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Autor Thema: Rechtsextremismus in der Mitte angekommen ?  (Gelesen 9968 mal)

Lakastazar

  • Gast
Rechtsextremismus in der Mitte angekommen ?
« Antwort #45 am: 17 November 2006, 17:57:34 »

Zitat von: "DarkAmbient"
Das Böse 'im Menschen' und 'in menschlicher Vergesellschaftung' ist für mich das Gleiche. Die Vergesellschaftung ist immer schon da, auch in der Familie, d.h. wie erzogen wird und welche Rollen es gibt (als mal so als Huhn-Ei-Prozess gedacht).

Aber das mit dem 'Bösen', damit hattest Du ja nun angefangen. Ich halte die Kategorie für anrüchig, wollte sie aber mal aufgreifen und wenden.

Die Sache mit dem individuellen Bösen führt zur Banalität, wie Hannah Arendt ja schon einmal bemerkt hat. Sollte man besser sein lassen dieses Adjektiv, da es den Benutzer häufig als Denker in einfachen Polaritäten entlarvt.
Was meinst du, warum ich das "Böse" bewusst in Anführungszeichen setze...?

Es ist für mich keine Kategorie im Sinne eines konkreten Behältnisses für Eigenschaften, sondern eher eine Variable in einem Satz, das in Ermangelung einer geeigneteren Terminologie, die nicht zu weit ausholen muss, kontextuelle Gegebenheiten bzw. Aggregationen zu Verhaltensmustern aufzeigt bzw. zu beschreiben sucht, die als solche "desintegrativen"/"destruktiven" "Charakters" sind...

Das "Böse" - also das, was ich damit bezeichne - ist damit keine Entität, die für sich steht und der man einheimfallen kann wie es Christen und Hardliner immer wieder betonen, sondern vielmehr eine Emergenz, deren Entstehung systemisch zu betrachten und das Wirken diverser daran beteiligter Ebenen zu berücksichtigen ist...
Im Prinzip entsprechen wir uns beide sogar... Die Frage nach dem Huhn und dem Ei implizierte an sich deine Antwort, dass es da an sich keine Grenzziehung zwischen Mikro und Makro gebe... damit aber auch keine Entschuldigung, da dieses eben auch im Individuum seine existenten Korrelate hat, die auch subjektiv in einem Selbst erfahrbar sind!

Wenn man es an sich selbst erlebt hat... ich denke dabei an eben jenen Dispositionen... und ihren Ursprung sowie ihre Wirklichkeit, dann weiß man definitiv, das da "etwas" ist... welches als solches Gegenstand des "objektivierten Geistes" ist und man ist natürlich versucht es zu benennen... und es ist nicht banal, sondern einfach DA und wirkend!

lediglich wie man mit dem Empfundenem umgeht und in einer "gesunden"* Persönlichkeit zu integrieren bemüht ist, ist bei jedem verschieden... Es kultivieren sich in jedem Individuum, wie auch in der Gruppendynamik verschiedene Verhaltens/Reaktionsmuster, die dann "qualitative" Anteile an integrativen wie auch desintegrativen Momenten haben...
viele davon sind so subtil, dass sie häufig nicht mal bemerkt geschweige denn konkret benannt werden können!

Der Grad der Bewusstwerdung dieser "qualitativen" Anteile und in welcher Weise sie wirken und "lenken" ist es, der erst zum "Guten" (sprich "Einheit") führt aber dabei das anerkennen und erbarmungsvolle Umfangen der Vielheiten/Teilheiten/"Partikulartriebe" (sprich integration) als solche erforderlich macht... Dieses Erbarmen gegenüber den Vielen setzt das Erkennen des "Guten" (Integrität/Autonomie/Individualität) in der "Vielheit" vorraus und wird dann in ihrem Wirken "Gutheit" genannt...

*mit gesund oder "Gut" ist mit sicherheit NICHT komformistische Rollenidentität gemeint!


Nenn diese Dispositionen in dir selbst, wie du magst... sie werden dadurch allein nicht weniger... (sondern eher durch soziale Praxis)
und im Übrigen hab ich mit dem Wörtchen "Guten" angefangen... nicht mit dem "Bösen", welches ja letztlich ein nicht-vorhandensein von "Gutem" bedeutet ;)

Und das, was ich jedenfalls hier anzuführen versuche, hat mit simpler Polarität nichts zu tun... eine solche Unterstellung ist meist die Strategie relativistischen Gewäschs, wo ich mich an dieser Stelle von beidem in zumind. diesem Punkt klar distanziere!
eine solchen Vorwürf, Denker in einfachen Polaritäten zu sein, solltest du diese denn getätigt haben, würde ich weit von mir weisen, denn dies setze ja vorraus, dass ich diese Polaritäten als Entitäten verabsolutieren würde ;)

Außerdem halte ich, so ganz nebenbei, Hanna Ahrendts Arbeitsdefinitionen von Authorität, Macht, Kraft, Gewalt etc. für durchaus brauchbar, wo du diese hier schon anführst,... ;)
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