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Autor Thema: Die toten Frauen von Ciudad Juárez  (Gelesen 8431 mal)

Kenaz

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Die toten Frauen von Ciudad Juárez
« am: 10 Oktober 2004, 13:40:43 »

Habe gerade durch Zufall auf NDR-Info ein Feature über eine Serie von Frauenmorden in der mexikanischen Grenzstadt Ciudad Juárez gehört. Interessiert hat mich das schon alleine deshalb, weil ich vor ein paar Jahren selbst mal in C. J. war, doch was ich dann zu hören bekam, ließ mich echt schlucken:

Dort wurden seit 1993 an die 400 Frauen ermodet, 600 weitere werden vermißt (Tendenz in beiden Fällen kontinuierlich steigend); die Opfer entsprechen fast immer einem ganz bestimmten Frauentyp und werden immer nach dem gleichen Muster ermordet: zuerst stunden- und tagelang vergewaltigt, gefoltert, verstümmelt und schließlich getötet. Das alleine wäre ja schon ekelhaft genug, doch der Knaller kommt jetzt: Polizei und Behörden unternehmen praktisch nichts dagegen. - Warum? Zum einen, weil davon auszugehen ist, daß hinter der Angelegenheit einflußreiche politische, wirtschaftliche oder kriminelle Hintermänner stecken, und zum anderen, weil die getöteten Mädchen und Frauen durch die Bank bettelarm waren, weshalb - so muß man annehmen - der Aufwand wohl als unrentabel gilt. - Stattdessen werden die Angehörigeninitiative und deren Unterstützer, so z. B. amnesty international, in der Öffentlichkeit diffamiert, weil sie für schlechte Publicity sorgen.

Nachdem bisher weitestgehend alle Anstrengungen, effektive Gegenmaßnahmen seitens der Behörden zu erzwingen, wirkungslos verpufften, haben sich die die Angehörigen der Opfer unter dem Namen "Nuestras Hijas de Regreso a Casa" (zu deutsch: "Unsere Töchter sollen nach Hause zurückkehren") zusammengeschlossen und versuchen so, international auf ihre gleichermaßen schreckliche wie unglaubliche Lage aufmerksam zu machen. Die Gruppe unterhält eine Internetseite, auf der die Sachlage in einer kurzen Zusammenfassung geschildert wird:

http://www.mujeresdejuarez.org/enaleman.htm
http://www.mujeresdejuarez.org/infoalem1.htm

Ebenfalls sehr instruktiv sind die folgenden Artikel:

http://www.woz.ch/artikel/archiv/5006.html
http://www.amnesty.ch/d/id/idamd/m0311d/fmm.html

Die Seite der mexikanischen Bürgerinitiative enthält auch einen Link zu einer Petition an die Regierung des mexikanischen Bundesstaates Chihuahua, in dem noch einmal mit Nachdruck konkrete Unterstützung gefordert wird; dieser Brief kann online von jedem unterzeichnet werden, der sich angesprochen fühlt und sein klitzekleines Scherflein - ein paar Minuten kostbarer Online-Zeit - beitragen will:

http://www.petitiononline.com/JUAREZ/petition.html

In diesem Sinne: Wäre doch schön, wenn sich wer angesprochen fühlte ...
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BellaMorte

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Die toten Frauen von Ciudad Juárez
« Antwort #1 am: 10 Oktober 2004, 14:23:32 »

:?  wenn ich sowas lese gehts mir immer ganz mies....klar, es gibt viel unnötige Gewalt auf der Welt, aber solche ekelhaften Verbrechen gegen Frauen gehen mir irgendwie immer besonders nahe :(
Ich hab diese Petition jedenfalls mal unterzeichnet, obwohl ich mich frage, ob das wirklich was ändern wird...leider ist es ja vielen Regierungen egal, was der Rest der Welt zu den Zuständen in ihrem Land sagt...
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schwarze Katze

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Die toten Frauen von Ciudad Juárez
« Antwort #2 am: 10 Oktober 2004, 18:12:22 »

habe auch unterschrieben
ich kenne die Geschichte schon aus "Spegel" aus vergangene Jahr. Hat mich auch sehr geschockt. Ich wusste aber nicht, dass es die Unterschriftsaktion dazu gibt`s. Danke für das Info
Es ist richtig grausam. Man sieht wie wenig in manchen Regionen das Leben einer Frau ist.
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SoylentHolger

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Re: Die toten Frauen von Ciudad Juárez
« Antwort #3 am: 29 März 2007, 13:04:19 »

...und es geht weiter. Die mexikanische Polizei hat vor 4 Wochen wieder einen neuen Massenmörder der Öffentlichkeit präsentiert.




...was den Morden aber immer noch keinen Einhalt gebieten konnte.
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Thomas

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Re: Die toten Frauen von Ciudad Juárez
« Antwort #4 am: 29 März 2007, 13:29:19 »

...und es geht weiter. Die mexikanische Polizei hat vor 4 Wochen wieder einen neuen Massenmörder der Öffentlichkeit präsentiert.




...was den Morden aber immer noch keinen Einhalt gebieten konnte.

Naja, aber das ist Business as Usual in Lateinamerika.Überbordende Bürokratie, hohe Korruptionsraten, schlecht bezahlte Polizisten, Politiker, die vor allem die eigenen Interessen durchsetzen wollen, etc.Da ist Mexiko keine Ausnahme.

Diese Mordgeschichten sind äußerst bedauerlich, wie von Seiten der Behörden damit umgegangen wird verwundert mich aber gar nicht.
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DarkestMatter

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Re: Die toten Frauen von Ciudad Juárez
« Antwort #5 am: 29 März 2007, 13:43:58 »

ich bin mir durchaus bewusst, dass es zynisch sein mag - aber... wird in 3 Monaten dann um Geldspende zur Finanzierung der Strafverfolgung in Mexiko gebeten?

Ja, diese Serie von Verbrechen ist erschreckend, abstoßend, unfassbar.
aber in meinen Augen ist das ein Beispiel für ... mediale Meinungsbildung.
Vor 5 Jahren warens noch die zur Zwangsprostitution gezwungenen Frauen aus der Ukraine und Russland, vor 10 Jahren die kleinen Mädchen aus Thailand, die ihren Körper an Touristen verkauften, vor 15 Jahren warens die Familien, die im Kosovo im Rahmen einer Ethnischen Säuberung hingerichtet wurden, vor 20 Jahren hat Saddam im Nordirak ganze Dörfer ausradiert...

Ja, da draußen sind .. irgendwas zwischen 6 und 7 Milliarden Menschen. Und ein großteil der Menschen wird von verschiedensten Gefahren "bedroht". Hunger, Armut, Verdrängung, Zerstörung des Lebensraums etc.
Da ist es ... "müßig", gegen Verbrechen an 1000 Frauen (so bedauerlich die Fälle auch sind) eine unterschrift zu leisten.

Das ist wie mit Spenden um die Weihnachtszeit - Gewissensberuhigung. Moderner Ablasshandel...
ändern wird es nichts. und das weiß auch jeder.
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(http://www.world-of-smilies.com/wos_Schilder2/imsmilin.gif)Aus der "Lingener Tagespost": "Auch im aktuellen Fall führt eine Spur in die deutsch-bayerische Grenzregion."

Treknor

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Re: Die toten Frauen von Ciudad Juárez
« Antwort #6 am: 29 März 2007, 13:44:47 »

uii.. da wird einem ja ganz anders.. wenn ich mir vorstelle das sowas hier in Hannover passieren würde.. *grusel*

da hab ich doch auch gleich mal unterschrieben.

messie

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Re: Die toten Frauen von Ciudad Juárez
« Antwort #7 am: 29 März 2007, 16:34:03 »

@Darkest Matter: Im Prinzip hast du völlig recht.

Als ich aber im Rahmen der Oscarverleihung darauf stieß (da dieses Jahr besonders viele Mexikaner nominiert waren, nutzten die nominierten Schauspieler teilweise die Publicity, um in Pressekonferenzen die Öffentlichkeit darauf aufmerksam zu machen), war ich ehrlich gesagt geschockt.
Weil es so perfide ist! Ein ganzer Staat deckt die Mörder, und die Angehörigen können nichts machen! Und gefährdete Frauen ebensowenig, weil zu arm, um auszuwandern.

Da sage ich definitiv: In solchen Fällen könnte die USA ja ruhig auch mal einmarschieren und die Regierung, die dort alles deckt, absetzen. So etwas jedenfalls ist nicht minder ein Grund wie die Vertreibungspolitik Saddams damals. Aber neee, da geht es ja nur um ein paar Frauen, was soll's. Das ist der eigentliche Skandal: Dass alle zusehen, wie es ständig weitergeht. Und die Zahlen werden ja nicht sinken. Irgendwann werden es 2000, 5000, 10 000 ... Frauen sein. Arme gibt es immer. Und Menschen, die solche Verbrechen so durchgeplant betreiben, werden nicht einfach so aufhören.

Die Online-Petition wird nicht viel bringen. Wohl aber Aufklärung, dass in dieser Region das Phänomen gibt, und sie deswegen nicht noch weiter zu unterstützen.
Denn, da mal die Frage an Kenaz: Wärst du dort hingefahren, hättest Du von den Zuständen dort gewusst?

Jeder Tourist in jener Gegend ist einer zuviel.
Denn: Wenn aufgrund von Aufklärungsarbeit die Touristen plötzlich wegbleiben, dann geht das auch einer korrupten Regierung nicht am Arsch vorbei. Schließlich bringen sie das Geld ins Land, womit sie geschmiert werden ...
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SoylentHolger

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Re: Die toten Frauen von Ciudad Juárez
« Antwort #8 am: 29 März 2007, 16:45:37 »

Ich kann Messie da nur Recht geben, nur das Problem an Ciudad Juárez ist, dass Ciudad Juárez eine dreckige und häßliche Industriestadt ohne nennenswerten Tourismus - abgesehen von US Party & Porno Boys - ist. Und ein Wegbleiben der Touristen wenig bringt. Effektiver wäre das totale Austauschen des lokalen Polizeiapparates.
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Ookami

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Re: Die toten Frauen von Ciudad Juárez
« Antwort #9 am: 29 März 2007, 17:19:15 »

Zitat von: messie
In solchen Fällen könnte die USA ja ruhig auch mal einmarschieren und die Regierung, die dort alles deckt, absetzen. So etwas jedenfalls ist nicht minder ein Grund wie die Vertreibungspolitik Saddams damals. Aber neee, da geht es ja nur um ein paar Frauen, was soll's.

Eben, da es dort kein Öl gibt und keine Atomwaffen und auch keinen Krieg des Bush-Clans weiter zu führen gilt, werden die USA sich da raushalten, sie sind ja schließlich keine Weltpolizei.

(Wer Ironie, Sarkasmuss oder Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten.)
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Re: Die toten Frauen von Ciudad Juárez
« Antwort #10 am: 31 März 2007, 08:40:52 »

na wer merkt etwas?

die einen töten jurnalisten, die anderen, oppositionelle, die nächsten arme hübsche frauen und wiederum andere sollen für einen nobelpreis vorgeschlagen werden, obwohl sie sich mit waffenschiebungen und schwarzgeldkoffern beschmutzt haben.

es ist wie immer.
ein empörender aufschrei, eine unterschriftenaktion und dann verlieren 80 % der unterschreiber den blickkontakt zum geschehen. die restlichen zwanzig teilen sich auf in schon verstorben, gefügig gemacht, aufgenommen in den clan, unglaubwürdig geworden.

es ist erschreckend aber leider war.
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Thomas

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Re: Die toten Frauen von Ciudad Juárez
« Antwort #11 am: 31 März 2007, 11:08:47 »

BTW:
Zitat von: messie
Da sage ich definitiv: In solchen Fällen könnte die USA ja ruhig auch mal einmarschieren und die Regierung, die dort alles deckt, absetzen. So etwas jedenfalls ist nicht minder ein Grund wie die Vertreibungspolitik Saddams damals. Aber neee, da geht es ja nur um ein paar Frauen, was soll's.
Im Prinzip gerne, aber wenn die nun in allen ein wenig korrupten Demokratien einmarschieren sollen, wird das selbst für das Ami-Militär etwas viel  ;D
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Lilyanar

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Re: Die toten Frauen von Ciudad Juárez
« Antwort #12 am: 31 März 2007, 20:00:08 »

BTW:
Zitat von: messie
Da sage ich definitiv: In solchen Fällen könnte die USA ja ruhig auch mal einmarschieren und die Regierung, die dort alles deckt, absetzen. So etwas jedenfalls ist nicht minder ein Grund wie die Vertreibungspolitik Saddams damals. Aber neee, da geht es ja nur um ein paar Frauen, was soll's.
Im Prinzip gerne, aber wenn die nun in allen ein wenig korrupten Demokratien einmarschieren sollen, wird das selbst für das Ami-Militär etwas viel  ;D

Gibt es in Mexico Öl? Dann stehen die Chancen gut.   ;D
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schwarze Katze

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Re: Die toten Frauen von Ciudad Juárez
« Antwort #13 am: 01 April 2007, 02:15:55 »

in Mexico, sowie in restlicher Lateinamerika, herrscht blankes Rassismus:

Die Oberschicht besteht aus weissen Hispanos, das Unterschicht aus Nachfahren von Indios und in manchen Länder (z. B. Brasilien) auch aus Farbigen.

Und einen Hispano-Polizeichef interessiert es keine Bohne, wenn eine Indio-Mädchen umgebracht wird

In diesen Länder herrscht die Unrecht, und die Welt schaut zu
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Re: Die toten Frauen von Ciudad Juárez
« Antwort #14 am: 01 April 2007, 15:21:49 »

in Mexico, sowie in restlicher Lateinamerika, herrscht blankes Rassismus:

Die Oberschicht besteht aus weissen Hispanos, das Unterschicht aus Nachfahren von Indios und in manchen Länder (z. B. Brasilien) auch aus Farbigen.

Und einen Hispano-Polizeichef interessiert es keine Bohne, wenn eine Indio-Mädchen umgebracht wird

In diesen Länder herrscht die Unrecht, und die Welt schaut zu

in russland auch und? da schauen wir auch zu! oder?
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