von Dir raus um zu erläutern was ich meine:
Wollte ich früher ein Tshirt in einer Farbe haben, die zu dem Zeitpunkt überhaupt nicht "in" war, konnte ich mir einfach eines kaufen. Will ich heute dasselbe, muss ich vermutlich nach Timbuktu fahren, und werde selbst dort nicht fündig, weil es Dinge, die nicht "in" sind, einfach nicht mehr gibt! Sie werden gar nicht erst hergestellt.
Der Kunde hatte die Wahl zwischen H&M (steht hier für zig andere Scheissketten) und dem sog. qualitativ hochwertigen Fachhandel. Billigkette bietet das T-Shirt (zunächst noch in allen Farben) für 5,- an, der Einzelhändler aus dem nicht filialisierten Fachgeschäft für das Doppelte. Ergo: Kunde kauft das Produkt bei der Billigkette. Die Folge ist, dass mehr und mehr nichtfilialisierte Einzelhändler aufgeben. Damit fehlt der Billigkette die Konkurrenz.

Die Konkurrenz wird aber wieder auferstehen, wenn nun die Preise steigen. Wie aber kann man dennoch als H&M-Cheffe mehr Gewinn machen?
Ganz einfach: Verkleinerung des Sortiments. (Und natürlich Senkung der Löhne und Gehälter der Mitarbeiter!)

Das geht inzwischen so weit, dass es in vielen Einkaufszentren so gut wie keine Herrenklamotten mehr gibt (vom oberspießigen Herrnausstatter mit Anzug und Krawatte einmal abgesehen). Einfach weil sich Typen statistisch gesehen nur einmal pro Jahr eine neue Unterhose kaufen (kein Scherz!). Dafür wertvolle Regalmeter zu opfern lohnt einfach nicht, zumindest nicht für H&M. Ergo wird das Produkt nicht mehr angeboten: Zu kleine Stückzahlen, zu kleine Margen = unrentabel.

C'est la vie.

Ja genauso läuft's.

Und es kotzt mich an, dass ich nichts dagegen tun kann, außer mir weiterhin die Sachen in kleinen Läden zu kaufen, was meist auch nichts bringt, weil Leute mit Idealismus einfach in der Minderheit sind.
Aber was mir dazu grad einfällt: Ich war in letzter Zeit häufig sehr erstaunt über die günstigen Preise, die einem kleine Läden trotz ihrer ungünstigen Position bieten. Da kann man mal sehen, welche Gewinnaufschläge diese großen Drecksketten haben!
Wenn ich die Wahl habe, bevorzuge ich immer den kleinen, unabhängigen Einzelhandel. Außerdem tanke ich, wenn möglich, nur noch bei bft-Tankstellen, aber das ist wieder ein anderes Thema... ;)
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Re: Angebot und Nachfrage
« Antwort #13 am: 10 Juni 2008, 19:45:07 »

fällt mir mehreres zu ein.

1. Nahrung.
So hart wie das klingt: geht zu den Ökofaxen. Ich habe dann zwar immer das Bedürfnis, dringend ein paar Babyrobben zu erschlagen, aber: wenn du wissen willst, was du da isst, dann bleibt über kurz oder lang tatsächlich nur das Reformhaus oder der Biosupermarkt übrig.(wo ich dann immer denke: die Leute haben alle zu viel Geld.) Fertigprodukte sind sowieso evil, und das nicht auf eine positive Weise. ;-) Klar, selber kochen ist nervig, aber: mit frischen Zutaten dauert es auch nicht länger als mit der Fertiggewürzmischung.

2.) Klamotten.
Ich kann so Standarddinge wie Unterhosen, Socken und T-Shirts bei H&M kaufen, aber ich bin auch ein Mann. ;-) Ich habe gute Dinge über Lands End und Manufactum
http://de.wikipedia.org/wiki/Lands%E2%80%99_End / http://de.wikipedia.org/wiki/Manufactum gehört ,das ist aber beides eher konservativ. Und ob die die Sachen auch in Schwarz haben? 

Ansonsten: eine Freundin von mir hat sich inzwischen eine Schneiderin gesucht, weil es für ihre Figur ebenfalls nix zu kaufen gibt, was sie auch tatsächlich tragen wollte. Allerdings kostet da eine Bluse eben auch schon mal 240 Euro - ist halt alles Handarbeit. Wenn man die Kohle hat, kann man dem Massenwahn entkommen, wenn nicht, musste dir wohl eine Nähmaschine kaufen. ;-)

3.) Technik.
Du glaubst, das ist bei Mode schlimm?
Dann guck dir lieber keine Mikroelektronik an... Meine Eltern haben damals ein TV-Gerät gekauft, das war 2 Jahre nach meiner Geburt. Das Teil ist mit ihnen und dann mit mir 3x umgezogen und hat über 20 Jahre gehalten. Seitdem sie den damals mir gegeben haben, sind sie inzwischen beim fünften oder so. Über Computertechnik wollen wir gar nicht reden: wenn da was die Garantiezeit länger als ein Jahr überlebt, dann ist das schon bewundernswert. Durch die bisherige rasende Entwicklung fällt das halt nur nicht so auf. Nach 3 Jahren ist die Komponente eh technisch total hinterher, also muß sie auch nicht länger halten. Pervers find ichs trotzdem.

Oh, und zum Thema Marketing: wenn ein Kfz-Hersteller heute einen Motor vorstellt, dann wird die Maschine absichtlich unter ihrer tatsächlichen Leistung gehalten. Wenn der neue 2,0l-Motor z.B. tatsächlich 170 PS leisten kann, dann stellen die das per Elektronik auf 155 PS ein. Damit sie bei der Modellpflege nach 3 Jahren mit einem Handgriff einen neuen Kaufanreiz liefern können. (weswegen ja auch keiner die Chiptuner leiden kann, die das in finsteren Hinterhöfen für die dummen Kunden selbst machen.)
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Re: Angebot und Nachfrage
« Antwort #14 am: 10 Juni 2008, 20:11:01 »

Oh, und zum Thema Marketing: wenn ein Kfz-Hersteller heute einen Motor vorstellt, dann wird die Maschine absichtlich unter ihrer tatsächlichen Leistung gehalten. Wenn der neue 2,0l-Motor z.B. tatsächlich 170 PS leisten kann, dann stellen die das per Elektronik auf 155 PS ein. Damit sie bei der Modellpflege nach 3 Jahren mit einem Handgriff einen neuen Kaufanreiz liefern können. (weswegen ja auch keiner die Chiptuner leiden kann, die das in finsteren Hinterhöfen für die dummen Kunden selbst machen.)

Hm, das erinnert mich an Intels Q6600 Quadcore-Prozessor, der mit 2,4GHZ ausgeliefert wird.
Mittlerweile scheint es schon normal zu sein, dass der relativ problemlos bis 3,2 oder 3,4 GHZ "overclocked", also getuned wird. Und bei 4 Prozessorkernen ist das ein ziemlicher Leistungszuwachs.
Aber ich glaube, in dem Fall hat das noch andere Ursachen: Zu vorsichtig kalkuiert.
« Letzte Änderung: 10 Juni 2008, 20:13:26 von K-Ninchen »
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