Am 15. Dezember 2007 feiert das Musical MORT nach einem Roman des britischen Bestsellerautors Terry Pratchett seine Weltpremiere. Das erste offizielle deutschsprachige Pratchett-Musical wird mit 12 Aufführungen in der Hamburger MARKTHALLE der Öffentlichkeit präsentiert.
"Keine Kugel – eine Scheibe"Eine Welt so flach wie eine Pizza, getragen von vier Elefanten auf dem Rücken einer Schildkröte, bevölkert von skurrilen Kreaturen, die den Erdenbürgern in puncto Wahnwitz in nichts nachstehen: "Wissenschaftler haben errechnet, dass die Chance einer tatsächlichen Existenz von etwas derartig Absurdem bei eins zu Millionen liegt. Aber Zauberer rechnen damit, dass Eins-zu-einer-Million-Chancen in neun von zehn Fällen eintreten."
"Also: Sie bewegt sich doch!"Terry Pratchett hat sie für uns erschaffen: die Scheibenwelt! Seine parodistischen Fantasygeschichten erreichen seit Mitte der 80er Jahre Kultstatus und eine stets wachsende Fangemeinde.
"MORT" ist der englische Originaltitel des vierten Scheibenwelt-Romans, dessen Übersetzung wir unter dem Titel "Gevatter Tod" kennen.
Die Bearbeitung stammt von Matthias Weiher (Musik) & Sabine Schindler (Libretto). Acht Musiker und zehn Hamburger Schauspieler bringen sie jetzt unter der Regie von Sabine Schindler und Sven Bossy auf die Bühne.
"Es gibt keine Gerechtigkeit – es gibt nur mich",spiegelt das Arbeitsethos des Sensenmanns der Scheibenwelt wider, der seinen Dienst jedoch allmählich leid ist – da kommt der Junge MORT gerade recht. MORT sucht vergeblich nach einer Lehrstelle, bis ihn der leibhaftige TOD holt – natürlich um ihm eine anzubieten.
Tod und lebendig auf der Scheibenwelt zu sein, wird schnell fatal: MORTS neuer Job steht der Ergründung der Geheimnisse des Lebens ebenso im Weg wie dem Ausleben unsterblichen Liebeskummers. Er verliert sein Herz an eine Prinzessin, die einem Attentat zum Opfer fallen soll. MORT rettet sie, statt ihre Seele pflichtbewusst ins Jenseits zu befördern.
Derweil mischt TOD sich außerdienstlich unter's Volk und will erfahren, welche Vergnügungen wohl das ihm unbekannte Gefühl "Spaß" bereiten.
Die Geschichte der Scheibenwelt gerät dramatisch durcheinander, und MORT wird seinem Meister immer ähnlicher...
"Gaf wirg fo nikf",behauptet der Türklopfer des unfähigen Zauberers Schneidgut, von einem Messingring an klarer Artikulation gehindert. In dieser Musicalversion wird das launische Ding gleich von mehreren Handpuppen-Kollegen in kleinen Rollen unterstützt. Für Sabine Schindler, in deren Märchenadaptionen Zahl und Kuriosität der Puppenfiguren bisher beständig zunahmen, ist dieses eigensinnige Element unverzichtbar: "Für mich entsprechen die Puppen der bunten und bizarren Scheibenwelt, und sie entsprechen Terry Pratchetts Stil: seinen so überraschend und doch selbstverständlich zum Leben erwachten Allegorien, all diesen liebevoll beobachteten Details in seiner humanistischen Satire. Sie zeigen Poesie und Parodie zugleich."
Aber lässt Pratchetts hintergründiger Humor, – der von schnellen, witzigen Dialogen und der Balance zwischen Pathos und lakonischen Pointen lebt, – sich adäquat in einem Musical umsetzen?
Mit Songtexten, die neben Sprachwitz immer Handlung transportieren und einem Komponisten, der sich erfreulicherweise gar nicht erst auf einen Stil geeinigt hat, haben die Adaptoren es getan.
Und selbstverständlich macht dabei das Augenzwinkern vor dem Musicalgenre selbst nicht halt.
"Eine Eigenschaft der Götter scheint Sinn für Humor zu sein"Ob auch die Schicksal spielenden Götter der Scheibenwelt sich zu Beginn der Produktion vor Lachen kugeln wollten, bleibt dahingestellt. Jedenfalls nahm sich bereits die Bewerbung um die Adaptionsrechte tragikomisch aus:
"Nachdem wir unsere Anfrage mit Demo-CD ins Vereinigte Königreich geschickt hatten, hofften wir zunächst ein paar Monate vergeblich, – vermuteten unser Gesuch schon unter Fanpost-Bergen, welche in einem halben Dutzend Anträge von Filmproduzenten gipfeln mochten. Ohne die rege Anteilnahme jener Freunde, die alle Werke des großen Weltenschöpfers zweisprachig daheim horten, hätten wir aufgegeben – bis wir endlich ein spannendes Detail über geheime Leidenschaften seines Briefträgers erfuhren! Es stellte sich nämlich heraus, dass viele Umschläge mit CDs ihre Empfänger in Terry Pratchetts Bezirk nie erreichen, während die Tochter eines Postboten in der Schule die Freigiebigkeit der DVD-Industrie ihrem Vater gegenüber lobt. Als jener einflussreiche Bedienstete der britischen Post durch elektronischen Datentransfer umgangen worden war, konnten wir endlich doch auf grünes Licht für das Projekt anstoßen!"
"Nach dem dritten Gerstensaft tritt das Spaßgesetz inkraft"Schrullige Zauberer, eine untote Prinzessin und die Studentenschaft der Unsichtbaren Universität – Pratchetts bunter Figurenreigen reizte erfahrene Schauspieler, die im "normalen" Leben etwa Grobi aus der Sesamstraße ihre Stimme leihen oder als Leichen, Obdachlose und Kleinkriminelle die Bildschirme bevölkern ebenso, wie junge Schauspielschul-Absolventen.
"Und dann: Wir holen uns den Tod! Leichter gesagt als getan: Zwar begeisterten sich viele Darsteller für die Rolle des liebenswerten Knochenmanns, doch versprachen besser bezahlte Engagements einigen Todeskandidaten und ihren Familien ein angenehmeres Dasein im Diesseits... Letztlich kam er freilich zu uns, wie ja zu allen."
Als das Endgültige Ende besetzt war, fand sich zu guter Letzt Paul Riggenbach, ein Schweizer Musiker, dessen flinke Finger der sprichwörtlichen Langsamkeit der Eidgenossen Hohn sprechen – zumal er Klavierstücke schon einmal mit dem Rücken zur Tastatur darbietet. Unter seiner musikalischen Leitung spannt sich das klangliche Repertoire vom Einsatz der Maultrommel bis hin zum Tristan-Zitat.
Es spielen:
Tim Kreuer als Mort
Michael Bideller als Tod
Astrid Köhler als Ysabell
Ulf-Karsten Schmidt als Albert
Henrike Krügener als Prinzessin Keli
Sascha Rotermund als Schneidgut, Herzog von Sto Helit
Stefan Waldow als Nachtwächter, Bänkelsänger, König von Sto Lat, Mönch, Ausrufer
Christian Lütjens als Straßenkehrer, Bänkelsänger, Mönch, Plakatierer, Hohepriester
Robert Missler als Lezek, Abt Lobgesang, Attentäter, Partygast, Wirt, Rincewind
Simona Pahl als Kniesehne, Zofe, Partymaus, Arbeitsvermittler Keeble
Das farbenfrohe Flair der edelsten und schlimmsten Straßen von Ankh Morpork, – jener berüchtigsten Metropole der Scheibenwelt –, verleihen ihnen die Kostüme von Daniela Pusch.
Die Uraufführung eines ungewöhnlichen Musicals braucht eine ungewöhnliche Spielstätte.
Wolfgang Land, der Geschäftsführer der Hamburger MARKTHALLE, begeisterte sich sofort für das Projekt. So konnte das mit Theaterproduktionen eher selten in Erscheinung tretende Haus als Mitveranstalter gewonnen werden.
Durch Wintarno Soetardjos Bühnenbild erhält die Konzertbühne der MARKTHALLE Tiefe und überraschende Multifunktionalität für schnelle Szenenwechsel.
Aufführungstermine:
15. / 16. / 17. Dez. 2007
27. / 28. / 29. Dez. 2007
03. / 04. / 05. Jan. 2008
15. / 16. / 17. Jan. 2008
jeweils 20:00 Uhr
Theater:
Markthalle
Klosterwall 11, 20095 Hamburg (Hauptbahnhof)
Karten:
Tel. (040) 43 30 39 oder
www.kartenhaus.de€ 19,- / 15,- (ermäßigt)
Homepage:
www.mort-musical.de